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Priorität 3: Verbesserung und Stärkung der gemeinsamen europäischen

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 68-75)

4. METHODISCHES VORGEHEN

5.1. Änderungen in der Asylpolitik der Europäische Union seit 2015

5.1.4. Priorität 3: Verbesserung und Stärkung der gemeinsamen europäischen

Es gibt bereits seit Jahren Vorschriften, die eine Grundlage für ein gemeinsames europäisches Asylsystem bieten. Um die Schwachstellen im System zu beheben und das Vertrauen der Mitgliedstaaten untereinander zu stärken, wurde im Rahmen der Migrationsagenda eine Reformierung des GEAS sowie die Weiterentwicklung einiger bestehender Vorschriften beschlossen (vgl. COM(2015) 240 final, S. 15). Dieses Reformierungsvorhaben erfreute sich allgemeiner Anerkennung, auch das EP und der Rat sprachen sich dafür aus (vgl. COM(2016) 270 final, S. 2). Zudem legte die EK in der Migrationsagenda fest, dass, im Zuge der Optimierung und Weiterentwicklung des Systems und der Rechtsvorschriften, ein neuer systematischer Kontrollmechanismus zur Überwachung der Umsetzung und Anwendung der Asylvorschriften eingerichtet werden solle. Ebenso entschieden wurde die Erstellung von Leitlinien, die zu einer Verbesserung der Normen für die Aufnahmebedingungen und Asylverfahren beitragen sollen. Die Erstellung dieser sollte durch die EK in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten und dem Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) erfolgen (vgl. COM(2015) 240 final, S. 15).

Für die Reform des GEAS legte die EK im April 2016 fünf konkrete Prioritäten für dessen Weiterentwicklung fest: das Dublin-System (COM(2016) 270 final), das Eurodac-System (COM(2016) 272 final), die Richtlinie über Aufnahmebedingungen (COM(2016) 465 final), die Anerkennungsverordnung (COM(2016) 466 final) und die Asylverfahrensverordnung (COM(2016) 467 final). Kurze Zeit später verabschiedete sie zwei Pakete mit Gesetzgebungsvorschlägen (am 4. Mai und am 13. Juni 2016), bezüglich der genannten Prioritäten (vgl. COM(2016) 466 final, S. 3). Ziel war es, durch diese Legislativvorschläge ein faires System zu schaffen, durch das die unverhältnismäßige Aufteilung der Verantwortung behoben werden soll. Das neue System soll dazu beitragen, schutzsuchenden Drittstaatenangehörige oder Personen aus Drittstaaten, die etwas zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen können, sichere Wege in die EU zu bieten, was einer wirksamen und nachhaltigen Migrationssteuerung bedarf, bei der alle beteiligten Akteure/ Akteurinnen gerecht behandelt werden. Ein solches System kann aber nur dann funktionieren, wenn jede Art von Problemen erfasst wird und dessen Gründung auf Verantwortung und Solidarität beruht (vgl. COM(2016) 197 final, S. 2f). Die genannten Vorschläge werden nachstehend näher erläutert.

Vorschlag zur Änderung des Dublin-Systems

In Bezug auf das Dublin-System legte die EK in der europäischen Migrationsagenda fest, dass dieses im Jahr 2016 einer Bewertung unterzogen wird, um festzustellen, ob die rechtlichen Vorgaben einer Überarbeitung bedürfen (vgl. COM(2015) 240 final, S. 16f). Im Zuge dieser Überprüfung stellte die EK strukturelle Defizite innerhalb des Systems fest, die unter anderem im Bereich der Asylverfahren und der Aufnahmebedingungen zu finden sind (vgl. COM(2016) 197 final, S. 4f). Die Problematik liegt darin, dass das Dublin-System eigentlich nicht dafür ausgelegt war, eine fortwährende Lastenteilung sicherzustellen. Die Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013 legt Kriterien und Verfahren fest, an Hand derer bestimmt werden kann bei welchem Mitgliedstaat die Zuständigkeit für die Prüfung eines Antrages auf internationalen Schutz liegt (vgl. COM(2016) 197 final, S. 3f). Diese Vorgaben haben den Zweck, den Asylwerber*innen einen schnellen Zugang zum Asylverfahren zu bieten und dafür Sorge zu tragen, dass die Prüfung des Antrages von nur einem Mitgliedstaat

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durchgeführt wird (vgl. COM(2016) 197 final, S.7). Seit der Migrationskrise kam es aber aufgrund der ungleichen Lastenverteilung unter den Mitgliedstaaten zu einem Anstieg der Sekundärmigration, der dazu führte, dass Asylanträge nicht in den Mitgliedsstaaten eingebracht wurden, in denen die Einreisenden als erstes die EU betraten. Deshalb wurden von einigen Mitgliedsstaaten die Kontrollen an den Binnengrenzen wieder aufgenommen (vgl.

