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Projektvergangenheit

Die heutige Platzfl äche war ursprünglich mit dreigeschoßigen Reihenhäusern bebaut, welche die damalige Gillett Street säumten (s. Abb 6.14 und vgl. London Borough of Hackney 1973).

In den späten 1970er Jahren wurde der desolate Häuserzug vollständig abgerissen.

Auf der entstandenen Baulücke richtete die Bezirksverwaltung infolge einen Parkplatz ein. Auch der angrenzende Häuserblock entlang der Bradbury Street war stark von Verfall und Verwahrlosung geprägt und wurde schließlich von der Bezirksverwal- tung zwangsgekauft (s. Abb. 6.15). (Vgl.

Hawkins\Brown 2004: 2).

Entstehungsprozess

Erste Überlegungen zur Errichtung eines öf- fentlichen Platzes reichen bis 1982 zurück – so Adam Hart, „Gründervater“ Gillett Squares und Leiter der Hackney Co-opera- tive Developments im Interview. Zunächst interessierte sich die Organisation aber für die Sanierung der heruntergekommenen Bradbury Street. Anliegen der Hackney Co-operative Developments ist es nämlich geeignete Geschäftsfl ächen zu fi nden und diese der lokalen Bevölkerung, insbeson- dere ethnischen Minderheiten zu günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen.4 Ebenso gab es Pläne des Peabody Trusts, einer Wohnbau-Genossenschaft, das Gebiet

wieder komplett zu bebauen und somit seiner ursprünglichen Nutzung zuzuführen.

Allerdings konnte sich die „Platz Vision“

gegenüber den Zielen der Wohnbau-Ge- nossenschaft durchsetzen.5

Chronologischer Überblick

Erste Vorschläge für einen neuen urbanen Platz wurden 1993 im Auftrag der Hackney Co-operative Developments von einer Co- operative von Bauträgern und Architekten angefertigt.6

1994 verabschiedete die Bezirksverwaltung eine erste Planungsstrategie für das Gebiet (vgl. Gillett Square Partnership et al. 2002: 3).

1995-97 sanierte die Hackney Co-operative Developments die Nordseite der Bradbury Street und setzte damit einen ersten Impuls für die weitere Erneuerung des Umfelds.

1997 und 1999 beauftragte die Bezirks- verwaltung zwei unabhängige Studien um Entwicklungsvorschläge zu erhalten. Beide Studien gaben die Empfehlung ab den Parkplatz durch einen öffentlichen Platz zu ersetzen. (Vgl. Groundwork Hackney 2002: 3).

1998 unternahm die Bezirksverwaltung erste Verbesserungen an Straßenoberfl ä- chen und Beleuchtung. Zudem wurde der Verkehr in der Bradbury Street durch bau- liche Maßnahmen beruhigt. (Vgl. Hawkins\

Brown 2004: 2). Weiters errichtete der der Peabody Trust an der westlichen Platzzu- fahrt einen Geschosswohnungsbau.

Abb. 6.14: Nordseitiger Häuserzug entlang der Gillett Street. Foto von 1966.

Abb. 6.15: Rückseite des heruntergekommenen Häuser- blocks entlang der Bradbury Street 1981.

4 Vgl. http://www.hced.co.uk [20.01.2009].

5 Adam Hart im Interview.

6 Vgl. http://www.hced.

co.uk/newsite/gillett/history.

html [20.12.2008].

[6.15]

[6.14]

1999 installierte die Hackney Co-operative Developments zehn Markthütten auf der Nordseite der Bradbury Street Workspaces.

2000 wurde der Dalston Town Centre Regeneration Action Plan verabschie- det, welcher eine Platzrandbebauung in Mischnutzungsform vorsah. (Vgl. Gillett Square Partnership et al. 2002: 3).

Im selben Jahr formulierte die Hackney Co-operative Developments ein Projekt zur Errichtung eines Kulturhauses auf der West- seite des damaligen Parkplatzes. Dieses Vorhaben zog das Interesse des Bauträgers MacDonald Egan auf sich, welche in Besitz des nördlich angrenzenden Fabrikareals der Stamford Works waren.7 Jedoch untergrub der nach wie vor schlechte Zustand des Parkplatzes das Potenzial für die zukünftige Erneuerung des Gillett Street Gebiets (vgl.

