• Nenhum resultado encontrado

Der Unterschied zwischen Flüchtlingen und Migrant*innen unter

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 32-35)

3. STAND DER FORSCHUNG

3.4. Der Unterschied zwischen Flüchtlingen und Migrant*innen unter

Es gibt verschiedene Gründe weshalb eine Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migrant*innen als notwendig angesehen werden kann. Für die Autoren Scheer und Scherschel (2019) ist eine Klassifikation der Personengruppen deshalb von Belang, weil sie Einfluss darauf hat, ob eine Person von einem Land aufgenommen oder abgelehnt wird.

Hierbei spielen die rechtlichen Gegebenheiten eine Rolle, da nur jenen Personen ein legitimes Anrecht auf Aufnahme und Schutz zugestanden wird, die als Flüchtlinge angesehen werden, da diese, aus politischen oder rechtlichen Gründen, also aufgrund von erzwungener Migration ihr Land verlassen müssen. Durch den Umstand, dass Flüchtlinge aus einem politischen oder rechtlichen Zwang heraus migrieren müssen, unterscheiden sie sich von jenen Personen, die beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen oder aufgrund von Armut flüchten müssen (vgl. Scherr; Scherschel 2019, S.64f). Bei diesen Personen, die laut Definition von Scherr und Scherschel als Migrant*innen bezeichnet werden, kann zwar

STAND DER FORSCHUNG

beispielsweise aufgrund von Armut ebenso eine Notlage als Hintergrund für deren Flucht vorliegen, aber dennoch werden sie nicht als Flüchtlinge angesehen. In der Folge kann ihnen somit das Anrecht auf Aufnahme und Schutz, welches den Flüchtlingen zugestanden wird, verweigert werden (vgl. Scherr; Scherschel 2019, S.65).

Ott (2016) verweist in diesem Zusammenhang auf die Genfer Flüchtlingskonvention, die seit dem Jahr 1951 besteht und eine genaue Festlegung beinhaltet, wer als Flüchtling anzusehen ist. Er hebt dabei vor allem die Angst vor Verfolgung hervor, die laut Genfer Flüchtlingskonvention wohlbegründet sein muss. Laut Ott kommt es hierbei zur Verbindung zweier Momente. Auf der einen Seite steht das subjektive Moment und auf der anderen Seite das objektive. Die Angst sieht Ott hierbei als den subjektiven Faktor an und die sachliche Begründung für diese Angst betrachtet er als den objektiven Faktor (vgl. Ott 2016, S. 11).

Ebenso wie Scherr und Scherschel sieht auch Ott den Hintergrund für die Wanderung von Migrant*innen nicht in der Suche nach Schutz, wie es bei Flüchtlingen der Fall ist, sondern vielmehr in der Hoffnung dieser Personengruppe auf ein besseres Leben für sich selbst und zumeist auch für die Verwandten. Ott vertritt die Ansicht, dass dabei häufig die finanzielle Hilfeleistung für die Familie eine Rolle spielt. Die Migrant*innen möchten ihren Familien helfen, ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern indem sie ihnen Geld aus dem Ausland zukommen lassen. Diese Gründe sind durchaus nachvollziehbar und im Normalfall auch wohlüberlegt und verständlich (vgl. Ott 2016, S. 12f).

Laut Oltmer (2019) ist es möglich, bei der Klassifikation der Personengruppen als Flüchtlinge und Migrant*inn*en sogar noch einen Schritt weiterzugehen. Er vertritt die Ansicht, dass sich die Personengruppen, die als Migrant*innen angesehen werden, in zwei verschiedene Gruppen unterteilen lässt. Auf der einen Seite gibt es solche Personen, die tatsächlich freiwillig ihr Heimatland verlassen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch solche, die ihr Land nur verlassen, weil sie aufgrund der wirtschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten in ihrer Heimat dazu gezwungen sind. Somit erfolgt auch der Weggang dieser Personengruppe aus dem Heimatland unfreiwillig, wodurch der Migration wieder ein Zwang zugrunde liegt. Allgemein betrachtet könnte man, laut Oltmer, diese Fluchtursache ebenfalls als eine politisch erzwungene ansehen, da die betroffenen Menschen eigentlich nur flüchten, weil ihnen ihre Lebensgrundlagen genommen werden und damit ihr Überleben gefährdet ist (vgl. Oltmer 2019, S.53f). Scheer und Scherschel verweisen in diesem Zusammenhang auf die „International Organization of Migration (IOM)“, die nicht nur die Bedrohung des Lebens, sondern auch die Bedrohung der Lebensgrundlage als einen Grund für Zwangsmigration sieht. Hierbei gibt es keine Unterscheidung in Bezug auf den Anlass für die Bedrohung der Lebensgrundlage, es ist nicht von Bedeutung, ob diese natürliche Ursachen hat oder vom Menschen selber verursacht wurde (vgl. Scherr; Scherschel 2019, S.38).

Die Grundlage dafür, wann eine Migration als Flucht- bzw. Zwangsmigration angesehen wird, liegt im Alltagsdenken, egal ob im täglichen Leben oder bei politischen Debatten. Der entscheidende Unterschied liegt hierbei im Diskurs über Freiwilligkeit und Zwang (vgl. Scherr;

Scherschel 2019, S.38).

Den Hintergrund der Flucht- bzw. Zwangsmigration sehen Scher und Scherschel in dem Umstand, dass es den betroffenen Personen nicht möglich ist, sich weiter in ihrem Heimatland aufzuhalten, da dies für sie unzumutbar oder unerträglich wäre (vgl. Scherr;

Scherschel 2019, S.38). Die Begründung für diese unzumutbaren bzw. unerträglichen Zustände liegen laut Busch (2016) in Kriegen, regionalen Konflikten und Bürgerkriegen in

STAND DER FORSCHUNG

Ländern wie z.B. Syrien, Irak oder auch dem Mittleren Osten sowie in Afrika. Auch das Gefälle im Bereich der ökonomischen Entwicklung der verschiedenen Länder spielt dabei eine Rolle (vgl. Busch 2016, S. 34f). Laut GKF sind es aber viel mehr Gründe wie z.B. die Verfolgung von Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder auch aufgrund von politischer oder religiöser Verfolgung durch den eigenen Staat (vlg. UNHCR 1951, S.2)

Die Ursachen für Arbeitsmigration hingegen liegen einerseits in den für die Arbeitskräfte bestehenden wirtschaftlichen Erfordernis und andererseits in ihrem Wunsch, ihre aktuelle berufliche Situation zu verbessern.Dem gegenüberstehend gibt es die Aufnahmeländer, die versuchen, den bei ihnen vorhandenen Arbeitskräftemangel durch die Aufnahme von Personal aus dem Ausland zu kompensieren (vgl. Peyrl; Neugschwendtner; Schmaus 2018[2003], S. 77).

Beleuchtet man die Arbeits- bzw. Wirtschaftsmigration jedoch aus der Perspektive der Migrant*innen selbst, so kann festgestellt werden, dass es vielmehr die von ihnen gesehenen Chancen sind, die sie antreiben. Es ist die Suche nach Möglichkeiten, ihr Potenzial sowie ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen sowohl auf wirtschaftlicher als auch gesellschaftlicher Ebene in dem von ihnen gewähltem Land einsetzen zu können (vgl. Oltmer 2017, S.22).

Laut Van Hear et al. steht hinter der Wirtschaftsmigration aber auch oftmals ein gewisser Zwang. Viele Migrant*innen können sich nur für die Migration entscheiden, da ein Überleben anders nicht möglich wäre. Häufig ist der Grund dafür beispielsweise fehlendes Geld für die medizinische Behandlung der eigenen Kinder. De facto kann also jede Migration mit Entscheidungen in Verbindung gebracht werden. Vergleicht man hierbei die Migrant*innen untereinander und auch mit den Flüchtlingen, so haben dabei einige mehr Auswahlmöglichkeiten als andere (vgl. Van Hear et al. 2009 S. 2ff). Auch Personen, die aufgrund eines Zwanges migrieren, treffen in gewisser Art und Weise Entscheidungen. Ihre Auswahlmöglichkeiten sind dabei jedoch sehr begrenzt, dennoch entscheiden sie selbst, ob sie ihre Heimat tatsächlich verlassen oder in dieser bleiben, auch wenn das bedeutet, dass sie der vorherrschenden Gewalt ausgesetzt sind und vielleicht Hunger leiden müssen (vgl.

Van Hear et al. 2009, S. 2ff).

Mit dieser Ansicht stehen Van Hear et al. nicht alleine da. Ihre Ausführungen werden durch die zuvor angeführte Ansicht von Oltmer, dass auch bei den Migrant*innen eine weiterführende Klassifikation in zwei Gruppen durchgeführt werden kann (vgl. Oltmer 2019, S.53f), untermauert. In den Darstellungen der verschiedenen Autor*innen herrscht Konsens darüber, dass nicht jede Reisebewegung von Migrant*innen wirklich als freiwillig angesehen werden kann, da auch diese oftmals mit Zwang verbunden ist.

