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Der Besitz der Grafen von Piain im Stiefingtal

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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 82 (1991)

Der Besitz der Grafen von Piain im Stiefingtal

Von J o s e f R i e g l e r

Die von Fritz Posch zur Klärung siedlungs- und besitzgeschichtlicher Fragen vielfach angewendete retrogressive besitzgeschichtliche Methode setzt bei der jüng- sten Quelle an und dringt Schritt für Schritt, von Quelle zu Quelle, bis in die frühesten belegbaren Verhältnisse vor. Ausgangspunkt jeder besitzgeschichtlichen Untersuchung haben die Verhältnisse des 19. Jahrhunderts zu sein. Im Stiefingtal war die grundherrschaftliche Zersplitterung im 19. Jahrhundert bereits außerordentlich groß. In den insgesamt 17 Katastralgemeinden des Tales verfügten nicht weniger als 51 Grundherrschaften und Gülten über behauste untertänige Anwesen. Die land- schaftliche Vielfalt spiegelt sich gewissermaßen in der großen Zahl der im Stiefingtal und dessen Einzugsbereich begüterten Herrschaften und Gülten. Von den zahl- reichen hier nachweisbaren mittelalterlichen Adelssitzen ist eine ganze Reihe unter- gegangen, die Zahl der im Stiefingtal noch erhaltenen Schlösser ist trotzdem beachtlich groß.

Abgesehen von den kleinen Pfarr- und Kirchengülten, die bei den Kirchen Heiligenkreuz am Waasen, Allerheiligen bei Wildon, St. Ulrich am Waasen und St. Georgen an der Stiefing als der Mutterkirche der ganzen Region verwaltet wurden, hatten folgende Grundherrschaften ihren Sitz im Stiefingtal:

Waasen (KG St. Ulrich am Waasen), Herbersdorf in Allerheiligen (KG Aller- heiligen bei Wildon), Finkenegg in Hart (KG Hart bei Wildon), Neudorf in Neudorf (KG Hart bei Wildon), St. Georgen in St. Georgen an der Stiefing (KG St. Georgen an der Stiefing), Frauheim (KG Badendorf), Rohr (KG Haslach an der Stiefing) und schließlich im südlichsten Bereich des Stiefingtales Laubegg in Laubegg (KG Ragnitz).

Waasen, Herbersdorf, St. Georgen und Rohr waren die auf Grund ihres Besitzstandes im Stiefingtal dominierenden Grundherrschaften. Die Hauptmasse der zu diesen Dominien untertänigen Anwesen war um die Herrschaftssitze konzentriert.

Das gleiche ist auch von den kleineren Herrschaften und Gülten festzustellen, die im Stiefingtal ihren Sitz hatten.

Von den um 1820 im Stiefingtal nachweisbaren 1291 behausten Anwesen entfielen allein auf die Herrschaften Waasen, Herbersdorf, Rohr, St. Georgen, Finkenegg, Neudorf, Frauheim und Laubegg 793. Diese acht Grundherrschaften verfügten über mehr als 61 Prozent aller behausten Anwesen. Die übrigen 597 Häuser waren nach 43 verschiedenen Herrschaften und Gülten untertänig. Am stärksten war die grundherrschaftliche Zersplitterung im nördlichen Stiefingtal ausgeprägt. Im nordwestlichen Bereich war das Dominium Waasen vorherrschend, am Mittellauf des Stiefingbaches hatte die Herrschaft Herbersdorf den größten Besitzanteil. Im flachen nordöstlichen Ausläufer des Leibnitzer Feldes und am Übergang zum Hügelland spielten St. Georgen an der Stiefing, Rohr, Frauheim und Laubegg besitzmäßig die

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führende Rolle. Fast alle diese Grundherrschaften verfügten auch außerhalb des hier untersuchten Raumes über umfangreichen Besitz.

Trotz der Vielfalt an Grundherrschaften gab es im Stiefingtal und nordöstlichen Leibnitzer Feld eine ganze Reihe von Siedlungen, in denen nur eine einzige Herrschaft begütert war. Vereinzelt ist diese Geschlossenheit des Besitzes einer Grundherrschaft in einer bestimmten Siedlung seit der Gründung dieser Siedlung erhaltengeblieben, sehr oft war sie aber die Folge einer langfristigen, gezielten Erwerbspolitik. Die Herrschaft Herbersdorf war beispielsweise in Allerheiligen bei Wildon, in Siebing (KG Feiting). in Großfeiting (KG Feiting), in Schwasdorf (KG Feiting) und in Nierath (KG Allerheiligen bei Wildon) im frühen 19. Jahr- hundert die einzige Grundherrschaft.1 Die Herrschaft Waasen war wiederum in sämtlichen Sammelsiedlungen der Gemeinde Wutschdorf - ausgenommen nur Krottendorf und Wutschdorf selbst - die einzige Grundherrschaft, ebenso in St. Ulrich am Waasen. in Turning (KG St. Ulrich am Waasen), in Turningberg (KG St. Ulrich am Waasen), in Aschnull (KG St. Ulrich am Waasen), in Farching (KG St. Ulrich am Waasen), in Inzenhof (KG Allerheiligen bei Wildon), in Großfelgitschberg (KG Felgitsch) und schließlich in Großfelgitsch (KG Felgitsch).

Die Herrschaft St. Georgen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts im älteren Teil des Marktes St. Georgen vorherrschend, dem Dominium Rohr wiederum waren alle in Rohr, Haslach und Gundersdorf (alle KG Haslach an der Stiefing) sitzenden Leute untertänig.

Von den kleineren Herrschaften und Gülten verfügte Laubegg über alle behausten Anwesen in der Siedlung Laubegg, die Herrschaft Finkenegg über ganz Pesendorf (KG Feiting) und die Herrschaft Neudorf über sämtliche Häuser in Neudorf (KG Hart bei Wildon). Der admontischen Propstei St. Martin bei Graz waren sämtliche Anwesen in Mirsdorf untertänig, und die Herrschaft Freiberg gebot schließlich über die ganze Siedlung Götzau.

Am Beginn der quellenmäßig abgesicherten Besitzgeschichte des Stiefingtales und nordöstlichen Leibnitzer Feldes treten zwei Familien in Erscheinung, die in diesem Raum über größeren Besitz verfügten: die Grafen im Lurngau und die Grafen von Piain. Zentrum des Plainer Besitzes waren ihr Gutshof bei St. Georgen an der Stiefing und die Feste Rohr. Die Lurngauer hingegen hatten ihren Interessensmittel- punkt in St. Margarethen bei Lebring.

Der Stiefingtaler Besitz der Grafen von Piain lag in auffallender Nachbarschaft und Umklammerung mit jenen Gütern der Lurngauer, die als Ausstattungsgut für das Stift Suben am Inn verwendet bzw. bei dessen Erneuerung diesem dazugegeben worden sind. Weder die Lurngauer noch die Plainer verfügten in der mittleren Steiermark über einen geschlossenen Besitzstand. Aus der Lage dieser Güter kann jedoch auf eine gemeinsame Herkunft beider Besitzstände geschlossen werden.

Urkundliche Quellen über den Besitz der beiden Familien liegen erst seit dem 12. Jahrhundert vor. Die Frage nach der Herkunft dieser beiden Besitzstände führt in das I I . Jahrhundert zurück.

Sowohl zu St. Georgen als auch zu St. Margarethen gehörte eine Eigenkirche, die im Hochmittelalter pfarrliche Rechte erhielten. Der Margarethenkirche wurde 1126 das Tauf- und Begräbnisrecht über die Bewohner von St. Margarethen und die

1 Näheres über den Besitz der Herbersdorfcr: J. Riegler. Der Besitz der Herbersdorfer. Ein Beitrag zur Besitzgeschichtc des Stiefingtales. In: Forschungen zur Landes- und Kirchen- geschichte. FS Helmut J. Mezler-Andelberg zum 65. Geburtstag. Graz 1988, S. 417-421.

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STIEFINGTAL UND NOUDÖSTUCHES LEIBNITZEK FELD

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O l'iclil.i

Q Kurzragnitz

St. Georgen an der Stiefing

Q Baldau

O Badendorf

Ragnitz

O Laubegg

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beiden südlich davon gelegenen Siedlungen Bachsdorf verliehen.2 Auf dem linken Murufer wurden aus dem anfänglich sehr großen Sprengel der Georgskirche schließlich drei Tochterpfarren abgespalten (Wolfsberg, Kirchbach, Heiligenkreuz am Waasen).

Für das 11. Jahrhundert ist zu untersuchen, auf welchem Wege die Lurngauer ihre Güter im Raum Wildon und an der Ostgrenze der Mark erhalten haben. Beim Versuch, diese Frage zu klären, wird Tuta, die Gründerin des Stiftes Suben, zur zentralen Figur. Tuta gilt als Tochter des Grafen Heinrich von Formbach. Sie besaß um 1040 Hengist, die südlich davon gelegenen beiden Siedlungen namens Bachsdorf und auch jene Güter, die später an Stift Suben gekommen sind. Dieses Stift ist eine Gründung der Formbacher, und die zu seiner Ausstattung verwendeten mittelsteiri- schen Güter sind demnach als einstiger Formbacher Besitz anzusprechen.3 Ebenso geht der Besitz der Grafen von Piain - wie noch zu zeigen ist - auf ehemals Formbacher Besitz zurück.

Mit der Geschichte des Besitzes der Lurngaugrafen ist seit dem 11. Jahrhundert die Geschichte des Stiftes Suben am Inn eng verbunden. Als Gründungszeit des Stiftes wird allgemein die Mitte des 11. Jahrhunderts angenommen.4 Gestiftet wurde dieses Zentrum monastischer Kultur von Tuta, einer Tochter des Grafen Heinrich von Formbach. Die Stifterin war demnach ein Mitglied der beiderseits des Inn reich begüterten Formbacher, die später auch im Pittner Gebiet großen Besitz erwerben konnten. Tutas Lebenszeit kann zwischen 1020 und 1080 angesetzt werden.