COM(2016) 197 final, S. 4). Um der zu diesem Zeitpunkt geltenden Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013 Rechnung zu tragen, wäre es notwendig gewesen, Sekundär-Migrant*innen in die Mitgliedsstaaten zu überstellen, in denen diese als erstes ankamen. Im Falle von Griechenland war diese Überstellung aber beispielsweise nicht möglich, da dort das Dublin- Verfahren bereits im Jahr 2011 außer Kraft gesetzt worden war und sich der Staat aufgrund der hohen Anzahl an ankommenden irregulären Migrant*innen seit dem Jahr 2015 überlastet sah. Aus diesem Grund legte die EK zwei Umverteilungsregelungen fest, die als Sofortmaßnahme befristet durchgeführt werden sollten, um Griechenland und auch Italien, das sich in einer ähnlichen Situation befand, zu entlasten (vgl. COM(2016) 85 final, S. 5) Diese Umverteilungsregelungen werden nachfolgend im Rahmen der Priorität vier der Europäischen Migrationsagenda in Unterpunkt 5.1.5 noch näher beleuchtet.

Es wurde für die EK also im Rahmen der Prüfung des Dublin-Systems deutlich, dass dieses, Überarbeitungsbedarf aufweist. Deshalb wurde ein Vorschlag für die Änderung der Dublin-III-Verordnung (Verordnung (EU) 604/2013) eingebracht, um die Kriterien und Verfahren für die Zuständigkeitsbestimmung bei Asylverfahren neu festzulegen. Ziel war, eine gerechtere Verteilung der Last unter den Mitgliedstaaten zu erreichen. Zudem sollte das System an die an bestimmten Grenzabschnitten aufkommende hohe Anzahl an Asylwerber*innen und Flüchtlingen angepasst werden. Für die angedachte Änderung der Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013 wurden zwei Varianten in Betracht gezogen (vgl.

COM(2016) 197 final, S.6).

In der ersten Variante wäre ein Lastenverteilungsverfahren angedacht, bei dem die Kriterien für die Zuständigkeitsbestimmung genauso bleiben würden wie bisher. Das bedeutet, dass weiterhin jener Mitgliedstaat für die Identitätsfeststellung, Registrierung und Abnahme der Fingerabdrücke zuständig wäre, in dem die Ersteinreise der schutzbedürftigen Person stattgefunden hat. Der Verordnung würde aber ein Fairness-Mechanismus hinzugefügt werden, der auf einem Verteilungsschlüssel für die Umsiedlung von Asylwerber*innen beruht. Die Verknüpfung der Asylzuständigkeitsbestimmungen mit der Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die Außengrenzen zu schützen, würden hierbei aufrecht bleiben. Damit könnten die Lasten, wenn ein massiver Zustrom an schutzsuchenden Menschen auftritt, gerechter unter den Mitgliedstaaten verteilt werden (vgl. COM(2016) 197 final, S.8).

Die zweite Variante würde zu einer Umstellung auf ein neues System führen, welches einen Verteilungsschlüssel für die Zuteilung von Asylwerber*innen andenkt. Bei dieser Version käme es zu einer weitest gehenden Aufhebung der Kriterien für die Zuständigkeitsbestimmungen. Die Zuständigkeit würde hierbei zukünftig vorwiegend anhand eines festgelegten Verteilungsschlüssels bestimmt werden, der sich nach der Größe, dem Wohlstand sowie der Aufnahmekapazität der Mitgliedstaaten richtet. Hierbei hätten aber Kriterien, wie z.B. Familienangehörigkeit, der Besitz eines Visums oder eines Aufenthaltstitels sowie das Interesse von minderjährigen Personen Vorrang gegenüber dem Verteilungsschlüssel. Nach definitiver Bestimmung des zuständigen Mitgliedstaats hätte

