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Die Evang.-luth. Bibelschule von Espírito Santo

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Academic year: 2021

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Epheserbrief richtet, von dessen Eingangsworten wir ausgegan­ gen waren. Die schon Eph. 1, 18 aufgeklungene und dann unter­ brochene Bitte, „ .. .dass ihr erkennen möget, .. .welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes“, diese Bitte wird näm lich wie­ der aufgenom m en, wenn es jetzt in dem Gebet zu dem, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heisst, lautet: „ .. .dass ihr erkennen möget m it allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe (näm lich des him m ­ lischen Erbes), auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf dass ihr erfüllet werdet m it allerlei G ottesfülle“ (Eph. 3, 18-19).

Das ist die tiefste Erfüllung und der höchste Segen irdischer Vaterschaft, dass sie das Kind hinführen darf zu diesem him m li­ schen Vater. Und es gilt auch angesichts der darin beschlossenen Verantw ortung das W ort Jesu (M atth. 7, 11): „So denn ihr, die ihr arg seid, könnt dennoch euren K indern gute Gaben geben, wieviel m ehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die

ihn bitten.“ H. Tappenbeck,

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Die Evangelisch-lutherische Bibelschule von Espirito Santo.

Vortrag von Pastor Artur Schmidt gehalten vor den Pastoren und Delegierten der Kreissynode von Espirito Santo am 6. 7. 1956 in Limoeiro.

Das m ir von Herrn K reispfarrer P. Roelke für diesen Vortrag gestellte Thema lautet: Begründung und B edeutung der Bibel­ schule am Lagoa. Gem eint ist dam it die G ründung und Bedeu­ tung der Evangelisch-lutherischen Bibelschule von Espirito Santo. Über dieses Them a wurde bereits in der Mai- und Juninum m er des Heim atboten, sowie in der M ainum m er von O Castelo Forte berichtet. Es darf wohl angenom m en werden, dass die m eisten der Herren Delegierten unsere Gem eindeblätter lesen, sodass hier nicht alles wiederholt zu werden braucht, was darinnen steht und was alle schon wissen. Trotzdem gibt es noch eine Fülle von F ra­ gen und Problemen, die zum Them a Bibelschule behandelt wer­ den m üssen, wenn m an ihr G ründung, ihre Aufgaben und Ziele verstehen will.

Zum Verständnis des Namens Evangelisch-lutherische Bibel­ schule von Espirito Santo ist folgendes zu sagen: Dieser Name will zum Ausdruck bringen, dass die Bibelschule nicht als ein privates Unternehm en betrachtet werden möchte. W enn es auch zunächst den Anschein hat, als wäre die Bibelschule aufgrund privater Ini­ tiative entstanden, was in gewisser Hinsicht wohl auch den T at­ sachen entspricht, so muss auf der anderen Seite doch darauf hingewiesen werden, dass die G ründung der Bibelschule nicht im Interesse einer Privatperson oder im Interesse einer Einzel­ gemeinde erfolgt ist, sondern als Ausdruck eines allgemeinen Be­

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dürfnisses gewertet werden muss. Dass es sich tatsächlich um ein allgemeines Bedürfnis handelt, geht auch aus den früheren Bem ühungen von Pastor Paul K noch in Limoeiro hervor, der m it seiner Lehrerpräparandenschule vor etwa 15 Jahren ähnliche Ziele verfolgte. Auch der Vortrag von Pastor Hans Hempfling auf der Delegiertenversam m lung 1952 in Palm eira de S anta Joana hat auf dieses allgemeine Bedürfnis hingewiesen, ebenso der Vortrag von Pastor Georg Burger 1954 in L aranja da Terra. D arum will die Bibelschule als eine gesamtkirchliche Angelegenheit verstan­ den werden, weil sie m it ihrer Arbeit der Gesam tkirche dienen will. W enn nun diese Bibelschule als eine evangelisch-lutherische be­ zeichnet wird, so kom m t dadurch zum Ausdruck, dass sie der Evangelisch-lutherischen Kirche von Espirito Santo dienen will, die auf dem Boden des reinen W ortes Gottes und der rechten Sa- kram entsverw altung steht, wie es uns D. M artin L uther und die B ekenntnisschriften dieser Kirche erklärt und ausgelegt haben. Diese Evangelisch-lutherische Kirche von Espirito Santo lieben wir, weil uns Gott, der Herr, in den Dienst an dieser Kirche ge>- stellt h at und uns dadurch m it reichem geistlichem Segen be­ schenkt.

Die Bibelschule ist aus der grossen Not unserer Kirche heraus entstanden. M an kann die G ründung der Bibelschule, sowie ihre Aufgaben und Ziele nur dann verstehen, wenn m an etwas von dieser Not weiss, wenn m an die Not unserer Kirche kennt und spürt. W enn hier von der Not unserer Kirche die Rede ist, so m einen wir dam it nicht eine wirtschaftliche Not, wie sie durch K rankheit, schlechte E rnte oder eigenes Verschulden auf unsere Gemeindeglieder kom m en kann und die dann dadurch auch auf unserer Kirche liegt. Wir m einen hier vielm ehr die grosse geist­ liche Not, die unsere K irche drückt und belastet und die sich im m er wieder als ein starkes Hindernis für die E ntfaltung der geistlichen Gaben erweist, die G ott auch unserer Kirche geschenkt h at und von denen bei uns so wenig zu sehen und zu spüren ist. Diese geistliche Not m uss von den Pfarrern und Gemeinden in gleicher Weise gesehen un'd erkannt werden. E rst dann ist es möglich, sie m it Gottes Hilfe tatkräftig und erfolgreich zu be­ käm pfen.

