Prof. Dr. habil. Daniel Munteanu, Theologische Fakultät der Universität Valahia von Târgovişte, Rumänien, Privatdozent an der Otto-Friedrich Universität Bamberg
Daniel Munteanu
Eucharistische Wahrheit und
Gemeinschaft. Die Anthropologie des
Metropoliten Johannes Zizioulas in
soteriologischer Perspektive
Zusammenfassung
Schlüsselwörter
Johannes Zizioulas, Anthropologie, Soteriologie, Trinität, Wahrheit, Gemeinschaft
1 Theologische Anthropologie und Soteriologie1
Die Soteriologie des Metropoliten Johannes Zizioulas hat eine besondere Bedeutung für die theologische Anthropologie, weil sie die Frage nach dem Sinn des Lebens beantwortet. Sie offenbart grundlegende Aspekte hinsichtlich der Heilsfrage und des ewigen Lebens. Dabei fällt auf, dass hier eine regelrechte Verknüpfung von Anthropologie, Christologie, Pneumatologie und Ekklesiologie besteht, so dass laut Zizioulas die Antwort auf die Frage nach dem Heil des Menschen nur unter Berücksichtigung der pneumatologischen und ekklesiolo-gischen Dimension des Christusereignisses gegeben werden kann.
Wenn ich hier über Anthropologie im Rahmen der Soteriologie
spreche, meine ich damit die wesentlichen Aspekte der Soteriologie, die eine entscheidende Bedeutung für das Verständnis von Mensch haben. Zizioulas begreift seine Anthropologie als eine „Anthropologie im Lichte der
Christologie und stellt dabei Christus als den „ontologischen
1 Beim diesen Aufsatz handelt es sich um einen Abschnitt aus meiner
Grund eines jeden Menschen dar2 (CO 243). Die Christologie
ist f“r ihn „the only way of fulfilling the human drive to personhood 3.
Die soteriologisch-anthropologische Bedeutung dieser Christologie sehe ich vor allem in der christologischen Bestimmung des Personbegriffs. Zizioulas spricht in seiner
Christologie von einer „anthropology of personhood CO, .
Christus ist die Person par excellence4, d.h. die Verwirklichung
des Menschseins, das Haupt der neuen Menschheit, der
„initiator of personhood for humanity CO, 245). Die Voraussetzung für eine solche Verwirklichung erfüllt bei
Zizioulas nur der wahre Mensch als „man
-in-communion-with-God5, d.h. der ekstatische Mensch, der in und für die
Gemeinschaft mit Gott eucharistisch6 lebt. Wenn es dem
Menschen mit Hilfe des Heiligen Geistes gelingt, seine Individualität7 zu überschreiten, dann existiert er als Person in
der eucharistischen Gemeinschaft der Kirche, in der Koinonia des Geistes, die den Leib Christi bildet (CO, 245). Die
2 J. Zizioulas, Communion and Otherness. Further Studies in Personhood
and the Church (London: T&T Clark, 2006), ab hier CO, S. 243.
3 J. Zizioulas, On Being a Person. Towards an Ontology of Personhood,
in: Christoph Schwöbel (ed.), Persons, Divine and Human, (Edinburgh: T&T Clark, 1991), S. 43; ab hier OBP.
4 M. Volf, Trinität und Gemeinschaft. Eine ökumenische Ekklesiologie,
(Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1996), S. 80.
5 J. Zizoulas, CO, S. : Man emerges as truly man, as a category distinct both from God and the animals, only in relation with God . 6 A.a.O., S. : Man can himself live the event of communion which is
realized in divine life and he can do this with and for the entire
creation .
7 A.a.O., S. , Anm. : „ De-individualization does not mean the
Christologie offenbart folglich den Menschen als mysterium ineffabile, das mit der Fähigkeit ausgestattet wurde, Person in der Gemeinschaft bzw. imago Trinitatis zu sein (CO, 249.274). Zizioulas verknüpft seine Christologie mit der
anthropozentri-schen Schöpfungslehre. Die ganze Logik der Inkarnation
entspringt bei ihm der Tatsache, dass Gott die Welt geschaffen hat, damit sie Anteil an seiner Glückseligkeit erhält.8 Die Welt
verfügte über die Fähigkeit, mit Gott in einer personalen Beziehung zu stehen. Der Mensch wurde als Bindeglied zwischen der materiellen Welt und Gott erschaffen, so dass die ganze Welt an Gottes Leben hätte teilnehmen können, wenn er nicht der Sünde verfallen wäre. Durch den Missbrauch seiner Freiheit verurteilte der Mensch die Schöpfung jedoch zur Knechtschaft unter die Gesetze des geschaffenen Seins. Anstatt in die Gemeinschaft mit dem ewigen Gott gebracht zu werden, wurde die Welt durch die falsche Anwendung der Freiheit des Menschen in sich selbst eingesperrt und unterlag somit dem Nichts, dem Zerfall und dem Tod.9
Die wichtigste Prämisse der Soteriologie Zizioulas´ lautet:
„creation can be saved, only if united with God, and this could
only be achived through Man .10 Zizioulas entfaltet seine
christologische Soteriologie auf der Basis dieses kosmologischen
Anthropozentrismus, der den Menschen als Geschöpf Gottes
voraussetzt, das dazu berufen wurde, die geschaffene Welt mit
8 J. Zizioulas, Lessons on Christian Dogmatics, E. On Creation, Salvation,
Christology and Ecclesiology, 6. Salvation, 1, http://oodegr.co/english /dogmatiki1/E6.htm (Zugang am 18.12.2015), ab hier abgekürzt mit LCD.
9 A.a.O., S. 2.
10 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
dem ungeschaffenen Gott zu vereinen11. Aus diesem Grund
versteht Zizioulas die Unio Hypostatica, durch welche Christus
„der Mensch par excellence CO, . f ist, als
Verwirklichung dieser Berufung und als Vollendung des Menschseins.
Zizioulas beschreibt die Menschwerdung Christi als den neuen Plan Gottes zur Bewahrung der Schöpfung vor dem Tod und vor der Bedrohung durch das Nichts, da durch die Sünde Adams der ursprünglich Plan Gottes gescheitert war. Gott wurde sogar
„gezwungen , erneut zu handeln, damit die Schöpfung befreit
wird: „Christology took on a form different to the one it would have taken if Adam hadn t fallen .12 Wäre Adam nicht der Sünde
verfallen, hätte er der Welt durch seine Person die Unio mit Gott vermitteln können, mit Hilfe derer sie die Grenzen des geschaffenen Seins überschritten hätte. Durch den affirmativen Gebrauch der Freiheit hätte Adam die Welt in eine Existenz verwandelt, die aufgrund der Einheit mit dem ungeschaffenen Gott nicht mehr den geschaffenen Bedingungen (Zerfall, Tod) unterlegen wäre.13
Durch seine Menschwerdung trat der Sohn Gottes in die Schöpfung ein und verlieh ihr dadurch die Einheit mit dem Ungeschaffenen. Seine Person bildet somit eine Art Brücke zwischen dem Geschaffenen und dem Ungeschaffenen.14 Aus
diesem Grund stimmt Zizoulas mit Maximus Confessor überein,
11 Ebd.
12 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, 2, http://oodegr.co/english /dogmatiki1/E6.htm (Zugang am 18.12.2015).
