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Das Mundell-Fleming-Modell - Bergische Universität Wuppertal

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Academic year: 2023

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Bergische Universität Wuppertal – FB B Schumpeter School of Economics and Management

Makroökonomische Theorie und Politik

Übung zur Einführung in die VWL / Makroökonomie

Teil 8: Das Mundell-Fleming-Modell

Thomas Domeratzki

Version vom 18. Februar 2010

Anregungen, Kritik, Wünsche, Vorschläge bitte an mich:

domeratzki@wiwi.uni-wuppertal.de Büro: M.12.12

(2)

INHALTSVERZEICHNIS Seite 1

Inhaltsverzeichnis

1 Einführung 2

2 Die Zahlungsbilanz 2

2.1 Die Leistungsbilanz . . . 2

2.2 Außenhandel und IS-Kurve . . . 4

2.3 Die Kapitalbilanz . . . 5

2.4 Zahlungsbilanz und ZZ-Kurve . . . 6

2.5 Kapitalmobilität . . . 8

3 Das Mundell-Fleming-Modell 10 3.1 Negative Nettokapitalimporte (also Kapitalexporte) und Devisenmarkt . . . 12

3.2 Kapitalimporte und Devisenmarkt . . . 16

4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell 19 4.1 Fiskalpolitik . . . 20

4.2 Geldpolitik . . . 21

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2 Die Zahlungsbilanz Seite 2

1 Einführung

Das Mundell-Fleming-Modell stellt eine Erweiterung des IS-LM-Modells dar. Während das IS-LM-Modell von einer geschlossenen Volkswirtschaft ausgeht, wollen wir nun eine kleine offene Volkswirtschaft betrachten. „Offen“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Au- ßenhandel stattfindet, wir jetzt also Exporte und Importe berücksichtigen müssen. „Klein“

bedeutet, dass die inländische Volkswirtschaft im Vergleich zur Weltwirtschaft klein ist, d.

h. nur wenig Einfluss auf diese hat.

Wichtig für das Verständnis des Mundell-Fleming-Modells ist es, die Verbindungen zum Ausland zu verstehen, denn diese werden wir nun in das bekannte IS-LM-Modell einbauen.

Die Verbindung zum Ausland findet auf zwei Wegen statt, einmal über den Außenhandel, d. h. den Nettoexporten, und über den Kapitaltransfer zwischen In- uns Ausland. Erfasst werden beide Arten von Transfers durch die Zahlungsbilanz. Die Zahlungsbilanz ist Teil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in ihr werden die Transfers statistisch erfasst.

2 Die Zahlungsbilanz

Die Zahlungsbilanz besteht aus den Teilbilanzen Leistungsbilanz, Kapitalbilanz und De- visenbilanz. Die Leistungsbilanz erfasst gerade den Außenhandel, also Exporte minus Im- porte.1 Die Kapitalbilanz kann man Nettokapitalimporte verstehen, hier werden also alle grenzüberschreitenden Kapitalbewegungen erfasst. Die dritte Teilbilanz, die Devisenbilanz, stellt die Änderungen des Devisenbestands der Zentralbank dar. Wir gehen hier davon aus, dass die Devisenbilanz immer ausgeglichen ist und damit keinen weiteren Einfluss auf die Zahlungsbilanz hat. Für uns sind dann nur die Leistungs- und die Kapitalbilanz maß- geblich. Die Zahlungsbilanz selbst ist immer ausgeglichen (dies ist definitorisch festgelegt), dies bedeutet hier, dass sich Leistungs- und Kapitalbilanz gegenseitig ausgleichen müssen.

2.1 Die Leistungsbilanz

Betrachten wir nun Leistungs- und Kapitalbilanz genauer. Die Leistungsbilanz entspricht im wesentlichen den Nettoexporten, aus Vereinfachungsgründen nehmen wir hier an, dass sie genau gleich sind. Die NettoexporteN X sind einfach die Exporte minus den Importen.

1Korrekterweise müsste man noch grenzüberschreitende Faktoreinkommen berücksichtigen, dies ver- nachlässigen wir hier aber, da diese ohnehin vergleichsweise gering sind und es die Analyse somit verein- facht.

(4)

2 Die Zahlungsbilanz Seite 3

Wir haben bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung schon gesehen, dass die Nettoex- porte bei der Verwendungsgleichung des BIP berücksichtigt werden, diese ergibt sich dann zuY =C+I+G+N X. Exporte steigen an, wenn das Einkommen im Ausland (Y) an- steigt, das Ausland kann dann mehr konsumieren und wird dann mehr Güter, auch von uns, einführen. Sternchen ∗ an den Variablen bedeuten übrigens, dass es sich um ausländische Größen handelt, während Buchstaben ohne Sternchen inländische Variablen bezeichnen.

Eine zweite Einflussgröße neben dem ausländischen Einkommensniveau ist der Wech- selkurs q∗. Ein Anstieg dieses Wechselkurses bedeutet eine Abwertung der inländischen Währung gegenüber der ausländischen Währung, die inländische Währung wird also im Vergleich zur ausländischen Währung weniger wert. Wenn nun ein inländisches Unterneh- men seine Waren im Ausland verkauft und für diese Waren einen festen Preis in inländischer Währung haben möchte, dann bedeutet eine Abwertung der einheimischen Währung, dass der Preis im Ausland sinken kann und dass trotzdem, in inländische Währung umgerechnet, das Unternehmen den festen Preis in inländischer Währung erzielt. Bei einer Abwertung kann das Unternehmen den Preis im Ausland (in ausländischer Währung) also senken. Da- durch werden die Waren im Ausland günstiger und damit verstärkt nachgefragt. Auf die gesamte Volkswirtschaft bezogen bedeutet somit eine Abwertung der einheimischen Wäh- rung, dass die Exporte ansteigen, da einheimische Waren im Ausland günstiger werden.

Umgekehrt ist der Zusammenhang bei einer Aufwertung der inländischen Währung, dies bedeutet nämlich, dass die ausländische Währung relativ zur inländischen an Wert verliert. Ein inländisches Unternehmen, dass für seine Waren einen in inländische Währung umgerechneten festen Preis erzielen möchte, muss die Preise im Ausland dann anheben.

