• Nenhum resultado encontrado

EVALUATIONSBERICHT

No documento DIGITALISIERUNG. AUSBILDUNG vs. BEDARF (páginas 104-113)

entwickelt wurden, wie etwa bei „Digital Natives“, sondern oftmals erst mühsam erlernt werden müssen. Auch führen klassische Karriereverläufe und wenig Quereinsteiger dazu, dass von außen wenig neues Wissen in die Organisationen kommt. Die "Hire and Fire Kultur“ privater Unternehmen, welche bei Bedarf rasch entsprechend ausgebildetes Personal einstellen, um es nach Abschluss des Projekts wieder zu kündigen, ist in der Verwaltung nicht vorgesehen. Somit kann benötigtes Personal nicht so einfach rekrutiert werden um Digitalisierungsprojekte zu realisieren. Ein zweiter Unterschied zur Privatwirtschaft ist das starre und veränderungsresistente System. Was in vielen Fällen Stabilität und Sicherheit gewährt, verhindert auf der anderen Seite flexible Lösungen.

In der Verwaltung wird der Begriff „Digitalisierung“ stark mit E-Government in Verbindung gebracht. Moderne digitale Kommunikationsprozesse innerhalb der Organisation, aber auch zwischen den Behörden, sind bereits möglich und teilweise umgesetzt. Digitale Services für StakeholderInnen, allen voran für BürgerInnen aber auch Unternehmen, KundInnen, LieferantInnen etc. werden seit vielen Jahren ausgebaut. Nun kommen neue Elemente, wie OGD, IoT, Blockchain, KI, Big Data, Smart City, Smart Contract etc. dazu, welche erst langsam ihren Weg in die Verwaltung finden, aber bereits in einzelnen Projekten nach und nach umgesetzt werden.

Im Studium Public Management wird rasch auf aktuelle Themen reagiert. So wurden ab dem Sommersemester 2019 eine Reihe an Vorlesungen zum Thema Innovationen und Zukunftsforschung abgehalten. Dabei wurden aktuelle Themen, wie die Blockchain, DSGVO, KI, Big Data, Smart City und Digitalisierung etc. erklärt und diskutiert. Diese Veranstaltungen waren für Bachelorstudierende und für Masterstudierende verpflichtend. In beiden Expertengesprächen und in den Interviews wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die technologischen Entwicklungen sehr schnell voranschreiten und im Studium nur die Grundlagen und der aktuelle Stand dazu vermittelt werden können. Wichtig für die Ausbildung ist ein Verständnis für digitale Produkte und Dienstleistungen. Der Fokus des Studiums liegt auf der Vermittlung von Wissen über Recht, Staat und Verwaltung. Insgesamt behandeln 33 von 120 Lehrveranstaltungen im gesamten Studium Public Management die Thematik Digitalisierung implizit bzw. explizit. Das Masterstudium setzt mit den Ausbildungsinhalten auf das Bachelorstudium auf. Der Fokus Führungskräfte auszubilden, welche komplexe Modernisierungs- und Change Prozesse in der Verwaltung gestalten und steuern können, liegt aber überwiegend im Masterstudium. Die wesentlichen Bausteine von E-Government werden aber schon im Bachelorstudium vermittelt, um Auswirkungen auf die Prozesse einer Organisation ableiten zu können. Hierfür ist das Wissen im Bereich Projekt-, Prozess- sowie Transformationsmanagement Voraussetzung. Die Vortragenden betonen, dass digitale Grundkompetenzen im Studium vorausgesetzt werden. Durch den hohen Fernlehreanteil des Studiums können diese Kompetenzen, abhängig von der individuellen Arbeitsweise, verbessert werden.

Aus den Interviews mit den Vortragenden ging hervor, dass auf aktuellen Bedarf in allen Vorlesungen flexibel reagiert werden kann und von Studierenden eingebrachte Themen zur Digitalisierung auf jeden Fall behandelt werden. Die Curricula dienen dabei als Rahmen innerhalb welcher flexibel auf aktuelle Bedürfnisse und Entwicklungen reagiert wird um eine bedarfs- und zukunftsfähige Ausbildung zu gewährleisten. Besonders großes Interesse der Studierenden ist bei Projekten zur Verwaltungsmodernisierung und Veränderungsprozessen in Organisationen zu bemerken.