Aus der ältesten Geschichte des Stiftes Suben ist wenig bekannt. Die zunächst als Kanonie ausgelegte Stiftung Tutas scheint noch während des 11. Jahrhunderts erhebliche Einbußen erlitten zu haben. Erst durch die Tatkraft des Bischofs Altmann von Trient. eines Nachkommen der Gründerin, erlebte Suben einen großen Aufschwung.

Altmanns Eltern - Udalschalk, Graf im Lurngau, und Adelheid, Tochter Tutas - schlossen mit Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060-1088) einen Güter- tausch ab.5 Dem Erzbistum Salzburg gehörte bekanntlich seit der Schenkung (um 1066) Markwarts von Eppenstein und dessen Gattin Liutpirg deren Anteil an der Kirche in der Hengistburg mitsamt der Hube eines hochfreien Mannes.6

Udalschalk und Adelheid erhielten von Erzbischof Gebhard die Kirche Hengist und gaben dafür ihr Gut Cidlarn an das Erzbistum.7 Damit ging diese Kirche, die mit der späteren Kirche zu St. Margarethen bei Lebring gleichgesetzt wird, als Eigen-

2 STUB I Nr. 117. Die Verleihung pfarrlicher Rechte über eigene Untertanen - hier Untertanen des Bischofs Altmann von Trient - war eine für Eigenkirchen charakteristische Erscheinung. Von einem Pfarrsprengel mit vollen pfarrlichen Rechten kann bei St. Margarethen zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede sein. Vgl. F. Posch Wo stand die Hengistburg? In: BIHK 64 (1990), S. 163.

3 H. Pirchegger. Landesfürst und Adel. Teil 1, S. 140f.

4 Fritz Dworschak. Neunhundert Jahre Stift Suben am Inn. In: Oberösterreichische Heimat- blätter 6 (1952), S. 296-318. Einzelne Untersuchungen von Rödhammer brachten zwar verschiedene Details der Stiftsgeschichte zutage, scheiterten in wichtigen Fragen jedoch an der ungünstigen Quellenlage, da das Archiv des Stiftes Suben verloren ist und nur kleine Bestände in weit verstreuten Archiven einliegen.

5 STUB I Nr. 117.

6 STUB I Nr. 68.

7 Vgl. A. Posch, Pfarre und Kirche von St. Margarethen bei Lebring. In: „900 Jahre" Pfarre St. Margarethen bei Lebring. Lebring-St. Margarethen 1966, S. 20.

M

kirche in den Besitz der Lurngauer über.8 Bischof Altmann übergab 1126 seine zu Kollnitz in Kärnten gelegene Kirche an Erzbischof Konrad I. von Salzburg.9 Der Erzbischof verlieh im Gegenzuge Bischof Altmann auf den Dörfern St. Margarethen und den beiden Bachsdorf das volle Tauf- und Begräbnisrecht. Außerdem erlangte Altmann für die Kirche zu St. Margarethen den auf den drei Dörfern liegenden Drittelzehent, ebenso den Drittelzehent auf Altmanns Gütern in Madstein (KG Mad- stein, GB Leoben), Raßnitz (KG Raßnitz, GB Knittelfeld) und Ragnitz10 mit Ausnahme der dort vorhandenen Stadelhöfe.

Um 1136 erneuerte und vermehrte Bischof Altmann von Trient die Stiftung Tutas in Suben. In der Narratio der Schenkungsurkunde Altmanns für Stift Suben heißt es, daß die sterblichen Überreste der Vorfahren Altmanns in der zu Ehren des heiligen Lambert in Suben errichteten Kirche ruhten. Altmann habe beschlossen, diese Kirche zu vergrößern und den dort lebenden Brüdern für sein und seiner Vorfahren Heil einige Güter zu Eigen zu übertragen:11 die Kirche St. Margarethen bei Lebring, eine dort gelegene Hofstatt, wo einst ein Hof12 stand und dann ein Weingarten angelegt worden ist, ausgenommen den Stadelhof, den Altmanns Getreuer Hugo und dessen Sohn zu Eigen erhalten haben, indem sie dafür ihr Gut an Altmann hingegeben hatten, Berndorf (KG Berndorf, OG Hitzendorf?), Söding (OG Söding, GB Voitsberg) mit Ausnahme von zwei Hüben, Bachsdorf (KG Leb- ring), Prarath (KG Prarath, OG Gleinstätten, GB Arnfels), das an Chadilhoch verlehnt war, Haslach (KG Haslach. OG Gleinstätten, GB Arnfels), Schwarzau (KG Schwarzau, GB Feldbach), das Lehen Wernhers zu Gloiach, Abtsberg (= Sie- bing in der KG Feiting), Sulb (KG Sulb, OG St. Martin im Sulmtal, GB Deutsch- landsberg), Ragnitz und einige außersteirische Güter.

Papst Eugen III. nahm 1146 Stift Suben und dessen Besitz in seinen besonderen Schutz. In der darüber ausgestellten Urkunde sind alle Besitzungen Subens erneut genannt.13

Bischof Altmann starb 1149. Es dauerte nicht lange, bis um den Besitz der in der Mittelsteiermark gelegenen Güter des Stiftes Suben zwischen Pfarrer Engelschalk von Leibnitz und Propst Kuno von Suben ein Streit ausbrach. Erzbischof Eberhard I.

von Salzburg hatte einige Mühe, diesen innerkirchlichen Streit zu schlichten. Als er 1153 in Leibnitz weilte, bestätigte er Propst Kuno gleichsam die ältere Geschichte des Stiftes Suben und dessen steirischen Besitzes, weil Kuno das Schicksal Subens nach der Gründung zur Geltendmachung seiner Ansprüche glaubhaft erzählt hatte.14 Der

8 Die Beweisführung zur Lokalisierung der Hengistburg baut weitgehend auf die mit dieser Kirche in Verbindung stehenden Urkunden auf. Zuletzt trat Fritz Posch für die Gleichsetzung von St. Margarethen mit dem Standort der Hengistburg ein. Siehe F. Posch, Hengistburg, S. 163 ff.

9 STUB I Nr. 117.

10 Dieses Ragnitz ist mit Kurzragnitz in der KG St. Georgen an der Stiefing gleichzusetzen. Die Reduktion von H. Pirchegger, St. Georgen, S. 58, Anmerkung 5, ist richtig, die Beweisfüh- rung aber irrig. Die Lokalisierung ist nicht in dem Umstand begründet, daß Kurzragnitz das kleinste Dorf war und in der Nähe von St. Georgen lag, sondern in der Besitzgeschichte der drei in der Nachbarschaft von St. Georgen liegenden Dörfer namens Ragnitz.

" STUB I Nr. 173.

'- Dabei dürfte es sich um den im 11. Jahrhundert genannten Hof eines Hochfreien zu St. Margarethen handeln.

13 STUB I Nr. 245 (Auszug). Original im Oberösterreichischen Landesarchiv. Für die Einsicht in die Kopie bzw. Transkription dieser Urkunde ist der Verfasser Herrn Univ.-Prof.

Dr. Friedrich Hausmann zu Dank verpflichtet.

14 STUB I Nr. 352.

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Erzbischof entschied den Streit dahin gehend, daß die Nutzung der Suben gehören- den Güter zu Söding und Haslach dem Pfarrer Engelschalk von Leibnitz auf Lebenszeit zustehen und danach wieder an das Stift zurückfallen sollte. Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts Stift Suben teilweise entfremdeten Güter sind später vereinbarungsgemäß an das Stift zurückgekommen.13

Das Schicksal des Subener Besitzes ist für das Spätmittelalter nur bruchstückhaft überliefert. Das Dorf Siebing stand noch im frühen 16. Jahrhundert im Besitz des Stiftes, ging diesem aber im Rahmen der Quart verloren. Der Landesfürst zog das Subener Gut zu Siebing ein und verkaufte es als freies Eigen an Franz von Herbersdorf.16

Allgemein gilt Werigand Graf von Piain als Stammvater dieses weitverzweigten gräflichen Geschlechtes. Von der älteren Forschung wurde die Ansicht vertreten, daß die Grafen von Piain von den Grafen von Weimar-Istrien herstammen könnten.1" Es wurde auch versucht, die Abstammung dieser Familie von den Grafen von Friesach- Zeltschach herzuleiten. Gegen diese Versuche wandte sich F. Thaller.18 Der Leitname Liutold der Grafen von Piain veranlaßte ihn, die Abkunft dieser Familie von den Grafen von Raschenburg-Reichenhall anzunehmen, in deren Familie der verhältnismäßig seltene Name Liutpold ebenfalls auftrat. Auch K. Isenburg läßt die Stammtafel der Grafen von Piain mit dem zu Beginn des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Werigand von Piain beginnen.19 F. Tyroller versuchte, durch Einbe- ziehen besitzgeschichtlicher Methoden die Abstammung der Grafen von Piain bis in das 10. Jahrhundert zurückzuverfolgen.20 Er führte für den älteren Zweig dieses Geschlechtes die Bezeichnungen Wilhelme und Liutolde ein und ließ den Stamm- baum der späteren Grafen von Piain mit Wilhelm I. beginnen, der 923/24 in Kärnten nachweisbar ist.

Werigand Graf von Piain ist bis 1122/23 nachweisbar. Er hatte einen Sohn, der allgemein als Liutold I. Graf von Piain gezählt wird. Über den Namen von Werigands Frau herrschen allerdings unterschiedliche Ansichten. F. Tyroller konnte keine Hinweise finden, die über diese Frau nähere Auskünfte geben könnten.21

Die Lebensdaten Werigands sind nur ungefähr bekannt. Die vereinzelt geäußerte Meinung,22 er könnte mit einer Frau aus dem Geschlechte der Lurngau- grafen verheiratet gewesen sein, würde jedenfalls voraussetzen, daß diese eine enge Verwandte des Bischofs Altmann von Trient gewesen ist, deren Name allerdings schriftlich nicht zu belegen ist. Unter der Voraussetzung, daß Werigand Graf von Piain tatsächlich eine Schwester Bischof Altmanns von Trient zur Frau gehabt hatte,

15 STUB II Nr. 340. Bereits um 1160 hat Suben das Dorf Kollnitz in Kärnten für 57 Mark an Stift Admont verkauft. Es fehlt daher in der päpstlichen Besitzbestätigung.

