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ECNP-Kongreß, Prag, 2003: Neueste
Studienergebnisse zeigen ein
deutlich geringeres Rückfallsrisiko
unter Duloxetin in der
Langzeittherapie
Schubert H
Journal für Neurologie
Neurochirurgie und Psychiatrie
Das Buch wendet sich an Männer als potentielle Leser, schließt aber Frauen ausdrücklich mit ein, da sie oft die „Ge-sundheitshüter“ ihrer Ehemänner/Partner seien.
Im Zentrum der Darstellung steht die „Psychologie der Män-ner“, u.a. Aspekte der Männlichkeit und der Stressbewälti-gung bei Männern und insbesondere die Depression bei Män-nern bzw. der Prototyp der „männlichen Depression“ und der Weg, häufi g über eine chronische Stressbelastung, dorthin. Die Autorin sieht insbesondere im gesellschaftlich angesehe-nen „Männlichkeits“-Ideal ein Grundproblem für diese Ent-wicklung. Dieses Ideal prägt verschiedene Verhaltensweisen des Mannes wie die Tendenz, sich in der Arbeitswelt und sons-tigen Situationen zu überfordern, ein Übermaß von Stress in allen möglichen Lebensbereichen zu ertragen, stressbedingte körperliche und psychische Symptome nicht zu erkennen bzw. nicht wahrhaben zu wollen u.a. Auch die Tendenz, Gefühle für sich zu behalten, über Beschwerden nicht zu klagen, der Gesundheit keine nennenswerte Bedeutung im Alltagsleben einzuräumen, keine Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen und möglichst wenig in ärztliche Behandlung zu gehen, gehören zu diesem „Männlichkeits“-Ideal.
Irgendwann überwältigt die Depression dann den Mann, die aber selbst von Fachleuten oft nicht erkannt wird, da bestimm-te Symptomkonsbestimm-tellationen, wie die Neigung zu Aggressivi-tät, Alkoholabusus und externalisierendem Verhalten, vom Arzt nicht als Depressionssymptome (Prototyp der männli-chen Depression!) erkannt werden. Die Autorin stellt die inte-ressante Hypothese auf, dass die im Vergleich zu Frauen
deut-lich niedrigere Depressionsrate bei Männern weitgehend ver-schwinden würde, wenn die „männliche Depression“ erkannt würde und hat dazu einen eigenen Fragebogen als Screen-ing-Instrument entwickelt. Auch das Geschlechter-Paradox – Männer haben viel seltener Depressionen, begehen aber viel häufi ger Suizid als Frauen – würde sich dann aufl ösen. All dies wird sehr detailliert (279 Seiten) und sachkundig dargestellt, u.a. unter Einbeziehung mehrerer eindrucksvol-ler Kasuistiken, und mit ausgewogenen Hinweisen zu den je-weiligen psychotherapeutischen, psychopharmakologischen und sonstigen neurobiologischen Behandlungsmöglichkei-ten.
Ein primär für Laien geschriebenes, durchaus aber wissen-schaftlich argumentierendes Buch, das auch von Fachleuten aus dem medizinischen und psychologischen Bereich mit Ge-winn gelesen werden kann, da es viele Informationen vermit-telt, die selbst in entsprechenden Lehrbüchern für Ärzte oder Psychologen nicht enthalten sind.
Die Autorin fi ndet einen auch für Laien gut verständlichen Stil, ohne dabei wichtige theoretische Konzepte zu vernach-lässigen und schreibt so spannend, dass man das Buch fast wie einen Kriminalroman liest. Obwohl sie Professorin für Sozial-wissenschaft ist (Psychiatrische Klinik der Ludwig Maximi-lians Universität München), fokussiert sie nicht nur auf so-zialpsychologische Konzepte, sondern bezieht gut balanciert auch neurobiologische Modelle zur Beschreibung und Erklä-rung von Stress und Depression mit ein.
Anne Maria Möller-Leimkühler
Vom Dauerstress zur Depression
Wie Männer mit psychischen Belastungen umgehen
und sie besser bewältigen können
Gebunden mit Schutzumschlag, 282 Seiten
22,99 € / 23,60 € (A)
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J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2003KONGRESS-BERICHT
Aktuelle Daten aus einer klinischen Langzeitstudie zeigen, daß bei Pati-enten, denen zur Behandlung einer Depression der neue Serotonin-Nor-adrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin verabreicht wurde, das Risiko eines Rückfalls deutlich ver-ringert war. Diese Ergebnisse wurden anläßlich des diesjährigen ECNP-Kon-gresses in Prag vorgestellt (Tab. 1) [1]. „Neue Antidepressiva müssen den Nachweis erbringen, auch über einen längeren Zeitraum wirksam und gut verträglich zu sein, da die Depression bei vielen Patienten eine chronische und wiederkehrende Krankheit
dar-stellt“, erläutert der leitende Verfasser der Studie, Dr. Michael Detke, PhD,
Associate Medical Director, Lilly Research Laboratories. „Aus der Stu-die geht eindeutig hervor, daß Patien-ten, die über 6 Monate Duloxetin erhielten, ein signifikant verringertes Risiko für ein Wiederauftreten der depressiven Symptomatik trugen.“ Zentrale Ergebnisse der Studie (vgl. Abb. 1 und Tab. 2)
• In der akuten Behandlungsphase betrugen die Ansprech- und Remis-sionsraten unter Duloxetin 68 % bzw. 53 %.
