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3.2 Fossile Brennstoffe

3.2.6 Preisrisiken und Prognosen im Erdöl- und somit Heizölmarkt

Der Heizölverbrauch der für die Raumwärme und die Warmwasserbereitung ver- wendet wird, ging in den letzten beiden Jahrzehnten zurück. Die wichtigsten Ursa- chen dafür sind effizientere Ölbrenner, der Wechsel zu anderen Heizarten und die milderen Winter.

Analyse der relevanten Brennstoffe

Dieser Abwärtstrend dürfte sich fortsetzen, denn:

• In Neubauten liegt der Anteil von Ölheizungen bei unter 2%

• Gebäudesanierungen senken den Heizölverbrauch nachweislich

• Der Ersatz alter Ölheizungen durch moderne Brennwertkessel senkt den Verbrauch (Bukold, 2013, 12)

Durch die Vielzahl an Einflussfaktoren sind längerfristige Prognosen für Rohstoff- preise naturgemäß schwierig. Die Ölpreise werden zum Beispiel auch von den Finanzmärkten beeinflusst, so dass Variablen wie die Geldpolitik eine Rolle spie- len können. Hinzu kommen schwer abschätzbare technologische Entwicklungen, etwa im Bereich Elektromobilität oder der Produktion von Schieferöl (Bukold, 2013, 20).

Bukold (2013, 23-31) prognostiziert einen weiteren Preisanstieg von Heizöl und schließt ein Stagnieren oder sogar das Fallen des Preises aus. Er führt einige stichhaltige Argumente zur Stützung seiner These an, die im Folgenden genannt und kurz beschrieben werden.

3.2.6.1 Der Preistrend ist eindeutig

Der Preistrend der letzten zehn Jahre sei eindeutig. Die steigenden Ölpreise wür- den sich seit Jahrzehnten abzeichnen, einige Preisschwankungen nach unten würden keine Trendwende bedeuten. Die Internationale Energieagentur (IEA) wel- che für ihre optimistischen Preiserwartungen bekannt ist, rechnet mit einem An- stieg der Rohölpreise auf 216 $ bis 250 $ pro Barrel im Jahr 2035.

3.2.6.2 Überoptimismus auf der Angebotsseite

Um die Fördermengen halten und auch steigern zu können, wurde in den letzten Jahrzehnten nach Möglichkeiten gesucht dies zu realisieren. Es wurde in Hoffnun- gen investiert, die als “Game Changer” bezeichnet werden. Also jene Möglichkei- ten die die zusehende Verknappung des Rohstoffs Erdöl stoppen sollen. Dies ge- lang auch, wie folgende drei Beispiele veranschaulichen sollen.

Analyse der relevanten Brennstoffe

Jedoch wurden diese Hoffnungen Bukold, 2013, 23 zufolge eine nach der anderen aufgegeben.

1) Das Nordseeöl an den Küsten Deutschlands schien seit den 80er Jahren die Preismacht der OPEC brechen zu können. Ende der 90er wurden 10% der globa- len Ölversorgung vor der Haustüre Deutschlands gefördert. In den letzten 12 Jah- ren jedoch brach die Produktion um 70% ein, weil die Vorkommen erschöpft sind.

2) Die Hoffnung mit akzeptablem Aufwand große Mengen von Ölprodukten aus Gas (GTL Gas-to-Liquids) oder Kohle (CTL Coal-to-Liquids) herzustellen, wurde durch die extrem hohen Kosten zerschlagen. Hinzu kommen die noch schlechter ausfallenden Umwelt- und CO2-Bilanzen, als sie Erdöl ohnehin schon hat. Heute gibt es nur eine einzige moderne große Gas-to-Liquids Anlage in Katar. Coal-to- Liquids wurde nur in Südafrika und in China verfolgt. Aufgrund des Wasserman- gels in den Kohleregionen musste Peking die meisten Projekte einstellen.

3) Schieferöl welches auch Light Tight Oil oder Shaleoil genannt wird, ist Öl aus besonders dichtem und undurchlässigem Gestein.Es handelt sich im Normalfall um hochwertiges, leichtes Öl, das im sogenannten Source Rock (in dem das Öl ursprünglich entstanden ist) gefangen blieb. Öl wandert normalerweise aufwärts, bis es in poröserem Gestein etwa durch eine darüber liegende, undurchlässige Salzschicht aufgehalten wird und sich dort ansammelt. Das Öl wird mit aufwendi- gen Fördermethoden, dem Fracking an die Oberfläche befördert, dabei werden Chemikalien und Wasser mit hohem Druck in das Gestein eingebracht. Es ist der aktuelle Hoffnungsträger, der die Ölversorgung grundsätzlich verändern soll.

Der technische und organisatorische Fortschritt, sowie eine lockere Umweltpolitik während der Amtszeit von Präsident Bush, lösten einen Ölboom in mehreren Bun- desstaaten der USA aus. Außerhalb der USA und Kanadas wird in nächster Zeit keine große Schiefergas-Produktion erwartet, da die kurz- und langfristigen Um- weltbelastungen und Risiken als zu hoch eingeschätzt werden.

Amerikanisches Schieferöl liefert derzeit 2% der Weltversorgung. Die Internationa- le Energieagentur hält einen Anstieg auf 3%-4% der Weltversorgung für denkbar.

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Es wird aber schon mit einem Rückgang der Fördermengen mit Mitte des kom- menden Jahrzehnts gerechnet, da die Vorkommen begrenzt sind.

Die Preise liegen mit 51 $ pro Barrel zwar unter dem Weltmarktniveau, jedoch kommen Kosten hinzu, die durch den Abtransport des Öls an das Raffineriezent- rum der USA (Golfküste) entstehen. Es ist bereits ein Rückgang der Investitionen und Bohraktivitäten zu verzeichnen, denn die Kosten steigen, während die Preise fallen. Selbst wenn das Szenario einen Boom in der Shale Oil Förderung in den USA vorsieht, muss es nicht zu niedrigen Ölpreisen in Europa führen.

3.2.6.3 Der Höhepunkt der globalen Rohölförderung ist erreicht

Die globale Rohölförderung ist gemäß der IEA auf einem Plateau angelangt, wel- ches nicht mehr überschritten werden kann. Der Ausblick der Experten wurde für das gesamte Ölangebot in den letzten 10 Jahren immer pessimistischer. Vor 10 Jahren wurde noch eine Förderung von 125-135 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) im Jahr 2030 erwartet, hingegen sind es jetzt nur noch ungefähr 100 mb/d. Das Rohölangebot wird ab dem kommenden Jahrzehnt sinken.

3.2.6.4 Nachfragetrend ist höher als Ausweitung der Angebotskapazität

Es werden aktuell weltweit über 1000 Fass Öl pro Sekunde verbraucht, was 90 Millionen Fass pro Tag entspricht. Prognosen zeigen, dass es bis 2035 zusätzli- che 1,5 Milliarden Menschen auf der Erde geben wird. Die stagnierende oder leicht zurückgehende Ölnachfrage in den alten Industrieländern wird durch eine stark steigende Nachfrage im Rest der Welt überkompensiert. Der hohe Lebensstil der für immer mehr Menschen möglich ist, ruft einen hohen Ölkonsum hervor. Ne- ben dem Konsum wachsen die Größen der Wohnungen und der Bedarf an Frei- zeitmobilität.

3.2.6.5 Die Produktionskosten der Ölförderung steigen

Abzüglich der Steuern und Profitmargen bewegen sich die Produktionskosten für Rohöl bei 30 $ pro Barrel. Lediglich am Persischen Golf gibt es noch größere Re- serven mit vergleichbarer Kostenstruktur. Shale Oil oder kanadische Ölsandmi-

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nen, die keine Mitglieder der OPEC sind, bilden die Grenzkostenanbieter. Ihre Kosten belaufen sich auf circa 70-80 $ pro Barrel. Die Kosten werden als hoch eingeschätzt, was dazu führt, dass die Anbieter immer höhere Ölpreise benötigen um die Gewinnschwelle zu erreichen.

3.2.6.6 Die politischen Kosten der Ölproduktion

Um ein realistischeres Bild des Preises zu erhalten, müssen auch innenpolitische Faktoren in den Ölförderländern berücksichtigt werden. Es fallen nicht nur die Kos- ten der Produktion (abzüglich der Steuern) an und bilden dadurch den Preis, son- dern es muss das Ölpreisniveau so angepasst werden, dass es für einen ausge- glichenen Staatshaushalt der großen Ölstaaten reicht. Demnach würde laut Bu- kold, 2013,27 nur Katar und Kuwait mit Ölpreisen um die 60 $ per Barrel leben können. Große Produzenten wie Saudi-Arabien, Irak oder Iran brauchen mindes- tens 80-100 $ per Barrel Öl, um fiskalpolitisch und somit innenpolitisch stabil zu bleiben.

3.2.6.7 Die kurzfristigen politischen Risiken werden unkalkulierbar

Neben den technischen Problemen der Ölförderung die naturgemäß auftreten, gibt es zahlreiche politische Schwierigkeiten. Die Sicherheitsrisiken in den wichtigen Förderländern gefährden stabile Preise am Ölmarkt. Beispiele sind die Auseinan- dersetzung mit dem Iran bezüglich des Atomprogrammes, die zunehmende Zahl der Anschläge im Irak oder die sozialen und innenpolitischen Konflikte in Nigeria wo die Ölproduktion regelmäßig unterbrochen wird.

3.2.6.8 Alles hängt an sechs Staaten – extreme Abhängigkeit

Eine ausschlaggebende Ausweitung der Ölförderung können nur noch Irak, Brasi- lien im Tiefstwasser, Kanada mit Ölsand, Kasachstan, Saudi-Arabien und die USA mit Shale Oil bewerkstelligen. Diese sechs Länder müssen erfolgreich ausbauen um den Ölweltmarkt versorgen zu können. Die Risiken der Bereitstellung von Erd- öl liegen dabei nicht bei der Bedrohung der Lieferströme, sondern langfristig bei

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der Verzögerung des Ausbaus des Ölangebots und der trotzdem steigenden Nachfrage.

3.2.6.9 Zwischenfazit Bukold, 2013, 31 stellt fest:

1. Die globale Ölnachfrage wächst weiter.

2. Die konventionelle Rohölförderung kann nicht mehr gesteigert werden (ab- schüssiges Plateau).

3. Das zusätzliche Ölangebot hängt von der raschen Erschließung höchst unsi- cherer Regionen sowie umstrittener Ersatzrohstoffe ab.

4. Die Ölversorgung ist keine Ressourcenfrage ("Wieviel ist vorhanden?"), son- dern eine Produktionsfrage und ein Wettlauf mit der Nachfrage ("Wieviel steht dem Markt rechtzeitig zur Verfügung?").

5. Es besteht aus heutiger Sicht ein beträchtliches Risiko, dass es immer wieder zu einer relativen Ölverknappung kommen wird.

6. Der Ölpreis steigt in diesen Phasen so lange, bis der Nachfragetrend gebrochen wird.

Aus heutiger Sicht ist es aus den genannten Gründen deshalb weitaus plausibler, mit einem weiterhin steilen Anstieg der Ölpreise zu rechnen, als mit einer Stagna- tion oder gar einem dauerhaften Preisrückgang.