16 LA. A. Herbersdorf. 1/1. fol. 115-116'.

17 J. Wendrinsky, Die Grafen von Plaien-Hardegg. In: Bl. des Ver. f. Landeskunde v NO 13 (1879). S. 71-83. 221-247. 294-336. 412-430; 14 (1880), S. 23-30.

18 F. Thaller. Die Grafen von Piain und Hardeck. In: Genealogisches Handbuch zur bairisch- österreichischen Geschichte. 1. Lieferung, Graz 1931, S. 66-72.

•" K. W. P. v. Isenburg, Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. 2. verb.

Auflage, hrsg. von Frank Baron Freytag von Loringhoven. Marburg 1958, Tafel Nr. 40.

F. Tyroller, Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter in 51 genealogischen Tafeln mit Quellennachweisen und 1 Karte. In: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte. Lieferung 4. hrsg. von W. Wegener, Göttingen 1962, Tafel 7: Erläuterungen auf S. 115 — 128.

21 F. Tyroller. Genealogie, S. 121.

22 H. Pirchegger. Landesfürst und Adel. Teil I, Tafel IV.

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sind in den Eltern Altmanns die Besitzer dieser später auf zwei Linien aufgeteilten Güter zu erblicken. Die fraglichen Güter müssen demnach spätestens in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in den Besitz von Altmanns Vorfahren gekommen sein.

Liutold I. Graf von Piain. der Sohn Werigands, war in erster Ehe mit einer heute namentlich nicht bekannten Frau verheiratet. Liutold IL war vermutlich das einzige Kind aus dieser ehelichen Verbindung. Vater und Sohn Liutold scheinen in zahl- reichen Urkunden und Traditionsnotizen gemeinsam auf.23 Liutold II. ist von ca. 1135 bis 1160 nachweisbar. Er dürfte noch vor seinem Vater verstorben sein, ohne erbberechtigte Kinder zu hinterlassen. Das Todesdatum Liutolds I. ist genau überliefert: Er starb am 23. Jänner 1164. Die Vermutung. Liutold IL könnte noch vor seinem Vater verstorben sein, stützt sich auf den Umstand, daß er nach 1160 nicht mehr nachweisbar ist.

Liutpold, der Halbbruder Liutolds IL, tritt mehrfach zusammen mit Liutold I. in den Quellen auf. Liutpold stammte aus der zweiten Ehe Liutolds I. Er wird mehrfach als Sohn Liutolds bezeichnet. Diese Filiation ist daher über jeden Zweifel erhaben.24

Aus der zweiten Ehe Liutolds I. stammte auch Heinrich L, der zusammen mit seinem Bruder im Jahr 1188 Graf von Hardegg geworden ist.

Sowohl Liutpold als auch seinem Bruder Heinrich I. waren mehrere eheliche Nachkommen beschieden. Im Zusammenhang mit der Besitzgeschichte des Stiefing- tales sind Liutold III.. Sohn Liutpolds, und Konrad I., Sohn Heinrichs L, zu nennen.

Die Grafen von Piain sind im Stiefingtal urkundlich erst mit Liutold III. zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Besitzer von Gütern in St. Georgen an der Stiefing nachweis- bar.25 Mit Liutold IV., dem Sohn Liutolds III., erlosch die von Liutpold abstam- mende Linie der Grafen von Piain im Jahr 1248. Die von Heinrich I. abstammende Linie dieser Familie wurde von Konrad I. fortgeführt. Allerdings fielen seine Söhne Otto IL und Konrad II. 1260 im Kampf gegen die Ungarn. Damit erlosch auch diese Linie im Mannesstamme.

Von den weiblichen Nachkommen Konrads I. sind Eufemia und Maria als seine Töchter bekannt.26 Maria lebte bis um 1300. Agnes Gräfin von Pfannberg wird meist aus besitzgeschichtlichen Gründen ebenfalls als Tochter Konrads I. von Piain angesehen.27 Ihr fiel spätestens um 1270 durch verschiedene Erbgänge jener Teil des Gutes der Grafen von Piain zu, das nicht auf Grund anderweitiger Verfügungen der letzten männlichen Vertreter dieses Geschlechtes in andere Hände übergegangen war. Auch die besitzgeschichtlichen Verhältnisse des Stiefingtales legen den Schluß nahe, Agnes von Pfannberg als eine Tochter des Grafen Konrad I. von Piain anzusehen. Darauf ist weiter unten zurückzukommen.

Liutold I. Graf von Piain ist der einzige bekannte Sohn aus der Ehe der Lurngaugräfin mit Werigand von Piain. Er hat wahrscheinlich den gesamten Besitz

21 Belege bei F. Tyroller, Genealogie.

24 Z. B. STUB I Nr. 467.

25 STUB II Nr. 138 = MC III Nr. 572.

26 F. Tyroller, Genealogie, Tafel 7. Nach K. Tangl. Die Grafen von Pfannberg. In: AÖG 18 (1857), S. 162 ff.. war Eufemia. eine geborene Gräfin von Ortenburg. mit Graf Konrad I. von Piain verheiratet. Tangl stützt seine diesbezüglichen Ausführungen vor allem auf den Heiratsvertrag zwischen Albrecht von Görz und Eufemia von Ortenburg ddo. 1275 Mai 29, Sumereck. Gedruckt bei F. Firnhaber, Heinrich Graf von Hardeck. Burggraf von Duino, Judex provincialis in Österreich. Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte. In: AÖG 2/1 (1849). S. 198-201.

27 K. Tangl. Die Grafen von Pfannberg, S. 162ff.; F. Thaller, Die Grafen von Piain und Hardeck. In: Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte 1. Liefe- rung, Graz 1931, S. 66-72; H. Pirchegger, Landesfürst und Adel. Teil I. Stammtafel III.

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geerbt. Unter seinen Söhnen aus zweiter Ehe muß es im Laufe des 12. Jahrhunderts zur Teilung der einst vermutlich zur Gänze in den Besitz Liutolds IL, des Sohnes Liutolds I. aus erster Ehe, übergegangenen Gutes gekommen sein. Liutold IL starb kinderlos im Jahr 1160. Sein Besitz wurde auf seine Stiefbrüder Liutpold und Heinrich I. aufgeteilt. Die beiden letztgenannten begründeten je eine Linie.

Liutold II. beerbte seinen Vater Liutpold, Konrad I. erhielt die Güter seines Vaters Heinrich I.

Konrad I. Graf von Piain berichtet in einer 1220 ausgestellten Urkunde,2 8 daß seine Vorfahren eine Kirche gegründet hatten. Sie hätten diese Kirche nur mit einem prediolo ausgestattet, einem kleinen, in unmittelbarer Nähe der Kirche gelegenen Gut. Es waren dies zehn bei der Georgskirche anliegende Hofstätten, von denen jede jährlich zwölf d zinste.

Erzbischof Eberhard I. von Salzburg hatte der Plainer Eigenkirche zu St. Geor- gen den ihm zustehenden Zweidrittelzehent auf dem ganzen Dorf St. Georgen, den salzburgischen Zehenthof und dazu noch den Zehent auf der Siedlung Kurzragnitz (KG St. Georgen an der Stiefing) überlassen.29 Diese Zehentschenkung ist aus dem Streit des Pfarrers Konrad von St. Georgen zu erschließen, den er mit Erzbischof Eberhard IL von Salzburg austrug, als sich der Pfarrer im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts bemühte, das der Georgskirche entfremdete Gut zurückzuge- winnen.

Die Zehentschenkung Erzbischof Eberhards I. ist ein wichtiger Hinweis auf das Alter der Kirche von St. Georgen. Erzbischof Eberhards Amtszeit reichte von 1147 bis 1164. Die Zehentschenkung war, wie Pfarrer Konrad nachweisen konnte, von diesem Erzbischof vorgenommen worden.30 Daraus ergibt sich als Gründungszeit der Georgskirche der terminus ante mit dem Jahr 1164. Nimmt man an, daß die Zehentschenkung erst erfolgte, als die Georgskirche bereits errichtet war, so darf das Gründungsdatum mit großer Wahrscheinlichkeit in die Zeit um die Mitte des 12. Jahrhunderts angesetzt werden.

Die Plainer bestifteten ihre Kirche nur mit einer kleinen Dos. Die zu ihr gehörenden zehn Hofstätten in der Siedlung St. Georgen - der Siedlungsname zur Zeit der Kirchengründung ist nicht bekannt - verfügten nur über ein geringes Maß an Grund und Boden. Die auf diesen Hofstätten wohnenden Familien konnten in der Regel ihren Lebensunterhalt nicht in der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen sondern in handwerklich-gewerblicher Tätigkeit finden. Das wiederum setzt voraus^

daß im Umfeld der später St. Georgen an der Stiefing genannten Siedlung und des Plainer Gutshofes dabei genügend Bevölkerung vorhanden war, die ihren Bedarf an nicht im Rahmen der Hauswirtschaft erzeugten Gütern mit Hilfe der Handwerker von St. Georgen deckte.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Georgskirche von Vikaren betreut die aus der vom Erzbistum Salzburg in Friesach errichteten Kanonie kamen.

Unter ihnen wurden der Georgskirche allerdings einige Güter entfremdet. Pfarrer Konrad von St. Georgen lastete den Friesacher Vikaren an, mit den Gütern der Georgsk.rche sorglos umgegangen zu sein und den Verlust des von Erzbischof Eberhard I. der Kirche geschenkten Zehents verschuldet zu haben. Die Zehentner und Amtleute des Erzbistums hatten den eigentlich der Kirche zu St. Georgen

28 STUB II Nr. 174.

29 STUB II Nr. 159 = SUB III Nr 725

30 Vgl. SUB II Nr. D 46.

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Schloß St. Georgen an der Stiefing. Kupferstich von G. M. Vischer, 1681 (Steiermärliisches Landesarchiv)

zustehenden Zehent wieder zugunsten des Erzbistums eingesammelt.31 Das war das Unrecht, gegen das Pfarrer Konrad vehement auftrat, als Erzbischof Eberhard II.