Gillett Square Partnership et al. 2002: 2).

Im Besonderen die Sanierung des Stam- ford Works Areals durch einen privaten Bauträger.

Im Dezember 2000 wurde deshalb das Gillett Square Partnership unter der Federführung der Hackney Co-operative Developments gegründet. Vorrangiges Ziel der Arbeitsgruppe war es das Gillett Square Projekt in partnerschaftlicher Weise vor- anzutreiben. Mit der Master-Planung und Projekt-Koordination wurde das Architek- tenteam Hawkins\Brown beauftragt, welche bereits in die Sanierung der Bradbury Street involviert waren.

Das Gillett Square Partnership bestand aus folgenden Schlüsselakteuren:

Bezirksverwaltung Hackney; Eigen- -

tümerin des damaligen Gillett Street Parkplatzes.

Hackney Co-operative Developments

- ;

Managerin und Verpächter der Bradbury Street Workspaces.

Groundwork East London

- – eine Um-

weltwohltätigkeitsorganisation; zuständig für Projekt Management und Verwaltung nationaler Fördergelder.

MacDonald Egan

- ; Privater Bauträger und

Besitzer des angrenzenden Stamford Works Areals.

(Vgl. Hawkins\Brown 2004: 3).

2002 lud das Gillett Square Partnership mehrere Landschaftsarchitekturbüros zu einem konkurrierenden Interviewverfah- ren, welches Whitelaw Turkington für sich entscheiden konnten (vgl. Sutherland et al.

2007: 14). 8

2003 wurde Gillett Square zu einem von zehn Pilotprojekten des 100 Public Spaces Programm auserkoren – was dem Platz zum entscheidenden Durchbruch verhalf.9 Im Februar 2005 konnte schließlich auch das Dalston Culture House der Hackney Co-operative Developments fertig gestellt werden – nachdem das Projekt durch fi nan- zielle und planungslegale Schwierigkeiten beinahe zu Fall gekommen wäre.10 Nach siebenmonatiger Bauzeit wurde im September 2006 der öffentliche Platz fertig gestellt. Aufgrund fi nanzieller Engpässe konnte jedoch bislang nur die Südhälfte des Platzes verwirklicht werden. Auf der Nordseite befi ndet sich nach wie vor ein Parkplatz.

Zielvorstellungen

Konkrete Ziele des Gillett Square Partner- ships waren:

Transformation der PKW Abstellfl äche in -

einen verkehrsfreien, exzellent gestal- teten, öffentlichen Platz – einem neuen Zentrum für Dalston, fl exiblen Bühne für öffentliche Events und „einender Mitte“

für die angrenzenden Gebäude, Bebauung des

- Stamford Works Areals mit qualitativ hochwertigen Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen,

Realisation des

- Dalston Culture House

– einer neuen, identitätsstiftenden Landmarke,

7 Vgl. http://www.hced.

co.uk/newsite/gillett/history.

html [20.12.2008].

8 Matthew Carrington und Ian Turkington im Interview.

9 100 Public Spaces wurde vom damaligen Londoner Bürgermeister Ken Livingsto-

ne und der Architecture and Urbanism Unit ins Leben gerufen. Primäres Ziel dieses ambitionierten Programms war die nachhaltige Verbesse- rung der öffentlichen urbanen

Freiräume Londons. (Vgl.

Mayor of London 2002: 1ff).

10 Vgl. Protokolle der Gillett Square Partnership Treffen:

http://business.ground-level.

org/partnershipgroup/minutes [15.12.2008].

Ausschöpfung des vollen erneuernden -

Potentials des Platzprojekts für Dalston und Umgebung, sowie

Stimulation der lokalen Privatwirtschaft -

und Katalysatorwirkung für eine neue

„glokale“ Wirtschaftsweise.

(Vgl. Groundwork Hackney 2002: 2ff/

Hawkins\Brown 2004: 1f).

Die Beteiligten erwarteten sich von der Neugestaltung des Platzes demnach eine grundlegende Aufwertung des lokalen Um- felds. Zudem sollte auch die Lebensqualität und Sicherheit der Quartiersbevölkerung durch das Platzprojekt maßgeblich verbes- sert werden: „The Square is conceived as a social space – a place to people watch, eat and drink, play, browse around a market or simply enjoy as [sic!] safe, attractive addition to the local network of streets and spaces. The square is also seen as a venue for staged events and performance.” (Brown et al. 2004: 5.1).

Weiters erhoffte sich das Gillett Square Partnership mit der Verwirklichung der antizipierten Randbebauung eine bessere Versorgung mit qualitativhochwertigen Wohnungen und geeigneten Verkaufs- fl ächen für Dalstons Gewerbetreibende (vgl. Hawkins\Brown 2004: 4): „Signifi cant improvement of the environment of the car park was seen to be the key to the crea- tion of a sustainable local economy with a distinct character able to attract visitors and shoppers.” (Gillett Square Partnership et al.

2002: 2).

Das Besondere am Platz Projekt war je- doch, dass eine „kulturelle Erneuerung“ des Stadtzentrums Dalstons angestrebt wurde.

Die projektierten Randnutzungen umfassten daher vor allem Studios und Werkstätten für Kunstschaffende, andere öffentliche Kultur- einrichtungen, Cafés und Verkaufsfl ächen.

Platzprogramm

Auch die steinerne Arena des Platzes sollte mit Kunst und Kultur gefüllt und somit belebt werden. Erste Diskussionen

im Jahr 2002 ergaben folgende potentielle Nutzungen:

Märkte, -

Festivals, -

Performances, -

Filmvorführungen und -

Sportübertragungen,

Aktivitäten in Verbindung mit der geplan- -

ten öffentlichen Bibliothek,

Kunstausstellungen und Skulpturen, sowie -

Spiele, Wettkämpfe und spezielle -

Kinderveranstaltungen.

(Vgl. Groundwork Hackney 2002: 5).

Anforderungen an die Platzgestaltung Oberstes Ziel des Gillett Square Partner- ships war die Schaffung eines möglichst attraktiven und erfolgreichen urbanen Platzes. Um dies zu erreichen formulierte die Arbeitsgruppe folgende Anforderungen an das Platzdesign:

Identität. Der neu geschaffene Frei- -

raum sollte zwar eine eigene Identität aufweisen, darf aber der starken kul- turellen Identität des Quartiers nicht entgegenstehen.

Flexibilität. Das Platzdesign ist möglichst -

nutzungsoffen zu halten. D.h. der Platz sollte sowohl eine breite Palette an Akti- vitäten und Veranstaltungen ermöglichen, kurz und längerfristige Nutzungsformen unterstützen, als auch veränderbar sein.

Ebenso sollten unterschiedliche Nutzun- gen parallel ausgetragen werden können.

Lesbarkeit. Der Platz sollte ein klares -

Erscheinungsbild aufweisen und leicht verständlich sein.

Räumlich-visuelle Einheit. Die Platzfl an- -

ken sollen eine räumliche Einheit bilden, öffentliche und private Räume haben jedoch eine klare Trennung aufzuweisen.

Verbindung zwischen

- Kingsland High

Street und Boleyn Road. Der Platz soll für Passanten deutlich erkennbar sein und einladend wirken. Der Freiraum muss

zudem barrierefrei zugänglich und über- querbar sein. Damit die Funktion als Platz gewahrt bleibt, sollte Gillett Square selbst zum Ziel werden.

Aktive Fronten. Die synergetische Be- -

ziehung zwischen öffentlichem Raum, Gebäudeeingängen und ebenerdigen Aktivitäten ist zu maximieren.

Vielfalt. Der neue Gillett Square sollte zu -

einem abwechslungsreichen Ort voller Angebote werden.

Nutzbarkeit und Relevanz für die Bewoh- -

nerInnen Hackneys. Die Ergebnisse der veranschlagten BürgerInnenbefragungen sollten in die Platzgestaltung einfl ießen.

Sicherheit. Bei Dunkelheit wurde der -

Gillett Street Parkplatz als besonders gefährlicher Ort wahrgenommen. Eines der Hauptziele war es deshalb diesen sicherer zu machen.

Begrünung. Hauptanliegen bereits befrag- -

ter BürgerInnen war die Begrünung des Freiraums mit Pfl anzen und Bäumen.

(Vgl. Groundwork Hackney 2002: 5/

Gillett Square Partnership et al. 2002: 4f).

Gestaltungs- und Entwicklungsprozess

Rolle der LandschaftsarchitektInnen Als das Büro Whitelaw Turkington 2002 an Bord des Projektes geholt wurde, existier- Abb. 6.16, 6.17, 6.18 und

6.19: Überlegungen zu Gestalt und Nutzung des Bühnenelements.

11 Ian Turkington im Interview.

12 Matthew Carrington im Interview.

ten bereits detaillierte Überlegungen zur Nutzung der umgebenden Gebäude und des Platzes selbst. Die Masterplanenden Hawkins\Brown legten zudem einen ersten Entwurf für das Platzlayout vor. (Vgl. Gillett Square Partnership et al. 2002: 4).

Es folgte ein langwieriger Gestaltungspro- zess in enger Zusammenarbeit mit dem Gillett Square Partnership, welches laut Ian Turkington einen großen Einfl uss auf die Detailgestaltung ausübte. Insbesondere auf das Platzlayout und wo Elektro- und Wasseranschlüsse untergebracht wurden.11 Die eigentliche Objektplanung konnten die LandschaftsarchitektInnen erst zweieinhalb Jahre später in Angriff nehmen (vgl. Suther- land et al. 2007: 14). Nachdem ein geeig- netes Bauunternehmen gefunden wurde, bestand die Kommune jedoch darauf die Bauleitung selbst zu übernehmen. Dieser Wechsel brachte, neben höheren Verwal- tungskosten, auch einige Schwierigkeiten mit sich, welche am Ende aber alle über- wunden werden konnten.12

Überlegungen zur Platznutzung Um den veranschlagten Events genügend Raum zuzugestehen versuchten Whitelaw Turkington die Platzgestaltung so fl exibel als möglich zu halten. Fixe Sitzgelegen- heiten wurden so lediglich entlang des Platzrandes projektiert. Auch das Bühnen- element, welches eine Hausfl anke ersetzt, [6.17]

[6.16]

sollte neben seiner raumbildenden Funk- tion möglichst „besitzbar“ und bespielbar sein. Ian Turkingtons Serie an frühen Handskizzen veranschaulicht die angedach- ten Gestaltungsweisen und Nutzungsmög- lichkeiten des Bühnenelements – darunter auch Skateboarding (s. Abb. 6.16-6.19).

Skateboarding würde zwar von den Auftrag- gebenden zumeist nicht gerne gesehen, so Turkington im Interview, dennoch halte er diese Form der urbanen Freiraumnutzung für durchaus legitim – insofern es sich mit anderen Nutzungen vereinbaren lässt.

Weiters versuchten die Landschaftsarchi- tektInnen in ihren ersten Entwürfen be- reits möglichst günstige Bereiche für die Außengastronomie zu identifi zieren.13 Eine weitere gestalterische Überlegung war die Verkehrsregulierung und Lenkung durch Poller. Auch illegales Parken sollte so unterbunden werden. (Vgl. Sutherland et al.

2007: 17).

Designkritik

Laut Ausschreibung hätte das Platzdesign von einer Public Spaces Advisory Group geprüft werden sollen. Genannt werden Namen wie Lord Richard Rogers, Sir Terry Farrell, Ricky Burdett und Jan Gehl. (Vgl.

Gillett Square Partnership et al. 2002: 2).

Diese hochkarätig besetzte Beratergruppe kam allerdings nie zustande. Ebenso wenig eine vernünftige Designkritik.14 Lediglich

einmal hatten die LandschaftsarchitektInnen die Gelegenheit das geplante Design Lord Richard Rogers von der Architecture and Urbanism Unit zu präsentieren. Konstrukti- ve Kritik blieb aber aus.15

Einbindung der Öffentlichkeit

Die lokale Bevölkerung wurde nicht aktiv in die Gestaltung Gillett Squares – z.B. in Form eines Planungstreffens – einbezogen.

Über einen Zeitraum von neun Jahren fanden jedoch mehrere formelle, als auch informelle Befragungsaktionen statt.