13 A.a.O., S. . : „Christology now took on the form of a tragic event that was not pleasing to God but was nevertheless unavoidable.
dass auch wenn Adam nicht gesündigt hätte, Christus Mensch geworden wäre, weil erst in ihm die Welt vollendet wird.15
2 Das Christusereignis als Teil der Ökonomie der Heiligen Trinität
Es fällt auf, dass Zizioulas´ Theologie besonders unter dem Licht der Trinitätslehre steht. Auch in seiner Christologie betont er die Einheit der opera trinitatis ad extra.16 Alle Personen der
Heiligen Trinität können niemals voneinander getrennt werden, weil sie nicht nur koexistieren, sondern auch zusammen wirken.17 „Wherever the Son is there is also the
Father and the Spirit, and wherever the Spirit is there is also the
Father and the Son .18 Der Sohn wirkt folglich niemals ohne den
Vater und ohne den Heiligen Geist.19 Die Inkarnation geschieht
15 A.a.O., S. 2.
16 J. Zizioulas, Being as Communion. Studies in Personhood and the
Church, (New York : Crossroad, 1985), S. 111, Anm. 112, ab hier abgekürzt BC; vgl. ders., Christologie, Pneumatologie et institutions ecclésiales. Un point de vue orthodoxe, in : Giuseppe Alberigo (Hg.), Les Églises après Vatican II. Dynamisme et prospective. Actes du Colloque International de Bologne – 1980, (Paris : Beauchesne, 1981),
S. : „L´activité de Dieu ad extra est une et indivisible: là o‘ est le
Fils, le Père et l´Esprit y sont aussi, et là où est l´Esprit, le Père et le Fils le sont aussi.
17 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 10, http://oodegr.co/english /dogmatiki1/E6.htm (Zugang am 18.12.2015).
18 J. Zizioulas, BC, S. . vgl. Anm. : „The unity of divine operations ad
extra is (...) indivisible but not undifferentiated.
19 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
zwar durch den Heiligen Geist, stellt aber den Ausdruck und die Verwirklichung des Willens des Vaters dar (BC, 112).
Alle Personen der Trinität nehmen also am Ereignis der
)nkarnation teil: Christology is not something that pertains to only one Person of the (oly Trinity, but to all three of them .20
Jedoch spielt jede der drei trinitarischen Personen ihre eigene Rolle, die von den anderen Personen nicht übernommen wird.
Worin besteht die Rolle des Sohnes?
Der Sohn identifizierte sich selbst mit der gefallenen Wirklichkeit der Schöpfung. Durch die Kenosis (Entäußerung) nahm er als freie Person jegliche Konsequenzen der Sünde auf sich, den Zerfall, den Tod, den Schmerz, die Sorgen usw.21, ohne
dabei seine personale Gemeinschaft mit dem Vater und dem Geist aufzugeben.22 Nur er wurde durch seine freie, persönliche
Entscheidung Mensch und erlitt real die Bedingungen der gefallenen Existenz.23
Zizioulas verbindet die Menschwerdung mit dem Willen des Vaters. Der Sohn wäre nicht Mensch geworden, wenn der Vater dies nicht gewünscht hätte. Aus diesem Grund nimmt die Christologie ihren Anfang nicht im Sohn, sondern im Vater.24
Die Rolle des Vaters in der Heilsökonomie besteht in der Sendung des Sohnes zur Verwirklichung des ewigen Plans der Heiligen Trinität, den Menschen und die Schöpfung mit ihrem
20 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, S. 3, http://oodegr.co/english /dogmatiki1/E6.htm (Zugang am 18.12.2015).
Leben zu vereinigen.25 Laut Zizioulas ist der Wunsch und der
Wille des Vaters, dass die Schöpfung durch die Menschwerdung vollendet wird. Er ist derjenige, der sich dies zuerst wünscht.
„Everything springs form the Father, just as He is the cause of the Holy Trinity Personae´s existence. … (e wants this plan to
materialize .26
Der Heilige Geist ist derjenige, der Christus zu einer mit dem Heiligen Geist gesalbten Person macht.27 Als „Geist der
Gemeinschaft ist er der „Geist der Kraft und des Lebens , der
die Grenzen zwischen dem Geschaffenen und dem Ungeschaffenen niederreißt und die Unio dieser zwei Naturen möglich macht.28
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Zizioulas den Vater als denjenigen darstellt, der die Welt und ihre Erlösung bzw. Gemeinschaft mit dem trinitarischen Leben unbedingt will.29 Der Ursprung des christologischen Plans liegt folglich
beim Vater.30 Der Sohn ist diejenige Person der Trinität, welche
diesen Wunsch des Vaters frei erfüllt, indem er durch die Inkarnation die Einheit des Ungeschaffenen mit dem Geschaffenen in seiner Person herstellt. Zizioulas schildert die wesentliche Grunddynamik des Christusereignisses als eine Bewegung vom Vater über den Sohn, in der Gegenwart und in
der Energie des (eiligen Geistes, zum Vater hin: „The Mystery
25 J. Zizioulas, PP, 74.
26 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, S. 3.
27 A.a.O., S. 6.
28 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 2.
29 Ebd.
30 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
of Christology always begins with the Father and finishes with the Father, as that is where the Son and the Holy Spirit must bring all this reality of the union between the created and the
uncreated, i.e. to the Father .31
Im Folgenden möchte ich untersuchen, welche Bedeutung Zizioulas der Wirkung des Geistes in der Geschichte Jesu Christi zuspricht und welche Konsequenzen die pneumatologische Christologie für die Anthropologie hat.
3 Die pneumatologische Christologie als Basis der Anthropologie vom Metropoliten Zizioulas
Durch die Untersuchung der Rolle des Geistes bei der Konstitution der Person Christi lässt sich leichter die Bedeutung verstehen, die Zizioulas dem Heiligen Geist im christlichen Leben, in der Personwerdung des Menschen
zuspricht. Man kann sogar behaupten, dass die
pneumatologische Christologie die Basis seiner
pneumatologischen Anthropologie bildet, in welcher der Mensch
durch das Werk des Geistes zu einer ekklesialen Hypostasis wird.
Zizioulas entfaltet eine pneumatologische Christologie32, in
welcher er den konstitutiven Charakter der Pneumatologie für
31 A.a.O., S. 6.
32 J. Zizioulas, BC, S. 126: die Synthese zwischen Christologie und
die Christologie unterstreicht33: „We could not have a
Christology without Pneumatology. Even the word Christology contains an inference to the Spirit, because the name Christ means anointed by the Spirit .34 Laut Zizioulas existiert
Christus nur im (eiligen Geist, d.h. „only pneumatologically 35,
weil er ein „pneumatisches Wesen ist.36 Ebenso gehören das
Werk des Heiligen Geistes und das Werk Christi zusammen und dürfen nicht voneinander getrennt werden, weil sich das Werk des Geistes über die ganze Geschichte Christi erstreckt.37 Das
Werk Christi bleibt immer vom Kommen des Geistes bestimmt:
„Le mystère de la présence du Christ dans tout ce qu´il a fait et fera pour nous dépend totalement et absolument de la venue du Saint-Esprit .38
The Synthesis between Christology and Pneumatology in Modern Orthodox Theology, in: OCP 68, 2 (2002), S. 35-47.
