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Analysemethode- Grounded Theory

5. E MPIRISCHE F ORSCHUNG UND F ORSCHUNGSDESIGN

5.4. Analysemethode- Grounded Theory

Die Auswertung erfolgt mittels der empirischen Erhebungsmethode - Grounded Theory.

Die Grounded Theory als methodologische Analysemethode wurde ursprünglich von Barney Glaser und Anselm Strauss (1967) entwickelt (vgl. Strauss/Corbin 1996: 9).

„Eine Grounded Theory ist eine gegenstandsverankerte Theorie, die induktiv aus der Untersuchung des Phänomens abgeleitet wird, welches sie abbildet.“ (Strauss/Corbin 1996: 7)

Ausgehend vom Untersuchungsbereich, der auf einer Metaebene angesiedelt ist, werden Daten erhoben, ausgearbeitet und mit theoretischen Überlegungen verknüpft – daraus entsteht ein Datenpool. Es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen den Faktoren Datensammlung, Analyse und Theorie. Ziel ist es, aus einem Untersuchungsbereich und einer eingegrenzten theoretischen Vorannahme, durch die Erhebung qualitativer Daten neue Erkenntnisse zu dieser Thematik zu finden (vgl. ebd.:

8).

Die Grounded Theory wird der qualitativen Forschung zugeordnet: „(…) meinen wir jede Art der Forschung, deren Ergebnisse keinen statistischen Verfahren oder anderen Arten der Quantifizierung entspringen.“ (ebd.: 3)

Seitens der Autorin wurden Daten und Statistiken aus vorhandener Literatur verwendet, dies um den aktuellen Stand der Wissenschaft abzubilden.

Eine theoretische Sensibilität wird von Anselm Strauss und Juliet Corbin (1996) als persönliche Fähigkeit des Forschers/der Forscherin vorausgesetzt, womit das Bewusstsein für Feinheiten in der Bedeutung von Daten gemeint ist. Der unterschiedliche Grad der Sensibilität hängt von der stattgefundenen Literaturrecherche und von den relevanten Erfahrungen des Forschers/der Forscherin des Forschungsbereichs ab.

Zusätzlich kommt es während des Forschungsprozesse zu einer Entwicklung der theoretischen Sensibilität (vgl. Strauss/Corbin 1996: 25).

Um das eigene Bewusstsein für die Bedeutung der Daten zu stärken und möglichst blinde Flecken hintanzuhalten, ist es wünschenswert, gelegentlich in einer Gruppe das Datenmaterial zu sichten und zu bearbeiten. Dies wurde von der Verfasserin ebenfalls genutzt.

„Theoretische Sensibilität bezieht sich auf die Fähigkeit, Einsichten zu haben, den Daten Bedeutung zu verleihen, die Fähigkeit zu verstehen und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.“ (vgl. Strauss/Corbin 1996: 25) Die theoretische Sensibilität wird durch theoretische, berufliche und persönliche Erfahrungen mit dem Forschungsgegenstande erworben (vgl. ebd.: 25ff). „Sie befähigt die Analysierenden, die Forschungssituation und die damit verbundenen Daten auf neue Weise zu sehen und das Potential der Daten für das Entwickeln einer Theorie zu erforschen.“ (ebd.: 27)

Ausgangsbasis dieser Masterarbeit ist die theoretische Vorannahme, dass eine Verunsicherung von Pflegefamilien und Pflegekindern hinsichtlich einer potentiellen Rückführung zur Herkunftsfamilie besteht.

Dass diese Verunsicherungen vorhanden sind, soll ebenso durch qualitativ geführte Interviews und Literaturrecherche verifiziert werden. Das Ergebnis dieser Datensammlung wird anschließend kodiert.

Die diversen Kodierungen werden in übergeordneten Konzepten zusammengefasst. Am Beginn steht das offene Kodieren, anschließend das axiale Kodieren und abschließend das selektive Kodieren (vgl. Strauss/Corbin 1996: 40).

„Kodieren stellt die Vorgehensweise dar, durch die die Daten aufgebrochen, konzeptualisiert und auf eine neue Art zusammengesetzt werden. Es ist der zentrale Prozess durch den aus den Daten Theorien entwickelt werden.“ (ebd.: 39) Festgehalten werden soll, dass dies ein flexibler Prozess ist, der nicht starr befolgt werden kann. Vielmehr ist dies „(…) weder mechanisch oder automatisch, noch stellen sie einen Algorithmus dar, der Ergebnisse garantiert. Sie sind vielmehr flexibel, den Umständen entsprechend anzuwenden; ihre Reihenfolge kann variieren und bei jedem Schritt sind Alternativen möglich.“ (Diesing 1971: 14, zit.n. Strauss/Corbin 1996: 41) Ähnlich sehen dies Barney Glaser und Anselm Strauss (2005), die bei der Datensammlung und dem Erreichen einer Datensättigung als vorrangig wichtig ansehen, dass unterschiedlichste Ansichten und Aussichtspunkte eingenommen werden.

Flexibilität und Offenheit sind unumgänglich, da das zu untersuchende Forschungsgebiet ebenfalls im Wandel begriffen sein kann. Die am besten geeignete Erhebungsmethode ist daher jene, welche am ehesten die gewünschten Informationen bringt. Eine ethische korrekte und sensible Vorgehensweise vorausgesetzt (vgl. Glaser/Strauss 2005: 72ff).

Nach der Bildung dieser Kategorien ist der nächste Schritt, alle gesammelten Daten zu integrieren und festzustellen, ob eine Theorie daraus abgeleitet werden kann (vgl. ebd.:

253).

