• Nenhum resultado encontrado

Wo steht die evangelische Theologie heute?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Wo steht die evangelische Theologie heute?"

Copied!
7
0
0

Texto

(1)

und die niederländische Freigeisterei und bildet sie, überwindend, zur Klarheit.

Gott und M ensch sind bei K olbenheyer nicht geschieden. Nicht Him­ mel und Erde, sondern das U nbelebte und das Lebendige sind das, w as den G egensatz macht. Im Christentum ist G ott nur e i n m a l M ensch g e ­ w orden: « r selbst, der Schöp fer, w urde zu seinem Geschöpf und befreite d a m i t das Geschöpf zu sich. W a s K olbenheyer zur M ystik und zum Spinozism us zieht, ist der Gott im M enschen, die Identifikation des Güt­ lichen und des M enschlichen. Im M enschen w ird G ott gleichsam s e i n e r selbst inne und w ird damit — entgottet, w ährend der M ensch vergottet w ird. D as Christentum läßt den M enschen g ott-o ffen sein, Gott kann ihn durch den Heiligen Gesit, das Pneum a hagion, den Spiritus sanctus, e r ­ greifen und treiben, aber nie kann der M ensch w esen h aft G ottes, nie kann der M ensch Gott sein. B ei K olbenheyer ist deus in nato, deus sive natura — Gott d asselbe w ie die Natur, das G ebärende und G eborene, deus sive vita, also: deus sive horno. Die „dunkle Stim m e” (im „ersten Spiel” von „M enschen und G ötter” , 1944) spricht: „Und Glaube wird dem M enschen der M e n s c h .. . In M enschenhände, der Flam m e ein Raub, fallen die G ötter” . Und der „ W an d erer” schließt das Sp iel: „G ötter e r ­ stehen und G ötter veraUen, aber das Leben, dem Lichte gebreitet, ihm stetig gew eitet, nimmer kehrt es zum Ursprung zurück” . D er Spinozis­ mus w ird ins Biologische geführt. A ber endete das Christentum in der Zelle der heiligen M a rg a rete? Endete es in der stillen Klause des geleh r­ ten Sp in o za? „ E s” w irkt fort. „ S e i Du g etro st: Erblühen heißt e rste rb e n .” Die F rag e bleibt offen. W ed er Schw eigen noch gar Haß darf die A nt­ w ort des Christen sein — er soll dankbar sein, nicht dem Lum pengesin­ del, das ihn anbellt, aber dem, der d a noch lauscht, „w o Sein und W e ­ sen nicht an W o rt und W illen brandet” , der „in fürchtgen Händen den Flam m enkelch em pfangen h at.” Immer muß d i e F r a g e offen sein.

D. W. Stapel.

| 0O0

--B e r i c h t e

Wo steht die evangelische Theologie heute?

Eine Betrachtung von Prof. D. Paul Althaus, Erlangen.

(Ev. Pressedient vom 14. Juni 1950).

Sollen w ir auf diese F ra g e kurz antw orten, dann erscheint es zweckm äßig, auf das letzte halbe Jahrhundert zurückzublicken. Nicht, nur in Politik und W irtsch aft, sondern auch im geistigen Leben — und hier auch in der Theologie — sind die letzten fünfzig Jah re voll m ächtiger B ew egu ng und G egenbew egung gew esen. W o stand die T heologie um das Jah r 1 9 0 0 ? Durch den V ergleich der L age um 1 9 5 0 und um 1900 w ird erst ganz klar w erden, w o die evangelische Theologie heute steht.

(2)