33 J. Zizioulas, BC, S. 210.132.182; vgl. ders., Le mystère de l´Église dans la
tradition orthodoxe, in: Irénikon 60 (1987), 323- , : „La
christologie doit être conditionée de manière constitutive par la
pneumatologie ; vgl. ders., Biserica ortodoxa si mileniul al )))-lea,
http://www.balamand.edu.lb/theology/ZizioulasLecture.htm, 5; vgl. ders., (1982 Implications, : La Pneumatologie est la source de la
Christologie, et non l´inverse .
34 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, 5.
35 J. Zizioulas, BC, S. . . : „Christ cannot be isolated from the
Holy Spirit ; vgl. ders., Ordination et communion, in : Istina 16 (1971),
S. : Le Christ cependant n´est present au monde que dans et par la
présence et l´action de l´Esprit Saint.
36 J. Zizioulas, The Church as Communion, in: Saint Vladimir´s Theological
Quarterly 38 (1994), S. 6.
37 J. Zizioulas, BC, S. . : Neben diesem Konstitutionsgedanken
erwähnt Zizioulas auch das das Zusammenwirken Christi und des
Geistes.
38 J. Zizioulas, L'eucharistie: quelques aspects bibliques, in: R. Tillard,
Zizioulas hebt die entscheidende Rolle des Geistes in der Geschichte Christi hervor, wenn er das Christus-Ereignis als durch den Heiligen Geist konstituiert beschreibt. Die Empfängnis, die Geburt, das Werk, die Passion, die Auferstehung geschehen alle durch ihn.39 Er befreit Christus
von den Konsequenzen seiner Kenosis und seiner
Menschwerdung. Als „Geist der Freiheit trägt er dazu bei, dass
alle wichtigen Entscheidungen Christi in Freiheit getroffen werden, d.h. frei von der Notwendigkeit der Natur.40 Hier kann
man sehr deutlich sehen, wie Zizioulas´ pneumatologische Christologie zu Aussagen über die pneumatologische Anthropologie führt: Der Mensch wird erst durch den Geist der
Freiheit zu freiem Handeln befähigt. Ebenso belegt die
Anwesenheit des Geistes in der Wüste, in Getsemani und am Kreuz, dass Christus seine Entscheidungen frei gefällt hat. 41
Die Inkarnation, ja die Identität Christi42 ist das Werk des
Heiligen Geistes, weil Christus nur durch den Heiligen Geist eine
historische Person wird (Math 1,18-20; Lk 1, 35)43 und
eschatologisch existiert (BC, 182). „The Spirit is the One Who constantly stands by the Son, during the entire period of His incarnation, in order to liberate Him from the negative
consequences of the )ncarnation .44
39 Vgl. J. Zizioulas, Uniformity, Diversity and the Unity of the Church, IKZ
91 (2001), S. 48.
40 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, S. 4.
41 A.a.O., S. 5.
42 J. Zizioulas, BC, S. 113, Anm. 116.127f. 43 A.a.O., S. 112.211.
44 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
Die zentrale Rolle der Pneumatologie hebt Zizioulas hervor, wenn er das Werk des Heiligen Geistes nicht auf eine bloße Begleitung Christi einschränkt, sondern ihn als die Quelle aller Charismen Gottes beschreibt.45 Als solcher setzt er sogar den
Leib Christi als einen charismatischen Leib zusammen (BC, 111).
Damit bezieht sich Zizioulas nicht nur auf den ekklesiologischen
und eucharistischen, sondern auch auf den persönlichen Leib
Christi CO, . Der (eilige Geist „konstituiert ontologisch den Leib Christi , bzw. macht aus Christus eine „corporate personality .46 Als personale Partikularität sowie als ekklesialer
und als eucharistischer Leib existiert Christus nur im Heiligen
Geist: „Church is the body of Christ, because Christ is a
pneumatological being, born and existing in the koinonia of the
Spirit .47 Der Leib Christi im „incarnational and in the
ecclesiological sense wird durch den Heiligen Geist eine historische Realität (BC, 160). Ohne ihn als Geist der Gemeinschaft48 wäre es nicht möglich, von der Kirche als Leib
45 Ebd.
46 J. Zizioulas, BC, S. 133.130.182; vgl. ders., Die frühchristliche
Gemeinde, in: Bernd McGinn, John Meyendorff, Jean Leclercq (Hg.), Geschichte der christlichen Spiritualität. Erster Band. Von den Anfängen bis zum 12. Jahrhundert, (Würzburg: Echter, 1993), S. 56; vgl. ders., Die Spontangruppen in der Kirche aus orthodoxer Sicht, in: René Metz, Jean Schlinck (Hg.), Die Spontangruppen in der Kirche, (Aschaffenburg: Pattloch, 1971), S. 173; vgl. ders., CO, S. 290: mit Hinweis auf H. Wheeler Robinson, von dem er den Begriff übernimmt; vgl. Aristotle Papanikolaou, Apophaticism versus Ontology. A Study of Vladimir Lossky and John Zizioulas, Chicago 1998, S. 210f.
47 J. Zizioulas, The Church as Communion, S. 6.
48 Vgl. Catherine T. Nerney, Hal Taussig, An Eastern Orthodox
Christi zu sprechen, weil „l´Esprit Saint fait l´Église être .49 Die
anthropologische Relevanz dieser Rolle des Geistes bei der Konstitution und in der Existenz der Kirche als Leib Christi sehe ich darin, dass Zizioulas den Geist Gottes auch für die Konstitution und die ekstatische Existenz des Menschen als ekklesiale Hypostasis verantwortlich macht. Somit führt seine pneumatologische Christologie und Ekklesiologie tatsächlich zu einer pneumatologischen Anthropologie. Der Heilige Geist bringt die Menschen in Gemeinschaft miteinander und mit Gott. Als Geist des Lebens und der Gemeinschaft ermöglicht er ihnen die Teilhabe am biologischen Leben sowie am Leben der trinitarischen Gemeinschaft. Diese Ermöglichung der Teilhabe am eschatologischen Leben als Werk des Heiligen Geistes unterstreicht Zizioulas oft in seiner Christologie. Der Sohn kommt in die Geschichte hinein und übernimmt die Bedingungen der Zeit-Räumlichkeit50 auch mit ihren negativen
Aspekten, die durch den S“ndenfall bestimmt wurden: The
role of the Holy Spirit in Providence was to liberate the Son from the bonds of History, because the incarnated Son took upon Himself all of the consequences of man´s Fall . 51
49 J. Zizioulas, BC, S. 131; vgl. ders., Christologie, Pneumatologie et
institutions ecclésiales, S. 139.138: „La pneumatologie apporte à la christologie cette dimension de communion .
50J. Zizioulas, BC, S. 130; vgl. ders., LCD, F. Ecclesiological Topics, 2.
