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6. D ARSTELLUNG DER F ORSCHUNGSERGEBNISSE

6.6. Kompetenzen der Fachkräfte

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„Empathie. Obwohl ich nicht eine Betroffene von Frauenhandel bin, ich kann mich vorstellen, was es bedeutet. Ohne in diese Opferung von der Frau zu kommen. Ich will nicht, dass die Frau nur arm und sehen, dass sie nur arm ist. Es muss mit Empowerment verbunden sein.“ (IP5 750-753)

81 aus dem psychosozialen bzw. sozialen Bereich kommen sollen, während andere der Meinung sind, dass dies weniger wichtig sei, da sie weitere wichtige Kompetenzen besitzen.

In Hinblick auf die Kompetenzen von Beraterinnen, sollen sie Basiskenntnisse über die sozialrechtliche Situation (Straf-, Zivil- sowie Fremden- und Asylrecht) und über Wissen bezüglich der Funktion des Menschenhandelskreises im Land der Klientinnen verfügen.

Laut einer Expertin der LEFÖ ist ein Universitätsabschluss nicht unbedingt erforderlich.

Das bedeutet aber nicht, dass man keinerlei Kenntnis von relevanten Gesetztexten haben sollte. Wenn beispielsweise ein gerichtliches Verfahren geplant ist, muss sich die Beraterin selbst darum kümmern und sich über das rechtliche Material informieren. In so einem Fall liegt das Gewicht nicht auf dem Fachvokabular, sondern auf den Wahrnehmungs- und Vermittlungsfähigkeiten einer Beraterin. Die Beraterin muss den Gesetzestext verstehen, damit sie das in vereinfachter Form auch der Klientin erklären kann.

„Ich muss wissen, […] sowieso was Menschenhandel ist, wie das passiert und eine Expertise grundsätzlich in dem Bereich haben, nicht nur hier, aber auch in anderen Ländern, ahmm, und meistens auch von den Ländern, wo meine Klientinnen herkommen. […] um die Frauen zu erklären, wie das System hier funktioniert, um zu verstehen, was kennen sie, was kennen sie nicht, was ist neu“ (IP3 796-803)

„Es ist leicht das Gesetz zu lesen, ja? Weil das ist wirklich ein spezifisches Vokabular, wo immer dasselbe ist, aber es braucht ein bisschen Üben. […] Und es geht hier nicht um die Sprache, also, wir sind fast alle Migrantinnen, die keine von uns Deutsch als Muttersprache hat, ja? Es geht wirklich um Fähigkeiten, um technical Fachsachen. Und wenn du das nicht hast, dann musst du dich darum kümmern. Weil dann ist es ein Problem.“ (IP7 1480-1486)

Zudem soll eine Beraterin über Methoden und (inter-)kulturelle Kompetenz verfügen. Wenn eine Klientin nicht reden kann, soll die Beraterin andere Strategien finden, um sie zu beraten. Zusätzlich sind antirassistische und feministische Haltungen in diesem Bereich essenziell. Wenn man sich eine positive Weltveränderung wünscht, dann soll sowohl die Organisation als auch jedes Teammitglied davon eine aktive Rolle übernehmen sowie empathisch und zugleich kollektiv handeln. Wichtig ist, dass die Fachkräfte ihre Spontaneitätsfähigkeit in Bezug auf gemeinsame antirassistische Grundhaltungen entwickeln, sodass sie in einem alltäglichen, politischen Gespräch geäußert werden oder als Kritikpunkte seitens der Organisation verwendet werden können. Ansonsten sollen Beraterinnen sprachbegabt, belastbar, stressresistent, geduldig und aufmerksam sein, um auf die Bedürfnisse einer Klientin eingehen zu können. Weiters sollte die Person

82 Konfliktlösungsstrategien anwenden können und über Computerkenntnisse verfügen. Sie sollen weiters offen für Neues bzw. Unbekanntes sein und auch respektvoll damit umgehen.

Betreuerinnen arbeiten andererseits in einer täglichen und direkten Form mit den Klientinnen. Eine wichtige Kompetenz, die Betreuerinnen besitzen sollen, ist die Kommunikations- bzw. Vermittlungsfähigkeit. Sie sollen der Klientin zeigen können, dass die Betreuerin für sie und ihre Bedürfnisse tatsächlich präsent ist. Eine weitere wesentliche Eigenschaft ist die kulturelle Sensibilität. Das besagt automatisch, dass Betreuerinnen selbst die jeweiligen unterschiedlichen Kulturen der Klientinnen akzeptieren und verstehen können, aber auch die Kompetenz besitzen, den Klientinnen zu erklären, dass ein gemeinsames Leben mit Personen aus unterschiedlichen Ländern auch eine Verschiedenheit an kulturellen Gewohnheiten und religiösen Überzeugungen bedeuten kann.

Zusätzlich ist es wichtig, dass die Handlungen der Betreuerinnen nicht zur Stigmatisierung führen, da dadurch die Gefahr besteht, dass Klientinnen die Opferrolle beibehalten. Sie sollen die Frauen als Personen sehen, die temporär von Frauenhandel betroffen sind.

Andere Fähigkeiten, die aus der Sicht der Expertinnen als sinnvoll betrachtet werden, sind Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit, aktives Zuhören, Verantwortungsbewusstsein, Geduld, feministisches Selbstverständnis, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen. Außerdem soll eine Betreuerin fähig sein, sich auf ihre Intuition zu verlassen und komplizierte Spannungszustände wahrzunehmen. Sie sollte außerdem auch flexibel sein, sodass sie das Leben aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtet.

Aber auch die Fachqualifikationen sind von großer Bedeutung. Darunter zählen u. a.

Sprach- und Computerkenntnisse, Konfliktlösungskompetenzen sowie Basiskenntnisse über Gesundheit, Frauen- und Asylrecht.

Schließlich scheinen aus der Sicht der Koordinatorin soft skills, wie z. B. Empathie, Teamgeist, Analysefähigkeit und Selbstreflexion für eine Tätigkeit in diesem Arbeitsumfeld von besonders großer Bedeutung zu sein. Es ist wichtig, den Klientinnen zuzuhören, um mit ihnen kooperieren zu können und auch flexibel bezüglich ihrer Bedürfnisse und Entscheidungen zu sein. Trotzdem muss ihnen klar sein, dass für jede getroffene Entscheidung, auch die Verantwortung übernommen wird. Zusätzlich soll man offen und neugierig für neue kulturelle Aspekte sein und möglichst keine Stereotypen sowie Klischeevorstellungen haben. Die Arbeit mit Betroffenen von Frauenhandel setzt vor allem Kommunikationsfähigkeit voraus. Dies erfolgt unabhängig davon, ob man die Sprache der Klientin spricht oder nicht. Man soll bereit sein, andere Methoden finden zu können, um mit

83 der jeweiligen Klientin zu kommunizieren. Auch wenn das in der Praxis „Kommunikation mit Händen und Füßen“ bedeutet. Zudem spielt Vermittlungs- und Wahrnehmungsfähigkeit eine wesentliche Rolle für die weitere Zusammenarbeit mit den Klientinnen. Denn man soll oftmals ein Gefühl in Worte übersetzen. Dies kann etwa wichtig sein, wenn man Klientinnen die Wichtigkeit von Prinzipien wie etwa Partizipation und Verantwortungsübernahme vermitteln möchte. Diese Fähigkeit stellt dann häufig den Erfolgsschlüssel dar.

„Kommunikationsfähigkeit. Man muss mit Hande und Füße kommunizieren können als Koordinatorin, als Betreuerin, als Beraterin ein bisschi weniger, aber schon. Und man muss die Fähigkeit haben Wörter zu geben zu Gefühle. Weil die Frauen sehr oft kommen mit Gefühle, die aber sich nicht äußern können und diese Analysefähigkeit ist super wichtig.“ (IP5 1144-1148)

Schließlich soll man sich emotionell von dem Leid der Klientinnen abgrenzen, damit man professionell handelt und die Klientinnen nicht viktimisiert. Es stellt ein untrennbares Prinzip jeder tätigen Person in LEFÖ – (IBF) dar, Klientinnen nicht die Opferrolle beizumessen. Ihrer Ansicht nach kann man Fachkenntnisse durch Bildungsmöglichkeiten erwerben. Eigene Eigenschaften kann man auch entwickeln, aber es ist von großem Vorteil, wenn man diese bereits besitzt.