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Ueber den Zellwandabbau durch Holzvermorschungspilze und
die submikroskopische Struktur von Fichtentracheiden und
Birkenholzfasern
Doctoral Thesis Author(s):
Meier, Hans Publication date:
1955
Permanent link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000097155 Rights / license:
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Prom. Nr. 2516 Diss ET H
Über den Zellwandabbau durch Holzvermorschungspilze
und die submikroskopische Struktur von Fichtentracheiden und Birkenholzfasern
von
der
Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich
zur
Erlangung
der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt
vonHans Meier dipl. Naturwissenschafter
von
Obersiggenthal (AG)
Referent: Herr Professor Dr. A. FreysWyssling
Korreferent: Herr P.*D. Dr. K. Mühlethaler
SpringersVerlag/Berlin
—Göttingen
—Heidelberg
1955
Über den Zellwandabbau durch Holzvermorschungspilze
und die submikroskopische Struktur
vonFichtentracheiden und Birkenholzfasern.
Von Hans Meier.
Institut für
Allgemeine Botanik, Eidg.
TechnischeHochschule, Zürich.Einleitung.
-Einteilung
derHolzfäulen.
- Mate¬rial und Methoden zur
Untersuchung
desabge¬
bauten Holzes im
Elektronenmikroskop.
— Braun¬fäule:
Merulius domesticus -Polyporus
betulinus. --
Weißfäule:
Trametespini.
—Simultanfäule:
Polystictus
versicolor - Trametesradiciperda.
—Moderfäule:
Chaetomiumglobosum.
—- Abbau von mazeriertenHolzfasern: Präparation
-Ergeb¬
nisse. — Die
submikroskopische
Struktur der Fichtentracheiden undBirkenholzfasern:
Di'. Mittel¬lamelle. - Die Primärwand. - Die
äußere
Schichtder Sekundärwand =
Übergangslamelle.
- Diemittlere Schicht der Sekundärwand = Sekundär¬
wand. - Die innere Schicht der Sekundärwand
-= Tertiärwand. - Modell der verholzten Faser. —
Zusammenfassung.
-Schrifttum.
Einleitung.
Die Art des
pilzlichen
Abbaues von Holz wird einerseits bestimmt durch dieheterogene amikroskopische,
submikro¬skopische
undmikroskopische
Struktur derZellwand,
ander¬seits durch die
verschiedenartige
enzymatische Wirksamkeit derHolzvermorschungspilze.
Beide Faktoren enthalten auch heutenoch so manche Unbekannte, daß esnur in einem sehrgeringen
Maßemöglich
ist vorauszusagen, inwelcher Weise einbestimmterPilz eine bestimmte Zellwand abbaut.Umge¬
kehrt kann jedoch aus der
experimentell festgestellten
Artund WeisedesAbbauesauf dieStrukturderZellwand und auf die
enzymatische
Wirksamkeit des Pilzeszurückgeschlossen
werden. Dies ist die
Idee,
auf der dievorliegende
Arbeit basiert.Bis vorkurzem waren zur
Untersuchung
von faulem Holzdas Licht- und
Polarisationsmikroskop
sowie dieröntgeno- graphische
und chemischeAnalyse
diehauptsächlichsten
Hilfsmittel. Heute steht uns zusätzlich noch das Elektronen¬mikroskop
zurVerfügung,
mit dem dergrößte
Teil der in dieser Arbeitdargestellten Untersuchungen ausgeführt
wurde.Einteilung
derHolzfäulen.H art
ig,
von dem die erstengrundlegenden
Arbeitenüber die
pilzliche' Holzzersetzung
stammen, schreibt inseinem Standardwerk über
„Wichtige
Krankheiten der Waldbäume"(1)
: ,,In der Praxis bezeichnet man die¬jenigen Erscheinungen
derHolzfäulnis,die sich durch ihre dunklereFärbung auszeichnen,
mitRotfäule, diejenigen
Fäulniszustände, in denen die weiße Farbevorwiegt
oder stellenweise sichzeigt,
mit Weißfäule." Diese, wieHartig
schreibt, in der Praxis üblicheEinteilung
derFäuletypen
ist in der
Folge
auch in fast allen wissenschaftlichen Ar¬beiten über dieses Themaanzutreffen.
In neuerer Zeit wird die Rot-
oder,
wie siespäter
ge¬nanntwurde, Braunfäulemeistmit dem Celluloseabbau und dieWeißfäulemit dem
Ligninabbau
desHolzesidentifiziert.Falck
(2)
hat nämlichgezeigt,
daß eine Braunfäule injenem
Fall zustandekommt,wenndurch denPilzdieCellu¬lose aus der Zellwand
herausgelöst
wird und dasLignin
zurückbleibt.Wird
hingegen
inersterLiniedasLignin
undspäter
die Celluloseabgebaut,
so entstehteineWeißfäule.Damit haterdas
längst
bekannteBraun-undWeißwerdendesfaulen Holzes in
groben Zügen
erklärt. Fürdie beidenFäuletypen
haterdie beidenBegriffe
derDestruktion und der Korrosiongeprägt.
In den meisten neueren Arbeiten(3
bis8)
wird Destruktion alsSynonym
für Braunfäule und Korrosionfür Weißfäulegebraucht.
Danebenexistierenabernochzahlreiche andere
Begriffe
wieTrockenfäule,
Na߬fäule,
Stockfäule, Lagerfäule
usw., mit denen ebenfalls bestimmteFäuletypen
charakterisiert werden.Um die Braunfäule- von den
Weißfäuleerregern
zu unter¬scheiden, hat Bavendamm
(9)
eine einfache Testmethodegefunden.
Bei Zusatz von 0,5% Tannin oder Gallussäure zumgebräuchlichen JVlalz-Agar-Nährboden
bildet sich nämlichbei denWeißfäuleerregern
einOxydationshof,
verursacht durchOxydase- (Phenolase-) Ausscheidungen,
währendausgesproche¬ne
Cellulosespezialisten
dieseVerfärbung
nicht hervorrufen.Björkman (10)
unterscheidet nicht mehr bloß die alt¬hergebrachten
zwei,sonderndreiFäuletypen,
die erfolgender¬
maßen charakterisiert: 1. Die Destruktionsfäule
(destructive
26*
324 Meier,
Zellwandabbau. HOLZals Roh-und Werkstoff
orshrink
rot),
bei der die CellulosevomPilz direktangegriffen wird,
während dergrößte
Teil desLignins
unberührt bleibt.2. Die Korrosionsfäule
(corrosive
rot orpatchy rot),
bei der Cellulose undLignin
mehr oderweniger gleichzeitig
ange¬griffen
werden. 3.Die Weißfäule(white rot),
die durchsolchePilze verursacht
wird,
die vorallem dasLignin
zerstören, so daßdasHolz zuletztfastnurausCellulose besteht.—Während alsoBjörkman
den altenBegriff
derDestruktionsfäulebei¬behält,
wirdjener
der Korrosionsfäuleeingeengt
undjener
der Weißfäule(bisher Synonym
zuKorrosionsfäule)
neudefiniert.DieseauchvonBaxter
(11)
übernommeneEinteilung
bildetesachlich die
Grundlage
fürdie von unsgewählte Darstellung.