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dieser dann die alleinige Zuständigkeit für die Prüfung des Antrages, wodurch die Verfahren verkürzt und die Anreize für Sekundärmigration gesenkt werden könnten (vgl. COM(2016) 197 final, S.9). Am 4. Mai 2016 wurde der Legislativvorschlag der EK für eine Neufassung der Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013 durch das EP und den Rat veröffentlicht (vgl. COM(2016) 270 final, S. 3f). Dieser Vorschlag entsprach der zuvor beschriebenen Variante eins. Ziel dieses Vorschlages ist es, das System effizienter zu gestalten und mit Hilfe eines Korrekturmechanismus eine bessere Verteilung der Verantwortung in Krisenzeiten zu erzielen. Zudem sollte dieser zu einer Verringerung der Sekundärmigration verhelfen. (vgl.

COM(2016) 270 final, S.3f). Im Falle einer Annahme dieses Vorschlags würde die Verordnung (EU) 604/2013 außer Kraft gesetzt (vgl. COM(2016) 270 final, S.6). Zum Zeitpunkt der Verfassung dieser Arbeit befand sich der Entwurf noch immer im ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens der EU.

Umsiedlungsmechanismus

Aufgrund der unverhältnismäßigen Aufteilung der Flüchtlinge die zur Zeit der Migrationskrise in die EU kamen, entstand durch die Vorgaben der aktuelle Dublin-III- Verordnung (EU) 604/2013 eine erhöhte Belastung für die Mitgliedstaaten Griechenland und Italien. Aus diesem Grund wurde im Wege der Migrationsagenda (COM(2015) 240 final) als Sofortmaßnahme, zur Entlastung dieser Staaten, ein Umverteilungsmechanismus eingerichtet. Dieser wurde auf Vorschlag der EK entsprechend der Notfallklausel gemäß Artikel 78 Absatz 3 (ABl. 2012 C 326/76) des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) aktiviert (vgl. COM(2015) 240 final, S.5 und COM(2015) 490 final, S.3). Absatz 3 des Artikels legt fest, dass vorläufige Maßnahmen eingeleitet werden können, wenn Mitgliedstaaten in eine Notlage geraten, die durch den plötzlichen Zustrom von Drittstaatenangehörigen ausgelöst wurde (Ziffer 1 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/146). In diesem Zusammenhang sah die EK einen Verteilungsmechanismus vor, durch den Menschen, die eindeutig internationalen Schutz benötigen, innerhalb der EU umgesiedelt werden konnten (vgl. COM(2015) 240 final). Dies wurden vom Rat nach Anhörung des EP aufgrund des Vorschlags der EK beschlossen (Ziffer 1 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/146). Die meisten der Mitgliedstaaten erklärten sich bereit, diesem Vorschlag zu folgen (vgl. COM(2015) 490 final, S. 3). Zu diesem Zweck erließ der Rat Mitte September auf Basis von Artikel 78 Absatz 3 AEUV die Umsiedelungsvereinbarungen in Form zweier Beschlüsse.

Mit diesen Beschlüssen legte er Maßnahmen zugunsten von Italien und Griechenland fest.

Des Weiteren kam hierbei auch Artikel 80 AEUV (ABl. 2012 C 326/78) zur Anwendung, der besagt, dass im Zusammenhang mit Grenzkontrollen, Asyl und Einwanderung sowie deren Umsetzung […der Grundsatz der Solidarität und der gerechten Aufteilung der Verantwortlichkeiten unter den Mitgliedstaaten…] zum Tragen kommt (Ziffer 2 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/146).

Mit den Beschlüssen (EU) 2015/1523 und (EU) 2015/1601 wurde die Einhaltung des genannten Grundsatzes laut Artikel 80 AEUV eingefordert (Ziffer 9 bis 13 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/147). Zudem beschloss der ER auf seiner Tagung vom 23. April 2015, dass die in dieser Notsituation notwendige Hilfeleistungen für jene Mitgliedstaaten, die sich an den Außengrenzen befinden, verstärkt werden müssten. Die Entscheidung des ER wurde vom EP mittels Entschließung vom 28. April 2015 bekräftigt. Damit wurde festgelegt, dass die Mitgliedstaaten, die die meisten Flüchtlinge bzw. Antragssteller*innen auf internationalen Schutz zu versorgen hatten, mehr Unterstützung seitens der Union erfahren sollten und daher

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die Anstrengungen der EU erhöht werden müssten (Ziffer 3 bis 4 Beschluss (EU) 2015/1601, ABl. L 248/80). Der ER legte daraufhin bei seiner Tagung am 25. und 26. Juni 2015 drei Kernbereiche fest: die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern, Maßnahmen zur Rückkehr bzw. Rückführung und die Umsiedelung bzw. Neuansiedelung von betroffenen Personen. In Bezug auf die Umsiedlung von Personen, die zweifelsfrei internationalen Schutz bedürfen, forderte der ER die Mitgliedstaaten auf, sich über eine Verteilung der betreffenden Personen einig zu werden (Ziffer 6 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/146).

Der erste Beschluss (EU) 2015/1523 zur Umverteilungsvereinbarung wurde vom Rat der EU am 14. September 2015 erlassen. Er trat bereits einen Tag später in Kraft. Seine Geltungsdauer erstreckte sich bis zum 17. September 2017 (Artikel 13 Absatz 1 und 2 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/155). Der Beschluss legte die Umsiedlung von 40.000 Personen, die eindeutig internationalen Schutz benötigen, fest. 24.000 dieser Personen sollten aus dem Hoheitsgebiet von Italien und die übrigen 16.000 Personen aus dem Hoheitsgebiet Griechenlands kommen (Artikel 4 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/152).

Der zweite Beschluss (EU) 2015/1601 trat am 24. September 2015 in Kraft. Er war bis zum 26. September 2017 gültig (Artikel 13 Absatz 1 und 2 Beschluss (EU) 2015/1601 ABl. L 248/92). Mit ihm wurde die Umsiedlung von weiteren 120.000 Antragsteller*innen aus Griechenland und Italien in andere Mitgliedstaaten geregelt. Von den 120.000 Personen sollten 15.600 aus Italien und 50.400 aus Griechenland in die Hoheitsgebiete anderer Mitgliedstaaten umsiedeln. Die übrigen 54.000 Personen wurden im Verhältnis zu den, den anderen Mitgliedstaaten in den Anhängen I und II des Beschlusses, zugewiesenen Personenanzahlen aufgeteilt um in andere Hoheitsgebiete innerhalb der EU zu siedeln (Artikel 4 Beschluss (EU) 2015/1601 ABl. L 248/88).

Beide Beschlüsse hielten gleichermaßen jeweils in Artikel 9 fest, dass, geriete einer der anderen Mitgliedstaaten aufgrund massiven Migrationsstroms selbst in Notlage, dieser vorrübergehend von der Vereinbarung ausgenommen werden könnte. Eine Aussetzung der Maßnahmen für den betroffenen Mitgliedstaat wäre seitens des Rats der EU auf Grundlage von Artikel 78 Absatz 3 AEUV zu treffen (Artikel 9 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/155 und Artikel 9 Beschluss (EU) 2015/1601 ABl. L 248/91). Zudem war in Artikel 4, Absatz 5 und 7 des Beschlusses (EU) 2015/1601 bestimmt, dass ein Mitgliedstaat, wäre er aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht in der Lage an der Umverteilung von bis zu 30% der ihm laut Anhang I des Beschlusses zugewiesenen Personen teilzunehmen, er dies dem Rat der EU mitteilen könne. Die Frist für die Mitteilung, in der berechtigte Gründe angeführt sein müssten, endete am 26. Dezember 2015. Im Anwendungsfall der genannten Möglichkeit erließ der Rat der EU einen entsprechenden Durchführungsbescheid (Artikel 4 Absatz 5 und 7 Beschluss (EU) 2015/1601 ABl. L 248/89).

Für beide Beschlüsse galt – festgelegt jeweils in Artikel 5 zum Umsiedlungsverfahren – dass in den Mitgliedstaaten nationale Kontaktstellen, die mit der Abwicklung der Umsiedlungsverfahren zu betrauen waren, geschaffen werden mussten. Und, dass diesen an die anderen Mitgliedstaaten und an das Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) zu melden waren. Weiters wurden die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, in regelmäßigen Abständen (in etwa alle 3 Monate) ihre Aufnahmemöglichkeiten für Personen, die umgesiedelt werden sollten, zu melden. Welche Personen umgesiedelt wurden lag in der Entscheidungsbefugnis von Griechenland bzw. Italien aufgrund der Meldungen der übrigen Mitgliedstaaten. Bei der Auswahl der zu übersiedelnden Personen (Antragssteller*innen)

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erhielten beide Länder Unterstützung von dem EASO. Direkt nach der getroffenen Auswahl erging eine Meldung an die nationale Kontaktstelle des Aufnahmemitgliedstaates. Dieser musste seine Zustimmung erteilen, nur bei berechtigten Gründen (z.B. Gefährdung der nationalen Sicherheit) oder dem Vorliegen eines Ausnahmegrundes laut Richtlinie (EU) 2011/95 war eine Ablehnung möglich. Griechenland und Italien trugen die Verantwortung für die Abwicklung der Umsiedelung, was auch die Identifizierung der zu übersiedelnden Personen sowie die Abnahme und Erfassung deren Fingerabdrücke beinhaltete. Nach erfolgter Übersiedlung nahm der Aufnahmemitgliedstaat nochmals Fingerabdrücke ab, um diese an Eurodac für ihr Zentralsystem zu übermitteln (Artikel 5 Beschluss (EU) 2015/1523 ABl. L 239/153 und Artikel 5 Beschluss (EU) 2015/1601 ABl. L 248/89f).

Im März 2016 erließ der Rat der EU einen Durchführungsbeschluss gemäß des zuvor genannten Artikel 4, Absatz 5 und 7 des Beschlusses (EU) 2015/1601, in Bezug auf Österreich (Ziffer 3 Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408 ABl. L 74/36). Aufgrund eines starken Anstiegs bei den irregulären Grenzübertritten in die EU verzeichnete Österreich einen unerwarteten Zustrom von Drittstaatenangehörigen. Die Anzahl der Antragsteller*innen, die in Österreich um internationalen Schutz ansuchten, stieg enorm an. Von 1. Jänner bis 30.

November 2015 waren in Österreich 80.880 Anträge zu verzeichnen, was eine Steigerung zum Vorjahr um 230% ausmacht, da 2014 im selben Zeitraum vergleichsweise nur 23.835 Anträge gestellt wurden. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung Österreichs wurden laut Eurostat im Jahr 2015 pro 1 Million Einwohner*innen 9.421 Anträge auf internationalen Schutz gestellt, was den zweithöchsten Wert innerhalb der EU darstellte. Nur Schweden hatte im selben Zeitraum mehr Anträge zu verzeichnen. Dieser Umstand führte zu einer starken Belastung des österreichischen Asylsystems und wirkte sich auf die Fähigkeit aus, Anträge von Drittstaatenangehörigen zu bearbeiten (Ziffer 6 bis 8 Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408 ABl. L74/36). Aus diesem Grund stellte Österreich einen begründeten Antrag auf Aussetzung der Verpflichtungen an den Rat und die EK. Österreich wurde mit dem genannten Durchführungsbeschluss eine Aussetzung für die Umsiedlung von 1.065 Menschen (30% der zugewiesenen Antragssteller*innen), die internationalen Schutz benötigen, bis zum 11. März 2017 gewährt (Artikel 1 Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408 ABl. L 74/37). Die restlichen 70% der Österreich zugewiesenen Antragssteller*innen mussten dennoch möglichst rasch aufgenommen werden, für diese war eine Aussetzung der Frist nicht möglich, da die Aussetzung für 30% der zugewiesenen Personen als angemessene Maßnahme in Bezug auf die Situation in Österreich angesehen wurde (Ziffer 10 und 11 Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408 ABl. L 74/37). Der Durchführungsbeschluss trat mit seiner Veröffentlichung im Amtsblatt am 19. März 2016 in Kraft (Artikel 2 Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408 ABl.

L 74/37).

Für Schweden wurde mit Durchführungsbeschluss (EU) 2016/946 ebenso eine Aussetzung seiner Verpflichtungen bei der Umsiedlung aufgrund eines erhöhten Zustroms an Drittstaatenangehörigen genehmigt.