• Nach einer 26wöchigen Behand-lung waren die kumulativen Rück-fallsraten in der Duloxetingruppe mit 17,4 % signifikant geringer als in der Placebogruppe mit 28,5 % (p = 0,042).
• In der Vorbeugung rezidivierender Depressionssymptome schnitt Duloxetin signifikant besser ab als Placebo. In der Analyse wurden sowohl emotionale als auch physi-sche Schmerzsymptome anhand individueller HAMD-17-Punkte und einer visuellen Analogskala (VAS) zur Schmerzbeurteilung erfaßt. Bei 17 von 18 sekundären Zielparametern konnte diesbezüg-lich eine signifikante Verbesserung unter Duloxetingabe festgestellt werden.
• Bereits nach der 1. Behandlungs-woche und anhaltend während der restlichen 26wöchigen Studi-endauer zeigte Duloxetin eine signifikant bessere antidepressive Wirkung, gemessen an der Verrin-gerung der HAMD-17-Skala.
• In der Studie konnten auch frühere Erkenntnisse bestätigt werden, wonach die meisten anfangs auf-tretenden Nebenwirkungen von Duloxetin nach längerer Gabe wieder verschwinden [2]. Wäh-rend der Weiterführungsphase zeigten sich hinsichtlich häufiger Nebenwirkungen keine signifi-kanten Unterschiede zwischen Duloxetin und Placebo. Nach der einleitenden Behandlungsphase sank die Inzidenz von Übelkeit auf 6 %, die Beschwerden wegen Kopfschmerzen gingen in der weiterführenden Behandlung um 50 % zurück.
Tabelle 2:
Rückfallsraten während der
Langzeitphase
Therapie N Rückfälle
Placebo 137 39 (28,5 %) Duloxetin 60 mg 132 23 (17,4 %)* *p < 0,05 vs. Placebo
Abbildung 1:
Veränderungen des HAMD-17-Total-Scores im Verlauf der Studie
Tabelle 1:Patientencharakteristika der Langzeitstudie
Akute Langzeitphase Behandlungsphase (N = 278)
(N = 533)
Duloxetin 60 mg Placebo Duloxetin 60 mg (N = 142) (N = 136)
Rasse
Kaukasisch 479 (89,9 %) 132 (93,0 %) 128 (94,1 %) Andere 54 (10,1 %) 10 (7,9 %) 8 (5,9 %) Geschlecht
Weiblich 383 (71,9 %) 110 (77,5 %) 92 (67,6 %) Männlich 150 (28,1 %) 32 (22,5 %) 44 (32,4 %)
Alter (Median) 43,39 44,76 45,71
HAMD Total (Median) 23,66 4,60 4,86
CGI-Severity (Median) 4,55 1,37 1,36
VAS-Overall (Median) 33,80 16,69 16,18
*Es bestand kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Patientencharakteristika der Placebo- und der Duloxetingruppe
ECNP-K
ONGRESS
, P
RAG
, 2003:
N
EUESTE
S
TUDIENERGEBNISSE
ZEIGEN
EIN
DEUTLICH
GERINGERES
R
ÜCKFALLSRISIKO
UNTER
D
ULOXETIN
IN
DER
L
ANGZEITTHERAPIE
H. Schubert
Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol, Hall inTirol
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KONGRESS-BERICHT
• Duloxetin erwies sich in der Studie als gut verträglich und sicher. Wäh-rend der doppelblinden Weiterfüh-rungsphase zeigten sich keine kli-nisch signifikanten Veränderungen der Vitalparameter (Blutdruck und Pulsschlag) oder der Laborwerte. Methodik
Die Datenerfassung erfolgte im Rah-men einer randomisierten, doppel-blinden, multizentrischen, placebo-kontrollierten Studie an Patienten mit Major Depression (MDD) in Frank-reich, Italien, Spanien und den USA. In der vorangehenden akuten offenen Behandlungsphase erhielten 533
Pati-enten 12 Wochen lang einmal täglich 60 mg Duloxetin. Davon wurden 278 Patienten, die eine Remission hatten (HAMD-17-Score < 5), für weitere 26 Wochen in die doppel-blinde Weiterführungsphase einge-schlossen, und erhielten entspre-chend dem Randomisierungsschema entweder 60 mg Duloxetin einmal täglich oder Placebo. Zur Beurteilung der Therapiewirksamkeit wurden verschiedene Meßmethoden ein-schließlich der HAMD-17-Skala, der CGI-S (Clinical Global Impression of Severity Scale) und der visuellen Analogskala (VAS) herangezogen. Weitere Studien mit antidepressiv wirksamen Substanzen sind geplant.
Quelle:
16th Congress of the European College of
Neuro-psychopharmacology, 20. bis 24. September 2003, Prag.
Literatur:
1. Detke M et al. Duloxetine vs. placebo in the prevention of relapse of major depressive disor-der. Poster presented at 16th ECNP Congress,
20.–24. September 2003, Prague, Czech Repub-lic.
2. Raskin J et al. Duloxetine in the long-term treatment of major depressive disorder. Poster presented at 156th Annual Meeting, Amer Psych
Assoc, 17.–22. Mai 2003, San Francisco, USA.
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Harald Schubert Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol