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Methoden

No documento psychischer Störungen (páginas 74-77)

2. Ergebnisse der Studien

2.6.2 Methoden

Ihre Zielsetzung verfolgten die Autoren mittels einer nicht-experimentellen, prospektiv-kontrollierten sowie gruppenübergreifenden Längsschnittstudie.

Eine Untersuchungsgruppe aus Nachkommen und ihren Eltern mit bipolarer affektiver Störung sowie zwei Kontrollgruppen, bestehend aus Nachkommen und Eltern mit einer anderen psychischen Störung oder keiner psychischen Belastung, wurden im Rahmen der Bipolar Offspring Study (BIOS) (Goldstein et al., 2011) begleitet. Mit Bezugnahme auf empirische Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Familienfunktionalität und psychischen Belastungen bei Jugendlichen (Sullivan, Judd, Axelson & Miklowitz, 2012), versuchten die Forscher innerhalb ihrer Untersuchung den familialen Transmissionsprozess detaillierter zu ergründen, indem Mediatorvariablen zwischen der elterlichen Psychopathologie und der Familienfunktionalität analysiert wurden. In ihrer Studie orientierten sich die Autoren an einem theoretischen Konstrukt der Familienfunktionalität nach dem McMaster Model of Family Functioning (Epstein et al., 1978; s. o.). Die Autoren stellten den Bezug zu einer Studie des wissenschaftlichen Teams um King (2001) her, welche in ihrer Untersuchung mehrere unabhängige psychosoziale und behaviorale Korrelate zu Suizidgedanken und -versuchen identifizierten. Die genannte Studie nahm wiederum Bezug auf die Arbeiten von Goodman und Gotlib (1999; s. o.) (Shalev et al., 2019).

2.6.2.1 Population

Aus der BIOS wurden insgesamt (N = 1 244) Probanden ausgewählt, die auf drei verschiedene Gruppen aufgeteilt worden sind (s. o.). Eine Untersuchungsgruppe (BD) bestand aus (n = 481) Nachkommen von (n = 256) Eltern mit einer Diagnose der bipolar affektiven Störung des Typs 1 oder 2 nach dem DSM-IV. Weiterhin setzte sich eine Subgruppe (Non-BD) aus (n = 162) Nachkommen von (n = 82) Eltern mit anderen psychischen Belastungen zusammen. Zudem wurde eine Kontrollgruppe (HC) mit (n = 175) Nachkommen von (n = 88) Eltern ohne psychische Auffälligkeiten gebildet.

Die jeweiligen Nachkommen registrierten sich für die Studie im Alter von 7 bis 18 Jahren.

Eltern mit bipolar affektiver Störung sind über Annoncen (53 %), Studien für bipolare Störungen bei Erwachsenen (31 %) und Institutsambulanzen (16 %) angeworben worden.

68 Eine Ermittlung der Elternteile aus den anderen Subgruppen erfolgte durch Zufallswahl.

Bezüglich der Variablen Alter, Geschlecht und Wohngegend unterschieden sich die untersuchten Gruppen nicht signifikant (p > .05) (Shalev et al., 2019).

Als Ausschlusskriterien für eine Teilnahme der Eltern an der BIOS beschrieben die Forscher eine derzeitige oder Lebenszeitdiagnose der Schizophrenie, eine geistige Behinderung, affektive Störungen durch Missbrauch psychoaktiver Substanzen, Erkrankungen medizinischer Art, eine Medikation oder einen Wohnort, der mehr als 200 Meilen von Pittsburgh entfernt lag. Für die Gruppen mit abweichenden oder fehlenden psychischen Belastungen ergab sich zudem das Ausschlusskriterium der Erkrankung eines biologischen Elternteils oder Verwandten ersten Grades an einer bipolar affektiven Störung. Sämtliche Kinder und Jugendliche im passenden Altersspektrum wurden bei schriftlichem Einverständnis in die Studie involviert (Goldstein et al., 2011). Die Probanden der BD unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich ihrer soziodemografischen Angaben von den Nachkommen innerhalb der Non-BD (p > .05) (s. o.). Teilnehmende aus der HC verfügten jedoch über einen statistisch signifikant höheren sozioökonomischen Status (M = 42.2, SD = 13.9, p < .0001) und lebten häufiger mit beiden biologischen Elternteilen in einem Haushalt (75.4 %) als Kinder psychisch belasteter Eltern (BD: 48.4 %; Non-BD: 56.8 %, p < .0001). Die Mütter der Kontrollgruppe waren außerdem älter zur Geburt ihrer Kinder (M = 29.2, SD = 5.3, p = .0003) als die Mütter der beiden psychopathologischen Gruppen (BD: M = 27.2, SD = 5.9; Non-BD: M = 28.3, SD = 6.2, p = .0003). Unter den Störungsbildern der Eltern aus der Non-BD waren Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen und abhängigen Verhaltensweisen (59.3 %), Angststörungen (58.6 %), disruptive, Impulskontroll- und Sozialverhaltensstörungen (11.7 %), ADHS (8 %) sowie andere psychotische Störungen (2.5 %) vertreten (Shalev et al., 2019).