W enn m an als junger, unerfahrener Pfarrer von Deutschland nach Brasilien kom m t, merkt man nicht immer gleich etwas von dieser drückenden geistlichen Not. M an ist zunächst stark beein­ druckt von dem grossen Erleben, dass m an hier nach einer halben Weltreise im frem den Land inm itten einer frem den Umgebung evangelisch-lutherische Gemeinden vorfindet, die sich trotz Krieg und Verfolgung erhalten haben und im Laufe der Zeit nicht un ­ tergegangen sind. Und wenn m an vorher in D eutschland auch viel gelesen und gehört h at über die Lutherische Kirche in Bra­ silien, so ist m an doch überrascht, dass m an hier Menschen mit deutscher Sprache und deutschen Sitten antrifft, deren Leben

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von einer m ehr oder weniger starken K irchlichkeit geprägt ist und die zum grossen Teil noch an den K ultur- und G laubensgü­ tern der alten Heim at festhalten, auch wenn sie diese nicht im m er recht verstehen. Als aufm erksam er Beobachter sieht m an n atü r­ lich von Anfang an sofort diesen oder jenen Schönheitsfeier in den Gemeinden und m an nim m t diese als notwendige übel hin, weü m an weiss, dass es überall auf der W elt m enschlich zugeht und weil m an im m er wieder von den älteren A m tsbrüdern er­ m ahnt wird, in Brasilien nicht nach deutschen M assstäben zu messen. M an wird deshalb noch nicht gleich von einer sehr grossen Not der Kirche sprechen, besonders dann nicht, wenn m an im ei­ genen Leben schon m it wirklicher Not B ekanntschaft gem acht hat. Aber je länger m an im Lande ist, je besser m an die Gemein­ den und die Gemeindeglieder kennen lernt, je genauer m an hinter die Kulissen schauen kann, um so grösser wird das Erschrecken über die tatsächliche Not, in der unsere Kirche in Brasilien und besonders hier in Espirito Santo leben muss; um so stärker wird die Erkenntnis, dass unsere Kirche, unsere Gemeinden, unser kirchliches Leben an einer K rankheit leiden, die lebensgefährlich ist, und die über kurz oder lang zum Tode führen kann, wenn sie nicht richtig erkannt wird, wenn nicht m it allen K räften dagegen angekäm pft wird.

Es ist aber nicht nur eine G efahr für die jüngeren Pfarrer, dass sie am Anfang ihrer hiesigen Gem eindearbeit die tatsächliche Not unserer Kirche noch nicht richtig erkennen. Es besteht auch eine Gefahr für die älteren Amtsbrüder, dass sie sich im Laufe der Jahre so an die hiesigen Notstände gewöhnen, dass sie diese nicht m ehr m it der nötigen Sorgfalt beachten und nicht genügend ernst nehm en. W enn m an jahrelang m it den besten Vorsätzen und Zielen seine K räfte in den Dienst einer Kirche stellt und m an oft erkennen muss, dass m an — m enschlich gesehen — eigentlich auf einem verlassenen Posten steht, fragt m an sich im m er wieder, ob sich all die treue und aufopferungsvolle Tätigkeit eines Gemeinde­ pfarrers in Espirito Santo überhaupt lohnt. M an kann m it der Zeit müde und resigniert werden. M an kann sich so an die Not der Kirche gewöhnen, dass m an m eint, hier in Brasilien ist es nun einm al so wie es ist und m an ist dann froh, wenn alles im alten gewohnten Geleise w eiterläuft. M an kann sich m it dem gefährlichen Schlagwort zufrieden geben, dass m an die Gemein­ den in der Hand habe und dass das genug sei. M an kann sich den vom Geist Gottes gewirkten Erkenntnissen, die heute die ganze C hristenheit bewegen verschliessen in der M einung, alles das gehe uns in Espirito Santo nichts an, weil hier eben alles ganz anders ist.

W enn hier von der Not der Kirche die Rede ist, so ist das eine Sache, die zuerst die Träger des geistlichen Amtes dieser Kirche angeht. Das N ichterkennen der geistlichen Not aufgrund fehlender E rfahrung ist ebenso gefährlich für die gesunde Entwicklung einer

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Kirche wie die müde, resignierte Gewöhnung an absolut ungeist­ liche Zustände. Gottes W ort allein darf der M asstab sein für die Beurteilung unserer E rfahrungen in der Gemeindearbeit. Gottes W ort allein darf uns die geistlichen Impulse geben, die wir für die Gem eindearbeit brauchen. Und wenn wir uns im Gehorsam unter dieses schöpferische göttliche W ort stellen, werden wir im m er wieder erfahren dürfen, dass m anches möglich wird, was m an aufgrund seiner Erfahrungen für unm öglich gehalten hat; m an wird erkennen, dass sich m anches tatsächlich ändern lässt, wenn m an n u r das W agnis des Glaubens auf sich nim m t.

W enn hier von der Not unserer Kirche die Rede ist, so geht das aber nicht nur die Pfarrer an, sondern auch unsere Gemein­ den. Darum m uss hier ein klares und deutliches W ort an die Her­ ren Delegierten und Vorsteher gesagt werden, die als die von den Gemeinden gew ählten M änner an dieser Konferenz teilnehm en und durch ihre Entscheidungen das Leben in unserer Kirche m it­ bestim m en sollen. Vielleicht wird jetzt m ancher der H erren De­ legierten und Vorsteher denken und sagen: „W ir wissen wohl, dass in unseren Gemeinden nicht alles so ist, wie es sein m üsste. Des­ halb ist es aber noch lange nicht so schlimm mit unserer Kirche, wie das vorher behauptet wurde. Die Gemeindeglieder gehen doch zum Gottesdienst, zum Heiligen Abendmahl und zu den Bibel­ stunden; sie bezahlen ihr Pfarrgehalt und geben ihre Erntedank­ gaben, sie bauen Kirchen und Pfarrhäuser, sie kaufen und lesen christliche Bücher und B lätter und wenn Konferenz ist, kommen sogar so viele M enschen zusam m en, dass m an sie gar nicht zählen kann.

