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9. CONCLUSIO

Bei der Beschäftigung mit dem Thema „Die Justizwache und ausländische Häftlinge im österreichischen Strafvollzug“ konnte eine Reihe von Aspekten herausgearbeitet werden, die eine Beantwortung der Forschungsfrage „Welche besonderen Herausforderungen und Probleme können sich durch den derzeitigen Anteil Fremder im österreichischen Strafvollzug für die Arbeit der Justizwache ergeben?“ ermöglichen.

Der österreichische Strafvollzug ist geprägt von einem im europäischen Vergleich sehr hohen Ausländeranteil, einer Überbelegung der Justizanstalten und einer stark angespannten Personalsituation auf Seiten der Justizwache. Die Herausforderungen und Probleme umfassen die Sprachenvielfalt im Haftalltag, mit deren Umgang die Beamtinnen und Beamten auf verschiedene Weise konfrontiert werden, so werden zumeist andere Insassen als Dolmetscher eingesetzt bzw. versuchen die Beamtinnen und Beamten auf Englisch, manchmal aber auch nonverbal mit den Insassen zu kommunizieren. Vor allem in gesundheitlichen Fragen kann auf professionelle Dolmetscherdienste per Videozuschaltung zurückgegriffen werden. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Ethnien und der völligen Auslastung der Gefängnisse kommt es immer wieder zu ethnischen Konflikten im Strafvollzug. Auch das oftmals mangelnde Verständnis untereinander und die höhere Gewaltbereitschaft fordern die Justizwache heraus. Die hauptsächliche Maßnahme liegt in der Trennung der Insassen, die jedoch auf Grund der erwähnten Überbelegung meist nur schwer möglich ist. Die oftmals auch in den Medien genannte Gewalt in den Justizanstalten spielt sich in der Verknüpfung der hohen ethnischen Vielfalt, der massiven Überbelegung und der häufigen Einschränkungen im Haftalltag durch Betriebsschließungen und Verwahrungen in den Hafträumen ab. Hinzu kommt, dass viele Insassen auf Grund ihrer kulturellen Sozialisation vielfach eine stärkere Gewaltbereitschaft an den Tag legen. Diese Umstände verlangen von den Angehörigen der Justizwache oftmals auch ein exekutives Vorgehen um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.

Von Seiten der Justizwache wird versucht, schon im Rahmen der Grundausbildung die auszubildenden Beamtinnen und Beamten auf die ethnischen, kulturellen und religiösen Unterschiede der Insassen vorzubereiten. Ein Großteil der interviewten Beamtinnen und Beamten wünscht sich darüber hinausgehend, aktuelle und tiefergehende Informationen, etwa zu Radikalisierungen unter muslimischen Häftlingen. Durch die aktive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ethnien und Religionen versucht die Justizwache den Zugang zu den Insassen zu erleichtern und mögliche Konfliktpotenziale schon im Vorfeld einzudämmen. Die Aufnahme von Beamtinnen und Beamten mit Migrationshintergrund kann zum Abbau von Sprachbarrieren zwischen der Justizwache und den Insassen beitragen, jedoch sehen der Großteil der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner keinen wesentlichen Vorteil und verweisen auf die mögliche Vereinnahmung durch Insassen gleicher Ethnie oder auch auf die Nichtakzeptanz und Ablehnung durch Häftlinge desselben Migrationshintergrundes. Weibliche Justizwachebeamtinnen stehen oft vor der Herausforderung, dass Insassen aus manchen Kulturkreisen eine Frau als nicht gleichwertig ansehen, sodass die Beamtinnen ihren Anweisungen häufig besonderen Nachdruck verleihen müssen und auch

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klarmachen, dass es keinen Unterschied macht, ob dem Insassen ein männlicher oder weiblicher Beamter gegenübersteht.

Im Umgang mit muslimischen Insassen, versucht die Justizwache, sofern es die Sicherheit zulässt, die religiösen Gebote zu respektieren. Es kommt aber immer wieder zu Konflikten etwa auf Grund von Entblößungen bei Visitierungen oder dem Berühren von religiösen Schriften bei der Haftraumdurchsuchung durch Beamtinnen und Beamte.

In Zusammenarbeit mit Imamen wird versucht die muslimischen Insassen zur Zusammenarbeit mit der Justizwache zu bewegen. Weitere Probleme ergeben sich aber auch in der oftmaligen Inakzeptanz weiblicher Beamter oder der Verweigerung von Arbeit in der Haft.

Neben den bisher erwähnten Herausforderungen und Problemen im Umgang mit ausländischen Insassen, konnten noch allgemeine Aspekte aufgezeigt werden, die ausländische Insassen nicht explizit, aber den Strafvollzug in seiner Gesamtheit betreffen.

Vor allem die Überbelegung der Justizanstalten, die angespannte Personalsituation sowie der steigende Anteil psychisch auffälliger und drogenkranker Personen belasten die Beamtinnen und Beamten der Justizwache im Haftalltag. Die Betreuung und Beschäftigung der Insassen ist eine wesentliche Säule des Strafvollzuges in Österreich.

Auf Seiten der ausländischen Insassen können Sprachdefizite und mangelnde Ausbildung zu Schwierigkeiten bei der Beschäftigung führen, jedoch stellt die Überbelegung und die schwierige Personalsituation die Hauptproblematik in der Betriebsführung und der Betreuung der Insassen dar. Gerade im Hinblick auf ethnische Spannungen kann die gemeinsame Arbeit in den Betrieben zu einer Entspannung zwischen den Insassen führen.

Eines der größten Probleme im österreichischen Strafvollzug stellt die stark angespannte Personalsituation der Justizwache dar. Neben der steigenden Zahl psychisch auffälliger und drogenkranker Insassen, belasten die hohe Anzahl an Überstunden und kurzfristigen Einrückungen die Beamtinnen und Beamten. Oftmals müssen Betriebe geschlossen und die Betreuung der Insassen auf das gesetzliche Minimum zurückgefahren werden um die Hauptaufgabe der Justizwache, die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung in den Justizanstalten zu gewährleisten. Das Bild, das die Gesellschaft von der Justizwache hat, beschränkt sich zumeist auf das des auf- und zusperrenden Wärters. Doch diese Sicht ist stark veraltet und entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Durch Image- und Werbekampagnen wird versucht, das Ansehen der Justizwache zu erhöhen und das Bild des Gefängniswärters der Vergangenheit angehören zu lassen.

In Bezug auf den bisherigen Stand der Forschung konnten mehrere Themen wie die Sprachenvielfalt und die Ausbildung der Beamtinnen und Beamten näher beleuchtet werden, in anderen, bisher von der Forschung nicht beachteten Bereichen, konnten erste Ergebnisse etwa zu ethnischen Konflikten, weiblichen Justizwachebeamtinnen und ausländischen Insassen und der Umgang mit muslimischen Häftlingen geliefert werden.

Praktische Empfehlungen beziehen sich auf den Ausbau computergestützter Dolmetscherprogramme, der Steigerung und aktuellen Bereitstellung von relevanten

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Informationsmaterialien zu den unterschiedlichen Ethnien und Religionen für die Justizwache, sowie der Einführung von Wertekursen für die Insassen. Außerdem ist der Ausbau der Haftplätze, sowie die Erhöhung des Personalstandes der Justizwache ein Gebot der Stunde um den dringendsten Problemen im Strafvollzug entgegenzuwirken.

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