• Nenhum resultado encontrado

Zusammenfassung, Diskussion und Fazit

No documento psychischer Störungen (páginas 79-82)

2. Ergebnisse der Studien

2.6.4 Zusammenfassung, Diskussion und Fazit

Schließlich wird durch die dargestellten Studienbefunde ersichtlich, dass Familien mit Eltern, die unter einer bipolar affektiven Störung litten und Familien mit Eltern, die eine nicht-bipolare Psychopathologie aufwiesen, über ein geringeres Maß an Kohäsion und Anpassungsfähigkeit sowie über ausgeprägtere Konflikte verfügten, als Familien mit psychisch gesunden Eltern. Familien mit bipolarer und nicht-bipolarer Symptomatik zeigten keine Unterschiede in ihrer Familienfunktionalität untereinander.

Eine verminderte Familienfunktionalität war zurückzuführen auf die klinisch- psychopathologischen Symptome der Eltern. Dieser Effekt wurde sowohl durch die elterliche psychosoziale Funktionsfähigkeit als auch durch die Psychopathologie der Nachkommen als Mediatoren partiell vermittelt. Der mediierende Effekt der elterlichen psychosozialen Funktionsfähigkeit erwies sich in diesem Zusammenhang als stärker (s. o.). Einerseits sank die Stärke der familialen Kohäsion über die Zeit hinweg und

73 andererseits stieg das Level an Konflikten in allen drei Subgruppen von der Kindheit bis ins späte Jugend- beziehungsweise frühe Erwachsenenalter der Nachkommen an.

Die Forschenden wiesen auf eine Reihe spezifischer Schwächen ihrer Studie hin.

So führten die Autoren als erstes den Punkt auf, dass die meisten Bewertungen zur Familienfunktionalität durch Eltern und Nachkommen mit psychischen Störungen erfolgten und aus diesem Grund zu einem gewissen Grad verzerrt sein könnten.

Als Lösung schlugen sie standardisierte laborgestützte Aufgaben zur Familieninteraktion für eine Minimierung potentieller Verzerrungen vor. Zweitens erwähnten die Untersucher die Schwierigkeit der Generalisierbarkeit der Ergebnisse für Personen mit nicht- kaukasischem ethnischen Hintergrund, da die Untersuchung über eine zu geringe kulturelle Diversität in ihrer Stichprobe verfüge. Dritter Aspekt war der retrospektive Charakter der erfolgten Diagnosen psychischer Störungen. Viertens handele es sich bei der BIOS um eine Untersuchung mit naturalistischem Design. Auswirkungen durch Behandlungen wurden demnach durch Indikationen beeinflusst und Behandlungen folglich nicht in die Analysen miteinbezogen (Shalev et al., 2019).

Ferner ist eine diskursive Auseinandersetzung mit weiterführenden Limitationsaspekten der Untersuchung erforderlich. Weder innerhalb ihrer aktuellen Publikation (Shalev et al., 2019) noch im früheren genannten Artikel zur BIOS (Goldstein et al., 2011) war eine übersichtlich-detaillierte Auflistung der weiteren ethnischen Probandengruppierungen für die Leserschaft zu finden. Die Autoren machten diesbezüglich ausschließlich Angaben zum Anteil kaukasischer beziehungsweise weißer Probanden. Welche kulturellen Hintergründe zusätzlich in die Untersuchung miteinbezogen wurden bleibt somit unklar. Hierdurch wird nicht ersichtlich, auf welche ethnischen Gruppen die Ergebnisbefunde zusätzlich bezogen werden könnten. Informationen zum Schweregrad der diagnostizierten Störungen in den Untersuchungsgruppen BD und Non-BD wurden innerhalb der Angaben zu den demografischen und klinischen Faktoren und darüber hinaus nicht gegeben. Vor diesem Hintergrund ist unter Umständen nicht auszuschließen, dass es sich bei der untersuchten Gesamtgruppe um eine selektive Stichprobe handeln könnte.