Die
Terminologie
wurdejedoch
etwasabgeändert,
da durchBjörkmans
Neudefinition von altenBegriffen
Unklarheiten unvermeidbar werden.Gäumann
(12)
stelltebenfalls einneuesEinteilungsprinzip
auf. Er unterscheidet: 1. Die
Destruktionsfäulen,
die er in Rotfäulen und Weißfäulenunterteilt, je
nachdem ob vorwie¬gend
die Cellulose oderdasLignin
ausden Zelhvänden heraus¬gelöst
wird.2. DieKorrosionsläulen,
bei denendurch die Auf¬lösung
der Mittellamelle eine Abnahme derGewebefestig¬
keit bewirkt wird.
Die
Versuche,
altenBegriffen
einenneuen Sinnzugeben,
haben im Extremfall zurfolge,
daß ein und derselbe Pilz in der Literatur alsBraun-, Kot-, Weiß-,
Destruktions- oderKorrosionsfäuleerreger
bezeichnet wird. Es sei diesamBeispiel
von Trametcs
ratticiperda gezeigt.
Ammann(13)
bezeich¬net ihn als
Rotfäuleerreger,
ebenso.Sehwerdtfeger (14).
Boy
ce(5) spricht
bei der von^diesemPilzhervorgerufenen
Fäulevon„spongysaprotorbrownrot'c.NachGäumann(12)
ruft Trametes raaiaperda eine Rot-, d. h. nach seiner Ein¬
teilung
eine Destruktionsfäulehervor,
nach Falck(2)
undBjörkman (10)
einetypische
Korrosionsfäule. AndereAuto¬ren
sprechen hingegen
vou einerWeißfäule,
Weißlochfäule oder„white pocket
rot"(6
u. 7, 15 u.16).
Wennmandaherheute den Abbau eines Pilzescharakterisieren
will,
soistesnot¬wendig,
genau zuumschreiben,
wiemandieverwendetenBe¬griffe
verstandenhaben will.In der
vorliegenden
Arbeit sollen nun die alten Be¬griffe
derBraun-(Rot-)
und Weißfäule in ihremursprüng¬
lichen
Sinn,
sowienoch derneueBegriff
derSimultanfäule und dervonFindlay
andSavory (17)
benützteBegriff
derModerfäule verwendet werden. Diese vier
Fäuletypen
kannmanwie
folgt
umschreiben:Braunfäule: Es werden
hauptsächlich
die Cellulose und die mit ihr verbundenen Pentosaneabgebaut.
DasLignin
bleibt mehr oderweniger
sekundär verändert zu¬rück. Die
Erreger
der Braunfäulen besitzen demnach.Fermente,
dielediglich
Cellulose zu lösen und siegleich¬
zeitig
ausdemVerband
mitLignin
zu befreienvermögen.
Die Zellwände werden dabei ganz
gleichmäßig
chemischverändert,
ohne daß der formaleZusammenhang
desZellenbaues durch Korrosionen
beeinträchtigt
wird. Das Holz wirdbraun, würfelbrüchig
und zerfällt schließlichzueinembraunen Pulver.
Weißfäule: Bei weißfaulem Holz nimmt der
Lignin- gehalt
mit fortschreitender Fäulestetig ab,
während derCellulosegehalt
zunächst imverändert bleibt. Erst im letzten Stadium derZersetzung
wird auch die Cellulose stärkerangegriffen.
Die eine Weißfäuleerregenden
Pilze scheinen demnach überFermentgruppen
zuverfügen,
dieLignin
lösentund gleichzeitig
aus,dem Verband mit der Cellulose befreien können. Sieverfügen
aber auch über celluloselösendeFermente,
diejedoch
erstwirksamwerden,
wenn die Cellulose
freigelegt
unddasLignin
alsNährstoffaufgebraucht
ist.Dasangegriffene
Holz weist einen wei߬lichen Farbton
auf,
dergleichmäßig
odergefleckt
sein kanninGestaltvonLinsen,
StreifenundKanälen,
dieaus rein cellulosischenZellgerüsten
bestehen. Zumeist treten bei den Weißfäulenbraune,
vonHyphen
erfüllte Zonenauf,
die als Grenzlinien bezeichnet werden.Simultanfäule:
Lignin
und Cellulose werdengleich¬
zeitig (simultan) abgebaut.
Es müssen demnach sowohlLigninasen
als auchCellulasengebildet werden,
die entwedermiteinander oder unmittelbar nacheinander wirksam sind.
Die Zellwände erfahren daher sukzessive
(in
derRegel
vom Lumen
her)
eineVerdünnung
und verschwinden schließlichvollständig.
WeißlicheVerfärbungen
desHolzes,
diemanoft feststellenkann,
beruhen in ersterLinie auf einerBleichung
derFarbstoffkomponenten
und sindnichtunbedingt
auf denLigninabbau zurückzuführen,
obwohldieser in bestimmten Fällen auch eine Rolle
spielen
kann.
, Moderfäule
(soft rot):
Die Moderfäule wird vongewissen Ascomyceten
undFungi imperfecta
vor allemaufLaubhölzern
erzeugt.
Eswirdvorwiegend
dieCelluloseabgebaut,
und in derSekundärwand derFasern werdenzylindrische
Hohlräume mitkegelförmigen
Enden heraus¬gelöst (17
bis20).
*Wennwir die verschiedenen Reaktionsweisen bei den einzelnen
Fäuletypen überblicken,
so muß unsauffallen,
daß es zwarPilzegibt,
denenoffenbarLigninasen fehlen,
daß aberalleüberCellulasenverfügen.