Dies führt aber dazu, dass die Nachfrage nach inländischen Gütern im Ausland zurückgeht.

Wir können somit festhalten, dass sich eine Abwertung der inländischen Währung (q steigt) positiv auf die Exporte auswirkt und sich eine Aufwertung (q sinkt) negativ auf die Exporte auswirkt.

Wiederum umgekehrt ist es bei den Importen. Wenn unsere Währung gegenüber dem Ausland abwertet, dann werden ausländische Waren teurer, die ausländischen Waren wer- den weniger nachgefragt und somit auch weniger importiert. Bei einer Aufwertung der inländischen Währung werden ausländische Waren dementsprechend günstiger, und es wird mehr importiert. So wie bei den Exporten das ausländische Einkommensniveau ei- ne Einflussgröße war, so ist bei den Importen das inländische Einkommensniveau Y eine Einflussgröße. Denn ein Anstieg des inländischen Einkommens führt zu mehr Konsum und damit auch mehr Güterimporten.

(5)

2 Die Zahlungsbilanz Seite 4

Wir können also festhalten, dass eine Abwertung der inländischen Währung zu höheren Exporten und geringeren Importen und damit insgesamt zu höheren Nettoexporten führt, während eine Aufwertung zu geringeren Exporten und höheren Importen und damit auch zu geringeren Nettoexporten führt.

Schreiben wir dies nun etwas formaler auf. Die Exporte bezeichnen wir mit EX und diese sind positiv abhängig vom ausländischen Einkommen und vom Wechselkurs. Es gilt also:

EX =EX(Y

+, q

+

) (1)

Die Importe IM dagegen sind positiv vom inländischen Einkommen und negativ vom Wechselkurs abhängig:

IM =IM(Y

+, q

) (2)

Die Nettoexporte N X =EX−IM sind somit ebenfalls vom ausländischen Einkommen, vom inländischen Einkommen und vom Wechselkurs abhängig. Ein Anstieg des ausländi- schen Einkommens führt zu höheren Exporten und steigert somit auch die Nettoexporte.

Ein Anstieg des inländischen Einkommens erhöht die Importe und verringert damit die Nettoexporte. Ein Anstieg des Wechselkurses (eine Abwertung) lässt die Exporte ansteigen und verringert die Importe, die Nettoexporte steigen dann an. Zusammengefasst erhalten wir:

N X =EX(Y

+, q

+

)−IM(Y

+, q

) =N X(Y

+, Y

+, q

+

) (3)

2.2 Außenhandel und IS-Kurve

Die IS-Kurve kann man als Interpretation der Verwendungsgleichung des BIP (Y =C(Y)+

I(r) +G) verstehen, indem wir nämlich alle Kombinationen vonY- undr-Werten suchen, für die diese Gleichung erfüllt ist (siehe Herleitung der IS-Kurve im Teil 7 dieses Skriptes).

Nun haben wir der Verwendungsgleichung die Nettoexporte hinzugefügt und erhalten als Verwendungsgleichung des BIPY =C(Y) +I(r) +G+N X(Y, Y, q). Dies bedeutet dann aber, dass die Nettoexporte auch die IS-Kurve beeinflussen. Die Nettoexporte wiederum ändern sich z. B. bei einer Änderung des ausländischen Einkommens oder des Wechselkur- ses. Wenn das Einkommen im Ausland also ansteigt, würden die Nettoexporte ansteigen und damit würde sich die IS-Kurve nach außen verschieben. Dies ist derselbe Effekt wie eine exogene Erhöhung der Staatsausgaben, auch hier verschiebt sich die IS-Kurve nach außen.

(6)

2 Die Zahlungsbilanz Seite 5

2.3 Die Kapitalbilanz

Die zweite Teilbilanz der Zahlungsbilanz ist die Kapitalbilanz, die im wesentlichen den Nettokapitalimporten entspricht. Die Nettokapitalimporte ergeben sich als Kapitalimporte minus Kapitalexporte. Kapitalimporte sowie Kapitalexporte und somit auch die Nettoka- pitalimporte hängen vom inländischen Zinssatz r und vom ausländischen Zinssatz r ab.

Man muss sich vorstellen, dass es überall Investoren gibt, die nach den weltweit besten Renditen suchen. Wenn der Zinssatz im Inland nun ansteigt, bedeutet dies eine höhere Rendite, ausländische Investoren werden somit verstärkt ihr Geld bei uns im Inland anle- gen, es kommt also zu steigenden (Netto-)Kapitalimporten. Steigt dagegen der Zinssatz im Ausland an, werden mehr Investoren ihr Geld im Ausland anlegen und ihr Geld evtl. sogar aus dem Inland abziehen. Ein Anstieg des ausländischen Zinssatzes führt also zu sinken- den Kapitalimporten und steigenden Kapitalexporten, die Nettokapitalimporte insgesamt gehen somit zurück. Wir werden die Nettokapitalimporte im weiteren mit Q bezeichnen, und es gilt dann:

Q=Q(r

+, r

) (4)

Diese Formel ist noch recht allgemein. Wichtiger scheint zu sein, welcher der beiden Zinssätze größer ist. Wenn der Inlandszins höher als der Auslandszins ist, werden Anle- ger aus dem Ausland ihr Geld bei uns anlegen (stellt euch diese Anleger wie Roboter oder Computer vor, die völlig emotionslos ihr Geld da anlegen, wo sie die höchste Rendi- te bekommen) und Kapital wird „importiert“ , die Nettokapitalimporte sind also positiv.

Umgekehrt, bei einem Auslandszins, der höher als der Inlandszins ist, werden Inländer ihr Geld im Ausland anlegen, und Kapital wird „exportiert“ , die Nettokapitalimporte sind somit negativ. Um dies mathematisch ausdrücken zu können, verwenden wir die folgende Funktion für die Nettokapitalimporte:

Q=Q(r−r

+ ) (5)

Dies bedeutet einfach, dass die Nettokapitalimporte positiv von der Differenzr−r ab- hängen. Wenn diese Differenz positiv ist, der Inlandszins also größer als der Auslandszins ist, dann sind auch die Nettokapitalimporte positiv. Umgekehrt, wenn die Zinsdifferenz negativ ist, der Zins im Ausland also höher als im Inland ist, dann sind auch die Nettoka- pitalimporte negativ, es wird somit Kapital exportiert.

