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Das durch Wasserkraftnutzung veränderte Abflussregime eines alpinen Fliessgewässers und
dessen Auswirkungen auf das Makrobenthos
Doctoral Thesis Author(s):
Ammann, Markus Publication date:
1993
Permanent link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000902312 Rights / license:
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DASDURCH WASSERKRAFTNUTZUNG VERÄNDERTE ABFLUSSREGIME EINESALPINEN
FLIESSGEWÄSSERS
UND DESSENAUSWIRKUNGEN AUF DAS MAKROBENTHOS
ABHANDLUNG
zur
Erlangung
des TitelsDOKTORDERNATURWISSENSCHAFTEN der
EIDGENÖSSISCHENTECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH
vorgelegt
von MarkusAmmannDipl.
Natw. ETHgeboren
am2.November1961vonDäniken
(SO),
ZürichundOberneunforn(TG)Angenommen
aufAntrag
von Prof.Dr.H.Ambühl,Referent Prof.Dr. D.Vischer,KorreferentZürich 1993
Zusammenfassung 7
ZUSAMMENFASSUNG
Die
Neuregelung
desGewässerschutzgesetzes
führteinden80-erJahrenin der Schweiz zu einer Diskussion über einen umfassenden Gewässerschutz.Warbis anhinvor allem die
Wasserqualität geregelt,
sollte das Gewässer¬schutzgesetz
neu auchBestimmungen
überRestwassermengen
undmorphologische Aspekte
der Gewässer enthalten.Eine
typische
FormderVeränderung
derAbflussdynamik
durch dieinderSchweiz sehr verbreitete
Nutzung
der WasserkraftzurEnergiegewinnung
äussert sich in einem intermittierenden Abfluss
(Schwallbetrieb).
Das Zieldieser Arbeitwares, einen
Beitrag
zurAufklärung
über eventuelleFolgen
dieser
Abflussveränderungen
auf die Benthosbiozönosezuleisten.Die
Untersuchung
wurde amSecklisbachbeiOberrickenbach (NW) und einem seinerNebenbächedurchgeführt (800
mü.M.).AnvierStellenmitähn¬lichen
Voraussetzungen
hinsichtlichEinzugsgebiet, Besiedlung
undTopogra¬
phie,
aber mit verschieden stark beeinflusstenAbflussregimen
wurde dieMakroinvertebratenzönose untersucht. DieStelle1 (Stl)befand sich
wenige
Meter unterhalb desKraftwerkausflusses,die Stelle2 (St2)inunmittelbarer Nähein einemunbeeinflussten Seitenbach.DieStelle3(St3)
lag
kurznach demZusanunenflussvon
Haupt-
und Seitenbach und die Stelle4(St4)
zusätzlicheinige
hundert Meter flussabwärts.DenStellen wurden monatlichje
fünfBen-thosproben
mittelseines'Surber-Samplers'
entnommen.Es zeigte sich, dass sich die Stellen nichtnur durchdenAbfluss unter¬
schieden, sondern,als
Folge
derSpeicherhaltung
durchdasKraftwerk,auchinder
Temperatur. Messungen
machtenUnterschiede hinsichtlich dertäglichen Durchschnittstemperatur,
denTagesamplituden
und denhalbjährlichen
Tem¬peratursummenzwischen den Stellen deutlich.Die
Jahresdurchschnittstempe¬
raturenwaren
hingegen
kaumbetroffen.MitdemWasserwirdimSommer imSpeicherbecken
auchWärmezurückgehalten,
die imWinter mit demTurbinen- Betriebswasser wiederabgeführt
wird.Diese
Veränderungen
derTemperatur
können nach verschiedenen Autoren veränderndeWirkung
auf dieEntwicklung
vonInsekteneiern oder -larven haben. Die anhand derKopfkapselbreiten
auf dasWachstum untersuchtenPlecopteren
undEphemeropteren zeigten
aberkeine nachweisbare Verände¬rungen ihrer
Entwicklung.
