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P . b . b . 0 2 Z 0 3 1 1 1 7 M , V e r l a g s p o s t a m t : 3 0 0 2 P u r k e r s d o r f , E r s c h e i n u n g s o r t : 3 0 0 3 G a b l i t z ; P r e i s : E U R 1 0 , –
Krause & Pachernegg GmbH . VERLAG für MEDIZIN und WIRTSCHAFT . A-3003 Gablitz
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JNeurolNeurochirPsychiatr
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Member of the
Kongreßbericht: 6. Kongreß der
European Federation of Neurological
Societies, Wien, 26.-29. 10. 2002
Journal für Neurologie
Neurochirurgie und Psychiatrie
Das Buch wendet sich an Männer als potentielle Leser, schließt aber Frauen ausdrücklich mit ein, da sie oft die „Ge-sundheitshüter“ ihrer Ehemänner/Partner seien.
Im Zentrum der Darstellung steht die „Psychologie der Män-ner“, u.a. Aspekte der Männlichkeit und der Stressbewälti-gung bei Männern und insbesondere die Depression bei Män-nern bzw. der Prototyp der „männlichen Depression“ und der Weg, häufi g über eine chronische Stressbelastung, dorthin. Die Autorin sieht insbesondere im gesellschaftlich angesehe-nen „Männlichkeits“-Ideal ein Grundproblem für diese Ent-wicklung. Dieses Ideal prägt verschiedene Verhaltensweisen des Mannes wie die Tendenz, sich in der Arbeitswelt und sons-tigen Situationen zu überfordern, ein Übermaß von Stress in allen möglichen Lebensbereichen zu ertragen, stressbedingte körperliche und psychische Symptome nicht zu erkennen bzw. nicht wahrhaben zu wollen u.a. Auch die Tendenz, Gefühle für sich zu behalten, über Beschwerden nicht zu klagen, der Gesundheit keine nennenswerte Bedeutung im Alltagsleben einzuräumen, keine Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen und möglichst wenig in ärztliche Behandlung zu gehen, gehören zu diesem „Männlichkeits“-Ideal.
Irgendwann überwältigt die Depression dann den Mann, die aber selbst von Fachleuten oft nicht erkannt wird, da bestimm-te Symptomkonsbestimm-tellationen, wie die Neigung zu Aggressivi-tät, Alkoholabusus und externalisierendem Verhalten, vom Arzt nicht als Depressionssymptome (Prototyp der männli-chen Depression!) erkannt werden. Die Autorin stellt die inte-ressante Hypothese auf, dass die im Vergleich zu Frauen
deut-lich niedrigere Depressionsrate bei Männern weitgehend ver-schwinden würde, wenn die „männliche Depression“ erkannt würde und hat dazu einen eigenen Fragebogen als Screen-ing-Instrument entwickelt. Auch das Geschlechter-Paradox – Männer haben viel seltener Depressionen, begehen aber viel häufi ger Suizid als Frauen – würde sich dann aufl ösen.
All dies wird sehr detailliert (279 Seiten) und sachkundig dargestellt, u.a. unter Einbeziehung mehrerer eindrucksvol-ler Kasuistiken, und mit ausgewogenen Hinweisen zu den je-weiligen psychotherapeutischen, psychopharmakologischen und sonstigen neurobiologischen Behandlungsmöglichkei-ten.
Ein primär für Laien geschriebenes, durchaus aber wissen-schaftlich argumentierendes Buch, das auch von Fachleuten aus dem medizinischen und psychologischen Bereich mit Ge-winn gelesen werden kann, da es viele Informationen vermit-telt, die selbst in entsprechenden Lehrbüchern für Ärzte oder Psychologen nicht enthalten sind.
Die Autorin fi ndet einen auch für Laien gut verständlichen Stil, ohne dabei wichtige theoretische Konzepte zu vernach-lässigen und schreibt so spannend, dass man das Buch fast wie einen Kriminalroman liest. Obwohl sie Professorin für Sozial-wissenschaft ist (Psychiatrische Klinik der Ludwig Maximi-lians Universität München), fokussiert sie nicht nur auf so-zialpsychologische Konzepte, sondern bezieht gut balanciert auch neurobiologische Modelle zur Beschreibung und Erklä-rung von Stress und Depression mit ein.
Anne Maria Möller-Leimkühler
Vom Dauerstress zur Depression
Wie Männer mit psychischen Belastungen umgehen
und sie besser bewältigen können
Gebunden mit Schutzumschlag, 282 Seiten
22,99 € / 23,60 € (A)
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J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2002KONGRESS-BERICHT
6. K
ONGRESS
DER
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UROPEAN
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EDERATION
OF
N
EUROLOGICAL
S
OCIETIES
, W
IEN
26.–29. 10. 2002
S. Urbanits
Neurologische Abteilung und LBI für Neuroonkologie, Kaiser Franz Joseph Spital, Wien
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INLEITUNG
Die EFNS wurde vor 10 Jahren in Wien gegründet. Der diesjährige Kongreß wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Österreichischen Ge-sellschaft für Neurologie organisiert. 900 wissenschaftliche Abstracts wur-den zur Publikation eingereicht. Es gab 29 Hauptreferate; 126 kurze wis-senschaftliche Beiträge wurden zur Präsentation angenommen. Da sich diese Zusammenfassung des Kongres-ses nicht mit allen Themen auseinan-dersetzen kann, erfolgte die Auswahl der nachfolgend behandelnden Sitzun-gen subjektiv.
S
CHLAGANFALL
UND
ZEREBRO
-VASKULÄRE
E
RKRANKUNGEN
Hauptthema „Postakutes Schlag-anfallmanagement“: Das postakute Schlaganfallmanagement betreffend, betonte Prof. Brainin die Bedeutung der Stroke Units. Ein besonderer Aspekt ist das speziell geschulte Per-sonal sowie das akute Einleiten der Frührehabilitation. Ein Zeitraum von 3 Wochen bis zur Rehabilitation soll-te nicht überschritsoll-ten werden. Insoll-ten- Inten-sive rehabilitative Maßnahmen im Ausmaß von 3 Stunden pro Patient sind wichtig. Prof. Wagenaar stellte eine Metaanalyse der „forced used therapy“ für die oberen Extremitäten vor. Die Funktionsverbesserung in der chronischen und akuten Phase nach Schlaganfall wird als moderat signifi-kant beurteilt. Als Ursachen dieses Erfolges werden die Zuwendung oder die Intensität der Rehabilitation suszi-piert. Als gutes Evaluationswerkzeug für rehabilitative Erfolge in der Neuro-logie wurden die funktionellen neuro-radiologischen Methoden von Prof. Heiss diskutiert. Insbesondere die vital bleibende Penumbra wurde als guter Marker für das Rehabilitations-potential bestätigt. Tierexperimentell
zeigte Prof. Finkelstein in seiner Stu-die zum therapeutischen Einsatz von basic fibroblast growth factor (bFGF) einen positiven Einfluß dieser Sub-stanz auf das neuronale „sprouting“ nach Insult. Erfolge sieht man sowohl bei der subakuten Applikation als auch bei zeitverzögerter Gabe nach einigen Tagen.
Bei den kurzen wissenschaftlichen Themen zur zerebrovaskulären Er-krankung wurde u. a. auch die Schlaf-apnoe als Risikofaktor für den Schlag-anfall diskutiert, das S-Cortisol wurde als biochemischer Marker für die kli-nische Schwere des Insults untersucht. Die Adhäsionsmoleküle sICAM-1 und sVCAM-1 wurden bei Patienten mit Schlaganfall untersucht, um eine sekundär entzündliche Nervenschädi-gung zu untermauern. Daraus wurde eine spezifische Immuntherapie mit sICAM-1-Antikörpern als sinnvoll ab-geleitet. Eine Analyse der Post-Stroke-Epilepsie ergab als signifikantesten Risikofaktor hämorrhagische große Insulte bei jungen Männern. Throm-bolysedaten der Stroke Unit in Maria-Gugging zeigten eine Lyseindikation in 4 % der eingelieferten Schlagan-fallpatienten im untersuchten Zeit-raum. Intrazerebrale Blutungskompli-kationen gab es in 7,4 % der lysierten Patienten, extrazerebrale Blutungs-komplikationen in 3,2 %. 11,8 % ver-starben an weiteren Komplikationen der Lyse. Diese Studie schnitt im inter-nationalen Vergleich gut ab.
Zum Thema „Genetik der Schlagan-fälle“ fand ein Workshop statt. Ob-wohl soOb-wohl Familienuntersuchun-gen als auch Zwillingsstudien auf prädisponierende genetische Fakto-ren beim Schlaganfall hinweisen, erschwert die Verschiedenheit der Einzelfälle und die dahinterliegende Pathophysiologie solche Analysen. Blutplättchenphysiologie und Blut-gerinnungsfaktoren wurden als inter-essantes Ziel vieler diesbezüglicher Untersuchungen vorgestellt. Aber auch Faktoren der „Entzündung“ scheinen mit dem Schlaganfallrisiko zu korre-lieren. Das verbesserte Verständnis für
Erkrankungen wie CADASIL, autoso-mal-dominanter zerebraler Amyoloid-angiopathien, hereditärer zerebroreti-naler Vaskulopathien und MELAS könnte hilfreich für die Entwicklung einer ursächlich orientierten Therapie zu sein.
Ein weiterer Workshop setzte sich mit den neuropsychologischen Syn-dromen im akuten Schlaganfall aus-einander. Undiagnostizierte neuro-psychologische Syndrome erschwe-ren die diagnostische und therapeuti-sche Arbeit am Patienten. Hemineg-lektstörungen, welche die akute Pha-se des Schlaganfalls überdauern und persistieren, sind mit einem schlech-ten Therapieoutcome vergesellschaf-tet. Die Störungen bei Apraxie wur-den von Prof. Goldenberg in 3 Unter-gruppen diskutiert: Störungen der Imitation von Gesten, Ausführung sinnvoller Gesten auf Kommando, und der Werkzeuggebrauch. Er arbei-tete den Unterschied von Hand-, Fuß-und Fingergestik in Korrelation zu rechts- und linkshemisphäriellen Läsionen heraus. Prof. Brainin stellte seine Studie zum seltenen „Alien Hand“-Syndrom vor, das klinisch durch „Gegenarbeiten“ und „Nicht-Loslassen-Können“ mit der erkrank-ten Hand charakterisiert ist. Es liefert neue Hinweise zum besseren Ver-ständnis der Initiation der Motorik.
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EUROREHABILITATION
/
N
EUROTRAUMATOLOGIE
Bei den kurzen wissenschaftlichen Beiträgen zum Thema „Neurorehabi-litation/Neurotraumatologie“ wurden die Richtlinien zur leichtgradigen Gehirntraumatisation vorgestellt, wel-che auch im „European Journal of Neurology“ 2002; 9: 1–13 publiziert wurden. Aufgrund dieser Richtlinien sollen Patienten mit guter Rehabilita-tionsprognose evaluiert werden. Eine niederländische Studie zeigte eigene Ergebnisse zur Untersuchung
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J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 4/2002
KONGRESS-BERICHT
lulärer astroglialer und neuronaler Marker bei Schädelhirntrauma als prognostische Marker im Serum.
Prof. Pinter stellte anhand einer Serie von Patienten die Rückenmarksstimu-lation mittels implantiertem Stimulator als gute therapeutische Alternative für Patienten mit schwerer Spastizität vor. Die Arbeitsgruppe von Prof. Saltuari
hatte erste Ergebnisse und Erfahrun-gen zur Gangschulung mit dem Loko-maten, einem computergestützten, semimanuellen Gangtrainer, ausge-wertet. Hingewiesen wird nicht nur auf die vergleichbar guten Therapie-erfolge, sondern auch auf die physio-logischeren Arbeitsbedingungen für das physikotherapeutische technische Personal.
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EUROMUSKULÄRE
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RKRAN
-KUNGEN
Hauptthema „Distale Myopathien“: Prof. Illa stellte die distalen Myopa-thien im Überblick dar. Vor allem im Bereich der Diagnostik der distalen Myopathien ist die stufenweise Ana-lyse „klinische Untersuchung – elek-trophysiologische Untersuchung – Muskelbiopsie – genetische Analyse“ wichtig. Neurogene Krankheitsbilder sollten ausgeschlossen werden. Prof. Udd erörterte die in Finnland sehr häufige tibiale Muskeldystrophie. Immunhistochemisch kann ein Verlust des Titinproteins nachgewiesen wer-den, welches u. a. eine wichtige Funk-tion in der Muskelkalziumhomöostase hat. Prof. Bushy aus dem Genetischen Institut in Newcastle stellte die Dys-ferlin-Myopathien vor. Ein interessan-ter Aspekt dieser Myopathien ist ein variabler Phänotyp bei konstantem Genotyp.
Bei den kurzen wissenschaftlichen Beiträgen zu den „neuromuskulären Erkrankungen“ gab es zwei interes-sante Berichte zur Amyotrophen Lateralsklerose (ALS): Da Mutationen der schweren Kette in dieser
Unter-einheit des Neurofilaments (NFL-H) als prädiktive Faktoren bei der ALS vermutet werden, wurde ein Ver-gleich der Allelvarianten von NFL-H und SOD-1 angestellt. Die SOD-1-Aktivität scheint in homozygoten Trägern im Vergleich zu heterozygo-ten Trägern erhöht, die Wertigkeit dieser Aktivitätserhöhung ist aller-dings noch nicht geklärt. An thera-peutischen Optionen bei der ALS wurden einander in einer retrospek-tiven Analyse die Verwendung der PEG-Sonde und die Medikation mit Riluzol gegenübergestellt, wobei sich beide Interventionen nicht auf die Überlebenszeit auswirkten. Eine Münchner Serie von genetisch dia-gnostizierten Mutationen der Epsi-lonuntereinheit des Acetylcholinre-zeptors wurde vorgestellt. Die Ar-beitsgruppe aus Mailand präsentierte die Ergebnisse einer neuropsycholo-gischen Testbatterie bei myotoner Dystrophie, wobei hier Defizite in der visuell/spatialen Planung aufge-zeigt werden konnten.
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EMENZERKRANKUNGEN
Hauptthema „Frühe Beeinträchtigung der Kognition und Differentialdiagno-se der Demenz“: Prof. Dubois zeigte die minimale kognitive Beeinträchti-gung (MCI) als diagnostischen Sam-meltopf auf. Prof. Rossor stellte neu-roradiologische Folgeuntersuchun-gen des Cerebrums verschiedener Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD) und deren mathematische Auswertung dar. Die weitere Analyse solcher wert-vollen Ergebnisse könnte prognostisch signifikante, frühe neuroradiologische Marker ergeben. Prof. Emre brachte einen guten Überblick mit eigenen praktischen Erfahrungen zur Evaluie-rung und KlassifizieEvaluie-rung dementieller Krankheitsbilder.
In den Sitzungen mit kurzen wissen-schaftlichen Beiträgen zum Thema
„Altern und Demenz“ wurde der Dem Tect Test® zur Evaluierung der MCI
vom Max Planck Institut für Neurolo-gische Forschung vorgestellt. Die Testbatterie zeigt sowohl milde Ge-dächtnisstörungen als auch kognitive Defizite auf. Eine dänische Arbeits-gruppe wies auf das erhöhte Risiko von kognitiven Defiziten und demen-tiellen Erkrankungen nach stattgehab-tem Schlaganfall in Abhängigkeit von Insult-Schweregrad und Bluthoch-druck hin. Der intrathekale Infusions-test wurde von einer norwegischen Arbeitsgruppe als notwendige diagno-stische Entscheidungshilfe vor Shunt-Operationen bei Normaldruckhydro-zephalus untersucht und vorgestellt. Eine italienische Arbeitsgruppe stellte die Westernblotuntersuchung an Blut-plättchenhomogenaten zur Untersu-chung des Amyloidpräkursorproteins bei Patienten mit MCI vor. Auf die erhöhte neurotoxische Vulnerabilität des Gehirns von Alzheimerpatienten bei Medikation mit Neuroleptika wur-de von einer Grazer Arbeitsgruppe verwiesen. Dr. Bonelli verglich in seiner Studie den Liquor cerebrospina-lis von Patienten mit AD, vaskulärer Demenz und Kontrollpatienten nach Neuroleptikagabe. 2 Studien beschäf-tigten sich mit der therapeutischen Anwendung von Donepezil bei Pati-enten mit AD und vaskulärer Demenz. Die Ergebnisse beider Studien unter-stützen den medikamentösen Einsatz des untersuchten Medikaments.
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NKOLOGIE
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müssen. Prof. Weller spach über die Schwierigkeiten des Einsatzes von Chemotherapeutika bei Glioblasto-men. Er verwies auf die EORTC-Studie 26981, die den Einsatz von Temezol-amid untersucht und kurz vor dem Abschluß steht. Experimentell zeigen gentherapeutische Ansätze mit CTS-1 oder CP-31398, die versuchen, die Apoptoseresistenz von Glioblastomen zu überkommen, positive Ergebnisse.
Prof. Soffietti besprach den Therapie-ansatz bei Oligodendrogliomen (OG). Obwohl die Strahlentherapie bei OG zum derzeitigen Wissensstand keine überzeugenden Ergebnisse liefert, gibt es gute Therapieergebnisse mit dem PCV-Schema, vor allem bei Patienten mit molekularpathologischen Verän-derungen in den Chromosomen 1p und 19q.
In den kurzen wissenschaftlichen Berichten zum Thema „Neuroonko-logie“ zeigten 2 Kölner Arbeitsgruppen erfolgversprechende Daten bezüglich des diagnostischen Einsatzes von PET zur Bestimmung der Tumorprogression bei astroglialen Tumoren mit nicht-invasiver Darstellung des DNA-Meta-bolismus. Die Arbeitsgruppe von
Prof. Krausenegg zeigte den chemo-therapeutischen Einsatz mit ACNU und VM26 als gute Alternative zum PCV-Schema bei oligodendroglialen und oligoastroglialen Tumoren. Eine italienische Arbeitsgruppe stellte ihr Hausbetreuungsprogramm für Pati-enten mit fortgeschrittenen Gehirn-tumoren vor, ein spitalsexternes Hospizprogramm.
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PILEPSIE
Hauptthema „Basale Mechanismen der Epilepsie“: Prof. Jefferys berich-tete über Mutationen von GABA-Re-zeptoren und Natriumkanälen, die
zusätzliche Risikofaktoren der An-fallsgenerierung und Prolongierung sind. Prof. Baulac stellte Versuche zur Früherkennung von Anfällen vor. Da nur 80 % aller Epilepsiepatienten unter antikonvulsiver Therapie an-fallsfrei werden, nehmen Studien be-züglich Pharmakoresistenzforschung einen immer höheren Stellenwert ein. Diesbezüglich brachte Prof. Pirohamed
Forschungsbestrebungen bezüglich Pharmakokinetik und -dynamik; Ziel neuer Forschungen ist die Untersu-chung von Transporterproteinen des ZNS.
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XTRAPYRAMIDAL
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MOTORISCHE
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RKRANKUNGEN
Hauptthema „Extrapyramidal-moto-rische Erkrankungen“: Prof. Brotchie
analysierte die Pathophysiologie von L-Dopa-induzierten Dyskinesien und betonte die Wichtigkeit, De-novo-Parkinsonpatienten risikoärmer be-züglich Spätdyskinesien zu therapie-ren. Prof. Wenning brachte einen Überblicksvortrag über Multisystem-atrophien mit diagnostischen Mög-lichkeiten. Zur Tagesmüdigkeit bei Parkinsonmedikation nahm Prof. Rascoul Stellung und wies auf die Wichtigkeit hin, diesbezügliche Auf-klärung und Anamnese mit Parkin-sonpatienten durchzuführen.
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ULTIPLE
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KLEROSE
Hauptthema „Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose (MS)“: Prof. Brück
gab einen Überblick über die Ver-laufstypen der MS und arbeitete dann die unterschiedliche Pathologie bei sekundärer progressiver MS versus
schubförmig verlaufender MS aus. Erstere scheint eine deutlichere axo-nale Schädigung aufzuweisen, vergli-chen mit zweiter. Die primär fort-schreitende MS scheint eine deutli-chere Entzündungskomponente auf-zuweisen. Es bleibt die Frage offen, ob die Entstehung dieser verschiede-nen MS-Untergruppen in einzelverschiede-nen Pathomechanismen differiert. Prof. Miller referierte über den Einblick, den die immer sensitiver werdende MRT in die Pathophysiologie der MS gibt. Mit der Immunologie der MS setzte sich Prof. Selmaj auseinander. Bei immer größer werdendem Ver-ständnis der T-Zellpathologie im Rah-men der MS, gehen die rezenten For-schungsansätze an das Verständnis molekularbiologischer Kontrollme-chanismen heran, die wichtig in der Aufrechterhaltung der Autoimmuni-tät zu sein scheinen. Prof. Farland
ging auf die Klinik der fortschreiten-den MS ein und betonte die Wichtig-keit von neuroradiologischen und biologischen Markern, welche not-wendig sind, um die Krankheitspro-gredienz zu beobachten.
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USAMMENFASSUNG
Im Rückblick war der EFNS-Kongreß 2002 eine großartige Veranstaltung, die einen Überblick über State of the Art von Diagnostik und Therapie aller wichtigen Krankheitsbilder der Neu-rologie gab und Ausblicke auf kom-mende Forschungsansätze brachte.
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Sabine Urbanits
Neurologische Abt. und LBI für Neu-roonkologie, Kaiser Franz Josef Spital A-1100 Wien, Kundratstr. 3
E-Mail: