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Im Folgenden werden die Ergebniss der Feldforschung vorgestellt. Ziel der empiri- schen Erhebungen war es die vorhandenen Nutzungsformen und Aneignungsmuster in Zusammenhang mit den baulich- räum- lichen Gegebenheiten Gillett Squares zu untersuchen. Überdies galt es Nut- zungskonfl ikte und andere Probleme aufzuzeigen.

Nutzendengruppen

Die Heterogenität der Bewohnerschaft Dalstons fi ndet sich auch bei den Platznut- zenden wider. Schon beim ersten Besuch wird klar, Gillett Square wird von vielen Nutzendengruppen mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Hintergrund aufgesucht. Dennoch gibt es Auffälligkeiten (und Defi zite) in der Nutzendenstruktur des Platzes.

Geschlechterverteilung

Eine besondere Auffälligkeit ist das starke Ungleichgewicht zwischen Frauen und

Männern (s. Abb. 6.35). Obwohl es in Dalston annähernd so viele Männer wie Frauen gibt, sind letztere am Platz stark un- terrepräsentiert. Gillett Square scheint fest in männlicher Hand zu sein, welche mit einem Anteil von mehr als zwei Drittel auf dem Platz dominieren. Weibliche Personen machen hingegen nur ein Drittel aus.

Altersstruktur

Wie Abb. 6.36 zeigt fi nden sich in der Al- terstruktur der Platznutzenden im Vergleich mit dem Quartier, bzw. Bezirk ebenso eklatante Unterschiede. Zu beobachten waren nur wenige Familien mit Kindern, Jugendliche und ältere Menschen. Die Al- tersgruppen 0-6, 7-18 und älter als 65 Jahre sind dementsprechend schwach vertreten.

Hingegen sind mehr als Dreiviertel, also überproportional viele BesucherInnen zwi- schen 19 und 49 Jahre alt.

Tages- und wochenzeitliche Dynamik Einen augenfälligen Unterscheid gibt es auch in der tageszeitlichen Nutzung des Platzes. Ist die Zahl der beobachteten Personen an Wochenenden und Werktagen annähernd gleich, so variiert dies beträcht- Abb. 6.35: Geschlechterver-

teilung der Platznutzenden im Vergleich mit der Bevölke-

rung Dalstons.

Abb. 6.36: Altersverteilung der Platznutzenden im Ver-

gleich mit der Bevölkerung Dalstons und Hackneys.

Abb. 6.37: Tageszeitliche Dynamik: Anwesende nach Geschlecht an Werktagen und Wochenenden.

Abb. 6.38: Tageszeitliche Dynamik: Anwesende nach Altersgruppen an Werktagen und Wochenenden.

Geschlechterverteilung Gillett Square [N=1109]

weiblich 32,4 %

männlich 67,6 %

weiblich 51,6 % männlich 48,4 %

Geschlechterverteilung Dalston

[N=10358] Altersstruktur

Jahre 0-6

7-18 19-34 35-49 50-64 >65

15,1 % 16,1 % 35,9 % 31,1 % 29,8 % 39,5 % 24,2 % 22,3 % 12,8 %

Gillett Square

N= 1113

Dalston

N= 10359

Hackney

N= 202824 5,6 % 9,3 % 11,1 % 3,9 %

11,8 % 11,4 %

2,3 %

8,6 % 9,3 %

[6.35] [6.36]

lich im Laufe des Tages. Die meisten anwe- senden Personen konnten an Wochentagen während der Nachmittagsstunden beob- achtet werden. Am Wochenende besuchte die Mehrheit den Platz hingegen abends (s.

Abb. 6.37).

Einen signifi kanten Unterschied in der tageszeitlichen Dynamik zwischen weibli- chen oder männlichen Nutzenden konnte nicht festgestellt werden (s. Abb. 6.37).

Deutlichere Unterschiede in den Nutzungs- mustern ergibt jedoch eine Aufschlüsselung der tageszeitliche Dynamik nach Alters- klassen (s. Abb. 6.38). 19-34 Jährige sind in den Abendstunden und über das ganze Wochenende die am stärksten vertretene Altersgruppe. Werktags, von Vormittag bis späten Nachmittag überwiegen hingegen 35-49 jährige Platzbesuchende.

Verhältnis Gruppen/Einzelpersonen Die BesucherInnen kommen größtenteils in der Gruppe, bzw. treffen sich auf dem Platz. Von Einzelpersonen wird der Platz etwas seltener aufgesucht (s. Tabelle: Ver- teilung innerhalb der Platzbereiche).

VorMittag Nachmittag Abend

120 100

60 80

40 20

0 Anzahl Personen

0-6 Jahre 7-18 19-34 35-49 50-64

> 65 Anwesende Werktag nach Altersgruppe [N=602]

Anwesende Wochenende nach Altersgruppe [N=511]

VorMittag Nachmittag Abend

120 100

60 80

40 20

0 Anzahl Personen

300 250 200 150 100 50 0

VorMittag Nachmittag Abend

Anzahl Personen

300 250 200 150 100 50 0

VorMittag Nachmittag Abend

Anzahl Personen

Alle Personen Männlich Weiblich Anwesende Werktag nach Geschlecht [N=602]

Anwesende Wochenende nach Geschlecht [N=511]

[6.38]

[6.37]

# Zur Verortung der Platzbereiche siehe Abb. 6.50.

* Bei dieser Kategorie wurden Personen unbestimmbaren Geschlechts (z.B. Säuglinge) nicht berücksichtigt.

** Summe aller Aktivitäten ≠ 100%

Zentralbereich Zugang Süd Zugang West Zugang Ost Podium Nord Felder Gesamt °

N % N % N % N % N % N %

Gruppen 33 61,1% 23 46,9% 24 75,0% 12 41,4% 10 47,6% 101 54,9%

Einzelpersonen 21 38,9% 26 53,1% 8 25,0% 17 58,6% 11 52,4% 83 45,1%

Weiblich * 39 33,9% 33 38,8% 24 32,9% 17 26,6% 12 32,4% 122 33,0%

Männlich 76 66,1% 52 61,2% 49 67,1% 47 73,4% 25 67,6% 248 67,0%

0-6 Jahre 26 22,6% 7 8,2% 1 1,4% 3 4,6% 2 5,3% 38 10,2%

7-18 14 12,2% 2 2,4% 4 5,5% 2 3,1% 19 5,1%

19-34 25 21,7% 37 43,5% 21 28,8% 28 43,1% 17 44,7% 128 34,4%

35-49 35 30,4% 28 32,9% 34 46,6% 23 35,4% 15 39,5% 135 36,3%

50-64 14 12,2% 11 12,9% 11 15,1% 9 13,8% 4 10,5% 49 13,2%

> 65 1 0,9% 2 2,7% 3 0,8%

Unterhalten ** 88 76,5% 50 58,8% 60 82,2% 43 66,2% 29 76,3% 266 71,5%

Beobachten 45 39,1% 19 22,4% 30 41,1% 28 43,1% 11 28,9% 133 35,8%

Stehen (bleiben) 66 57,4% 68 80,0% 62 84,9% 48 73,8% 29 76,3% 273 73,4%

Sitzen gesamt 4 3,5% 7 8,2% 4 5,5% 7 10,8% 1 2,6% 23 6,2%

Essen/trinken 9 10,6% 5 6,8% 1 2,6% 15 4,0%

Spielen 35 30,4% 6 7,1% 4 5,5% 41 11,0%

Personen Gesamt 115 85 73 65 38 372

Deck Podium Bank Café Treppe Gesamt +

N % N % N % N % N % N %

Gruppen 88 59,5% 58 55,8% 35 46,7% 34 89,5% 6 54,5% 316 57,0%

Einzelpersonen 60 40,5% 46 44,2% 40 53,3% 4 10,5% 5 45,5% 238 43,0%

Weiblich * 81 25,5% 66 31,4% 54 43,2% 38 45,8% 5 27,8% 359 32,4%

Männlich 237 74,5% 144 68,6% 71 56,8% 45 54,2% 13 72,2% 750 67,6%

0-6 Jahre 8 2,5% 17 8,1% 6 4,8% 1 1,2% 3 16,7% 62 5,6%

7-18 8 2,5% 12 5,7% 6 4,8% 2 11,1% 43 3,9%

19-34 60 18,8% 87 41,4% 60 47,6% 63 75,9% 2 11,1% 400 35,9%

35-49 171 53,6% 71 33,8% 43 34,1% 13 15,7% 7 38,9% 440 39,5%

50-64 59 18,5% 19 9,0% 7 5,6% 6 7,2% 2 11,1% 142 12,8%

> 65 13 4,1% 4 1,9% 4 3,2% 2 11,1% 26 2,3%

Unterhalten ** 226 70,8% 156 74,3% 76 60,3% 79 95,2% 13 72,2% 801 72,0%

Beobachten 129 40,4% 126 60,0% 100 79,4% 65 78,3% 9 50,0% 562 50,5%

Stehen (bleiben) 160 50,2% 42 20,0% 17 13,5% 1 1,2% 12 66,7% 505 45,4%

Sitzen gesamt 100 31,3% 147 70,0% 108 85,7% 82 98,8% 2 11,1% 462 41,5%

Essen/trinken 40 12,5% 65 31,0% 34 27,0% 83 100,0% 1 5,6% 238 21,4%

Spielen 3 0,9% 24 11,4% 6 4,8% 2 2,4% 3 16,7% 64 5,8%

Personen Gesamt 319 210 126 83 18 1113

Verteilung innerhalb der Platzbereiche# Ergebnisübersicht der Aktivitätenkartierung

+ ≠ Summe aller Felder/Platzbereiche. Personen und deren Aktivitäten wurden im jeweiligen Gesamtergebnis nur einmal gewertet, d.h. spielt eine Person z.B. auf dem Podium und im Zentralbereich wurde hier diese und die Aktivität “spielen” nur einmal gezählt.