DieBiozönosesetztesich
vorwiegend
ausOrganismen
mit ein-biszweijäh¬
rigen Entwicklungszyklen
zusammen. DiemeistenunivoltinenArtenwarensogenannteWinterformen.
Gesamthaft wurden64Taxadifferenziert,zwischen 50anden oberenStellen bis 57 an denunteren.
Ganzjährig
wurden anden Stellen2 bis 4in einerProbenahme zwischen25und35 Taxa
festgestellt.
DieStelle1wies inderRegel
weniger
Taxaauf.Aufdie Artenzahl
bezogen
warendieDipteren
die bedeutendsteOrdnung, gefolgt
vondenPlecopteren. Bezüglich
derBesiedlungsdichte
warenaberdieEphemeropteren wichtiger.
Siemachtenanden Stellen2und3über die Hälfte derOrganismen
aus. Ander Stelle4warendiePlecopteren
imJahresdurch¬
schnittnoch
häufiger
als dieEphemeroptern.
Die Stelle1warfast ausschliess¬lichvon
Dipteren
undOligochaeten
besiedeltInsbesondereEphemeropteren
konnten nahezu keine
festgestellt
werden.Es
zeigte
sich, dassdie Gesamtabundanz imuntersuchtenGewässer eine sehrdynamische
Grösseist. AndenStellen 2 und4gab
esimSommer minimalknapp
500 Ind./m2, im Winterstieg
die Zahl an der Stelle 4 auf über6000Ind./m2.DieStelle1
zeigte
eineähnlichdynamische Entwicklung, jedoch
umeinhalbes
Jahr
verschoben.DieAbundanzander Stelle3blieb fast ganz¬jährig
unter2000Ind./m2.Die
Entwicklung
der Gesamtbiomasseunterschiedsich nicht wesentlichvonderjenigen
derGesamtabundanz.Die Biozönosestruktur,bestimmtanhand der Dominanz- und der Hetero-
genitätsverhältnisse,
war an denStellen2 bis 4nahezu identisch. Bei einer maximalenHeterogenität
von6 wiesendiese Stellen einen Index von3auf, ohne grossesaisonale Unterschiede. DieStelle1 wiessowohl einen deutlich grösserenDominanzwert,alsaucheinesignifikant geringere Heterogenität
auf.DieStellen2und 3Hessensichauch
bezüglich
derErnährungstypen
nichtunterscheiden.Weidermachten
ganzjährig
zwischen25bis 75 %derOrganis¬
menzahl aus. Ihre
Bedeutung
war ander Stelle 4geringer
zugunsten der detritivoren und der filtrierenden Arten. Die Stelle1mitihrervöllig
anderenBiozönosezusammensetzung
warganzjährig
beherrschtvonDetritivoren.Derdirekte
Vergleich
derStellenmittels einesqualitativen
und einesquanti¬
tativenIndexes
zeigte
wiederum dieauffällig
andereZusammensetzung
derStelle 1. DieÄhnlichkeit der
Artenzusammensetzung
nahm im Bachverlauf nachuntenstetig
zu.Derquantitative Vergleich zeigte,
dassdieStellen2und 3einesehrhoheÄhnlichkeitaufwiesen.
Der
Detritusgehalt
der obersten Sedimentschicht bliebimJahresverlauf
nicht konstant. An den Stellen 2 bis 4 fand sich imFrühjahr
in den obersten Zentimetern 2 bis 3.5 malsovielDetritus wie imHerbst.An derStelle1warendie
jahreszeitlichen
Unterschiedegeringer,
die durchschnittlichvorhandeneMenge
aber 3bis4malgrösseralsandenübrigen
Stellen.DieStellen2und4
zeigten typische
Biozönosen einesalpinen Bergbaches:
eine
ganzjährig
ausgewogeneArtenzusammensetzung
undeinesehrdyna¬
mische
Besiedlungsdichte
undBiomasseverteilung.