Das alles ist richtig und wir sind froh und dankbar dafür, dass die Beteiligung am kirchlichen Leben in Esplrito Santo trotz aller Nöte der Vergangenheit noch so rege ist. Doch dürfen wir uns dadurch nicht täuschen lassen, die W irklichkeit zu übersehen und an ihr vorbeizugehen. Das ist ja gerade unsere grösste Not, dass die allerm eisten Gemeindeglieder die tatsächliche Not der Kirche gar nicht erkennen und in den Tag hineinieben, als sei alles in bester Ordnung. W enn m an einen Pfarrer hat, den m an im Notfall rufen kann, der einem die Kinder tau ft und konfir­ m iert, der die jungen Paare trau t und die Toten beerdigt, der einem das Heilige Abendmahl geben kann, dann m eint m an alles schon in bester Ordnung zu haben. Dass m an aber trotz Teilnah­ me an Gottesdienst, Bibelstunde, Taufe, K onfirm ation und Heili­ gem Abendmahl sehr weit vom Reiche Gottes entfernt sein kann, weil m an nur an der gewohnten Äusserlichkeit hängen bleibt und nichts weiss von der aiakoniscnen und m issionariscnen Verpflich­ tung jedes einzelnen Christen und jeder christlichen Gemeinde, wird von den allerm eisten unserer Gemeindeglieder nicht beach­ tet und übersehen, obwohl es die H auptsache ist.

W enn den Herren Delegierten und Vorstehern die Not unserer Kirche gezeigt werden soll, so kann das hier aus Zeitm angel leider

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nicht in der Weise geschehen wie es notwendig wäre. Doch soll diese Not an einigen klaren Beispielen deutlich gem acht werden.

Es ist eine Not, dass unsere Kirchen und Kapellen die meiste Zeit leer und unbenutzt dastehen, obwohl G ottes W ort fordert, dass jeder Sonntag durch die christliche Gemeinde geheiligt wer­ den soll. Es ist eine Not, dass sich die m eisten Gemeindeglieder an diesen Zustand gewöhnt haben und oft gar nicht m ehr G ottes­ dienste haben wollen als sie der Pfarrer m it seinen vielen Predigt­ plätzen halten kann. Es ist eine Not, dass unsere Gemeinden so unreif sind, dass kaum einer aus ihren Reihen bereit und fähig ist, an Stelle des m it Arbeit überlasteten Pfarrers regelmässige Lesegottesdienste zu halten, weil einfach das notwendige Ver­ ständnis dafür fehlt. W ir bilden uns etwas darauf ein, dass wir als evangelisch-lutherische Kirche die Kirche der reinen W ortverkün­ digung sind. Tatsächlich ist es aber so, dass wir in der Praxis in vielen Fällen von der Römischen Kirche und den Sekten über­ troffen werden, die jede Woche m indestens einm al, in vielen Fällen auch m ehrm als ihre Gottesdienste und Versam m lungen halten, auch wenn kein Pfarrer da ist. Sollte das, was in der Römischen Kirche und bei den Sekten möglich ist, nicht auch in unserer evangelisch-lutherischen Kirche möglich sein? Gottes W ort sagt uns auf jeden Fall, dass es nötig ist.

Es ist eine Not, dass unsere Jugend nicht richtig im Sinne unserer Kirche unterrichtet und erzogen werden kann. Dass das in den V orkriegsjahren anders gewesen ist, weil sich die älteren Pastoren dam als m it grösser K raft dafür eingesetzt haben, muss hier besonders betont und gewürdigt werden. Es ist auch allen bekannt, dass uns der letzte Krieg m it seinen Folgen gerade auf schulischem Gebiet schweren Schaden zugefügt hat. Es ist eine Not, dass unsere Jugend weithin am Rande der Gemeinde steht und sich im m er m ehr von ihrer Kirche innerlich und äusserlich entfernt. Es ist eine Not, dass unsere Jugend nach einem dürfti­ gen K onfirm andenunterricht eingesegnet werden muss. Es ist eine Not, dass sich unsere Jugend n a c h der K onfirm ation selbst über­ lassen bleibt und von der Kirche in vielen Fällen nicht m ehr erreicht wird. Es ist eine Not, dass unsere Jugend nicht m ehr richtig singen und beten kann und dass sie kaum eine Verpflich­ tung vom W orte Gottes her verspürt. Es kann einem angst und bange werden bei dem Gedanken, dass diese müde, lahm e, füh- rungs- und haltlose Jugend die Gemeinde von m orgen ist, die in einer Zeit von weltgeschichtlichen Umwälzungen das Erbe unserer Lutherischen Kirche in Brasilien antreten soll. Gottes W ort und die Lebenserfahrung zeigen deutlich, dass christliche Jugend ohne lebendige Beziehung zu ihrer Kirche verkom m t und dass die Kirche ohne Jugend dem U ntergang preisgegeben ist.

Es ist eine Not, dass m an in unseren Gemeinden so wenig sieht und spürt von dem diakonischen Geist der Bibel, der zu den Kennzeichen einer lebendigen Kirche gehört. Es ist eine Not, dass

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m an den Dienst der Kirche beansprucht, ohne selber m itzudienen, obwohl Jesus Christus das Vorbild des Dienens gewesen ist und seinen Jüngern den Dienst der christlichen Liebe durch das Üben der Werke der Barm herzigkeit dringend anbefohlen hat. Es gibt in Espirito Santo genügend K rankheitsnot und unübersehbare M öglichkeiten zum Dienst der barm herzigen Liebe im Sinne Jesu. Es ist eine Not, dass unsere Kirche die von C hristus befohlenen Werke der Barm herzigkeit nicht befriedigend üben kann, weil nie­ m and aus unseren Gemeinden bereit ist, sich dafür ausbilden zu lassen. Es ist eine Not, dass wir so oft vergeblich in den Gemein­ den nach M itarbeitern suchen müssen, die m it dem Herzen dabei sind, wenn es gilt für die Gemeinde Zeit und K raft einzusetzen. Es ist eine Not, dass viele lieber an der Kirche verdienen wollen, an statt ihr im Sinne Jesu zu dienen.

