1 ISSN 1330-7142
UDK = 636.4:637.5.04/.072(439.1)
NOTWENDIGKEIT UND MÖGLICHKEITEN DER VERBESSERUNG DER SCHLACHTKÖRPERQUALITäT BEIM SCHWEIN IN UNGARN
L.Csató (1), A. Obornik (2), I. Nagy (3), Gyuléné Berzsán (4)
Original scientific paper
ZUSAMMENFASSUNG
Die Verfasser analysierten die Klassifizierungsergebnisse der Schlachtschweine in Ungarn. Es wurde der Zusammenhang zwischen dem Aufkaufpreis der Schlachtschweine und dem Anteil der Schlachttiere in den einzelnen Klassifikationsklassen untersucht. Die Berechnungen werden seit Juni 1997, dem Beginn der
Einführung des EUROP-Handelsklasseneinordnungsystems bei Schlachtschweinen durchgeführt. Es wurde
festgestellt, dass der Aufkaufpreis in den verschiedenen Qualifikationsklassen zu Beginn der Einführung des
EUROP-Systems durchschnittlich um 6-7% voneinander abwichen (P-Klasse = 100%, E-Klasse = 133%). Als
Auswirkung der Einführung der Klassifikation stieg der Anteil der Schlachtschweine in der E-Klasse in einem Jahr von 18% auf 27%, in der U-Klasse von 37% auf 44%. Der prozentuale Anteil der Schlachttiere in den R, O
und P-Klassen sank demgemäß um 16%. Diese prozentualen Anteile sind seit fast zwei Jahren unverändert,
das heißt, dass die weitere Qualitätsverbesserung stagniert. Die Gründe dieser ungünstigen Tendenz suchend
wurde nachgewiesen, dass der Unterschied im Aufkaufpreis der einzelnen Handelsklassen im Vergleich mit
den Anfangspreisen von 6-7% auf 4-5% abnahm. Diese Tendenz ist gefährlich, denn die Wertverhältnisse der
Aufkaufpreise für Schlachtschweine haben sich noch verschlechtert. So wird 1 kg Magerfleisch schlechterer
Handelsklassen von den Verarbeitungsunternehmen zu einem relativ höheren Preis aufgekauft, als das einer
besseren Schlachtschweineklasse. Es wurde ferner festgestellt, dass die Verbesserung der Schlachtqualität
der Endprodukte eine wichtige Anforderung in Ungarn ist. In den EU-Ländern ist nähmlich fast der gesamte
Anteil der Schlachtschweine in die E und U-Klassen eingestuft. Dieser Anteil ist in Ungarn erst ca. 65-70%.
Deshalb ist es unbedingt nötig die Aufkaufintervalle unter den Handelsklassen zu erweitern und zu
verbessern, damit die Konkurrenzfähigkeit der ungarischen Schlachtschweine nicht sinkt.
Schlüsselwörter: Schweinezucht, Schlachtqualität, EUROP-Handelsklassen
EINLEITUNG
Der Gedanke der sog. objektiven Klassifizierung der Schlachtschweine tauchte schon am Ende der 60-er Jahre auf. 1976 begann man - nach Anordnung des Landwirtschaftsministeriums (MÉM Ért., 1975) - mit der Qualifizierung der aus den Grossbetrieben stammenden Schlachttiere. Die Schlachtschweine wurden aufgrund ihrer Fettanteile in
Handelsklassen eingestuft. Zu diesen Qualitätsklassen - die sich auf die Schlachttiere mit Schlachthälften zwischen 75-110 kg bezogen - gehörten vorher angekündigte, fixe Aufkaufpreise.
Ab Mitte der 80-er Jahre verlor dieses Klassifizierungssystem an Bedeutung, denn der Aufkaufpreis machte sich
fortwährend von den Qualitätsklassen unabhängig (Magy. Mez. Mell., 1994). Parallel mit den politisch-wirtschaftlichen
Veränderungen in Ungarn wurde dieses Klassifikationssystem 1988 abgeschafft. Inzwischen ist in der Europäischen Union (EU) ein neues Handelsklassenverordnungssystem entwickelt worden. Dieses sog. EUROP-System wurde 1984 in den EU-Ländern einheitlich eingeführt. Die Einführung des EUROP-Systems in Ungarn wurde wegen der Exportorientierung der Schweineproduktion unvermeidlich (Rafai et al., 1995).
Es ist eindeutig geworden, dass der Mangel an qualitätsproportionellen Aufkaufpreisen ein sehr bedeutendes
Hindernis bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des ungarischen Schweinesektors sein kann. Wenn die ______________________
(1) László Csató, Dr., Dozent, Lehrstuhlleiter, (2) András Obornik, Assistent), (3) István Nagy, Dr., Wiss.
Mitarbeiter, Gyuléné Berzsán (Techniker) - Kaposvarer Universität, Fakultät für Tierwissenschaften, Guba S.
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Aufkaufpreise nämlich die Mehraufwände für eine bessere Qualität der Schlachttiere nicht anspornen, so kann keine
anspruchvolle Produktion zustande kommen (Straub, 1998).
Im Interesse der Beschleunigung des qualitativen Fortschritts in der ungarischen Schweinezucht erschien 1994 die
Anordnung des Landwirtschaftsmininisteriums, die alle Schlachthöfe, unabhängig von ihrer Kapazität, zur Einstufung
der Schlachtschweine nach der neuen EUROP-Handelsklassen verpflichtete. Diese Klassifizierung wurde jedoch erst
1997 allgemein angewandt, nachdem das an einen “Richtpreis” gebundene Subventionssystem in Kraft getreten war
(Csató et al., 1999).
MATERIAL UND METHODE
Die ungarischen Klassifizierungsergebnisse bei Schlachtschweinen haben wir seit Juni 1997, Beginn der Einführung des EUROP-Handelsklassensystems analysiert. Die Daten stammen vom Büro der Agrarverordnung und dem
Produktionsrat für Schlachttiere und Fleisch. Die Schlachtergebnisse werden wöchentlich angegeben und in einer Fachzeitschrift offiziell veröffentlicht. Aus den Grunddaten haben wir Monatsdurchschnitte berechnet und herkömmliche matematisch-statistischen Auswertungen durchgeführt.
ERGEBNISSE UND DISKUSSION
Aus der Datei ist hervorgegangen, dass in den registrierten Schlachthöfen wöchentlich durchschnittlich 75-85.000
Schweine geschlachtet werden. Der Anteil an klassifizierten Schweinen in den Schlachthöfen wuchs von anfangs 55% auf gegenwärtig ca. 80-85% an. Diese Tendenz ist in Abbildung 1 zu sehen.
1. Abbildung
In Abbildung 2 stellten wir die Veränderung des Bestandszahlanteils von Schlachtschweinen in den einzelnen
EUROP-Klassen dar. Daraus ist zu ersehen, dass die Bestandszahl in den höheren Qualitätsklassen - im Vergleich zur Anfangszeit, insgesamt - angestiegen ist.
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Damit parallel ist ein Absinken in den niedrigeren Klassen (R, O, P) zu beobachten. Insgesamt können wir feststellen,
dass sich der Anteil der Schlachtschweine in der E-Klasse in den letzten zwei Jahren - obwohl mit bedeutenden Schwankungen - auf 25-26% stabilisiert hat. Parallel mit dem Anstieg der in die E-Klasse angehörenden Schweine ist auch in der U-Klasse eine Erhöhung zu verzeichnen (von 37% auf 44%). Danach hat sich auch hier der Anteil - nach
einem Aufschwung von August 1998 bis zum März 1999 - bei 40-42% stabilisiert.