5.4.1. Offenes Kodieren

Die Gesamtheit aller transkribierten Interviews wurde im ersten Schritt der Analyse durchgelesen und absatzweise kategorisiert, damit ist die Repräsentation eines Herausgreifens eines Satzes oder eines Abschnittes gemeint. Dadurch konnte eine erste Sichtung der Themenbereiche vorgenommen werden (vgl. Strauss/Corbin 1996: 45 ff).

„Haben wir erst einmal bestimmte Phänomene in den Daten identifiziert, können wir beginnen, unsere Konzepte um sie herum zu gruppieren. (…) Der Prozeß des Gruppierens der Konzepte, die zu demselben Phänomen zu gehören scheinen, wird Kategorisieren genannt.“ (ebd.: 47)

Das Durcharbeiten aller erhobenen Daten führte zu Identifikation sich wiederholender Inhalte. Daher konnten anschließend erste Kategorien gebildet werden. Wie Anselm Strauss und Juliet Corbin (1996) formulieren, soll der Name dieser Kategorien abstrakter sein, als die „Namen, der um das Phänomen gruppierten Konzepte. Kategorien besitzen konzeptuelle Stärke, weil sie in der Lage sind, andere Gruppen von Konzepten oder Subkategorien in ihrem Umkreis zusammen zu fassen.“ (ebd.: 47)

Die Namensgebung oblag der Autorin dieser Arbeit, welche sie nach logischer Folge und passend zu den Daten die darin vorkommen, auswählte (vgl. ebd.: 49).

Die Kategorien, welche durch das offene Kodieren herausgefunden wurden, sind nachfolgend fett dargestellt und die darunterliegenden Dimensionen kursiv:

Spannungsfelder zwischen den AkteurInnen

Spannungsfeld zwischen Pflegekindern und Herkunftsfamilie Spannungsfeld zwischen Pflegekindern und Pflegefamilie Spannungsfeld zwischen Pflegefamilie und Herkunftsfamilie

Spannungsfeld zwischen Fachkraft der Kinder- und Jugendhilfe, Herkunftsfamilie und Pflegekind

Perspektivenklärung (auf professioneller Ebene) Pflegeplatzunterbringung

Rückführungsoption während einer dauerhaften Pflegeplatzunterbringung Rechtliche Situation

Haltung und Werte der AkteurInnen

Klarheit und Transparenz in der Kommunikation und Informationsweitergabe Akzeptanz

Wertschätzung und Anerkennung

Bedürfnisse des Kindes

Kontakte von Pflegekindern mit dem Herkunftssystem Bindungen

Partizipation

Lösungsvorschläge

Spezialisierung der Professionen Gesetzesänderungen

Die Dimensionen stellen eine Differenzierung innerhalb der Kategorien dar, um der Tiefe des Forschungsfeldes gerecht zu werden (vgl. Strauss/Corbin 1996: 51).

5.4.2. Axiales Kodieren

„Offenes Kodieren (…) bricht die Daten auf und erlaubt es, einige Kategorien, deren Eigenschaften und dimensionale Ausprägungen zu identifizieren. Axiales Kodieren fügt diese Daten auf eine neue Art wieder zusammen, indem Verbindungen zwischen einer Kategorie und ihren Subkategorien ermittelt werden.“

(Strauss/Corbin 1996: 76)

Der Fokus bei diesem Kodierungsschritt liegt bei der Spezialisierung auf die Bedingungen der Kategorie und dem Prozess des In-Beziehung-Setzens der Subkategorien zu einer Kategorie. Das ist nach dem paradigmatischen Modell ausgerichtet und bedeutet, dass ein Phänomen (Kategorie) in den Mittelpunkt gestellt wird und dann nach ursächlichen Bedingungen, die zu dem Phänomen führen, nach den Handlungsstrategien, die eingesetzt werden und nach den Konsequenzen gesucht wird. Zusätzlich werden weitere Eigenschaften jeder Kategorie gesucht und notiert. Während der Analyse kommt es zu einem Hin und Her wechseln zwischen offenem und axialem Kodieren (vgl. ebd.: 77ff).

5.4.3. Selektives Kodieren

Das selektive Kodieren umfasst die Benennung einer Kernkategorie – das zentrale Phänomen, dieses wird durch die anderen Kategorien ergänzt bzw. sind sie miteinander verbunden. Die dazugehörenden Eigenschaften und Verbindungen werden aufgezeigt, um Unterschiede und Muster zwischen den Kategorien zu erkennen und eine Theorie zu bilden (vgl. Strauss/Corbin 1996: 94ff).

„Es ist sehr bedeutsam, diese Muster zu identifizieren und die Daten entsprechend zu gruppieren, weil dies der Theorie Spezifität verleiht. Dann ist man in der Lage, zu sagen: Unter diesen Bedingungen (Auflistung) passiert das und das; während unter anderen Bedingungen das und das eintritt.“ (ebd.: 107)

Parallel zu den drei Kodierungsperspektiven werden laufend Memos geschrieben, um aufkommende Gedanken weiter nutzbar zu machen. Memos können Planungs-Notizen, theoretische Notizen, Kode-Notizen oder Abwandlungen sein und entwickeln sich im fortschreitenden Forschungsprozess weiter, da sie an Genauigkeit, Komplexität, Klarheit und Dichte zunehmen (vgl. Strauss/Corbin 1996: 169f).

Die von der Verfasserin gebildeten Memos wurden in regelmäßigen Abständen mit einer außenstehenden Forscherin reflektiert. Diese Memos dienten unter anderem dazu, den roten Faden beizubehalten und begleiteten den gesamten Auswertungsprozess.

Im folgenden Kapitel sollen nun die zentralen Ergebnisse der Forschung vorgestellt und abschließend diskutiert werden.