Die durch den Abfluss leicht beeinflusste Stelle 3 unterschied sichnuraufgrund
der vielgeringeren
Zusammenfassung 9 winterlichen Abundanzvonder Stelle 2, dies
möglicherqweise
eineFolge
dersich immer wieder ändernden Wassertiefe (verursacht durch den Schwall¬
betrieb).
Die massive
Beeinflussung
der Stelle1 äussertesichvorallem in einem nichtständig
vorhandenen Abfluss.DasführtezurAnsiedlung
stillwassertoleranter ArtenundzumVerschwindendereigentlichen Fliessgewässerfauna.
Zusätz¬lich fehlten hier
jegliche
Hochwasser,waseinstark kolmatiertes SedimentzurFolge
hatte.Typische Fliesswasserorganismen,
die das Interstitial als Lebens¬raum
benötigen,
könnenhiernicht mehrüberleben.DerKraftwerkbetrieb mit
Stauhaltung
führtzueinem intermittierenden Abflussmitökologischen Folgen.
Umdas Gewässerals Lebensraumfür die hiernatürlicherweise vorkommendenFliessgewässerorganismen
zuerhalten,muss
ganzjährig
einständiger
Minimalabflussgewährleistet
sein. Um eineKolmationzuverhindern,mussdas Interstitial
regelmässig
durch Hochwasser¬abflüsse
gereinigt
werden. Im Idealfall ist eineganzjährig
den natürlichen VerhältnissenangepassteAbflussregelung
anzustreben. DerBeeinflussung
derTemperatur
durchAbflussveränderungen
ist vermehrtBeachtung
zuschenken.Veränderungen
derEntwicklung
vonOrganismen
können,trotzdem sie hier nichtfestgestellt
wurden,weiterhin nichtausgeschlossen
werden.ABSTRACT
The
newly regulated
Swisswater-protection
act led in the 1980s to adiscussionabout theextensive
protection
ofwaterStretches. Untilnow, theregulation mainly
concerned waterquality,
whereas the revised water-protection
act should containregulations
on a minimum water-flow andmorphological
aspectsofwaterStretchesaswell.A
typical
form ofchange
in runoff characteristics causedby
thewidespread
use ofhydroelectric
powerin Switzerland is the intermittentdraining
(torrentOperation).
It is the aim of the present work tohelp
elucidate
possible
consequences of thesechanges
in drain onto thebenthosbiocoenosis.
The
study
was carriedthrough
on the SecklisbachatOberrickenbach (in the demicanton ofNidwaiden)
and oneof its side streamlets (800m abovesea
level).
The macroinvertebrate coenosis was studied at four locations with similar conditions ofdrainage
basin,population density
andtopography
butvarying
in thedegree
ofimpairment
to thedraining.
Location 1 (St 1) was a few meters below the power
plant's drain-pipe,
location 2 (St 2) in the immediate
vicinity
in anunimpaired
side brook.Location3 (St 3)was
just
aftertheconfluenceof the main and side streamlet and location 4 (St 4) a few hundred meters downstream. There weremonthly
benthossamples
taken (five on each location)using
a Surbersampling-device.
Results show thatthe locationsnot
only
variedindrain,but alsointem- perature,thisbeing
a consequence ofwaterstorageby
the powerplant.
Thereadings pointed
out different values for the locations indaily
average temperature,day amplitudes
andhalf-yearly
temperature sums.The annual average temperatures, however, didhardly
differ. With the water, there is warmthbeing
held back aswell in the storagebasininsummer, which in winterflows off with the processwater.According
to several authors, thesetemperature changes
may alter thedevelopment
of insect eggs and larvae.Plecoptera
andEphemeroptera,
whose
growth
was checkedby measuring
theirhead-capsule
width,didnotshow any demonstrable
change
indevelopment.
The biocoenosiswas
mainly composed
oforganisms
with univoltine orbivoltine life
cycles.
Mostunivoltinetaxawereso-called winter forms.Therewas a totalcountof64different taxa, between50at the upper lo¬
cationsand upto57atthe lowerones.