(7)

2 Die Zahlungsbilanz Seite 6

2.4 Zahlungsbilanz und ZZ-Kurve

Die Zahlungsbilanz besteht aus der Leistungsbilanz, welche wir durch die Nettoexporte er- klärt haben, und aus der Kapitalbilanz, welche wir durch die Nettokapitalimporte erklärt haben. Wie oben schon gesagt, muss die Zahlungsbilanz ausgeglichen sein, d. h. Leistungs- und Kapitalbilanz bzw. Nettoexporte und Nettokapitalimporte müssen sich zu null addie- ren. Die Zahlungsbilanz bezeichnen wir mitZZ, dann gilt:

ZZ =N X(Y

+, Y

, q

+

) +Q(r−r

+

) = 0 (6)

Warum muss die Zahlungsbilanz eigentlich ausgeglichen sein, also warum ist sie gleich null? Man kann sich vorstellen, dass die Leistungsbilanz den Güter- und Dienstleistungs- fluss beschreibt und die Kapitalbilanz den Fluss von Finanzmitteln und dass diese beiden Flüsse entgegengesetzt verlaufen. Wenn also Güter ins Land kommen (Importe) fließt Geld (als Bezahlung dieser Güter) ins Ausland, und umgekehrt, wenn Güter exportiert werden, fließt Geld ins Land. Fangen wir mit negativen Nettoexporten an (es werden also mehr Güter importiert als exportiert), dann bedeutet dies, dass das Inland mehr Zahlungen an das Ausland leisten muss, als es umgekehrt vom Ausland erhält. Diese Lücke in den Zah- lungen muss somit vom Ausland geschlossen werden, es muss also zu Nettokapitalimporten in Höhe des Leistungsbilanzdefizits kommen. Im Fall eines Leistungsbilanzüberschusses gilt das Gegenteil, dann importiert das Ausland von uns nämlich mehr als es an uns exportiert.

Dementsprechend hat das Ausland mehr Ausgaben als Einnahmen, und es wird die Güter, die es von uns importiert, nicht unmittelbar bezahlen können. Dies heißt dann aber, dass sich das Ausland bei uns verschuldet, wir geben dem Ausland sozusagen Kredit. Wir haben damit zwar eine positive Leistungsbilanz, die dann aber durch die negative Kapitalbilanz (negativ aufgrund der Kreditgewährung, die einem Kapitalexport entspricht) wieder aus-

geglichen wird. Leistungs- und Kapitalbilanz bewegen sich also entgegengesetzt, wobei ein Ausgleich der Zahlungsbilanz dann über Zins und Wechselkurs stattfindet, wie wir noch sehen werden.

Die Zahlungsbilanz stellt also sozusagen einen Gleichgewichtszustand dar, sie gleicht damit mehtodisch der IS- und der LM-Kurve, die ja auch Gleichgewichte, auf dem Güter- bzw. auf dem Geldmarkt, darstellen. Wir können auch bei der Zahlungsbilanz fragen, wel- cher Zusammenhang zwischen Y und r in Gleichung 6 besteht, wenn wir wissen, dass ZZ= 0gilt. Dieser Zusammenhang zwischenY undrgibt uns dann an, wie die ZZ-Kurve

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2 Die Zahlungsbilanz Seite 7

im Y-r-Diagramm verlaufen muss. Anhand von Gleichung 6 können wir sehen, dass ein Anstieg von Y zurückgehende Nettoexporte zur Folge hat, denn der Zusammenhang zwi- schen inländischem Einkommen Y und Nettoexporten ist negativ. Diese nun niedrigeren Nettoexporte sorgen jetzt für ein Zahlungsbilanzungleichgewicht, nach Formel 6 gilt dann ZZ6= 0. Wir suchen hier nach einem Zusammenhang zwischenY undr, um die ZZ-Kurve in das IS-LM-Diagramm einzeichnen zu können, somit müssen wir jetzt fragen, wie sich der Zinssatz r ändern muss, um das durch den Anstieg vonY verursachte Zahlungsbilanzun- gleichgewicht wieder auszugleichen. Es ist hier wichtig zu verstehen, dass sich nur Y und r ändern können, dies sind die einzigenaendogenen Variablen, alle anderen Variablen sind exogen, d. h. sie werden außerhalb des Modells bestimmt, z. B. vom Weltmarkt festgelegt.

Der Zinssatzr beeinflusst die Nettokapitalimporte, wie wir auch wieder in Gleichung 6 sehen können. Hier müssen wir nun aufpassen, NettoexporteN X und Nettokapitalimporte Qwerden addiert, um zusammen null ergeben zu können. Wir können uns somit drei Fälle vorstellen, in denen die Zahlungsbilanz jeweils ausgeglichen ist: Erstens, die Nettoexporte können positiv sein, dann müssen die Nettokapitalimporte aber negativ sein. Zweitens, die Nettoexporte sind negativ, dann müssen die Nettokapitalimporte positiv sein. Oder drittens, Nettoexporte und Nettokapitalimporte sind jeweils beide gleich null.

Wir haben vorhin gesagt, dass ein Ansteigen von Y die Nettoexporte verringert. Im ersten Fall bedeuten kleinere Nettoexporte, dass die Nettokapitalimporte zwar negativ bleiben, vom Betrag her aber kleiner werden müssen, oder anders ausgedrückt, die Netto- kapitalimporte müssen größer werden. Im zweiten Fall sind die Nettoexporte negativ, und sie werden noch „negativer“ , vom Betrag her also größer. Auch hier müssen die Netto- kapitalimporte größer werden. Im dritten Fall werden die Nettoexporte negativ, nachdem sie vor der Erhöhung von Y gleich null waren. Auch hier müssen die Nettokapitalimporte also größer werden. Wir erhalten somit in allen drei Fällen dasselbe Ergebnis, dass ein mit dem Ansteigen vonY verbundene Verringerung der Nettoexporte nur durch eine Erhöhung der Nettokapitalimporte ausgeglichen werden kann, damit die Zahlungsbilanz ausgeglichen wird, d. h. gleich null ist. Da wir den Zusammenhang zwischen Y undr suchen, wie muss sich r nun ändern, damit die Nettokapitalimporte größer werden? Wir schauen wieder in Gleichung 6 und sehen den positiven Zusammenhang zwischenQundr. Damit wissen wir, dass ein Ansteigen der Nettokapitalimporte Qin Abhängigkeit von r nur bei steigendem r erreicht werden kann (oder genauer:r muss größer alsr werden). Das ergibt nun genau den Zusammenhang den wir gesucht haben: Wenn Y ansteigt, muss auchr ansteigen, da- mit die Zahlungsbilanz ausgeglichen bleibt. Der Zusammenhang zwischenY undr ist also