Obwohlals sicheran¬genommen werden
kann,
daßdie Art und Weise des chemi¬schenAbbaues starkvon der
Zusammensetzung
des Sub¬strates
abhängig ist,
soscheintderselbebei denHolzfäule¬pilzen
dochbedeutend artspezifischer
zu sein als bei denvon Stöckli
(21)
untersuchten Streuezersetzern.Material und Methodenzur
Untersuchung
des
abgebauten
Holzes imElektronenmikroskop.
Um
Untersuchungsmaterial
zuerhalten,
das unter genaufestgelegten Bedingungen
voneinemeinzigen
Pilz und während einer bestimmtenZeit abgebaut worden war, wurdenBirken- und Fichtenholzklötzchen(Betula
verrucosa Ehrh. und Picea eicelsaLink)
aus den äußerstenzwanzig Jahrringen
von etwafünzigjälirigen
Stämmenherusgeschnitten
und künstlich infiziert. Über Art und Herkunft der verwendeten Pilzegibt
Tabelle1 Aufschluß.
Als
Kulturgefäße
wurdenKolleschalen,
als NährbödenMalzagar (2%
Agar-Agar,2% Malzextrakt)
— für Chaeto- mium globosumAbrams-A'gar (vgl. 17)
— verwendet. DiePilze wurdenausReinkulturenaufdie Nährböden
übergeimpft.
Nachdem eingutesWachstum
festgestellt
werdenkonnte,
wur¬den nach etwa einerVVoche in
jede
Schalevier Holzklötzchen(1,5
X1,5
x0,5 cm3) gelegt,
diefolgendermaßen
sterilisiert wordenwaren: 48h imThermostat bei 50 bis 60°C,
24 h beiZimmertemperatur
und nochmals 48h bei 50 bis 60°C, um inzwischen nochausgekeimte Sporen
ebenfalls abzutöten(vgl.
22). Wie sich innichtinfizierten Kontrollschalenzeigte,
warendie Holzklötzchensteril. Die Kulturenwurdenbei einer
Temperatur
von24°Cgehalten.
Tabelle 1. Name und Herkunft der verwendeten
Holzvermorschungspilze.
Pilzart Herkunft
Merulius domesticus Falck
(Syn. Merutius
CBSlacrymans (Wulf)
Fr.l'olyporus
betulinus(Bull.) Fr.)
ETH 5031 Trametespini (Thore)
Fr.(Syn.
Fomes ETHM25pini Karst.)
Trametes
radieiperda Hartig (Syn.
Fomes ETHM21annosus
Fr.)
Polystictus
versicolor(L.)
Sacc.(Syn.
ETH1041Polyporus
versicolor(L.) Fr.)
Chaetomium
globosum
Kunze FPRLETH =Institut f. Spez.Botanik,Eidg. Techn.Hochschule,Zurich' CBS «Centralbur^auvoorSchimmelcultures,Baarn,Holland
FPRL=ForestProducts ResearchLaboratory,PrincesRisborough,England
Das Einbetten des
abgebauten
Holzes zurHerstellung
von Dünnschnitten für dieUntersuchung
im Elektronenmikro¬skop erfolgt
nach der von Newman und Mitarbeitern(23)
entwickelten Methode. Die Holzklötzchen wurden nach einer bestimmtenAbbauzeitaus den Kolleschalenherausgenommen
undin
Formol-Eisessig-Alköhol (FAA)
fixiert. 0,2bis0,5
mmdicke und 1cm
lange
Holzstäbchen wurden im Alkoholent¬wässert und in das
Einbettungsmittel (5,8 Butylmetakrylat,
13.Jg. Heft 9 ;UP;er Zc
September 1955 Fleier, w
J/8 Methylmetakrylat,
1%2,4-Dichlorobenxoylperoxyd) gelegt,
das im»Thermostat bei ca. 55° C
polymerisiert
wurde. Das Schneidenerfolgte größtenteils
auf einemumgebauten Spen¬
cer-Mikrotom (24;, teilweise auch auf einem Hotations- mikrotom nach von Borries. Die Dicke der
hergestellten
Schnitte
lag
bei 0,1 bis 0.4 ft Nach dem Herauslösen des Ein-bettungsmittels
wurden sie mil Chrom schief beschattet und teils in einem Triib-Täuber I'M bei 40kV, teils in einemPhilips
F.lM 100 bei 80 KV untersucht. Dieangegebenen
Ver¬größerungen
habenapproximativen
Charakter.Braunfäule.
Merulius domesticus.
Merulius domesticus ist der
typische
Vertreter einerBraunfäule und vermag unter den ihm
zusagenden
Be¬dingungen
die Celluloseverhältnismäßig
rasch aus den verholzten Zellwänden herauszulösen. DasLignin
läßt erdabeials unverwertbarenBestandteilzurück. Fischer
(25)
hat
allerdings gezeigt,
daßMeruliusLignin
verwertenkann,wenneszuerstin einelösliche Form wiez. B.
Phenollignin übergeführt
wird.Abbau von Fichtenholz. Falck
(2),
der merulius-faules Fichtenholz in verschiedenen Abbaustadien
analy¬
sierthat,stelltefest,daß in sehr stark
abgebautem
Holznurnoch
7,8 Gewichtsprozente
Cellulose vorhandensind,
gegenüber56,6 Gewichtsprozenten Lignin.
Dasabgebaute
Holz zeigt die
typischen Eigenschaften
einer Braunfäule.Zellform und Zellwanddicke erscheinen im Lichtmikro¬
skop
kaum verändertgegenüber gesundem
Holz. DieWandungen
sind braun undzeigen
nurmehrsehrgeringe Festigkeit.
ImPolarisationsmikroskop
sind die tiefgreifen¬den
Veränderungen,
die der Pilz verursacht hat, deutlichzuerkennen. SchulzeundTheden
(26)
stellten bei ihrenUntersuchungen
fest, daß Merulius nicht alle Stellen des Zellverbandesgleich
leichtabbaut.Vor allemfielihnenauf, daß das Frühholz in derRegel
bedeutend widerstands¬fähiger
ist als dasSpätholz,
wasdieeigenen
Untersuchun¬gen
bestätigt
haben. Außerdemerfolgt
der Abbau auch innerhalb der einzelnen Zellwand nicht in allen Schichtengleich
leicht undgleichzeitig.
Amlängsten
bleibt dieDoppelbrechung
sowohl im Frühholz als auchimSpätholz
in den der Mittellamelleanliegenden
Zelhvandschichten erhalten; imSpätholz
verschwindet dieDoppelbrechung
zuletzt in denTangentiahvänden.