1218 in Leibnitz weilte. Der Pfarrer bot zum Nachweis der Rechtmäßigkeit seiner Forderungen das Zeugnis alter Männer auf. Auch der erzbischöfliche Zehentner namens Gottfried bestätigte die Angaben des Pfarrers.32

Mit Liutold III. sind die Grafen von Piain erstmals 1215 im Besitz von im Stiefingtal gelegenen Gütern urkundlich nachweisbar. Liutold III. gestattete damals seinen Vasallen, ihm lehenbare Güter an die Georgskirche zu Stiefen (= St. Georgen an der Stiefing) zu schenken.33 Güterschenkungen an diese Kirche waren allerdings nur so lange erlaubt, als Konrad von Berchtesgaden in St. Georgen Pfarrer war. Der Hintergrund für die Erlaubnis zu Güterschenkungen an diese Kirche dürfte einerseits in der ursprünglich sehr kleinen Dos der Georgskirche, andererseits auch in einem besonderen Naheverhältnis zwischen Liutold III. und Pfarrer Konrad gegeben gewesen sein.

Die bei der Beurkundung dieses Rechtsgeschäftes anwesenden Zeugen dürften allesamt der Mannschaft des Plainers angehört haben. An der Spitze der langen Zeugenreihe standen Engeschalk von Rohr und dessen gleichnamiger Sohn, gefolgt von Liutold von Stadeck, Walter vom Ful, Herbord von Lobming und dessen Bruder Ernst, Ulrich von Kapellen und einer Reihe anderer kleiner ritterlicher Leute.

« STUB II Nr. 159 = SUB III Nr. 725.

32 STUB II Nr. 159 = SUB III Nr. 725.

33 STUB II Nr. 138 = MC III Nr. 572. Erhalten ist nur eine Abschrift aus dem 14. Jahrhundert.

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Pfarrer Konrad von Stiefen war offenbar ein langes Leben beschieden. Er ist noch um 124034 urkundlich als Pfarrer von St. Georgen nachweisbar. 1248 allerdings wird bereits sein Nachfolger im Amt genannt.35 Angesichts dieses langen Lebens des Pfarrers sollten die Plainer Lehensträger ausreichend Gelegenheit gehabt haben, Schenkungen an die Georgskirche zu machen. Allerdings halten sich Zahl und Umfang der Gütertraditionen an diese Eigenkirche der Grafen von Piain in bescheidenen Grenzen. Dafür können mehrere Gründe maßgeblich gewesen sein:

Erstens starb Liutold III. Graf von Piain schon im Jahr 1219,36 und seine Mannschaft hatte nur wenige Jahre Zeit, an die Georgskirche Güter zu widmen. Zweitens ist hier die Quellenlage zu berücksichtigen, da vermutlich nicht alle tatsächlich durchgeführ- ten Schenkungen schriftlich überliefert sind. Drittens muß auch in Betracht gezogen werden, daß die Erlaubnis zu Güterschenkungen zwar erteilt worden ist und auch einen gewissen Aufforderungscharakter zu Schenkungen an sich hatte, aber diejeni- gen, die davon hätten Gebrauch machen können, nicht daran dachten oder nicht in der Lage waren, die Georgskirche mit Grundbesitz zu beschenken.

Graf Konrad I. von Piain sah sich ebenfalls veranlaßt, der Stiftung seiner Vorfahren eine bessere Ausstattung zu verschaffen. Er wurde dazu vielleicht durch das Vorbild von Liutold III. Graf von Piain angeregt.17 Konrad gestattete 1220 seinem Getreuen Herrand von Wildon und dessen Söhnen Hertnid und Ulrich, fünf Mansen aus dem Gute, das die Wildonier von ihm zu Lehen trugen, der Georgskirche zu widmen und zu ewigem Eigentum zu übertragen - concedimus et volumus heißt es in der Urkunde. Vielleicht hat Graf Konrad I. von Piain als Lehensherr den Wildonier ein wenig energischer auf die Gelegenheit aufmerksam gemacht, etwas für sein Seelenheil und das Wohl der Georgskirche zu tun.

Noch im Jahr 1220 wurde die Übereignung der fünf Hüben des Wildoniers an die Georgskirche durchgeführt. Konrad I. Graf von Piain beurkundete, daß er auf Bitten des pie rnemorie Herrandi de Wildonia und auf Ermahnen des Pfarrers Konrad von St. Georgen fünf Mansen aus seinem Gut bei St. Georgen der Georgskirche übergeben habe.38 Die fünf Hüben wurden als Stiftung einer täglichen Messe am Katharinenaltar der Georgskirche bestimmt.

Aus der gleichen Urkunde ist ein weiterer wichtiger Hinweis auf den Plainer Besitz zu St. Georgen zu entnehmen. Die fünf Hüben zu St. Georgen waren bis um 1180 eine villkalis curia. Dieser Herrenhof kam um 1180 in den Besitz der Wildonier und wurde in den folgenden Jahren in fünf bäuerliche Hüben zerlegt. Der große Hof der Grafen von Piain bestand vermutlich schon vor der Errichtung der Kirche zu St. Georgen. Wie lange ihn die Plainer schon besessen bzw. von wem sie diesen Hof erhalten hatten, bleibt unklar.

34 STUB II Nr. 381.

1 STUB III Nr. 38. Im Jahr 1248 war bereits Witego Pfarrer in St. Georgen an der Stiefing.

Ouellenbelege bei F. Tyroller. Genealogie S 123

37 STUB II Nr. 174, 175.

'8 FTKummer' w L ? - * T°s d e±t U m u H e"a n d 8 von Wildon ist in der Forschung umstritten.

H e r Ä Ä r i S i ^ ' f3hm 1 2 2 2 a l s Todesjahr an. weil er der Ansteht war.

Tod Herrand^Fn^ m n ^ ? u r A k u"d l i c h nachweisen zu können. A. Kogler vermutet den Anfänledes A . - - 1 r l ^ A"f a n g 1 2 2 1 : A K oSl e r' D i e Wildonier und d.c ersten di ArbeS K ™ r Kt0rKCrrenS5ltteS S t m n z- I n : Z H V S t 9 (1 9 1 ])- S. 127. Kogler kennt Sützune einer Ann h g S? *? d,e d°r t ^gebrachten Argumente nicht ein. Zur d e T ^ f a h r L l Ä f . ^ w ^6 1 S T U B " N r' 1 7 4 h e r a n ; d i c s e s Stück ist htnsichtl.ch

lodesjahres Herrands von W,ldon nicht aussagefähig, sondern nur STUB II Nr. 175.

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Plainer Gut im Besitz des Bistums Seckau

Graf Liutold III. von Piain wurde von seinem Sohn Liutold IV. beerbt. Bis zu seinem Tod am 8. November 124839 fehlt über seinen Anteil an den Plainer Gütern im Stiefingtal jede Nachricht. Merkwürdig ist jedoch der Umstand, daß der Erwählte Erzbischof Philipp von Salzburg bereits mit Urkunde vom 20. September 1248 die erledigte Kirche St. Georgen an der Stiefing einzog und sie zur Abfindung für durch Salzburg dem Bistum Seckau zugefügte Schäden mit allen Rechten, die dem Salzburger Erzbischof an der Pfarre St. Georgen zugestanden hatten, in die Mensa des Bischofs Ulrich I. von Seckau übertrug.40 Damit gelangte das Bistum Seckau in den Besitz jener Güter der Grafen von Piain, mit denen entweder sie selbst oder Angehörige ihrer Mannschaft die Georgskirche ausgestattet hatten.

Das Bistum Seckau hatte anfänglich Schwierigkeiten, den Besitz der Pfarre und Kirche St. Georgen zu behaupten. Erst als Bischof Wocho von Seckau vor Erzbischof Wladislaw von Salzburg die Rechtmäßigkeit der Schenkung des Jahres 1248 nachweisen konnte, bestätigte der Erzbischof 1268 dem Bistum Seckau den Besitz der Pfarre St. Georgen.41

Bischof Ulrich I. von Seckau verstand es, unter Ausnützung der allgemeinen politischen Lage in der Steiermark um die Mitte des 13. Jahrhunderts die materielle Basis des jungen Bistums zu verbessern. König Ottokar II. Pfemysl suchte in seinem Bemühen um die Festigung seiner Herrschaft in der Steiermark durch verschiedene Zugeständnisse Anhänger seiner Gegner zum Parteiwechsel zu veranlassen. Bischof Ulrich I. ließ sich, als Ottokar IL 1253 in Leoben weilte, dazu bewegen, auf die Seite Ottokars überzutreten - sicher nicht ohne Gegenleistung Ottokars.

Bischof Ulrich erreichte von König Ottokar die Zusage, jene Güter der Grafen von Piain, die diese um Leibnitz und St. Georgen an der Stiefing gehabt hatten, die nun teilweise versetzt oder verlehnt waren, zurückzulösen und sie dem Bistum Seckau zu freiem Eigen zu geben.42 Der Stiefingtaler Besitz des Bistums ist im Seckauer Bistumsurbar des Jahres 1295 genau erfaßt und gestattet es, sowohl den zur Georgskirche als auch den später erworbenen ehemaligen Besitz der Grafen von Piain zu rekonstruieren. Die genaue Unterscheidung, aus welchem der beiden Zuwächse ein bestimmtes Anwesen stammt, ist nur in wenigen Fällen möglich.43

Nach diesem Urbar gehörten um 1295 dem Bistum Seckau Güter in folgenden Siedlungen des Stiefingtales an: in St. Georgen vier Hüben und 18 Hofstätten, in Stiefing (KG St. Georgen an der Stiefing) eine Mühle, in Oberragnitz (KG Baden- dorf) eine Hube, in Ragnitz (KG Ragnitz) eine Hube, in Kurzragnitz (KG St. Geor- gen an der Stiefing) ein öd liegender Grund im Ausmaß einer Hube, in Afram (KG Stocking) ein Weingarten, in Nierath (KG Allerheiligen bei Wildon) eine Hube, in Kulm (KG Allerheiligen bei Wildon) eine Hofstatt, in Wolfgrub (KG Allerheiligen bei Wildon) ein Hof. in Turning (KG St. Ulrich am Waasen) eine Hube, in

M F. Tyroller. Genealogie, S. 123. MGH Nekrologe II, S. 216: Liutoldus comes de Pleigen zum 8. November 1248.

