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6. D ARSTELLUNG DER F ORSCHUNGSERGEBNISSE

6.5. Positivwirkende Faktoren auf das Wohlbefinden der Betroffenen

6.5.2. Soziale Unterstützung

72 Geschichte, aber ich glaube, dass sie, ja, sie müssen... sie… also in Übergangswohnung z.B., wenn sie die Briefe bekommen, wenn sie die Polizei vor der Tür steht, weil dann die Adresse ist nicht mehr geheim, also solchen Sachen gibt’s diese Erwachsenprozess, dass sie machen müssen.“ (IP7 805-836)

73 die LEFÖ-Abteilung „Lernzentrum“ angeboten, welche ausschließlich für Betroffene des Frauenhandels zur Verfügung stehen.

Von der Mehrheit der Aussagen lässt sich ableiten, dass das breite Angebot an Aktivitäten den Betroffenen dabei hilft, ihren Alltag zu führen und ihren Stress zu verringern. Ein Großteil nimmt ein Angebot an und ist sehr zufrieden damit.

„Ja, also, also, wie gesagt nicht nur gesundheitlich, aber da gibt es auch viele kostenlose Aktivitäten, die für alle offen sind. Ahmm die Brunnenpassage, die einen tollen Workshop und ein Kulturprogramm haben, da gibt es „Footprint“, die nur Betroffenen von Frauenhandel hilft und sie organisieren auch sehr viele Sportaktivitäten, Deutschkurse und so. Ahmm da gibt es der Verein „Ute Bock“, die Deutschkurse anbieten. Also, da gibt es viele viele Möglichkeiten eigentlich.“ (IP1 604-609)

Im Gegensatz dazu erklärt eine weitere Interviewpartnerin, dass dies jedoch für andere als weniger positiv angesehen wird. Dies gilt vor allem für jene Frauen, die sich daran stoßen, wenn Angebote sich strikt an bestimmte Gruppen richten. Das können etwa Asylwerber*innen, Flüchtlinge oder sonstige vulnerable Gruppen sein. Manche von ihnen wollen alles hinter sich lassen und sich nicht in einem Kreis befinden, indem alle Flüchtlinge oder generell Menschen mit traumatischen Erfahrungen sind. Das kann dazu führen, dass sie sich stigmatisiert fühlen oder nicht Leute treffen wollen, die ebenso traumatisiert sind.

„Also wir bieten z. B. an den Frauen Tanzkurse oder tausend Sachen an, was für refugees gedacht ist. Und ich finde super, ich... also ich finde Alternative in Wien super. Aber gleichzeitig die Frau ist immer in einem Kreis, dass sie nicht ausgewählt hat. Also, sie hat nicht ausgewählt refugee zu sein, Flüchtling zu sein, Asylwerberin zu sein, betroffene des Frauenhandels zu sein. […] manchmal vielleicht geben wir nicht den Raum zu sein hey ich will was Anderes. Also, ich will wirklich nicht mit diesen Frauen zu tun, weil für mich ist es schwierig, immer wieder zu konfrontieren, dass die anderen auch in einer super stressigen Situation sind und dass sie auch erlebt haben, was ich erlebt hab.“ (IP7 1018-1026)

74 Ressourcenarbeit

Die Beratung und Betreuung von LEFÖ – IBF wird als frauen-, bedürfnis- und ressourcenorientiert bezeichnet. Das bedeutet, dass Beraterinnen und Betreuerinnen mit den Klientinnen zusammenarbeiten, damit sie die bestmögliche Lösung für sie finden.

Dadurch wird es ihnen ermöglicht, auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen.

Beraterinnen arbeiten mit den Klientinnen in der Regel auf individueller Ebene zusammen und halten Gruppeninterventionen nur im Bedarfsfall ab. Im Gegensatz dazu arbeiten die Betreuerinnen größtenteils auf Gruppenebene und machen teilweise auch Einzelinterventionen – vor allem wenn die Situation dies verlangt. Beiden ist gemeinsam, dass sie ein und dasselbe Ziel verfolgen: der Klientin soll ein wertvolles Werkzeug in die Hand gegeben werden. Wesentlich für die qualitative Unterstützung der Klientin ist, ihre eigenen Ressourcen zu finden und zu aktivieren. Dadurch soll sie die Möglichkeit erhalten, sich selbst etwas zu verwirklichen. Mit Ressourcen sind nicht nur die vorhandenen persönlichen Fähigkeiten und Qualifikationen einer Klientin gemeint, sondern auch alles, was eine Klientin unterstützt, um sich wohlzufühlen. Dafür ist die Partizipation der Klientin von wesentlicher Bedeutung. Denn sie soll selbst ihre Kapazitäten feststellen. Für eine der Expertinnen stellt zwar die Ressourcenarbeit, wie z. B. die Arbeitssuchberatung oder die jobmäßige Vernetzungsarbeit einen wichtigen Entwicklungsschritt seitens der Organisation dar, der aber ihrer Meinung nach in der Zukunft noch weiterbearbeitet und verbessert werden sollte:

„Aber der Punkt ist, wenn wir z.B. über Jobsuche reden oder Jobangebote und dann teilen wir Jobs, die die Frau überhaupt nicht will. […] Aber was wir machen, so dass diese Ressourcen von der Frau betonen, highlighten, damit sie irgendwas mit ihren Ressourcen machen kann. […] es ist schön, wenn wir Angebot... ahmm Angebote geben, weitergeben, ja, es ist natürlich etwas. Aber es fehlt, glaube ich, also diese wirklich, diese Arbeit über ihre Ressourcen. Dass sie wirklich checken, was sie schon haben, was sie ihre Power ist, weißt du? Und manchmal, weil sie in dieser traumatisierten Situation gewesen sind, dann ist es auch super schwierig für sie zu checken, welche Ressourcen sie haben.“ (IP7 935-943)

Bezugspersonen im Herkunfts- oder Aufnahmeland

Die Betroffenen haben häufig das Bedürfnis, ihre Angehörigen sowie langjährigen Freund*innen zu kontaktieren. Selbst der telefonische Kontakt mit ihnen wirkt beruhigend auf sie und lindert ihren täglichen Stress.

75 Projektentwicklung

Eine weitere positivwirkende Komponente ist die Durchführung von Projekten, die die Verselbstständigung der Klientinnen direkt oder auch indirekt fördert. Als exemplarisch kann hier die Arbeits- und Wohnungssuchberatung genannt werden. Sie ist ein laufendes Projekt, das von den Beraterinnen geleitet wird und von Praktikantinnen abgewickelt wird.

Themen, die bei diesem Projekt bearbeitet werden, sind beispielsweise „wie man eine Wohnung im Internet suchen kann“, „worauf man dabei achten muss“, oder „wie schreibt man eine Bewerbung“. Ein neues Projekt ist das „Social Inclusion“ und „Inclusion am Arbeitsmarkt“. Hier geht es vor allem um Vernetzungsarbeit mit verschiedenen Institutionen. Hier wird versucht, ein breiteres Spektrum in Bezug auf Job- aber auch sonstige Angebote zu ermöglichen. Oberstes Ziel dieses Projekts ist es, dass die Frauen empfinden, dass sie nicht nur die LEFÖ als Stütze haben, sondern auch andere Organisationen.

„Dass sie sehen, dass es nicht nur LEFÖ gibt, sondern auch andere Organisationen, die sie sich um die Frauen kümmern werden oder das ernst nehmen und sie unterstützen werden.“ (IP3 544-546)