Zentralbereich Zugang Süd Zugang West Zugang Ost Podium Nord Felder Gesamt °

N % N % N % N % N % N %

Gruppen 33 10,4% 23 7,3% 24 7,6% 12 3,8% 10 3,2% 101 32,0%

Einzelpersonen 21 8,8% 26 10,9% 8 3,4% 17 7,1% 11 4,6% 83 34,9%

Weiblich * 39 10,9% 33 9,2% 24 6,7% 17 4,7% 12 3,3% 122 34,0%

Männlich 76 10,1% 52 6,9% 49 6,5% 47 6,3% 25 3,3% 248 33,1%

0-6 Jahre 26 41,9% 7 11,3% 1 1,6% 3 4,8% 2 3,2% 38 61,3%

7-18 14 32,6% 2 4,7% 4 9,3% 2 4,7% 19 44,2%

19-34 25 6,3% 37 9,3% 21 5,3% 28 7,0% 17 4,3% 128 32,0%

35-49 35 8,0% 28 6,4% 34 7,7% 23 5,2% 15 3,4% 135 30,7%

50-64 14 9,9% 11 7,7% 11 7,7% 9 6,3% 4 2,8% 49 34,5%

> 65 1 3,8% 2 7,7% 3 11,5%

Unterhalten 88 11,0% 50 6,2% 60 7,5% 43 5,4% 29 3,6% 266 33,2%

Beobachten 45 8,0% 19 3,4% 30 5,3% 28 5,0% 11 2,0% 133 23,7%

Stehen (bleiben) 66 13,1% 68 13,5% 62 12,3% 48 9,5% 29 5,7% 273 54,1%

Sitzen gesamt 4 0,9% 7 1,5% 4 0,9% 7 1,5% 1 0,2% 23 5,0%

Essen/trinken 9 3,8% 5 2,1% 1 0,4% 15 6,3%

Spielen 35 54,7% 6 9,4% 4 6,3% 41 64,1%

Personen Gesamt 115 10,3% 85 7,6% 73 6,6% 65 5,8% 38 3,4% 372 33,4%

Deck Podium Bank Café Treppe Gesamt +

N % N % N % N % N % N %

Gruppen 88 27,8% 58 18,4% 35 11,1% 34 10,8% 6 1,9% 316 100,0%

Einzelpersonen 60 25,2% 46 19,3% 40 16,8% 4 1,7% 5 2,1% 238 100,0%

Weiblich * 81 22,6% 66 18,4% 54 15,0% 38 10,6% 5 1,4% 359 100,0%

Männlich 237 31,6% 144 19,2% 71 9,5% 45 6,0% 13 1,7% 750 100,0%

0-6 Jahre 8 12,9% 17 27,4% 6 9,7% 1 1,6% 3 4,8% 62 100,0%

7-18 8 18,6% 12 27,9% 6 14,0% 2 4,7% 43 100,0%

19-34 60 15,0% 87 21,8% 60 15,0% 63 15,8% 2 0,5% 400 100,0%

35-49 171 38,9% 71 16,1% 43 9,8% 13 3,0% 7 1,6% 440 100,0%

50-64 59 41,5% 19 13,4% 7 4,9% 6 4,2% 2 1,4% 142 100,0%

> 65 13 50,0% 4 15,4% 4 15,4% 2 7,7% 26 100,0%

Unterhalten 226 28,2% 156 19,5% 76 9,5% 79 9,9% 13 1,6% 801 100,0%

Beobachten 129 23,0% 126 22,4% 100 17,8% 65 11,6% 9 1,6% 562 100,0%

Stehen (bleiben) 160 31,7% 42 8,3% 17 3,4% 1 0,2% 12 2,4% 505 100,0%

Sitzen gesamt 100 21,6% 147 31,8% 108 23,4% 82 17,7% 2 0,4% 462 100,0%

Essen/trinken 40 16,8% 65 27,3% 34 14,3% 83 34,9% 1 0,4% 238 100,0%

Spielen 3 4,7% 24 37,5% 6 9,4% 2 3,1% 3 4,7% 64 100,0%

Personen Gesamt 319 28,7% 210 18,9% 126 11,3% 83 7,5% 18 1,6% 1113 100,0%

Verteilung auf die Platzbereiche#

Platz Nutzungen

Zusammenfassend konnte eine Bandbreite an unterschiedlichen Aktivitäten beobachtet werden. Die aufgenommenen Nutzungen konzentrieren sich dabei auf die Randberei- che des Platzes, bzw. auf die vorhandenen Sitzgelegenheiten (s. Abb. 6.44).

