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Aussprache: Zum Thema Kirche und Politik

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Academic year: 2021

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Unter biefem S ite ! geben tnir 3ü>ei 'Beiträgen ‘Kaum , bie 3itnäcf)ft afâ perfontidje (Stellungnahme ber betreffenben '©erfaffer 3U umftrittenen S te in e n aufgefaftt to er ben toollen, d arü b er fjinaué mochten fie 3u.tr K lärung ber 0 adje bei= tragen unb 3ur eigenen Itrteiiêbilbu ng an regen.

3>ie ©cbriftteitung.

3utn $&ema ßirt&e uni) politif.

3n feiner ©cfirift „3>ie politifdje ‘ïk ra n to o rtu n g ber &ird>e“ , 1946, fprtdfjt fidji -Pefan Sl)eobor £jtaug = Tübingen für eine (Eitttmrfung ber ebangetifd)en Stirere auf baê polttifdje Ceben auê. (Er ftellt feft, ba& 3. *58. 1918 M rdjenteitung, Sfyeo logen unb itir-djenboif burd) bie 9ie= boiution bor bôiïig neue A ufgaben geftetft tnurben, benen fie in feiner “îô eife getoadjfen ttxxren (<£>. 10 ). „©te ebangeUfcfye &ird)e ertaieê fid) tf)eoretifd> unb praftifdj a i3 poiitifd) untnünbig“. ©<an3 int ©egen= fatj 3ur îkrtiiorrenijeit im ebangelifd>en Cager [>errfcf)te im Â)atE)o(i= 3iêmuê fidfjere Leitung, unb bie fatbolifdjie $irdjie tourbe ernft ge= nomnten im öffentUcfsen Seben, toeU fie fid) über baê 3 entrum praï= tifd) poiitifd) betätigte (€5. 29). 3>ie 5?unbgebung,en ber ebangelifdjen $ird je bagegen blieben unbeachtet, trotjbem in if)iien Sebeutfam eè ge= fagt toar. (@ . 6).

1. 3ft

eê aber immer toirfiid) fo getoefen, ba§, bie fatf)olifci):e

$ird)e tfjrc ^lrtf)änger mit Sicfjerfjeit orientiert ijat, 3. 53. tn ber tarage ?ÏÎonard>ie ober ‘ftepublif, in ber S t a g e beê 53olfêtumë ober tn totrtfcf)'aftlid;.=f03taten f r a g e n ?

‘© e ite Greife beê b rafi[ianifci)en $iatljoii3iêm u3 ïooilten bon ber <2Tobember=‘RepubIif beê 3ttf)reë 1889 nic^tê toiffen, ba fie burd)' ^ 0= fitibiften, alfo autifat[)û[ifd) eingeftelite iltä n n e r in s Sieben gerufen tborben toar. (Erft im fttufe ber 'Seit fartbett fie fid) mit ber île = pubitf ab unb benutzten bie sTKôgÎid>feiten, bie tijnen bie '-Berfaifung bon 1891 bot, bie (Stellung ber Fati)o[ifd)ert ft'irdjie 3U feftigen. 9Mjn» iid) ging eè in anbern Säubern, tn benen bie $2tonardjie burd) bie ‘’Republif erfe^t tourbe, 3uiet$t fo in Stalien, too "}5ap)'t unb M eruê bie <32tonard)te 3U halten fud)ien, toäijrenb bod> breite W affen ber ïatboIifd)en ‘23ebôt!erung repub tif anifdj badeten.

“ilucb baê beutfdjie 3 enÎTitm, baâ tn ber ft'aifet^eit feine (Ergeben* heit gegen baê ^aiferb au ë beteuerte unb fid) immer bafür einfetjte. ba& ein guter ^attyolif für ^ap)'t unb ftaifer fein ntüffe, fiel um unb tourbe republif attifd;, a lê bie d ü rften burd) bie 'Itobemberrebo* lution bon 1918 geftür^t tourben.

3tt (Sachen ber p fleg e beë angeftammten sISoÎfètum3 finbert tnir ebenfalls* feine einijeitlicfjie Çaitung ber fat^olifd^ien $ird>e. (E3 gab unb gibt too[)I fatholijcfje Côeiftiid)« unb £aten, bie !)ter in ‘Srafilien toie in anbern Cänberrt © übam erifaê fid) entfd^iieben für bie p flege ber beutfd>en

<Spvûéje unb K ultur einfetjten, c l gab in S>eutfd)Ianb

eine fatboIifd>e A rbeit an ben î l u ë kt n b ë be u t fd)en, um if)r i^oifôtum in frember Umgebung erhalten 3U fjstfen, aber anbrerfeitê fe[)en toir

(2)

hohe c2öürbenträger ber fattjolifc^en &ird>e tote ben öerftorhenen 6 * 3= bifdEjof ^Bccfer bon ‘porto ‘iliegre burdjaug im S in n e ber ‘Jlffimilie» runggpoiitif tätig, ber bie 'Stngleidfjung ber 3>eutfchftämmigen an bag ßufobrafitianertum nid;t fd^melt genug ging, ^ u d ) aug Cti)iie famen ä^niidfye M agen über ben h°hen M erug, ber nidjtö übrig hatte für @rf)altung unb p fleg e beg angeftammten <3M fgtum g.

33efannt ijt ber ‘Stationaiigm ug ber poinifdf)en, tfd)edf)iifd)en unb fran3öfifdE>en Ä’atijolifen, ber fid> befonberg gegen bie Seu tfd jen rid)= tete. S n ^Böhmen betrieb ber tfche^ifd>e $ leru g eifrig bie Sfd>ec|ifierung ber 3>eutfdjen, mit 3 uftim m un9 unb unter J^örberung ber §abg= burger; in “^ o len toar eg ähnlidj, unb ber fran3öfifd>e M erug gab an (£f>aut>inigmug aribern ^ o iitife rn nid£)tg nad>. (Ebenfo finben toir in anberen i'cinbern fatF>o[ifd>en 'itationatigm ug, auch in ‘ö rafitien , ber fatfjolifd) unb brafitianif-ci) gleid)fet;te unb jeben ^roteftan ten eo ipfo aie ijjeinb 'SrafiCienö ober afö minber guten <23rafiiianer anfa^,

3>abei erfiärte bie fathofifche Mr-dye toiebertjott feierftchft, baß, fie jeben <2Xationa[igmug alg t)«ibnifd} tierabfd)eue unb alte Stationen gleichmäßig liebe. ® ie beutfdjen itadjoitfen toaren meift fo einfältig, fidf) nad> biefer R e ifu n g ifjrer ft'ircfye 3U rid)ten, toährenb bie anbern eg bielfadf) ntd>t taten.

s2lud) in ben f r a g e n beg <2XHrtfd)aftglebeng unb ber R i a le n 3) in ge toar bie Orientierung nidjt immer einheitlich unb fid>er. S i e ‘’Päpfte 3toar fpradfjen fidf) für einen chriftlidjen Solibarigm ug aug, für einen fo3ialen $apitaligm ug, ber b a l Eigentum toafjrte, aber bem Unternehmer ^öefdjränfungen auferlegte unb bem Arbeiter mandje Vorteile bot. ‘Jlber and) im igentrum gab eg troty ber R e ifu n g e n ber 5?irdf>enleitung s3Ttetn unggperfdj'ieben[)«tten unb augeinanberftrebenbe Ström ungen, je nad)bem bie fati>oIif<f)ien Arbeiter ober bie: ©n>&= inbuftriellen ftärferen (Stnfiuß augübten. 3>en ‘Arbeitern gingen bie Söorfdjläge ber ®ird)enteitung nicht toeit genug, unb ben Unternehmern toaren fie fdfjon 3U rabifai. 3 >a3u famen bie Sonberanfprüdje beg ‘32tittelftanbeg, ber d a u e rn ober beg §anbeig.

‘Jlug ‘S ra fiiie n fönnte man bag S e ifp ie l ber fat[)o(ifd)en iÖä[)[er= liga anführen, bie cigentlidf) bie fatho[ifd)>en W ähler beraten folite hinfid)tli<h ber $anbibaten unb P arteien , bie ben i%tf)oIifen emp= fohlen toerben fönnten. S e i ber Staatgpräftbenten= unb Staatg= iongreßtoai)! aber hat fie alle P arteien unb faft alte Äanbibaten empfohlen, mit ^lugnahme ber 5?ommuniften unb einer Keinen Unfg= bemofratifchen ©ruppe. ® ag ift aber feine Orientierung ber W ähler» fdjaft mehr, toenn alte P a rteien freigegeben toerben unb eg fo bem ein3einen iÖäf)fer überlaffen bleibt, toen er toähfen toill.

2. g g toirb ber fatholifchen $ird)e großer (Sinfluft 3ugefchrieben, ben fie bireft burci) umfaffenbe Seeinftuffung: beg $irdjenüolfeg unb inbireft burd) fatf)o[ifd)e ^Parteien, s^lrbeiterpereine unb anbere fo3iaie unb toirtfd}aftlid)e Organisationen augübt.

(Betoi^,, fie hat mancherlei Vorteile fid) öerfdfjaffen fönnen. S o hat bie brafilianifdje Regierung, trot^ ber in ber SBerfaffung feftge= legten Trennung oon S ta a t unb Kirche, große Beträge aug öffentiidjen (Setbern für fath01ifdf)=fir<^nlicf)ie 3 toe(i e gegeben: für bie tathoiifdje

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giafu ltät in ‘’Porto 'Ullegre, für &ie neue $athebrale ebeubort, für bie Unfoften, toelche bie (Ernennung 3ü>eier brafüiantfd)er Ä arb in äk berurfadjte, ober für eud>arifiifcbe $ongreffe unb biele anbere

ber $ird£je. Zahlreiche ^elbmeffert toerben gehalten, toenn eine neue ßanbftra§e, eine neue (Eifenbahn ober fonft ettoa§ eingetoeiht w irb; Staatsm än n er gef>en in ber ^ ro je ffio n mit, eine gemeinte ^ e r je in ber £>anb; bie <Seftrebungen 3ur (Einführung ber (Ehefd>eibung uutrben i)intertrteben, in ben ‘üßarlamentSfälen ober <Serid^täi)a[fen lourben S ilb e r (£f>rifti oon fatholifchen (Sr3bifdf)iöfeu in feierlichen Zeremonien eingetoeiht unb bieleg anbere rnetjr, toobon man fo3ufagien täglid) in ben Zeitungen lieft unb tooburdf) ge3eigt toirb, baß bie fatbolifdje S?ird)e ntan-c^erlei V orteile für fid> 31t i>erfd>affen genutzt bat unb im öffentlichen fieben eine f>eroorragenbe S tellu n g einnimmt, gan3 im ©egenfat} 3U ben ebangciifchen 5?ird}en, bie im ftillen arbeiten unb in ber Öffentlid)feit niefjt in biefem -2Tcaf>e herbortreten.

‘3ibniid>e3 fönneu toir in anbern Säubern beobachten. 3 n ^ e r ü 3. ¥>. barf nur bie fatl)oIifd)e $ird)ie ftunbgebungen auf ©tragen unb ‘plätten beranftaiten, t»äf)reub bie eoangolifdjen M rdjen fid^i auf ihre Sl'trdjengebäube befd>ränfen müffen. 3m Sp an ien beS © eneralS fr a n c o ift bie fatf)olifcf!ie Stir-dje bie offoielle 5?ird)e beS S taateg , toährenb bie toenigen ^roteftan ten feine ^Religionsfreiheit genießen unb ifjre M n ber am fatbo(ifd)en ^eligio n su n terrid )! teilnebmen müffen. ;2tud) in bent öfterreidf) ber Herren 3)oilfuß unb S id)ufd)nigg toar bie fat!)0= lifche Kirche Srum pf, unb im heutigen SJleftbeutfd^ilanb ift fie babei, burci) „d^iriftlidjie“ P arteien toieber maßgebeitben (Einfluß 3U getoinnen, inobei il;r gutgläubige ^roteftan ten eifrig behilflich finb.

StDenn man aber einmal überlegt, toaä f>at beun bie fatfjolifdje Mrd)e mit a ll bem großen ihr 3ur ‘Verfügung ftehenben Apparat bon ©eiftlidjen, Orbenaperfonert, S p u le n , Zeitungen, P arteien unb ‘Ber» einen unb Äongreffen politifd) erreicht, bertjinbern ober tun fönnen, fo fieljt man gleicf), baß baS 53ilb nici>t fo glän3enb ift. iB eber in ‘B rafilien noch in P o rtu g a l ober Sp anien , toeber in ber £>abSburger <2I£onard)ie ober in B auern ober in Ita lie n ift bie fattjoIifdEje i?irid>c imftanbe getoefen, ben S t u r 3 ber s32Ionard)ie unb bie (Einführung bon 3. S . firtf)enfeinblid)€n SRepubtifen 3U berf)inbern, trotjbem fie fid) immer a ls Stütze beS Sb ro n S auSgegeben bat. (Ebenfotoenig tonnte fie baS Qluffommen ftarfer fontmuniftifeber Ström ungen in Cänbern mit fatboIifd)er Sßebölferung oeri)inbern. 3>er 5?ampf 3toi[djen fo m = muniSmuS unb '31ationalfo3ialiSmuS tourbe in 3)eutfd}lanb ohne bie fatB)olifd^e Kirche entfd}ieben, trot] ber einflußreichen fatholifchen ^>ar= leien beS Zentrum s un^ ber ‘Äiprifcben SöolfSpartei. Sn 33rafilien arbeitet bie fatbolifcbe $ir*d>e feit über 400 fa h re n , aber fie hat toeber bie 3?efämpfung beS ^InafphabetiSmuS euergifch betrieben nod)' ettoa bie Qebung b ei CebenSftanbarbS ber ‘itebölferung ober bie 53efferung ber gefunbfteitlidjen ^erh ältn iffe ober bie (Entfaltung ber r e if e n iÖirt= fchaftSquellen beS CanbeS unb bieleS anbere mehr, illfo toorauf eS gerabe anfommt im ‘5DöIfer= unb iBolM ebeit, bie mefentlidjen i|3ro= bleme politifcfjer, f03ialer unb toirtfcljaftlidjer ilr t, hat fie nicht 311 löfen bermocht ober in "Eingriff genommen. S o gehören heute nod)

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bic fathölifdjen Cänber 3U ben ßänbern mit großen ^ro^entfä^en beg '2lnatpi)abetigmug, mit 3urücf gebliebener ^ ir t f d ja f t unb mit niebri» ger ß eb en ^attu n g , fob aß, f)eute faft tagtäglich K lagen in ben 3 ei= tungen fielen über bie traurigen ‘Berhältniffe fjier im Canbe. Ober benfett toir an bie Neuerung, ben Sd ^toar^anb ef, bie Korruption, an ben ^arteienftreit unb bie großen 'K.ebeergüffe in ben '’Varianten* ten, bie 3U nid)tg nütye finb: nirgenbtoo fönnen toir feftfteiien, baß burct) ben (Einfluß ber fatholifcfj'en Wird)« Sefferu n g eingetreten ober angeftrebt toorben fei.

92lit anbern P o r t e n : bag politifcf)e, fo3iate unb toirtfd>aftlid)C ßeben ber G olfer fpieit fid) außerhalb ber (Einflußfphäre ber !att)0= Iifd)en unb nicht nur ber faHjolifcfjen, fonbern ber K irn en überhaupt ab. (£g ift feiner Kird>e gelungen, maßgebenben (Einfluß auf bie © eftaltuna beg heutigen ßebeng ber G o lfer 3U getoinnen. 3>ie 9,1 ug= einanberfetjungen 3totfcf)en Kapitaligmug unb Solfdjietoigmug, Segin= nen unb s3luff)ören bon toeit3erfiörenben Kriegen, bie Sefäm pfm tg ber ‘iö'o^nunggnot, ber <2lrbeitgIofigfeit, ber Kranfheiten unb anberer ■illißftänbe, bie (Enttoicflung ber iö irtfd jaftsfräfte eineg £anbeg unb bieleg anbere mefyr finb ein großer S tro m beg ©efdjeheng, ber an ben K irn en borü&erraufdjt, o()ne baß eg biefen mögiicf) getoejen toäre, ben S tro m in ihrem S in n e 3U lenfen. 3>aß aife Kirchen trotj jahr= huttbertelanger A rbeit eg nicht fertig; gebrad>t haben, mörberifche Kriege, © raufam feiten unb ‘Berbredien alter i l r t 3U berf)inbern unb bem (Ebangelium ©ef)ör 3U t>erfd)affen, ift bie große ^Inflage ber K irnen» feinbe. (Eg t)eißt immer, aud) 6ei Sfjeobor £>aug, S^riftu g ift ber § e rr beg gan3en £ebeng, begfjalb müffen )id> bie Kirchen and) um bag poiitifd>e lieben befümmern, aber bie Kirchen, alg bie berufenen ‘Berfünber ber <Botfd)aft (E^rifti, ifaben eg nidjt einm al bermod>t, (Ef>riftug 3Utn Q em t im Sieben ihrer ^Hitgtieber 3U machen, ba biefe fic| größtenteils mit chriftianifierter ÖberflädEjilicf)feit begnügen, ge= fd^toeige baß fie eg fertig gebracht hätten, baß (Ehriftug nun ber Qierr beg 'Bölferlebeng getoorben toäre. ^ a g bie Kircf>en an (Einfluß auf ‘ö o lf unb S t a a t getoonnen haben, blieb großenteilg an ber Oberfläche, toaren ilußerliditeiten, aber bie toefentlidsien iebengroidjitigen ‘Bro* biente tourben faum in A n griff genommen, noch biel toeniger gelöft.

3. Sotoeit fid) alfo eine (Eintoirfung ber K irn en auf bag öffent= liehe £eben beobad)ten läßt, ging fie mehr in bie ''Breite unb blieb an ber Oberfläche fjaften anftatt bie Siefentoirfung aug3uüben, bie ber ^yorberung beg (Ebangeliuntg nad) ileu geftaltung beg intoenbigen 91tenfd)en entfprid>t. 3>ie Kirchen aber, bie in ber angegebenen SDOeife auf bag £eben ber S ö ffe r (Einfluß getoannen, toaren Kirchen mit einem burdhaug gefe^lid) abgetoanbelten (Ebangelium. 3>ie Staatg= firdje ettoa in ber ß e it Konftanting unb fpäter im b^antinifdyeu Gleich, bie mittelalterliche Kirdjie, bie 3eittoeife K ultur unb S t a a t ber mittelalterlichen G olfer faft gan3 beherrschte, bie fatEjolifclje Kirche bon heute, ober bie urthobojen t2Xationalfir(|en berförperten eine ^orm beg (Ehriftentumg, bag "bon ber £}öF>e ber neuteftamentlichen '■Ber* fünbigung bebeutenb herabgeglitten toar, ftarre iiturgifd>e 3 :° rmen 60t ober eine neue ©efetjUchfeit 3ur ©eltung brachte, bie fid) fogar beg

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„toeltlidfjett 9lrm eg “ ber K aifer, d ü rfte n unb R eg ieru n g en Gebiente, um ifyre ^yorberungen burcfföufefyen unb bie „ © la u b ig e n “ in F5ud)t 3U galten. 911 an fa n n berftehen, baß bie gefd)id)tiid)e (Snttoicflung 3U einer folcfjcn £yorm be3 <£{jtiftentum 3 geführt bat, aber feitbem 92tartin C u tter ben urfprünglichen S i n n bea (Sbangelium ^ toieber ijerau^geftellt hat, fönnen m ir a l l eöangeiifcf>e (2Triften nid)t 3U einer folcfien ^ o r n t ber -df>riftiidf)ien V erfü n b tg u n g unb :2D irffam feit, bie unter bem 91 tue au bes 9Teuen Seftam en teg liegt, 3uriicfte[jren.

Snebefonbere baä fatf)oiifcf)e Styftem, baä fü r ung in 93rafilien unb für bie europäifd}=amerif>anifd)ie K u ltu rtoelt in erfter ß in ie in ^ r a g ? fom m t, ift für u n$ (Sbangeii]d)e unannehm bar. '3>a3 gilt nid)t nur bon ben Sehren ber iaih<oiifdf)en Kirche, bie für fie bon au3fdE>iaggebenber 9?ebeutung finb, nad) unferer ilb e rje u g u n g aber bon ber itrd>rift(id)-en SotfdEjaft abtoeidjen (93t6et p lu s S r a b itio n , 9 Iia r ia aI3 9Hitertöferin., bie “3Tottoenbigieit ber guten 9 ö e rfe für ben S je ilg p ^ e fo , bie S te l= lu n g beö K ieru g u. a. m .), fonbern aud> bon bem fird>[id>en 93etrieb. ber eine toeitgehenbe 93eeinf[uffung ber 9Ttaffen erm öglicht (Seich te, 'i3ro3effionen, W a llfa h rte n , fircl)[id)e ‘pradfjtentfaitung, Snbu ig entien, 9X5unbergefd)td)ten a lle r 9 Irt, geiiigeniegienben ufto,). 953 tr fönnen nicht bon ber § ö h e be3 (£bangelium g 3efu f)erab|teigcn, um mehr (Einfluß in biefer 9 ö e [t 3U getoinnen; bam it b e lic h te n toir bon born= herein barau f, m it ber fatfjolifchen Kird)ie 3U fon fu rrieren . -IDtr er= firebett m ehr Siefen to irfu n g , toofür bie große 92Taffe toenig em pfang* lieh ift.

9lu d ) im S e r e id } ber ebange[ifd>en Kirchen fönnen mir beobachten, b a jj bort, too bie K trdje größeren fiin fiu ß a u f bag S o i M e b e n ge= toann, fid) ein gefe^Cicfj'eö 9ö efen etttfd)[id) ober eine enge 93crbinbitng m it bem S t a a t e eintrat, bie bie Kirche faft 3U einem Sn ftru m en t ber ^ o l i t i f machte. S o ettoa bie (utherifchen ßunbegftrchen ober in ber Kirche (Ealbing ober in ber anglifanifdjien Kirche. fje u te nod^ finb Kirchen toie bie 92tethobiften, 93aptiften unb anbere reform ierten © e= p rä g e t nicht frei bon foldjer © efe 13[icf).feit (S o n n ta g ^ h e d ig u n g a u f © ru n b beg altteftam entlidjjen S ab b atg eb o teg , 9lb gabe beg Zehnten, 9lbftinen3 bon 9l[fof)ol, fa u c h e n , V erg n ü g u n g en a l ä p,evcfyen beg echten © h aften ).

S o ftehen b k Kirchen in ber © e fa ljr, baß, toenn fie (Einfluß a u f bie Öffentlidfjifeit getoinnen tooüen, fie in ein gefetylkheg ^Defen hineingeraten, bag nicht rnefyr ber § ö | e ber neuteftam entlidjen 93er= fü n b ig u n g entfpridjt, baß fie alfo eine toefentlidje (Errungenschaft ber R e fo rm a tio n preisgeben müffen. itm g e M )rt aber, toenn fie b a s ©ban» gelium in feinem ganzen U m fange berfünbigen unb 3,ur © eltu n g bringen tootlen, m üffen fie bam it rechnen, b a jj nur f leine K reife toirf= lid) erfaßt toerben unb bie große 921 affe fidf>i m it einem 92linim ai= chriftentum begnügt, m it einer oberfIäd>lichen <Shriftiid>feit, bie bag Sn n en leben unbeeinflußt läßt, fobaß bie C ebensfräfte beg (Sbange= lium g nicht 3ur © e ltu n g fomm en,

4. (Sine toeüere Sd )to iertg feit für bie K irdjen, im öffentlichieu Sieben (Einfluß 3U getoinnen, liegt barin, baß m an im poiitifdjen lieben

(6)

ttic|t bei allgemeinen Sbeen ftefjen bleiben fann, fonbern fonfrete Söorfchläge tnadjen, (SefetjeSborlagen eütbringen unb W aßnaljm en

er-

greifen muß. S o toaren bor 1870 biete Steutfdje begeistert für bie Sin igu ng i|reg Söaterlati'beö, aber ben fonfreien iö e g 3ur (Sinigung fanö erft <33i3inarf, uub bie CSefd)id>te lehrt, tote große Schwierig» feiten babei 3U übertmnben toaren, big in bie letzte W in u te hinein.

6 0 ift eg bei allen iebengtmdjitigen Problem en, ob eg fidj nun hanbelt unt bie Organifation ber Elationen in einer internationalen V ereint* gung (<33ölferbunb, 03T U ), ober um bie <23efämpfung ber 'itrbeit3[o|ig= feit, bie Hebung ber ßanbtoirtfchaft, ben 'ilugglekf) 3toifdjen S ta b t unb ßanb, bie W ohnungsnot, bie (5 efunb £>e t tSb e r[)ctCini)fe, ben 0d)ui= unterricht unb anbereg mehr, tooran bod> auch bie Kirchen ftarf tn* tereffiert finb. 3>emt toenn bie bon ihnen gepredigte 2Xäd}ftenUebe fein reereg (Serebe bleiben foll, fann man bie s3Tienfd)en ni<f)t in Untoiffenheit taffen, fonbern muß für S d ju len forgen, fann man fie nicht eine 53eute ber $ranf(jeiten ober ungefunber ^erh ältn iffe toerben taffen, fonbern muß für ‘Befferung forgen, fann man fie nicht bon mörberifchen Kriegen be^imieren unb ing Crienb ftür^en taffen, fonbern muß W itte l unb iö e g e fud>en, einen banernben ^rie b e n herbei3uführen; man fann fie auch' nicht in enge ^Bohnungen einpferchen, fonbern muß für ben “S a u genügenber unb gefunber W ohnungen forgen; man fann aud) nicht untätig ber itrbeitglofigfeit 3ufehen, fonbern muß helfen, bem W ü ßiggang fteuern. S>ag alleg aber forbert forgfältig augge» arbeitete ©efetyegborfagen, bie 53efd>affvtng großer ©elb mittel unb bieleg anbere mehr. (Eg ift aber fla r, baß bie Kirchen fiel) um biefe ted>= nifchen (£tn3elf)eiten nicht fümmern fönnen, bag ift nicht ihre c2luf= gäbe. S i e müffeu fid> alfo mit ^Inregungen begnügen.

$>ag muffen fie aud) aug bem ©runbe, » e i l fie fonft 3U fehr in innerpolitifche ober internationale Kämpfe unb ©egenfätye ber» ftrieft toürben. SÜÖenn 3. 53. <Sr3bi|cfjof Sicherer auf bem duefjari» ftifd)en Kongreß in Iln tg u a^an a im t a r n e n feiner $'irdjie fo3iale ©e= rechtigfeit für bie Arbeiter forberte, fo flingt bag fehr fdjiön unb djriftlkh, birgt aber bie © efaljr in fidfji, baß bie $ird>e bag gan3e Unternehmertum gegen fid> aufbringt. 3>enn man hört heute biet Klagen ber ‘-ilrbeitgeber über a llju große ‘Bebor^ugung ber Arbeiter, tooburd) bie Unternehmer ftarf benad^iteiligt toürben. iü e r ba im ein3etnen recht hiat, fonn ein s3lußenftehenber tn0 h l fehler feftftellen. 5ft eg nun Aufgabe ber M rdje, in biefeg iOefpertnej't h in ei^u greifen, ben Unternehmer a ^ u fia g e n , baß er bie Arbeiter überborteile, ober bie ’^Irbeiter 3U ermahnen, baß fie getoiffenh-after arbeiten follten, um fidfii ber ihnen 3,ugeftanbenen Rechte toürbig 3U ertoeifen? (£0 toäre nid^t 3U bemnmbern, wenn bie ^orberungen beg (Er3bifchofg auf ftarfen “iöiberftanb bei ben ^trbeitgebern, aud) ben fatholifchen, fließen. 3rt fleinem W aßftabe tyat ntan bag fdfjon gefehen, alg bie fatholifche M rdje bie ^orm atu rabälle berbot, toibrigm fallg fie feine 'Ringe, S ä b e l ufto. fegnett toerbe. 3)er iOiberftanb in ben beteiligten Greifen ift groß, obtoohl fie burdjtoeg ber fatholifchen Kirche angehören. (£g ift eine mißliche Sache, iBorfd)läge in beftimmter Dichtung 3U machen, toenn man bodh nicht über bie W öglid>feit berfügt, fie burd^ufetyen.

(7)

Um aber ‘’öorfchtcige burdjgufefyen ober © ebanfen 3m* S a t in erben 31t taffen, bebarf eg im potitifcben £eben ber Rlacht. S i e Kirche aber barf nicht nad> Rladfjt ftreben, bag bleibt ben toelttidfjen dürften über* taffen unb ben Rtädfjtigen, bie ©etoatt fjaben (Rtiarf. 10, 42— 45), ® e r S t a a t bagegen ift feinem SSefen na cf) R ta ch t; ein S ta a t ohne bie genügeube Rladf)! ift ein unbottfommener S ta a t, ^öenn 3. S . ber engiifd>e Konfut in ^3orto R tegre in ber ft'rieg^eit imftanbe toar, brafitianifcben f in it e n bas R a b ice rt 3U bertoeigern, oi)ne baß bie brafilicmifdfje Regierung bagegen ettoag tun fonnte, fo liegt auf ber Qanb, baß bent brafitianifcben S ta a te an ber nötigen RTacbt fehlte. § a t aber ber S ta a t, bor altem im Snnern, bie nötige ‘2Hadf>t. bann fann bag, mag feine R la d jt E>at, gegen bie Rladfjt b ei S ta a te g nidfjt auffommen. Unb toenn man gegen bie Rladfjt beg S ta a teg an* geben teilt, fo muß man © etoatt g eb rau ten unb fommt mit geiftigen W affen nicht aug. Um ettoa ben toadfjifenben fomrnuniftifd)en S e rro r in S>eutfd)tanb 3U brechen, genügte eg nicht, gegen ben Kommunig* ntug 3U prebigen. S a g f)abett bie Kirchen, aud) bie ebangetifdje, ge* tan. fjie r hat* Ritter recht begatten, toenn er erftärt: S e rro r fann nur burd) S erro r gebrochen toerben. 3 )2r Kommunigmug tourbe in 3>eutfd}= tanb nicht burd) R eben, Seftam ationen unb © ebanfen 3erbrod)iett ober 3urüdgebrängt, fonbern nur baburd), bajj fid) eine entfd)toffene R e * toegung gegen it)n bitbete, bie aud) bor Saa[fd>iad)ten ufto. nid)t 3urüdfdbeute unb nad) ber RtadE)tergreifung burd) ©efetje ben Kom* munigmug erlebigte. Kann man nun bon ben Kirchen, atfo ing* befonbere bon ben P fa rre rn verlangen, baß fie in biefer W eife in ben potitifdfjen Kampf geben fotten, um ihre Kirche gegen ben atbe* iftifdfjen Kommunigmug 3U berteibigen? S a g gebt offenbar nidfjt. R tfo bteibt nur übrig, 3U leiben, unb 3U fterben unb bie Kirche 3erfd)iagen 3u taffen. S a | bamit bag S d jid fa t ber Kird^ie unb unter Umftänben aud) beg (Sbriftentumg befiegett fein fann, ift burdfjaug möglich; toie benn immer toieber feftgeftellt toirb, baß bie 3>ugenb in Rujjjtanb ber Kircbe unb bem ©tauben fernftebt, toäbrenb bie mitten mxfo an beibem feftbatten.

R u cf) biet* in R rafifien haben toir ein einbrudgbotteg Reifpiet bafür erlebt, bafj, bie Kirche gegen bie organifierte Rlad^it beg S ta a teg nicht auffommen fann, bag ift bie R ationatifieru ng ber Sd)uten unb Kirchen. Smmer toieber tourbe bon maßgebenber S te ile berfidjert, baß ber S t a a t bie Kircbe unbehelligt unb ihr bie offi3iette Kircfjienfpracbe taffen toerbe. ‘iö ie in ber fatbofifd>en Kircbe bie tateinifcfje Sprache in ber RTeffe unb ben Rtntgbanbfungen bleiben toerbe, fo toerbe man uns bie beutfdfje Kird>enfpracbe taffen. R [g bieg nun bodf) nicht ber yfalt toar unD ber S ta a t ben ©ebraud) ber £anbegfprad[je nicht nur in ben Sehnten, fonbern aud> im R etigiong* unb Konfirmanben* unterricht ber Kircbe fotoie im ©ottegbienft unb bei fird)tid)en £janb= lungett bertangte, ba blieb ung nidfitg anbereg übrig, afg ung 311 fügen, troßbetn bie Kirche in feiner W eife auf biefe Umfteltung bor* bereitet toar. (Eg gab toeber ein ©efangbud), noch eine Rgenbe, noch fannten febr biete P fa rre r bie ßanbegfpmche fotoeit, baß fie im* ftanbe getoefen toären, ben S ie n ft in ber 2anbegfpracbe 3U tun. S a ß

(8)

bie 'Slrbeit unferer Mrd^e burd> biefe bom S t a a t geforberte Um * ftellung fefjr gefdjäbigt tourbe, ba biete ©emeinbeglieber nunmehr boti ber Sotfdfjaft ber 5iird)e rticfjit mehr erreicht tourben, auch ber 3 U= fammenhang ber ©emeinben infolge beg ^ d y k m ber ftrd)üd>en t r e ffe unb 3 ufammenfünfte ($reig= unb £anbegft>noben) getocfert tourbe, bebarf feineg Setoeifeg.. W it einem Jeberftrid) fo3Ufagen tourbe bie gan3en A rbeit unferer Ä’irche 3toanggtoeife in ein anbereg ^ahrtoaffer gebracht, of)ne baß W öglichfeit unb s2lugfid>t beftanben hätten, bag Vorgehen beg S ta a te g 3U berhiubern. Unb toenn mir jet}t bie beutfd)e Sprache toieber antoenben fönnen, fo ift ber alte ßuftanb umoieber* bringlidf) bahin, 3umal bie Sugenb feinen Unterricht in ber beutfd>en Sprache in ben Schulen erhält, fobaß nad) bem ilugfterben ber älteren ©enerationen ber 51‘reig berer, bie genügenb Seu tfcij berfteljen, um einem beutfd£>en ©ottegbienft folgen unb firdjlicfye Literatur in 3>eutfch lefen 3U fönnen, immer fleiner toerben toirb. ‘2BÜI alfo bie 5tir'd}e nicht auf bie Sugenb unb bamit bie 3 uf unft b elichten, fo muß. fie fdfjon il)re <2lrbeit auf ber © runblage beg © ebraudjg ber £anbegfprad)ie aufbauen unb fann 3>eutfdf) nur alg Hilfgfprache gelten taffen. S o llte aber bie Regierung toieber einmal auf ber 3>urci>füf)rimg beg Sprad>= berboteg beftehen, toirb ber Sitrd>e nidjtg anbereg übrig bleiben alg fiel) 31t fügen, aud) toenn im fogenannten „bemofratifc^en“ S t a a t mit feiner ^arteitoirtfd>aft mehr W öglid)feiten befielen, tRed)ite ober M einungen geltenb 3U machen.

^lud) bag politisch« £eben ber ©egemoart bietet manche Seifp iele bafür, baß mit ben geiftigen W affen ber ilberrebung, ^rop ag an b a, ber guten SRatfdf)Iäge, %>rotefte unb ähnlichem nicht bag erreicht toirb, toag im Sntereffe beg © a n 3en erreicht toerben müfrte. Soinol)l Sßrä* fibent S ru m an alg aud) W inifterpräfibent ^ a m a b ie r haben fid> mit allen Kräften bemüht, ben ftreifenben ^Irbeitern ih re! fianbeg ftar 3U machen, baß S tre ifg burdsaug unangebracht feien unb bie 3n= tereffen ber ‘Jlllgemeinheit fdf)äbigten. ^Iber alle Serfudye in biefer Dichtung berliefen ergebniglog, toie auch in (Englanb, obtooljl fo= toohl ?Ramabier alg aud) bie englifd>en leitenben Staatgm änner S o » 3ialiften finb. 3 >er ‘3lationaifo3ialigm ug hcttte barum recht 3U ber= langen, bafe eine R egieru ng ftarf fein müffe, um gegebenenfallg S tre ifg 3U berhinbern, ebenfo aber ^lugfperrungen bonfetten ber ilrbeitgeber, unb überhaupt bafür 3U forgeit, baß, alle totrtfcf>aftenben Greife fid) alg §>iener am S o lfg g a ^ e n füfjlen unb nicht alg Vertreter ihrer klaffe. (Eg leuchtet ein, baß bie oft toiberftreitenben Sntereffen ber '•ilrbeiter unb Unternehmer, bott S ta b t unb Canb, beg ©roftgrunb» befitjeg unb M einbauerntumg, bon §an bel, 3nb uftrie unb H^nbtoerf nur unter bem ftärferen ober fanfteren 3>rud einer ftarfen ‘Regierung fo auggeglicheu toerben fönnen, bag, bag © a n 3e babet gebeizt. S e i bem „freien S p ie l ber K räfte“ geht eg meifteng fo, baß ber Schwächere unterliegt unb bont Stärkeren unterjocht ober tvemidjtet toirb, fiehe 3. S . bie SJHadfjt ber S ru ftg in ben b ereinigten S ta a ten . 5Han benfe aud) an bie § a f t u n 9 2 nt()erg im S a u em frieg . (Er hatte bie <23erecb= tigung ber S or‘)erun9en ^er S ä u e rn erfannt unb bor ben dürften berteibigt — ohne (Srfolg. fre im ü tig berurteilte er bie ©reueltaten

(9)

ber S ä u e rn unb mafynte 3ur W ä&igung — of)ne (Erfolg. 3>aá Gr= gebniê toar, baß bie groß« J^rage ber 3 eü of)ue ii>n, ja gegen itjn e n tflie h e n tourbe, unb er fotooF)! beim "ilbd a lê audj bei ben S ä u e rn feine Seliebtf>eit einbüßte, boit ben einen ab ge [ei) nt toegen feiner t5t)m= potbien mit ben îlufftanbifcfyen, bon ben anbern a ls j^ürftenïnedjt berfdEjrien.

6 0 f>atte £utf>er toofjt ben beften E il t e n , bie ©runbfätje bes (Ebangeliumá im öffentlichen £eben 3ur © eltung 31t bringen, aber praftifd) e r r e g te er nidfjtö. 3n gíeid>er ïO eife muß bafyer aud) eine itjrer politifcfien SeranttoOrtung betoußte Sl’ird)« bamit rechnen, baß fie «auf ben tatfädfilidjen (Sang ber 3>inge fo gut toie feinen (Einfluß jjat, toenigfteng, toenn fie fid) auf bie rein religiöfeit W itte l befcijranft, toie baê eine ebangetifdje $ird je niefjt anberë faitn, unb nid)t W ad)t= bünbniffe mit potitifcfyen ^ a fto ren fdjüeßt toie bie fat[)oiifd>e Birdie, bie au f biefe iö e ife gau3e ©ebiete 3urücferobern fonnte (Snquifition. ©egenreformation).

SCÖeitere S eifp iele in biefer £jiinfidf)t liefert b-aä internationale ßeben. © er Sö tferbu n b ift baran gefdfyeitert, baß il)m feine Wadyt 3ur Verfügung ftanb, um feine <Sutf(Reibungen ben toiberftrebenben ‘R ationen auf3u3toingen. ©eêfyalb fott ja bie 03X11 eine internatio» nale W ilitärm acftt erhalten, um bieá tun ju fönnen. S>afi, aber nicfyt biefe internationale W ilitärmadf)t, fonbern ber gute ïOUle ber be= teiligten ©rofemächte entfd)eibenb fein toirb für eine ‘ilftion gegen toiberftrebenbe S ta a ten , liegt auf ber

Han^-5 B a s tjaben ferner Han^-51 mérita unb (Engtanb mit itjren Sroteften gegen baê So rgeljen ber Muffen in Ungarn ober gegen bie £jinridj= tung S e tfo ffê in S u lg a rte n erreicht? 3 Tidf;tô, benn Ungarn tourbe fommuniftifd) unb S e tfo ff tourbe [)ingerid;tet. Unb toenn bie beiben genannten ßanber ©ried>en[anb bor bem B e g riff ber Sotojetä retten toollten, mußten fie Gruppen nad) bort fetjiden unb © o ltará. 5Ufo immer toieber baáfeíbe Sd xiu fp iel: bie W a d jt ift testen (SttbeS ent» fdjeibenb. 3>esi)a(b fann S u P a n b bie biptomatifdjen sRieberiagen auf ben internationalen Sïong reffen ber O S U ufto. rul)ig einfteefen, bettn biefe ‘ilbftimmungsfiege entfdf)eiben nidfjtë; entfdfjetbenb finb bie S®af= fen unb bie ^robuftion ëfàiu gfeit bon l'anbtoirtfd>aft unb 3nbuftrie. bie einem ßanbe 3ur Verfügung ftefyen.

S o n entfd)cibenber Sebeu tu ng ift aud) ba£ W enfc^enm aterial. baê einer ‘Regierung 3ur Serfü gu n g ftei)t. 3)enn es finb lebten (Enbeá bie W etifdjen, bie in ber 5öirtfd)aft arbeiten ober auf ben Sd)Iacbt= felbern U )r £eben laffen. (S3 fommt nidf)t nur barauf an, bafj bie SoIf3anaet)örigen genügenb gefd)ult finb, utn bie bon ber ‘Regierung itjnen geftellten Aufgaben toirtfd)aftlid)er unb tedjnifctjer ‘Strt löfen 3u fönnen, fie müffen aud) bereit fein, mit ber ‘Regierung 3ufammen= 3uarbeiten, toillig unb gefyorfam fein, es barf alfo feine ftarfe Oppo» fition ober paffiben ‘SXKberftanb unb bergt, geben, inoburd) bie Sie» gierung in iíjrert “ílbfidfjíen beíjittbert toirb. 3>eátjatb ift für jebe “Re= gierung bie S ro p ag an b a eine toicijtige ‘ïOaffe, um bie So lfém affen toillig 3u madjjen, bie auferlegten Arbeiten unb Opfer auf fid) 311 nehmen unb ein gefügige^ ‘î ô e ^ e u g ber "Regierung 3 U fein.

(10)

'ülber aud) bie ^rop aganb a (>at iíjre ©rennen, 3>aâ fjaben aud) bie 'STationaífojiaíiften getnerfí, bie ja fo gro|eâ ©eündjt auf eine gefdjicfte unb umfaffenbe ‘Çropaganba legten. Qitler tabelt in feinem Kampfbudj bie faiferlidje ^Regierung feíjr fdjarf, baß fie uuif)renb beá erftert SQMtfriegeá nid)t berftanben babe, im 3n= toie im s2luãlanb eine gute ^ ro p ag an b a 3U entfalten, fonbern baß, bie beutfdje ^rop a= ganba im Bergleid) 3U ber gegnerifdjen gerabcju fläglid) getnefen fei, $tu n , aud) bie % i 3iâ íjabert eá nid>t fertig gebracht, trotj gefdjicfter unb umfaffenber ^ro p a g a n b a bie gefamte Seb ö lferu n g 3>eutfd)lanbâ für ifyre Sad>e 3U fleto innen. (Es gab eine berbättniämä&ig; fteilte 3al)t überzeugter "Jlnijcinger, aber fei) r niete 'üxitläufer uub @leid)= gültige, aber aud) biete, bie innertid) nidjt überzeugt toaren ober ben i5Iationa[fo3ia íi0muá ablebnten, toenn fie aud) nidjt offen gegen baá Sbftem auftreten fonnten.

SUucbi bei anbern 'Stationen fönnen toir beobachten, baß felbft intenfibfte V ropaganba nidf>t immer ben geibünfdjten (Erfolg bat. S o börten truibrenb beã Kriegeê amerifanifdje S o lb ate n lieber bie eng= tifebeu Senkungen bes beutfeben 'Runbfuttfã afã bie forigefeßten ^ ro = paganbafenbungen ber anterifanifdjen ©teilen. Hub aud> au ä SRulß,“ lanb fontmen '3Tad)ricbten, baß bie bolfd}ett>iftifd)e Vropagartba bei bieten au 3 bem „berfaulten h e f t e n “ b. b- aué 3)eutfd)'fanb ober Öfterreid) 3urüdgefebrten Sotojetfolbaten nidjt tnebr ben unbebingten © tauben finbet toie früher, ba biefe ßeute burd) ibre Seobacbtungen über ben 1'ebenéftanbarb ber Sebö lferu n g in ben befeßten ©ebieten ftutüa unb fritifdji getoorben finb.

$llleg biefeê ift toieberum ein Çintoeiâ barauf, bafe bie t2Birfungä= mögtid)!eiten ber K irn en befdf)iränfte finb, zumal bie ber ebangelifcben K irn en , bie ja nidjt mit ber ^IXaffenbeeinftuffung arbeiten fönnen toie bie fatbolifdje ÄHrdje. (E3 ift öafjer begreifticbi, bafs bie (Sinttúrfung ber Kirdjen auf bas öffentliche lieben oft nidjt bie geibünfd)ten (Er= gebniffe 3eitigt, 3umal bie &ird>en ja nidjt über ben ^rop aganba» apparat beé S ta a te ê berfügeu unb feine fd>r eien ben ^rop aganbam ittel antoenben fönnen, bie mit bem OEjarafter ber 5tirdien a ls Sräge= rinnen einer religiöfen So tfcb aft unbereinbar finb.

5. iÖenrt baã fo ift, bafe bie Kirdjen auf baê öffentliche lieben nur in befd)ränfiem ^liaße eimoirfen fönnen, ü>eil biefeá tüefentlid) nur bon bem S ta a te a l3 bem Snbaber ber 92Iad>t gelenft toerben fann, unb tbenn felbft bie bom S ta a te geleitete ^ro p ag an b a nidjt immer 3U bem getoünfdjten (Ergebnis fübrt, too bocbi bie Mrd>en. 3umal bie eüangelifdjen, feine berartige ^rop agan b a entioideln fön= nen, — bann ift es abtoegig, bon ber S d ju lb ber K irn en 3U fpredjen, toeil fie fid) getoiffen politifd>en Ström ungen nidjit mit geniigertber (Entfcbiiebeubeit toiberfetjt hätten. '2lud)i Sbeobor Ijaitg übernimmt baé 6 d)ulbbefenntnié ber Stu ttgarter (Erfläruug, bie bor ait^länbi]d)ert V ertretern bie Sdfjulb ber ebangelifcben Kirchen Seutfd^lanbä offen ausfprad). ^lud)1 l)ier im ßanbe ift foid^e S d ju lb ber Ä'irdjen ju= gegeben toorben, 3. ”23. bon bem fd)on früher f>ier tätigen unb nun nad) S r a filie n 3urüdgefebrten ^ a fto r fjaralb iliebrter, ber bor metbo= biftifdben Sbeologieftubenten in biefem S in n e fprad). 3n V f an 'ei'=

(11)

freifen ift toofyl fcfjon oiel über biefeö Sd)ulbbefenntnis gefprodjen toorben, unb bie M einungen gingen fcfjr ou&eimmber. 5öenn man [ich bergegentoärtigt, baß bie Stirnen fcF)ion in ii)rer eigentlichen Arbeit bei ihren „© laubigen“ oft feF>tr toenig (Erfolg hatten, toie bas -]3ribat» leben fo bieler ©emeinbeglieber unb ba3 5}orhanbenfein fo bieler „toter“ ©emeinben, ja gan jer $ird>en hier toie in Seutfchianb be» toeift, bann fann man nicht mehr bon S'dsulb ber Siirdjen fprechen. S>a3 Ijie&e öon ihneu 3>tnge ertoarten, bie fie nidf)t leiften fönnen unb auch nidjt geleiftet haben, S e lb ft toenn bie eüangeiifcf>en ÄHrdjen Seu tfd jlan b s fid) mit a ller Straft bem 51a t io na l f 03 ia l is rn u l entgegen» geftellt hätten, fie hätten nichts erreidjit. 3>enn anftelle ber braunen §Tut toäre bie rote gefommen, ba wohl feine anbere 5lusfici)t in bem bamaligen 3>eutfd)Ianb beftanb, a ls nationaIf03ialiftif<^i ober fommu» niftifd) 3U toerben. 5lrtbere P arteien unb Kräfte, ettoa bas Zentrum unb bie S o 3ialbemofraten, wären nicht imftanbe getoefen, ben fteigen» ben f lu t e n 5lot unb 53raun einen toirffamen 3>amm entgegen3ufe^en. 5Ztan braucht nur einen 53lief etwa in bas 53latt ,,3>as anbere Seutfd)» lanb“ a u s 'Buenos 5lireS 3U toerfen, baä öon bem S o 3iaibemofraten 5luguft Siem fen, 5-'farrerSfof)n a u s (Sffen, geleitet toirb, um 3U er» fennen, baß bie S o 3ialbemofratie bamalg unfähig toar unb heute noch ift, 3>eutfcf)lanb gefunben guftänben enigegen3uführen. S i e alten ab» gegriffenen Schlagworte öon bantals werben heute munter weiter» g eb rau st, fobaß mau fieht, biefe Ceute fyaben nid)ts ba3,u gelernt. 2tberbie3 totrb ihnen bon ber jungen © eneration befcheinigt, baß fie alt unb abgeftanben finb unb baß ber gan3en S o 3iaIbemofratie Oon heute führenbe Ä'öpfe fehlen, bie fähig Wären, ba£ beutfehe 53oIf beffe» reu 3eiten entgegen3ufühxien. S>iefe Unfähig,Feit hat bam als in bem gleichen 5I£aße beftanben tote heute. Unb ettoa bem politifdjien S?a= tholt3tsm u^ in ben S a tte l 3,u helfen, bamit 3>eutfcl}lanb ein 3toeite3 ®ollfu&»Öfterreich toerbe, ba3U hotten bie eöangelifcfren $ird)en bod) tooi)l auch feinen © runb. 51tit bem fogenannten „B ü rgertu m “ aber, in biele Sntereffengruppen jerfplittert, unfirdjlid), toenn audji tuet» leicht 3ur $ird)e norfii geljöreitb, toar bod) rtid)ts an3,ufangen. 50ol)in man fieht, toar nid>fö ba, auf bas bie ebangelifdjen Üird>en fid) hätten ftütjen fönnen. Sotoohl bie Ä’ommuniften alg auch' bie S o 3ialbemo» fraten, bas Zentrum unb bas 53ürgertum toaren fird)enfeinblid> ober 3uminbeften gleichgültig.

5luch ber 5Tationalfo3taliStnuS toar eg, entgegen ber (Erfenntnig fjitlerg, ber in feinem Äampfbucf) bie 3)eutfd)nationalen in öfterreid) tabelt, baß fie gegen bie fatholifche Kirche arbeiteten, bie belanntlid) alle beutfchfeinblidsen (Elemente in ber §abSburgermonard)ie begün» ftigte. ©in ‘p olitifer habe bie religiöfe llbet^eugung ber 5Hehr!heit feinet 53olfeS 3U achten. 5lber Hitler^ P a rte i hat fid) nicht an bie 5öetfungen ihres © ritnbers unb (fhefä gehalten, fonbern tourbe immer ftrdjenfeinblid}er. 3d) felbft fyabe oor ber 52iachtergreifung manchen 5lrtifel in ber beittfd)fprad>igert t r e f f e 53rafiliens gegen bie firchett» feinblichic (Sinftellung beS 51 a t io na If 03 ia lis tn u s beröffentlici>t, meShaib id> öon manchen toenig freunbltd) angefehen tourbe. Smmerhin tonnte man hoffen, baß in einem nationalfo3ialiftifd)en S t a a t eg 3U einem

(12)

erträglichen V erh ältn is 3toifdjen Kirchen unb S t a a t fommen fönne. ^Ingefichitê ber ta g e blieb bett ebangelifdfjieiti Kirchen toobl feine anbere <3öab l a lê bem <2Iafionaifo3ialtém uê 3u 3uftimmen, ber baê ein3ige VoIItoerf gegen bie brobenbe rote ^ l u t 3U fein fehlen.

A fê aber baê nationalfo3iaIiftifcbe Regim e einm al feft im S a tte l faß, toar unmöglich für bie Kirchen, biefeë St)ftem 3U ^ a l l 3« bringen, baë hätte nur burd) 9lebolution unb mit îD affengetoalt ge= febeben fönnen. <2Tiemanb aber toirb behaupten toollen, ba| ‘2luf= gäbe ber ebangelifdjen KirdE>e fei, eine SReboIution bor3ubereiten unb VSaffett 3um getoaltfamen S t u r 3 eineé beftimmten polittfcfj-cn Stjftem ä 31t beforgen. S e lb ft toenn man mehr K enntnis bon ben toirflicben ober angeblichen ©reueltaten in ben K 3 =2 agem gehabt hätte, hätte man praftifdj nichts tun fönnen, benn mit lahmen, papiernen Vro= teflen ift hier nidjt3 gefebafft, toie man bente tagtäglich im internatio= naten Seben feftftellen fann.

<22tan toirb fid> nid)t ber (Erfenntnts berfchlie^en fönnen, baß bie Kirdjen im allgemeinen politiifdjen Ström ungen unb Kräften madjt= los gegenüberfteben; biefe entftef>en ohne 3u tu n ber Kirchen unb führen ihr (Eigenleben. §engftenberg, S ta h l unb anbere reaftionäre ©eifter fdhrieben in ber ,,(2bangeüfti)<m K irdjeiyeitung“ gegen ben poIitifdEjen Ciberaltémuë, geholfen Ijat nichts, Welche Kirche bat fich hier in V rafilien gegen ben ,gleiten S t a a t “ beê £)errn © etulio V a rg a ê erhoben? £>aben bie ebangelifchen Kirdjen ^ranfreidfjë bie îln neftion (Elfaß=£;otl)ringens a lë ein Unrecht gegeißelt unb feine ïOicbergut» mad)ung, alfo bie SRüdgabe an 3Vittfd)lanb berlangt? fjaben bie K irn en im englifd)ien ^Seltreich gegen ben % aub ber beutfdjen Kolo= nien nad) bem erften ‘îô eltfrieg <Sinfprud> erhoben? V3o blieb ber Vroteft ber Kirchen gegen bie ©reuelpropaganba ber A lliierten im erften SQMtfriege, a lê man bie 3>eutfd)en atö §u nnen, ''Barbaren unb Vocheê hinftellte, bie ben Kinbern bie ijän b e abfd^mitten unb bie g ra u e n berftümmelten? 3m erften V M tfrie g hieß e i, bie A lliierten 3Ögen 3U JJelbe gegen ben preufsifdjen <22tilitartém uê, ben Kaiferismusi unb V angerm aniëm uë 3Utn Schutt ber Freih eit, ber 3 ibiltfation, bes €hriftentum ê. fjeute toeiß man bod), baß b a i alles nur fabenfeheinige Vortoänbe toaren, um bie eigentlichert Abfkfjiien 3U berbeefen: ben beutfdjen §an b el, bie beutfd)ie 3nbuftrie, bie beutfehe S tellu n g in ber ‘îD elt 3U 3erftören. 5>er Krieg ging alfo nicht gegen îîtilitartô m u â unb K aiferism uë, fonbern gegen ba3 beutfehe V o lf felbft. Glicht anberë ber 3toeite ïO eltfrieg, ber angeblich ju m Sdjut} ber SBelt, ber 3 tbiIifation, ber Freiheit, bes (Sbriftentums gegen ben böfen ?la= 3iëm uê geführt tourbe, aber in SSHrflicbfeit fich1 gegen bas beutfehe V o lf felbft richtete, baä man fo treffen toill, baß fidy nie toieber erholt. ? ö a 3 h^ben bie K irn en in ber SODelt gegen biefe „iitgenben“ getan? Qaben fie fie nicht bielmehr übernommen in ihre Vrebigten unb in ihre g re ffe ? “üllleê baë ift ein Vetoeië bafür, unb ihre 3 a h l fönnte nod) bermebrt toerben — baß bie Kirrî>en bon politifdjen Ström ungen mitgeriffen toerben, unb felbft, toenn fie fich nicht mit» reiften laffen toollten, fie toären nicht imftanbe ba3U.

(13)

-Denn eg ift für ben 5tußienftehenben in ber R eg el unmöglich fid> ein flareg 53ilb bon ben politifdjen (Ereigniffen unb Ström ungen 31t machen; man nimmt bag an, mag bie Regierung eineg Sanbeg fagt ober mag bie 'Partei, 31t ber man gehört, erflärt ober mag fo allgemeine öffentliche M ein u n g ift, bie aber in ben heutigen S ta a te n burd) reffe unb 5tunbfunf bon ber ‘Regierung ober anberen einflußreichen ©rup= pett geformt toirb. 5Bag fidf) hinter ben $ u liffe n abfpielt, ift ber großen 5Ztaffe unbetannt, unb felbft alte „(Enthüllungen“ bonfeiten ber R e ­ gierungen burd) 50eif;=, 53lau= unb anbere ^arb bü d jer bringen nur bag. mag ihnen paßt. 5K an arbeitet heute allgem ein nach bem 5Hufter ber (Emfer S)epefd)e 53igmarcfg. S e lb ft nachher ift eg für ben 511 ann aug bem 53olfe fdjtoierig, bie 5öai)ri)eit 3.U erfennen, eg gibt tDofjf eine große Literatur für unb foiber, allein taer fann fie taufen, lefen unb beurteilen? 5Ttan benfe bodj. nur an bie 51 u ge in a n b er f e 15 im gen über bie S d ju lb am 5öeltfriege: bie 3>eutfdj'en finb feft über3eugt unb glauben eg genau bemeifen 31t föhnen, baß bie Sd )u lb nid)t bei 3>eutfd)lanb, fonbern bei ben A lliierten lag, mährenb biefe bie 53e= [>auptung aufredjt erhalten, baß eg bie böfen 3>entfd)cn gemefen finb, bie ben erften mie ben ^toeiten 5SeItfrieg entfacht $aben unb baber bafür beftraft merbett müffen. Ober bie jjraußofen finb feft babon überjeugt, baß (E[fa^=£othringen ihnen rechtmäßig gehört unb bag ^ranfreidb unentwegt auf 51a<|e finnen muß, wenn eg ben ;,53od)eg“ einm al gelungen mar, biefeg urbeutfd)e ßanb üiieber bem 3)eutfd>en Reiche ein3uberleiben.

5S ie follen ba bie Kirchen mit aller Sicherheit fagen fönnen: biefe unb jene ^ o l it if toar falfd) ober gar berbredjierifdj.? SHe 5le= gierung mirb abgerechnet bie Siirdjen nicht in ihre harten gucfen laffen.

S n biefem Sachberhalt liegt eg and) begrünbet, baß man bie Hnterfcfjeibung bon 5lng:riffg= unb 53erteibigunggfrieg nicht aufredjt« -erhalten fann. (£g heißt bon firdjiidjer S e ite, baß bie Kirchen ben 5Ingriffgfrieg unbebingt bertoerfen unb fogar ihre (Bläubigen 3um paffiben 5Biberftanb gegen eine 5legierung aufrufen müßten, bie einen 5lngriffgfrieg führt, © er 53erteibigunggfrieg mirb bagegen alg er* laubteg 5Xtittel aud) bon ben Kirchen gebilligt. (Einmal ift ber 5ln« griff bie befte 53erteibigung, fobann finb in ben beiben 5BeItfriegen alle S ta a te n in 5>erteibigunggfteitung geraten, benn bie (Engländer hatten ihr 5öeltreich 3U berteibigen, bie 5Torbamerifaner ihren toelt« politifdjen 5lufftieg, bie Muffen ihr b0Ifchett>iftifcheg Spftem . S ^ b a n n ift nidEjt immer berjenige ber 5lngreifer, ber 3uerft flie ß t , fonbern bie borhergehenbe ^ o l it if fann berart gemefen feen, baß ein £anb yich 3um A ngriff entf<hiießt, ehe bie (Erbroffelunggpolitif ber Je in b e (Erfolg hat. Sn biefer ßage befanb fich 3. 53. gapan U S=5tm erifa gegenüber, mie ber 52tifabo in feiner Ärieggerflärung an 5lm erifa augeinanberfetjt. Schließlich mirb eine gefd>idte ^ro p ag an b a bie 53ür« ger beg eigenen ßanbeg glauben machen, baß ihre Regierung tat* fädjlid) in gerechter 53erteibigung lebengmid)tiger Sntereffen ber Station 3unt Sdimerte greift.

(14)

g id jt man alte oben angeführten Itm ftänbe in (Ermägung, fo fann man tnoijl bie llberjeugung tierfedjiten, baß e8 nid>t angängig ift, ben ebangeüfdjen Kirchen SeutfchianbS eine Sd )u lb aufjubürben, bie fie nach Sage ber S in g e gar nicht haben fönnen, ba ficf)/ baS politifclje Beben in alten 'Stationen mefentlteh au^erhaib ber C£influf3= fph'äre ber 5l’ird)en abfpieit, foba& fie feine <2Ztögltef)iBeit haben, ihre ©efidEjtSpunfte gelteub 3U machen. S e 0i)a[6 mar bie Stu ttgarter Schiulb» erflärung minbeftenö fd jr boreilig unb unflug, fie hat ben Kirchen unb bem beutfdjen V o lfe mehr gefcijabet a !3 genügt, unb ba3u toar fie burd) bie Itm ftänbe ntcf}t geforbert.

6. (ES ift natürlich a n fi-d) richtig, baß „mir nicht mutiger be= fannt, nicht treuer gef»etet, nicht fröhlicher geglaubt unb nicht bren» nenber geliebt haßen“. (Solche Seibftanflagen fann jebe Kirche er= heben, benn altes, maS 5^ird>e ift, leibet unter ber Hnbollfommenheit alleS ^2Tenfd)tid)en. 3 toar finb bie Kirchen einerfeitS Trägerinnen einer göttlichen Votfchaft an bie £22lenfchhieit, aber artberfeits finb fie alS menfchikhe Organifationen allen Schmädjen, ^ e jjte m unb Srrtüm em ber ‘JItenfchen unb ihrer V Jerfe unterworfen. 3n allen Kirchen mirb 3utreffen, bafj man mit größerem (Eifer unb mehr Qiitgabe hätte arbeiten fönnen unb foilen, baß bie menfchlichen fe h le r unb Schibädfjen ber ^a fto ren unb anberer „Arbeiter im W einberge beS Qerrn“ bie firdjlkhe A rbeit in ihrer V Jirffam feit fd>äbigen, mie mir bas hierzu* ianbe in unfern ©emeinben fo oft genug beobachten fönnen. Aber an biefem Sachberljalt mtrb fein 0d)ulbbefenntnis etmaS änbern unb trot3 aller Seflam ation en über SReuanfang, bie and) in ber Stynobe 3U hören finb, toirb eS im großen unb ganzen beim A lten bleiben, Schon meil bie ‘SHittel ber fird)lid)en A rbeit immer biefelben finb; ‘2Bortberfünbigung in © ottesbienit, Unterricht, Seelforge, bei Am ts» hianblungen, in ber Vreffe unb im ‘K unbfunf, unb meil bieleS bon ber Sefd jaffu n g ber notmenbigen ©elbm ittel abhängt.

S rot; aller Hnbollfonnnenheiten aber ift in ben ebangelifdjen Kirchen SeutfchlanbS fleißig gearbeitet morben: hot bocl> nicht an ©ottesbienften gefehlt, toetm aud) mehr Kirchen in ben ©roßftäbten hätten flehen m üffen; gab eine tr>eitt>er3toeigte fircfj liehe t r e ffe , eine umfaffenbe fird)lid>e V ereinSarbeit unb bieles anbere mehr, bas unS 3eigt, baß bie Kirchen il)re A ufgaben ernft nahmen. ^B ir mollen boch nid)t in bie fe h le r ber £2t a 3iS berfallen, bie hier i ,n 2 anbe fo taten, al3 ob bie eigentliche SeutfchitumSarbeit erft mit ihnen an» gefangen hätte unb bie früher getane V olfstu m sarb eit garnidjtä ge» triefen märe. (Ebenfomenig fann man fagen, bag, bie ebangelifchen Kirchen in Seutfch'lanb ober hier nicht genug getan hätten ober in berührter SCÖeife borgegangen mären, fo b a f man einen gänzlichen l3teu= anfang machen müßte.

S e n n a ller (Erfolg ber ftrd)(id>en A rbeit hängt ja nicht nur bon bem ©efd)icf unb bem (Eifer ber fachlichen Kreife, ber ^afto ren , K irnen» behörben ufm. ab, fonbern aud) bon benen, benen bie firch'Iid>e Arbeit gilt. Unb ba müffen mir feftftellen, baß bie heutige ^Henfchheit mefentlich biesfeitig geridfjitet ift. A rbeit, © elb, Vergnügen, S p o r t / S e d jn if unb ähnliches nimmt Srttereffe, 3 e it unb K raft ber Schaffen»

(15)

ben unö bor allem her ftugenb in Anfprud), toährertb bic etoigen iö e rte bes (Ebangeliumg nicht gcfcf>at3t to erben, 3>ag i)t gietoift fei>r 3U bcftagen, toirb aber burd) feine „SebetSfalben“, VoIfSm iffionS* toodjen, (Ertoedungsbetcegungen unb ähnliche iBeftrebungert anberä toer= ben. iXKrfticbe jyrömmtgfeit, echter © taube unb reiute Hingabe an © o tt finb immer nur bei wenigen 3U finben getoefen, tocif)renb bie große k la ffe am Srbifcfien, ©icbtbaren, © r e i f b a r e n Unb ©elbtoerten bängt unb a llen fa lls einer oergröberten ^Religiofität naef) bem ‘JKufter ber fatfjolifd)en 5^ir-cf)licf)feit 3ugänglid) ift.

iQ3ar e i benn früher ettoa an bers? Schon 3 efus unb bor ihm bie Propheten SfraelS haben bie gleiche (Erfahrung gemacht; eS toar lebten (Enbes nur ein fleineS Häuflein, bas toirflid) begriff, et= fuhr unb erlebte, toaS bie Propheten ober yefu s wollten. Hub bei ben Propheten ijiat e§ bocl) toirflid) nid)t an © eift unb © lau b e ge= fehlt. Hub toie "fycd fid) yefits um feine jü n g e r bemüht! (Ergebnis? UnberftänbniS, wag fein ßeiben unb Sterben anbelangt, Verleugnung beg einen, V errat bes anbern. Aud) in ben apoftolifdj-en ©emeinbeu feljen toir allerlei S rü b es, ‘3Kufterbeifpiei hierfür bie ©emeinbe in itorintf) mit if)ren Parteiu ngen unb fonftigen traurigen (Ereigniffen, ‘Silan benfe aud) an bie bielfältigien T a rn u n g e n im Plenen Sefta= ment bor ben falfd)en Propheten, ben Srrieljrern, benen ein „Ana= tljema“ entgegengefd)leubert toirb. Ober an bie AuSeinanberfetjungen 3tt>ifd)en 3uben= unb Hetbendjiriften, bie 3.U mancherlei (Erregung unb Unruhe führten. A lfo überall basfctbc V ilb : eine toirflid) gläubige ^Kinberbeit fämpft gegen bie gottfeinbliche £225*elt ober gegen falfd)e JJreunbc beS (£bangeliums. Unb toenn baS früher fo toar, bann toer= ben toir beute fein anberes (Ergebnis erwarten fönnen. S»amit aber ift fd>on gefagt, baß ber (Einfluß ber $ird)en auf bas ßffentlidje i'eben beute unb toobl and)' in gu fu nft gering fein toirb. ©etoijj, (EhriftuS ift ber Herr bes gefamten liebertS, aber bergeffen toir nid),t, ba| bem ‘iltenfdjen bie Freih eit gegeben ift, fid) für ober gegen © o tt 3U ent* fdjeiben. Unb ber größte S e il ber '2T£enfci>E)eit, a u # innerhalb ber (Ebriftenbett, bat fich> praftifd) unb tatfädjilich gegen © o ttt entfef)ieben, iÖ aS gefu s einft feinen 3eitgenoffen entgegenl)ielt, bas ift and) beute 3U fagen: 3l)r habt nicht getoollt!

7. ‘itaturgem äß erbebt fid) nun bie ^ r a g e : toaS follen toir benn tu n? © ollen toir unS auf fleine Greife „AJiebergeborener“ befd)rän= fen unb bie iö e lt if)rem @ d)idfal überlaffen? (Ettoa in ber A rt unb <2Beife, toie ber bon Sf)eobor Haug 3itierte 9I£iffionar ‘'Braun bas <2öiebergeburtgcf)iriftentum unbertoorren [affen toollte mit aller p o litif, toeil eine aftibe ‘Betätigung; im öffentlichen ßeben eine SobeSgefahr für baS innere £eben in fid), fchliejjt? (f. Haugö «Schrift ® . 6/7), Offenbar gebt ba§ nicht, benn „© o tt toill, bafe allen <22Tenfdjien ge­ holfen toerbe“ , besl>alb müffen bie Kirchen baS (Ebangeiium allen anbieten, aud) benen, bie burd) baS iÖ irtfd)iaftSlcben ober burd) bie Spolitif gan3 in Anfprud) genommen finb, ob fie e£ hören toollen ober nii^t. A u f allerlei A rt unb “iö eife muß bag (Ebangelinm an alle herangebrad)t tnerben, bamit niemanb fid). entfdjulbigen fann, er habe nichts bon ber frohen <8 otfdjaft gehört. Jr e tlid ) müffen bie

(16)

fein; foidf>e 23etriebfamfeit, tote fie bie fatfjolifche Kird>e entfaltet unb fid) überall einbrängt mit Kruzifixen in ©erichtS* unb Parlam ents» fälen, g^eibmeffen bei jeher ©eiegenheit, fatf>oiifcf>er iO ähferliga, bie fdjtie&lich bod) nicht orientiert, 2Sunberfuren, um baS untoiffenbe V o lf anzulodfen, unb anbereS mehr, fann nicht aiS eine bem (Ebangelium gemäße ArbeitStoeife angefeijen toerben.

(ES geht aucf) nicf)t an, fid^i mit politifdjen P arteien auf ©ebeih unb Verberb zu berbünben, um bie „V elange“ ber K irn en unb beS (SbangeliumS 3U berteibigen ober zu fidEjern. Audfj toenn eS ft-d). um „dfjriftüdje“ P arteien f>anbe[t, f>ei|t eS borfidjtig fein, benn in ber ‘Regel hanbelt eS fid) um fatljolifcf) orientierte P arteien , toie baS be= fonberS perzulanbe ber ^ a l l ift, bei berten bie ebangelifchen Kirdfjen nicht bie ^örb eru n g finben, bie fie brauchen. S e n n bie P arteien ber= teibigen in ber ‘R eg el bor allem beftimmte toirtfchaftlidjje Sntereffen ober fucfjen ifjre Seute -an bie i^utterfrippe zu bringen, toäf)rettb reli= giö;g=fird^lid^ie Sntereffen für fie auS £)öfüd)ifeii gegen bie ^ird jen ober, um mehr Anhänger zu getoinnen, nebenbei berüdfidjtigt toerben.

V effer ift eS fd)on, ebangeiifcfye Abgeorbnete aller P arteien zu itnterftütjen unb zu beeinfluffen, baß fie in ben Parlam enten bie ebangelifchen Sntereffen pertreten. Seiber muß man aber tiielfad) be= obadjten, baß ztoar bie fütf)o(ifd)en parteim änuer fid) entfdfjieben für ihre Kirche einfefyen, toenigftenS biele bon ihnen, toäljrenb man baS bon ben Abgeorbneten, bie ber ebangelifchen Kirche angeboren, nicht in biefern *221016 fagen fann, fie finb „aud)“ ebangeltfd), aber l>aben mit ihrer Kirche toenig ober feine Verbinbung. 3mtnerf)in ift I)ier eine ‘22tögiid)feit borljanben, burd) ebangeiifdje Abgeorbnete unb partei» männer au f bie ©efetygebung bes SanbeS unb ben allgemeinen poli= tifd)en KurS toenigftenS in ettoa einzutoirfen. Auch bon djriftlidi eingeftellten Staatsm än n ern bürfen toir nici)t allzubiel ertoarten. S e n n biele ber leitenben 22Tänner bei ben A lliierten toaren burdjauS d>rift= lieh gerichtet, befannten fid) zu il)rer Kirche, toaren in ihrer Kird)e tätig, lafen bie “B ib el unb fprad>en öffentlich- über Vibelterte — ganz im ©egenfat} zu bielen beutfd)en 'OHänncm ber ^lazizeit, bie au s ber Kirche ausgetreten toaren unb fid) zu ‘ÄofenbergS ,,s22Tt)t[)uS“ be= fannten. <22lan barf bie Shaftlichfeit ber alliierten leitenben ^Känner tooljl alS aufrichtig unb ehrlich anfehen, aber biefe ^röm m igfeit i)in= berte fie nicht, eine burd)auS beutfchfeinbliche p o litif zu betreiben, bie einen frieblidjen Ausgleich unmöglich machte, ober fie ftimmten ber Sügenpropaganba gegen bie Seu tfd jen zu, unb im ztoeiten 2Belt* friege berbünbeten fie fid) ffrupelloS mit bem reltgionSfeinblidjen 9^upanb. A lfo baS Chriftentum ber ^od ), i;lot)b ©eorge, 2lantfat) 22tacbonalb, 'Roofebelt, Sru m an , 22lontgomerh ufto. toar ohne (£in= flufe au f bie politifd£>e Haltung, toorauS man ben ©d|lu& ziehen muß, baß, audj ein „chriftlicher“ S ta a tsm a n n feine ©etoähr bafür bietet, ba| feine p o litif im ©eifte beS (EbangeliumS geführt toirb.

S a S §auptintereffe, baS toir (£bangelifd>c in fatholifdjen Säubern an ber ©efe^gebung hoben, ift bie (Erhaltung ber ^Religionsfreiheit, nicht nur im S e j t ber Verfaffung, fonbern auch- in ber P o litik e n

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P r n jiS . © aß in übertbiegenb fatljolifcfjen ßänbern bie © efafjr be= fteht, baß infolge beS unbulbfamen (EljarafterS ber fatholifd>en Kirche bie ‘’Religionsfreiheit 3ugunften biefer Kirche eingefchränft wirb, ift befannt unb bebarf feineS PetoeifeS. SteShalb müffen toir (£ban= gelifchc alleS tun, um biefe nottoenbige VorauSfefyung unferer fircf)= liehen ‘Slrbeit in bollern Umfange 3U erhallen. Schon beShalb fön* nen unb bürfen toir uns nicht auf bie eigenen flehten Greife be= fcfjränfen, fo fehr hier unfere erfte ^lufgabe liegt, fonbern müffen in ber brafilianifchen Öffentlichkeit fo herbortreten, baß man nicht anberS fann alS u ns bie gleiche PetoegungSfreiheit 3u3ubilligen, toie fie bie fatholifche ÄHrdje hat unb beanfprudji.

Vi3ir bürfen unS alfo nicht ifolieren unb ein Sonberfein plS „roarginaiS“ im brafilianifchen £eben führen, toie toir eS früher taten, alS toir im Sntereffe ber (Erhaltung beS beutfd>en (EharafterS unferer Kirche fo gut toie feine ^fühlung mit ber offaiellen brafilianifchen V ie lt: P arteien , p o litifern , '.RegierungSf reifen hatten. 3>ic Leitung ber ebangelifdxn 5?ird;en hier im 2 anbe muß in ftänbiger perfön= Iidf>er F ü h lu n g mit ben ntaßgebenben Greifen ftehen, bamit nicht ber (Etnbrud auffomme, baß toir am ila n b e beS brafilianifchen CebenS flehen, tbährenb bie fatholifd>e ftHrd>e a ls unberäußerlidjer P eftanb* teil beS nationalen CebenS erfdjeint. i ö i r müffen a'lleS tun, um ber Öffentlichfeit bei3ubringen, baß bie ebangelifchen Kirchen hier im ßanbe ber ‘STation ebenfo toertbolle 3>ienfte leiften, toie bie Äatholifen baS bon ihrer Kirche behaupten unb ertoarten, unb baß ein ebattgelifcher (Ehrift ein ebenfo guter P ra filia n er ift toie ber Ä’atholif eS 3U fein beansprucht, bamit baS törichte Sereb e aufhöre, man ntüffe fati)o= lifd^ fein, um ein guter P ra filia n er fein 3U fönnen.

3m übrigen toerben unfere Kräfte hier int Canbe in Vnfprud) genommen bon bem nottoenbigen V u Sbau unferer fird)lid>en A rbeit; neue P fa rrb e 3irfe, ‘HuSbilbung bon P farrern , ßehrern unb $ranfen= fd)toeftern, "üluSbau ber Literatur unb ihre bermehrte Verbreitung in ben ©emeinben, V oifSm iffion, Sdjultoefen, (Erfaffung ber VbfeitS* ftehenben; biefeS unb anbereS ift 3U tun, um unfere Arbeit, bie toefent= lief) ejtenfib toar, mehr 3U bertiefen unb intenfiber 3U geftalten. sTtie= rnanb 3tr*eifelt, baß toir noch' ieh'r öiel tun fönnen, um bie A rbeit unferer M rdje toirffamer unb einbringlicher 3U geftalten, unb bafj b«3u aud> erheblid>e © elbm ittel nötig finb, bie hier im ßanbe auf* gebracht tDerben fönnen unb müffen.

R affen toir 3ufammen, fo fönnen toir fagen:

a) (SS ift abtoegig, ben $ird>en ®d>ulb auf3ulabeit, toeil fie biefe ober jene politifd>e Vtacht am ‘Jluffommen ober in ber ‘üluS= Übung ber V i a cf) t nicht gehinbert hätten ober mehr hätten tun fön= nen, folcheS 31t berhinbern. 3>enn eS ift ntd>t Aufgabe ber Äiwfjen, unterirbifche Petoegungen 3U organifieren, politifche V ladjtm ittei in © eftalt bon OppofitionSparteien eiryufeijen ober gar V3affengetoalt an3utbenben. derartige *31?ittel finb aber nötig, um baS 3luffommen politifcher Vetoegungen toie eS ^afdÜSmttS, 3 la 3iSmuS unb $ommu= niSntuS finb, 3U berhinbern. *22111 ben blof* geiftigen M itteln , toie fie ben Ä’irdjen 3ur V erfügung ftehen: 5'lberrebung, 31 b e f u g e n , ©eel=

(18)

forge, P reb ig t, Literatur ufto. läßt ftcf) auf politifcfjem ©ebiet tote auf toirtfcfjaftiicfyem nichts (EntfdjeibenbeS erreichen, ober tote E itler fagte: S e rro r fann nur burcf) Serro r gebrochen toerben, uub baS ift nic^t Aufgabe ber Kirchen, bie Kirchen finb feine politifdjen Rtad)!» faftoren.

b) S i e Kirchen fönnett unb follen bie öffentliche M ein u n g cineS ta u b e s unb einer ‘R a tio n beeinfluffen burd> bie ihnen gemäßen S22Iit= tel toie p rebig t, ©eelforge, Unterricht, Literatur, R u n bfu nf, SiSfu ffio» neu, (Einrichtungen, rnüffen fiel) aber fia t barüber fein, baß, fie auf biefe SSeife in befd>ränftem R ta ß e auf bie Öffentlichkeit eintoirfeu fönnen, 3umal fie fcf)on auf bas Beben ihrer © läubigen nur geringen (Einfluß haben, alfo auf ihrem eigenften ©ebiete. S i e Kirchen fönnen bort, too eg P arteien unb p ariam ente gibt, auf bie SJUaijl ebange* lifd^er Abgeordneter bringen, bie an toicf>tiger © teile unb in ent= fcheibenben Augenbiicfen fich für bie Kirchen einfetjen, um eine ihnen ungünftige ©efetjgebung 3U oerhinbern. V o r allem müffen bie Kirchen banctd) ftreben, fich bie R eligionsfreiheit 3U erhalten, bie in ben tota= litäreu ©hftemen unb in ben fath'olifchen Bänbern bebroht ober ein» gefd;ränft ift. S e n n bie Religionsfreiheit ift bie unentbehrliche Vor» auSfetjung ber A rbeit ber ebangelifchen Kirchen.

c) S i e K irn en follen fich ctffo uid)it auf ihre eigentlich fird)Uche A rbeit befchränfen unb fich abfapfeln gegen baS nationale unb öffent» liehe Beben, aber ihre Anftrengungen haben naturgemäß in erfter Binie bem A ufbau ber firchlidjen A rbeit 3U geiten, ein ©ebiet, auf bem auch hter3nlanbe noch fehr biel getan toerben fann unb muß, um bie Verfünbigung b ei (SbangeliumS an toeitefte Kreife heran3utragen unb mögliehft toirffatn 3U geftalten. 3ntoietoeit biefe A rbeit ^riid jte trägt für baS perfönlidje Beben ber Kirchengiieber unb für bas öffent= iiche Beben, muß fich' 3eigen, baS fteljt nicht in unferer Rtad)t.

b) “Sticht 3uie^t toirb eS ben Kirchen obliegen, ihre CiebeStätig» feit immer mehr au ^ u b a u en unb fo praftifd) 3ur Vefäntpfung fo3ia= ler unb fittlicher R tißftänbe bei3Utragen — toie übrigens auch (Sr3= bifchof ©djerer in feiner R eb e auf beut euch1 ariftifci>"eit Kongreß in liruguatjana barlegte. S e n n troij aller fo3ia[en ©efeijgebung toirb eS immer irgeubtoeldje Rotftcinbe auch' in unferen Kreifen geben, too bie BiebeStätigfeit ber Kirche helfenb, rettenb unb bie Qilfe beS ©taa» teS ergän3enb eingreifen fann. ©oid>e BiebeS tätig fei t macht ttatur» gemäß au f bie Öffentlichkeit großen (Sinbrucf unb hilft bie fonftige A rbeit ber Kirche ftärfen.

© 0 ift bie (Eintoirfung ber Kirchen au f baS politifche unb öffent= liehe Beben Pon Banb unb N ation eine inbirefte, bertoirflicht burd) religiö3=fittliche (E^iehung ber Kirchengiieber unb unterftütjt burd) bie chriftlidie BiebeStätigfeit. 3 e beffer organifiert bie K irn en finb, je fräftiger bas ©taubenSieben bei ihren © liebem pulfiert, befto mehr fönnen bie Kirchen auf bie V ilbu ng unb © eftaltung ber öffentlichen M ein u n g , ber ©efeijgebung unb beS ©'efamtlebenS ber Elation ein» toirfen, toobei toir nicht außer adfjit laffen bürfen, baß baS poiitifdje. toirtfd^aftliche unb fulturelle Ceben ber hentigen R atio n en fäfulari» fiert ift unb in breitem ©trome a n ben K irn en borüberfließt, ohne

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baß tiefe in her Sage wären, ben S tro m in ifjrem S in n e 3U regu= lieren. 31 ber wenn bas aud)! fo ift, bas entbinbet ung nid)t non bet ^Pflidfjt, alleg 3U tun, wag in unfern Kräften ftefjt, bamit bie £'ebens= fräfte beg (Etiangeliurns fid) überall bemerfbar machen unb entfalten fönnen, ltn b im übrigen wollen wir uns bas iB o rt beg ^falm iften aneignen:

3>er § e rr unfer O ott fei ung freunblid) unb förbere bag ‘üöerf unferer Hänbe bei uns, ja bas ‘JB erf unferer H äute Wolle er förbern!

3 n r (triflliifien 6i(te.

p ’ R B' * "

<2ö ir finben wolji in alten ‘öauerngemeinben 3>eutfdjlanbg bie S itte , bag 9Tlänner unb g ra u e n getrennt in ber Kircfye fifyen, be= fonberg aud) getrennt 3um QI. -llbenbmal)( gefyen. SHefelbe S itte finben wir wol)l aud) nod) burcfygeljenbg in ben F>iefigen Kolonie» gemeinben. ©agegen in ben ftäbtifd>en unb gro&ftäbtifdjen ©emein= ben war biefe S itte fdjon längft burdfjbrodjien, unb aud) bie i)iefigen ftäbtifetjen Kneife fyaben bie Senben3, biefe Srennu ng ber ©efd)led)ter auf3ul)eben. © a bie jtäbtifdfien Kreife bei if)rer größeren geiftigen ^8 ewe£(Iid)feit immer an ber S p iß e ber jeweiligen K ultur ober £tn= fultur fielen, fo fann eg leidet gefdKfyen, baß bie Srennu ng ber ©e= fdjledfiter in ber Kirche allmäfylid) tierfd)Winbet unb bie alte S itte gan3 oerbrängt Wirb.

ciöeld)e S itte entfprid>t nun aber metyr bent ©eifte bes (£l)riften= tuntS unb ber iB ibel? 3>ie ftäbtifd>en Kreife werben eg natürlidj, jeber= 3eit mit perfönlid)er s7tufrid)tigfeit ooller (Sntrüftung 3urüdweifen, baß fie mit iE)rer neuen S itte bem ©eifte ber sB ib el wiberfpredjen wollten, eg finb gar oft gerabe bie religiög angeregteften unter ifjnen, bie an biefer neuen S itte Rängen, itb er eg 3eigt fid) bodf> barin jebenfallg ein anbergartigeg innereg Jyül)len ber mobernen Seele, bag bem ber früheren ©efd)led)ter ber et>angelifd>en Kircfye wiberfpiidjt, unb ba bie Kirdje fid) fjeute in einem 3uftanb befinbet, in bem fie um il)reu inneren ^Beftanb aufg l)ärtefte 3U fämpfen unb gegen ben aug il>rem eigenen in n eren auffteigenben ^Intidjrift fief) 3U Wehren f>at, fo ift eg ^ f lid jt jebeg ein3elnen, fein eigeneg p u ffe n a u # gegenüber ben fdjeinbar äu ß erlich en ^Teuerungen nidjit bloß an ben eigenen £ieb» lingggebanfen, fonbern an © otteg iö o r t 3U meffen.

3>ag £Jül)Ien ber mobernen ftäbtifdjen (S^riften tritt wol)l am beutticfiften an ber Qtrt fjeröor, Wie man ben getneinfamen ©ang; ber ©efdt)Ie(f)ter 3um § 1. ?lbenbmal)l nid>t bloß rechtfertigt, fonbern an= preift. 3ft eg nid)t — fo fagt man — bon l)oi)er 'Bebeutung, baß Ijier “iHlann unb £Jrau — eoentuelt a u # mit ibren Söbuen unb Söd>= tern — gemeinfam nebeneinander bor ben -llltar treten, gemeinfam bag gefegnete <23rot effen unb ben gefegneten Kelcf; trinfen unb fiefj fo gemeinfam in il)rem innerften ßeben auf ben ^ e lg (Sfjriftus grün= ben? S e r b e n buref) foldje S it te bie ^eiligen S a n b e beg F am ilien * lebeng nicfit gan3 befonberg gefeftigt unb berinnerlidjt? SQ3er mag hiergegen etwag fagen? uid)t ber 'Jlpoftel ^ a u lu S felbft bag Fam ilienleben mit bem i5erl)ältnig, bag 3Wifd>en (£l)riftus unb feiner ©emeinbe beftel)t, o erg li# en ? ((Spt). 2.)

Referências

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