Die Einrichtung des genannten Umverteilungsmechanismus stellte eine Sofortmaßnahme zur Entlastung der beiden EU-Mitgliedstaaten Griechenland und Italien im Rahmen der Solidarität unter den Mitgliedstaaten dar. Diese Sofortmaßnahme diente dazu, schnellst möglich handeln zu können, soll aber zukünftig in Form einer dauerhaften Lösung weiterbestehen. Zu diesem Zweck wurde in der Migrationsagenda festgehalten, dass die EK einen Legislativvorschlag erstellen wird, um einen dauerhaften und verbindlichen

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Umverteilungsmechanismus, der sich im Anlassfall automatisch aktiviert, einführen zu können. Damit könnte zukünftig schneller auf einen Massenzustrom von Menschen, die zweifelsfrei internationalen Schutz benötigen, reagiert werden. Zudem würde so auch die Verantwortung für diese schutzbedürftigen Menschen besser unter den Mitgliedstaaten verteilt werden (vgl. COM(2015) 240 final, S. 5). Die EK legte den entsprechenden Vorschlag Ende des Jahre 2015 vor.

Vorschlag zur Änderung des Eurodac-Systems

Eine weitere Priorität im Rahmen der angedachten Änderung des GEAS umfasst die Stärkung des Eurodac-Systems, dessen Ziel es ist, die Bekämpfung der irregulären Migration zu vereinfachen. Zu diesem Zweck schlug die EK vor, das Eurodac-System an die Änderungen der Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013 anzupassen (vgl. COM(2016) 197 final, S.9), um dessen Anwendungsbereich auszuweiten. Die Mitgliedstaaten nutzen das Eurodac-System und ebenso die Datenbank bereits, um mittels der gespeicherten Fingerabdrücke festzustellen, ob Personen, die einen Antrag gestellt haben, vorher bereits in einem anderen Mitgliedstaat aufhältig waren. Das vorhandene System unterstützt die Mitgliedstaaten also bei der Nachverfolgung von Drittstaatenangehörigen, die irregulär in die EU einreisen. Seitens der EK wurde eine Ausweitung des Eurodac-Systems angedacht, damit dieses zukünftig auch im Bereich der Rückführung von irregulär eingereisten Drittstaatenangehörigen genutzt werden kann. Dadurch sollen Identifizierungen und die Ausstellung von Ausweisepapieren beschleunigt werden (vgl. COM(2016) 197 final, S. 19).

Ferner legte die EK fest, dass mit der angedachten Reformierung die Möglichkeit geschaffen werden sollte, künftig auch mit Drittstaaten Eurodac-Daten auszutauschen (vgl. COM(2016) 197 final, S. 10). Außerdem sollte mit der Überarbeitung des Systems auch gewährleistet werden, dass bei Identifizierungen die notwendigen Daten auch tatsächlich vorhanden sind (vgl. COM(2016) 197 final, S. 19). Grund dafür war, dass die Aufnahme von Fingerabdrücken in die Eurodac-Datenbank bisher nur in geringem Ausmaß vorgenommen wurde. Im Jahr 2015 wurden beispielsweise von Seiten Griechenlands gerade einmal 8% und von Seiten Italiens 36% der entnommenen Fingerabdrücke von Drittstaatenangehörigen in die Datenbank eingespeist. Dieser Wert steigerte sich im Jahr 2016 zwar stark (in Griechenland auf 78%, in Italien auf 87%), umfasst aber nach wie vor nicht alle Fingerabdruckdaten. Im Dezember 2016 konnte durch den Rat in Bezug auf die allgemeine Ausrichtung der vorgeschlagenen Verordnung Einvernehmen hergestellt werden. Aktuell ist noch keine Verordnung erlassen worden. Der Entwurf befindet sich nach wie vor im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren.

Vorschlag für eine Richtlinie über Aufnahmebedingungen

Wie bereits angesprochen, sieht die Reform des GEAS auch vor, die Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU) neu zu gestalten. Das Ziel hinter der Neufassung der Aufnahmerichtlinie ist es, bei den angewandten Verfahren innerhalb der EU eine Harmonisierung zu erreichen. In den Mitgliedsstaaten gelten diverse Vorschriften, diese müssen abgeglichen werden, um so gegen Sekundärmigration vorgehen zu können.

