Da ich das Thier , welches dem Camposgebiet des innern tropischen Süd
-
Amerikas angehörl, nicht selbst lebend beobachtet habe, so lasse ich über seine Lebensweise Herrn Dr.
L u n d reden , der sie wiefolgt schildert
.
Mitte Oktober brachte
man
mir ein junges Thier, das etwa 3 Wochen all sein mochte.
Es war einkleines munteres Geschöpf, das sich scheu nach allem umsah
,
was es umgab und besonders die Leute in seinerN
ähe nicht aus den Augen verlor.
Bei Nacht wares
ruhig, aber am Tage beständig vom Morgenbis zum Abend in Bewegung
.
Es frass jede animalische Kost, sowohl roh wie gekocht; ling mit Behendig¬ keit Raiten, Mäuse und grosse Insekten, wie Heuschrecken und Cicaden; besonders lauertees
auf diegrosse10*
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Blätter
zerschneidende
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[ Am cephalotes),es . rank
mi. Begierde
Milch, verschm
ähe. «
eherjegliches
vegetabilische Naliruntçsmiltel: nur Zucker verzehrte es mit Wohlbehagen
.
Es wai inutbig undsrilT
grössere Thiere an
.
Als es den ersten Hund sah, sträubte es sein Haar und knarrte, wurde
aber bald ver¬ traulich mit ihm und spielte später mit allen Hunden, die ihm zu Gesichte kamen.
SeinGans
war leicht und behende, wie der einerKatze.
Nach kurzer Zeit nahm es alle Eigenschaften einesHaushundes
an;es
wedeltemit dem Schwänze und sprang an ihm
befreundete
Personen hinauf.
Seine natürliche Wildheit verliess esaber nie ganz
,
denn als es einstmals einen jungen Brüllaffen in meinemGarten traf,
stürzte es sich mitWutli auf denselben,
erwürgte ihn und leckte sein Blut mit Behagen, trotz meines Zurufs und der Aufforderung der Leute, davon abzulassen.
Die Brasilianer nennen das Thier Rapoza
,
d.
h.
Fuchs, und unterscheiden ihnvon
der vorhergehen¬ den Art durch den Zusatz Rapozado campo,
d.
h. FeIdfuchs
, oder Rapozinha kleiner Fuchs, während der Canis cancrivonis auch wohl Rapozho,
grosser Fuchs genannt wird.
Im Allgemeinen heisst letzterer auch Cachorro do mato oder Waldhund,
und unser Canis vetidus bloss Rapoza, Fuchs .
Da er im wil¬ den Zustande hauptsächlich von Raiten, Mäusen,
Heuschrecken etc.
zu leben scheint,so
ist er dem Land¬ manne eher ein nützliches, als ein schädliches Thier; indessen trifft ihn doch dasallgemeine Loos aller wilden Thiere, den beständigen Nachstellungen der Einwohner ausgesetzt zu sein, ohne Rücksicht auf sein fast un¬ schädliches Naturell.
Es scheint mir, als ob ein Individuum dieser Art der Abbildung und Beschreibung, welche der Prinz zu Wied von seinem Canis Azarae giebt, zu Grunde gelegen hat; sie ist aber gewiss von dem wahren Canis Azarae oder Aguará
-
chap verschieden und darum kein Grund zu derAnnahme vorhanden, dass dieser kleine brasilianische Schakal auch in Paraguay vorkomme. Eine Verwechselung mit dem Canis cancrivoruss
.
brasiliensis ist übrigens nicht gut möglich; derselbe ist ein viel stärkeres, grösseres, kräftigeres Thier von dunkler schwarzgrauer Riickenfarbe, mit höheren Beinen, dickem Kopfe und kürzerem Schwänze.4.
C a n i
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ii sLund
. Taf.
XXIV.
Blik paa Brasiliens Dyreverdcn etc
.
V.
20.
Die kurze Beschreibung, welche Herr Dr
.
Lundvon dieser neuen Art a.
a.
0.
giebt, lautet wie folgt.
Ganze Länge 32
"
6'"
, davon der Rumpf 20"
6" '
, der Schwanz 12"
; Höhe 12"
9" ' . —
Alle Ober-theile und die Seiten des Kopfes und Rumpfes weissgrau; jedes Haar am Grunde gelbgrau, dann schwarz mit weissem Ringe nahe der Spitze
.
Die Einfassungvon
Auge und Ohr spielt ins Gelbe; hinter dem Ohr ein grosser Fleckvon
rein ockergelbem Wollhaar; am Hacken ein dunkler Sohlenstreif.
Die Art steht der vorigen sehr nahe , unterscheidet sich aber von ihr durch eine
kleinere Statur
, stumpferen Kopf, nach Verhältnis stärkeren Bau, hellere, mehr ins Gelbe fallendeGrundfarbe,
und endlich durch ihren roströthlicheren Schwanz mit schwarzer Spitze und kleinem Fleck amGrunde .
Die Vorder¬ seite der Arme und die Kniegegend sind dunkler gefärbt.
Ihr Aufenthalt sind die offnen Gegenden im
Innern
des Landes;von
ihrerLebensweise
ist mir nichts uäheres bekannt.
Die brasilianischen Jäger verwechseln sie gewöhnlich mit der vorhergehenden Art, oder unterscheiden sie davon unter dem Namen Rapozinha vermelkada d.
h.
röthliches
Füchslein.Ich habe von Lagoa santa einen Fuchs mitgebracht, auf den die angegebenen
Charaktere
Dr.
Lund’s•«"••»<
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— 41 —
sehr gut
passen
, mit Ausnahme der Schwanzspilze, welche an meinem Exemplar nicht rostrolh,
sondern schwarz gefärbt ist.
Ich hielt darum das Thier für den Canis retains,
obgleich der hcrausgenommenc Schädelnur
mit der Abbildung des Schädels von Cants fulvicaudus übereinslimmle.
Das veranlasste mich, in meiner: System. Uebersichl
d.
Thiere Brasiliens den Canis fulvicaudus fiir eine Varietätvon Cants
vetulus zu erklären
.
Seitdem habe ich von Lagoa santa den wahren Canis vettdns erhallen und sehe nun, dassderselbe
in vielen wesentlichen Punkten so entschieden von dem früher dafür genommenen Individuumabweicht
,dass
ich nicht umhin kann, beide Formen spezilisch zu trennen und meinen früherenCants
vetulusfür den
Canis
fidvicaudus zu nehmen.
Hieraus würdehervorgehen
, dass die rostrolhe Schvvanzspilze nicht allgemeine Regel bei Canis fulvicaudus ist; wohl aber dass die Unterseite des Schwanzes einen viel rölh-licheren Farbenton hat, als die obere, während sie bei Canis vetulus grade blasser und mehr wie ver¬ blichen erscheint
.
Daran lassen sich beide Arten auf den ersten Blick gut unterscheiden.
Das nunmehr als Canis fulvicaudus
zu
beschreibende Thier ist,
wie Herr Dr.
Lund sehr richtig be¬merkt, nicht grösser, eher etwas kleiner, namentlich kürzer als Canis vetidus
,
aber trotzdem in allen Theilen etwas solider und gedrungener gebaut.
Insonderheit hat der Kopf einen dickeren mehr gewölbtenSchädel-theil und eine kürzere Schnautze
.
Entschieden kürzer ist der Hals, aber dicker und robuster die Brust ge¬ baut.
Die Vorderbeine sind etwas niedriger und stärker, die hinteren dagegen nicht stärker und namentlich im Schenkel etwas schwächer. Der Schwanz hat ziemlich dieselbe Länge, erscheint aber voller behaart, mehr dem der typischen Füchse ähnlich, und am Ende stumpfer zugerundet.
Die Ohren haben eine etwas breitereForm
und erscheinen kleiner, ohne es zu sein. —
Ausserdem ist derPelz ein anderer; die Grannen¬ haare sind kürzer, feiner und stehen dichter, ihr lichterer Ring ist viel kleiner und in der Farbe nicht so weisslich; besonders zeichnet sich die Bauchseite, zumal in der Leistengegend, durch eine viel vollere, selbst längere
Behaarung aus und das giebl dem an sich kleineren Thier das solidere Ansehn.
Auch am Schwanz sind die Haare läuger.
Obgleich die Haupt
-
oder Grundfarbe dieser Art ebenfalls ein etwas röthliches Isabcllgclb mit schwarz und weissgelb gemischt ist,
so hat der Pelz doch einen ganz anderen,
mehr homogenen,
fahlerenTon
, worin die weissen Haarringe sich bei weitem nicht so stark bemerkbar machen, und darum eine trübere, fahlgraue, nicht gelbgraueF
ärbung bewirken.
Die Schnautze ist dunkler und nichtso
rölhlichbraun; die Oberlippe nur an der Spitze neben der nackten Naseuschncppe weisslich, dagegen am Mundwinkel braunschwarzgrau,
wie derUnterkiefer
, dessen Spitze sehr wenig Weiss zeigt.
Im Gesicht wird der Farbenton fahler, während er bei Canis vetidus röthlicher wurde, und der Scheitel hat gleichfalls mehr ein fahlgraues als ein roslröthliches Colorit.
Die Gegend am Auge ist entschieden fahlgelb, die Backe darunter weisslicher, und dieser lichte Ton zieht sich au der Kehle hinab, hinter dem schwärzlichen Unterkiefer einen grossen weisslichen, scharf nach hiuten abgesetzten Kehlfleck bildend. Unter
demselben zieht sich der fahle Grundton des Nackens, der durch längere
schwarze Haarspitzen etwas dunkler geworden ist, über den Vorderhals herab und schliesst hier an jeder Seile einen ovalen blässeren
Fleck ein, der sich am Unterhalsevor
dem Brustbein um so be-merklicher macht, als grade hinter ihm der schwärzliche Ring über den Hals sich fortsetzl,
welcher
von der Schulterkommend
, dieser Art mit der vorigen und den meisten Füchsen gemein ist.
Unter diesem Ringe be¬ ginnt die Brust mit einemsehr
lebhaften rostgelben Tone und diese Gegend ist entschieden röthlicher gelb gefärbt, als die gleiche Partie bei Canis vetidus,
die hier grade sehr licht erscheint.
Denselben rölhlichen, gelben Ton hat die Innenseite der Beine und der ganze Bauch bis zum Schwanz hin,
auf den er mitzu
¬nehmender
Intensität übergeht und dadurch die voller gefärbte Unterseite des Schwanzes bewirkt.
Mehr rolhbraun als gelbroth, und von allen Stellen des Körpers
am dunkelsten ist die Wade und die Sohle der Hinterpfote gefärbt; beide setzen sich viel schärfer von der lichten Vorderseite ab, als bei Canis vetidus.
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Die Färbung des Rückens ist
vom
Nacken herab ein gleichförmiges, grauliches Fahlgelb, worinman
erst bei näherer Betrachtung hellere Ringe und schwarze Spitzen der Grannenhaare unterscheidet.
Diese hirbung geht ohne Unterschiede auf die Seiten über,
und nimmtgegen
denBauch
hin keine Aenderung an.
Wodie roslgelbc Farbe des Bauches und
der
Schenkel anfangt, ist die Grenze scharf bezeichnet.
Den dunkel¬ sten Ton hat die Krcuzgegcnd, die vordere Partie des Oberschenkels neben dem lichteren Rande, und be¬ sonders die Kniebeuge über der Wade.
Hier zeigt sich ein schwärzlich braunerSchalten, den Canis vetidus nicht hat,
der aber noch viel deutlicher bei Canis Azarae undCams
griseusau
flritt.
An diese Arten schliessl sich Farbe und Zeichnung von Cants fidvicaudus entschieden mehr an als an Canis vetidus, mit dem die Art in der Grösse und im Habitus wieder mehr übereinstimmt, was besonders durch die viel kü rzeren Beine bewirkt wird.
Der Schwanz hat obenaufgenau
die Farbe des Rückens, unten dagegen ist er entschieden rolhgelber; er trägt 2Zollvom
Grunde einen kleinen schwarzen Fleck und ausserdem eine 2 Zoll breite schwarze Spitze.
Von ihraus
erstrecken siel« noch einige schwarze Haarspitzen an der Unterseite des Schwanzes aufwärts bis zur Milte; daher die EndhäIRe der unterenSchwanzfl
äche dunkler erscheint als die Grundhälfle. —
Ein guter Unterschied liegt noch in den Vorderpfoten.
Auf denen zieht sich die fahle, fein blassgelb und schwarz gesprenkelte Zeichnung viel breiter und deutlicher bis zur Handwurzel hinab, als bei Cants vetulus und bewirkt dadurch, dass die vordere Seite dunkler gefärbt erscheint, als die hintere,
wäh¬ rend sie bei Canis vetidus grade umgekehrt heller sich ausnimmt. —
Besonders nach innen, unmittelbar über der Handwurzel und weiter aufwärts ist die Dunkelheit sehr stark. —
Die Aussenseite der Ohren ist brauner als beiCants
vetidus, und der ockergelbe Fleck hinter dem Ohr kleiner, blasser.
Das beschriebene Individuum hält nachstehende Maasse. Ganze Länge 35
"
(2'
H"
).
Länge des Kopfes bis zum Nacken 5
" .
Abstand des Auges von der Nasenspitze 1
" t
0"
\Abstand des Auges
vom
Ohreingangc 2" .
Höhe des Ohres aussen 2" .
Länge des Rumpfes ohne den Hals 14
" .
Länge des Schwanzes im Haar 12
"
, in der Schwanzrübe 10J " .
Höhe des Thiercs an der Schulter 9