40 STUB III Nr. 38.

41 STUB IV Nr. 301 und 302.

42 Vgl. IL Pirchegger. St. Georgen. S. 59.

43 B. Roth (Hg.), Seckauer Urbare. B. Das Seckauer Bistumsurbar aus dem Jahre 1295. In:

Österreichische Urbare. III. Abteilung. Urbare geistlicher Grundherrschaften. Bd. 4. Die mittelalterlichen Stiftsurbare der Steiermark. Teil I. Seckau. Pettau. Wien 1955. S. 149-160.

Die Eintragungen sind pfarrweise geordnet, die geographische Reihenfolge ist im Stiefingtal allerdings nicht streng eingehalten.

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Heiligenkreuz am Waasen (KG Heiligenkreuz am Waasen) sieben Hofstätten und zweieinhalb Hüben, von denen eine öd lag, und schließlich in Prosdorf (KG Hei- ligenkreuz am Waasen) zwei Hüben und eine weitere kleine Hube, zu der auch ein Weingarten gehörte. In Pebensdorf gehörten dem Bistum eine Hube und drei Bergrechte. Die Lokalisierung dieser Siedlung ist umstritten, sie dürfte wegen ihre Nennung im Urbar zwischen Prosdorf und Turning aber im oberen Stiefingtal zu suchen sein.

Der Seckauer Urbarsbesitz war im späten 13. Jahrhundert nur um St. Georgen an der Stiefing einigermaßen geschlossen und auch in Heiligenkreuz am Waasen konzentrierter als in den anderen Bereichen des Stiefingtales. Diese Streulage war im wesentlichen durch zwei Faktoren bedingt: erstens war der Besitz der Grafen von Piain schon im 12. Jahrhundert nicht mehr in einer einzigen Hand, sondern auf zwei Linien des Geschlechtes aufgeteilt. Zweitens ist dem Bistum Seckau um die Mitte des 13. Jahrhunderts neben der Georgskirche und deren Zugehör auch der von den Grafen von Piain versetzte oder verlehnte Besitz zugefallen. Nur ein kleiner Teil der im Bistumsurbar von 1295 ausgewiesenen Seckauer Güter geht nicht auf die Bes.tznachfolge nach Liutold IV. Graf von Piain zurück, sondern wurde anderweitig erworben. In diesem Zusammenhang ist besonders der Hof in Wolfsgrub zu nennen Dieser Hof, der jährlich drei Mark Pfennig diente, war auf dem Kaufweg von Nikolaus Hereticus an das Bistum Seckau gediehen.44

Mit dem Schlachtentod Ottos II. und Konrads II. am 26. Juni 1260 erlosch das Geschlecht der Grafen von Piain im Mannesstamme. Sein Besitz gelangt in der Folge über die erbberechtigten Schwestern der beiden Verstorbenen an andere Sippen Für den weiteren Weg des Stiefingtaler Besitzes der Grafen von Piain wird Agnes Gräfin von Pfannberg zur Schlüsselfigur. Daß sie eine geborene Gräfin von Piain gewesen ist, war lange Zeit umstritten. Sie ist aber als Erbin nach ihren verstorbenen Brüdern Otto und Konrad nachweisbar.« Spätestens 1270 - in diesem Jahr starb auch- Heinrich von Du.no, der Vetter der 1260 gefallenen Brüder Otto und Konrad - war Agnes die Erbin jener von den Grafen von Piain hinterlassenen Güter, die nicht schon vorher durch anderweitige Verfügungen weggekommen waren

Agnes Grafin von Piain hat vermutlich um 1260 mit Heinrich Graf von Pfannberg die Ehe geschlossen.46 Sie verzichtete 1275 zugunsten ihrer Schwägerin Eufemia auf ihre ererbten, den Grafschaften Piain und Hardegg anhaftenden Rechte.47Aus der f ™ ? T T6, ! « ,d ^ " T1 1 G r a f V°n P f a n n b e r8 «ammten drei Söhne: Hermann (1-1282), Ulrich IV. (T nach 1318) und Rainold, Abt des Stiftes Rein ( t 1292). Von Töchtern aus dieser ehelichen Verbindung ist nichts bekannt

Agnes brachte mit ihrem reichen Besitz auch die Stiefingtaler Güter der Grafen von Piain den Pfannbergern zu. Allerdings liegen nähere Angaben über diese Güter erst aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts vor. Erst als Ulrich IV. Graf von Ptannberg, Sohn und Erbe nach Agnes und Heinrich von Pfannberg, mit Zustim- mung seiner Frau Margaretha, einer geborenen Gräfin von Heunburg, um 1302 alle o n W k T H ' ' ' H !,r aUfder MürCh 8ekaht hat niderhalb G~*Am** Ulrich von Seckau gab, wird der ungefähre Umfang der Güter bekannt, die er von seiner

44 B. Roth, Bistumsurbar, S. 157, Nr. 68.

45 Vgl. K. Tangl, Pfannberger, S. 162 ff.

46 K. Tangl, Pfannberger, S. 165.

"w^oJfSiattiSÄ^ d,eser Urkunden gedruckt bei F - *•**-.

48 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 27/2.

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Schloß Rohr. Lithographie von Folwarczny, aus: J. F. Kaiser, Lithographirte Ansichten der steyermärkischen Staedte, Maerkte und Schloesser, um 1830 (Steiermärkisches Landesarchiv)

Mutter Agnes ererbt hat. Das Bistum Seckau gelangte so mit einer zeitlichen Verzögerung von rund einem halben Jahrhundert in den Besitz eines weiteren Teiles der einst den Grafen von Piain gehörenden Güter.

Der zeitgenössische schriftliche Niederschlag dieses Rechtsgeschäftes scheint verloren zu sein. Erhalten sind nur ein kurzes Archivregest und die Eintragung im Lehenbuch des Bistums Seckau.49 Aus diesem Lehenbuch ist zu erfahren, was Ulrich IV. von Pfannberg außer seiner Mannschaft noch an liegendem Gut dem Bistum Seckau gegeben hatte: das Haus Rohr, das Dorf Stiefing, den Hof in der Ragnitz und schließlich die Güter, die an Markwart von Gerbersdorf und an die Neudorfer verlehnt waren.

Obwohl Ulrich V. Graf von Pfannberg 1302 seine Zustimmung zur Verfügung seines Vaters erklärt hatte, scheint er es sich nach dessen Tod (nach 1318) anders überlegt zu haben. Er geriet vor allem wegen der ehemals Pfannberger Mannschaft mit dem Bischof von Seckau in Streit, war aber auch mit der Übereignung des liegenden Gutes nicht ganz einverstanden. Der Streit wurde schließlich 1335 beigelegt. Ulrich V. Graf von Pfannberg, mittlerweile auch Inhaber des Marschall- amtes zu Österreich geworden, entschlug sich gegenüber Bischof Heinrich III. von Seckau aller seiner Ansprüche auf die strittigen Güter und verzichtete ausdrücklich auch auf die edlen Leute, die damals in der Pfarre St. Georgen an der Stiefing saßen.

Von den 1302 an das Bistum gekommenen alten Plainer Besitzungen sind vor allem das Haus Rohr, der Hof in der Ragnitz und die an die Gerbersdorf er und Neudorfer verlehnten Güter besitzgeschichtlich interessant. Die Lokalisierung dieser Güter gestattet es, einen weiteren Teil des Plainer Besitzstandes in diesem Gebiet genauer einzugrenzen.

A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 27/2.

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Die heute weitgehend verfallene alte Wehranlage Rohr gehörte zu den Eckpfei- lern des Plainer Besitzes im Stiefingtal. Im flachen Auland östlich des heutigen Murlaufes konnte nur durch ein von Wassergräben umgebenes festes Haus der gewünschte Schutz vor Feindesgefahr erreicht werden. Die Feste Rohr, die vermut- lich von Anfang an aus Stein erbaut war, liegt etwas tiefer als der zugehörige, unmittelbar benachbarte und am Rand einer nur wenige Meter abfallenden Gelände- stufe errichtete Meierhof. Die Wassergräben rund um die Feste Rohr waren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch vorhanden und wurden gelegentlich als Fischwasser genutzt.50 Die bisweilen angenommene erste Nennung von Rohr im Jahr 115751 bezieht sich nicht auf das hier zur Diskussion stehende Rohr in der KG Ragnitz.

Als Entstehungszeit der Feste Rohr ist spätestens die Mitte des 12. Jahrhunderts anzunehmen. Die Grafen von Piain sind auf Rohr selbst nicht nachzuweisen, die Anlage war Burggrafen anvertraut. Die Rohrer Burggrafen waren mit den auf Piain bei Salzburg sitzenden Burggrafen verwandt." Zwischen den Burggrafen auf Rohr, die urkundlich nicht sehr häufig nachweisbar sind, und den Trabergern auf Unterdrauburg bestand eine verwandtschaftliche Beziehung. Mit Heinrich von Traberg war Otto von Rohr verschwägert, der 1248 genannt wird.53 Über das weitere Schicksal der Rohrer ist nicht viel bekannt, ihr Geschlecht dürfte bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts im Mannesstamme erloschen sein.

Die Feste Rohr erscheint bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Lehensbesitz der Traberger, an die sie vermutlich von den Grafen von Pfannberg verlehnt worden ist. Die Traberger hielten sich gelegentlich in Rohr auf und stellten hier Urkunden aus. Als z. B. Gerdraut von Traberg 1293 dem Kloster Mahrenberg einige Güter schenkte, stellte sie die Schenkungsurkunde auf Rohr aus.54

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts werden die Verhältnisse um den Besitz von Rohr unklar. Die Lehenshoheit des Seckauer Bischofs wurde durch die Grafen von Pfannberg endgültig erst 1335 anerkannt. Nach dem Lehensverzeichnis des Bistums Seckau hatten die Brüder Heinrich und Rudiin von Traberg die Feste Rohr und dazu noch 50 Mark Einkünfte in ihrem Besitz.55 Die entsprechende Eintragung im Seckauer Lehenbuch gehört zeitlich in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Gerdraut von Traberg versetzte 1353 mit Genehmigung des Bischofs Rudmar von Seckau zwei Hüben im Dorf Haslach (KG Haslach an der Stiefing), das in unmittelbarer Nähe zu Rohr liegt.56 Haslach bildete bis in das 19. Jahrhundert einen festen Bestandteil der

50 LA, A. Rohr, 1/1, Urbar der Herrschaft Rohr von 1573, fol. 9'.

51 R. Baravalle, Steirische Burgen und Schlösser, S. 346.

52 Herzog Leopold VI. bestätigte 1202 dem Stift Seckau unter anderem die Widmung einer Hube zu Hautzenbichl, die Pabo und Engelschalk von Piain dem Stifte gemacht hatten.

(SIUB II Nr. 50). Als Liutold III. Graf von Piain 1215 die Dos der Georgskirche zu St. Georgen im Stiefingtal vermehrte, stand an der Spitze der langen Zeugenreihe ein gewisser Engclschalk. Dieser Mann, der einen gleichnamigen Sohn hatte, nannte sich 1215 nicht nach Plain. sondern nach dem von St. Georgen an der Stiefing nicht weit entfernten Kohr. Es kann angenommen werden, daß Engelschalk von Piain und Engelschalk von Rohr, wenn nicht ident, doch zumindest verwandt gewesen sind. Ein Zweig dieses Ministerialen- geschlechtes das auf Piain das Burggrafenamt ausübte, baute sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit Stauffeneck in Bayern eine eigene Burg und nannte sich nach dieser.

Siehe H. Klein, Die Stauffenecker (Burggrafen von Piain). In: MGSL 76 (1927) S 18-29.

53 STUB III Nr. 41.

54 LA, Urk. Nr. 1441c.

55 A. Lang, Seckauer Lehen. Nr. 71/2.

56 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 71/3.

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Herrschaft Rohr. Noch um 1820 waren alle Anwesen dieser planmäßig angelegten Siedlung nach Rohr untertänig.57

Die Wolfsauer hatten Rohr vermutlich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Besitz, allerdings gegen den Willen des Lehensherrn. Das Seckauer Lehenbuch enthält nämlich die Nachricht, daß die Herren von Wolfsau Rohr non feodum, sondern mit gewalttätiger Macht innehatten.58 Der Stammsitz der Wolfsauer59 stand einst an der Stelle, wo sich heute der Auhof befindet - westlich von Rohr und südlich von Oedt.

Das Verhältnis zwischen den Wolfsauern und dem Bistum Seckau scheint sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gebessert zu haben, die Belehnungen mit Rohr dürften ordnungsgemäß vorgenommen worden sein. Christoph von Wolfsau wurde 1420 unter anderem mit der Feste Rohr, fünf Hüben zu Haslach, drei Hüben zu Stiefing (KG St. Georgen an der Stiefing), einer Hube zu Pichla (KG Feiting) und einer Hofstätte am Greith bei Herbersdorf belehnt.60

Bischof Georg II. von Seckau kam im Jahr 1453 mit Kaiser Friedrich III.

überein, die Herrschaft Rohr gegen landesfürstliche Güter auszutauschen.61 Der Kaiser stattete mit dieser Herrschaft das von ihm gegründete Zisterzienserstift zur Heiligen Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt aus. Für -das Stift war das in der Mittelsteiermark gelegene Rohr am besten durch Bestandverlassung zu nutzen. Aus der Verpachtung wurde im 16. Jahrhundert eine Verpfändung an die Grafen von Herberstein. Die Pfandschaft ging schließlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts an das Zisterzienserstift Rein über, das die Herrschaft Rohr schließlich 1651 käuflich an sich brachte.62

Abt und Konvent des Dreifaltigkeitsstiftes zu Wiener Neustadt legten 1542 bei der Steirischen Landschaft die Schätzung ihrer zur Herrschaft Rohr untertänigen Gründe ein.63 Zu dieser Herrschaft gehörten um die Mitte des 16. Jahrhunderts außer dem Schloß zwei Hüben und vier Hofstätten in Rohr, in Haslach an der Stiefing acht Hüben und eine Mühle, in Gundersdorf (KG Haslach an der Stiefing) drei Höfe, zwei Hofstätten und ein Halbhof, in Ragnitz (KG Ragnitz) drei Hüben, in Badendorf (KG Badendorf) vier Hüben und eine Hofstatt, in St. Georgen an der Stiefing zwei Hüben, in Stiefing (KG St. Georgen an der Stiefing) fünf Hüben, in Oedt (KG Haslach an der Stiefing) zwei Höfe, ein Halbhof und eine Hofstatt, in Wolfsau (KG Haslach an der Stiefing) ein Hof und ein Halbhof, etliche Güter in der damals bereits verödeten Siedlung Aerendorf (KG Haslach an der Stiefing), die von den Rohrer Untertanen in Haslach mitbewirtschaftet wurden, in Aug (KG Stocking) drei Hüben und eine Hofstatt, in Stocking (KG Stocking) sechs Hüben und eine Hofstatt, in Afram (KG Stocking) eine Hube, in Wurzing (KG Sukdull) eine Hofstatt, in Pichla (KG Feiting) drei Hüben und eine Mühle, in Kleinfelgitsch (KG Felgitsch) drei Hüben und eine Hofstatt und schließlich in Heiligenkreuz am Waasen vier Hüben,

57 LA, FK Nr. 114, Bauparzellenprotokoll.

58 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 367/1.

59 Die Herren von Wolfsau standen als Ministerialengeschlecht in Diensten des Erzbistums Salzburg und gelangten im Laufe der Zeit zu einflußreichen Positionen. Dietrich von Wolfsau war beispielsweise lange Zeit Pfarrer von Graz und wurde 1317 Bischof von Lavant.

60 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 367/6.

61 LA, Urk. Nr. 6424.

62 Stiftsarchiv Rein, Urk. ddo. 1651 November 20, Wiener Neustadt.

63 LA, Laa. A., GS 1542, H. 624.

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eine Hofstatt und ein „Erb". Die außerhalb des Stiefingtales gelegenen Güter sind in der vorstehenden Übersicht nicht berücksichtigt.

Die Hauptmasse des Besitzes der Herrschaft Rohr war auf den geländemäßig flachen Teil des Stiefingtales konzentriert. Rohr war in einigen Siedlungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Herrschaftssitz - z. B. in Haslach an der Stiefing und in der Siedlung Rohr - die einzige Grundherrschaft. In zahlreichen anderen Siedlungen dieses Raumes war die Herrschaft Rohr neben der Bistumsherrschaft St. Georgen begütert, so beispielsweise in Ragnitz, St. Georgen an der Stiefing, Stiefing, Pichla und Heiligenkreuz am Waasen.

Im Besitzstand der Herrschaft Rohr traten während des 16. Jahrhunderts keine wesentlichen Änderungen ein, die im Stiefingtal gelegene Güter betroffen hätten.

Andree von Gloiach, der die Herrschaften Neudorf und St. Georgen besaß, tauschte 1559 von der Herrschaft Rohr einige Güter ein. Er erhielt damit bisher nach Rohr untertänige Anwesen in und bei St. Georgen an der Stiefing, die Herrschaft Rohr erhielt dafür Untertanen zu Laubegg, Badendorf und Gundersdorf.64

Aus den Quellen ist über den spätmittelalterlichen Besitzstand der Herrschaft Rohr nur wenig zu erfahren. Mehr als zwei Jahrhunderte liegen zwischen dem Übergang der Lehenshoheit über Rohr an das Bistum Seckau und der ältesten erhaltenen urbarialen Aufzeichnungen der Herrschaft Rohr, die in der Gültschätzung des Jahres 1542 vorliegt. Veränderungen im Besitzstand dieser Herrschaft, die vor der Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgten, sind nur selten belegbar.

Über den Besitz des Bistums Seckau im Stiefingtal liegen urbariale Aufzeichnun- gen aus dem Jahr 1295 und aus 156165 vor. Das Verkaufsurbar aus 1561 wurde erst angelegt, nachdem die Herrschaft St. Georgen im Jahr 1555 an Andree von Gloiach verkauft worden war. St. Georgen war bis dahin Mensalgut der Bischöfe von Seckau, über Rohr übte das Bistum seit 1302 die Lehenshoheit aus. Nicht alles, was im 16. Jahrhundert Bestandteil der Herrschaft Rohr war, ist im 13. Jahrhundert ebenfalls nach Rohr untertänig gewesen. Verschiedene Stücke Seckauer Aktivlehensgutes waren an kleine Leute verlehnt und wurden erst im Laufe des Spätmittelalters zur Herrschaft Rohr gezogen, mit der sie in der Folge zu einem einheitlichen Ganzen zusammenwuchsen.66

Die teilweise enge Nachbarschaft von Gütern der Herrschaft St. Georgen und der Herrschaft Rohr deutet auf eine gemeinsame Herkunft hin. Zu orientieren hat man sich jedoch nicht nur am Besitzstand des 16. Jahrhunderts, sondern vor allem am Stand des Bistumsurbars von 1295 und den 1302 genannten Gütern, die bis dahin von Ulrich IV. Graf von Pfannberg als Lehen ausgetan worden waren. Dazu gehörte auch die Lehenshoheit über einen Teil jener Güter, die sich im Besitz der Neudorfer und der Gerbersdorfer befanden.