Als große Chancen in Bezug auf die Digitalisierung werden von den Vortragenden Kommunikation, Partizipation, Transparenz, Transformation, Effizienz und Effektivität genannt. Dabei wird auch die Möglichkeit für ressourcenschonenderes Arbeiten, neue

Kommunikationswege und schnellere Prozesse innerhalb und zwischen den Behörden gesehen. Als größte Herausforderungen werden von den Experten und Vortragenden die in der Verwaltung nicht vorhandenen Kompetenzen etwa bei Prozessmanagement und Projektmanagement beschrieben. Fehlende Qualifikationen werden nicht nur beim Arbeiten mit den neuen Technologien gesehen, sondern auch bei der Mitgestaltung der Rahmenbedingungen im jeweiligen Politikfeld. Eine Herausforderung und Chance zugleich ist die Umsetzung von Partizipationsprozessen. Dabei ist Transparenz bei der Datenerhebung und -analyse von entscheidender Bedeutung, ebenso die Auswahl von passenden Instrumenten.

Von den Vortragenden wurde im Zuge der geführten Interviews festgestellt, dass die Thematik der Digitalisierung eine Querschnittsmaterie ist und die Vermittlung von Fähigkeiten und Wissen sich in den unterschiedlichsten Lehrveranstaltungen niederschlägt.

So wurde beispielsweise die MitarbeiterInnenführung im Kontext der Digitalisierung bei Lehrinhalten wie Projektmanagement, Ethik, Führung, Organisationsentwicklung und -kultur, Change Prozesse, MitarbeiterInnenmotivation sowie Personalmanagement behandelt. Die Lehrenden verweisen in den Interviews darauf, dass Führungskräfte mit einer Vielzahl an Kompetenzen ausgestattet sowie inhaltlich verknüpft denken müssen. Teams werden auch in der Verwaltung aufgrund der Digitalisierung immer diverser, darauf muss eine Führungskraft vorbereitet werden. Auch aus der Literatur geht hervor, dass ein Bedarf bei der Führung, Organisationsentwicklung, Change Management, Prozessmanagement etc., aber auch in den großen Politikfeldern, wie Sicherheit, Gesundheit, Bildung etc. besteht.

Beide Fachexperten betonen während der explorativen Gespräche, dass Steuerung und Begleitung des gesellschaftlichen Wandlungsprozesses die größere Herausforderung sind, die alle Handlungsfelder betrifft und somit auch in sehr vielen Lehrveranstaltungen mitbehandelt werden sollte. Wissensvermittlung dazu passiert zwar schon, aber die Themenauswahl kommt teilweise von den Studierenden und ist somit zufällig und ungeplant.

Hier könnte man ein Querschnittsthema ausarbeiten und es in den unterschiedlichsten Lehrveranstaltungen gemeinsam bearbeiten. Diesbezüglich sah ein großer Teil der befragten Vortragenden die Lehrendenkonferenz als sinnvolle Möglichkeit zur Vernetzung.

Verbesserungsmöglichkeiten werden bei der Abstimmung von aufbauenden Lehrinhalten beim Übergang vom Bachelor zum Master Studium gesehen. Teilweise wird angegeben, dass persönlich der Gesamtüberblick über die Curricula fehlt und auch nicht ganz klar ist, in welchen Lehrveranstaltungen welche Inhalte vermittelt werden. Da viele Befragte aus zeitlichen Gründen nicht immer zu den vorgesehenen Vernetzungstreffen (Fachbereichskoordination) kommen, wurde als zusätzliche Möglichkeit eine Freischaltung der Unterlagen für alle Vortragenden im Moodle vorgeschlagen. Andere wiederum hoben die Wichtigkeit von persönlichen Treffen hervor, um gemeinsam Veränderungen zu gestalten und notwendige digitale Kompetenzvermittlung gemeinsam zu planen.

Welche Kompetenzen sind nun erforderlich um für die Herausforderungen der Digitalisierung gewappnet zu sein? Die aus der Literatur (Hunnius et al. 2013; Köhl et al.

2014) beschriebenen vier E-Government-Kompetenzen werden durch eine Reihe an persönlichen, sozialen und Führungskompetenzen ergänzt. Dazu kommt Fachwissen über neue Technologien sowie deren Einsatzmöglichkeiten in herrschenden Verwaltungsprozessen. Die Autoren geben an, dass Verwaltungs-, Veränderungs-, Führungskompetenzen etc. in der öffentlichen Verwaltung vorhanden sind, aber aufgrund der Digitalisierung angepasst werden müssen. Vernetzte Organisationsformen fordern eine Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg und machen persönliche wie auch soziale Kompetenzen notwendiger. Wir haben in dieser Arbeit anhand der von Köhl et al.

(2014) formulierten digitalen Kompetenzen untersucht, ob diese im Studium Public Management vermittelt werden:

- „Persönliche Kompetenzen: Kreativität, Selbstmotivation und Selbstmanagement - Soziale Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit, Führungskompetenzen und

Netzwerkkompetenzen

- Verwaltungskompetenzen: bzgl. Verwaltungsprozessen/-verfahren, Verwaltungsrecht und -kultur sowie spezifische Rechtskenntnisse

- Veränderungskompetenzen: sogenannte Changemanagement-Kompetenzen sowie Projekt-Management

- E-Government-Design-Kompetenzen: Kompetenzen in Organisationsgestaltung, Prozessgestaltung, IT-Design und -Kenntnisse sowie Marketingkompetenzen

- E-Government-Management-Kompetenzen: wie Risikomanagement, Finanzmanagement, Performance-Management und Vertragsmanagement

- E-Policy-Kompetenzen: beziehen sich auf E-Government-Strategien und Politikinhalte, E-Government-Modelle und -Konzepte, Datenschutzgesetze und Wirkung von E- Government

- E-Kompetenzen: in Bezug auf Informationsverarbeitung, IT-Kompetenzen/Strategien und Medienkompetenzen“ (Köhl et al. 2014, S.170).

Im Zuge der Fragebogenerhebung mit den Studierenden haben wir zur Auswertung im Kapitel 10.1 „Erwerb und Bedarf“, die einzeln abgefragten Kompetenzen zu fünf übersichtlichen Kompetenzblöcke zusammengezogen. (1) E-Government-Kompetenzen; (2) Persönliche, soziale- und Führungskompetenzen; (3) Recherche- und Informationskompetenzen, Präsentationskompetenzen sowie Medienkompetenzen; (4) Organisationsentwicklung und -kultur, Veränderungskompetenzen sowie Projekt- und Risikomanagement; (5) Recht, Öffentlichkeitsarbeit und Partizipationsprozesse sowie Wissensmanagement. Die Ergebnisse aus den Vortragendeninterviews werden in der Folge, aufgeteilt auf diese Kompetenzblöcke beschrieben.

E-Government Kompetenzen:

Zu den vier E-Government Kompetenzen zählen E-Government-Design-Kompetenzen, E- Government-Management-Kompetenzen, E-Policy-Kompetenzen und E-Kompetenzen.

Analytische Fähigkeiten sind Teil der Fach- und Methodenkompetenzen, welche durch den Verweis auf, oder den Einsatz von digitalen Methoden trainiert und auch überprüft werden. In vielen verschiedenen Lehrveranstaltungen wird das digitale bearbeiten, analysieren und darstellen von Geschäftsprozessen gelehrt. Für Digitalisierungsprozesse wesentlich ist die Kompetenz über Organisationsgrenzen hinaus, Prozesse zu gestalten, zu steuern, sichtbar zu machen und zu beschleunigen. Wichtig ist hier ein Grundverständnis der Funktionsweise von des Internets, der Cloud bzw. dem Cloud Computing, Big Data etc. das im Studium vermittelt wird. Nach Aussagen einiger Vortragender ist es jedoch im Rahmen des Studiums nicht möglich, in jedem einzelnen dieser neuen Themenfelder in die Tiefe zu gehen.

Bei Prozessmanagement werden grundlegende Fähigkeiten vermittelt, welche auch für die Abbildung eines Geschäftsprozesses genutzt werden können, der digitalisiert werden soll. Im Kontext von E-Government werden Kompetenzen vermittelt, um Prozesse auf Basis von IT-Rahmenbedingungen designen bzw. re-designen zu können. Prozessmanagement in Verbindung mit E-Government behandeln Transformationsprozesse, die mit der

technologischen Entwicklung parallel laufen. Es werden Übungen durchgeführt, die Anforderungen und Lösungswege für die Entwicklung einer App aufzeigen. Die wichtigsten Tools, Modelle, Strategien und Konzepte zum Themenfeld werden gelehrt, aber der Rest muss „on the job“ erworben werden, da die Entwicklungen zu rasch voranschreiten.