Die Top 3 Aktivitäten auf dem Gillett Square sind: Unterhalten, aktives Beob- achten des Platzgeschehens und Stehen bleiben. Sitzen steht dabei erst an vierter Stelle. Etwas mehr als ein Fünftel nutzt Gillett Square zum Essen und Trinken. Bei- nahe ein Fünftel kauft auch etwas auf dem Platz, entweder bei den Marktständen oder im Café. 8% der Platzbesuchenden lehnt sich überdies irgendwo an, hauptsächlich an die Auslagen der Marktstände, an Poller oder Platzränder. Bedeutend wenige nutzen den Platz allerdings zum Spielen. Lediglich ein Bruchteil gibt sich der Lektüre hin und nur ein einziger männlicher Erwachsener konnte liegend auf der Langbank beobach- tet werden. (S. Abb. 6.39).

Essen/trinken

Rund ein Fünftel aller BesucherInnen essen und trinken etwas auf dem Platz (13,8%) oder im Schanigarten des Cafés (7,5%). Der Platz wird dabei nur vereinzelt zum Ab- halten der Mittagspause aufgesucht. Lunch Hour Gäste fallen kaum ins Gewicht.

Mehr als ein Drittel37 all jener die Gillett Square zum Essen und Trinken nutzten

konsumierten illegalerweise Alkoholika, obwohl mehrere Tafeln an den Zugängen auf das strikte Alkoholverbot am Platz hin- weisen (s. Abb. 6.40).

Das Verbot ignorierten nicht nur die haupt- sächlich untertags anwesenden Straßentrin- kenden, sondern auch „sozial stärkere“

Nachtschwärmende – insbesondere am Wochenende.

Sitzen

Ein interessantes Ergebnis bringt auch die Analyse der Sitzaktivität: Mehr als ein Fünftel aller Sitzenden fi nden sich im sozial kontrollierten Bereich des Decks (auf platz- fremden Sitzgelegenheiten) und über ein Sechstel im konsumpfl ichtigen Gastgarten des Restaurants (s. Abb. 6.45). Dennoch benutzen mehr als die Hälfte die öffentli- chen, d.h. Konsum- und Rechtfertigungs- pfl icht freien Sitzgelegenheiten des Platzes.

Das Podium, das größte öffentliche Sitzele- ment, nimmt dabei beinahe ein Drittel aller Sitzenden auf. Das einzige primäre Sitzele- ment, die Bank, zieht hingegen lediglich etwas mehr als ein Fünftel aller Sitzenden an. Bedenkt man aber, dass die Bank ca.

dreimal weniger adäquate Sitzfl äche bietet als das Podium, geht die Bank als popu- lärste Sitzmöglichkeit am Platz hervor. Die Treppen entlang des Decks zusammen mit den Fahrradständern waren hingegen die am seltensten zum Sitzen genutzten Einbau- ten Gillett Squares.

unterhaltenbeobachten stehen (bleiben)

sitzen essen/trinken

kaufen

anlehnen spielen lesen liegen

72,0 % 50,5 % 45,4 % 41,5 % 21,4 % 19,3 % 8,0 % 5,8 % 1,6 % 0,1 %

Aktivitäten [N=1113]

Abb. 6.39: Aktivitäten Ranking.

Abb. 6.40: Striktes Alkohol- verbot am Platz. Hinweistafel

am Platzeingang.

Abb. 6.41: Autos auf Gillett Square.

37 =38,7%; Alkoholkonsum im Schanigarten des Cafés blieb hier unberücksichtigt, da alkoholische Getränke im Bereich des Gastgartens gesetzlich erlaubt sind.

[6.39]

[6.40]

[6.41]

Podium Bank Deck Café Felder Treppe Gesamt

N % N % N % N % N % N % N %

Sitzen primär 107 23,2% 107 23,2%

Sitzen sekundär 147 31,8% 16 3,4% 2 0,4% 165 35,7%

Eigene Sitzgelegenheit 1 0,2% 100 21,6% 82 17,7% 7 1,5% 190 41,1%

Gesamt 147 31,8% 108 23,4% 100 21,6% 82 17,7% 23 4,9% 2 0,4% 462 100,0%

Sitzplatzwahl [N= 462]

sitzen primär 23,2%

sitzen sekundär 35,7%

eigene Sitzgelegenheit 41,1%

Abb. 6.42: Weibliche Anwesende.

Abb. 6.43: Männliche Anwesende.

Abb. 6.44: Anwesende Gesamt

Abb. 6.45: Sitzplatzwahl.

38 Vgl. http://www.direct.

gov.uk/en/TravelAnd- Transport/Highwaycode/

DG_070306 [11.11.08].

Verkehr

Am ersten Beobachtungswochenende fehlten mehrere abgebrochene Poller am Ende der Platzzugänge. Die Platzmitte konnte somit problemlos be- und durch- fahren werden. Was auch geschah (s. Abb.

6.41). In nur sechs Stunden beparkten oder durchfuhren den Platz 75 Fahrzeuge. Das ist im Durchschnitt ein Auto alle 4,7 Minu- ten (04:42) – eine empfi ndliche Störung des Platzlebens. Auffallend war überdies das rücksichtslose Verhalten der AutofahrerIn- nen gegenüber anderen Platzbesuchenden.

Nachdem die fehlenden Poller von der Be- zirksverwaltung ersetzt wurden, reduzierte

sich der Verkehr in der Platzmitte. Aller- dings kann das Mittelfeld des Platzes durch eine Lücke in der westlichen Zufahrt nach wie vor befahren werden.

Ebenso wenig halten Bodenmarkierun- gen AutofahrerInnen ab, ihr Fahrzeug vor der Pollerreihe nördlich des Podiums zu parken. Die gelbe Doppelline (no waiting at any time), bzw. rote Linie (no stopping at any time) 38 werden schlichtweg ignoriert.

Der rege Verkehr in unmittelbarer Nähe des Podiums und der Langbank beeinträchtigt allerdings die Aufenthaltsqualität. Beson- ders wenn – wie so oft – der Motor laufen gelassen wird.

[6.45]

♀ ♂ ♀+♂

[6.44]

[6.43]

[6.42]

Anwesende nach Geschlecht

Nutzung der Platzbereiche im Portrait

In Abb. 6.50 sind die verschiedenen Teil- bereiche des Platzes vermerkt, welche sich aus den räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten Gillett Squares im Laufe der Erhebungen ergaben. Die Daten der Aktivitätenkartierung wurden nach diesen Teilbereichen aufgeschlüsselt und in Ta- bellenform präsentiert (s. Ergebnisübersicht der Aktivitätenkartierung). Die nachstehen- den Zahlenangaben sind dieser Tabelle entnommen.

Deck

Dank der Markthütten ist das Deck der Publikumsmagnet des Platzes (s. Abb. 6.51- 6.52). Dass das Deck ab dem frühen Vor- mittag im Gebäudeschatten liegt, scheint seiner Beliebtheit offensichtlich nicht zu schaden (s. Abb. 6.46-49). Markthütten und Deck werden vorwiegend von der schwar- zen Bevölkerung mit den unterschiedlichs- ten kulturellen und sozialen Hintergründen aufgesucht.

Der Bereich scheint außerdem fest in männ- licher Hand zu sein, welche mit einem Anteil von beinahe Dreivierteln den weib- lichen Nutzenden stark überlegen sind.

Dennoch ist das Deck unter den Frauen der meist besuchte Bereich des Platzes. Gut ein Fünftel aller beobachteter Frauen und Mädchen nutzten das Deck. Eine weitere Auffälligkeit in der Nutzendenstruktur:

mehr als die Hälfte sind zwischen 35 und 49 Jahre alt. Wobei das Deck für Menschen ab 35 der attraktivste Aufenthaltsbereich am Platz ist. Insbesondere für Personen über 64 Jahre.

Auffallend vieler LaufkundInnen erfreuen sich ein nigerianischer Take-Away und der benachbarte Barbier (s. Abb. 6.50). Die KundInnen verweilen in der Regel nicht allzu lange. Die von den Marktsandsbetrei- benden aufgestellten Stühle und Tische, werden jedoch gerne angenommen: z.B.

zum Verzehr der gerade gekauften Speisen oder um auf den Haarschnitt zu warten.39 Die International Kitchen und der soma- lischen Gemischtwahrenhändler werden hingegen vor allem von (wenigen) Stamm- kundInnen besucht. Zuzeiten kann es dort aber auch zu lautstarken Versammlungen kommen.

Wenn der Kundenandrang gerade nicht so groß ist, begeben sich die Marktleute ebenso nach draußen auf das Deck. Man- cher gönnt sich dabei ein entspannendes

„Päuschen“ im Liegestuhl. Nach Laden- schluss, zumeist spät abends um Zehn, verräumen die Marktleute die aufgestellten Möbel. Das Deck wird dann nicht mehr genutzt.

Von anderen Teilen des Platzes machen KundInnen und Marktleute auffällig wenig Gebrauch. Sie beschränken ihren Aktions- radius zumeist auf den Bereich des Decks und scheinen sich auch nicht besonders für das „restliche“ Platzleben zu interessieren.

Abb. 6.46: Schattenskizzen Mitte September. 10:30.

Abb. 6.47: 11:30.

Abb. 6.48: 15:00.

Abb. 6.49: 17:00

39 Laut der Interviewaussage von Emma Jones eignen sich die betreffenden Markt- stände diesen Freiraum erst

seit 2008 an.

Schattenverlauf

[6.46] [6.47] [6.48] [6.49]

10:30 11:30 15:00 17:00

Verteilung Nutzende auf Platzbereiche [N=1113; ∑≠100%]

Felder Gesamt Deck Podium Bank Zentralbereich Zugang Süd Café Zugang West Zugang Ost Podium Nord Treppe

33,4 % 28,7 % 18,9 %

11,3 % 10,3 % 7,6 % 7,5 % 6,6 % 5,8 % 3,4 % 1,6 %

1 2

3 4

7 8 9 10 11 6

Zugang Ost

Podium Nord Podium

Zugang Süd

Bank

Zentralbereich

Deck

TreppeTreppe

Café

Zugang West 5 Platzbereiche + Anwesende

Person

1 Eingang zu Carribean Nights

2 Infotafel der Hackney Co-operative Developments 3 Schanigarten Jazz Café

4 Eingang zu Bradbury Street Work Spaces 5 Fahrradständer

6 Aufgang Vortex Jazz Club Markthütten

7 Leerstand/Afrikanischer Take-Away

8 Computer Reparatur/Nigerianische Gemischtwaren 9 Barbier/Nigerianischer Take-Away

10 Änderungsschneiderei/Reisevermittlung 11 Leerstand/Somalische Gemischtwaren Legende

Abb. 6.52: Viel los am Deck – ein besonders geschäftiger Tag.

[6.51]

[6.50]

DeckDeck

Bühnenelement

Das Podium liegt bis zum späten Nachmit- tag in der Sonne, wobei der lichte Schatten der Kiefern im Tagesverlauf wandert. Wäh- rend der Aufnahmen an durchaus heißen Septembertagen mit bis zu 29°C, bevor- zugten Nutzende eher sonnige Plätze. Fast alle Nutzenden setzten sich dabei an den Rand des Bühnenelements. Die Mitte wird dagegen nur sehr selten „besessen“.

Am populärsten ist die dem Platzzentrum abgewandte Ostseite des Podiums, welche aus einer einfachen Holzkante besteht.

Diese Flanke ist besonders, aber nicht nur, unter den angestammten Straßentrinkenden beliebt. An zweiter Stelle der Beliebtheits- skala steht die in rostenden Stahl gefasste Nordseite, welche auch dem Durchgangs- verkehr zugewandt ist. Die Podiumsseite mit den drei Stufen in Richtung Platzmitte dient immerhin beinahe gleich oft als Sitz- gelegenheit. Die Südseite wird hingegen kaum genutzt. Vermutlich wird sie aufgrund der vorgelagerten Fahrradständer nur selten als geeigneter Sitzplatz wahrgenommen.

Mehr als ein Fünftel aller Podiumsnutzen- den bleiben auch neben diesem stehen: um z.B. mit sitzenden KollegInnen zu reden oder um auf dem Podium kurz die Einkaufs- tasche abzustellen, etc. (s. Abb. 6.53).

Das hölzerne Bühnenelement wird ebenso zu mehr als Zweidritteln von Männern und Burschen genutzt.

Des Weiteren ist das Podium der beliebtes- te Ort am Platz um mitgebrachte Speisen und Getränke zu konsumieren. Mehr als ein Viertel aller Platznutzenden stillten hier Hunger, bzw. Durst. Wobei festzuhalten ist, dass auch der Alkoholkonsum im Bereich des Podiums am höchsten ist.

Bank

Etwas mehr als ein Zehntel aller Platz- besuchenden nutzt das einzige primäre Sitzelement des Platzes – nicht nur, aber vorwiegend zum Sitzen (s. Abb. 6.55-6.56).

Bis zum späteren Nachmittag bietet die Holzbank einen sonnigen Sitzplatz. Wobei fast ausschließlich in Richtung Süden geses- sen wird, d.h. mit Blick auf Platz und Platz- geschehen. Auffallend ist, dass die Bank am

„demokratischsten“ angeeignet wird. Die Sitzgelegenheit teilen sich viele verschiede- ne Volksgruppen mit unterschiedlichstem Sozialstatus. In der Altersverteilung über- wiegen jedoch 19-49 Jährige. Etwas mehr als die Hälfte der Nutzenden sind Einzel- personen. Auch ist das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Nutzenden ausgeglichener. Dennoch überwiegen männliche Nutzende um mehr als ein Zehntel. Unter den Frauen und Mädchen scheint die Bank im Vergleich mit dem Podium aber etwas unbeliebter zu sein.

Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Bank wesentlich kleiner ist als das Podium Abb. 6.53: Sitzen und Stehen

am Podium.

Abb. 6.54: Männer machen Fotos von sich.

Abb. 6.55: Vielseitige Bank- nutzung.

Abb. 6.56: BMX Fahrer auf Bank.

[6.56]

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und somit potentiell weniger (sozial ange- nehme) Sitzplätze frei sind.

Die beliebteste Aktivität ist auf der Bank, neben dem Sitzen, das aktive Beobachten des Platzgeschehens. Auch nutzen mehr als ein Viertel den Sitzplatz um einen Happen zu essen oder ihren Durst zu stillen. Aber auch andere Aktivitäten kommen (ver- einzelt) vor wie z.B.: liegen, dösen, BMX fahren oder kurzes bespielen – meist im Vorbeigehen. Um ein paar Runden zu stri- cken reihte eine ältere Frau ihren Rollstuhl auf Höhe der Bank (s. Abb. 6.55).

BesucherInnen verweilen auf Bank und Podium jedoch selten länger als 5-10, maximal 20 Minuten, bevor sie sich wieder auf den Weg machen – abgesehen von der lokalen Trinkendengruppe. Diese beschrän- ken ihren Aktionsradius zwar zumeist auf Bühnenelement oder Bank, eignen sich zuzeiten aber auch beides gleichzeitig an.

Weiters war auffallend, dass Bank und Bühnenelement nicht zum Skaten genutzt werden. Seit kurzem befährt jedoch eine Gruppe junger weißer Erwachsener Podium und Langbank mit ihren BMX-Rädern (s.

Abb. 6.56).

Schanigarten Café

Der Schanigarten des Cafés wird haupt- sächlich in den Abendstunden genutzt, zumeist von Rauchenden (s. Abb. 6.57).

Während der Mittagszeit und nachmittags verzeichnet der Gastgarten bedeutend weniger BesucherInnen. Möglicherweise da der Gastgarten im Gebäudeschatten liegt – ein großes Manko im sonnenhung- rigen Großbritannien. Es konnte mehrmals beobachtet werden, wie Personen aufgrund der Schattenlage vor dem Café unschlüssig wurden, bzw. weiter gingen.

Besucht wird das Café vorwiegend von besser situierten, weißen Gästen. Gut Dreiviertel der CafégängerInnen sind zwischen 19-34 Jahre alt – vornehmlich Studierende und junge Berufstätige. Unter den Geschlechtern ist der Schanigarten beinahe gleich beliebt: immerhin 45,8%

sind weiblich.

Auffallend war auch, dass Cafébesuchende dem Platz selten ihren Rücken kehrten – außer es ließ sich aufgrund der Gruppen- größe nicht vermeiden. Die BesucherInnen verfolgten zumeist, neben angeregten Gesprächen, das vorbeiziehende Platzle- ben. Lediglich ein Zehntel der Gäste saßen alleine vor dem Café. Der überwiegende Teil kam in Gruppen, bzw. trafen sich im Schanigarten.

Eine besondere Annehmlichkeit des Cafés sind die Toiletten – am Platz die einzige Möglichkeit. Während der Öffnungszeiten ist das WC auf freundliches Bitten allen

zugänglich. Abb. 6.57: Der Schani-

garten des Cafés.

[6.57]

Treppe

Auf der Treppe halten sich die wenigsten Personen auf. Die 15cm hohen Granitstu- fen entlang des Decks scheinen auch nicht als geeignete Sitzgelegenheit wahrgenom- men zu werden. Während der Aufnahmen nutzten lediglich zwei Erwachsene die Stufen zum Sitzen. Kinder interessieren sich dagegen eher für die stählernen Handläufe der Treppe – sie werden kurzerhand zum Turngerät (s. Abb. 6.58).

Offene Bereiche/Felder

Ein Drittel aller stationärer Aktivitäten fi n- den in den „offenen Bereichen“ des Platzes satt. Genauer gesagt im Zentralbereich, dem Bereich nördlich des Bühnenelements und den Zugangsbereichen West, Ost und Süd.

Die Aktivitäten in diesen Bereichen sind eher fl üchtiger Natur: PassantInnen bleiben kurz stehen, treffen zufällig auf Bekannte, telefonieren, rauchen eine Zigarette oder warten auf Einlass in den Nachtclub. Für etwas längere Zeit nutzten den Zentralbe- reich lediglich spielende Kinder.

Zentralbereich

Besonders beliebt ist der Zentralbereich un- ter den wenigen Kindern und Jugendlichen, welche diesen raumgreifend bespielen:

Gummibälle werden geschleudert, Fußbäl-

le gekickt, Skateboard und Rad gefahren oder Fangen gespielt. Meist werden auch Bühnenelement, Bank, Radständer und Handläufe ins Spiel miteinbezogen. Die Eltern der Kinder erledigen währenddessen ihre Einkäufe bei den Markständen, bzw.

geben sich einem Schwatz mit einer zufäl- lig getroffenen Person hin.

