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4. K LINISCHE S OZIALE A RBEIT

4.4. Relevante Methoden der Klinischen Sozialen Arbeit

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31 - Partizipation und Empowerment: Klient*innen werden durch eine kooperative Haltung bestärkt. Oberstes Ziel ist ihre eigenen Ressourcen wahrzunehmen, damit sie künftig ihre Lebenskonzepte realisieren können.

- Kontextorientierung: Die externen und sozialen Lebensverhältnisse der Klient*innen werden beachtet. Diese beinhalten insbesondere die physische Umgebung, die Infrastruktur und jeweilige soziale Netzwerke.

- Würdigung von Diversität: Dieses Prinzip bezieht sich auf den respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und biographischen Hintergründen.

- Interessenvertretung: Hierbei handelt es sich um die Umsetzung advokatorischer Unterstützung, um Klient*innen gegenüber Dritten, wie Behörden oder Angehörigen, zu vertreten. Diese Prinzipien können nur dann effektiv sein, wenn Sozialtherapie als ein dialogisches Hilfssetting realisiert wird, in dem Hilfesuchende und Helfende gegenseitig interagieren und miteinander kommunizieren (vgl. ebd.: 35f.).

Insgesamt gibt es sieben sozialtherapeutische Grundformen, die sich aber in der Praxis oftmals überschneiden. Hier werden nur ausgewählte genannt, die auch für den Bereich des Frauenhandels als relevant angesehen werden.

- Sozialtherapie als Training: Gemeint sind alle Lern- und Befähigungsformen, die das soziale Verhalten der Klient*innen fördern (z. B. soziale Trainings).

- Sozialtherapie als Gespräch: Diese Form kann als Zweier-, Gruppen- oder Familiengespräch umgesetzt werden. Hierbei handelt es sich prinzipiell um die Diskussion sozialer Problemlagen (Arbeit, Schule, Wohnumfeld etc.) einschließlich Interaktionen zwischen Hilfesuchenden und Helfer*innen.

- Sozialtherapie als Begleitung: Diese Form bedeutet die Unterstützung von Menschen bei der Bewältigung sozialer Probleme. Im Fall einer Krise kann sie kurzfristig und intensiv sein. Es ist aber auch möglich, dass Menschen je nach Problemkontext einer langjährigen und extensiven Begleitung bedürfen.

- Sozialtherapie als Case Management: Diese Form setzt eine persönliche Prozessbegleitung des Case Managements sowie eine deutliche Wahrnehmung des Problems und der möglichen Ressourcen voraus. Durch sozialtherapeutische Koordinationswirkungen können eventuelle Hindernisse zwischen Schnittstellen erkämpft werden (vgl. ebd.: 36f.).

32 4.4.2. Krisenintervention

Krise leitet sich von dem altgriechischen Verb „krinein“ ab, dessen Substantiv „Krise“

„Entscheidung“, „entscheidende Wendung“, „Kritik“ bedeutet (vgl. Duden 2019). Betrachtet man die Etymologie näher, ist erkennbar, dass Krise nicht nur negativ zu beurteilen ist, sondern ein Zeichen notwendiger Änderung darstellen kann. In diesem Sinne kann Krise auch als eine Chance für Entwicklung angesehen werden. Das heißt, dass Menschen häufig irgendwie „gezwungen“ werden, um etwas in ihrem Leben zu verändern. Dennoch kann Krise auch Störungen, Erkrankungen oder sogar Suizid auslösen, wenn die Person über geringe Copingmechanismen sowie nicht ausreichende psychische, soziale bzw.

materielle Ressourcen (z. B. sozialökonomische Situation, Vulnerabilität, soziale Integration u. a.) verfügt. Eine Krise entsteht, wenn die gewöhnlichen verwendbaren Mittel und Methoden einer Person, einer Gesellschaft oder einer Familie nicht mehr genügen, um Lebensanforderungen zu bewältigen. Infolge dessen kann die Situation nicht mehr kontrolliert werden und löst Stress aus. Krise an sich kann als Chance gesehen werden, wenn die Person autonom damit umgeht oder mithilfe anderer die auftretenden Schwierigkeiten meistert und durch diesen Prozess neue Bewältigungsstrategien erwirbt (vgl. Pauls 2013: 349).