Im Zuge der Vortragendeninterviews wurde darauf verwiesen, dass fehlende E- Government-Kompetenzen in der Verwaltung nicht nur dazu führen, dass Produkte und Dienstleistungen (z.B. Beratung) zugekauft werden müssen, sondern auch, dass die Auftragsvergabe dazu nicht optimal verläuft. Falsche und unspezifische Problembeschreibungen bedingen falsche Lösungsangebote und führen in weiterer Folge zu einem Produkt oder einer Dienstleistung, dass nicht exakt zum Problem passen. Häufig werden deshalb ungeplante Anpassungen der Prozesse vorgenommen. Das ursprüngliche Ziel der Optimierung endet häufig in teuren Kompromissen und in festgeschriebenen unflexiblen digitalen Prozessen.

Persönliche, soziale und Führungskompetenzen:

Im Rahmen des gesamten Studiums werden persönliche, soziale und Führungskompetenzen in dafür eigenen Lehrveranstaltungen vermittelt. Diese sind im BA Studium beispielsweise „Selbstmanagement und Verantwortungskultur“, „Gruppendynamik und Konfliktmanagement“ und „Kreativität und Reflexionstechnik“. Im MA Studium werden

„Selbst- und Fremdwahrnehmung“, „Führungstheorien“, „Führen, Fordern, Fördern“ sowie

„Team und Führung“ gelehrt. Darüber hinaus werden Selbstreflektion, Teamfähigkeit, Kommunikation, Vernetzung und Führung als Querschnittsthemen auch in vielen weiteren Lehrveranstaltungen sowie durch Aufgabenstellungen bei der Fernlehre behandelt. Im digitalen Kontext werden auch Selbstmotivation, Selbstmanagement und Kreativität eingefordert, da es darum geht Neues zu schaffen und innovative Ideen umzusetzen. Dies kann ihm Rahmen des BA und MA Studiums, Schwerpunktmäßig in der Lehrveranstaltung

„Service Design und KundInnenprozesse“ sowie der Fernlehre gut vermittelt und geschärft werden. Gelehrt werden auch das Zusammenwirken von unterschiedlichen Kommunikationsakteuren und die Gefahr der Manipulierbarkeit durch Medien.

Auf der strategischen Ebene geht es schwerpunktmäßig um Führungskompetenzen in Hinblick auf Planungsprozesse, welche in visionäre Entwicklungsprozesse einbezogen werden sollen. Die Auswirkungen der digitalen Transformation im Berufsleben sind für Führungskräfte besonders relevant. Die Führungskompetenz steht hier im Kontext der MitarbeiterInnenmotivation und dem Umgang mit Change Prozessen. Aber auch der zwischenmenschliche Umgang von Führungskraft und MitarbeiterInnen bei räumlich getrenntem Arbeiten (Teleworking, virtuelle Teams etc.) wird vermittelt. Im Bereich des Projekt- und Prozessmanagement wird künftig das Arbeiten und Führen in virtuellen Teams stärker angesprochen, da es zunehmend relevant wird.Im Personalmanagement werden die Nutzung von digitalen Instrumenten, im Bereich der Planung, Reporting Simulation im Vorteilsbereich und Analyse im Ergebnisbereich vermittelt. Der Einsatz von Profilingmethoden mit Hilfe von Measure Learning Systemen beim Recruiting Prozess wird vermittelt.

Recherche- und Informations-, Präsentations- sowie Medienkompetenzen:

Um das Studium erfolgreich durchführen zu können, werden digitale Grundkompetenzen - beschrieben im Europäischen Computerführerschein (ECDL) - vorausgesetzt. Die Absolvierung des Studiums wäre sonst nicht möglich. Durch die Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten werden Recherche- und Informations- sowie

Medienkompetenzen verbessert. Dazu bedarf es auch der Fähigkeit, die Richtigkeit und Seriosität der Datenquelle zu hinterfragen. In einigen Lehrveranstaltungen werden neue Präsentationstechniken vermittelt, sowie Softwarelösungen und IKT-Tools ausprobiert. Die Vortragenden bieten Auswahlmöglichkeiten wie Arbeiten erstellt, übermittelt, visualisiert und präsentiert werden sollen. Es obliegt den Studierenden, sich im Zuge des Studiums eine breite Palette an Präsentationsmethoden anzueignen.

Organisationsentwicklung und -kultur, Veränderungskompetenzen sowie Projekt- und Risikomanagement:

Inhalte dazu werden in eigenen Lehrveranstaltungen behandelt und entsprechende Kompetenzen vermittelt. Organisationsentwicklung beschäftigt sich mit lernenden Organisationen aber auch Verwaltungsmodernisierung, dies hat Auswirkungen auf Arbeitsprozesse und steht stark im digitalen Kontext. Digitalisierungsprozesse sind immer auch Change Prozesse, darauf wird in vielen unterschiedlichen Lehrveranstaltungen eingegangen. So wird Change Management zusammen mit der ethischen Komponente, mit Blick auf die Unternehmenskultur und aus Sicht der Führungskraft beleuchtet. Häufig werden dazu auch von Studierenden eingebrachte Fragestellungen zu aktuellen Veränderungsprozessen behandelt. Ziel ist es die Studierenden zu befähigen, Change Prozesse selber zu gestalten.

Recht, Öffentlichkeitsarbeit und Partizipationsprozesse sowie Wissensmanagement:

Auch zu diesen Kompetenzen gibt es jeweils eigene Lehrveranstaltungen. Während unterschiedliche Rechtsmaterien, wie „Verfassungs- und EU-Recht“, „Allgemeines Verwaltungsverfahrensrecht“, „Privatrecht“, „Arbeits- und Dienstrecht“ und „Öffentliches Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht“ nur im Bachelorstudium vermittelt werden, sind die Lehrveranstaltungen zu Öffentlichkeitsarbeit, Partizipation und Wissensmanagement in beiden Curricula vorgesehen. Die Kenntnis von Verwaltungsverfahren und diesbezügliche rechtliche Hintergründe sind Voraussetzung für Verwaltungshandeln. Auch in den Lehrveranstaltungen zu Recht, wo Digitalisierung nicht im Vordergrund steht, fließt die ethische Diskussion zur digitalen Transformation mit ein. Bei Partizipationsprozessen werden Methoden der Bürgerbeteiligungen erklärt und auf neue Formen der Partizipation eingegangen. Bei Wissensmanagement werden die wichtigsten Tools, Strategien und Konzepte zum Themenfeld gelehrt und aktuelle Themen von Studierenden behandelt, besonders großer Wert wird auf die Vermittlung von Anwendungskompetenzen gelegt. Hier werden Inhalte nicht nur theoretisch besprochen, sondern auch angewendet und ausprobiert.

Die Ergebnisse aus der gesamten Datenerhebung zum Thema Kompetenzerwerb und Kompetenzvermittlung im Rahmen des Studiums Public Management an der FH Campus Wien, welche sich aus den Curricula und den Interviews (Vortragende und Experten) ergeben, werden dem im Fragebogen angegebenen Kompetenzerwerb MA und BA Studierender gegenübergestellt.

Kompetenz

Erworben laut Curricula

bzw.

Interviews

MA Studierende ausreichend

erworben*

BA Studierende ausreichend

erworben*

E-Government-Design-

Kompetenzen Ja 28,6% 16,0%

E-Government-Management-

Kompetenzen Ja 39,3% 16,7%

E-Policy-Kompetenzen Teilweise 42,9% 25,0%

E-Kompetenzen Teilweise 39,3% 8,3%

Persönliche Kompetenzen Ja 82,2% 100%

Soziale Kompetenzen Ja 100% 91,7%

Führungskompetenzen MA: Ja

BA: Nein 78,6% 33,3%

Recherche- und

Informationskompetenzen Ja 71,4% 83,3%

Präsentationskompetenzen Ja 89,3% 100,0%

Medienkompetenzen Ja 71,5% 50,0%

Organisationsentwicklung

und –kultur Ja 92,8% 58,3%

Veränderungskompetenzen Ja 85,7% 66,7%

Projekt- und

Risikomanagements Ja 75,0% 66,7%

Verwaltungskompetenzen

(Recht) Ja 57,2% 58,4%

Öffentlichkeitsarbeit und

Partizipationsprozesse Ja 75,0% 50,0%

Wissensmanagement Ja 60,7% 58,4%

*Die Prozentangaben stammen aus der Fragebogenerhebung, wobei die Antworten

„eher ausreichend erworben“ und „ausreichend erworben“ zusammengefasst wurden.

Tabelle 6: Kompetenzerwerb der Studierenden (Quelle: Eigene Darstellung).

In der obigen Tabelle sieht man deutlich, dass die vier E-Government-Kompetenzen im Vergleich zu allen anderen Kompetenzen, Fähigkeiten und Wissen, von den Studierenden im geringeren Ausmaß erworben wurden. Im Master- und Bachelorcurriculum finden sich Lehrinhalte, welchen diese vier E-Government-Kompetenzen zugeordnet werden können.