Im
Elektronenmikroskop zeigt
einQuerdurchschnitt
währenddrei Monaten durch Merulius
abgebautes
Fichten¬holz
folgendes
Bild(Bild
1, 2,3):
Die Sekundärwand(hin¬
sichtlich der
Terminologie
der Zelhvandschichtenvgl.
S.
337)
bestehtzurHauptsache
nurnochauseinemlockerenLigningerüst.
Es istüberraschend,
wiegleichmäßig
die Celluloseausihrherausgelöst
wird. Es sindnirgends
Kavi- tätenfestzustellen,
selbst nicht anjenen
Stellen, wo eineHyphe
der Zellwand direkt anhaftet. — DiePilzhyphen
durchwachsendasZellumen meistens in derLängsrichtung.
Gewöhnlich finden sich im
Querschnitt
ein biszweiFädenje
Zelle. Hier und da trifftmanauchStellen,
wodie Wandvom Pilz quer durchwachsen wird
(Bild 3).
Dieser Wand¬durchbruch kann an einem
beliebigen
Orterfolgen
undist nichtetwa nurauf die
Wandaussparungen
derTüpfel begrenzt.
Vermutlich durch eine besonders starke enzv- matische Sekretion an derHyphenspitze
wird direkt ein Loch durch die Zellwandhindurchgefressen (27).
An der Stelle desDurchbruchsistdieHyphe
starkeingeschnürt.
— Dielängs
verlaufenden Pilzfäden wachsen interessanter¬weisevielfachnicht
eigentlich
im Lumen derZelle, sondern unter derinnerstenWandschicht,
dersog.Tertiärwand,
die in derRegel
nichtabgebaut
wird(Bild 2).
Betrachtetman einen
Querschnitt,
wie ihn Bild 1 dar¬stellt,
imPolarisationsmikroskop,
sozeigt
sich, daß dieandabbau.
Ränder der schwarzen Mittelschicht noch
doppelbrechend
sind. Esgeht
daraus hervor, daß Merulius zuerst die Cellulose der Sekundärwand abbautund erstnachlängeren
Befallszeiten auch die Primärwand und dieÜbergangs¬
lamellezerstört, die auf Bild 1 bis 3 nichtvon der Mittel¬
lamelle zu unterscheiden sind und wie diese schwarz er¬
scheinen. Wenn das letzte Abbaustadium einmal erreicht ist, sintern die
Ligninrückstände
stark zusammen, die Zellwand wird dadurch dünner, und im Elektronenmikro¬skop
erscheint die ganzeWand ziemlichhomogen.
Nur die MittellamellestreutdieElektronennoch etwasstärker und istdaherdunkler.Abbau von Birkenholz. Bei der Birke erfaßt der Abbau den gesamten Zellverband mehr oder
weniger gleichzeitig.
Nur die Gefäßwände weisengegenüber
derZerstörung
einenverstärkten Widerstand auf.Das
elektronenmikroskopische
BildvonHolz, daswäh¬rend drei Monaten
abgebaut
wurde,zeigt
noch intakte Tertiärwände(Bild 4).
Sie erscheinen meistens als um¬gefallene Bändchen,
deren Breite der Schnittdicke ent¬spricht.
Diesezeigen
einezurLängsachse
derZelleparallele Fibrillierung
und sind imPolarisationsmikroskop doppel-
Bild 1.
Querschnitt
durchFiclitenspiitliolz.
5Monate durch Merulius domesticusabgebaut. Vergr.
5800 X.Bild 2.
Querschnitt
durchFiclitenspätliolz
mitPil^h\phcn.
5Monate durch Merulius domesticus
abgebaut. Vergr.
5500 X-326
Meier, Zellwandabbau HOLZ alsund WerkstoffRoh-Bild 5
Qucischmtt
durch Ticlitcnfruhholz mitPil/hvphc,
diedie Zellwand quer durchwachsen hat 3 Monate durch Mnu- hus domesticusabgebaut \ ergr 2000 /
brechend DieSekundarwand\\irdvomZellumenhergegen die Mittelschicht hm sukzessive
abgebaut
An einigen Stellen ist sie noch fast bis zur Tertiarwand intakt, an anderen ist sieschon ganzaufgelost
Injenen
Partien, wosie bereits verschwunden ist, bleibt
jedoch
imGegensatz
zu den Verhältnissen bei den Fichtentracheidensozusagen kein
Lignrngerust
zurück Hierausfolgt,
daß die Sekundar- wand der Birke viel weniger mitLignin
inkrustiert ist alsj'ene
der Fichte(vgl
28) DieÜbergangslamelle
und diePrimarwand sowie die Mittellamelle sind noch
vollständig
intakt Auch nach einer Abbauzeit von acht Monaten ist die aus
Ubergangslamelle
und Primarwand bestehende Schicht nochinfastallenZellendoppelbrechend,
wahrenddie Sekundarwand beinahe
vollständig
verschwunden ist DerAbbau durch Merithus äußert sichdemnach bei der Birke durch eine auffallende \erdunnung
der ZellwandeHier und da bleibt dabei die unzerstorte Tertiarwand m
ihrer
ursprunglichen Lage
erhalten,sodaßzwischenihr und derÜbergangslamelle
ein Hohlraum entsteht(Bild 5)
Meistens aber
schmiegt
sie sich beim fortschreitenden Abbau der Sekundarwande an derenÜberreste,
so daß schließlich Tertiarwand undUbergangslamelle
nur noch durch eine dünne Schicht voneinander getrennt sind(Bild 6)
Polvporus
betulinusANîe Menthus erzeugt auch
Pohponts
betuhmts einetypische Braunfäule,
mit dem Lnterschiedallerdings,
daßer unter naturlichen
Bedingungen
fast nur die Birke be¬fallt. Nach Macdonald
(29)
ist er einWundparasit,
derzuerst den
Splint angreift,
wahrend er das Kernholz, so¬lange
der Baum lebt, unberührt laßt In vitro ruftPo!)
-ponts
betuhmtsjedoch
auch auf der Fichte eine deutliche Braunfaulehervorundverursacht starkeGewichtsverluste(Tabelle 2)
Bild 7 und8zeigenQuerschnitte
durch Birken¬holz nach einer Abbauzeit von zwei Monaten Nicht alle Zellwände sind
gleich
starkabgebaut
Überall istjedoch
die Tertiarwand noch
vollständig
intakt,und die Sekundai wand wird von innen nach außen allmählichaufgelost
Die
Pilzhyphen
haben einen auffallend großen Durch¬messer
(Bild 8),
so daß sie das Lumen kleinerer Zellen ganz ausfüllenNach Abbauzeiten von vier Monaten und mehr zeigt sich ein
analoges
Bild, wieesoben fur altereAbbaustadien vonmeruliusfaulem Birkenholz beschriebenworden ist DieUbergangslamelle
ist immer nochdoppelbrechend,
wah-Tabelle 2 Gewich tsverlustevonFichten-undBirken¬
holz, das mit Polypi»us betulinus infiziert worden ist
Infcktionszut inMonaten
Otwichtsvtrlustein%vomTrockengewicht dt>gesundenHolzes
Tient«nho!/ Birkenholz 1
2 3 4
17 59%
38%
61%
1 44"u 61%
68%
rend fast alle Sekundarw ande
aufgelost
sind und dasHolz deshalb keinerlei
Festigkeit
mehr zeigt Es ist dann tief dunkelbraungefärbt.
Bei den Abbauversuchen mit Fichtenholz wurden die Zellwande
grundsätzlich gleich
zerstörtwîedurch Mcruhus.Bild 4
Querschnitt
durch Birkenholz. 5 Monate durch Meiu- hus domisttens abgebaut Tertiarwande als schmale Bandchengegen die Zclluminz hin sichtbar. A ergr. 5050 x.
/ i
Bild 5.
Querschnitt
durch Birkenholz. 8 Monate durch Meru- litisdomesticusabgebaut.
\ ergr. 4000 X.13.Jg. Heft 9
September 1955 Meior. Zellwandabbau.
327
Bild 6.
Querschnitt
durch Birkenholz. 8 Monate durch Meru- lius domestlcusabgebaut.
Vergr.2900 X.Bild 7.
Querschnitt
durch Birkenholz. _' .Monate durch l'oly- porus betulinusabgebaut,
Vergr. 2600X.Ein Unterschied besteht aber darin, daß das Frühholz durch
Polvporus
betulinus leichterabgebaut
wird als dasSpätholz.
Dasmakroskopische
Abbaubild kann deshalbbeim Fichtenholz in
gewissen
Abbaustadien einerRing¬
fäule
gleichen.
Weißfäule.
Tram êtes
pini.
Tramclcs
pini,
der Kiefernbaumschwamm, ist einWundparasit
aufNadelhölzern,deren Kernholz er infiziert.DasHolz wird zunächst rotbraunverfärbt underhält dann zahlreiche weiße Flecken
(Rebhuhnholz, Weißlochfäule,
„white
pocket rot"),
in denen das Holz zu einer weißenfaserigen
Cellulosemasseabgebaut
ist.Dieeinzelnenspindel¬
förmigen
Fleckensind voneinandergetrenntdurchintaktesHolzgewebe.
DadasFrühholzrascherabgebaut
wirdals dasSpätholz,
tritt in derRegel
das Krankheitsbild einerRing¬fäuleoder
Ringschäle
auf. Dabeisetzen nichtso sehr dieSpätholzzellen,
sondern vielmehr die ihnen direktanliegen¬
den frühestenFriihholzzellendem Abbaueinen verstärkten Widerstand entgegen. — Während in der Natur Trametes
pini vorwiegend
Nadelhölzer befallt, konnte mit ihm in vitro auch Birkenholz sehr leicht infiziert undabgebaut
werden.
Abbau von Fichtenholz. Bereits im Lichtmikro¬
skop
kann mit Hilfe derPhloroglucin-Salzsäurereaktion festgestellt
werden, daß in bestimmten Bezirken des be¬fallenen Holzes das
Lignin
vom Lumen gegen die Mittel¬lamelle hin und zuletzt auchausdieser
vollständig
heraus¬gelöst
wird. Bei den künstlich infizierten Klötzchen trat dieWeißfleckigkeit
nie sehr deutlich hervor, sondern das Holz wurdegleichmäßig
weiß, wobei dasSpätholz
unddiefrühesten Friihholzzellen die braune Farbe am
längsten
beibehielten.Längs
derMarkstrahlen undumdieHarzgänge wurde dasLignin
ebenfalls erst in einemfortgeschrittenen
BefallsstadiumausdenZellwändenherausgelöst.
Bevor eine Zellwandvollständig entlignifiziert
ist,scheintdieCelluloseüberhaupt
nicht oder dann nur in sehrgeringem
Maßeangegriffen
zu werden. Diese Tatsachen werden im elek¬tronenmikroskopischen
Bild besonders deutlich sichtbar.Bild9
zeigt
einenQuerschnitt
durch frühesSpätholz,
dasachtMonate dem Pilzbefallausgesetztwar. Das
Lignin
ist vollständig aus der gesamten Zellwandherausgelöst,
währenddasCellulosegerüst
noch fastganz intakt ist. Die Tertiärwand der untern Zellwand hat sich stellenweise etwaslosgelöst
und läßt eine zur Zellachse mehr oderweniger parallele
Fibrillenstruktur erkennen. Die dicke Sekundärwandzeigt infolge
desLigninverlustes
eine Lockerstruktur. DieÜbergangslamelle
erscheint als kom¬pakte
dünne Schicht, vonder sich links außen die Primär¬wand mit ihrer
gekreuzten
Fibrillenstruktur etwas los¬gelösthat. In einer etwas stärker
abgebauten
Zellwandausdem
gleichen
Holzklötzchenist ersichtlich, daß bei ein¬setzendem Celluloseabbcu zuerst die Sekundärwand ver¬
schwindet, während die Tertiärwand und die
Übergangs¬
lamelle vermutlich samt der Primärwand der
Auflösung
einen bedeutend stärkeren Widerstand entgegensetzen (Bild
io).
Bild S.
Querschnitt
durch Birkenholz. 2 Monate durch Polv¬porus betulinus
abgebaut. Vergr.
5400 X.328 Moier, Zollwandubbiu. HOLZ als Roh- und Werkstoff
Bild 9.
Querschnitt
durch Fichtenholz. 8 Monate durch Trametes piniabgebaut.
Links außenabgelöste
Prima'rw and.Unten Bändelten der Tertiär«and. Vergr. 8250 X.
Abbau von Birkenholz. Der Abbau der einzelnen Zell¬
wand
erfolgt
hier ähnlich wie bei riclitenliolz. Ls uerdenvor¬erstkleinereZellbczirkcangegriffen,ausdenenzuerstdasLignin verschwindet. Am
widerstandsfähigsten
ist dieses in den Zell- zwickcln, die auf Bild 11 als schwarze Dreiecke sichtbar sind.Wenndas
Lignin
ausden Zcllwäudenherausgelost
ist, setztall¬mählich derCelluloseabbauein, wobei die Sekundärwände ge¬
wisser Zellen bedeutend rascher
aufgelöst
werden als andere.Die
Cbergangslanielle
bleibt imnier umlängsten
erhalten(Bild
12).Simultanfäule.
Polystictus
versicolor.Polystictiis
versicolor ist dertypische
Vertreter einer Simultanfäule. Er kommt in der Natur vor allem alsSaprophyt
auf Laubhölzern vor und verursacht eine weißeVerfärbung
derselben. Erwird daherin derRegel
alsWeiDfàulepilz
bezeichnet. Wie Scheffergezeigt
hat, beruht aber die weißeVerfärbung
auf einemBleichungs-
effekt und hat ihren Grund nicht in einer dem Cellulose¬
abbau
vorangehenden Auflösung
desLignins.
Dies haben dieeigenen Untersuchungen bestätigt.
Scheffer hat durchBild 11. Querschnitt durch Birkenholz. S.Monate durch Trametes pini
abgebaut.
Überreste derausLignin
bestehenden Zellzwickel als schwarze Dreiecke sichtbar. Vergr. 3650 X.chemische
Analysen
auchfestgestellt,
daß alleHolzkompo¬
nenten
ungefähr gleichzeitig abgebaut
werden. Nach Lutz(31)
besteht durchPolystictus
versicolorabgebautes
Buchenholzvorwiegend
noch ausXylan.
Der Abbau der Zellwände im Birkenholz
geht
so vor sich, daß sie sukzessive vom Lumen heraufgelöst
werden.Die Cellulosefibrillen und das inkrustierende Material werden dabei simultan
abgebaut.
Zuletzt sindnurnochdie Zellzwickel und eine dünne fibrilläre Lamelle (Primär¬wand)
vorhanden(Bild 13).
Das Holz wird zuerst in kleinen Zellbezirkenabgebaut,
die sich dann allmählichvergrößern.So kann man auf einem
Querschnitt
durch seit drei Monaten infiziertes Holz nebenvöllig
intakten ZellwändenalleAbbaustadien antreffen. DieZellen,in denen derAbbau
begonnen
hat oder bereitsfortgeschritten
ist, enthalten in ihrem Lumen fast immer eineigenartiges, unregelmäßig wabiges Agglomérat (Bild 14).
Trametes
radieiperda.
Abbau von Fichtenholz.
Björkman (10)
unter¬scheidet beim Abbau des Fichtenholzes durch Trametes
radieiperda
verschiedeneFäulnisstadien,dieermit„aniline wood,light
firm rot, darkfirm rotundsoff rot" bezeichnet.Nachunsern
Untersuchungen geht
der Abbau so vorsich, daß dieeinzelne Zellwand vomLumen hersukzessive auf¬gelöst
wird. Dabeigeht allerdings
derLigninabbau
demBild 10.
Querschnitt
durch Fichtenholz. 8 Monate durch Bild 12.Querschnitt
durch Birkenholz. 6 .Monate durch Trametespiniabgebaut. Vergr.
6550 X. Trametespini abgebaut. Vergr.
1700 X.13 Ig Heft 9
September 19*5 Meier, Zellwandabbau
329
Celluloseabbau kurz \oran, dieser
folgt
aber jenem un mittelbar Man findet deshalb keine sonst unversehrten undbloß\om Ligninbefreiten 7ell\\ ande\\lebeiden \\ ciß- faulen WennderLigninabbau
bei derMittellamclle undan denZellzwickelneinzusetzenbeginnt,ist dieSekundarwand cellulose bereitsstarkangegriffen
In manchen Zellen, be¬sonders im
Spatholz,
wo auffallenderweise zuerst dieTangentialwande
eine\erdunnungerfahren(vgl
321133),
scheint der \bbauvonLignin
undCellulose\ollig
simulUnzu
erfolgen
Durch den leichteren Abbau des Frühholzes entsteht
in der
Regel
eineRingfaule
Durch den etwas früher ein setzendenLigninabbau
und wohl auch nochinfolge
einesBleichungseffektes
wirddasFrühholzweißlich,wodurchdie Erscheinungder\\eißstreingkeit
zustande kommtDunnschnitte durch frühe Abbaustadien von Fichten¬
holz herzustellen erwies sich als recht
schwierig,
da die noch vorhandenenZellwandrestebeinahedieursprungliche
Stabilität und Harte besitzen Schnitte durch seit acht Monaten infiziertes Holz
zeigten,
daß in den stark zcrstörten Bezirken nur noch die aus
Lignin
bestehenden Zellzu ickel undihnenanliegend
einedünne Haut\orhandenwaren
(Bild 15)
Bei diesermußessich,obwohldieFibrillen¬struktur wahrscheinlich
infolge
nichtaufgelöster
inkru¬stierender Substanzen nicht sichtbar ist, um die Primar- wand handeln
Abbau von Birkenholz Wahrend IramcUs mditiptida
unter naturlichen Bedingungen
\orwiegend
'Nadelhölzer be¬fallt, kann der Pilz in vitio auch Birkenholz sehrintensiv ab¬
bauen
Ligenartigerwcise
rillterdabeijedoch keine biliiniltin faule, sondern eine \\ ciltfaule hervor In kleineren, um 1gel
mäßig \erteilten Bezirken, die sich sukzessivevergrößern
bissie ineinander
übergehen,
werden die Zellwande\ollstandig entlignifiziert,
und dureh dieAuflösung
der Mittellamelle werden die Tasern voneinander getrennt(Bild 16)
Ausge¬nommen von diesem \ organg sind die Gefäßwände, die vom Abbau nicht betroffen weiden auchwenn das Ligninaus allen
umhegenden
Zellenherausgelost
ist Nach derInthgnifizicrung
der Zellwande kann der Pilz dann auch die Cellulose abbauen Als besonders widerstandsfähig erweist sich die Tertiarvsand (Bild 17) Sie bleibt intikt undzeigtihrezurTaserachse mehr oderweniger
parallele
ribrillentevtur besondersdeutlich,nach¬dem die Sekundarwand
größtenteils abgebaut
ist Moderfaule(„soft rot").Chaetomium
globo-,um
D;r Pilz ruft den von
Bailey
und Vestal(18)
zumersten Malbeschriebenen charakteristischen Rautenabbau
Bild 15
Querschnitt
durch Birkenholz Zellzwickel mit Pri- marwand 5 Monate durch fohstictus versicolorabgebaut
Vergr