Commentary on Western Ecclesiology, B. The problem of priority between Christology and Pneumatology. Ecclesiological consequences, 1: Während der Herrschaft von Kaiser Augustus wird Christus in Nazareth geboren, unter Pontius Pilatus stirbt er am Kreuz.
Der Heilige Geist wird nicht Mensch, sondern begleitet Christus
„during that adventure called )ncarnation .52 Der Geist würde
sich „hinter der Geschichte „beyond history befinden, so
dass seine Wirkungen in der Geschichte die letzten Tage, das
Eschaton brächten: „The first fundamental particularity of Pneumatology is its eschatological character 53.
Zizioulas rechtfertigt seine Annahme, dass der Geist Christus vom Band der Geschichte befreien sollte, indem er die Auferstehung von den Toten als Werk des Geistes beschreibt (BC, 130). Die Auferstehung könne folglich nicht als Ergebnis der Unio hypostatica angesehen werden, weil alles, was im Leben Christi geschieht eine Sache der personalen Beziehung und nicht der Einzeit von zwei Naturen ist.54 Dadurch
minimalisiert Zizioulas die Rolle des Sohnes in seiner eigenen
Geschichte. Zizioulas´ Aussage ist dennoch von
anthropologischer Tragweite, da sie die Auferstehung des Menschen als Ergebnis der interpersonalen Gemeinschaft mit Gott auffasst. Dabei bleibt die pneumatologische Struktur des eschatologischen Auferstehungsgeschehens der Menschheit
identisch mit der Struktur der Auferstehung Christi. D.h., dass der Mensch durch das Werk des Heiligen Geistes auferstehen wird. Der Heilige Geist macht außerdem Christus zur Quelle des göttlichen Lebens für die Schöpfung, so dass die Menschen in
52 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
Ecclesiology, B. The problem of priority between Christology and Pneumatology. Ecclesiological consequences, S. 2.
53 J. Zizioulas, BC, S. 130. 138.
54 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
ihm das Leben der Auferstehung erfahren können.55 Er wirkt
durch Christus und mit Christus: „The Spirit always acts
through Christ, because He is the point where all of mankind and all of creation is assumed, and is united with the
uncreated .56 Auf diese Weise rückt die Person des Heiligen
Geistes ins Zentrum der Soteriologie.
Anthropologisch relevant ist Zizioulas´ Bemerkung, dass der
besondere Beitrag des Geistes bei der „incorporation of Creation ‚in the Son darin best“nde, durch seine Präsenz, der
Schöpfung die Fähigkeit zu geben, offen für Gott zu sein.57 Die
durch den Sündenfall Adams beinträchtigte Schöpfung könne nicht selbst mit Gott kommunizieren. Erst durch die Überschreitung ihrer Grenzen mit Hilfe des Geistes sei der Schöpfung eine Gemeinschaft mit Gott möglich.58 „The (oly
Spirit is the One Who liberates Creation from its limitations,
from the restrictions of being created .59
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass für Zizioulas die Rolle des Geistes in der Geschichte Christi darin besteht, Christus von den Begrenzungen des Geschaffenseins zu befreien und die Geschichte auf das Eschaton hin offen zu halten. Der Heilige Geist ist an der Menschwerdung Christi maßgeblich beteiligt und macht Christus zum eschatologischen
Sein, d.h. zum „letzten Adam60, indem er eine zentrale Rolle in
55 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, S. 6.
56 Ebd.
57 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, C. The Trinitarian Basis of Ecclesiology, S. 4.
58 A.a.O., S. 4f. 59 A.a.O., S. 5.
60 J. Zizioulas, Christologie, Pneumatologie et institutions ecclésiales, S.
der Überschreitung des Todes und in der Vollendung der geschöpflichen Wirklichkeit spielt.61
4 Die pneumatologische Dimension des Heils
Im Folgenden möchte ich zeigen, dass die Anthropologie Zizioulas´ nicht ohne Bezug auf die Pneumatologie verstanden werden kann. Zizioulas setzt sich für das Gleichgewicht zwischen der Christologie und der Pneumatologie ein, damit die Geschichte keinen Vorrang vor der Eschatologie erhält.62 Er
versteht die Pneumatologie als Basis sowohl der Christologie als auch der Ekklesiologie.63 Aus diesem Grund beschreibt
Zizioulas die Eschatologie und die Gemeinschaft als „zwei
fundamentale Aspekte der Pneumatologie , die zugleich eine
wesentliche Bedeutung für das Verständnis der Kirche haben.64
Der (eilige Geist spielt keine „dekorative Rolle in der
Geschichte Christi, sondern bildet die Kirche Christi.65 Er formt
die Kirche und baut sie auf: „in every place and at every specific
time, the Spirit recomposes and renovates the Church – founds
61 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
Ecclesiology, B. The problem of priority between Christology and Pneumatology. Ecclesiological consequences, S. 2.
62 A.a.O., S. 1.
63 A.a.O., 2; vgl. ders., BC, S. f. . . f. : Christ in-stitutes and
the Spirit con-stitutes die Kirche. 64 J. Zizioulas, BC, S. 131.132.
65 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
the Church; and by recomposing the Church in this manner,
creates the Church´s historical continuity .66
Welche anthropologische Relevanz hat aber die entscheidende Wirkung des Geistes in der Christologie und in der Ekklesiologie? Diese Relevanz wird sehr deutlich, wenn man bedenkt, dass für Zizioulas wahres Personsein ekklesiale Hypostasis bedeutet. „Ecclesiology takes on the form of anthropology, because the eschatological Adam also
recapitulates everything in his persona .67 Das heißt folglich,
dass der Heilige Geist wahre Personen erschafft, indem er die Gemeinschaft des Leibes Christi bildet und die Menschen von den
Einschränkungen des Individualismus befreit.68 Diese Ansicht
Zizioulas´ führt nicht zum Pneumatomonismus, da der Heilige
66 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
Ecclesiology, C. History and Eschatology, S. 3.11; vgl. ders., LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western Ecclesiology, B. The problem of priority between Christology and Pneumatology. Ecclesiological consequences, S. 4f: Um die Synthese zwischen Christologie und Pneumatologie zu verdeutlichen, zeigt Zizioulas, dass der Heilige Geist für die charismatische Dimension der Kirche zuständig ist. Dank ihm verfällt die Kirche nicht in eine bloße Institution. Durch das Gleichgewicht zwischen Christologie und Pneumatologie im Rahmen der Ekklesiologie wird laut Zizioulas der Institutionalismus vermieden; vgl. ders., LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological Topics, B. Therapeutic or Liturgical Ecclesiology? The synthesis by Saint Maximus, 6: Zwischen Christus
und Kirche besteht keine „long-distance relationship , weil der (eilige
Geist den Leib Christi als eschatologische Gemeinschaft aufbaut, bzw. das Ende der Zeit in die Geschichte hineinbringt.
67 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, B. Therapeutic or Liturgical Ecclesiology? The synthesis by Saint Maximus, S. 6.
68 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western
Geist die Menschen in die Gemeinschaft des Leibes Christi führt. Die Pneumatologie ist zwar das Fundament bzw. die
„ontologische Kategorie der Ekklesiologie, bleibt jedoch in
innerer Verbindung mit der Christologie (BC, 131.132). Dies zeigt sich, wenn Zizioulas über die Identität der Kirche spricht. Die Identität der Kirche liegt nicht in ihr selbst sondern in Christus, weil sie mit ihm eng verbunden ist.69 Obwohl ihre
Mitglieder Sünder sind, bleibt die Kirche dennoch heilig, weil Jesus Christus heilig ist.70
Darüber hinaus kann man die Verbindung zwischen Pneumatologie und Christologie im Bezug auf die
ekklesiologische Anthropologie darin erkennen, dass der Mensch
laut Zizioulas erst aufgrund des heilsgeschichtlichen Werkes Christi und des Geistes in der Geschichte als ekklesiale
Hypostase existieren kann (BC, 19). Oft betont Zizioulas
allerdings die alleinige Wirkung des Geistes bei der
Konstitution der ekklesialen (ypostase: „The Spirit as ‚power or ‚giver of life opens our existence to become relational, so that he may at the same time be ‚communion BC, . Im Heiligen Geist werde der Mensch Person, d.h. ein relationales Wesen und könne dadurch den Stand des Individuums überwinden.71 Wenn der Mensch sich selbst überlassen bliebe,
könne er nicht Person sein72 (BC, 107).
69 Ebd. 70 Ebd.
71 J. Zizioulas, The Mystery of the Church in Orthodox Tradition, in: One
in Christ, 24 (1988), S. 299.
72 Vgl. J. Zizioulas, BC, S. 107. 190: Die Rolle des Heiligen Geistes in der
5 Das soteriologische Werk Christi
Irenäus von Lyon hob hervor, dass Christus Mensch wurde, damit die Menschen den Geist Christi umarmen und in die Herrlichkeit des Vaters eingehen können.73 Die Herrlichkeit
Gottes ist für Irenäus das Ziel und die Erfüllung des Menschseins. Es sieht so aus, als ob Zizioulas´ Theologie diese Sicht von Irenäus voraussetzt, wenn er über das eschatologische Heil des Menschen referiert.
5.1 Die Menschwerdung des Logos
Das besondere soteriologische Werk des Sohnes besteht laut Zizioulas in der Menschwerdung, durch welche er die Kluft zwischen Geschaffen und Ungeschaffen überbrückte.74 Diese
Überbrückung stellt Zizioulas als Ermöglichung der Teilhabe an
der Beziehung zwischen dem Sohn und dem Vater dar: „The
Son is the One Who offers Himself so that Creation can become incorporated and be able to have a relationship with the
Father .75 Zwar sind der Vater und der Heilige Geist an der
(eilsgeschichte beteiligt, aber „only the son becomes history
(...). Becoming history is the particularity of the Son in the
economy (BC, 130). Aufgrund der Menschwerdung als
73 Vgl. D. Munteanu, Die Heilige Dreieinigkeit als heimatlicher Raum
unserer ewigen Vollendung, in: Michael Welker, Miroslav Volf (Hg.), Der lebendige Gott als Trinität. Jürgen Moltmann zum 80. Geburtstag, (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2006), S. 264.
74 Vgl. J. Zizioulas, Symbolism and Realism in Orthodox Worship, in:
Sourozh 79, (2000), S. . : „The Son and Word of God, this Person which is ‚one of the Trinity , in other words a hypostasis of loving
relationship, freelytaken up the created and bridges the gulf .
75 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Merkmal des Sohnes in der Heilsökonomie wird die Kirche Leib Christi und nicht Leib des Geistes oder des Vaters genannt.76 Als
Haupt dieses Leibes verleiht Christus der Welt die Gemeinschaft und das Leben der Heiligen Trinität, d.h. der Zugang zum Reich Gottes. Christus vereinigt in sich die ganze Schöpfung und ermöglicht ihr somit, an seiner Gemeinschaft mit dem Vater teilzuhaben (CO, 292f). Alles, was mit seinem Leib vereint ist, wird für immer überleben.77 Diese
„incorporation of Creation ‚in the Son , d.h. die Unio personalis mit Gott stellt laut Zizioulas das letzte Ziel der Schöpfung dar,78
so dass die ganze Schöpfung „Kirche werden und an der
Gemeinschaft mit der Trinität teilhaben soll. Die Menschwerdung stelle also die ekstatische Dynamik der menschlichen Natur und der Schöpfung auf Gott hin wieder her (CO, 238.241).
Die durch Christus wiederhergestellte Gemeinschaft der Menschen und der Schöpfung mit Gott hat eine eucharistische Dimension. Der durch die Gemeinschaft mit Gott vollendete Mensch ist ein eucharistisches Wesen. Das soteriologische Werk Christi läge darin, dass die Humanität wieder
eucharistisch wird: „(umanity can now, in Christ, recapitulate and ‚refer back anaphora nature to its creator CO, .
5.2 Christus - der eschatologische Mensch (1 Kor 15,45)
Zizioulas beschreibt Christus als den Menschen par excellence, als die Erfüllung der Geschichte (BC, 183, Anm. 39), als die Offenbarung und die Verwirklichung dessen, was wahres
76 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 2.
77 A.a.O., S. 2.6.
Menschsein bedeutet.79 Das Mysterium des Menschen als imago
Dei kann laut Zizioulas nur im Licht Christi erläutert werden (CO, 237). Die Christologie unterstreicht somit nicht nur die Erlösung des Menschen von der Situation der gefallenen Existenz, sondern auch die Vollendung des Menschen (Theosis) durch die Gemeinschaft mit Gott (ebd.). Zizioulas berücksichtigt folglich diese beiden Aspekte, die für das Verständnis der Bestimmung des Menschen grundlegend sind.
Christus offenbart sich als der eschatologische Mensch, als der letzte Adam, weil er von den Toten auferstanden ist. Zizioulas verbindet also die Vollendung des Menschen mit dem Erwerb des ewigen Lebens. Die Auferstehung Christi ermöglicht ein optimistisches Weltbild, solange am Ende der Weltgeschichte weder der Tod noch die Nichtexistenz sondern das Leben der Auferstehung steht (CO, 246).
Wie erlangt aber der Mensch dieses ewige Leben mitten in der Geschichte?
Zizioulas stellt die Auferstehung Christi als den endgültigen Sieg
über den Tod dar. Dieser Sieg verkörpert zugleich den Anbruch
des Reiches Gottes in der Geschichte, so dass alle Menschen in
Christus das Leben des eschatologischen Reiches erfahren können. „The Ressurection is an eschatological ... event. )t
marks God´s final act in history, the victory over the ‚last enemy which is death, and the dawning of the ‚last day .80
79 Zizoulas, CO, S. . . : The authentic and true way of being is that
which conforms to the hypostasization of human nature in the hypostasis of Christ, which will be realized when nature is purified from the passion of death, that is, when CO will coincide ontologically
in the eschata .
80 J. Zizioulas, Symbolism and Realism in Orthodox Worship, in: Sourozh
Das soteriologische Werk meint also nicht nur eine eschatologische Orientierung der Welt und der Geschichte auf dem Weg zum Reich Gottes hin81, sondern es ermöglicht
vielmehr die Wahrnehmung, die Teilhabe bzw. die Antizipation des ewigen Lebens.
Zizioulas geht dabei von dem ekklesiologischen Begriff
„corporate personality aus. Christus soll eine solche
Persönlichkeit besitzen, welche diese Teilhabe des Menschen am ewigen Leben ermöglicht. Er sei der katholische Mensch,
der in sich one und many vereint. One sei Christus
hinsichtlich seiner ewigen Beziehung zum Vater. Zugleich sei er
aber many aufgrund der Tatsache, dass the same schesis
becomes now the constitutive element – the hypostases – of all those whose particularity and uniqueness and therefore ultimate being are constituted through the same filial
relationship which constitutes Christ´s being .82
5.3 Christus trägt die Fülle der Gottheit in seiner Person83
Die Zentralität der Christologie hängt bei Zizioulas damit zusammen, dass er Christus als den vollkommenen Mensch versteht, der die Welt mit Gott in seiner Person vereint. Die durch die Sünde orientierungslos gewordene Welt bekommt in Christus das wahre Leben zurück.84„Real life springs from the
81 J. Zizioulas, L´eucharistie : quelques aspects biblique, in : R. Tillard,
ders., Jean-Jacques von Allmen, L´Eucharistie, (Églises en dialogue no. 12), (Paris : Mame, 1970), S. 31.
82 J. Zizioulas, CO, S. 241; vgl. ders., BC, S. 182.
83 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 11.
84 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ressurection of Christ, from Christ (imself .85 Zizioulas begreift
die Auferstehung als Höhepunkt und Verwirklichung der Unio hypostatica, als endgültigen Sieg über den Tod. Durch die Unio hypostatica fasste Christus alles in sich zusammen und verband es mit dem ungeschaffenen Gott. Zizioulas deutet diese
„recapitulation of everything in Christ als Mysterium des
Heils.86 Dieses Mysterium hat in seiner Soteriologie eine
pneumatologische Dimension, da er den auferstandenen Christus als Ausgangspunkt des Heiligen Geistes darstellt. Der Geist Gottes, der die Schöpfung vom Tod befreit, strahlt nach der Auferstehung aus der Person Christi aus.87 Der
Auferstandene bringt folglich der Schöpfung das Geschenk des Geistes, wobei Zizioulas die Auferstehung nicht als Ergebnis der
communicatio idiomatum, sondern der Intervention des
Heiligen Geistes ansieht.88 Christus spendet zwar den Heiligen
Geist, wird aber selbst durch ihn konstituiert und überschreitet
nur durch ihn alle Grenzen der Kreat“rlichkeit: „Christology is
not solely about the persona of Christ, who receives the Holy Spirit, it is also about the persona of Christ, who imparts the
(oly Spirit .89
85 Ebd.
86 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 6.
87 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Ecclesiology, 6. Salvation, S. 6.
88 J. Zizioulas, The Mystery of the Church in Orthodox Tradition, in: One
in Christ, 24, (1988), S. 296; vgl. ders., On Being a Person, S. : )n
Christology the crucial thing … is not the communicatio idiomatum
but the hypostatic union. What enables Man in Christ to arrive at a personal identity in ontological terms is that in Christ the natures are,
only because they are particularised in one person .
89 J. Zizioulas, LCD, E. On Creation, Salvation, Christology and
Zizioulas beschreibt die Auferstehung Jesu als Erfüllung der
alttestamentlichen Verheißungen hinsichtlich des
eschatologischen Messias, mit dessen Ankunft die Ausgießung
des Geistes auf alles Fleisch verbunden war.90 Durch den
(eiligen Geist werden die Menschen „pneumatikoi , d.h.
geistlich, „Träger des Geistes und seiner Gaben .91 Christus
ermöglicht dem Menschen an der eschatologischen
Transzendierung der Geschichte teilzuhaben, bzw. in der Geschichte das Reich Gottes zu erfahren.92 Diese Teilnahme an
seinem Leib und Blut (1 Kor 10,10) setzt eine Koinonia des
Heiligen Geistes (1 Kor 13,13) voraus, da niemand Jesus den
Herr nennen kann, außer im Heiligen Geist (1 Kor 12,3; Mk 12,
: „Le Saint-Esprit est donc celui qui transforme la communion objective au corp et au sang du Christ en une
réalité personnelle et existentielle .93 Das neue Leben, das
Christus den Menschen bringt, ist ein „pneumatisches Leben ,
ein Leben der interpersonalen Gemeinschaft in dem einen Leib Christi.94 Das soteriologische Werk Christi besteht folglich in
der Gabe der Adoption, durch welche die Menschen am „triadic life of God teilhaben können.95 Diese triadische Existenz Gottes
meint ein Leben in der göttlichen Freiheit, welche den Menschen als imago Dei vollendet.96
90 J. Zizioulas, Die frühchristliche Gemeinde, S. 54. 91 Ebd.
92 J. Zizioulas, L´eucharistie : quelques aspects bibliques, S. 39. 93 A.a.o., S. 45.
94 A.a.O., S. 46f.
95 J. Zizioulas, LCD, C. On God, II. Basic principles of Patristic teaching, 4. Discerning between Theology and Provision , ; vgl. ders., LCD, D.
Supplement, S. 2. 6f.
96 J. Zizioulas, LCD, C. On God, II. Basic principles of Patristic teaching, 5.
Die Auferstehung Christi eröffnet also die „Ära des Geistes als
„Ära der Kirche 97, weil das Werk des Geistes im Aufbau des
Leibes Christi besteht. Zizioulas untersucht diesen Aufbau des Leibes Christi durch den Heiligen Geist anhand der Sakramente von Taufe und Abendmahl.
5.4 Christus als Weg zur Gotteserkenntnis. Die eucharistische Wahrheit der Existenz
Zizioulas entwickelt eine Art „Ontoepistemologie , in welcher
die Stufe der Erkenntnis Gottes von der Intensität der Liebe und der Gemeinschaft abhängt. Es handelt sich also um eine ontologische Dimension der Erkenntnis Gottes, weil die Gemeinschaft mit Gott durch die Liebe zur Theosis führt, nämlich zur Verwandlung des Menschen in eine wahre Person. Gotteserkenntnis, Eucharistie und Theosis bilden somit bei Zizioulas eine untrennbare Einheit.