Erste Pläne und Modelle des Platzes wur- den 1997 im nahe gelegenen Einkaufszen- trum öffentlich ausgestellt. Wobei die Idee den Parkplatz durch einen urbanen Platz zu ersetzen bei der Bevölkerung auf breite Zustimmung traf. Auch organisierte die Kommune im Zuge des Stadterneuerungs- projekts Dalston City Challenge mehrere Treffen, wo das Vorhaben öffentlich disku- tiert wurde.16

Weiters befragte das Gillett Square Partner- ship die lokalen Gewerbetreibenden und Kunstschaffenden, wobei hauptsächlich die Art und Nutzung der umliegenden Bebauung besprochen wurde. Auch diese Befragungsaktionen fi elen durchwegs po- sitiv zugunsten des Platzprojekts aus. (Vgl.

whitelaw+turkington et al. 2004: 3).

In die Detailgestaltung selbst sollte die Öffentlichkeit jedoch nicht miteinbezogen

13 Ian Turkington und Adri- enne Soudain im Interview.

14 Adam Hart, Matthew Carrington und Ian Turkington im Interview.

15 Ian Turkington und Matthew Carrington im Interview.

16 Adam Hart im Interview.

[6.19]

[6.18]

werden. Das Gillett Square Partnership hat- te deshalb beschlossen alle Befragungsak- tionen ausschließlich auf die Platznutzung und nicht auf das Design auszurichten (vgl.

Gillett Square Partnership 2002e: 7.0).

Eigentliches Ziel der Befragungen war es folglich bei der Bevölkerung ein „Ei- gentumsgefühl“ zu entwickeln bzw. zu verstärken. Es sollte aber auch sichergestellt werden, dass das Design für das Gebiet adäquat ist (vgl. Groundwork Hackney 2002: 5).

Um die Öffentlichkeit gebührend über das Aussehen des Platzes zu informieren veran- schlagte das Gillett Square Partnership eine weitere Ausstellung der Entwürfe.17 Auch gab es die Idee die Bevölkerung durch Bro- schüren und Newsletter auf dem Laufenden zu halten (vgl. Gillett Square Partnership 2002e: 7.1).

Alle Befragungsaktionen wurden vor der Involvierung der LandschaftsarchitektInnen durchgeführt. Laut Ausschreibungstext hatten Whitelaw Turkington deren Ergeb- nisse zu berücksichtigen. Allerdings gab es diesbezüglich keine konkret verwend- baren Informationen, so Ian Turkington im Interview.

Reduktion der Parkplätze

Die brisante Diskussion um die vorhande- nen Parkplätze war im Entwicklungsprozess Gillett Squares allgegenwärtig. Ziel des Gillett Square Partnerships war ein total autofreier Platz – ihrer Ansicht nach ein wesentliches Kriterium für den Erfolg des Platzes (vgl. Gillett Square Partnership 2003a: 6.00). Allerdings war die zuständige Abteilung der Bezirksverwaltung explizit dagegen. Zum einen da der Gillett Street Parkplatz für die Kommune eine lukrative Einnahmequelle darstellte; zum anderen wurden die vorhandenen Stellplätze für die lokale Bevölkerung als unentbehrlich erachtet.18 Eine zu starke Reduktion der Parkplätze hätte das Bauvorhaben somit akut gefährdet (vgl. Gillett Square Partner- ship 2002d: 1.02).

Eine vom Gillett Square Partnership in Auf- trag gegebene Verkehrsuntersuchung stellte jedoch fest, dass die meisten Plätze durch Langzeitparkende und eine illegale Autowä- scherei besetzt wurden. 2002 beschränkte die Kommune folglich die Parkdauer auf maximal zwei Stunden und erhöhte die Gebühren. Eine weitere Untersuchung des Gillett Street Parkplatzes und der lokalen Verkehrsbewirtschaftung kam zum Er- gebnis, dass der ruhende Verkehr auf 22 Parkmöglichkeiten reduziert werden sollte.

Insbesondere da es in unmittelbarer Nähe, hinter dem Kingsland Einkaufszentrum ein großes Parkplatzangebot gibt. Der Bentley Road Parkplatz im Süden Gillett Squares galt ebenso als zu wenig ausgelastet. (Vgl.