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2 Die Zahlungsbilanz Seite 8

positiv, was bezüglich des Diagramms bedeutet, dass wir eine steigenden Gerade erhalten (siehe Abbildung 1).

r

Y ZZ-Kurve

Abbildung 1: Die ZZ-Kurve, sie gibt alle Kombinationen von rund Y an, für die die Zah- lungsbilanz ausgeglichen ist.

Diese ZZ-Kurve gibt uns alle Kombinationen vonrundY an, für die die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist. Punkte oberhalb der ZZ-Kurve, bei denen der Zinssatz also höher ist als im Zahlungbilanzgleichgewicht (während wir Y nicht ändern), repräsentieren Zahlungsbi- lanzüberschüsse (weil hier gerade aufgrund des höheren Zinssatzes die Nettokapitalimporte höher sind, als für das Zahlungsbilanzgleichgewicht notwendig). Oberhalb der ZZ-Kurve haben wir somit einen Zahlungsbilanzüberschuss, und umgekehrt, unterhalb der ZZ-Kurve haben wir dann ein Zahlungsbilanzdefizit.

2.5 Kapitalmobilität

Wie wir vorhin gesehen haben, führen Zinsänderungen zu einer Änderung der Nettokapi- talimporte, oder genauer: eine Abweichung des inländischen Zinses r vom ausländischen Zins r führt zu einer Änderung der Nettokapitalimporte. Wie wir schon gesehen haben,

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2 Die Zahlungsbilanz Seite 9

führt ein inländischer Zinssatz der höher als der ausländische ist, zu positiven Nettokapi- talimporten, während ein inländischer Zinssatz, der unterhalb des ausländischen liegt, zu negativen Nettokapitalimporten, also Nettokapitalexporten, führt. Dies ist nun aber nur eine Aussage über die Richtung, in die das Kapital fließt. Wie stark dieser Kapitalfluss ist, können wir noch nicht sagen, das sagt uns aber dieKapitalmobilität.

Die Kapitalmobilität misst, wie sensibel die Kapitalbewegungen (also die Kapitalflüsse zwischen In- und Ausland) auf Zinsänderungen reagieren. Man kann die Kapitalmobilität somit als die Elastizität der Nettokapitalimporte in Bezug auf Zinsänderungen auffassen.

Wenn Kapital über Ländergrenzen hinweg ohne Beschränkungen fließen kann und wenn wir den Akteuren an den internationalen Finanzmärkten Rationalität und perfekte Markt- übersicht unterstellen, dann spricht man von perfekter Kapitalmobilität, da kleinste Zins- unterschiede zwischen In- und Ausland sofort zum Abfließen des Kapitals in das Land mit den höchsten Zinsen führen, auch wenn diese nur minimal höher sind als anderswo. Der andere Extremfall wäre, dass es gar keine Kapitalmobilität gibt. Dies bedeutet, dass auch riesige Zinsänderungen keine Kapitalflüsse nach sich ziehen.

Die Kapitalmobilität können wir wie die Elastizität anhand der Steigung der Kurve fest- machen. Perfekte Kapitalmobilität bedeutet, dass kleinste Abweichungen des Inlandszinses vom Auslandszins sofort in solch großen Kapitalströmen enden, dass die Zahlungsbilanz nicht mehr ausgeglichen werden kann. Wenn wir von einem Zahlungsbilanzgleichgewicht ausgehen und perfekter Kapitalmobilität unterstellen, dann führt eine minimale Erhöhung des inländischen Zinssatzes über den ausländischen Zinssatz zu unendlich großen Netto- kapitalimporten. Diese könnten, wenn wir die Formel für die Zahlungsbilanz 6 betrachten nur durch ein unendlich großes Ansteigen von Y ausgeglichen werden, wodurch die Netto- exporte negativ würden und diese somit die Nettokapitalimporte ausgleichen. Dies ist die horizontale Kurve in Abbildung 2.

Gar keine Kapitalmobilität bedeutet demgegenüber, dass es egal ist, wie sich der inlän- dische Zinssatz verändert, es kommt zu keinen Kapitalflüssen zwischen In- und Ausland.

Dies bedeutet dann aber auch, dass sich Y gar nicht anpassen muss. Die Zahlungsbilanz bleibt also für alle Zinssätze im Gleichgewicht. Dies ist die vertikale Kurve in Abbildung 2.

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 10

r

Y ZZ-Kurve

perfekte Kapitalmobilität keine Kapitalmobilität

Abbildung 2: Die ZZ-Kurve zwischen perfekter Kapitalmobilität (horizontale Kurve) und gar keiner Kapitalmobilität (vertikale Kurve).

3 Das Mundell-Fleming-Modell

Wir kommen nun zum eigentlichen Mundell-Fleming-Modell, das eine Erweiterung des IS- LM-Modells ist. Das IS-LM-Modell besteht aus der IS- und der LM-Kurve, es betrachtet damit Gleichgewichte auf dem Güter- und dem Geldmarkt. Nun fügen wir als dritte Kur- ve die ZZ-Kurve hinzu. Ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ist jetzt gegeben, wenn Güter- und Geldmarkt und die Zahlungsbilanz im Gleichgewicht sind, und dies ist gerade der Schnittpunkt der drei Kurven (siehe Abbildung 3).

