Aufgrund der begrenzten Anzahl an Wiederholungen auf der relativ kleinen Versuchsfläche sind derartige einjährige Freilandversuche nur bedingt aussagekräftig. Es können zwar Tendenzen erkannt werden, dennoch können diese nicht verallgemeinert werden. Abweichende Standortbedingungen (Klima, Boden, Sporenangebot, Pflanzengesundheit) und Pflanzenschutzstrategien (abweichende Blattdünger und Fungizide) können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Es wäre demnach sinnvoll, den Versuch mehrjährig auf mehreren Obstbaubetrieben parallel durchzuführen, um möglichst viele aussagekräftige und praxisrelevante Daten zu erhalten und auch langfristige Einflüsse der Blattdünger auf Fruchtqualität, Pflanzenwuchs, Wiederblüte und Ertrag zu überprüfen. Bei diesem Versuch waren die Bäume aller Versuchsvarianten (inklusive der nicht behandelten Kontrollvariante) ideal mit Nährstoffen versorgt. Interessant wäre demnach zu untersuchen, welche Auswirkung die kombinierte Anwendung von Blattdüngern und Fungiziden auf Bäumen mit einer schlechten Nährstoffversorgung haben und wie sich die Schorfanfälligkeit der Bäume unter solchen Bedingungen verhält. Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Wirkstoffen und Blattdüngern, die den Landwirt:innen zur Verfügung stehen, kann keine pauschale Aussage darüber gemacht werden, ob und inwieweit die einzelnen Blattdünger einen Einfluss auf den Wirkungsgrad bzw. die Hafteigenschaften der verschiedenen Fungizide haben, auch diesbezüglich bedarf es weiterführender Untersuchungen. Möglicherweise wäre es sinnvoll,
Studien an Topfpflanzen in einer geschützten Umgebung unter definierten Bedingungen durchzuführen. Unter Umständen wirken sich einzelne Blattdünger hemmend auf den Schadpilz aus, wohingegen andere fördernd wirken können oder die Wirkung der Fungizide herabsetzen. Demnach sollte die Wirkung der einzelnen Blattdünger und deren Wechselwirkung mit verschiedenen Fungiziden genau belichtet werden. Aufgrund der begrenzten Versuchsfläche war dies bei dieser Arbeit jedoch nicht möglich. Es wäre zudem sinnvoll, einen Versuch mit anschließender Beregnung der Bäume durchzuführen, um die Auswirkungen einer kombinierten Anwendung von Blattdüngern und Fungiziden auf die Hafteigenschaften der Fungizide zu untersuchen.
6 Zusammenfassung
Im Jahr 2019 wurde in der Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg in Graz/Steiermark ein Freilandversuch zur Überprüfung des Einflusses der kombinierten Anwendung von Fungiziden und Blattdüngern auf die bedeutendste Pilzkrankheit im Apfelanbau, Venturia inaequalis, bei der Sorte Golden Delicious durchgeführt. Herauszufinden galt, ob die kombinierte Anwendung eine Verminderung des Schorfbefalls im Vergleich zur alleinigen Anwendung von Fungiziden mit sich bringt oder ob gar ein Befall begünstigt wird. Zudem wurde untersucht, wie effektiv sich Blattdüngergaben auf den Nährstoffgehalt in Blättern und Früchten und auf die Fruchtqualität auswirken. Besonderes Augenmerk wurde zudem auf die Auswirkung der Versuchsvarianten bezüglich Fruchtschalenberostung gelegt. Es wurden 5 Versuchsvarianten (Blattdünger + Fungizide, nur Blattdünger, nur Fungizide, reduziert-nur Fungizide und reduziert-Blattdünger + Fungizide) und eine unbehandelte Kontrollvariante angelegt.
Die Blätter und Früchte der Fungizidvariante wiesen bei den Bonituren stets den geringsten Befallswert auf, 98 % der Früchte dieser Variante waren schorffrei. Die Variante unterschied sich jedoch nicht statistisch signifikant von der betriebsüblichen Variante (Blattdünger + Fungizide), welche einen durchschnittlichen Wirkungsgrad von 96 % aufwies. Mit 95 % schorffreien Früchten war auch das Ergebnis der Fungizidvariante mit einer reduzierten Behandlungshäufigkeit zufriedenstellend. Einen statistisch signifikant schlechteren Wirkungsgrad hatte hingegen die Minimalvariante ‚Fungizide + Blattdünger‘ mit lediglich 85
% schorffreien Früchten. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Kontrollvariante und Blattdüngervariante (ohne Fungizide) festgestellt werden, Blattdünger alleine wirkten sich bei dieser Arbeit somit nicht begünstigend oder vermindernd auf den Schorfbefall aus.
Die Auswirkungen der Versuchsvarianten auf die Fruchtschalenberostung waren sehr gering.
Früchte der FV und BV hatten die geringste Anzahl an Äpfeln mit einer kritischen Fruchtschalenberostung, die KV und die FBV wiesen hingegen die größte Anzahl an Früchten mit mehr als 20 % berosteter Schalenfläche auf.
Es konnte keine statistisch signifikante Verbesserung des Fruchtgewichtes und der Fruchtfleischfestigkeit durch die kombinierte Anwendung von Blattdüngern und Fungiziden
festgestellt werden. Die Fungizidvariante wies lediglich einen statistisch signifikant geringeren Zuckergehalt auf als die restlichen Versuchsvarianten. Dies ist jedoch vermutlich auf den sehr hohen Stickstoffgehalt in den Früchten dieser Variante zurückzuführen.
Die Ergebnisse der Nährstoffanalysen zeigten deutlich, dass die Pflanzen aller Versuchsvarianten sehr gut mit Nährstoffen versorgt waren und auch die Pflanzen der Kontrollvariante keinen akuten Nährstoffmangel aufwiesen. Die Pflanzen wurden folglich über die Wurzeln ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Die Nährstoffversorgung der Fungizidvariante unterschied sich kaum von jener der Variante ‚Blattdünger + Fungizide‘, beide Varianten wiesen durchschnittlich die höchsten Nährstoffgehalte in Blättern und Früchten auf. Die Fungizidvariante (ohne Blattdünger) wies gar die höchste Stickstoff-Versorgung auf.
Die Blattdüngergaben wirkten sich somit kaum merkbar auf die Nährstoffgehalte in Blättern und Früchten aus.
Bei gut versorgten Bäumen ist es demnach nicht zielführend, zusätzlich Pflanzennährstoffe über das Blatt zu applizieren, da es gegebenenfalls zu einer Verminderung des Wirkungsgrades der Fungizide führen kann und somit ein Schorfbefall begünstigt werden kann. Bei akutem Mangel und einer schlechten Nährstoffversorgung über den Boden kann der Einsatz von Blattdüngern dennoch als sinnvoll erachtet werden, die Umwelteinflüsse und die individuellen Gegebenheiten der Obstanlage müssen bei einer Applikation jedoch unbedingt berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden.
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