L IB E R A L IS M U S V O R FÜN FZIG JAHREN

Im Ja h re 1900 gab der B erliner T heologe A d o l f v o n H a r - n a c k sein berühm tes Buch über das „W ese n des Christentums“ h er­ aus. E s w a r das bedeutendste W o rt des sogenannten t h e o l o g i ­ s c h e n L i b e r a l i s m u s . H arnack w ollte das Evangelium Jesu h er­ auslösen aus der Sch ale dessen, w as man das „D ogm a“ nannte, der kirchlichen L eh re von Jesu G ottheit und von der Erlösung durch sei­ nen sühnenden Kreuzestod und seine A uferstehung. D iese Dogmen gingen, nach dieser Auffassung, auf den A postel Paulus zurück und w aren dann in einer langen G eschichte von der K irche ausgebaut w orden. Die sogenannten „M odernen“ , vor allem die Gebildeten, emp­ fanden dam als w eithin die christlichen D ogm en als eine M auer, die sie von Jesus trennte, die ihnen das Christsein, jedenfalls die Z u ge­ hörigkeit zur Kirche schw er, ja unmöglich m achte. Ihnen schien es befreiend, daß ein großer T h eologe von dem R an ge H arnacks e r ­ k lärte: das Evangelium ist v i e l e i n f a c h e r als die Kirche es w ah r­ haben w ollte! Jesus selbst hat den M enschen gar keine Lehre über sich selbst und seinen Sühnetod zugem utet. E r spricht in seinem E v an ­ gelium überhaupt nicht von sich selbst, sondern von dem V a t e r im Himmel, der unser Leben väterlich leitet. V on dem unendlichen W ert der M enschenseele, von der G otteskindschaft, von der Liebe zuein­ ander. D as ist alles, und das ist genug. Alles andere, also die Lehre über Christus, w ie Paulus sie begonnen hat, ist etw as Sekundäres im Christentum, im besten F alle kann sie ein W e g zu Christus sein — aber die eigentliche erlösende W ah rh eit ist sie nicht. D iese besteht in den ganz einfachen Gedanken der P red igt Jesu.

Damit w urde H arnack für U nzählige der W o rtfü h rer eines „undog­ m atischen Christentum s.” Jesu s sollte dabei freilich eine hohe B e ­ deutung behalten: durch seine Persönlichkeit m acht e r uns das, w as er vom V ater und vom ew igen Leben der S eele verkündigt, erst recht gew iß. E r ist gleichsam der W e g zum V ater.

W e r w ollte leugnen, daß Harnack vielen M enschen die Predigt Jesu neu nahegebracht h a t? A ber — das ist eben so sicher — der Glaube der christlichen K irche w ar es nicht, w as er als „W esen des C hristentum s” lehrte.

D IE R ELIG IO N SG ESCH ICH TLIC H E SC H U LE

V iele andere liberale Theologen gingen noch w eiter als Harnack. Bald nach 1900 stand die sogenannte „religionsgeschichtliche Schule” der T heologie auf ihrem Höhepunkt. S ie suchte w issenschaftlich zu bew eisen, daß die L eh re von Christus und seinem erlösenden K reuzes­ tode, also das „D ogm a” , erst von der urchristlichen Gemeinde g e ­ schaffen sei, und zw ar durch Einw irkungen aus der religiösen Um w elt, aus dem Spätjudentum und aus den Kulten der hellenistischen W elt. Jesu B o tsch aft w urde also — so sag te man — mit fremden Gedanken

(3)

ü berlagert. Grund genug zu der Losung: z u r ü c k v o n P a u l u s , bei dem das Dogm a anfängt, zu J e s u s !

D er bedeutendste D enker dieser „religionsgeschichtlichen Schule” wurde der aus A ugsburg stammende H eidelberger und später B erliner P ro fesso r E r n s t T r ö l t s c h . E r erklärte: W e r in die große und reiche W elt der außerchristlichen Religion blickt, der kann nicht mehr glauben, daß nur im Christentum Gott sich offen bart hat. Die R eli­ gionen entw ickeln sich, geschichtlich gesehen, von niederen zu höheren Stufen. S o betrachtet konnte das Christentum nicht mehr, wie man früher g esagt hatte, als die „absolu te” Religion gelten, sondern nur noch als die bisher höchste in der R eih e der Religionen. Ja, Sn seinen letzten Schriften ging T röltsch noch eine Sch ritt w eiter und m einte: zu jeder großen Kultur g ehört eine eigene Religion. Keine von diesen kann also für alle Kulturen die richtige und gültige sein. D as Christentum ist für uns abendländische M enschen verpflichtend als das u n s zugew andte Antlitz G ottes. A ber M enschen anderer hoher Kultur mögen Gott auf andere W eise erleben. E s gibt also m ehrere „höchste” Religionen. D as Evangelium stand nun den R e ­ ligionen nicht mehr g egenüber als G ottes erlösende T a t und W a h r­ heit für a l l e M enschen. E s w ar „relativ” gew orden. E s stand auch der menschlichen K u l t u r nicht m ehr als das Ü b e r w e l t l i c h e g e ­ genüber, sondern g eh örte einfach zu unserer abendländischen Kultur­ entw icklung als nur geschichtliche G estalt. D as Kommen des Reiches G ottes nahm man in seinem biblischen S in n e nicht m ehr ern st: es wurde mehr o d er w eniger entschlossen umgedeutet in den Fortschritt der menschlichen Gesittung, an den man innig glaubte.