Groundwork Hackney 2002: 3f).

Nach der erfolgreichen Sanierung der Bradbury Street Workspaces und der Errichtung der Marktstände beschloss die Bezirksverwaltung schließlich doch noch den heruntergekommenen Parkplatz durch einen öffentlichen Platz zu ersetzen.

Des Weiteren war die Durchfahrtssperre auf der Gillett Street ein großer Diskussi- onspunkt. Es wurde vorgeschlagen vorerst versenkbare Poller zu installieren und erst nach Abschluss des Projekts eine perma- nente Straßensperre einzurichten. (Vgl.

Gillett Square Partnership 2002c: 4.00).

Zusammenarbeit mit der Kommune Die Bezirksverwaltung Hackneys gab sich zu- nehmend kritisch gegenüber der Realisierung Gillett Squares und versteifte sich mehr und mehr auf die Kostensenkung des Projekts.

Der Ruf nach „echter“ Unterstützung durch die Kommune wurde seitens des Gillett Square Partnerships folglich immer lauter.

(Vgl. Gillett Square Partnership 2002e: 6.1).

Um diesen Unmut und etwaige andere Zweifel aus dem Weg zu räumen bemühte sich das Gillett Square Partnership um die aktive Unterstützung des Urban Regene- ration Sub-Komitees (vgl. Groundwork Hackney 2002: 4). Was in einem Emp- fehlungsbrief von Lord Richard Rogers mündete.

17 Matthew Carrington im Interview.

18 Adam Hart im Interview.

Noch bis heute gibt es nach Angaben Adam Harts – „Gründervater“ und Leiter der Hackney Co-operative Developments – ein angespanntes Verhältnis zwischen den Interessen des Gillett Square Partnerships und der Bezirksverwaltung. Insbesondere seit dem deren Repräsentant Malcolm Carr beordert wurde nicht mehr an den Treffen der Arbeitsgruppe teilzunehmen.19 Lokaler Widerstand

Zu medial dokumentiertem, öffentlichem Widerstand kam es vor allem bei der feier- lichen Eröffnung des Platzes im November 2006 (s. Abb. 6.20-6.22). Die wütenden Proteste richteten sich insbesondere gegen den „Ausverkauf“ Dalstons und der damit einhergehenden Verdrängung der ortsan- sässigen Arbeiterklasse. In den Augen der Protestanten treiben Stadterneuerungspro- jekte wie Gillett Square die Mieten in die Höhe und ebenen somit den Weg für eine weitere Gentrifi zierung des Quartiers. Auch die Strategie der „kreativen Erneuerung“

Dalstons wurde von den Demonstrierenden heftig kritisiert, welche anstatt der kom- munal gesponserten Kreativität den Erhalt ihrer Wohnstätten und Existenzgrundlagen forderten. 20 Das mitgebrachte Transparent lautete dementsprechend: „let them eat cul- ture“. Aber auch „regenicide“ und „social cleansing“ war zu lesen.21, 22

Die von einer Aktionsgruppe verteilten Flyer schlugen in dieselbe Kerbe: Hackney Council’s anti-social behaviour is pushing out the poor: council fl ats sold off and com- munity facilities shut down to make way for more yuppie fl ats and bars.” 23

Projektiertes Bauvorhaben / Masterplan 1994 teilte das zuständige Planungsamt das Gebiet um die damalige Gillett Street in fünf Parzellen: A-D wurde als Wohn und Gewerbefl äche gewidmet; auf der restlichen Fläche sollte der öffentliche Platz entstehen (s. Abb. 6.23).

Randbebauung und Nutzung

Art, Ausmaß und Nutzung der Randbebau- ung wurden im Masterplan folgendermaßen festgelegt (s. Abb. 6.24): Parzelle A war für das Dalston Culture House reserviert. Auf den Parzellen B, D und dem aufgelassenen Fabrikareal der Stamford Works wurde ein mehrstöckiges, multifunktionales Gebäude projektiert. Die Bebauung der Parzellen B und D war für die Masterplaner Hawkins\

Brown dabei essentiell: „The plots are important in optimising the overall devel- opment potential but also in urban design terms to secure a strong active edge with the new square.“ (HawkinsBrown et al.