Kann denn so ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht mit einem einzigen Schnitt- punkt aller drei Kurven existieren? Warum verläuft die ZZ-Kurve nicht ober- oder unter- halb des Schnittpunktes von IS- und LM-Kurve? Nehmen wir also einmal an, die ZZ-Kurve würde oberhalb des Schnittpunktes von IS-LM-Kurve verlaufen. Dann bedeutet dies erst- mal, dass das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht im Inland (Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve) nicht mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht (alle Punkte auf der ZZ- Kurve) übereinstimmt. Dies kann aber kein stabiler Zustand sein, denn durch das inländi-

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 11

Y_0

LM

r_0

IS r

Y ZZ-Kurve

Abbildung 3: Das Mundell-Fleming-Modell: das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht liegt im Schnittpunkt der drei Kurven.

sche Gleichgewicht würde ein inländischer Zinssatz festgelegt, der unterhalb der ZZ-Kurve liegt. Wie wir vorhin gesehen haben, bedeutet ein Punkt unterhalb der ZZ-Kurve ein Zah- lungsbilanzdefizit, da durch diesen niedrigen Zinssatz zu wenig (oder auch gar kein) Kapital aus dem Ausland angezogen wird sondern eher noch Kapital exportiert wird. An diesem Punkt wird es nun etwas komplizierter, denn wir müssen jetzt zum Devisenmarkt springen.

Ale erstes muss man sich klarmachen, dass man für das Anlegen von Kapital in einem Land auch die Währung des Landes braucht. Der Versuch sollte zwecklos sein, Euros in den USA anlegen zu wollen, wir müssten die Euros vorher in Dollar tauschen. Und genau dies passiert jetzt. Der Zins im Inland ist tiefer als im Ausland. Deshalb ziehen Anleger bei uns ihr Geld ab und legen es im Ausland an. Um aber das Geld, das bisher im Inland angelegt war, im Ausland anlegen zu können, muss das Geld in ausländische Währung getauscht werden. Dies bedeutet dann aber einfach, dass die inländische Währung auf dem Devisen- markt angeboten wird, bzw. dass das Angebot massiv ausgeweitet wird. Zudem wird die ausländische Währung verstärkt nachgefragt. Dies zusammen bedeutet, dass die inländi- sche Währung uninteressant wird, von den internationalen Anlegern will sie niemand haben.

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 12

Dagegen ist die ausländische Währung begehrt, da im Ausland die Zinsen höher sind und die Anleger dort ihr Geld anlegen wollen. Damit verliert die inländische Währung an Wert, es kommt zu einer Abwertung (ihr könnt auch ein einfaches Preis-Mengen-Diagramm mit Angebots- und Nachfragekurve malen und schauen, was passiert, wenn das Angebot aus- geweitet wird, der Preis wird fallen). Man muss nun unterscheiden, ob die Wechselkurse sich frei bewegen können oder ob sie fix sind. Im ersten Fall kommt es einfach zu einer Abwertung der Währung. Diese Abwertung wirkt sich aber auf die Güterexporte aus, denn inländische Güter werden im Ausland jetzt günstiger. Die Abwertung führt somit zu stei- genden Exporten. Dies wiederum wird die IS-Kurve verschieben und zwar solange bis sich alle drei Kurven wieder in einem Punkt schneiden.

Im Fall von fixen Wechselkursen muss die Zentralbank eingreifen. Sie ist verpflichtet, den fixen Wechselkurs zu „verteidigen“ , d. h. Maßnahmen zu ergreifen, so dass sich Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt wieder bei dem fixen Wechselkurs schneiden. Bei ei- ner drohenden Abwertung der Währung aufgrund der Kapitalexporte kann die Zentralbank nur die Nachfrage nach inländischer Währung erhöhen, indem sie versucht ausländische Währung anzubieten und inländische Währung nachzufragen. Dies würde die Nachfrage nach inländischer Währung erhöhen und somit den Wechselkurs verteidigen. Diese Maß- nahme beeinflusst aber den inländischen Geldmarkt, denn die Geldmenge im Inland wird durch diese Maßnahme verringert, so dass sich die LM-Kurve nach links verschieben wird, und zwar so lange, bis sich die drei Kurven wieder in einem Punkt schneiden.

Bitte nicht verzweifeln, ich werde das gleich nochmal genauer erklären,

3.1 Negative Nettokapitalimporte (also Kapitalexporte) und Devisen- markt

Den Devisenmarkt hatte ich schon bei dem Skript über die Makroökonomischen Märkte behandelt, deshalb werde ich hier nicht auf alle Details eingehen. Grundsätzlich können wir einen Devisenmarkt, wie so ziemlich jeden anderen Markt auch, durch ein Preis-Mengen- Diagramm darstellen, auf der Abzisse tragen wir die Menge ab (hier die Menge an einhei- mischer Währung), auf der Ordinate den Preis (hier den Wechselkurs). Dann können wir Angebots- und Nachfragekurven einzeichnen, wobei das Angebot steigend ist im Preis und Nachfrage fallend ist im Preis. Die Situationen für flexible und fixe Wechselkurse sind in den Abbildungen 4 und 5 dargestellt.

Was passiert nun, wenn der inländische Zinssatz zu niedrig ist, um für einen Ausgleich

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 13

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qe

e$ e

e

Zs

Zd

Abbildung 4: Devisenmarkt für den Euro mit flexiblen Wechsel- kursen

qe

qe

e$ e

e¯

Zs

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Abbildung 5: Devisenmarkt mit fixen Wechselkursen

der Handelsbilanz zu sorgen? Dies kann passieren, wenn sich IS- und LM-Kurve unterhalb der ZZ-Kurve schneiden. Diese Situation wird zu Nettokapitalexporten führen, da die An- leger ihr Geld lieber im Ausland anlegen wollen, da dort der Zinssatz höher ist, deshalb ist ja auch die Zahlungsbilanz gerade nicht im Gleichgewicht.

Dies führt nun dazu, dass die Anleger die inländische Währung (in den Abbildungen durch egekennzeichnet) verstärkt anbieten, das Angebot an inländischer Währung wird also ausgeweitet, und diese Ausweitung des Angebots führt zu einem Absinken des Wech- selkurses, d. h. einer Abwertung (siehe Abbildungen 6 und 7)

qe

qeqe∗∗

e$ e

e e∗∗

Z1s Z2s

Zd

Abbildung 6: Ausweitung der Nachfrage auf dem Devisen- markt für den Euro bei flexiblen Wechselkursen

qe

qeqe∗∗

e$ e

e¯ e∗∗

Z1s

Z2s

Zd

Abbildung 7: Ausweitung der Nachfrage auf dem Devisen- markt bei fixen Wechselkursen

(15)

3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 14

Flexible Wechselkurse Betrachten wir erst die Situation für flexible Wechselkurse, wie sie in Abbildung 6 dargestellt ist. Durch die Ausweitung des Angebots kommt es zu ei- ner Abwertung der einheimischen Währung, was einfach bedeutet, dass sie gegenüber der ausländischen Währung an Wert verliert. Damit ist die Analyse des Devisenmarktes auch schon abgeschlossen. Allerdings müssen wir jetzt wieder in unser IS-LM-ZZ-Diagramm zu- rückkehren, denn eine Abwertung der inländischen Währung hat wiederum Einfluss auf den Export von Gütern, denn einheimische Güter werden im Ausland durch diese Abwer- tung jetzt günstiger. Es werden deshalb mehr Güter exportiert. Hier, im Fall einer offenen Volkswirtschaft, werden Exporte in der Verwendungsgleichung des BIP und damit auch bei der IS-Kurve berücksichtigt. Ein Ansteigen der Exporte wird sich somit auf die IS-Kurve auswirken. Dies ist ungefähr so wie ein Ansteigen der Staatsausgaben im IS-LM-Modell, ein Ansteigen der Exporte wird somit zu einer Rechtsverschiebung der IS-Kurve führen.

r

Y r0

Y0

ZZ

IS0

LM

Abbildung 8:Ausgangssituation:

Der Zins im Inland, der sich aus dem inländischen Gleichge- wicht (Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve ergibt) ist zu niedrig, um die Zahlungsbilanz auszu- gleichen. Es wird zu Kapitalex- porten und damit zu einer Ab- wertung der inländischen Wäh- rung kommen.

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS0

IS1

LM

Abbildung 9: Durch die Ab- wertung der inländischen Wäh- rung kommt es zu einer Steige- rung der Güterexporte und ei- ner Rechtsverschiebung der IS- Kurve. Das neue Gleichgewicht liegt dann auf allen drei Kurven.

Die IS-Kurve verschiebt sich in diesem Anpassungsprozess genau soweit nach rechts, dass sich alle drei Kurven in genau einem Punkt schneiden. Ein zu niedriger Zinssatz im Inland wird bei flexiblen Wechselkursen somit über eine Abwertung der inländischen Währung und der damit verbundenen Erhöhung von Exporten und Rechtsverschiebung der IS-Kurve ausgeglichen (siehe Abbildungen 8 und 9).

(16)

3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 15

Fixe Wechselkurse Wie ist aber nun die Situation für fixe Wechselkurse, hier kann es schließlich zu keiner Abwertung und einer damit verbundenen Erhöhung von Exporten und Rechtsverschiebung der IS-Kurve kommen. Vielmehr ist hier die Zentralbank angehalten, am Devisenmarkt zu intervenieren. Wie macht sie das? Betrachten wir noch einmal Abbil- dung 7. Der Wechselkurs, der sich am Markt ergäbe, läge unterhalb des fixen Wechselkurses, die Zentralbank muss also eingreifen.

qe

e $ e

q$

qe∗∗qe∗∗∗

¯e=e e∗∗

Z1s

Z2s

Z1d

Z2d

Abbildung 10: Die Zentralbank muss verstärkt die inländische Währung aufkaufen, damit sich die Nachfrage nach inländischer Währung nach rechts verschiebt und der Gleichge- wichtswechselkurs wieder mit dem fixen Wechselkurs übereinstimmt.

Wie in Abbildung 10 dargestellt, wird die Zentralbank die inländische Währung auf- kaufen, d. h. sie wird die Nachfrage nach inländischer Währung steigern. Bezahlen wird sie dies mit ihren Devisenreserven, das sind die Bestände an ausländischer Währung, über die die Zentralbank verfügt. Dadurch wird die Nachfragekurve nach rechts verschoben, und der fixe Wechselkurs kann wieder erreicht werden. Dies ist die einzige Möglichkeit, wie die Zentralbank hier eingreifen kann. Man könnte ja auch denken, dass die Zentralbank einfach das Angebot verringern kann, also die Angebotskurve nach links verschieben. Man muss sich hier aber klar machen, dass die Zentralbank selbst nur ein Akteur am Devisenmarkt ist, sie kann also nicht einfach das Angebot verknappen, denn dazu müsste sie die einheimi- sche Währung einziehen und vernichten, was nicht möglich ist. Sie muss die einheimische Währung schon aufkaufen, also für den Erwerb der einheimischen Währung bezahlen, so wie jeder andere Marktakteur auch.

Die Zentralbank wird also die Nachfrage nach einheimischer Währung erhöhen, die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts, und die Zentralbank kauft einheimische Wäh- rung. Was bedeutet es jetzt aber, wenn die einheimische Währung im Besitz der Zentral- bank ist? Nun, die Währung ist nicht mehr im Umlauf und kann nicht mehr für Trans-

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 16

aktionen verwendet werden. Da die Zentralbank die einheimische Währung ursprünglich herausgegeben hat, hat sie nun über den Devisenmarkt die einheimische Währung wie- der teilweise aufgekauft und damit die Menge an einheimischer Währung verringert. Die Menge an einheimischer Währung entspricht aber gerade der Geldmenge (im Inland), die im Umlauf ist. Letztendlich hat die Zentralbank durch diese Devisenmarktintervention die inländische Geldmenge verringert. Aus dem IS-LM-Modell wissen wir, dass Änderungen der Geldmenge die LM-Kurve verschieben. Eine Erhöhung der Geldmenge verschiebt die LM-Kurve nach rechts, eine Verringerung verschiebt sie nach links. Hier wird sich die LM- Kurve also nach links verschieben bis die drei Kurven sich in einem Punkt schneiden (siehe Abbildung 12).

r

Y r0

Y0

ZZ

IS LM

Abbildung 11: Ausgangssituati- on: Der Zins im Inland, der sich aus dem inländischen Gleichge- wicht (Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve ergibt) ist zu niedrig, um die Zahlungsbilanz auszu- gleichen. Es wird zu Kapitalex- porten und damit zu einer Ab- wertung der inländischen Wäh- rung kommen.

