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3. FORSCHUNGSGEGENSTAND

3.5. Migration in Österreich

Der nachfolgende Abschnitt liefert themenrelevante Begriffsdefinitionen, einen kurzen Abriss über die Kriminalität ausländischer Staatsangehöriger, sowie einen Überblick über die Migrationsbewegungen seit den 1960er Jahren nach Österreich, welche in der wissenschaftlichen Literatur (siehe Unterkapitel 2.2.1.) erwähnt wurden.

3.5.1. Begriffsdefinition Ausländerin / Ausländer

Personen, die sich in Österreich aufhalten und keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, werden als Ausländerin bzw. Ausländer bezeichnet. Dazu zählen auch staatenlose Personen oder Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Mit 01.01.2018 lebten ca. 1,396 Millionen Ausländerinnen und Ausländer im Bundesgebiet (18,8% der Bevölkerung). Ein Anteil von 39% der ausländischen Staatsangehörigen lebt seit mehr als zehn Jahren in Österreich, sowie 18% seit über fünf Jahren. Der restliche Anteil ist entweder unter fünf Jahre alt oder noch keine fünf Jahre in Österreich wohnhaft.

Ein Anteil von 19% der österreichischen Bevölkerung ist im Ausland geboren, davon besitzen 30% die österreichische Staatsbürgerschaft (vgl. Statistik Austria 2018, S. 22).

3.5.2. Begriffsdefinition Personen mit Migrationshintergrund

Personen deren Eltern im Ausland geboren wurden, werden als Personen mit Migrationshintergrund bezeichnet. Diese Eigenschaft ist unabhängig von der Staatsbürgerschaft zu sehen. Im Jahr 2017 lebten rund 1,97 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich (23% der Gesamtbevölkerung in Privathaushalten).

Die „erste Generation“ der Personen mit Migrationshintergrund umfasst Personen die im Ausland geboren sind und nach Österreich eingewandert sind (circa 1,47 Millionen Menschen). Die „zweite Generation“ umfasst Personen die in Österreich geboren sind und von im Ausland geborenen Eltern abstammen (circa 501.000 Menschen). Personen deren Eltern bereits in Österreich geboren sind, zählen statistisch nicht mehr zum Personenkreis mit Migrationshintergrund, d.h. Erhebungen über eine „Dritte Generation“

werden nicht erfasst. Weitere 150.000 Personen befinden sich in Österreich in Anstalten (Haftanstalten, Internate, Erstaufnahmezentren, Klöster, etc.). Deren möglicher Migrationshintergrund wird jedoch nicht erhoben, da diese statistischen Erhebungen nur Privathaushalte betreffen. Knapp zwei Drittel der Menschen mit Migrationshintergrund besitzt eine ausländische Staatsangehörigkeit (63%). Zwischen der ersten und zweiten Generation ergibt sich ein großer Unterschied im Hinblick auf den Anteil der österreichischen Staatsbürgerschaft. Während nur 27% der ersten Generation die heimische Staatsbürgerschaft besitzen, steigt deren Besitz auf 65% der zweiten Generation (vgl. Statistik Austria 2018, S. 22).

Auf Grund des oben genannten Anteils österreichischer Staatsangehöriger mit Migrationshintergrund ist davon auszugehen, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Justizanstalten größer ist, als der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung vom 27.05.2016 wurde der Anteil österreichischer Insassen mit Migrationshintergrund mit 499 Personen beziffert. Dabei wurden Insassen berücksichtigt, die österreichische Staatsangehörige sind, aber nicht in

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Österreich geboren wurden. In der Anfragebeantwortung wurde außerdem darauf hingewiesen, dass hierbei Rückschlüsse auf einen tatsächlichen kulturellen Migrationshintergrund nicht möglich sind (vgl. parlament.gv.at, 27.05.2016).