Krisenintervention stellt eine kurze, prompte und direkte Hilfe dar, wobei alle zur Verfügung gestellten Unterstützungsmittel angewandt werden sollen. Dadurch sollen erforderliche Ressourcen aktiviert und zweckbestimmte Handlungen in kurzer Zeit übernommen werden, damit neue Bewältigungsmöglichkeiten generiert werden, um einer erneuten Krise oder einer Chronifizierung depressiver Reaktionen präventiv vorzubeugen (vgl. ebd.: 349).

Die Person erlebt die Krise als etwas Bedrohliches und Beängstigendes und fühlt sich in der Situation hilflos und verlassen. Ob ein Ereignis eine Krise auslöst, ist von zwei Dimensionen abhängig: das Ausmaß der sozialen Integration und den intrapersonellen Konflikten der Person. Diese zwei Dimensionen und die damit verbundenen Bewältigungsressourcen sind bei einer Krisenhilfe schnell einzuschätzen. Die Kategorisierung von Krisen in traumatische Krisen und Veränderungskrisen ist wesentlich für die Erarbeitung von Krisenanlässen. Traumatische Krisen treten plötzlich auf und werden von unerwarteten Schicksalsschlägen hervorgerufen wie der Todesfall einer geliebten Person oder der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes. Andererseits resultieren Veränderungskrisen aus längerer Entwicklung und Konfrontation der Person mit bevorstehenden bzw. akuten Veränderungen (vgl. ebd.: 350ff.).

Die Symptomatik einer Krise ist von der psychischen und körperlichen Verfassung sowie von den vorhandenen Copingmechanismen der betroffenen Person abhängig. Unter

33 Berücksichtigung dieser Aspekte, kann eine Krise von physischen und psychischen Symptomen begleitet werden. Physische Signale einer Krise sind beispielsweise:

Dyspnoe, Störungen im Herz-Kreislauf-System, Erschöpfung, Blutdruckerhöhung, Tachykardie, Asthma, Störungen im Verdauungssystem, Durchfall, Menstruationsstörungen, dermatologische Störungen, Psoriasis, muskuläre und neurologische Störungen, Rücken- und Kopfschmerzen, Ischiasbeschwerden, Störungen im Urogenitalsystem. Psychische Signale einer Krise können sich in Form von Nervosität, Unsicherheit, Ängstlichkeit, Irritation, Aggressivität oder Autoaggressivität, Depressivität, Depersonalisationserscheinungen, Halluzinationen, Beziehungs- und Verfolgungsideen äußern (vgl. ebd.: 352).

Aus klinisch-sozialarbeiterischer Sichtweise werden folgende Maßnahmen unterstrichen:

− die stützende Begleitung zwischen Klient*in und Helfer*in,

− die Klärung der Situation, der erlebten Ereignisse, der Belastungen und Ressourcen,

− die Klärung von Möglichkeiten und Grenzen sozialer Unterstützung und deren Aktivierung,

− die Ressourcenaktivierung von professionellen Netzwerken psycho-sozialer und medizinischer Unterstützungshilfen (vgl. ebd.: 350).

Krisenintervention verlangt immer aktive Intervention, aber auch Begleitung und Stützung.

Demnach muss der professionelle Helfer/die professionelle Helferin einschätzen, in wie weit er/sie intervenieren und die Person unterstützen kann. Eventuelle Fehleinschätzungen des Helfers/der Helferin können desaströse Konsequenzen für die betroffene Person haben, welche auch zur Fremd- oder Selbsttötung führen können. Daher sind gutes Wissen, Empathie und Erfahrung seitens des Helfers/der Helferin nötig, um die komplexe Situation der Person richtig einzuschätzen und effektiv handeln zu können. Je nach Krisenumständen muss auch eingeschätzt werden, inwiefern die betroffene Person stationär oder ambulant behandelt werden muss (vgl. ebd.: 353).