Das Geschlecht der Neudorfer, die in Neudorf (KG Hart bei Wildon) ihren Stammsitz hatten, ist mit Heinrich von Neudorf seit 1172 urkundlich nachweisbar.67

Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts befand sich dieses Geschlecht allerdings im wirtschaftlichen Niedergang. Die Neudorfer veräußerten nach und nach ihre Güter.

unter anderem auch an die mit ihnen verwandten Gerbersdorfer68 und Herbers-

4 LA, HS 527/2, S. 1491-1494; Urk. ddo. 1559 Oktober 24.

° LA, A. St. Georgen an der Stiefing, 1/1, Verkaufsurbar 1561.

* Z. B. die Lehen, die die Stiefener innehatten. A. Lang, Seckauer Lehen Nr 315

17 STUB I. Nr. 549.

58 Ihr Ansitz stand in der Schlucht bei der sogenannten Ochsenhalt in der KG St. Georgen an der Stiefing. Der Turmhügel liegt in GP 17/2 der KG St. Georgen. Siehe LA, A. Kojalek, Archäologische Landesaufnahme, Bezirk Leibnitz, KG St. Georgen an der Stiefing 18

dorfer.69 Diese beiden Familien hatten ihre Sitze in der Nähe von Neudorf. Im Besitz der Neudorfer befand sich auch Aktivlehensgut verschiedener Herren, die Siedlung Nierath (KG Allerheiligen bei Wildon) hingegen war ihr freies Eigen.70

Seit dem Übergang der Lehenshoheit über das Pfannberger Gut im Stiefingtal an das Bistum Seckau (1302) waren die Neudorfer Lehensträger des Bistums Seckau.

Marchlin von Neudorf und sein Bruder Gerold trugen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vom Bistum Seckau folgende Güter zu Lehen:71 in der Siedlung Stiefing eine Hube und das Marchfutter auf zwei weiteren Hüben sowie den ganzen Zehent auf elf Weingärten, die kurz vorher neu angelegt worden waren. Die Siedlung Nierath, die im 14. Jahrhundert ebenfalls als Seckauer Aktivlehensgut erscheint, ist auf ehemaligem Eigengut der Neudorfer entstanden. Bischof Wocho von Seckau (1317-1354) ist es gelungen, das Eigentumsrecht an diesen Gütern zu erwerben, allerdings unter der Bedingung, sie wieder an die Neudorfer als Lehen auszugeben.72

Die Siedlung Nierath ging den Neudorfern schließlich dennoch verloren. Herbert von Neudorf verkaufte sie 1346 an Otto von Gerbersdorf und Friedrich von Herbersdorf.

Die Herrschaft Neudorf kam 1457 in den Besitz der Herren von Gloiach. Die Gloiacher waren Lehensträger des Landesfürsten,73 des Erzbistums Salzburg74 und des Bistums Seckau.75 Unter den Seckauer Aktivlehen im Besitz der Gloiacher befanden sich Güter zu Stiefing, eine Hofstatt zu Afram, ein Bergrecht oberhalb von Afram, ein Acker zu Afram sowie Zehente zur Hart bei Wildon und Felgitsch.76

Friedrich von Gloiach erhielt diese Güter 1444 für sich selbst und als Ältester und Lehensträger auch für seine beiden Vettern. Letztere werden zwar in der Belehnung nicht namentlich genannt, können jedoch nur die Söhne des verstorbenen Nikolaus von Gloiach gewesen sein: Georg und Ulrich von Gloiach, die diese Lehen 1474 erhielten.77

Ulrich Graf von Pfannberg hat 1302 außer den oben genannten Gütern dem Bischof von Seckau auch einen in der Ragnitz gelegenen Hof übergeben.78 Der hier zur Diskussion stehende Hof in der Ragnitz war nicht mit jenem, auch in der Ragnitz gelegenen Hof ident, den Hartnid von Wildon ebenfalls 1302 an Seckau verkauft hatte. Dieser Hof lag in Kurzragnitz (KG St. Georgen an der Stiefing) und war an Hermann von Axbach verlehnt.79 Einige der in den Quellen genannten „Höfe in der Ragnitz" waren Ansitze ritterlicher Leute, einige jedoch auch nur einfache Bauern- höfe.

Auf dem 1302 von Seckau erworbenen Hof in der Ragnitz saß Nikolaus von Frauheim.80 Er hatte etliche Güter in Afram und auch einige Anteile am Hof in Afram besessen, die er an Wilhelm von Afram verkaufte, der sie wiederum an Bischof Friedrich I. von Seckau (1308—1317) weiterveräußerte. Die Anteile am Hof

69 LA, Urk. Nr. 2188a; 2339; 2383; 2385c.

711 LA, Urk. Nr. 2294a ddo. 1346 November 11.

71 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 255/1.

72 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 255/2.

73 A. Starzer, Landesfürstliche Lehen, Nr. 103.

74 A. Lang, Salzburger Lehen, Nr. 175, 240, 376/5 und 376/7

75 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 120.

76 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 120/5.

77 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 120/12.

78 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 27/2.

79 LA, Urk. Nr. 1637a.

80 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 103/1.

4 4"

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Schloß Frauheim und Schloß Laubegg. Kupferstich von G. M. Vischer, 1681 (Steiermärkisches Landesarchiv)

zu Afram standen Nikolaus von Frauheim zwar als bischöfliches Lehen zu, doch hielt sie Dietmar Zebinger mit Gewalt in Besitz.81 Der Ansitz des Nikolaus von Frauheim stand am Rande der nach Westen abfallenden Terrassenstufe in unmittelbarer Nähe des heutigen Schlosses Frauheim in der KG Badendorf.

Über das Geschlecht, das sich im 14. Jahrhundert nach Frauheim nannte, ist aus urkundlichen Quellen nur wenig zu erfahren. Eine nicht näher datierte Belehnung, die neuerlich Nikolaus von Frauheim als Empfänger Seckauer Aktivlehensgutes zeigt, ist noch vor 1400 anzusetzen.82 Damals stand Frauheim allerdings schon im Besitz der Landschacher.83

Frauheim entwickelte sich aus einer kleinen, rund um den Ansitz eines Einschildritters liegenden Gült zu einer ansehnlichen Grundherrschaft. Für das späte Mittelalter ist die Quellenlage zur Geschichte dieser Gült sehr dürftig. Urbariale Aufzeichnungen liegen erst - wie so oft bei steirischen Herrschaften und Gülten in weltlichem Besitz - seit dem frühen 16. Jahrhundert vor.84 Der gesamte Gutsbestand der Herrschaft Frauheim und die Reichungen ihrer Untertanen werden erstmals 1514 faßbar, als die Brüder Bernhard, Siegmund und Hans Gall von Buchenstein Frauheim an Hans Rindsmaul verkauften. In der Verkaufsurkunde, der ein Urbar als Vorlage gedient haben dürfte, ist sämtliches Zugehör von Frauheim genau festgehal- ten.85 Nach dieser Verkaufsurkunde waren 1514 nach Frauheim untertänig: 15 Hüben in Ragnitz, siebeneinhalb Hüben und sechs Hofstätten zu Badendorf, sechs Hofstät- ten im Egelsee (KG Badendorf), zwei Hofstätten zu Frauheim, sechs öde Hüben zu

A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 103/1.

A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 103/2.

A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 103/2.

Siehe F. Pichler, Urbarverzeichnis, Bd. 1, Nr. 220.

LA, Urk. ddo. 1514 Oktober 20, Traberg.

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Härtl (KG Ragnitz)86 und eine Reihe von zerstreut liegenden Überländgründen in Lappach (KG Lappach). Dazu kamen noch zahlreiche Weingärten, hauptsächlich in der KG Badendorf, in Lappach und in St. Georgen an der Stiefing.

In der Verkaufsurkunde von 1514 wurde streng zwischen Lehensgut und freiem Eigen unterschieden. Landesfürstliches Lehen waren die Güter zu Ragnitz, Härtl und der Drittelanteil an der Urfahr zu Laubegg. Alles andere war freies Eigen der Gall von Buchenstein. Das 1514 als freies Eigen der Gall von Buchenstein bezeichnete Gut war mit großer Wahrscheinlichkeit bis in das 15. Jahrhundert Lehensgut des Bistums Seckau. Im Laufe des 15. Jahrhunderts muß es jedoch gelungen sein, das Lehensband zu lösen. Heinrich von Landschach vereinigte die von Seckau herrührenden und damals schon als landesfürstliches Lehensgut erscheinenden Güter zu einem einheit- lichen Ganzen, das fortan als Herrschaft Frauheim erschien.87

Wie ein Teil des Seckauer Besitzes im Stiefingtal über die Pfannberger an das Bistum gelangte, so kam auch ein anderer Teil ehemals Plainer Gutes über die Herren von Pettau in die Hand des Landesfürsten.

Die teilweise enge Nachbarschaft, die die Stiefingtaler Besitzungen der Pettauer und der Pfannberge/aufweisen, legt den Schluß nahe, daß beide Güterzweige auf die Grafen von Piain zurückgehen, zumal sie ja genau in jenen Bereichen lagen, wo ehemals Plainer Gut nachweisbar ist. Die Verbindung zwischen den Grafen von Pfannberg und den Herren von Pettau muß noch während des 13. Jahrhunderts hergestellt worden sein, ansonsten hätten die Pfannberger Güter zu Ragnitz und Härtel bereits 1302 von Graf Ulrich von Pfannberg, der dem Bistum Seckau ja seine gesamte Mannschaft unterhalb von Graz übergeben hatte,88 mitübergeben werden müssen.

Eine eheliche Verbindung zwischen einer Gräfin von Pfannberg und einem Pettauer ist tatsächlich gegeben.89 Friedrich V. von Pettau war in zweiter Ehe mit Agnes Gräfin von Pfannberg verheiratet. Ihre Stellung in der Genealogie der Pfannberger ist nicht eindeutig geklärt. Agnes ist aber auf Grund einer Urkunde aus dem Jahr 1283 als Frau Friedrichs von Pettau bezeugt.90 Sie hatte damals ihrem Mann unter anderem jene Ansprüche vermacht, die sie auf die Feste Rohr gehabt hatte.

Diese Besitzansprüche legen die Vermutung nahe, Agnes könnte eine Tochter des Grafen Heinrich von Pfannberg und dessen Frau Agnes gewesen sein. Letztere war ja im Besitz des Erbes nach den Grafen von Piain. Die Erbschaftsverhandlungen nach dem 1282 verstorbenen Grafen Heinrich von Pfannberg scheinen im Jahr 1283 noch nicht abgeschlossen gewesen zu sein. Agnes von Pettau vermachte 1283 ihrem Gemahl Friedrich ja nicht die Güter, sondern nur die Ansprüche darauf. Diese scheinen dann im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts mit jenen Gütern abgefertigt worden zu sein, die fortan im Besitz der Herren von Pettau erscheinen.

Das mächtige und reiche Geschlecht der Pettauer erlosch mit Friedrich IX. am 6. Jänner 1438 im Mannesstamme. Haupterben waren Friedrichs Schwestern Agnes und Anna. Agnes war in erster Ehe mit Johann Graf von Görz und in zweiter Ehe mit

86 Genaue Lokalisierung bei: LA, A. Kojalek, Archäologische Landesaufnahme, Bezirk Leibnitz, KG Ragnitz mit Berichtigung der von O. Lamprecht gebotenen Lokalisierung.

87 J. Riegler, In der Ragnitz. Ein Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde Ragnitz und ihrer drei Schlösser. Ragnitz 1985. S. 22ff.

88 A. Lang, Seckauer Lehen, Nr. 27/2.

89 H. Pirchegger, Die Herren von Pettau. In: ZHVSt 42 (1951), S. 3ff., und Stammbaum.

90 LA, Urk. Nr. 1236a. Gedruckt bei J. Loserth, Das Archiv des Hauses Stubenberg, Graz 1906, S. 82, Nr. 72.

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Leutold von Stubenberg verheiratet. Durch sie erhielten die Herren von Stubenberg unter anderem Wurmberg, Güter im Zirknitztal bei Jagerberg, den Turm und Güter zu Lappach, die Festen Schwanberg und Hollenegg sowie eine Reihe anderer Güter.91 Anna war mit Johann Graf von Schaunberg verheiratet. Sie erhielt bei der Erbverteilung Feste und Stadt Friedau, Ankenstein und Ehrenhausen, Güter bei Hz, die Ämter Landscha und Graz und vieles andere mehr. Darunter auch ein Hof beim im Stiefingtal gelegenen Dorf Feiting.92

Neben den beiden Haupterbinnen trat noch eine große Zahl tatsächlich oder nur vermeintlich erbberechtigter Leute auf. Die Erbschaftsverhandlungen zogen sich bis in das Jahr 1441 hin. Zur Klärung und Befriedigung der Ansprüche, die Otto von Stubenberg für sich, seine Schwestern Barbara — die Witwe nach Achaz von Kuenring - , für Katharina - Witwe nach Georg von Starhemberg - und schließlich für Anna, die Frau Georgs von Neitberg, auf das Pettauer Erbe geltend machte, mußte ein Schiedsgericht eingesetzt werden.93 Otto von Stubenberg und die durch ihn vertretenen Frauen wurden mit finanziellen Entschädigungen abgefunden.94 Auch Hans von Eberdorf, Obrister Kämmerer in Österreich, machte für seinen Sohn Veit Ansprüche geltend,95 ebenso Hans von Herbersdorf im Namen seines Sohnes Veit.96

Kaiser Friedrich III. kam der Tod des letzten Pettauers sehr gelegen. Er verstand es, einen Gutteil der ritterlichen Mannschaft des erloschenen Geschlechtes an sich zu bringen.97 Ein Verzeichnis über die von den Pettauern ausgegebenen Lehen hat sich nicht erhalten, es wurde möglicherweise von Kaiser Friedrich III. eingezogen.

Die Rekonstruktion jener landesfürstlichen Lehen im Stiefingtal. die nach 1438 vergeben worden sind und vorher Aktivlehensgut der Pettauer waren, ist mühevoll und schwierig. Nur selten kann der direkte Zusammenhang hergestellt werden, doch ist vereinzelt aus den landesfürstlichen Lehensverzeichnissen über bestimmte Lehen zu erfahren, daß sie vorher von den Pettauern ausgetan worden sind.98 Der Zusammenhang ist auch dann herstellbar, wenn ein bestimmtes Gut vor 1438 von den Herren von Pettau und später dasselbe Gut vom Landesfürsten an denselben Lehensträger oder dessen Erben verliehen wurde.

Das ist z. B. beim Besitz Heinrichs von Landschach der Fall.99 Friedrich von Pettau hatte ihn 1425 mit 15 Hüben zu Ragnitz und sechs Hüben zu Härtl sowie einigen anderen Gütern belehnt. 10° Kaiser Friedrich III. verlieh diese Güter nach dem Erlöschen der Pettauer nicht direkt an Heinrich von Landschach, sondern erst 1449 an Hans Steinbeiß, der um die Belehnung für Wolfgang Serel und Anna, Witwe nach Nikolaus Gall, angesucht hatte und dabei erwähnte, er hätte diese Güter erblich von Heinrich von Landschach überkommen.101

91 Siehe H. Pirchegger. Pettauer. S. 28 f.

92 Ebenda.

93 LA, Urk. Nr. 5708 ddo. 1441 Jänner 8, Graz.

94 LA, Urk. Nr. 5710a ddo. 1441 Jänner 19.

95 LA. Urk. Nr. 5715 a ddo. 1441 Feber 6. Wiener Neustadt.

96 LA, Urk. Nr. 5720a ddo. 1441 März 18.

97 H Pir(;hegger, Pettauer, S. 30, spricht von der gesamten Mannschaft, doch scheint die Beweisführung hier nicht unbedingt zutreffend zu sein.

98 LA, Urk. Nr. 5019 d; A. Starzer, Landesfürstliche Lehen, Nr. 306/2.

99 LA, Urk. Nr. 5019d; A. Starzer. Landesfürstliche Lehen, Nr 306/2

100 LA, Urk. Nr. 5019 d.

101 A. Starzer, Landesfürstliche Lehen, Nr. 306/2.

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Als landesfürstliches Aktivlehensgut - und damit ehemals Pettauer Besitz im Stiefingtal - sind nachweisbar: zu Michelbach (KG Empersdorf) zwei Hüben, die 1460 an die Breuner102 verliehen wurden; am Hühnerberg (KG Empersdorf) eine Hube, die 1443 an Kaspar Gschurr103 verliehen wurde; zu Heiligenkreuz am Waasen eine Halbhube (1460 an die Breuner)104 und dreieinhalb Eimer Bergrecht (1440 an die Giebinger);105 zu Pirching (KG Pirching am Traubenberg) eine Hube und ein Eimer Bergrecht (1440 an die Giebinger);106 zu Stiefing (KG St. Georgen an der Stiefing) ein Hof und eine Hofstatt (1449 an die Winter);107 zu Baldau (KG St. Georgen an der Stiefing) ein Hof (1460 an die Pesnitzer);108 zu Ragnitz (KG Ragnitz) 15 Hüben (1449 an Hans Steinbeiß)109 und schließlich zu Härtl sechs öde Hüben (1449 an Hans Steinbeiß).110

Zusammenfassend läßt sich für die älteste Besitzgeschichte des Stiefingtales und nordöstlichen Leibnitzer Feldes folgendes Bild zeichnen:

Als erste Besitzer von weitläufigen Gütern in diesem, im frühen 11. Jahrhundert noch keineswegs gesicherten östlichen Grenzbereich der Karantaner Mark erscheinen die Grafen von Formbach. Als ihre Nachfolger sind zunächst die Grafen im Lurngau feststellbar, die einen Teil ihrer mittelsteirischen Güter zur besseren Ausstattung des noch von den Formbachern gegründeten Stiftes Suben verwendeten. Die östlich der Mur gelegenen Lurngauer Güter kamen im 12. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Piain. Sie verfügten über einen großen, aber nicht geschlossenen Besitz im Stiefingtal und in den nordöstlichen Randzonen des Leibnitzer Feldes. Ein Teil des Besitzes befand sich unmittelbar in der Hand der Grafen von Piain, ein anderer Teil war an verschiedene ritterliche Geschlechter verlehnt, ein weiterer Teil wurde von den Plainern zur Ausstattung der von ihnen um die Mitte des 12. Jahrhunderts gegründeten Eigenkirche St. Georgen an der Stiefing verwendet.

Der Besitz der Grafen von Piain wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhun- derts auf zwei Linien dieses Geschlechtes aufgeteilt. In der Folge erhielt das Bistum Seckau ab dem 13. Jahrhundert in mehreren Schüben wesentliche Teile aus dem Plainer Gut, das erstmals im Seckauer Bistumsurbar von 1295 ausgewiesen ist.

Seckau erhielt außer dem Urbarbesitz auch den von den Grafen von Piain verlehnten Besitz. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts fiel durch die Schenkung Ulrichs IV. von Pfannberg ein weiterer Teil ehemals Plainer Lehensgutes an Seckau, darunter die an die Traberger verlehnte Feste Rohr und die Lehen in der Hand der Gerbersdorfer und Neudorfer. Auch der Kern der zur Herrschaft Frauheim gehörenden Güter erweist sich als ehemaliges Plainer Gut, ebenso der Stiefingtaler Besitz der Pettauer, der seit der Mitte des 15. Jahrhunderts als landesfürstliches Aktivlehensgut erscheint.

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Referências

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