IS

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ LM0

LM1

Abbildung 12: Durch den Ein- griff der Zentralbank am De- visenmarkt und dem Aufkau- fen der inländischen Währung verringert sich die Geldmenge im Inland. Die LM-Kurve ver- schiebt sich nach links bis alle Kurven im Gleichgewicht sind.

3.2 Kapitalimporte und Devisenmarkt

Im vorherigen Abschnitt habe ich gezeigt, was passiert, wenn der inländische Zinssatz zu niedrig ist, also wenn sich IS- und LM-Kurve unterhalb der ZZ-Kurve schneiden. Jetzt wol- len wir den Fall betrachten, dass der inländische Zinssatz zu hoch ist, weil der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve oberhalb der ZZ-Kurve liegt (siehe Abbildung 13). Was wird hier passieren? Durch den hohen Zinssatz wird es zu Kapitalimporten kommen. Ausländische

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 17

r

Y r0

Y0

ZZ-Kurve

IS-Kurve LM-Kurve

Abbildung 13: Die ZZ-Kurve, sie gibt alle Kombinationen von r und Y an, für die die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist.

Anleger wollen ihr Geld also bei uns anlegen. Dies bedeutet dann aber, bezogen auf den Devisenmarkt, dass die Nachfrage nach inländischer Währung steigt, denn die ausländi- schen Anleger müssen ihr Geld ja erst in unsere Währung umtauschen, damit sie es bei uns anlegen können. Dies bedeutet aber einfach, dass diese ausländischen Anleger unsere Währung nachfragen und kaufen, die Nachfrage auf dem Devisenmarkt nach unserer Wäh- rung steigt also; dies ist dann eine Rechtsverschiebung der Devisennachfragekurve (siehe Abbildungen 14 und 15).

Diese Ausweitung der Nachfrage nach einheimischer Währung hat nun unterschiedliche Folgen, je nachdem ob wir einen Devisenmarkt mit fixen oder einen Devisenmarkt mit flexiblen Wechselkursen betrachte.

Flexible Wechselkurse Betrachten wir zuerst wieder den Fall für flexible Wechselkur- se. Wie wir in Abbildung 14 sehen können, führt die Ausweitung der Nachfrage nach inländischer Währung, die aufgrund der höheren inländischen Zinsen entsteht, zu einem Ansteigen des gleichgewichtigen Wechselkurses. Es kommt also zu einer Aufwertung der

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3 Das Mundell-Fleming-Modell Seite 18

qe

qe qe∗∗

e$ e

e e∗∗

Zs

Z1d

Z2d

Abbildung 14: Ausweitung der Nachfrage nach inlän- discher Währung auf dem Devisenmarkt mit flexiblen Wechselkursen.

qe

qe q∗∗e

e$ e

e¯ e∗∗

Zs

Z1d

Z2d

Abbildung 15: Ausweitung der Nachfrage nach inländischer Währung auf dem Devisen- markt mit fixen Wechselkursen.

einheimischen Währung. Diese Aufwertung hat nun Einfluss auf den Außenhandel, denn durch die Aufwertung werden einheimische Güter im Ausland teurer und Importe werden günstiger. Dies wird dazu führen, dass die Nettoexporte zurückgehen, was wiederum Ein- fluss auf die IS-Kurve hat, welche sich nun nach links verschiebt, bis sich alles drei Kurven im IS-LM-ZZ-Digramm wieder in einem Punkt schneiden (siehe Abbildung 17).

Fixe Wechselkurse Im Fall von fixen Wechselkursen muss die Zentralbank wieder ein- greifen. Durch die Ausweitung der Nachfrage nach der inländischen Währung ist der Wech- selkurs jetzt zu hoch (siehe Abbildung 15). Die Zentralbank ist gehalten, geeignete Maßnah- men durchzuführen, um den Wechselkurs wieder auf das Niveau des fixen Wechselkurses zu bringen. Was ist aber in diesem Fall eine „geeignete Maßnahme“ ? Die Nachfrage selbst nach inländischer Währung kann die Zentralbank nicht verringern, sie kann sie höchstens erhöhen. Die Zentralbank kann aber das Angebot an einheimischer Währung vergrößern, sie kann ja einfach mehr Geld in Umlauf bringen. Und genau dies macht die Zentralbank auch, sie erhöht das Angebot an inländischer Währung, wodurch sich auf dem Devisen- markt für inländische Währung dann die Angebotskurve nach rechts verschiebt bis der fixe Wechselkurs erreicht ist (siehe Abbildung 18).

Die Erhöhung des Angebots an inländischer Währung ist nichts anderes als eine Er- höhung der inländischen Geldmenge, und wir wissen aus dem IS-LM-Modell, dass eine Erhöhung der Geldmenge die LM-Kurve nach rechts verschiebt. Genau dies passiert hier

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 19

r

Y r0

Y0

ZZ

IS0

LM

Abbildung 16: Ausgangssituati- on: Der Zins im Inland, der sich aus dem inländischen Gleichge- wicht (Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve ergibt) ist zu hoch, um die Zahlungsbilanz auszu- gleichen. Es wird zu Kapitalim- porten und damit zu einer Auf- wertung der inländischen Wäh- rung kommen.

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS0

IS1

LM

Abbildung 17: Durch die Auf- wertung der inländischen Wäh- rung kommt es zu einer Ver- ringerung der Nettoexporte und damit zu einer Linksverschie- bung der IS-Kurve. Das neue Gleichgewicht liegt dann auf al- len drei Kurven.

auch. Die LM-Kurve verschiebt sich nach rechts bis alle drei Kurven sich wieder in einem Punkt schneiden (siehe Abbildung 19).

4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell

Im Grunde haben wir das Mundell-Fleming-Modell jetzt schon hinreichend behandelt. Was jetzt noch kommt, ist eher eine Zusammenfassung mit Bezug zu politischen Maßnahmen.

Ich werde das Mundell-Fleming-Modell hier jetzt so darstellen, wie man es häufig in der Literatur findet. Dort geht man nämlich meistens von perfekter Kapitalmobilität aus, was einfach bedeutet, dass die ZZ-Kurve eine waagerechte Gerade ist. Wir gehen von einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht aus, alle Kurven schneiden sich in einem Punkt, wie dies in Abbildung 20 dargestellt ist.