Sie werden aber nicht als digitale Kompetenzen definiert. Weniger als die Hälfte der Studierenden haben diese erworben. Während die wesentlichen Bausteine von E- Government im Bachelorstudium vermittelt werden, sind es im Masterstudium, darauf aufbauend, die Anwendungen in der Verwaltung. Im Verhältnis zu den BA sehen sich die MA Studierenden besser ausgebildet.

Persönliche und soziale Kompetenzen wurden von MA und BA Studierenden ausreichend erworben. Der Schwerpunkt der Führungskräfteausbildung liegt jedoch im Masterstudium.

Dies ist ganz deutlich an den Zahlen erkennbar. Während MA Studierende Führungskompetenzen zu ca. 80,0% erworben haben, gaben im Vergleich dazu nur ein Drittel der BA Befragten deren Erwerb an.

Während des Studiums Public Management werden Anwendungskompetenzen vorausgesetzt. Zusätzlich werden Recherche- und Informations-, Präsentations- sowie Medienkompetenzen in den Lehrveranstaltungen vermittelt. Die Angaben der Studierenden zeigen deutlich den ausreichenden Erwerb dieser. Während die MA Befragten alle drei Kompetenzen zwischen ca. 70,0% und fast 90,0% erworben haben, geben die BA Studierenden den Erwerb der Präsentationskompetenzen mit 100,0% an. Nur bei den Medienkompetenzen sehen sich nur die Hälfte der BA Befragten ausreichend geschult.

Organisationsentwicklung und -kultur, Veränderungskompetenzen sowie Projekt- und Risikomanagement werden laut Curricula und Vortragenden vermittelt. Dies bestätigen auch die Angaben der Studierenden. Deutlich erkennbar ist auch hier, dass mehr MA als BA Studierende diese Kompetenzen erworben haben.

Die Verwaltungskompetenzen (Recht), Öffentlichkeitsarbeit- und Partizipation sowie Wissensmanagement, schneiden im Erwerb nach den E-Government-Kompetenzen am schlechtesten ab. Alle drei werden von knapp über der Hälfte der MA und BA Studierenden erworben, außer Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation, welche MA Befragte zu 75,0%

erworben haben. Die Verwaltungskompetenzen (Recht) werden mit 58,4% der BA Studierenden knapp höher bewertet als bei den MA Studierenden. Hierbei ist anzugeben, dass sich die Lehrveranstaltungen zu Rechtsmaterien ausschließlich im Bachelorstudium befinden.

Zusammenfassend kann gefolgert werden, dass im Rahmen des gesamten Studiums eine Reihe an digitalen Kompetenzen vermittelt werden. Dazu zählen nicht nur die klassischen E-Government-Kompetenzen, sondern auch Prozess-, Projekt- und Risikomanagement, Change Management, Organisationsentwicklung und -kultur sowie persönliche, soziale und Führungskompetenzen im Kontext der Digitalisierung. Somit werden nötiges Wissen und Fähigkeiten für das Erkennen, die Begleitung und Steuerung von digitalen Transformationsprozessen im Studium Public Management vermittelt.

Inhalte des Bachelorstudiums werden im Masterstudium fortgesetzt und bauen somit aufeinander auf. In fast allen Kompetenzbereichen, insbesondere der Führungskompetenz und der vier E-Government-Kompetenzen ist ersichtlich, dass MA Studierende digitale Kompetenzen häufiger erworben haben, als BA Studierende.

Die technologische Entwicklung schreitet rasch voran, sodass ein abschließender Kompetenzerwerb im Rahmen eines Studiums nicht möglich ist. Vertiefendes Wissen dazu muss „on the job“ erworben werden. Ca. 70,0% der Organisationen in denen die

Studierenden tätig sind beschäftigen sich kaum mit den Auswirkungen der Digitalisierung.

Erworbenes Wissen wird bei dreiviertel der Studierenden nicht wahrgenommen und kaum im beruflichen Umfeld angewendet. Sie sehen keinen Bedarf digitaler Kompetenzen, welche nicht im Studium vermittelt werden.

Um den gesellschaftlichen Veränderungsprozess, der mit der Digitalisierung einhergeht, begleiten zu können ist eine Beschäftigung mit den Herausforderungen und Chancen für jedes einzelne Handlungsfeld erforderlich. Diese Diskussion muss in vielen Bereichen erst noch geführt werden, denn eines ist unbestritten: Digitalisierung ist ein brauchbares Instrument um uns das Leben und die Arbeit zu erleichtern.

No documento DIGITALISIERUNG. AUSBILDUNG vs. BEDARF (páginas 104-113)