Es ist eine Not, dass m an in unseren Gemeinden so wenig sieht und spürt von der missionarischen Verpflichtung, die Jesus Christus seiner C hristenheit als letztes und wichtigstes V erm ächt­ nis hinterlassen hat. Es ist eine Not, dass die m eisten nicht einm al wissen, was Mission überhaupt bedeutet. Es ist eine Not, dass unsere Kirche aus M angel an A rbeitskräften und M itteln ihre einfachsten m issionarischen V erpflichtungen nicht erfüllen kann, obwohl das Land Brasilien direkt nach Volks- und Heidenmission schreit. Man nim m t gerne die m anigfaltigen Hilfen der Missions­ gemeinden aus dem arm en und zerstörten D eutschland an, ist aber nicht bereit, selber die leiseste V erpflichtung auf diesem Gebiet zu erkennen. Entweder g i l t der Missionsbefehl Jesu Christi oder er gilt nicht. W enn er aber gilt, und daran wird hof­ fentlich wenigstens in diesem Kreise kein, Zweifel bestehen, dann gilt er auch bei uns in Brasilien und in Espirito Santo und es er­ geben sich daraus Folgen von umwälzender und W eittragender Bedeutung. Die grossen christlichen A nstalten Bethel und Neuen- dettelsau sind der sichtbare Beweis dafür, dass die oft gestellte Alternative Innere oder Äussere Mission falsch ist! W enn wir nicht bereit sind, das nötige V erständnis für die Mission aufzu­ bringen, brauchen wir uns auch nicht darüber wundern, wenn die Gemeinden kein V erständnis für die Diakonie zeigen. Es ist eine alte Erfahrung, die m an auch in Brasilien m achen kann, dass die Gemeinden für die Nöte der eigenen Kirche genau so viel Erkenntnis und Hilfsbereitschaft aufbringen, als ihnen das Ver­ ständnis für die Nöte und Aufgaben der Mission geweckt wird. Diakonie und Mission gehören zusammen. Beides erw ächst aus dem lebendigen Glauben heraus. Und wenn es in Espirito Santo so wenig V erständnis für die Aufgaben und V erpflichtungen von Diakonie und Mission gibt, so ist das ein alarm ierendes Zeichen dafür, dass es weithin am rechten lebendigen Glauben fehlt, der ernst m acht m it dem W orte Gottes. D arum ist es unsere unbe­ dingt notwendige Pflicht, ernstlich um eine Erweckung in unseren Gemeinden zu beten, dam it der rechte Glaube unter uns lebendi­

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ger werde. Dieser lebendige Glaube ist das Fundam ent der Kirche, m it dem sie steht und fällt. Deshalb ist es eine der elem entarsten Existenzfragen an unsere Kirche und Gemeinden, ob wir bereit sind, der Mission den Platz einzuräum en, der ihr aufgrund gött­ licher Vollmacht gebührt. Gerade von der Mission her wird uns deutlich, wie müde und kraftlos unsere Gemeinden sind und was uns alles an Lebendigkeit fehlt. Die Mission ist es auch, die uns den Weg aus unseren geistlichen Nöten heraus zeigen kann.

In diesem Zusam m enhang ist es interessant, den Brief von Missionsinspektor Dr. Christian Keysser aus Neuendettelsau zu beachten, den er am 8. Septem ber 1947 an H errn Präses Schlün- zen schrieb, in dem er zuerst auf den grossen Pfarrer- und M it­ arbeiterm angel als dem sichtbarsten Zeichen unserer kirchlichen Not eingeht und zu dem er wörtlich folgendes bem erkt: „Wir in Neuguinea haben es zuerst der Heim atkirche nachgem acht und prom pt überall dieselben Zustände wie in den H eim atkirchen und Gemeinden bekommen. Als wir uns aber dann um stellten auf die Praxis der Urkirche und der Apostel, da wurde es anders. Die Neuguineagemeinden sind sehr gross und zerstreut und die Weg­ verhältnisse oft ausserordentlich schwierig. Und da hatten wir für Gemeinden m it 10.000, 20.000, 30.000 Seelen, z. T. noch Heiden, n u r einen einzigen Missionar. Die Leute leben im Hochgebirge und sind etwa in 30, 40, 50 Dörfern zu finden. Und .. . keiner der Missionare jam m ert wegen Überlastung, wie das in D eutschland, Brasilien und anderswo die Mode ist. Wir sahen als Missionare in der ungeheueren Arbeitsfülle eine göttliche Führung. W ir dachten an Paulus, der Gemeinden gründete und sie alsbald auf eigene Füsse stellte, w ährend er als eine Art Oberhirte die Leitung in der Hand behielt und Briefe an die Gemeinden schrieb. M an muss in der Not eine göttliche Gelegenheit sehen, die vorwärts weist und neue Wege em pfiehlt.. . In Neuguinea haben auch anfangs die Brüder oft sehr geseufzt und in die Heim at geschrieben: W ir brauchen Missionare, Missionare, Missionare! Antwort: W oher Missionare nehm en und wer soll sie unterhalten? Die Missionsge­ meinde kann das Geld einfach nicht m ehr aufbringen. Ihr m üsst unter allen Um ständen sehen, dass ihr alleine fertig werdet! Und gerade dadurch, dass wir alleine fertig zu werden suchten, sind die Gaben und K räfte offenbar geworden in den Gemeinden, und es ist nun so, dass unsere kleine Mission geradezu beispielhaft da­ steht in der gesam ten Missionswelt. W ir haben in unserer Mission m ehr eingeborene Hilfskräfte als jede andere Mission. Und da­ durch sind die Neuguineagem einden lebendig geblieben und haben die ungeheuere Versuchung des Krieges überwunden, obwohl ihnen die Japaner Gottesdienste, Schulen, sogar das Singen und Beten verboten und die Christen furchtbar bedrückt haben. Sie haben durchgehalten!“ Soweit der Auszug aus dem Brief von M issionsinspektor Dr. Keysser.

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Selbstverständlich kann m an die Verhältnisse von Neuguinea nicht ohne weiteres nach Brasilien übertragen. Trotzdem zeigt uns Dr. Keysser sehr wichtige Dinge, die bisher offensichtlich zu wenig bei uns beachtet worden sind und deren Befolgung durch­ aus eine Änderung in dem stark unbiblisch geprägten Nachkriegs­ status unserer Kirche erwirken könnte. W enn uns von anderswo her in unseren kirchlichen Nöten nicht geholfen werden kann, m üssen wir uns eben so gut wie möglich selber helfen. Es genügt nicht, dass wir unsere kirchlichen Nöte erkennen. W ir müssen alle K räfte mobilisieren und alle vorhandenen M öglichkeiten ausnützen und alle die Gaben in unseren Gemeinden wecken, die auch bei uns vorhanden sind, wenn sie auch noch verdeckt und verborgen schlum m ern.

Eine solche Möglichkeit der Selbsthilfe für Espírito Santo ist die Bibelschule. Und wenn in diesem V ortrag bisher so viel von der Not unserer Kirche die Rede war, so war das durchaus keine Abschweifung vom Them a, sondern die notwendige Voraussetzung, ohne die die ganze Bibelschulangelegenheit nicht richtig verstan­ den werden kann.

Vielleicht h at sich m ancher schon gefragt: Wozu brauchen wir denn überhaupt eine Bibelschule, wenn es bald m it dem Inter­ natsbau in Vitória vorwärts geht? Es ist im m er wieder darauf hin­ gewiesen worden und ich m öchte es hier ausdrücklich unterstrei­ chen, dass die Intem atsangelegenheit in Vitória eine wichtige Sache für unsere Kirche in Espírito Santo ist, die keine Verzöge­ rung, erleiden darf. Aber wir müssen uns auch darüber im klaren sein, dass die unserer Kirche notwendige geistliche Verlebendigung nicht zuerst von einem Internat erw artet werden kann, dessen Schüler wohl in der H auptsache einm al in weltlichen Berufen tätig sein werden. Die Aufgabe des künftigen Internates wird wohl darin bestehen, den höheren Schülern aus unseren Landgem ein­ den in der Stadt eine H eim stätte zu bieten, dam it sie vor den schlechten Einflüssen einer frem den Umgebung bew ahrt werden und durch evangelische Erziehung und Beeinflussung ihrer K ir­ che erhalten bleiben. W ir brauchen aber auch eine Schuleinrich- tung, in der die Schüler aus dem passiven Zustand des Bew ahrt­ werdens herausgerissen werden in den aktiven Dienst an Kirche und Gemeinde. Um es m it m ilitärischen Ausdrücken zu sagen: Wir dürfen uns nicht zufrieden geben m it der Verteidigung einer Stellung, sondern müssen zum Angriff übergehen.

Einen solchen Dienst will die Bibelschule tun. D arum heisst es in der Bibelschulnum m er des Heim at boten: Das wichtigste Ziel der Bibelschule muss es sein, junge M enschen zu Jesus Chri­ stus zu führen, sie im Glauben zu stärken, ihnen den Dienst für ihre Kirche gross und lieb zu m achen, dam it sie später im rechten diakonischen und m issionarischen Geist ihrem H errn dienen kön­ nen. Dazu muss ihnen auch das notwendige Rüstzeug durch eine einfache, aber gründliche Ausbildung mitgegeben werden. Zur

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Erreichung dieses Zieles zeichnen sich vorerst fünf verschiedene Möglichkeiten ab, die bereits praktiziert werden: 1) die zweijährige Gemeindehelferausbildung; 2) der einjährige allgemeine Fortbil­ dungskursus; 3) der einjährige V orbereitungskursus für São Leo­ poldo; 4) die diakonische Ausbildung und 5) die M ädchenausbil­ dung. Auf diese fünf Ausbildungszweige braucht hier nicht näher eingegangen zu werden, da darüber bereits im H eim atboten be­ richtet wurde und dort nachgelesen werden kann. D afür sollen hier noch einige Probleme und Fragen behandelt werden, über die noch nicht berichtet wurde. Das ist umso besser möglich, als wir schon das erste Semester hinter uns haben und dadurch aus der Praxis heraus urteilen können.

Die Aufnahmebedingungen sind folgende: Die Schüler müssen bereits konfirmiert sein. Vor der K onfirm ation können keine auf­ genommen werden, da sie sonst noch zu jung sind. Die bisherige E rfahrung zeigt, dass Schüler im N achkonfirm ationsalter trotz den G efahren der Pubertät aufnahm efähiger und einfügungsbe­ reiter sind als ältere Schüler. W ir dürfen nicht übersehen, dass unsere Schüler im N achkonfirm ationsalter in einer ganz anderen Erziehungssituation stehen wie gleichalterige Jugendliche in Deutschland. In D eutschland sind solche Burschen bereits durch die Erziehung von m indestens acht Volksschuljahren, durch K in­ dergottesdienst und Jugendkreise gegangen und in gewisser Weise dadurch geprägt. In Brasilien bedeutet der E intritt in die Bibel­ schule etwas vollkommen Neues, für das es im bisherigen Leben der Schüler keine Vergleichspunkte gibt. D urch den E in tritt in die Bibelschule werden die Schüler aus ihren bisherigen Gewohn­ heiten herausgenom m en und in ganz neue Lebensbedingungen gestellt. Selbstverständlich dürfen unsere Schüler ihrer bisheri­ gen Heim at nicht entfrem det werden, aber es ist trotzdem nötig, dass sie diesen starken W echsel im positiven Sinn spüren und empfinden, wenn unsere Erziehungsarbeit nicht von vorne herein von Erfolglosigkeit bedroht sein soll.

Für ältere Schüler ist dieser Wechsel selbstverständlich viel schwerer, weil sie sich schon m ehr an gewisse Gegebenheiten der hiesigen Jugend gewöhnt haben, die sie in der Bibelschule aber nicht fortsetzen können. Trotzdem legen wir W ert darauf, nach Möglichkeit auch ältere Schüler aufzunehm en, die bereits über eine gewisse Lebenserfahrung und Reife verfügen. Doch darf bei der allgem einen hiesigen Erziehung auch hier nicht allzuviel er­ w artet werden. Auf jeden Fall bedeutet der E intritt und das Blei­ ben eines älteren Schülers eine gewisse Entscheidung. W er nur deshalb kom m t, „dam it er sich nicht m ehr auf der Roça m it den Ameisen abplagen m uss“, der wird es nicht lange bei uns aus- halten, weil m an sich auch bei uns plagen und anstrengen muss. Unsere Schüler sollen ja nicht zur Faulheit und zur Bequemlich­ keit erzogen werden, sondern zum Dienst in Kirche und Gemeinde. Dieser Dienst ist oft ein sehr m ühsam er und anstrengender. Faul­

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pelze und Hochstapler können wir dazu nicht brauchen. D arum verlangen wir von allen Schülern, besonders aber von den älteren, dass sie ausser genügender Begabung auch den W illen zum Ler­ nen, Einordnen und Dienen m itbringen, d. h. dass sie bereit sind sich in die Gegebenheiten einzufügen.

An schulischen Voraussetzungen muss verlangt werden, dass N eueintretende wenigstens einigerm assen in Deutsch oder Portu­ giesisch lesen und schreiben können. In der Kürze der Ausbil­ dungszeit können wir uns im norm alen Ausbildungsgang nicht auch noch m it den G rundbegriffen des Lesens und Schreibens aufhalten. W er trotz ausreichender Begabung aus vorherigem Fehlen einer Lernm öglichkeit als A nalphabet aufgenom m en wer­ den soll, muss einen Vorkurs durchlaufen und kann erst entspre­ chend später in den allgem einen Lernbetrieb eingeschaltet werden. Von den zwei A nalphabeten des ersten Semesters h at einer nicht durchgehalten, w ährend es dem anderen sehr schwer gefallen ist, der bisherigen Ausbildung einigerm assen zu folgen. Der Idealzu­ stand ist, wenn N eueintretende die Prim arschule durchlaufen haben und so eine gute Anfangsbasis m itbringen. Von allen Schü­ lern muss aber die K enntnis m indestens des Kleinen K atechism us von D. M artin Luther in Deutsch oder Portugiesisch verlangt werden.

Zu den A ufnahm ebedingungen gehört auch, dass die ersten drei M onate der Bibelschulausbildung als Probezeit gerechnet werden müssen, dam it ungeeignete Schüler uns wieder verlassen können oder rechtzeitig von uns ausgeschieden werden. Im ersten Semester haben zwei Schüler von dieser Gelegenheit Gebrauch gem acht, w ährend die anderen Schüler m it Freuden geblieben sind. Es liegt uns sehr viel daran, dass unsere Schüler freiwillig und m it Freuden bei uns sind. Allen anderen Schülern können wir nur den rechtzeitigen A ustritt empfehlen.

Der Lehrplan für das 1. Jahr will die Schüler hauptsächlich m it Biblischer Geschichte, Katechism us und Gesangbuch ver­ trau t m achen,' weshalb in diesen Fächern täglich unterrichtet wird. Von Anfang an werden unsere Schüler auch zum täglichen selbständigen Bibelstudium angehalten. Kirchengeschichte wird in Form von Lebensbildern dargeboten m it besonderer Berücksich­ tigung des Lebens von D. M artin Luther, Paul G erhard und an­ derer christlicher Persönlichkeiten. Der U nterricht in K irchen­ kunde soll den Schülern das notwendige Verständnis für die litu r­ gischen Angelegenheiten unserer Kirche verm itteln. Die allgemei­ nen Fächer wie Rechnen (vier G rundrechnungsarten, Prozent- und K örperberechnungen), Geografie, Brasilkunde, Deutsch und Portugiesisch sollen zu einer gewissen Allgemeinbildung verhel­ fen.

Zur Methode des Unterrichtes ist zu sagen, dass die deutsche und portugiesische Sprache möglichst nebeneinander benutzt werden, weshalb sowohl deutsche als auch portugiesische

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Lehrbü-eher verwendet werden. Im K atechism usunterricht ist es beispiels­ weise so, dass zuerst säm tliche Vokabeln eines Lernstückes in deutsch und portugiesisch aufgeschrieben und gelernt werden. D ann wird eine deutsche Übersetzung des portugiesischen K ate­ chismusteiles abgeschrieben, der K atechism ustext in beiden Spra­ chen gelernt und entsprechende schriftliche Erklärungen gegeben, sodass jeder Schüler den K atechism us in Lernstücken, Fragen und Antworten sowohl portugiesisch als auch deutsch besitzt.

Ein wichtiger Punkt in der Erziehung unserer Schüler ist die aktive Beteiligung am Gemeindeleben. Die Bibelschule darf nicht neben der Gemeinde stehen, sondern m itten darin. D arum betei­ ligen sich unsere Schüler nicht nur an den Gottesdiensten und Bibelstunden der Lagoagemeinde, sondern auch an allen sonsti­ gen kirchlichen V eranstaltungen. W enn die praktischen Übungen der eigentlichen Gemeindehelferausbildung auch erst im zweiten U nterrichtsjahr den Raum einnehm en, der ihnen gebührt, so gibt es für unsere Schüler auch im ersten Schuljahr genügend Gele­ genheit zur praktischen B etätigung in der Gemeinde. Sie haben im ersten Semester bereits m itgeholfen im K onfirm andenunter­ richt, sie haben H ausgottesdienste für Alte und K ranke vorberei­ tet und in acht H äusern gehalten, sie haben sich auch auf ande­ ren Gebieten innerhalb der Gemeinde nützlich erwiesen, wodurch bei den Schülern selber eine innere Bereicherung und Freudigkeit zu neuem D ienst zu spüren war.

Sehr wichtig ist auch die Frage nach den künftigen Einsatz­ möglichkeiten unserer Bibelschüler. Hier bieten sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten.

Die erste Möglichkeit ist die, dass ein Schüler nach seiner Ausbildung zurückkehrt in seine Heimatgemeinde, seine Kolonie­ arbeit w eiterführt und sich je nach M öglichkeit und Notwendig­ keit seiner Gemeinde sonntags oder auch sam stags zum K onfir­ m andenunterricht, Lesegottesdiensten u. a. zur Verfügung stellt. Falls er darauf angewiesen ist und diesen Dienst nicht ehrenam t­ lich ausführen könnte, m üsste ihm von der jeweiligen Gemeinde eine gewisse V ergütung gegeben werden, was in vielen Fällen heute schon den nicht ausgebildeten H ilfskräften gew ährt wird.

Ein zweite Möglichkeit besteht darin, dass unsere Bibelschü­ ler im Notfall auch hauptam tlich den Volksschuldienst überneh­ m en können, wobei in m anchen Fällen sogar der S taat zur Ge­ haltszahlung herangezogen werden könnte. Im anderen Falle m üsste eben die jeweilige Gemeinde das notwendige Schulgeld aufbringen, wie das ja auch früher gewesen ist.

Eine dritte Möglichkeit wäre, dass sich ein Pfarrer einen Bi­ belschüler ins Haus nim m t und ihn da einsetzt, wo er ihn gerade braucht. Dass es genügend Gelegenheiten und Notwendigkeiten zum Einsatz gibt, ist wohl aus dem ersten Teil dieses Vortrages, in dem von unserer allgem einen Not die Rede war, genug deutlich

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geworden. Es ist klar, dass es sich hierbei um eine gewisse be­ grenzte Zeit handeln würde.

Es gibt noch eine Fülle von kombinierten Möglichkeiten, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, sei es, dass der eine als O rganist eingesetzt wird, wie das z. B. bei unserem Schü­ ler von Ribeirão da Costa der Fall ist, oder sei es zu irgend einem anderen notwendigen Dienst.

Von einer wichtigen Einsatzm öglichkeit soll hier aber noch berichtet werden. Ich meine den Einsatz als hauptamtliche diako- nische Kraft, zu der die zweijährige Bibelschulausbildung selbst­ verständlich nicht ausreichen kann. Im gleichen Masse wie wir in Brasilien bodenständige Pfarrer, Diakonissen und Lehrer brau­ chen, so brauchen wir auch bodenständige Diakone. Durch die Bibelschule haben wir einen verheissungsvollen Anfang auch in dieser R ichtung, der entsprechend ausgebaut werden muss und kann. Und wenn m ancher m eint, dass es in Espírito Santo nicht genug Einsatzm öglichkeiten für hauptam tliche diakonische K räfte gibt, so sei darauf hingewiesen, dass m an uns auch ausserhalb von Espírito Santo solche heute schon m it Freuden abnehm en würde, wenn wir bloss welche hätten. Hier zeigt sich uns eine Möglichkeit m it grossen Verheissungen für die Zukunft.

Wir wissen heute noch nicht, wie sich unsere Bibelschularbeit entwickeln wird, da sie noch ganz in den Anfängen steckt. Aber das eine wissen wir heute schon, dass es sich nicht um eine künst­ lich konstruierte Angelegenheit handelt, die aufgrund persönli­ cher, egoistischer Motive heraus entstanden ist, wie das leider anscheinend von m anchen angenom m en wird. Die Not unserer Kirche ruft und zwingt uns dazu, die sich uns bietenden Möglich­ keiten auszunutzen. Freilich ist die Fülle der Arbeit und Möglich­ keiten so gross, dass wir sie nicht allein tun können. Durch den Beginn der M ädchenausbildung, die von Anfang an gar nicht vor­ gesehen war und sich ganz von selber ergeben hat und durch die Anmeldungen für das Schuljahr 1957 stehen wir jetzt schon vor der Notwendigkeit, m ehr Platz für die Bibelschule zu schaffen. W enn es uns gelingt, die nötigen w irtschaftlichen H ilfskräfte zu finden, können wir im neuen Schuljahr die Schülerzahl auf 20 erhöhen. Durch den geplanten Pfarrhausneubau könnte die Schü­ lerzahl für das übernächste Schuljahr sogar auf 30 erhöht werden. Anmeldungen für die Bibelschule sind genügend vorhanden oder zu erwarten.

W enn wir uns auch bem ühen, den m it der Bibelschule ver­ bundenen Wirtschaftsbetrieb nach M öglichkeit aus eigenen M it­ teln zu finanzieren, was uns im ersten Semester auch gelungen ist, so sind wir doch auf Hilfe von aussen angewiesen. W ir wollen in unserer Bibelschule auch arm en Schülern die Möglichkeit zur Ausbildung geben, wenn sie nur die nötige Begabung und innere Einstellung m itbringen. Es ist eine alte Erfahrung, dass es auch unter den arm en Gemeindegliedern im m er wieder Kinder m it

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guter Begabung gibt, deren K räfte unserer Kirche aus Geldm an­ gel nicht verloren gehen dürften. Vor allem fehlen uns noch die notwendigen Einrichtungsgegenstände wie Betten, Tische, Stühle. Schränke, Geschirr, H aushaltgegenstände und vieles andere. Da­ m it unsere Schüler auch H arm onium spielen lernen, m usste ein Ü bungsharm onium bestellt werden, das in diesen Tagen ankom ­ m en wird und bezahlt werden muss. Trotz grösster Sparsam keit m ussten Dinge angeschafft werden, die m an einfach im täglichen Leben einer solchen Schule braucht, wenn alles seine O rdnung haben soll.

Unsere Bibelschule ist sehr arm , da wir m it vollkommen leeren Händen angefangen haben und die bisher em pfangenen Gaben, die auch im H eim atboten quittiert sind, gerade zum Notwendig­ sten ausgereicht haben. Weil wir m it unserer Arbeit der Kirche und den Gemeinden von Espirito Santo dienen wollen, m einen wir auch das Recht und die Pflicht zu haben, unsere Gemeindeglieder zur praktischen M ithilfe aufrufen zu dürfen. D arum m öchte ich hier in aller Form den A ntrag stellen, dass in allen Gemeinden unseres Nordkreises jährlich wenigstens eine Kollekte für die Bibelschule gesam m elt wird. D arüber hinaus möchte ich alle die, die etwas sehen und spüren von der grossen kirchlichen Not in Espirito Santo, und die davon überzeugt sind, dass dagegen wirk­ sam angekäm pft werden muss, auffordern, dem Freundeskreis der Bibelschule beizutreten, der heute durch diesen Vortrag offiziell gegründet wird. Die M itglieder des Freundeskreises sollen durch einen jährlichen freiwilligen Beitrag dazu helfen, dass wir für die Arbeit der Bibelschule die notwendigen M ittel bekommen. Selbst­ verständlich werden alle diese Gaben sorgfältig und gewissenhaft verwendet werden und sowohl die Synodalleitung als auch die einzelnen Freundeskreism itglieder haben das Recht, die richtige Verwendung dieser Gaben zu kontrollieren. Wir hoffen, dass sich nicht n u r die anwesenden Pastoren zu diesem Freundeskreis an­ melden werden, sondern auch recht viele der Delegierten, Vorste­ her und Gemeindeglieder.

Viel wichtiger aber als alle finanziellen Gaben aus unseren Gemeinden ist, dass wir für unsere Arbeit Freunde bekommen, die m it ihrem Herzen und m it ihren Gebeten hinter uns stehen. Am allerm eisten brauchen wir die Fürbitten der Gemeinden, dam it wir unsere Arbeit in der rechten Weise tun können. Es ist eine grosse und schwere V erantwortung, die auf uns lastet, und wenn G ott uns in den letzten vier M onaten täglich die notwendige K raft und Freudigkeit zum Dienst geschenkt hat, so war das ein sicht­ bares Zeichen seiner Gnade und Barm herzigkeit, so war das auch ein sichtbares Zeichen seines Segens, den er auf unsere kleine Bibelschule gelegt hat. D adurch bekommen wir auch die Freudig­ keit, m it allen K räften an dem W erk zu stehen, das uns Gott hier vor die Füsse gelegt hat.

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Jesus Christus spricht: Die Ernte ist gross, aber wenige sind der Arbeiter; darum bittet den H errn der Ernte, dass er Arbeiter­ in seine Ernte sende! Gebe Gott, dass wir in gläubigem Gehorsam m it W ilhelm Löhe sprechen können: Tun wir n u r ein Kleines, Gottes Segen kanns zu Grossem machen! D arum bekennen wir uns im Hinblick auf alle noch ungelösten Probleme und Fragen der Bibelschule zu dem Weg, den uns H erm ann von Bezzel zeigt m it den W orten: Es ist etwas Grosses um die Geduld, welche sagt: ich danke dir, Gott, dass du m ich arbeiten lassest. W i e die Arbeit gerät und w a s aus ihr entstehe, das überlasse ich getrost dir!

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Zum Problem des Selbstverständnisses unserer Synode

und des Bundes der Synoden.

Wir fragen nach dem Selbstverständnis unserer Synode und des Bundes der Synoden, also nicht danach, was sie unseren Ge­ danken und W ünschen nach sein könnten oder sollten. W ir fragen nach ihrem Sein und Leben, wie es im Laufe ihrer Geschichte ge­ worden ist und wie es sich darstellt in den Ordnungen, die sie sich gegeben und in denen sie an ihrem jeweiligen O rt ihr Selbst­ verständnis zum Ausdruck gebracht haben.

Hinsichtlich der E ntstehung der Riograndenser Synode wäre es nicht richtig zu sagen, sie sei aus der Altpreussischen Union- hervorgegangen. Es war nicht die A. P. U. als solche, sondern Einzelne und Vereinigungen, vorwiegend innerhalb der A. P. U., die sich um eine kirchliche Betreuung der aus D eutschland Aus­ gewanderten bem ühten, und zwar gilt das für die Zeit bis zur Ja h r­ hundertwende, und erst dann setzte eine B etreuung durch die A. P. U. (O berkirchenrat) ein. Aber es ist richtig, dass die Rio­ grandenser Synode von Anfang an sich in besonderer Weise m it der A. P. U. verbunden wusste, und allen G rund hat, ihre Ver­ bundenheit und D ankbarkeit zu bezeugen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Riograndenser Synode, zu irgendeinem Zeitpunkt sich selber als Unionskirche verstanden hätte. Es ist vielmehr ganz deutlich, dass sie, von Anfang an, als werdende Kirche, das Gefälle einer lutherisch bestim m ten Kirche hat, die sich allerdings ihrer besonderen Lage und Aufgabe als Kirche der evangelischen Einwanderer in Brasilien bewusst ist und darum allen aus der evangelischen C hristenheit in D eutschland und ändern Ländern kom m enden M enschen kirchliche Heimat zu sein bestrebt war.

Schon bei der K onstituierung der ersten Synode 1868 findet sich in § 1 der Synodalordnung die Bestim m ung: „Die Deutsch- Evangelische Synode der Provinz Rio G rande do Sul bekennt sich auf dem alleinigen G rund der Hl. Schrift zu den H auptbekennt­ nissen der Reform ation, insbesondere der Augsburgischen K on­ fession.“

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