10000X.Bild 1 f Qucrschnitt duich Birkenholz 5 Monate duich l'uhstictus icrsicolor
abgebaut
Das Zellumen wird durch einwabiges Agglomérat ausgefüllt
\ ergr 4400 VBild 15
Querschnitt
durch Fichtenholz Zellzwickel mit an¬haftender Primarwand 8 Monate
abgebaut
durch liametesladicipcrda
\ ergr 6750 XderSekundarwandhervor, der,soweit bekannt,vonkeinem der holzvermorschenden Basidiom}ceten verursacht wird
Kennzeichnend fur Chaitoimmn s,lobosum wie auchfur die andern
Erreger
der Moderfaule ist, daß dieHyphen
nicht bloß im Zellumen, sondern auchlongitudinal
im Innernder Sekundarwand wachsen Sie bauen dort die Cellulose- hbnllen in der \rt ab, daß in der Wand ein Hohlraum in Iorra eines
Zylmders
mitaufgesetztem Kegel
entsteht DieZylmderwande
verlaufenparallel
zurribrillennchtung
inder Sekundarwand, und der Winkel des
Kegelmantels
zur
Langsachse
der Fibrillenbetragt
immer etwa23°
(Bild
18 und19) Frey-WTyssling (34)
hat gezeigt, daß dieser Winkel einer Hvdrohseebene desCellulosegittcrs entspricht
Wîe undobüberhaupt
dasfurdieModerfaulen charakteristische Abbaubild inEinklang gebracht
werdenkann mit der von Dolmetsch
(35) postulierten
Faser¬struktur, scheint eine offene
Frage
NachDolmetsch solles in Flachen
angeordnete
Lockerstellengeben,
die dieeinzelnen Mikrofibnllenw îeauch die ganze Faserquerzur
Langsachse
durchlaufen Eswaredeshalbzuerwarten, daß durch den Abbau der Sekundarwand durch Chaetomium einfachezylindrische
Hohlräume ohneaufgesetzte Kegel
entstandenChaetomium
globosum
ist nicht imstande, Nadelholzer wesentlich abzubauen,hingegen
kann der Pilz auf Laub- holzern außerordentlich aggresiv sem Der durchschnitt¬liche Gewichtsverlust mehrerer Proben ist aus Tabelle 3 ersichtlich
Der auffallendeUnterschiedmder
Abbaufahigkeit
vonFichte und Birke, der bei kemem der untersuchten Basi-
330 Meier, Zclhvandabbau HOLZ als Roh und Werkstofl
'S,
Bild 1 o . i I Birkenholz
8 Monate abgebaut duich Itametes radici-
pcrda
Sekundär»»unkgequollen,
ieditsoben Zelhvand, ausder dasLignin
noch nicht her- ausn-clost wurde^dunkelt
A ergr 2100 XBild 17 Bändelten der fcrtiarwaiid
einem
Querschnitt
durch Birkenholz 5 Monate durch Itametes radicipctdagebaut
wordenist \ ergr 7000\aus
das ab
diomvceten
angetroffen
\\urde mußwohleinerseitsaufden unterschiedlichen Bau der Fichten- und Birkenholzzell- wande und anderseits auf derspeziellen enzymatischen
Sekretion des Pilzes beruhen Wahrend namheh viele Laubholzer eineligmnarme
Sckundarwand besitzen, ist diese bei den Nadelhölzern stark mitLignm
inkrustiert und offenbar ist Chaetotnuim globosum nichtbefähigt,
die Celluloseausdem\erbandmitLignm
herauszulosen,wle es dieBraunfauleerreger
zutunimstande sindBild 18
Längsschnitt
durcliBirkenholz,das durch Chaetomiumglobosum abgebaut
worden istPolarisationsmikroskoptsch
Vergr 650 x.Es
drangt
sich nun die I rage auf ob m den Nadel¬holzern das
Lignm
der Sekundär«and durch \alenzkraftean dieCellulose
gebunden
sei In diesem I alle konntemanannehmen,daßChaetomiumkein fermentbesitzt, das das
Lignm
\on der Cellulosespalten
kann Daüber dieFrage
der chemischenBindung
zwischenLignin
und Cellulosejedoch
noch keineendgültige
Klarheit herrscht, und maneigentlich
eher der \nsicht ist daß keine solche besteht(vgl
36u37),
kann dies nicht ohne weiteres angenommen werden Es ist namheh auchdenkbar, und dies scheintunssogarwahrscheinlicher, daß Chaetomium die Cellulose nui
[abc11c 5 (je w 1 c11ts \o1111s11 \ o 11 I 1 c 11Un und Bu kenliolz, das mit (hintnmtumplohm/m 111I1711 rt woidin ist
Infektionsztit inMonittn
Gewichtsverlustein°0 vomTrockengewicht desgesundenHolzes
0 7%
?70 -1' /o
8,2%
25%
45%
58%
63%
dann abbauen kann, wenn seine
Hvphen
in direkten Kontakt mit ihr kommen DurchLigninein- lagerungen
wirdjedoch
dieserdirekte Kontakt immer wieder
\cHundert oder nur ganz lokal
ermöglicht
Aufjeden
Fall darfangenommenwerden,daßChaeto¬
miumkeine Cellulasen
produziert
die in
großeien Mengen
nachaußen
abgegeben
werden durch die ganzen Zellwandediffundieren und die Cellulose herauslosen können, wie esz B MeruliustutBild20zeigt,daßChaetomium globosum ganz selektiv nur die Sekundarwand abbaut Die fer- tiarwand sowie die der Mittel¬
lamelle eng anhaftende Pnmar- wand und
LTbergangslamelle
bleiben bestehen, wie mit demPolarisationsmikroskop
leichtnachgewiesen
werden kann Die Tertiarwand zeigt imElektronenmikroskop
eine un¬regelmäßig kornige
Struktur(Bild 21)
Hie und da stelltmanfest, wieaufBild22, das obeneinverdrehtesBandchender Tertiarwand zeigt,daß ihreeineSeite,eamuß wohl diedem Lumen
zugekehrte
seinkornig
erscheint wahrenddieandere Seiteglatt
ist \uf Bild 21, einemLängsschnitt,
wirdeineFlachenansicht der Tertiarwand gezeigt Man sieht hier, daß ihreOberflacheaus einerSchicht klemster Kornerbe¬
steht deren Durchmesservon 200 bis 2000A variiert Da Chaeiomium
globosum
dieTertiarwand so außerordentlich schon freilegt bietet dasabgebauteHolz cmidealesObjekt
zurnähern L
ntersuchung
dieser innerstenZellwandschicht(vgl
dieAusfuhrungen
auf Seite33jff)
Wieschonerwahnt,wird dasFichtenholz auchnachsehr langen Infektionszeiten nur an der Oberflache
abgebaut
Bild2} zeigt einen
Querschnitt
durch solches Nadelholz das wahrendzehn Monaten dem -\bbau ausgesetztwordenist Ts ist daraus ersichtlich, daß hier neben den
übrigen
Bild 19
Längsschnitt
durch Birkenholz, das durch Chaeto¬mium
globosum abgebaut
wordenist.Abbaufigur
in der Sekun¬darwand,
vgl
Bild 18Vergr.
7U00\13 Jg Heft 9
September1955 Meier, Zellwandabbau
331
Bild20
Querschnitt
durch Birkenholz Sekundarwand durch dreimonatigen Abbau durch Chaetomium globosum herausge¬löst \ crgr. 1750X
Zellwandschichten auch die Sekundarwand, obwohl stark durchlöchert, doch noch zu einem guten Ieil erhalten ist Obwohlin deneinzelnen Lochern keine Pilzfaden
gefunden
werdenkonnten,mußmandochxcrnuiten,da(jessichumHyphengange
handeltAbbauvonmazerierten Holzfasern.
Die Abbauvirsuelu an ni.i/iiuiltn d h
piaktisch
ausreiner Cellulose bestehenden Holzlasern, wurde duichgofuhrt,
um einen Linblitk in die
komplizierten
Abbauverh iltmsse in der Zellwand zugewinnen Staudingcrund Mitarbeiter(^8) unterscheiden drei vcrsthicdcnc Abbaurtaktionon bei raden- molekulen erstenskönnensie \omI nde herabgebaut
werden,zweitens können sie in der Mitte
gespalten
werden, drittens können siegleichzeitig
an verschiedenen Meilen reagieren respgespalten
werden lur einen Abbau \on Ccllulosemole knien durch Mikroorganismen kommen alle drei Beaktions-mogluhkeiten
m Betracht Die erste Keaktionsart wurde von Maudingerund Mitarbeit!rn 5X*ibei dei Zerstörung \on Baumwoll cellulose dure h Bakterien gt lundeu
\\icBild 19zeigt wirdsic au<h beim Cellulose abbau durch ( hattomtum g/eiieisum verwirklicht,wodioMikrn hbnllen und damit aucli die Laden- liiolekule von einem Inde her ab¬
gebaut
werden Diezweiteund dntuKeaktionsart wird wohl von allen holzv ermorsthenden Basidiomvcc ten zum Abbau benutzt "Nach Schubert f59)
geht
nach deiZerlegung
der Makromoleküle mGlucoseeinheiten der Abbau übei
Aethvlalkohol und L ssigsaurc zum
Endprodukt
OxalsäurePraparation
Fichtenholz wurde nach der bei
Bosshard ^+0) beschriebenen Me¬
thodemit\\
asserstoffsupero\vd/Lis-
essig (1 1), "Natriumsulfit 10"„ig und
Kahlauge
2"„ig; mazeriert Das Faserniatenal wurde dann im Autoklaven sterilisiert und in wall rigerSuspension
auf die lur Pilz kulturell üblichenMabagarnahr-
boden inPetrischalengegossen Die Pilze wurden darauf
geimpft
unddie Kulturellbeieiner lemperaturvon20 bis 25° Caufbewahrt.
Nach einer Abbauzelt von zwei bis drei Monaten erlolgtoche tntersuchung der Cellulosefasern im Polarisations- und im I
loktronenmikroskop
1
rgebnissi
Alleverwtndeten Basidiomvccten also Braun Wtili-und Simultanlaulcciregersind imstande, reine Cellulose
ungefahl
in der
gleichen
Zeitabzubauen Auch cheMorphologie
derangegriffenen
rasernwarbei allen Pilzen sehr ähnlichUntersuchungen im
Polarisationsmikroskop
/inl
ntersuchung
im linearpolarisierten
Lie ht wurden dieKultuigelaße
mit denabgebauten
rasern direkt unterdas Mikroskop genommen nachdem dasLuftmvcelder Pilze entferntwotdenwar Ls zeigte sich, daß in ein und derselben Laser zwischen intakten Abschnitten in
regelmäßigen
Abstanden Stuckefolg¬
ten, die nur noch ganz schwächt
Doppelbitthung
aufwiesenoder die
ubeihaupt
vollständigabgebaut
waren DerKhvthmusmit dem die
Querembruche
m die Iasernerlolgten
istaul lallend, und es stellt sieh die 1 rage nach dessen Lisachen Ziemlichsicher besteht dei Grui d dafür nicht in einer che mischen Aerschiedenhcit tier Cellulose îiineihalb gewis'ci ]aserabstluutte, wenigstens ist dies sehr unwahisehcinluli und es sindauch keineAnhaltspunkte
dalur vorhanden \ul mehristanzunehmen daü das Phänomen durch \erschicdcn helfenphvsikahsrher
"Satin beditürtist die auf die MazerationAbb 22 \eidiehlc Ttitiaiuand, körnige und
glatti
i>tite sichtbar,aus einemLängsschnitt
durchBirkenholz, das 4 Mo¬nate duich thmtumium
globofum abgebaut
worden ist \ ergr12100 X
zurückzuführen sind Durch die dabei eintretende
Quellung
derSekundarwand muß angenommenwerden daß ehe gegen
einen Abbau viel resistentere Piimaiwand und die L her
gangsla
nielleanmanchen Stellenmtelianisc h best h adigtw 11 den, sodaß an ihtsen Bißstellen der Abbau bedeutend leichtei tmsetzenkann alsan denStellen,wodie I ascroberflachc noch intaktist(vgl. +1)
Bild 21 1 lachenansitht der Ttrtiarwand
aus einem
Längsschnitt
durch Birkenholz, das +Monate durch Chaetomium globosumabgebaut
wordenist \ ergr 12 000 /Bild 23
Queisthiult
durch 1iclite nholz10 Monate abgebaut durch Chaetomium globosum A ergr 1550 y