Der Anteil der Schlachtschweine in der R-Klasse sank in der Anfangszeit von 32% auf 25%. Dann ging diese Tendenz
zurück und der Anteil der R-Klasse verblieb - mit 2-3 prozentigen Schwankungen - bei 25%. Zur gleichen Zeit konnten wir registrieren, dass in den untersuchten ersten anderthalb Jahren die Zahl der Schweine mit schwacher
Schlachtqualität in den O- und P-Klassen ständig - von 14% auf 5% - zurückging. Dieser Anteil ist seit Januar 1999
wieder angestiegen und heuzutage beträgt er ca. 7-8% der klassifizierten Schweine.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die prozentualen Anteile der Schlachtschweine in den einzelnen
Qualitätsklassen seit fast anderthalb-zwei Jahren - praktisch - unverändert sind, das heisst, dass die weitere
Qualitätsverbesserung stagniert. Die Gründe dieser ungünstigen Tendenz suchend wurde nachgewiesen, dass der
Unterschied der Aufkaufpreise zwischen den einzelnen Handelsklassen im Vergleich zu den Anfangspreisen abnahm.
Diese Veränderung stellten wir an den Anteilen der zu den einzelnen Qualitätsklasse gehörenden durchschnittlichen
Aufkaufpreisen in Abbildung 3 dar.
Wir stellten fest, dass es anfangs zwischen den einzelnen Qualitätsstufen verhältnismässig grosse Abweichungen gab (P = 100%, E = 133%). Es bedeutete, dass der Aufkaufpreis in den verschiedenen Qualifikationsklassen zu Beginn
der Einführung des EUROP-Systems durchschnittlich um 6-7% voneinander abwichen. Diese Abweichungen verringerten sich bis Ende 1997 um mehr als 10% (P =100%, E = 120%). Diese Tendenz - mit Ausnahme der Klasse E - verringerte sich weiter bis Mai 1998, dann begannen sich die Aufkaufpreisanteile wieder zu verzweigen. Auf dem
Höhepunkt dieses Zeitraumes war der Aufkaufpreisanteil - im Mai 1999 - für die Schweinemäster sehr günstig (P = 100%, E = 162%), aber gleichzeitig war der nominale Aufkaufpreis so niedrig, dass diese Preise die Selbstkosten der Produzenten nicht einmal in der E-Klasse deckten. Deshalb wurde in Ungarn ein amtlicher minimaler Aufkaufpreis (P-Klasse 193 Ft/kg Lebendgewicht) eingeführt. In dieser Lage verengten sich die früher voneinander günstig abweichenden Preisanteile drastisch (P = 100%, E = 118%). Diese prozentualen Anteile sind seitdem fast unverändert
(P = 100%, E = 120%) und der Unterschied im Aufkaufpreis der einzelnen Handelsklassen sank von den früheren 6 -7% auf 4-5%.
3. Abbildung
Die Gründe der oben erwähnten ungünstigen Tendenz weiter suchend haben wir Berechnungen im Interesse der
Bestimmung des durchschnittlichen Aufkaufpreises von 1 kg Magerfleisch in den einzelnen Handelsklassen angestellt. Wir haben festgestellt, dass der Aufkaufpreis von einer Einheit des Magerfleisches in den schlechteren
Qualitätsklassen höher war, als in den besseren Schlachtschweineklassen. Es ist eindeutig, dass die Aufkaufpreise während der Untersuchungszeit die Herstellung der Schlachtschweine mit relativ niedrigerem Fleischgehalt präferiert haben, denn die Produzenten haben für 1 kg Magerfleisch bei diesen Schlachttieren einen höheren Preis erhalten.