Nun darf man freilich nicht m einen, daß diese Theologie — die w ir die liberale und religionsgeschichtliche nennen — in dem Ja h r­ zehnt nach 1900 je in der Kirche und im christlichen G eistesleben überhaupt allein Geltung gehabt hätte. Ihr stand die sogenannte „ p o ­ s i t i v e ” Theologie gegenüber, vertreten durch so große G estalten w ie M artin K ä h l e r in Halle od er Adolf S c h i a t t e r in Tübingen oder Ludw ig I h m e 1 s in Leipzig, den späteren Bischof des Landes Sachsen. D iese M änner und ih re Schü ler w ah rten gegenüber dem theologischen Liberalism us das alte kirchliche V erständnis des Evangelium s, den C hri­ stusglauben der Bibel. S ie standen gegen den Z eitgeist, mit dem die liberalen Theologen m ehr od er w eniger einen Kompromiß g esch los­ sen hatten. A ber die Schicht der Intellektuellen in der K irche w urde doch überw iegend von der liberalen T h eologie angezogen und b e­ stimmt. V o r allem auch im Ausland w irkte von der deutschen T h e o ­ logie am stärksten die Gruppe der Liberalen.

„H IST O R ISC H -K R IT ISC H E ” BIBELFO R SC H U N G

Heute steht es ganz anders. Inzw ischen haben sich erhebliche W andlungen in der evangelischen T heologie vollzogen. E h e w ir davon sprechen, sei eins vorangestellt: nicht alles, w as der theologische L i­ beralism us g ebracht und vertreten hatte, kann einfach als abgetan

(4)

gelten. Keine Epoche in der geistigen G eschichte ist ganz ohne Sinn und W ert. Die liberale Theologie hat einige große V erdienste. S ie hat als erste Ernst damit gem acht, daß aucn die Bibel und die bib­ lische G eschichte mit den allenthalben üblichen historischen Forschungs­ m ethoden untersucht w erden müsse, also — w ie der Fachausdruck lautet — „h istorisch-kritisch” .

Diese A rbeit ist für die Christenheit und ihre Stellung im G eistes­ leben von großer Bedeutung. W ir w issen ja , in w ie hohem M aße in den Religionen auch die P hantasie am W erk e gew esen ist, M ythen gedichtet hat, aus der Erlösungssehnsucht der M enschen iieraus. So kann man verstehen, daß auch den Erzählungen von Jesus gegenüber der Z w eifel laut gew orden ist: ist das alles vielleicht nur eine fromme Dichtung, lauter Legende und M ythus, von M enschen erdacht, aber keine echte geschichtliche W irklichkeit — und daher auch kein göttliches Geschehen in unserer W e lt? W er an Jesus glaubt, der weiß allerdings, daß solche skeptischen Gedanken abw egig sind: er erlebt, w enn er das Neue T estam ent liest, mit überzeugender K raft die geistige Nähe und M ächtigkeit einer w irklichen Person, deren Ausstrahlungen alle neutesta- mentlichen Schriften sind. Und doch ist es auch für uns eine Stärkung, wenn die theologische Forschung an der Bibel mit den strengsten M eth o­ den zeigen kann, daß Jesus w irklich gelebt hat und daß er in allen

w esentlichen Zügen der w ar, als den ihn die Bibel schildert. Vollends ist das w ichtig für den Kampf des Christentum s mit dem Zeitgeist. E s ist von der W issen sch aft her g esehen einfältig und dilettantisch, w enn heute noch jem and behauptet, man w isse ja garnicht, ob Jesus gelebt_h abe und w er er eigentlich gew esen sei.

Die historische Forschung des Neuen Testam ents ist es aber auch gew esen, die den ersten Anstoß dazu g ab, die liberale Auffassung von Jesus und dem Evangelium zu überw inden. Hier muß man neben anderen den großen Namen von A lbert S c h w e i t z e r nennen. M it anderen zusammen lehrte e r w ieder: Jesus hat g ar nicht nur, w ie H ar- nack w ollte, von G ott und der Seele gesprochen, sondern er hat mit seiner P erson das R e i c h G o t t e s , das Ende der W elt bringen w ollen, die große Entscheidungsstunde. S o rückte man w ieder von dem liberalen Jesusbild ab.

A nderes kam hinzu, um an dem theologischen Liberalism us irre zu machen. D er e r s t e W e l t k r i e g erschü tterte den Glauben E u ­ ropas an die Kultur und an den F ortsch ritt der M enschheit, jetz t bekam man w ieder ein Auge dafür, daß das „Reich G ottes” , wie Jesus es nannte, etw as ganz anderes ist als bloß ethischer und kultureller F ortschritt der M enschheit, nämlich der E i n b r u c h d e r E w i g ­ k e i t in die Zeit, das Gericht d e r E w i g k e i t in die Zeit, das Gericht über alle W elt und ihre G eschichte. In die gleiche Richtung w ies der große dänische D enker aus der ersten H älfte des 19. Jahrhunderts, Sören K i e r k e g a a r d : e r begann erst jetzt, nach dem ersten W eltkrieg in Deutschland stark zu w irken. E r rief mit schneidenden W o rten : fort vom unatürlichen Kompromiß zw ischen Evangelium und W eltg eist;

(5)

das Evangelium steht g e g e n den W eltg eist, auch gegen eine in der W elt eingebürgerte Kirche.

II.

W IED ERBESIN N U N G A U F LU TH ER

Entscheidend aber für die W endung in der T heologie wurden zw ei Ereign isse: die W iederbesinnung der evangelischen Theologie auf M a r ­ t i n L u t h e r — und das Aufkommen der sogenannte „dialekti­ schen Theologie” K a r l B a r t h s und seiner Freunde.

Die evangelischen Theologen haben gew iß auch früher ihren Luther gelesen, vor allem seine d e u t s c h e n Schriften. A ber seine großen l a t e i n i s c h e n Vorlesungen und B ücher w aren allerm eist ein noch -jn g eh obener Sch atz. Luther w urde als unser K irchenvater verehrt. A ber jdje. T iefe und G egenw artsgew alt seiner T heologie w ar von w e ­ nigen erkannt. Jetzt kam die Stunde für sie. D as Lutherbuch des B e r ­ liner Theologen Karl H o l l , unm ittelbar nach dem ersten W eltkrieg erschienen, schlug in allen theologischen L agern mächtig ein. Neben anderen m achte es deutlich, w ie unm ittelbar aktuell Luthers Gedanken für ein am Liberalism us irre g ew ordenes G eschlecht w aren. Seither w erden die Schriften Luthers, und gerad e die schw eren, von den jungen Theologen und P farrern in einem M aße studiert, w ie es vorher wohl noch nie geschah. F ü r die T heologie des 19. Jahrhunderts w ar F r i e d ­ r i c h S c h l e i e r m a c h e r der einflußreichste M ann gew esen. Jetzt tra t Luther an seine Stelle. In einem Zeichen fanden sich die jungen Theologen von rechts und links her zusammen. A lle Schulgegensätze v erloren ih re trennende Bedeutung. Nicht nur auf der „Linken” , auch auf der „R echten” lernte man unter dem Einfluß des L u th e r-S tu ­ diums um. Neben die Losung: „Zurück von S c h l e i e r m a c h e r zu Lu ther!” tra t die andere: „Zurück von der O rthodoxie zu L u th er!” M it der Tiefe seiner T heologie, gew onnen in unm ittelbarer Begegnung mit Gott, rückte er uns n äh er als jed e andere theologische Richtung seit­ her. Neben und mit ihm w urden die B e k e n n t n i s s c h r i f t e n unse­ rer K irche neu lebendig. Sie hörten auf, nur Reliquie, ein ehrw ürdiges M useumsstück zu sein. W ir entdeckten ihren theologischen Rang, ihre übersäkulare Gültigkeit aufs neue und richteten unser eigenes Denken

an ihnen aus. .