Oltmer weist in seinen Ausführungen darauf hin, dass, wenn die Lebensgrundlagen nicht gegeben sind, ein Überleben nicht möglich ist. Er vertritt die Ansicht, dass jene Migrant*innen, die bespielweise gefährdet sind den Hungertod zu erleiden, weil sie sich keine Nahrungsmittel leisten können, ebenfalls in ihrem Leben bedroht sind und somit gezwungenermaßen ihre Heimat verlassen. Aus diesem Grund müssten diese Menschen eigentlich ebenso als Flüchtlinge angesehen werden, wie jene, die laut Klassifikation als Flüchtlinge anerkannt werden (vgl. Oltmer 2019, S.53f).

Scheer und Scherschel sehen einen Grund für die Zuordnung von Menschen in die Kategorien Flüchtlinge und Migrant*innen darin, dass diese durch Verhandlungsprozesse innerhalb der Gesellschaft entstanden sind. Daraus ergeht die Schlussfolgerung, dass sie somit nicht auf moralischen Prinzipien beruhen. und damit auch nicht vollauf logisch

STAND DER FORSCHUNG

erscheinen müssen. Ebenso auf Verhandlungen zwischen staatlichen Institutionen und gemeinschaftlichen Akteuren sowie anderen Individuen ist die Festlegung zurückzuführen, dass lediglich Flüchtlingen Schutz gewährt wird, Migrant*innen aber nicht (vgl. Scherr;

Scherschel 2019, S.65f).

Für die Autorinnen zeigen sich klare Festlegungen bei der Klassifikation der Begriffe Flüchtlinge und Migrant*innen, auch wenn der letztere noch mehr Facetten aufweist.

Flüchtlinge sind jene Menschen, die ihr Heimatland aus einem Zwang heraus, dem zumeist politische Faktoren zu Grunde liegen, verlassen müssen. Sie suchen in anderen Ländern Schutz, weil es für sie unzumutbar ist, in ihrer Heimat zu bleiben. Die Angst davor, das Leben zu verlieren, veranlasst sie dazu, ihr Heimatland zu verlassen, oftmals auch auf Wegen, bei denen sie ebenfalls in lebensbedrohliche Situationen kommen. Die Genfer Flüchtlingskonvention enthält klare Vorgaben, die festlegen, wer als Flüchtling gilt. So beispielsweise die Verfolgung durch den eigenen Staat aufgrund der politischen Ausrichtung einer Person oder auch ihrer religiösen Einstellung sowie sozialen Zugehörigkeit. Jedenfalls muss seitens der geflüchteten Personen eine begründete Angst vor einer solchen Verfolgung glaubhaft dargelegt werden, um aufzuzeigen, dass die Flucht notwendig für das Überleben war. Ebenso muss die Unwilligkeit bzw. die Unfähigkeit des eigenen Staates Schutz zu gewähren nachgewiesen werden.

Migrant*innen hingegen haben im Grunde die Wahl, ob sie in ihrem Heimatland bleiben oder dieses verlassen wollen. Der Weggang aus ihrer Heimat hat zwar verständliche Gründe, passiert aber aus freien Stücken, wodurch sie nicht als Schutzsuchende angesehen werden können. Die meisten Migrant*innen handeln aufgrund ökologischer Aspekte oder wegen der wirtschaftlichen Gegebenheiten in ihrer Heimat. Es gibt aber auch einige, die sich dazu gezwungen fühlen, ihr Heimatland zu verlassen, weil ihnen durch die in ihrem Land vorherrschenden Umstände die Lebensgrundlage entzogen wird. Diese Umstände finden aber keine Berücksichtigung in der Asylpolitik.

Wenn Menschen auf ihrer Flucht ein Land erreichen in dem sie Schutz erhalten, so werden sie in diesem als Flüchtling angesehen. Verlassen sie dieses sichere Land aber aus irgendwelchen Gründen wieder, z.B. um zu ihren Familienmitgliedern zu gelangen, die sich in einem anderen Land aufhalten, so sind sie eigentlich nicht mehr auf der Flucht, sondern wandern aus freien Stücken weiter, wodurch sie in Folge als Migrant*innen zu bezeichnen sind (vgl. Luft 2016, S. 14).

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 32-35)