Stichprobenfehler in Form spezifischer Selektionen führen in bestimmten Fällen zu bedeutsamen Einschränkungen in der Möglichkeit der Übertragung erhaltener Untersuchungsbefunde auf eine entsprechende Gesamtpopulation und nehmen damit entscheidenden Einfluss auf mögliche Schlussfolgerungen (Rasch, Friese,

74 Hofmann & Naumann, 2021).

Demnach erscheint die Repräsentativität der Ergebnisse für die Grundgesamtheit Kinder psychisch belasteter Eltern potentiell vermindert. Die HC wies außerdem einen signifikant höheren sozioökonomischen Status auf als die Gruppen BD und Non-BD (s. o.).

Ein niedriger sozioökonomischer Status in Familien erhöht jedoch das kindliche Erkrankungsrisiko für eine psychische Störung. Arbeitslosigkeit und finanzielle Probleme eines Familiensystems gelten hier als kritische Kernmerkmale. Diese Faktoren können im Nachhinein wiederum zu sozialer Isolation des Systems führen, welche die Möglichkeiten kompensierender Beziehungs- und Lernerfahrungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen fortlaufend behindern (Lenz & Wiegand-Grefe, 2017;

Wiegand-Grefe et al., 2019b).

Eine fehlende Kontrolle des Faktors sozioökonomischer Status zwischen den untersuchten Gruppen erweist sich deshalb in dem Maße als problematisch, als das dieser Aspekt in Form einer potentiellen Drittvariable ebenfalls Einfluss auf das Ausmaß der Familienfunktionalität genommen haben könnte. Dieser Punkt würde eine Validität der Ergebnisbefunde in Folge reduzieren. Als letztes scheinen die Probanden über die Längsschnittstudie hinweg nicht zu einheitlichen Erhebungszeitpunkten befragt worden zu sein (s. o.). Zu einigen Probanden (n = 45) liegen außerdem keinerlei longitudinale Daten vor.

Eine vollständige Dokumentation der Entstehungsbedingungen studienbezogener Rohdaten, zu denen die Aspekte der exakten Beobachtungsorte oder Zeiträume der Datenerhebung zählen, repräsentiert ein strenges Kriterium wissenschaftlicher Qualität quantitativer Studien (Döring & Bortz, 2016).

Unter diesem Aspekt könnte folglich die methodische Strenge der analysierten empirischen Untersuchung denkbarerweise leiden.

Als Fazit ist anzumerken, dass durch die dargestellten Studienergebnisse, mit besonderer Berücksichtigung des Mediatoreffekts der elterlichen psychosozialen Funktionsfähigkeit, sämtliche Hypothesen der Autoren schließlich gestützt wurden.

Durch die Anknüpfung der Autoren an Goodmans und Gotlibs (1999) Verständnis einer Transmission psychischer Störungen, lässt sich das untersuchte Konstrukt mit der zu Beginn des Literaturberichts erfolgten Definition in Zusammenhang bringen (s. o.).

75 Die psychosoziale Funktionsfähigkeit von Eltern lässt sich zudem auch in weiteren Studien als bedeutsamer Faktor für die kindliche Psychopathologie bestätigen (Perlick et al., 2018; Uddin et al., 2021). So konnten vergleichbare Ergebnisse dazu für die Subdomänen der psychischen (Crandall, Ghazarian, Day & Riley, 2016), sozialen (Lau et al., 2018) wie auch beruflichen Funktionen (Besser, Döhnert & Stadelmann, 2019) ermittelt werden. Der Einfluss verminderter Familienfunktionalität als psychosozialer Transmissionsmechanismus auf die kindliche Psychopathologie wurde bereits in der Diskussion der Ergebnisse von Wiegand-Grefe et al. (2019a) genauer ausgeführt (s. o.).

Bezüglich der Frage, wie psychische Störungen psychosozial transgenerational übertragen werden, geben die Studienergebnisse Aufschlüsse über den Einfluss von elterlicher psychosozialer Funktionsfähigkeit als Transmissionsmechanismus in familialen Systemen.

2.7 Kritikos, Comer, He, Curren & Tompson (2019): Combat experience and

No documento psychischer Störungen (páginas 79-82)