Diesbezüglich soll seitens der Kommission nach einem Austausch mit den Mitgliedsstaaten sowie den Interessensvertretungen ein Vorschlag erfolgen. Dieser Vorschlag hat die grundlegenden Teile des Verfahrens auf Asyl zum Inhalt. Dies erscheint notwendig, da die vorliegenden Regeln bisher nach freiem Ermessen befolgt wurden (vgl. COM(2016)197, S.

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11). Auch hier ist das ordentliche Gesetzgebungsverfahren zu diesem Verordnungsentwurf bis heute noch nicht abgeschlossen.

Vorschlag für eine Anerkennungsverordnung

Die aktuell gültige Anerkennungsrichtlinie (Richtlinie 2011/95/EU) wurde im Jahr 2011 erlassen. Im September 2015 teilte die EK ihre Absicht mit, diese Richtlinie durch eine Verordnung zu ersetzen. Zudem gab sie an, dass sie vor Erstellung eines entsprechenden Vorschlags noch Mitgliedsstaaten anhören wird. Ziel ist es, sicher zu stellen, dass Personen, denen Schutz zusteht, diesen für den benötigten Zeitraum auch erhalten. Der Vorschlag für eine Anerkennungsverordnung soll einheitliche Vorschriften enthalten, die festlegen, welche Verfahren und Rechte jenen Personen, denen internationaler Schutz zuerkannt wurde, gewährt werden sollen. Hierbei wird die EK prüfen, ob eventuell eine Anpassung der zu gewährenden Rechte notwendig ist. Des Weiteren soll der Unterschied zwischen dem Status als Flüchtling und dem einer subsidiär schutzberechtigten Person deutlicher hervorgehoben und die damit jeweils verbundenen Rechte genauer differenziert werden. Zudem soll die Verordnung Maßnahmen vorsehen, durch die noch vor Zuerkennung einer langfristigen Aufenthaltsberechtigung Kontrollen durchgeführt werden können, um festzustellen, ob nach wie vor Schutzbedarf vorliegt (vgl. COM(2016) 197 final, S. 11f). Wie bereits bei den oben behandelten Legislativvorschlägen festgehalten befindet sich auch dieser noch im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren.

Vorschlag für eine Asylverfahrensverordnung

Bereits seit dem Jahr 2013 gibt es eine Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU), die gemeinsame Verfahren im Bereich der Zu- und Aberkennung des internationalen Schutzes festlegt. Im Rahmen der Migrationsagenda schlug die EK vor, innerhalb der Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU) eine Stärkung des Prinzips des sicheren Herkunftsstaats vorzunehmen. Dadurch könnten hiernach Asylanträge von Menschen, die aus bestimmten Herkunftsstaaten stamme – im Normalfall Herkunftsländer die als sicher gelten – schneller abwickeln werden. Viele der Anträge werden ohnehin zumeist als unbegründet abgelehnt. Im Zusammenhang mit der Feststellung der Herkunftsstaaten kommt dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) eine gewichtige Rolle zu, da dieses in diesem Zusammenhang künftig als zentrale Anlaufstelle dienen soll Zudem ist es von Seiten der EU geplant, dass das EASO die EU-Mitgliedstaaten durch die Einrichtung eines Netzes nationaler Dublin-Stellen unterstützt (vgl. COM(2015) 240 final, S. 16).

Im Februar 2016 änderte die EK ihre Absicht und entschied, einen Vorschlag einzubringen, um die Richtlinie 2013/32/EU im Zuge der Reform des GEAS gegen eine Verordnung auszutauschen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Mitgliedsstaaten die Vorgaben der Richtlinie unterschiedlich handhaben und die Asylverfahren damit sehr uneinheitlich durchgeführt werden. Um ein gleichartiges Verfahren auf EU-Ebene zu erlangen, bedarf es einer Vorgabe, die für alle Mitgliedsstaaten bindend ist. Damit soll in der Folge eine Senkung im Bereich der Sekundärmigration erreicht werden. Aus diesem Grund hat die EK beschlossen, Rücksprache mit den Mitgliedstaaten zu halten und anschließend einen diesbezüglichen Vorschlag für eine Verordnung zu erstellen. Für das geplante gemeinsame Verfahren sind Regelungen angedacht, die sich z.B. auf die Zuverlässigkeitsvorschriften, die Bearbeitung von Folgeanträgen oder auch beschleunigte Verfahren beziehen. Einen wichtigen Punkt stellt dabei auch die Höchstdauer bei den

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