Throughout
theyearlocations2to4 showed in eachsample
between 25 and 35 taxa.Generally
there were lesstaxa atlocation1.
Relating
tothe number of taxa,Diptera
werethe mostsubstantial order, followedby
thePlecoptera. Ephemeroptera
were moreimportant
whenlooking
at thepopulation density.
On locations 2 and 3they
constitutedAbstract 11
more than half the number of
organisms.
At location 4Plecoptera
wereeven more
frequent
thanEphemeroptera
onthe annual average.Location 1 was near
exclusively
settledby Diptera
andOligochaeta.
EspeciaUy Ephemeroptera
couldhardly
be detected.Itwas shown that the total abundance inthe examined Stretchofwater was a very
dynamic quantity.
At locations 2 and 4 there was a summerminimum of
nearly
500 individuals per m2;in winter the number roseto over 6000 ind/m2 at location 4. Location 1 showed asimilarly dynamic development,
but shiftedby
six months. The abundanceatlocation3stayed
below2000ind/m2
nearly
the whole year round.The
development
of the totalbiomass did notsubstantially
differ fromthat ofthetotalabundance.
The biocoenosis structure, determined
by
conditions ofdominance andheterogeneity,
wasnearly
identical at locations 2 to 4. With a maximumheterogeneity
of 6, these locations showedanindex of3withoutsignificant
seasonal difference. Location 1 showed a
clearly higher
value of dominanceaswellas a
significantly
lowerheterogeneity.
Locations2and 3 couldnotbe
distinguished regarding
nutritionaltypes.Throughout
the year, grazers constiruted between25 to75 per cent of the number oforganisms.
Theirsignificance
waslower atlocation4 infavor ofthe detritivoreand
filtrating
taxa.Location1withatotally
different compo¬sitionof biocoenosiswasdominated
by
detritivores all year round.The direct
comparison
of the locations,using
aqualitative
and aquanti¬
tative index, showed
again
theconspicuously
differentcomposition
of lo¬cation1.The
similarity
of thecomposition
oftaxa wasgetting
closerwhenmoving
downstream. Thequantitative comparison
showed a very closesimilarity
of locations2and3.The contentof detritus in the topmostsediment
layer
was not constanttroughout
the year. At locations 2 to 4 there was (in the topmost centi- meters) 2to3.5 times asmuch detritusinspring
than therewasin autumn.At location 1 the annual difference was lower, but the average amount presentwas3 to4times
higher
thanatthe other locations.Locations 2 to 4 showed the
typical
biocoenosis ofanalpine
mountain brook;a well-balancedcomposition
oftaxathroughout
the year and a verydynamic population density
anddistribution of biomass. Location3,whichwas
only
littleimpaired by
the drain, differedonly
from location 2 in themuch lower winter abundance as a
possible
consequence of the ever-changing
waterdepth (caused by
thetorrentOperation).
The massive
impairment
at location 1 was causedby
the absence of aconstant drain. This led tothe
settling
of lentic-water toleranttaxa and thus to thevanishing
of the proper lotic fauna. Moreover, theplace
lackedflooding, causing
a very dense,clogged
Sedimentation.Typical
loticorganisms,
whichuse the interstitiumas abiotope,
cannotsurvive hereanymore.
The
hydroelectric Operation
with water storageleads to an intermittent drain withecological
consequences. InordertopreserveaStretch ofwateras abiotope
for thenaturally
found loticorganisms
a constant minimumdrain has to be
guaranteed
all yearlong.
Inorder to avoidclogging,
theinterstitiumhastobe cleaned
regularly by flooding
drains. Tostrivefor theideal Situationmeans to
adjust
thedrainaccording
tothenatural conditionstroughout
the year. Theinfluencing
ofthetemperarureby changed draining
has to be
paid
more attention. However, thepossibility
ofchanges
in thedevelopment
oforganisms
cannotbeexcluded,eventhough they
have notbeen established.