Wir werden jetzt die politischen Maßnahmen Fiskal- und Geldpolitik untersuchen, die im wesentlichen analog zum IS-LM-Modell funktionieren. Es sei daran erinnert, dass der Zweck politischer Maßnahmen immer ist, den Output bzw. das Einkommen Y zu erhöhen.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 20

qe

e$ e

q$

qe∗∗ qe∗∗∗

e¯=e e∗∗

Z1s

Zs2

Z1d

Z2d

Abbildung 18: Die Zentralbank muss verstärkt die inländische Währung aufkaufen, damit sich die Nachfrage nach inländischer Währung nach rechts verschiebt und der Gleichge- wichtswechselkurs wieder mit dem fixen Wechselkurs übereinstimmt.

4.1 Fiskalpolitik

Wir betrachten hier den Fall expansiver Fiskalpolitik, was eine Erhöhung der Staatsaus- gaben bedeutet. Wie im IS-LM-Modell verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts und wir erhalten einen Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve, der oberhalb der ZZ-Kurve liegt.

Diese Situation hatten wir vorhin schon betrachtet. Hier ist der Zinssatz im Inland nun zu hoch, um eine ausgeglichene Zahlungsbilanz erreichen zu können. Je nach Wechselkurs- regime werden nun also folgende Dinge passieren.

Flexible Wechselkurse Durch den zu hohen Zinssatz kommt es zu Nettokapitalimpor- ten, die inländische Währung wird verstärkt nachgefragt, und es kommt zu einer Aufwer- tung der Währung. Dies wiederum bewirkt einen Rückgang der Nettoexporte, und die IS-Kurve verschiebt sich wieder nach links (siehe Abbildung 22).

Fiskalpolitik hat bei flexiblen Wechselkursen also keinen Effekt, da die Verschiebung der IS-Kurve aufgrund der erhöhten Staatsausgaben durch den Rückgang der Nettoexporte und der damit verbundenen Linksverschiebung der IS-Kurve wieder kompensiert wird.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 21

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS LM0

LM1

Abbildung 19:Durch das Eingreifen der Zentralbank auf dem Devisenmarkt erhöht sich die inländische Geldmenge, was eine Verschiebung der LM-Kurve nach rechts bedeutet.

Fixe Wechselkurse Betrachten wir den Fall fixer Wechselkurse. Hier muss die Zentral- bank am Devisenmarkt eingreifen. Sie wird das Angebot an inländischer Währung, d. h.

die Geldmenge, erhöhen. Dies bringt den Wechselkurs wieder auf den fixen Wechselkurs zurück, und die LM-Kurve verschiebt sich nach rechts. Dadurch schneiden sich alle drei Kurven dann in einem Punkt, und dieser Punkt stellt insgesamt eine Erhöhung des Gleich- gewichtseinkommensY dar (siehe Abbildung 23). Fiskalpolitik ist bei fixen Wechselkursen also wirksam.

4.2 Geldpolitik

Kommen wir nun noch zur Geldpolitik. Geldpolitik werden wir hier als expansive Geldpo- litik verstehen, was eine Verschiebung der LM-Kurve nach rechts bedeutet.

Es kommt zu einem neuen Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve unterhalb der ZZ- Kurve (siehe Abbildung 24), was bedeutet, dass der inländische Zinssatz zu niedrig ist und es zu Kapitalexporten kommt. Dies führt zu einem gestiegenen Angebot an inländischer Währung, und der Wechselkurs fällt, es kommt also zu einer Abwertung.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 22

r

Y r0

Y0

ZZ

IS LM

Abbildung 20:Die Ausgangssituation, die Volkswirtschaft befindet sich im Gleichgewicht.

Flexible Wechselkurse Im Fall flexibler Wechselkurse bedeutet eine Abwertung, dass die Nettoexporte steigen. Dadurch wird sich die IS-Kurve nach rechts verschieben (siehe Abbildung 25).

Hier sehen wir, dass das neue Gleichgewichtseinkommen rechts vom ursprünglichen liegt. Geldpolitik ist bei flexiblen Wechselkursen also wirksam.

Fixe Wechselkurse Bei fixen Wechselkursen kann die Zentralbank die Abwertung nicht akzeptieren. Die Zentralbank wird auf dem Devisenmarkt intervenieren und die Nachfrage nach inländischer Währung erhöhen. Diese Maßnahme kommt aber einer Verknappung der inländischen Geldmenge gleich, also wird sich die LM-Kurve wieder nach links verschieben (siehe Abbildung 26).

Wir sehen, dass Geldpolitik in diesem Fall völlig unwirksam ist.

(24)

4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 23

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS0

IS1

LM

Abbildung 21:Expansive Fiskalpolitik verschiebt die IS-Kurve nach rechts außen.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 24

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS0

IS1

1

2 LM

Abbildung 22:Durch die Aufwertung der Währung gehen die Nettoexporte zurück und die IS-Kurve verschiebt sich wieder nach links.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 25

LM_1 r

Y r0

Y0

r1

Y1 Y2

ZZ

IS0

IS1

1 2

LM

Abbildung 23: Bei fixen Wechselkursen muss die Zentralbank eingreifen. Sie erhöht die Geldmenge, und die LM-Kurve verschiebt sich nach rechts. Es gibt dann ein neues gesamt- wirtschaftliches Gleichgewicht, bei dem das Einkommen größer als vor der wirtschaftspoli- tischen Maßnahme ist.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 26

r

Y r0

Y0

r1

Y1

ZZ

IS LM0

LM1

Abbildung 24: Expansive Geldpolitik verschiebt die LM-Kurve nach rechts, dadurch wird der Zinssatz im Inland zu niedrig.

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 27

r

Y r0

Y0

r1

Y1 Y2

2 1

ZZ

IS0

IS1

LM0

LM1

Abbildung 25: Durch die Abwertung werden die Nettoexporte erhöht, und die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts

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4 Wirtschaftspolitik im Mundell-Fleming-Modell Seite 28

r

Y r0

Y0

r1

Y1

2 1

ZZ

IS LM0

LM1

Abbildung 26: Durch Eingreifen der Zentralbank wird die Geldmenge wieder gesenkt, die LM-Kurve verschiebt sich also wieder nach links.

Referências

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