2.6.2.2 Erhebungsinstrumente und Vorgehen

Involvierte Eltern wurden mit dem strukturierten klinischen Interview für das DSM-IV zu ihrer psychopathologischen Symptomatik beurteilt. Für die Diagnostik der Nachkommen wurden sowohl die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen als auch die jeweiligen elterlichen Bezugspersonen durch das K-SADS-PL interviewt. Ausführungen erfolgten durch geschulte Interviewer und sind von einem Kinder- und Jugendpsychiater

69 nachträglich überprüft worden. In der Katamnese wurden Angaben bezüglich Psychopathologie und Funktionsfähigkeit durch Eltern und Nachkommen in der Selbst- und Fremdeinschätzung gemacht. Eine Erhebung des sozioökonomischen Status‘ ist mit Hilfe der Hollinghead Scale erfolgt. Kindliche psychosoziale Funktionsfähigkeit ist mittels der Children’s Global Assessment Scale (CGAS) und elterliche psychosoziale Funktionsfähigkeit durch das Global Assessment of Functioning (GAF) erfasst worden (Shalev et al., 2019). Die GAF maß die psychischen, sozialen und beruflichen Funktionen einer Person auf einer Skala von 100 (höchstes Leistungsniveau) bis 1 (niedrigstes Leistungsniveau) im Zuge zehn verschiedener Funktionsniveaus (Saß, Wittchen, Zaudig

& Houben, 2003). Eine Erhebung des Konzepts der Familienfunktionalität wurde durchgeführt mit dem Conflict Behavior Questionnaire (CBQ) sowie der Family Adaptability and Cohesion Scale-II (FACES-II) (Shalev et al., 2019). Mit dem CBQ wurde eine Erfassung der wahrgenommenen Eltern-Kind-Kommunikation und -Konflikte als Komponente der Familienfunktionalität ermöglicht. Zusammengesetzt aus 20 Wahr-oder-falsch-Aussagen ergab sich im Fragebogen ein Gesamt-Konflikt-Score zwischen 0 und 20. Höhere Werte indizierten ein negativeres Ausmaß an Kommunikation (Prinz, Foster, Kent & O’Leary, 1979). Eltern beantworteten den Fragebogen in Bezug auf ihre Kinder und umgekehrt. Die FACES-II hingegen wurde von Eltern und Nachkommen im Alter von über 7 Lebensjahren bearbeitet (Shalev et al., 2019). Auf einer fünfstelligen Likert-Skala (1 = fast nie – 5 = fast immer) schätzten die Probanden insgesamt 30 Aussagen ein. Zusammengesetzt wurde die Skala aus zwei Subskalen- Scores. Die Subskala Kohäsion definierte sich als ‘emotionales Band zwischen den Familienmitgliedern‘. Sie beinhaltete Variablen wie interne Grenzen, Koalitionen, Zeit, Raum, Freunde, Interessen sowie Freizeit und zog sich über eine Spanne von (15 = eher distanziert – 80 = stärker verbunden). Die Subskala Anpassungsfähigkeit wurde dagegen beschrieben als ‘Fähigkeit des Familiensystems ihre Strukturen, Rollenbeziehungen und Regeln als Reaktion auf situative sowie entwicklungsbedingte Anforderungen zu verändern‘. Der Wert dieser Skala reichte von (15 = rigide Familienstrukturen – 70 = flexible Familienstrukturen) (Olson & Tiesel, 1991). In der vorliegenden Längsschnittstudie wurden die Teilnehmenden im Durchschnitt alle 2.1 Jahre erneut befragt. Jeder Proband nahm im Schnitt an 3.0 Erhebungszeitpunkten im Rahmen der Untersuchung teil. Durchschnittlich ergab sich für sämtliche Testpersonen eine Untersuchungszeit einschließlich Katamnese von rund 4.3 Jahren. Die allgemeine Retention-Rate zum letzten Follow-Up lag in den Analysen bei 94 % (Shalev et al., 2019).

70 2.6.2.3 Auswertungsverfahren

Vergleiche von demografischen, klinischen sowie familienanamnestischen Variablen zwischen den vereinzelten Gruppen zur Ausgangslage erfolgten mit Varianzanalysen, χ²-Tests wie auch Kruskal-Wallis-Tests. Verwendet wurde eine mehrstufige multivariate lineare Regression zur Modellierung der interkorrelierten FACES-II-Ergebnisse wie auch der Berücksichtigung des Probanden- und Familienclusterings bei wiederholten Messungen. Es fand zudem die Verwendung einer Gamma-Regression (unter Verwendung einer natürlich-logarithmischen Verknüpfungsfunktion nach +1-Transformation) statt, damit die Gruppen hinsichtlich der CBQ-Scores verglichen werden konnten, wobei robuste Standardfehler berechnet worden sind, da Versuche, verallgemeinerte lineare gemischte Regressionen durchzuführen, nicht konvergierten.

In allen Modellen wurden die Variablen Alter, Psychopathologie der Nachkommenschaft und demografische Faktoren kontrolliert. Bezogen auf letztere Variable, unterschieden sich die Gruppen signifikant (p = .01). Monte-Carlo-Simulationen wiesen auf, dass kleine Effekte (d = 0.21) mit einer statistischen Power von mindestens 80 % nachweisbar wurden. Zur Berücksichtigung von Mehrfachvergleichen ist eine Tukey-Kramer- Anpassung für alle paarweisen Vergleiche durchgeführt worden. Als letzter Schritt erfolgte eine Pfadanalyse mit wiederholten Messungen, um festzustellen, inwiefern die wiederholte Bewertung der Psychopathologie der Nachkommen, der Funktionsfähigkeit der Nachkommen sowie der elterlichen psychosozialen Funktionsfähigkeit jene Auswirkungen der diagnostischen Gruppierung der Eltern auf die FACES-II- und CBQ- Familienfunktionswerte im Laufe der Zeit vermittelten. Mehrstufige Regressions- und Mediationspfadmodelle wurden mit Mplus 5 erstellt. Alle anderen Analysen sind mittels SAS 9.4 durchgeführt worden (Shalev et al., 2019).

No documento psychischer Störungen (páginas 74-77)