Unnötig zu erwähnen, dass (illegal) durch- fahrende und parkende Autos das Kinder- spiel empfi ndlich stören. Zwar verbesserte sich die Situation im Zentralbereich maß- geblich, nachdem die fehlenden Poller von der Bezirksbehörde ersetzt wurden. Aller- dings „erlaubt“ eine Lücke in der westseiti- gen Pollerreihe immer noch die Einfahrt.

Zugang Süd

Am meisten genutzt werden hier die Radständer, „naturgemäß“ von Fahrrad- fahrenden. Aber nicht nur. Auch Kinder interessieren sich für die Stahlfi nnen und beturnen diese ungehemmt – oftmals im Vorbeigehen.

In den Abendstunden nutzt die benach- barte Jazz Bar ihren hausnahen Freiraum sporadisch als Gastgarten (s. Abb. 6.59).

Der Nachtclub erfreut sich besonders unter Studierenden großer Beliebtheit. Am Platz selbst fi nden die NachtschwärmerInnen je- doch nur wenig Interesse. Sie fl iegen, bzw.

torkeln meist schnurstracks wieder weiter.

Abb. 6.58: Kinder bespielen Handläufe.

Abb. 6.59: Schanigarten der Jazz Bar während eines gro- ßen Konzertevents am Platz.

[6.58] [6.59]

An der ostseitigen Gebäudewand befi n- det sich die Aushängetafel der Hackney Co-operative Developments. Obwohl sie relativ unscheinbar wirkt, wird sie gelesen.

Auch die benachbarte Verbotstafel, welche bei illegalen Müllablagerungen mit einer Strafe von bis zu 1000 Pfund droht, scheint gelesen, bzw. beachtet zu werden. Zumin- dest konnten während der Feldforschungen keine derartigen Müllansammlungen festge- stellt werden.

Auf der linken Seite der Platzzufahrt ist der Eingang zu den Bradbury Street Work- spaces zu fi nden. Diesen Bereich nutzen vor allem rauchende Angestellte um ihre Sucht zu stillen40 – obwohl eine Tafel den Aufenthalt in diesem Winkel bei Strafe ver- bietet. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich dieses Verbot an andere Personen richtet.

Zugang West

Dieser Platzbereich ist zur Hälfte gleichzei- tig Zufahrt zum nordseitigen PKW-Stellplatz.

Außer von Autofahrenden und PassantInnen wird der Bereich dementsprechend wenig genutzt. Der Publikumsmagnet des Bereichs ist ein öffentlicher Mülleimer neben dem Aufgang zum Vortex Jazz Club, welcher abendlicher Treffpunkt aller (annehmlich) jazzbegeisterter RaucherInnen ist.

Weniger erfolgreich sind die Fahrradstän- der an der Parkplatzeinfahrt. Im Gegensatz

zu ihren „Kollegen“ entlang des Podiums, wurden sie kein einziges Mal gebraucht – weder zum Abstellen von Fahrrädern, noch als Turngerät oder Hocker.

Zugang Ost

Der Zugang über die Kingsland High Street wird hauptsächlich zum Durchgehen benutzt. Stationäre Nutzungen sind seltener und konzentrieren sich auf die Randberei- che, bzw. Poller (s. Abb. 6.60 und 6.61).

Während den Öffnungszeiten belebt das Carribean Nights den Zugangsbereich, ein unter der karibikstämmigen schwarzen Be- völkerung beliebter Nachtclub. Die Festge- sellschaft versammelt sich dabei gerne vor den Toren des Clubs – zu einem geselligen Schwatz, einem Zigarettchen, oder einfach nur um auf Einlass zu warten.

Podium Nord

Dieser Bereich wird von den unmotori- sierten Platzbesuchenden am wenigsten genutzt – er ist aber auch der kleinste und bietet keine Sitzgelegenheiten, bzw.

Verweilstimuli. Darüber hinaus stören parkende oder umkehrende Fahrzeuge den Aufenthalt in diesem Bereich (s. Abb. 6.62).

Die meisten die hier trotzdem halten sind PassantInnen, welche zufällig auf Bekannte treffen und sich an Ort und Stelle einem kleinen Schwatz hingeben.

Abb. 6.60: Poller dienen als Hocker.

Abb. 6.61: Blick Richtung Kingsland High Street.

Abb. 6.62: „Vollbeparkter“

Bereich Bühne Nord.

40 Auch in den Bradbury Street Workspaces und auf dem offenen Korridoren gilt striktes Rauchverbot.

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[6.60] [6.62]