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Zusammenfassung, Diskussion und Fazit

No documento psychischer Störungen (páginas 69-72)

2. Ergebnisse der Studien

2.5 Esser & Schmidt; Hohm et al.; Zohsel et al. (2017): Die Mannheimer

2.5.4 Zusammenfassung, Diskussion und Fazit

Insgesamt veranschaulichen die dargestellten Sekundäranalysen zu den längsschnittlichen Daten der MARS zum einen den moderierenden Effekt des frühen mütterlichen Interaktionsverhaltens und zum anderen den mediierenden Einfluss kindlicher beziehungsweise jugendlicher affektiver und behavioraler Dysregulation im Kontext einer transgenerationalen Transmission psychischer Störungen.

Die Autoren beider Untersuchungen leisteten eine kritische Reflexion ihrer Befunde im Diskussionsabschnitt der Studien.

So stellten Hohm et al. (2017) die Problematik dar, dass es sich bei ihrer untersuchten Gruppe Kinder depressiv belasteter Mütter um eine sehr kleine Unterstichprobe handele.

Außerdem läge eine Konfundierung hinsichtlich des psychosozialen Risikos vor.

Diese Punkte würden demnach die Repräsentativität der Erkenntnisse beschränken.

Weiterhin nannten die Forscher als Schwäche der Studie, dass im Rahmen der Untersuchung viele potentielle Einflussmerkmale für den Zusammenhang zwischen postpartaler Depression und kindlichen Entwicklungsverläufen nicht in den Blick genommen worden wären. Erwähnt wurden hier beispielsweise Geschlechterunterschiede wie auch Einflussnahmen durch Schweregrade, Behandlungen

63 und chronischem Status von Störungen. Eine Frage nach der genauen Wirkungsverknüpfung zwischen den Variablen postpartale Depression der Mutter, frühes mütterliches Interaktionsverhalten und psychische Entwicklung des Kindes hätte sich demnach in der Studie nicht konkret klären lassen können.

Zohsel et al. (2017) gaben als Limitation die Aufaddierung sämtlicher psychosozialer Risikofaktoren der MARS zu einem kumulierten Risikoindex an. Zwar würden zusammengefasste Risikomaße eine insgesamt gute statistische Vorhersagekraft aufweisen, jedoch ließen sich durch die Kumulation keine detaillierten Aussagen bezüglich der Risikofaktoren im Einzelnen treffen.

Vor diesem Hintergrund lassen sich Rückschlüsse bezüglich einer Kausalität zwischen elterlicher psychischer Belastung, affektiver und behavioraler Dysregulation als potentiellen Transmissionsmechanismus und psychischen Auffälligkeiten der Nachkommenschaft möglicherweise schwieriger ziehen.

Zusätzlich erläuterten die Autoren, dass die Werte für externalisierende und internalisierende Symptome bei den meisten Probanden im subklinisch- bis nicht- auffälligen Spektrum lagen (Zohsel et al., 2017).

Im Übrigen ist anzumerken, dass in der gesamten MARS ausschließlich erstgeborene Kinder über die Erhebungswellen hinweg begleitet wurden. Befunde aus Analysen von Kindern mit Erstgeborenenstatus können jedoch, aus Gründen der Erkenntnisse familienpsychologischer Forschungen zu Geschwisterpositionen (s. o.), potentiell nur begrenzt auf Kinder anderer Geschwisterpositionen übertragen werden.

Eine ausschließliche Untersuchung deutscher Probanden aus der Rhein-Neckar-Region erschwert einen Transfer der Erkenntnisse auf Menschen anderer Gebiete der Bundesrepublik, geschweige denn auf andere Nationen oder Kulturen. Hohm et al. (2017;

s. o.) legen mit den psychosozial relevanten Variablen Geschlecht, Bildungsstand der Mutter, negatives Schwangerschaftserleben und Beschwerdescore eine vergleichsweise geringe Anzahl soziodemografischer Daten und Charakteristika für ihre Stichprobe dar.

Im Zuge dessen könnte es sein, dass die Autoren nicht ausreichend vielen Lebensbereichen ihrer Probanden als mögliche Wirkfaktoren Beachtung geschenkt haben. Auch erfolgte keine Angabe zum Alpha-Fehler-Niveau durch die Forscher.

Zuletzt entsteht bei der Untersuchung von Zohsel et al. (2017; s. o.) der Eindruck, dass die Studienergebnisse differenzierter hätten ausgewertet werden können. Die Autoren präsentierten ihre Ergebnisse, neben den Angaben im Text, lediglich über eine Tabelle

64 zur deskriptiven Statistik sowie einer Abbildung zum Mediationsmodell. Ermittelte Chancenverhältnisse zur Psychopathologie im jungen Erwachsenenalter, in Abhängigkeit von früher psychosozialer Risikobelastung, hätten vereinzelt noch expliziter und anschaulicher in zusätzlichen Grafiken abgebildet werden können. Zugleich werden die Effekte indirekter Zusammenhänge im Mediationsmodell ausschließlich mittels Regressionskoeffizienten veranschaulicht. Eine ergänzende Prüfung der Varianz hätte möglicherweise für noch ausführlichere Gesamtergebnisse sorgen können.

Die demografische Variable der Schulbildung konnte darüber hinaus nicht in der Untersuchung kontrolliert werden, wodurch dieser Faktor als mögliche Drittvariable die Validität der Messungen einschränkt. Während vor allem die kleine Stichprobengröße und begrenzte Anzahl dargestellter soziodemografischer Charakteristika bei Hohm et al. (2017; s. o.) die Repräsentativität ihrer Erkenntnisse vermindert, sorgt bei Zohsel et al. (2017; s. o.) der kumulierte Risikoindex wie auch die Tatsache, dass ein bedeutsamer Anteil der Stichprobe psychische Belastungen im subklinischen bis unauffälligen Bereich aufwies, letztendlich für eine Einschränkung der externen Validität, der Kausalität der gewonnenen Ergebnisse und gegebenenfalls in Teilen sogar der Indikationsrelevanz der vorliegenden Befunde.

Letztendlich unterstreichen die Befunde eine Abhängigkeit kindlicher psychosozialer Entwicklungsverläufe vom jeweiligen Interaktionsverhalten postpartal depressiver Mütter. Die Forschungsfrage von Hohm et al. (2017) ließ sich demnach insofern beantworten, dass weniger Babysprache seitens postpartal depressiver Mütter sowie ein geringeres Maß an Reaktivität innerhalb der Mutter-Kind-Interaktion, das Ausmaß der Entwicklung externalisierender psychischer Störungen bei den Nachkommen bis ins Erwachsenenalter verstärkte. Innerhalb der Untersuchung wurde sogar deutlich, dass sich eine mütterliche postpartale Depression ausschließlich im Falle einer Beeinträchtigung des frühen mütterlichen Interaktionsverhaltens negativ auf die mentale Gesundheit der Nachkommen auswirkte. Die von den Forschern dargelegte Hypothese wurde demzufolge gestützt. Weiterhin wurde durch die Befunde klar, dass die affektive und behaviorale Dysregulation der untersuchten Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 15 Jahren den Zusammenhang zwischen frühen psychosozialen Risiken, zu denen auch die psychischen Belastungen der jeweiligen Eltern zählten, und externalisierenden wie auch internalisierenden problematischen Verhaltensauffälligkeiten während des 25. Lebensjahres der mittlerweile erwachsenen Kinder teilweise und vollständig

65 vermittelte. Die frühen psychosozialen Risikofaktoren wirkten sich in diesem Kontext allerdings nicht direkt auf internalisierende Verhaltensproblematiken aus. In ihrer Untersuchung zogen Hohm et al. (2017) die Erkenntnisse der Vorläuferstudie von Stein et al. (2014) als wissenschaftliche Grundlage heran. Hierdurch orientierten sich die Autoren ebenfalls am Transmissionsmodell von Goodman und Gotlib (1999) als theoretische Basis. Die Definition der Autoren deckt sich dadurch mit der Begriffsbestimmung aus der Operationalisierung der Leitfragestellung (s. o.).

Zohsel et al. (2017) beriefen sich indessen auf keine Theorie.

Mit Bezug auf die Befunde von Hohm et al. (2017), finden sich diese Erkenntnisse auch an anderer Stelle in der Wissenschaft wieder (Milgrom, Westley & Gemmill, 2004).

Zudem betonen verschiedene Übersichtsarbeiten statistische Zusammenhänge zwischen einer mütterlichen Depression und weniger sensitivem Interaktionsverhalten dieser Mütter (Bernard, Nissim, Vaccaro, Harris & Lindhiem, 2018) sowie verringertem feinfühligen Elternverhalten und der Entwicklung sozial-emotionaler Kompetenzen im Kindesalter (Petersen, Petermann & Petermann, 2017). Ein Zusammenhang zwischen affektiver und behavioraler Dysregulation im Kindes- und Jugendalter nach dem CBCL-DP ließ sich außerdem ebenfalls in der Querschnittstudie von Jucksch et al. (2011) aufdecken.

Im Hinblick auf die zu Beginn der Arbeit formulierte Fragestellung, unterstreichen die Befunde die Rolle von maladaptivem frühen mütterlichen Interaktionsverhalten wie auch affektiver und behavioraler Dysregulation im Kindes- und Jugendalter bezüglich einer familialen psychosozialen transgenerationalen Transmission psychischer Störungen.

2.6 Shalev et al. (2019): A longitudinal study of family functioning in offspring

No documento psychischer Störungen (páginas 69-72)