G O T T E S W O R T IM M IT T E L P U N K T

M it dieser Begegnung von Luther h er verband sich dann seit etw a 1921 die der „ d i a l e k t i s c h e n T h e o l o g i e ” . D er Name is t e*twas unglücklich. E r sagt w enig. W a s man hier eigentlich w ollte, hat einer ih rer W o rtfü h rer, Friedrich G o g a r t e n , so ausgedrückt: „W oru m es uns ging, w a r .. . dem W o rte G o t t e s die ihm gebührende Stellung zurückzugeben und sie ihm in der D urchführung der th eolo­ gischen A rbeit zu lassen.” Inzw ischen sind auch in dieser Gruppe S p an ­

(6)

nungen und Spaltungen nicht ausgebüeben. A ber an jenem Ziel hat sich nichts geändert. D as Christentum — so schärfte man ein — ist nicht, w ie im Liberalism us, ein Sonderfall m enschlicher Religion, nicht die edelste Blüte menschlichen G eisteslebens, sondern der christliche Glau­ be und die K irche stammen aus G ottes souveräner T a t der O f f e n ­ b a r u n g . Die Stim m e unserer Innerlichkeit, auch unserer religiösen Innerlichkeit und die Stim m e G ottes sind streng zu unterscheiden. W a s G ott uns sagt, ist etw as ganz anderes als w as w ir selbst uns sagen, von uns aus erkennen können. Die „dialektischen” Theologen sind dann auch bei den R eform atoren in die Sen ule gegangen. S o kommt es, daß die B ew egu ng von Luther her und die dialektische zum Teil in ­ einander geflossen sind. E s gibt beträchtliche U nterschiede und ’S p a n ­ nungen auch innerhalb der gegenw ärtigen Theologie. A ber mir scheint, größer und w eitgreifender ist doch, verglichen mit dem Jah re 1900, die G e m e i n s a m k e i t .

D as Gemeinsame ist w ohl das: die Theologie ist von der Verküm m e­ rung und V erw eltlichung im theologischen Liberalism us w ieder zu der M itte der B i b e l , zu dem B e k e n n t n i s der K irche hingetührt w o r­ den, zu der B o tsch aft von der M enschw erdung G ottes in Jesu s C h ri­ stus, von der V ersöhnung und Erneuerung durch Jesu Tod und Auf­ erstehung. S ie hat aufs neue erkennen und aussprecaen gelernt, w as e s eigentlicii heißt, daß G o t t G O T T ist; w as der heilige Name Gottes im E rn st bedeutet. Auch für die T heologie gilt ja das W o rt 'der B ibel: „D ie Furcht des H errn ist der W eish eit A nfang” . D ie Theologie hat in den letzten Jahrzehnten — d as dürfen w ir w ohl aussprechen — neu gelernt, w as es heißt, daß auch unser christliches Denken in der Furcht G ottes stehen muß.

Nun könnte m ancher meinen, die heutige B ew egu ng der Theologie sei so etw as w ie „R eaktion” , ein einfaches Zurückgreifen auf die V e r­ gangenheit vor dem Liberalism us, eine Flucht v or der G egenw artsauf­ gabe. Daß die G e f a h r an einigen Stellen besteht, kann ich nicht leugnen. M anche glauben, ih re theologische A ufgabe schon erfüllt zu haben, w enn sie alte Form eln und S ä tz e w iederholen. A ber den mei­ sten von uns ist doch klar, daß w ir mit unserer theologischen A rbeit nicht nur dem W ah rh eitserbe, sondern auch u nserer G e g e n w a r t streng verpflichtet sind. D as letztere hat gerade die liberale Theologie immer betont — und d i e s e n Zug an ihr w ollen w ir auch heute nicht verleugnen. W ir haben uns darum zu mühen, die eine ew ige W ah rh eit in unsere G eistesw elt mit n e u e m W o r t e hineinzuspre­ chen, als A ntw ort auf u n s e r F ragen, als u n s in unserer G eistes­ lage betreffend. W ir sollen das Evangelium immer w ieder in eine neue Z eit „ü bersetzen” .

D ER GANZEN KIRCHE V E R P FL IC H T E T

Zu der neuen L age des Christentums gehört n icht-zuletzt: daß die K o n f e s s i o n e n sich heute in einer Intensität b e g e g n e n w ie noch nie in ihrer G eschichte. D as muß auch in der theologischen

(7)

A rbeit zum Äusdruck kommen. Die evangelischen und katholischen Theologen sprechen heute mit ganz neuem E rn st m iteinander über die christliche W ah rh eit. W ir hören w ieder aufeinander, überprüfen unser theologisches Bild der anderen Seite, suchen unser V erständnis des Evangelium s angesichts der N achbarkirche neu zu begründen und zu vertiefen. D ie T h eologie blickt stärk e r als seit langem auf das G anze der Kirche Christi und fühlt sich ihm verpflichtet, w ahrlich nicht nur der eigenen „K onfession” .

D as gilt für unser V erhältnis nicht nur zu unseren katholischen M itchristen und theologischen Kollegen, sondern auch zu allen anderen Kirchen. Auch die Theologie w ird heute „ökum enisch” , das heißt: w enn w ir uns über die christliche W ah rh eit besinnen, so sprechen w ir evangelischen Theologen nicht nur m iteinander und mit unseren V ätern, den R eform atoren und so w eiter, sondern auch mit den an­ deren Kirchen und ihrer T h eologie; lassen uns fragen, stellen G egen­ fragen; suchen die anderen auf ihrem anderen W e g e zu verstehen, aber auch sie zu w arnen, w o e s nötig scheint. In ailedem muß und will sich auch die Theologie trotz aller konfessionellen Spaltung zur E i n h e i t d e r K i r c h e C h r i s t i bekennen, und sie will dieser Einheit dienen. W ir tragen auch als Theologen V erantw ortung für die g a n z e Kirche. Damit ist der T h eologie d er G egenw art eine neue, große, ‘schöne A ufgabe gestellt.

„Geschichte der neueren evangelischen Theologie.“

Unter diesem Titel erscheint im V erlage von C. Bertelsm ann in Gü­ tersloh ein großangelegtes W erk von P rof. Emanuel Hirsch in Göttingen. Es umfaßt etw a 2 5 0 0 D ruckseiten und ist auf etw a fünf Bände be­ rechnet. O bw ohl der V erfasser fast erblindet ist, w ar es ihm möglich, das um fangreiche W erk abzuschließen, wenn er auch die letzten Teile nicht mehr so ausführlich darstellen konnte, w ie e r es w ohl vorgehabt Hatte. W ie der Titel besagt, behandelt das W erk die Geschichte der ev an ­ gelischen Theologie in dem Zeitraum vom Ende des D reißigjährigen K rie­ ges 1648 bis etw a zum Jah re 1870, da diese „ 2 0 0 Jahre w erdender neu­ protestantischer T heologie” ein geschlossenes G anze bilden. Die T h e o ­ logie der R eform atoren sow ie die Entw icklung der evangelischen T h e o ­ logie in den letzten 8 0 Jahren fallen also außerhalb der Betrachtung. Und iw a r will Hirsch nicht die innere Entw icklung der Theologie in dem genannten Zeitraum darstellen, sondern „den merkw ürdigen W andel, der seit dem 17. Jahrhundert mit den Gedanken und Urteilen der g ei­ stig führenden protestantischen V ölker auf dem Gebiet von Religion, Christentum und Theologie vor sich gegangen ist” (G eleitw ort S. XI). Darum bespricht Hirsch nicht allein W erk und Gedanken zünftiger T h e o ­ logen und Kirchenm änner, sondern gerade auch M änner, die auf anderen Gebieten w ie der N aturforschung, des R echtw esens, der Philosophie usw. H ervorragendes geleistet haben, und untersucht, inw iefern ihre Gedanken und Forschungsergebnisse die T heologen nötigten, neue Bahnen einzu­ schlagen..

Referências

Documentos relacionados

Kennzeichnend für den deutschen Film nach 1989 ist, dass er nicht nur die aktuelle Situation des vereinigten Deutschland zeigt, sondern diese auch zu langfristigen Entwicklungen

Mehr an Arbeit nach sich, nicht nur, was die Recherche betrifft, sondern auch im Hinblick auf. die gesamte Organisation und

Smith kommt zu dem Schluss, dass mehr für die Er- forschung von psychiatrischen Erkrankungen ausge- geben werden sollte, um diese besser verstehen und dadurch auch besser behandeln

Einerseits vermitteln bakterielle Siderophore nicht nur die Eisen- aufnahme in Bakterien, sondern können andererseits auch zu einer Immunsuppression von Wirtszellen durch

zeigt auch, daß eine heute nicht mehr vorhandene. Stauursache zu dieser Kamebildung

Auch die Tendenz, Gefühle für sich zu behalten, über Beschwerden nicht zu klagen, der Gesundheit keine nennenswerte Bedeutung im Alltagsleben einzuräumen,

Für uns wäre es wichtig, auch ein World Register of Reservoirs zu besitzen, da ja die Sperren nur notwendige Teile, nur Mittel zum Zweck des geographischen und wirtschaftlichen

Er ist des- halb nicht nur zur fachlichen Weiterbil- dung verpfl ichtet, sondern auch dazu, im Patientengespräch gegebenenfalls exis- tenzielle Entscheidungshilfen zu bie- ten