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Aus der Analyse der Schlachtdaten von Schweinen in den registrierten Schlachthöfen ist festzustellen, dass
- seit Einführung der (S)EUROP-Handelsklassen (Juni 1997) sowohl die Anzahl als auch der Anteil der klassifizierten Schlachtschweine - obwohl mit Schwankungen - anstieg,
- die als Schweine ausgezeichneter Schlachtqualität (Klassen E und U) auf Kosten der niedrigeren Klassen anfangs
einen Anstieg zeigten, dann wich die Verbesserung der Schlachtqualität zurück,
- die Verarbeitungsindustrie die Schlachtqualität der Schweine im Aufkaufpreis nicht konzequent honorierte und der Unterschied im Aufkaufpreisanteil der einzelnen Handelsklassen im Vergleich zu den Anfangspreisen von 6-7% auf
4-5% abnahm. So verschlechterten sich die Wertverhältnisse der Aufkaufpreise für Schlachtschweine noch weiter,
- der Aufkaufpreis von 1 kg Magerfleisch in den besten Handelsklassen am niedrigsten war und eine
Magerfleischeinheit schlechterer Handelsklassen von der Fleischindustrie zu einem relativ höheren Preis aufgekauft
wurde. Diese Preispolitik der Fleischindustrie spornt die Produzenten nicht an, Schlachtschweine bester Qualität - mit Mehrkosten - herzustellen,
- es unbedingt nötig ist, die Aufkaufpreisanteile der Schlachttiere zu verändern, um die Produktion der Schlachtschweine mit E- und U-Qualität voranzutreiben. Ansonsten werden die ungarischen Schlachtschweine auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig sein.
LITERATUR
1. Csató, L., Obornik, A., Farkas, J., Serbán, B. (1999): Gegenwart und Zukunft der ungarischen Schweinezucht. Acta Agr. Kaposvariensis, 2: 109-120.
2. Mezőgazdasági és Élelmezésügyi Értesítő (1975): Tájékoztató a hasított súlyban átvételre kerülô sertések
minôsítésének szabályairól 39: 892-893.
3. Rafai, P. et al. (1995): Az (S)EUROP húsminősítés és kapcsolt rendszerei. Áll. és Tak. 5:453-464. 4. Straub, I. (1998): A sertéshús-elôállítás ellentmondásai I. Magyar Mezôgazdaság. 21. 15.
5. ………. Magyar Mezôgazdaság Melléklete (1994): A sertések vágás utáni minôsítése 03. 1-8.
THE IMPORTANCE AND POSSIBILITY OF CARCASS QUALITY IMPROVEMENT IN HUNGARIAN PORK PRODUCTION
ABSTRACT
The slaughter data of the National pig database was analysed by the authors. The authors investigated the results of the (S)EUROP grade scheme, which showed the connection between the pig proportions fell into the various grade classes and their prices. The analyses started when the introduction of the (S)EUROP grade scheme took place in 1997 and was based on the official database published each week. For the sake of better overview the results were summed up to monthly intervals. The authors found that in the first period (shortly after the introduction of the grade scheme) the prices of the slaughtered pigs fell into the various grade
classes differed from each other by 6-7 %. As a result of the (S)EUROP grade scheme’s introduction the
proportion of the slaughtered pigs fell in the grade classes E and U increased from 18% to 27% and from 37% to 44% respectively. The proportions in the R, O, and P classes consequently decreased. Following the first period no changing pattern was found concerning these proportions which means that the improvement of the graded slaughter pigs stopped. Investigating the possible explanations the authors realised that the price differences between the grade classes decreased from 6-7% to 4-5%. Thus the meat processing industry in fact was paying more for one unit lean content of slaughtered pigs when fell into the worst categories than for those which can be found in the best categories. This however does not provide any motivation for the producers for improving carcass quality, which can only be obtained through higher costs. It can be concluded that carcass quality improvement is an important requirement for Hungary. Concerning the EU members the graded slaughter pigs can be found in the E and U categories almost exclusively. The same ratio is only 65% in Hungary. Therefore the modification of slaughtered pig prices of the E and U grade classes is vital in order to motivate the production of slaughtered pigs falling into these categories. Unless this aim is fulfilled the Hungarian slaughter pig sector loses its competitiveness.