• Nenhum resultado encontrado

Haltung und Werte der AkteurInnen

6. E RGEBNISDARSTELLUNG

6.3. Haltung und Werte der AkteurInnen

Schlussendlich steht für die Kinder- und Jugendhilfe immer das Kindeswohl an erster Stelle, wie das nachfolgende Zitat eindrucksvoll zeigt.

„Des ist etwas, also die Unterbringung von meinerseits von einem Kind in einer Pflegefamilie ist eine Sache die ich gut vertreten kann sofern, sobald die Obsorge an die Kinder- und Jugendhilfe übertragen ist. Ja. Ähm, die Entscheidung selbst die mich, für mich persönlich als Sozialarbeiterin, ja, kann i dann guat mittragen, wann i a so den rechten Hintergrund hab, nämlich, also a die Entscheidung des Gerichts hab. Ja, und dann ist es für mich auch eine klare Sache, dass das Kind bleibt und das kommunizier ich sowohl den Pflegeeltern, als auch den leiblichen. Natürlich haben wir immer wieder, ähm, die leiblichen Eltern im Kampf mit der Kinder- und Jugendhilfe. Und ähm werden auch Kämpfe ausgefochten, (…) die dann jahrelang dauern, aber da muss i ehrlich sagen da fühl i mi als Fachkraft der Kinder- und Jugendhilfe sehr dem Kind verpflichtet, ähm, diese dauernden Bezugspersonenwechsel hintanzuhalten, ja. Also da kämpf i was geht, muss i sagen.“ (F, Z 50-61)

Es gibt jedoch nicht nur gesetzlich definierte Rechte und Pflichten gegenüber einem Kind/Pflegekind (z.B.: §138 ABGB), sondern ist eine positive Entwicklung eines Pflegekindes zusätzlich abhängig von den Haltungen der leiblichen Eltern und Pflegeeltern.

zusätzlich Rechtfertigungen in ihrem Umfeld finden, weshalb ihr Kind in einer Pflegefamilie lebt.

„(…), dass es da eben in Richtung Wertschätzung einfach wichtig ist, die Eltern auch in ihrer Überforderung, ähm, also ihnen auch was zu geben. Ja, also die Eltern auch ein Stück weit zu ernähren, ja oder ihnen Nahrung zuzuführen auch im psychischen, ja. Wenn man des, i glaub wenn man da mehr Augenmerk drauf legat, kamats vü zu wenig, weniger oft zu derartigen Eskalationen mit Rechtsanwälten und so.“ (F, Z 363-367)

Ein Paradigmenwechsel in Bezug der Pflegeplatzunterbringung bei den Herkunftseltern, wie es von einer Expertin beschrieben wird, kann Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und mögliche Verunsicherungen hintanhalten.

„Ähm es brauchert ein bissl so einen, einen Wechsel der Sichtweisen. Ja, also jetzt ist ja die Sichtweise ähm, es wird etwas weggenommen. Den Eltern wird das Kind weggenommen. Ja, und wenn man aber die Sichtweise, wenn man es schafft, dass die Sichtweise auf das Kind gelegt wird, des sozusogn noch ähm ein zweites Elternpaar dazubekommt eigentlich. Ähm. Es wär ja schön, wenn man das sehn könnte, dass das Kind damit etwas gewinnt.“ (B, Z 161-166)

Aber auch an die Pflegeeltern, die einerseits eine private Familie und andererseits Partner der Kinder- und Jugendhilfe sind, werden viele Erwartungen gestellt bzw. müssen diese mehreren Anforderungen gerecht werden. Pflegeeltern sind oft in ihren persönlichen Fähigkeiten gefordert und müssen bei der Übernahme eines Pflegekindes nicht nur Offenheit auf neue Herausforderungen mitbringen, sondern auch belastbar und krisenfest sein. Pflegeeltern verpflichten sich mit der Kinder- und Jugendhilfe zusammenzuarbeiten, solange sie ein Pflegekind betreuen und werden bei Bedarf von ExpertInnen unterstützt. Sie müssen ihr Familienleben der Behörde gegenüber offenlegen (vgl. Mandl 2016: 5ff).

Zwei Interviewpartnerinnen haben diese Anforderungen von Pflegeeltern auf den Punkt gebracht:

„Es ist in der Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe komplett etwas Anderes. Weil du als Pflegeeltern ja eigentlich Werkzeug unter Anführungszeichen der Kinder- und Jugendhilfe bist.“ (C, Z 49-51)

„(…) Pflegeeltern bewusst sind, dass sie nicht ein Eltern, also nicht ausschließlich der Elternersatz san und des Kind nicht ein Kindersatz ist, sondern dass sie im Grunde genommen, ähm, ein verlängerter Arm der Kinder- und Jugendhilfe san und so kommunizier ich das auch. Das heißt, die Pflegeeltern brauchen eine gewisse Offenheit, sie brauchen auch diese Distanziertheit, ein Stück weit Distanziertheit zu der ganzen Familiengeschichte des Kindes, eine professionelle Distanziertheit. Und sie brauchen die Möglichkeit, müssen die Möglichkeit für mi

aufbringen darüber reflektieren zu wollen und sie müssen vor allem a die, die Akzeptanz aufbringen, dass sie eben mit der Kinder- und Jugendhilfe aktiv zusammenarbeiten.“ (F, Z 65-73)

Durch die laufende Betreuung, verpflichtete jährliche Pflegeaufsicht durch die Kinder- und Jugendhilfe, soll sichergestellt werden, dass sich das Pflegekind positiv entwickelt und das Pflegeverhältnis für alle Beteiligten optimal gestaltet werden kann.

„Grundsätzlich ist wirklich anzumerken, dass Pflegefamilien von Beginn an sich diesen massiven Herausforderungen bewusst sein müssen. Ich sag immer, sie haben nicht ein Kind, ein Pflegekind ist so wie zwei leibliche Kinder, was ein Pflegekind eben, ein Pflegekind braucht viel, viel mehr und dann die Auseinandersetzung mit dem Herkunftssystem. Ich glaub, dass es da oft mehr Aufklärung noch braucht, oder mehr Einblick, wie es in der Praxis wirklich läuft, ja.“

(D, Z 230-235)

In den Interviews wird die Intensität der Zusammenarbeit der SozialarbeiterInnen mit den Pflegeeltern als unterschiedlich beschrieben, zumeist abhängig nach dem Bedarf. Wenn sich das Pflegeverhältnis problematisch entwickelt, oder Unsicherheiten bei den Pflegeeltern bestehen, ist die Begleitung intensiver, was auch von vielen eingefordert wird.

„Zeit, das ist ein Zeitfaktor. Das ist der Zeitfaktor find ich, das ist der Zeitfaktor, des ist der Faktor der Unterstützung der Pflegeeltern, also das ist ein ganz ein wichtiger Punkt. Ich hab manche, die rufen wirklich wöchentlich an und anderer rührt sich gar nicht. Aber dieses Dasein als Kinder- und Jugendhilfe, diese Sicherheit den Pflegeeltern zu geben, ja, ich bin da wenn ihr Fragen habt, ja. Und i, i schau mir a an wie ihr tuts und ich bejahe es und ich kann, ich kann wertschätzend eingreifen a in der Korrektur, aber ich glaub es schon die Präsenz dann letztlich, unsere Präsenz der Kinder- und Jugendhilfe, die den Pflegeeltern, ähm, diese, diese ähm Sicherheit gibt. Sie haben da eine Rückendeckung, ja weil des redet man ihnen ja von Anfang auch (…) Und ich glaub das diese Sicherheit dann, die man den Pflegeeltern gibt, letztlich sich positiv auf das Kind auswirkt. (F, 162-172)

Nachstehend werden Haltungen, Werte oder auch Sichtweisen, die sich in allen Interviews wiederspiegeln bzw. immer wieder vorkommen und eine große Wichtigkeit im Pflegekinderwesen zur Vermeidung von möglichen Verunsicherungen bei den Playern darstellen, genauer betrachtet.

6.3.1. Klarheit und Transparenz in der Kommunikation und Informationsweitergabe

Die Wichtigkeit von klarer und transparenter Kommunikation und Informationsweitergabe für alle involvierten Personen wird bei den Befragungen der SozialarbeiterInnen der

Kinder- und Jugendhilfe ersichtlich, um Unklarheiten und Verunsicherungen und somit mögliche falsche Erwartungen oder Hoffnungen zu vermeiden.

„Für mich braucht's da die Klarheit, dass (räuspert sich) die Pflegefamilie für das Kind der Platz ist, wo ich aufwachsen werde. Und das ganz sicher. Und nicht, und dass es schon Kontakte zur Herkunftsfamilie gibt, aber dass ganz klar ist, das sind Kontakte und das werden auch Kontakte, es werden nur Kontakte bleiben. Und es ist nicht, ähm, dass das Kind irgendwie innerlich immer Angst haben muss, okay vielleicht komm ich von dort wieder weg oder so. Und a die Pflegeeltern die, die Klarheit haben ähm dieses Kind wird bei uns groß werden.“ (B, Z 72 – 78)

In diesem Zusammenhang ist nicht nur die „ehrliche Beantwortung aller Fragen“ (C, Z 91) durch Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe wichtig, sondern auch „die Sicherheit (…) von guter Information“ (C, Z 102) maßgeblich für ein gutes Pflegeverhältnis.

In den Interviews werden aber auch die teilweise vorhandenen Unsicherheiten von den Fachkräften damit erklärt, dass die Informationsweitergabe an die Herkunftseltern in manchen Fällen nicht im gleichen Maße erfolgt wie an die Pflegeeltern.

„I glaub, da gibt’s ähm sehr viele Unstimmigkeiten. I glaub, des wird nicht immer so in der Form kommuniziert. Ähm. Ich hab das so auch erlebt, dass es einfach, ähm in der Krise, oder, wenn`s zu dem Moment kommt, dass ein Kind wirklich in einer Pflegefamilie muss. Ähm. Den Pfle, den leiblichen Eltern oft vermittelt wird, des is jetzt nicht für immer. Es gibt die Möglichkeit auf Rückführung, ja, um auch nicht diese Endgültigkeit, da für die Eltern so schwer spüren zu lassen. Ähm. Und i glaub, dass nicht ganz klar kommuniziert wird. Und i glaub a, dass Eltern ähm sich das sich die leiblichen Eltern natürlich sich aus selbst auch im Kopf behalten. Die Möglichkeit auf Rückführung, um afoch diese Hoffnung nicht zu verlieren, dass das Kind irgendwie für immer dann weg is, ja. Ähm. I glaub schon, dass es gesagt wird bei den Gesprächen mit den Eltern, was Dauerpflege heißt, ja. Ähm. Und natürlich, es gibt ja auch diesen rechtlichen Faktor, dass es, Rückführungen sind möglich.“

(A, Z 29 – 39)

Transparenz und Begründbarkeit in den Gesprächen mit den leiblichen Eltern ist insbesondere dann unabdingbar, wenn die Interessen von Kindern und Eltern in einem Widerspruch stehen. Vor allem wenn die Kinder ihre Interessen noch nicht selbst artikulieren und vertreten können - was im Bereich der Fremdunterbringung häufig vorkommt - liegt es an den Fachkräften, diese Position zu übernehmen. Dabei sind transparente Aussagen besonders wichtig, damit von Beginn an Klarheit herrscht, alle Beteiligten den gleichen Informationsstand haben und dadurch falsche Hoffnungen verringert werden.

„I glaub, es geht darum, dass Rahmenbedingungen ganz klar sind, ja. Dass Klarheit gibt von, von der Kinder- und Jugendhilfe, was ist geplant, was ist das Ziel des Ganzen. Wenn irgendwie vom Anfang an klar ist, die Familie, die Herkunftsfamilie,

ähm ist realistisch zum Beispiel, es wird zu einer Rückführung kommen, oder es ist sehr unrealistisch, dass ma. Wenn man des gleich amoi abklären kann am Anfang.

Ähm. Und es da Gespräche gibt, mit den Herkunftsfamilien, mit den Pflegefamilien.

Dass da einfach diese Offenheit besteht, ähm, und, dass alle am selben Informationsstand sind, ja. So schwierig, dass es auch sein kann, ist wahrscheinlich wichtig, dass alle beteiligten Akteure am gleichen Ziel arbeiten und die gleichen Informationen haben. (A, Z 106-114)

Aufgabe von betreuenden Diensten - wie etwa der Kinder- und Jugendhilfe - muss es sein, dass die getroffenen Entscheidungen transpatent und nachvollziehbar mit allen Beteiligten kommuniziert werden. Im Grunde gibt es für alle involvierten Personen ein gemeinsames Ziel, nämlich das Wohl des Kindes, in den Vordergrund zu stellen.

6.3.2. Akzeptanz

Um eine Akzeptanz von Herkunftseltern, aber auch teilweise von Pflegeeltern erwarten zu können, ist wie im Vorfeld beschrieben eine Beratung und Begleitung durch Fachkräfte zielführend. In allen Interviews wird mehrfach die Wichtigkeit der Arbeit mit den Herkunftseltern und auch den Pflegeeltern thematisiert, um die veränderte Lebenssituation, ausgelöst durch die Fremdplatzierung eines Kindes in einer Pflegefamilie, verarbeiten und neue Ziele zum Wohl des Kindes schaffen zu können.

Eine große Entlastung für Pflegekinder ist es, wenn es leibliche Eltern schaffen, die Bindungen der Kinder an die Pflegeeltern zu akzeptieren, sie sich auch dementsprechend bei den Kontakten verhalten und es zu wenig Konkurrenzverhalten im Beisein der Kinder kommt. Vor allem benötigen Pflegekinder von den Herkunftseltern die Klarheit und Akzeptanz bei der Pflegefamilie bleiben zu dürfen, damit sie sich zu Hause fühlen können.

Die Expertinnen sehen vor allem das Mittragen der Pflegeplatzunterbringung von den Herkunftseltern als ausschlagend für eine gute Zusammenarbeit und ein funktionierendes Pflegeverhältnis, wie in den nachstehenden Zitaten erläutert wird:

„Im Idealfall auch von den Herkunftseltern, wenn die das auch so gut mittragen können, dass für die klar ist, okay, das Kind wird immer dortbleiben und es bleibt zwar unser Kind und es gibt auch Besuche, aber ähm die, die Elternrolle werden die Pflegeeltern wahrnehmen.“ (B, Z 82-85)

„Auch, sei das jetzt einfach nur die Akzeptanz der Herkunftsfamilie gegenüber der Unterbringung, was vielleicht bedeuten kann, dass die Pflegefamilie die Sicherheit hat, okay, dass Kind wird länger bei uns bleiben. Und das dem Kind auch vermitteln kann.“ (A, Z 222-225)

Aber nicht nur die Akzeptanz der Herkunftseltern gegenüber der Dauerplatzierung ihres Kindes in einer Pflegefamilie ist enorm wichtig für einen positiven Entwicklungsverlauf, sondern auch die Akzeptanz der Pflegeeltern, dass ihr Pflegekind auch mit dem leiblichen

Elternpaar verbunden ist und „dass das anerkannt wird, dass das Kind auch leibliche Eltern hat (…).“ (A, Z 77)

„Der sichere Ort, dass die Pflegeeltern, dass das mittragen und akzeptieren, es gibt ein zweites Elternsystem. Ja, also, die sind präsent.“ (D, Z 93-94)

In diesem Zitat wird der sichere Ort von Pflegekindern beschrieben. Damit meint die Expertin, dass das Pflegekind die Sicherheit hat, bei der Pflegefamilie bleiben zu dürfen, einen sicheren Lebensort, ohne weitere Wechsel zu haben.

6.3.3. Wertschätzung und Anerkennung

In Zusammenhang von Werten und Haltungen wurden jedoch nicht nur die Akzeptanz des Gegenübers und die Wichtigkeit von Klarheit und Transparenz in der Kommunikation von den Befragten als wichtige innere Haltung der Akteure genannt, sondern auch der wertschätzende und anerkennende Umgang miteinander.

„Ja, wann einfach diese, diese gegenseitige Wertschätzung, Akzeptanz zwischen den beiden Elternsystemen gelingt, ja, würde des glaube ich, sehr viel Abfangen, die Verunsicherung (…).“ (D, Z 225-227)

Der gegenseitige Respekt und der wertschätzende Umgang miteinander, muss eine Grundhaltung der Fachkräfte sein, um diesen den beteiligten Familien zu vermitteln.

„Und sie haben aber die Anerkennung, dass sie die Herkunftseltern sind und es gibt Besuchskontakte und sie dürfen a Teilhaben am Leben des Kindes (…) Also, indem sie trotzdem noch Teil des Lebens sein können des Kind. Aber in dieser besonderen Rolle der Herkunftseltern, die eben, wo das Kind eben nicht lebt.“ (A, Z 134-139)

Eine wertschätzende Haltung ist eine Grundlage dafür, ein Bündnis mit den Herkunftseltern herzustellen. Herkunftseltern sind oft in einer Krise derart mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen beschäftigt, dass sie die Bedarfe der Kinder in diesem Moment nicht wahrnehmen können. Es liegt an den SozialarbeiterInnen dieses Phänomen respektvoll und wertschätzend mit den Eltern zu besprechen und dabei die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen.

„Ja, also des ist für mich schon a wichtiges Kriterium und ansonsten was brauchen leibliche Eltern. Ja, i denk schon die Wertschätzung, es ist letztlich die Wertschätzung von allen Beteiligten. Sie brauchen diese Wertschätzung, diese Anerkennung das, ihr habts das vielleicht nicht so geschafft, wie es gut wär fürs Kind ja, aber ihr habt euer Bestes gegeben, ja. Und es gibt, ähm, einfach dann Menschen die versuchen den Kindern das zu geben, was halt bis jetzt irgendwie nicht möglich war. Also diese Wertschätzung, ja.“ (F, Z 127-133)

Authentische Gespräche mit den leiblichen Eltern, in welchen auch die Gefühle der Eltern Platz haben und angesprochen werden können/dürfen, schaffen in vielen Fällen eine Vertrauensbasis, welche die weitere Zusammenarbeit erleichtert.