Zizioulas stellt Christus als den Weg dar, welcher zur
Gotteserkenntnis f“hrt, weil „niemand den Vater kennt, außer dem Sohn .98 Die Offenbarung Gottes in Christus führte zu einer
fundamentalen Änderung des Gottesbildes99, nämlich zur
Entfaltung der Trinitätslehre100, welche uns Gott als
trinitarische Gemeinschaft der Liebe zeigt.101
Der Logos ist eine Person, die liebt und geliebt wird, so dass die Erkenntnis Gottes immer mit der Liebe zu tun hat, d.h. mit der Teilhabe an der Beziehung des Sohnes zum Vater. Die
97 J. Zizioulas, Die frühchristliche Gemeinde, S. 56. 98 Ebd.
99 J. Zizioulas, LCD, C. On God, I. Biblical premises, S. 2-13. 100 A.a.O., S. 9.
101 J. Zizioulas, LCD, C. On God, II. Basic principles of Patristic teaching, 1.
Erkenntnis Gottes meint kein Wissen über seine Eigenschaften, sondern eine direkte personale Beziehung zu ihm102: „God is
acknowledged through personal relationship .103
Die soteriologische Bedeutung der Menschwerdung liegt nach Zizioulas in der Ermöglichung einer neuen Art von Erkenntnis,
welche „auf personaler Einheit und Kommunikation beruht.104
Das Heilswerk Christi lässt sich folglich als Ermöglichung der Gemeinschaft mit Gott, d.h. als Einführung oder Aufnahme der Menschen in die Liebesbeziehung des Sohnes zum Vater definieren. Das Heil setzt eine existentielle und gleichzeitig interpersonale Beziehung voraus, eine Beziehung der Sohnschaft, an der die Menschen durch Christus teilhaben. 105
„)f we don´t accede into the relationship of love that exists
between the Father and the Son, we cannot ever know God .106
Zizioulas charakterisiert die wahre Erkenntnis als personale Beziehung der Liebe, d.h. als Herabstieg der Vernunft ins Herz:
Knowledge emerge from love .107 „Erkenntnis ist Liebe und
Liebe ist Erkenntnis .108 Das wahre Organ der Erkenntnis ist
nicht die Vernunft, sondern das Herz (CO, 305f). Aus diesem Grund charakterisiert Zizioulas die wahre Erkenntnis von Gott
als eine „Sache personaler Beziehung und Vereinigung .109
102 J. Zizioulas, LCD, B. On Cognizance and Faith, . Cognizance in
persona , S. 1.
103 J. Zizioulas, LCD, C. On God, I. Biblical premises, S. 6. 104 J. Zizioulas, Die frühchristliche Gemeinde, S. 64. 105 A.a.O., S. 2f.
106 A.a.O., S. 4.
107 J. Zizioulas, LCD, B. On Cognizance and Faith, 3. Cognizance through the
Son and Logos, S. 4; vgl. ders., LCD, F. Ecclesiological Topics, 2. Commentary on Western Ecclesiology, C. History and Eschatology, S. 8; vgl. ders., CO, S. 306.305.
Diese Art der Erkenntnis durch die Liebe und nicht durch kalte Rationalität ermöglicht dem Menschen, zugleich eine wahre Person zu sein, weil die Liebe eine Teilnahme an den innertrinitarischen Beziehungen des Sohnes zum Vater bedeutet. Der Mensch wird durch diese Teilnahme eine wahre Person, weil die Person über ihre Beziehung charakterisiert wird.110
Gott kann nicht in seiner Natur oder Substanz erkannt werden, sondern nur durch eine interpersonale Beziehung.111 Man kann
Gott ohne eine solche personale Beziehung der Liebe nicht
kennen: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe Joh , .112 Die soteriologische Bedeutung dieser
Art der Erkenntnis Gottes durch die Gemeinschaft belegt Zizioulas, indem er auf das Jüngste Gericht hinweist. Der Satz
„ich kenne dich nicht meine in diesem Kontext „)ch habe keine personale Beziehung mit dir .113
Zizioulas unterstreicht zwei weitere soteriologische Aspekte der Beziehung zu Gott. Erstens kann sich die personale Beziehung zu Gott nicht in einer individualistischen Weise verwirklichen, sondern nur in der Gemeinschaft des Leibes
Christi: „God becomes known, through our communion within
the body of Christ; by involving ourselves in the relationships
that are created by this body .114 Gott kann also ohne die
Gemeinschaft, welche vom Heiligen Geist ins Leben gerufen
110 J. Zizioulas, LCD, B. On Cognizance and Faith, . Cognizance in
persona , S. 1.
wird, nicht erkannt werden.115 Zweitens, die personale
Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen beeinflusst die Identität bzw. die Existenzweise des Menschen.116
5.5 Christus als Wahrheit und Gemeinschaft
Die zentrale Stelle der Christologie in Zizioulas´ Theologie
erklärt sich nicht nur durch die „Christ-centered
Ecclesiology 117 sondern auch durch das christozentrische
Verständnis der Wahrheit.118 Zizioulas bezeichnet die
Christologie als Fundament des christlichen
Wahrheitsverständnisses, weil sich Christus im Neuen Testament als die Wahrheit (Joh 14,6) offenbarte (BC, 67). Zizioulas unterscheidet zwischen dem christlichen, dem jüdischen und dem griechischen Verständnis der Wahrheit. In der jüdischen Weltanschauung hat die Wahrheit (emeth) immer mit der Treue Gottes zu tun, die sich in der Geschichte offenbart. Die Wahrheit hängt mit Gottes Verheißung zusammen, d.h., dass die letzte Wahrheit die Vollendung der Geschichte, die eschatologische Wahrheit ist, nach der sich der
Mensch sehnt BC, . )n der „geschlossenen Ontologie der
115 J. Zizioulas, LCD, B. On Cognizance and Faith, II. On Faith, S. 2.
116 J. Zizioulas, LCD, B. On Cognizance and Faith, . Cognizance in
persona , S. 5.
117 J. Zizioulas, LCD, F. Ecclesiological Topics, 1. Orthodox Ecclesiological
Topics, D. Pictorial Ontology, S. 9: Ecclesiology basically rests on Christology. … Ecclesiology is a chapter of Christology. … )t cannot
be a Spirit-centered one, because – I repeat – the essence of the Church is the recapitulation of everything in Christ, and recapitulation means that the head is Christ, not the (oly Spirit, or the Father .
118 Vgl. Rémi Brague, Vérité, in: Dictionnaire de Spiritualité. Ascétique et
mystique doctrine et histoire, Tome XVI, (Paris: Beauchesne, 1994), S.
, zitiert Zizioulas: „Le seul point de départ pour une conception
griechischen Philosophie wird die Wahrheit kosmologisch
gedacht, und zwar als Etwas, das die Geschichte transzendiert. Sie wird mit der Tugend und der Schönheit gleichgesetzt (BC,
f . Die historische Wahrheit hingegen besage einen „Fall aus
der unveränderbaren, transzendentalen Wahrheit (BC, 70). Die neutestamentarische Darstellung Christi als Alpha und Omega der Geschichte verwandelte in radikaler Weise das jüdische, linear-historische Denken, indem Christus als Ende der Geschichte bereits gegenwärtig hier und jetzt wurde (BC, 71f). Für das griechische Denken bedeutete die Gleichsetzung Christi als historische Person mit der Wahrheit eine große Herausforderung, weil dieses keine Vermischung der transzendentalen mit der historischen Wahrheit zuließ (ebd.). Die Frage lautet also inwieweit Christus als historische Person die Wahrheit sein kann, bzw. wie er in sich die Wahrheit des Seins mit dem Ziel der Geschichte vereint, ohne dabei das ontologische Anderssein Gottes aufzugeben (BC, 93). Die Auflösung dieses Widerspruchs zwischen dem griechischen und dem jüdischen Denken sieht Ziziolas im Begriff der Gemeinschaft (BC, 72). In Übereinstimmung mit Ignatius von Antiochiens versteht er die Wahrheit in Verbindung mit dem ewigen Leben (Joh 3, 15.36; 14,6; 17, 3) der trinitarischen Gemeinschaft (ebd.). Der Ort, an dem der Leib Christi historische Realität wird und in welcher die eschatologische Gemeinschaft der Trinität erfahren werden kann, ist für Zizioulas die Eucharistie bzw. die eucharistische Gemeinschaft
(BC, 114f). Aus diesem Grund wählt er den eucharistischen Zugang bezüglich der Wahrheitsfrage. „Communion is the only
nicht zu Etwas wird, das von außen kommt sondern zu
„Fleisch , d.h. zu einem Teil der Schöpfung und der historischen
Existenz. Christus offenbart sich als Wahrheit „not in a community, but as a community. So truth is not just something
expressed or heard , a propositional or a logical truth; but
something which is, i.e. an ontological truth: the community
itself becoming the truth BC, .
Die Wahrheit Christi offenbart sich laut Zizioulas nicht nur, sondern verwirklicht sich in der menschlichen Existenz als Gemeinschaft. Unter Gemeinschaft versteht Zizioulas die Eucharistie, welche eine epikletische Dimension hat. Durch die Epiklese hört die Geschichte auf, eine lineare Folge von Ereignissen zu sein und gewinnt eine vertikale Dimension, wird nämlich zum Pfingstereignis (BC, 115f).119 Die Wahrheit
verwirklicht sich in der Geschichte durch den Heiligen Geist und hat deshalb eine epikletische bzw. ekklesiologische Dimension (BC, 112).
Zizioulas befürwortet den Zusammenhang von Eucharistie und Wahrheit des Seins, weil er sich für die kosmische Dimension der Erlösung interessiert. Christus offenbart sich in der
Eucharistie als „Leben und Zusammenfassung der ganzen Schöpfung BC, . Die Eucharistie ist das Medikament der Unsterblichkeit, weil sie das Leben Gottes vermittelt, bzw. die Gemeinschaft mit dem trinitarischen Leben Gottes (BC, 82). In der Theologie von Irenäus erkennt Zizioulas ein erstmaliges Gleichsetzen von Sein, Leben und Gemeinschaft (BC, 93). Die Eucharistie als der wahre Christus ermöglicht uns, die Wahrheit als Gemeinschaft zu verstehen, weil das eucharistische Leben
119 Vgl. J. Zizioulas, BC, S. 118: In der Eucharistie vollzieht sich nicht nur
das Leben Gottes selbst ist, das Leben der Gottesgemeinschaft (BC, 82).
Zizioulas plädiert für das eucharistische und trinitarische Verständnis der Wahrheit120, weil es von der Liebe abhängt und
zur Gemeinschaft führt, sowie kein Widerspruch zur Ontologie darstellt (BC, 92). Er weist dabei auf die Unterscheidung von Gemeinschaft und Teilhabe hin. Während die trinitarischen Personen Anteil an der göttlichen Wahrheit durch die Gemeinschaft haben, können die Menschen ausschließlich durch Teilhabe Zugang zu dieser Wahrheit bekommen (BC, 94).121
Zizioulas zeigt, dass die Wahrheit Gottes sich in der Geschichte offenbaren kann, weil die ontologische Wahrheit einen dynamischen Charakter hat. Die Wahrheit der Geschichte liegt
nicht in der Vergangenheit sondern in der Zukunft: „(istory is
true, despite change and decay, not just because it is a movement towards an end, but mainly because it is a movement from the end, since it is the end that gives it
meaning BC, . Angesichts dieser entscheidenden Bedeutung der Zukunft für die Geschichte kann die Wahrheit der Geschichte mit der Wahrheit des Seins gleichgesetzt werden. Zizioulas würdigt dabei die Theologie Maximus Confessors, weil ihm eine christologische Synthese gelangte, die für die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Wahrheit Gottes und der Wahrheit der Geschichte relevant ist. In seiner
Ontologie der Liebe zeigte Maximus, wie das Ende der
Geschichte als Wahrheit mit dem historischen Prozess bzw.
120 A.a.O., S. 83ff.93.: Das trinitarische Verständnis der Wahrheit vertiefte
laut Zizioulas Athanasius der Große, der das Leben und die Gemeinschaft mit dem Sein (Ousia) Gottes gleichsetzte.
Inkarnation zusammenfällt. Für Maximus ist Christus der Logos der Schöpfung, weil er die Dynamik der göttlichen Liebe darstellt, bzw. den Willen Gottes erfüllt. Der Logos Gottes und die Logoi der Dinge können nicht von der Dynamik der Liebe getrennt werden. Das heißt, dass die Welt nur aufgrund der Liebe Gottes existiert. „The substratum of existence is not being but love. … )f (e ceases to love what exists, nothing will be.
Being depends on love BC, . Zizioulas erachtet diese Auffassung von Maximus Confessor als eine Revolutionierung der griechischen Ontologie, weil nun die Einheit der Schöpfung nicht auf dem Sein basiert sondern auf der Liebe Gottes. Als Sohn Gottes vereinigt Christus in sich die Liebe Gottes, den Sinn des geschaffenen Seins und das Ziel der Geschichte. Der
inkarnierte Christus ist die Wahrheit, „for (e represents the
ultimate, unceasing will of the ecstatic love of God, who intends to lead created being into communion with (is own life BC, 98). Hierin erkennt Zizioulas eine Befreiung der Wahrheit von der platonischen Unveränderlichkeit sowie von der aristotelischen Entelechie. Die Dynamik der Geschichte basiert nicht auf einer inhärenten Entelechie, sondern auf dem Willen Gottes, der zur Gemeinschaft mit sich selbst einlädt. Die Wahrheit der Geschichte liegt also sowohl in der Liebe Gottes
als „Substrat der geschaffenen Existenz , in der zuk“nftigen
Vollendung, d.h. in der Gemeinschaft mit dem Leben Gottes, als auch im inkarnierten Christus, der die Liebe und den Willen Gottes personifiziert (ebd.). Christus führt die Welt zum wahren Sein, d.h. zum wahren Leben und zur wahren Gemeinschaft, weil er die Wahrheit Gottes ist (ebd.).
Gemeinschaft für das Personsein. Christus ist der Heiland, weil er die wahre Person ist, die das wahre Leben mit sich bringt (BC, 105.107). Wahre Person zu sein, bedeutet für Zizioulas, dass das Sein und die Gemeinschaft eine Einheit bilden. Eine solche Einheit von Sein und Gemeinschaft gibt es aber nur in der Trinität. Nur der trinitarische Gott offenbart, was wahre Person bedeutet (BC, 107). Aus diesem Grund kann vertritt Zizioulas eine inkarnatorische Christologie der unio hypostatica. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Zizioulas Christus als den Heiland darstellt, weil in ihm die völlig ontologische
Person offenbart wurde, in welcher die Gemeinschaft mit dem
Sein zusammenfällt. Christus offenbart aber nicht nur die Identität von Sein und Gemeinschaft, sondern auch von Wahrheit und Leben. Er ist die Wahrheit, weil er der Schöpfung das ewige Leben der trinitarischen Gemeinschaft mitteilt.122