Da somit für die inhaftierten Personen keine gesicherten Daten zum Migrationshintergrund im Sinne der Definition wie sie im Jahrbuch des Integrationsfonds genannt werden vorliegen, bzw. nur auf den Geburtsort abstellen, beziehen sich sämtliche Angaben in der vorliegenden Arbeit hinsichtlich „Fremder“ u.Ä. auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit.

3.5.3. Die Migrationsbewegungen nach Österreich seit den 1960er Jahren

In den letzten 60 Jahren ist die Bevölkerung Österreichs um rund 1.264.000 Personen durch Zuwanderung gewachsen (1.602.000 Zuzüge und 338.500 Wegzüge österreichischer Staatsangehöriger). Im Zuge der Anwerbung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern aus der Türkei und Jugoslawien stieg der Anteil der ausländischen Bevölkerung von circa 100.000 Personen im Jahr 1961 auf 311.700 im Jahr 1974. Bis zum Fall des Eisernen Vorhanges wuchs die Anzahl ausländischer Staatsangehöriger nur in einem geringen Ausmaß.

Zu Beginn der 1990er Jahre setzte eine starke Zuwanderung nach Österreich ein. Hierbei sind einerseits der Zerfall des Ostblocks und andererseits der Jugoslawienkrieg zu nennen. Der Ausländeranteil an der Bevölkerung verdoppelte sich von 4% auf 8%. Auf Grund strengerer Gesetze im Bereich Beschäftigung und Aufenthalt stagnierte die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre.

Ein erneutes Anwachsen der Zahl ausländischer Staatsangehöriger erfolgte ab den 2010er Jahren auf Grund einer höheren Migration aus EU-Mitgliedsstaaten und in den letzten Jahren durch den starken Anstieg der Asylmigration. Mit 01.01.2018 waren 15,8%

der Bevölkerung ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger (1,396 Millionen).

Etwas weniger als die Hälfte der Immigrantinnen und Immigranten (46%) im Zeitraum 2008-2012 blieb länger als fünf Jahre in Österreich. Vor allem Personen aus Syrien (79%), Afghanistan (78%), dem Irak (73%), dem Kosovo (65%) und der Türkei (63%) blieben länger als fünf Jahre hier. Die größte Gruppe der eingewanderten Personen waren deutsche Staatsangehörige, davon blieben 54% länger als fünf Jahre in Österreich. Auf der anderen Seite blieben Staatsangehörige aus dem Iran (31%), Tschechien (38%), Bulgarien (38%) und Rumänien und Ungarn (je 39%) in einem deutlich geringeren Ausmaß länger als fünf Jahre in Österreich.

Nach der Bevölkerungsprognose der Statistik Austria 2017 könnte die Bevölkerung Österreichs im Jahr 2022 bereits die Neun-Millionen-Marke überschritten haben. Zur Mitte des 21. Jahrhunderts würden im Hauptszenario der Prognose bereits 9,7 Millionen Menschen in Österreich leben (vgl. Statistik Austria 2018, S. 24).

3.5.4. Kriminalität ausländischer Staatsangehöriger

Im Jahr 2017 lag der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen bei 31,6%. Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen war somit etwa doppelt so hoch, wie der Anteil

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Weitere 7,5% der Tatverdächtigen waren entweder illegal oder als Touristin oder Tourist im Land. Insgesamt lag somit der Anteil ausländischer Tatverdächtiger bei 39,1%.

Im Zeitraum zwischen 2013 und 2017 stieg die Zahl der verurteilten ausländischen Staatsangehörigen von 11.228 Personen auf 11.960 Personen (+ 6,5%). Die Zahl verurteilter österreichischer Staatsangehöriger sank im selben Zeitraum von 20.313 Personen auf 16.326 Personen (- 19,6%). Personen ohne festen Wohnsitz in Österreich wurden hierbei auch erfasst.

Im Jahr 2017 wurden 28.286 Personen in Österreich verurteilt, davon waren 42,3% keine österreichischen Staatsangehörigen. Aufgeteilt nach ihrer Herkunft kommen 3,2% aus den EU-Staaten (EU-15) und EFTA-Staaten. Weitere 5,2% der verurteilten Personen stammen aus den 2004 beigetretenen Ländern und 6,0% aus den Ländern die 2007 der EU beigetreten sind. Aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien (ohne EU-Mitglieder) kommen 7,9% der Verurteilten und 3,3% der Personen sind türkische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Aus den Ländern Afghanistan, Irak und Syrien kommen insgesamt 4,8% der verurteilten Personen und weitere 11,9% sind Staatsangehörige anderer Drittstaaten oder mit unbekannter Staatsbürgerschaft.

Der Anteil neu inhaftierter ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger lag im Jahr 2017 bei 60,4%. Miteingerechnet werden hierbei Personen, die sich in Untersuchungshaft befinden, diese wird auf Grund der verstärkten Fluchtgefahr bei ausländischen Staatsangehörigen häufiger verhängt als bei Österreicherinnen und Österreicher, sowie Personen, die sich auf Grund des illegalen Aufenthalts in Österreich in Schubhaft genommen wurden (vgl. Statistik Austria 2018, S. 74).

Mit Stichtag 01.04.2019 lag der Anteil inhaftierter österreichischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger bei 45,6% (4330 Personen). 17,8% waren andere EU-Staatsbürgerinnen und Staatsbürger (1691 Personen), sowie 35,5% Nicht-EU-Staatsangehörige (3367 Personen) und 1,1% mit unbekannter Staatsbürgerschaft (102 Personen). Insgesamt waren mit Stichtag 01.04.2019 somit 9490 Personen inhaftiert (vgl. justiz.gv.at o.J.).

Der Anteil jugendlicher Personen (unter 18 Jahren) betrug im Jahr 2017 1,6% bzw. 143 Personen, davon 15 Mädchen. Der Anteil Fremder unter allen Jugendlichen Gefangenen betrug im Jahr 2017 70,6% (vgl. parlament.gv.at, 2017).

3.5.5. Opfer der Straftaten

Von 2007 bis 2017 stieg der Anteil der Opfer mit ausländischer Staatsangehörigkeit von 18,4% auf 30,6%. Der Anteil ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger an der Wohnbevölkerung stieg in diesem Zeitraum von 9,9% auf 15,6%. Somit wurden Ausländerinnen und Ausländer doppelt so oft Opfer von Straftaten als die Gesamtbevölkerung. Der Anteil an Opfern stieg bei allen Staatsangehörigen in den Jahren 2007 bis 2017 an. Die verübten Straftaten wurden sowohl von österreichischen wie auch von ausländischen Staatsangehörigen begangen (vgl. Statistik Austria 2018, S.

74).

3. FORSCHUNGSGEGENSTAND

EXKURS: Anzahl der ausländischen Häftlinge im europäischen Vergleich

In einer Studie des Europarates aus dem Jahr 2018 wurde unter anderem die Anzahl der ausländischen Insassen in den Mitgliedsstaaten untersucht. Der Anteil ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger unter den Inhaftierten betrug 15,9%. In der Untersuchungshaft betrug deren Anteil 37,6%. Der Anteil von EU-Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern betrug 32,8% des gesamten Ausländeranteils. Nachdem es nach 2013 zu einem leichten Rückgang der inhaftierten Ausländerinnen und Ausländer gekommen war, stieg die Zahl nach 2015 wieder leicht an. Ebenso stieg die Anzahl der ausländischen Untersuchungshäftlinge seit 2015 leicht an. Nachdem der Anteil inhaftierter ausländischer EU-Bürgerinnen und EU-Bürger nach 2013 von 37,2% auf 26,1% sank, stieg der Anteil ab 2015 wieder an (32,8%). Im internationalen Vergleich (2018) liegen Monaco (100,00%), Andorra (80,0%), Liechtenstein (75,00%), Luxemburg (72,1%) und die Schweiz (71,4%) vor Österreich (54,7%) in Bezug zum prozentuellen Anteil ausländischer Inhaftierter (vgl. Aebi/Tiago 2018, S. 57f.).

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