2004: 8). Die vorgesehenen Nutzungen des Nordseitgen Gebäudeblocks waren: eine öf- fentliche Bibliothek, das Geschäftszentrum

Abb. 6.20: Heftiger Protest während der Eröffnungsfeier- lichkeiten, November 2006.

Abb. 6.21 und 6.22: Transpa- rente bei der Eröffnung Gillett Squares, November 2006.

19 Adam Hart im Interview.

20 Vgl. http://www.

indymedia.org.uk/

en/2006/11/355712.html [05.01.2009].

21 Vgl. http://occupied- london.org/airportising [05.01.2009].

22 Vgl. http://www.meta- mute.org/en/dalston_revi- sited_report_on_the_pro- test_at_gillett_square_today [05.01.2009].

23 Vgl. Ebenda.

[6.21] [6.22]

[6.20]

einer gemeinnützigen Organisation, ein Café, Ateliers sowie hochwertige Privat- als auch Sozialwohnungen.

Parzelle C blieb auf Druck des Gillett Square Partnerships hingegen unbebaut, da dieses den Platzzugang über die Bradbury Street blockiert hätte. (Vgl. Hawkins\Brown 2004: 5/Gillett Square Partnership 2002b:

4.00).

Platzgestaltung

Das ursprünglich ausgearbeitete Platzlayout steht in starker Resonanz mit der Nutzung der angrenzenden Gebäude (s. Abb. 6.24).

So reservierten Whitelaw Turkington die sonnenexponierte, nordöstliche Platzecke für den Gastgarten des dort geplanten Ca- fés. Ein zweiter Schanigarten war in Verbin- dung mit der Jazz Bar auf der Südseite des Platzes geplant. Den südseitig aufgereihten Marktständen wurde ein großzügiges Holz- deck vorgelagert. Anstatt eines Gebäudes positionierten die LandschaftsarchitektInnen auf der Parzelle C ein großzügiges Bühnen- element mit integrierter Baumbepfl anzung.

Das hölzerne Podium ersetzt so die feh- lende raumbildende Gebäudefl anke, ohne dabei den Zugang über die Bradbury Street zu blockieren.

Das Highlight des Entwurfs ist jedoch das Was- serelement im Nordosten des Platzes. Dieses

besteht aus 16 quadratisch angeordneten, in den Belag integrierten Düsen (s. Abb. 6.25).

Sitzgelegenheiten. Vor den Toren der öf- fentlichen Bibliothek formieren sich drei ur- bane Langbänke. Drei weitere Sitzelemente markieren den Übergang vom südseitigen Holzdeck zur offenen Platzfl äche. Auch auf der Westseite des Bühnenelements installierten Whitelaw Turkington eine Sitzgelegenheit. Um maximale Flexibilität zu gewährleisten blieb die zentralen Platz- fl äche jedoch frei von fi xen Einbauen (vgl.

Gillett Square Partnership 2002d: 4.04).

Begrünung. Die geplante Begrünung des urbanen Platzes beschränkt sich auf neun große Schwarzkiefern. Drei der Bäume säumen die westliche Platzzufahrt. Weitere sechs formieren sich auf dem Bühnenele- ment zu einem kleinen Hain.

Parkplätze. Am Platz wurden insgesamt 22 PKW Stellplätze vorgesehen. Damit der Verkehr die Aufenthaltsqualität des Plat- zes nicht zu stark beeinträchtigt, befi nden sich die Stellplätze im Bereich der drei Platzzufahrten.

Beleuchtung. Neben Refl ektorleuchten soll- ten auffallende, ins Pfl aster integrierte Licht- elemente die Platzeingänge markieren. Für das Platzzentrum sahen Whitelaw Turking- ton eine ebenfalls in den Belag integrierte polychrome Bodenbeleuchtung vor.24 Abb. 6.23: Aufteilung des

Gebiets in die Parzellen A-D.

Abb. 6.24: Masterplan Gillett Square und vorgesehene Randnutzungen.

24 Ian Turkington im Interview.

[6.23]

Café Bibliothek

Markthütten Culture

House

Café [6.24]

Bradbury Street Workspaces Bradbury Street Workspaces Wasser- Wasser- element element

Müll Müll