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Priorität 4: Schaffung besserer und neuer Wege für legale Migration

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 75-78)

4. METHODISCHES VORGEHEN

5.1. Änderungen in der Asylpolitik der Europäische Union seit 2015

5.1.5. Priorität 4: Schaffung besserer und neuer Wege für legale Migration

Im Rahmen der Verbesserung der legalen Migrationspolitik der EU, die dazu beitragen soll die irreguläre Migration weitestgehend zu verhindern, wurden auch Maßnahmen im Bereich der Arbeitsmigration gesetzt. So wurde in der Migrationsagenda festgelegt, dass legale Migrant*innen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen, um so eine Ausbeutung der Migrant*innen durch Arbeitgeber*innen zu unterbinden. Bereits im Jahr 2009 wurde eine Richtlinie erlassen, die festlegt, welche Mindeststandards für Sanktionen und Maßnahmen gegen Arbeitgeber angedacht sind, wenn sie Drittstaatsangehörige beschäftigen, die kein Aufenthaltsrecht in der EU haben. Zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung wurde festgelegt, dass diese Richtlinie über Arbeitsgebersanktionen (Richtlinie 2009/52/EG) künftig von den Mitgliedstaaten wirksamer durchgesetzt wird. Im Falle der nicht Einhaltung werden Vertragsverletzungsverfahren vorrangig in Betracht gezogen (vgl. COM(2015) 240 final, S. 11f).

Zudem wurde im Zusammenhang mit der Reform des GEAS entschieden, dass die Vorschriften bezüglich hochqualifizierter Migrant*innen durch eine Überarbeitung der sogenannten „Blue Card“ erfolgen soll (vgl. COM(2016) 197 final, S. 18). Durch die „Blue Card“ wird die Zulassung von hochqualifizierten Migrant*innen zum Arbeitsmarkt erleichtert.

Die EK hat einen diesbezüglichen Vorschlag zur Änderung der Richtlinie 2009/50/EG eingebracht (vgl. COM(2016) 197 final, S. 20). Ziel der neu vorgeschlagenen Richtlinie ist es, bestehende Mängel in den Bedingungen für hochqualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten und ihre Familienangehörigen zu beseitigen. Dementsprechend hätte die „Blue Card“ dabei keine Gültigkeit für Drittstaatenangehörige, die über einen EU-Daueraufenthaltstitels verfügen. Somit ist es nicht möglich, sich mittels „Blue Card“ in einen anderen EU- Mitgliedstaat zu begeben (vgl. COM(2016) 378 final, S.15). Des Weiteren würde Drittstaatenangehörigen, die mit EU-Bürger*innen verwandt sind, künftig automatisch der Zugang zur „Blue Card“ gewährt werden. Dadurch können diese sich zum Zweck einer Reise im Rahmen einer qualifizierten Beschäftigung in alle Mitgliedstaaten begeben. Die Richtlinie würde aber nach wie vor nicht für Personen, die internationalen Schutz genießen oder diesen beantragt haben, es sei denn der Schutz wurde ihnen laut Anerkennungsrichtlinie (Richtlinie 2011/95/EU) gewährt, gelten. In dem Fall hätten sie dieselben Zugangsmöglichkeiten wie Drittstaatenangehörige (COM (2016) 378 final, S.16). Der Entwurf der Richtlinie (COM(2016) 378 final) befindet sich noch im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren der EU. Im Fall der Erlassung der neuen Richtlinie würde Richtlinie 2009/50/EG außer Kraft gesetzt (vgl.

COM(2016) 378, S.35).

Neuansiedlung in die EU

In der Migrationsagenda wurde als Sofortmaßnahmen im Rahmen der Notfallklausel gemäß Artikel 78 Absatz 3 AEUV in der ersten Jahreshälfte 2015, aufgrund einer Zielsetzung der UNHCR, ein Neuansiedlungsmechanismus angedacht. Die Neuansiedlung bietet, grundsätzlich betrachtet, Unterstützung für Vertriebene, die in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher leben können und stellt eine Chance dar, legal in die EU einzureisen. Die Verantwortung für diese schutzsuchenden Menschen liegt bei der UNHCR und der internationalen Gemeinschaft, da diese entscheiden, wann die Möglichkeit für eine Person ein sicheres Leben im Heimatland zu führen nicht mehr gegeben ist. Aus diesem Grund gab

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der UNHCR das Ziel vor, einen Neuansiedlungsmechanismus zu schaffen, durch den bis zum Jahr 2020 jährlich 20.000 schutzbedürftige Personen in der EU neu angesiedelt werden können (vgl. COM(2015) 240 final, S. 6).

Der ER verpflichtete sich am 23. April 2015 im Rahmen seiner außerordentlichen Sitzung – mittels Erklärung EUCO 18/15 Nummer 3 Buchstabe q – zur Einleitung eines ersten Pilotprojekts für Neuansiedlung auf freiwilliger Basis. Zudem forderte das EP die Mitgliedstaaten mittels Entschließung vom 29. April 2015 (2015/2660(RSP) Nummer 8 und 10) dazu auf, ihre Beiträge für bereits bestehende Neuansiedlungsprogramme zu erhöhen (Ziffer 1 und 2 Empfehlung (EU) 2015/914 ABl. L 148/32).

Am 8. Juni 2015 erließ die EK die Empfehlung (EU) 2015/914 für eine europäische Neuansiedlungsregelung. Zu diesem Zeitpunkt verfügten nur 15 der EU-Mitgliedstaaten über nationale Neuansiedelungsprogramme. Des Weiteren gab es zu diesem Augenblick drei assoziierte Staaten, die ebenfalls bereits Neuansiedlungsprogramme ausgearbeitet hatten.

Zudem gab es drei weitere Mitgliedstaaten und einen assoziierten Staat die Neuansiedelungen in Einzelfällen durchführten (Ziffer 3 Empfehlung (EU) 2015/914 ABl. L 148/32).

Die EK regte an, dass 20.000 schutzbedürftige Menschen auf Grundlage des von ihr im Rahmen der Empfehlung (EU) 2015/914 erstellten Verteilungsschlüssels innerhalb von zwei Jahren in den EU-Mitgliedstaaten neu angesiedelt werden sollen (Artikel 1 und 4 Empfehlung (EU) 2015/914 ABl. L 148/33).

Der Verteilungsschlüssel, der dem Anhang der genannten Empfehlung zu entnehmen ist, wurde anhand folgender Kriterien erstellt:

 Bevölkerungszahl des Jahres 2014 (Gewichtung 40%)

 Gesamt-BIP 2013 (Gewichtung 40%)

 Durchschnittliche Zahl der spontanen Asylanträge im Zeitraum 2010-2014 und die Anzahl der neuangesiedelten Flüchtlinge/je 1. Mio. Einwohner*innen (Gewichtung 10%)

 Arbeitslosenquote 2014 (Gewichtung 10%)

Dementsprechend sollte Österreich insgesamt 2,22% der 20.000 Personen, also 444 Menschen in seinem Hoheitsgebiet neu ansiedeln (Anhang Empfehlung (EU) 2015/914 ABl.

L 148/36).

Artikel 6 der Empfehlung (EU) 2015/914 sah vor, dass Menschen, die aus den Regionen Nordafrikas, des Nahen oder Mittleren Ostens sowie des Hornes von Afrika stammen, für eine Neuansiedelung der Vorrang zu geben war. Innerhalb dieser Regionen sollten zudem jene Länder in den Mittelpunkt gestellt werden, in denen seitens der EU regionale Entwicklungs- und Schutzprogrammen durchgeführt werden (Artikel 6 Empfehlung (EU) 2015/914 ABl. L 148/34).

Die Neuansiedlungsregelung war nur eine Empfehlung der EK. Somit waren die Mitgliedsstaaten nicht dazu verpflichtet, sich daran zu beteiligen. Dennoch vereinbarten 27 der Mitgliedstaaten am 20. Juli 2015 gemeinsam mit den assoziierten Dublin-Staaten im Rahmen einer Schlussfolgerung des Rates, dass sie insgesamt 22.504 Menschen in der EU neuansiedeln werden. In Bezug auf die Auswahl der neuanzusiedelnden Personen richteten sich die Staaten nach Artikel 6 der Empfehlung der EK. Die 22.504 Schutzbedürftigen sollten innerhalb von zwei Jahren aufgenommen werden (vgl. COM(2016) 165 final, S. 2). Die

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freiwillige Vereinbarung der Mitgliedstaaten folgte keinen einheitlichen EU Vorgaben, sondern gründete sich auf den nationalen Programmen und Verfahren der beteiligten Staaten (vgl. COM(2016) 165 final, S. 20).

Der UNHCR plante schon seit längerer Zeit Neuansiedlungsprogramme, an denen sich teilweise auch EU-MS beteiligten, wodurch Länder wie Schweden, Dänemark, die Niederlande, Deutschland oder Finnland bereits Erfahrung im Bereich der Neuansiedelung hatten. Auf EU-Ebene war es aber das erste Vorhaben dieser Art. Für viele Mitgliedstaaten war es somit das erste Mal, dass sie sich an so einem Programm beteiligten (vgl. COM(2016) 165 final, S. 19f). Die meisten der beteiligten Staaten erklärten sich dazu bereit, vor allem Syrer*innen aus den Nachbarländern Jordanien, Libanon und der Türkei aufzunehmen, auch wenn die Regionen, die in den Schlussfolgerungen des Rates vom 20. Juli 2015 als prioritär festgelegt wurden, eigentlich viel weiter reichten. Für Personen, die der Regelung für die Neuansiedelung entsprachen, musste eine Zuweisung zu den Staaten seitens der UNHCR erfolgen. Die EU stellt über 150 Mio. Euro für die Förderung der Neuansiedelungsregelung bereit, die im Rahmen von verschiedenen nationalen Programmen realisiert wurde (vgl. COM(2016) 165 final, S. 20). Zusätzlich stellte sich weitere Mittel in der Höhe von 50 Mio. Euro für die Jahre 2015 und 2016 aus ihrem Haushalt bereit. Zudem wurde in der Migrationsagenda vom Mai 2015 festgehalten, dass die EK erforderlichenfalls auch verbindliche legislative Schritte vorschlagen wird, die über das Jahr 2016 hinausgehen (vgl.

COM(2015) 240 final, S. 6).

Bei den meisten Mitgliedstaaten besteht keine Übereinstimmung bezüglich der Auswahlkriterien, der Verfahrensdauer und den Orientierungs- und Integrationshilfen. Wichtig waren ihnen die Sicherheitsüberprüfungen im Rahmen der Neuansiedlungsverfahren. Es dauerte oftmals zwischen einigen Wochen und bis zu zwei Jahren bis solch ein Verfahren abgeschlossen war und die Kandidat*innen im Aufnahmestaat ankamen. Laut eigener Angaben einiger Mitgliedstaaten wurden Neuansiedelungen zurückstellt, weil sie zu dieser Zeit selbst mit einem hohen Zustrom an Flüchtlingen zu kämpfen hatten, wodurch es ihnen an Aufnahmekapazitäten fehlte. (vgl. COM(2016) 165 final, S. 20).

Im Rahmen der vereinbarten Regelungen konnten laut Rückmeldung der teilnehmenden Staaten bis zum 15. März 2016 insgesamt 4.555 Personen neu angesiedelt werden. Die Personen verteilen sich auf 11 Länder, darunter auch Österreich (vgl. COM(2016) 165 final, S. 19f). Bis zum 4. September 2017 wurden weitere 17.305 Personen in insgesamt 22 Staaten, darunter wieder Österreich, neu angesiedelt. Bei 8.834 Personen handelte es sich um in der Türkei notdürftig untergebrachte Syrer*innen, die dann in 15 Mitgliedstaaten angesiedelt wurden. Seit der Einführung der Vereinbarung fand eine Neuansiedelung von insgesamt 22.518 Personen statt (vgl. COM(2017) 465 final S. 8).

Zur Fortführung der Neuansiedlungsregelung wurde am 4. Juli 2017 ein neuer Zyklus eingeleitet. Aus diesem Grund erließ die EK am 3. Oktober 2017 die Empfehlung (EU) 2017/1803 mit der gewährleistet werden sollte, dass die Mitgliedstaaten dem zusätzlichen Bedarf für Neuansiedelungen für 2018 Rechnung tragen. Zudem diente sie der Unterstützung der Mitgliedstaaten, ihren Bemühungen um legale und sichere Migrationsmöglichkeiten fortzusetzen (Ziffer 12 und 13 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22). Seitens des Rats erfolgte eine Änderung des Beschlusses (EU) 2015/1601, um den Mitgliedstaaten zu ermöglichen, ihre Umverteilungsverpflichtung, im Rahmen ihrer nationalen und multilateralen Programme (für 54.000 Schutzsuchende) in Form von Neuansiedelung oder Aufnahme aus

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humanitären Gründen von in der Türkei aufhältigen Syrer*innen zu erfüllen (Ziffer 5 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/21).

Auf Basis der Vereinbarung, die in der Schlussfolgerung des Rates vom 20. Juli 2015 sowie der EU-Türkei Erklärung vom 18. März 2016 festgeschrieben ist, gelang es, bis 20. September 2017 eine Neuansiedelung von 23.000 Personen durchzuführen (Ziffer 7 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22). Bis zum 20. September 2017 wurden 14.000 Zusagen für Neuansiedelungen von Mitgliedstaaten abgegeben. Der Bedarf umfasste zu dieser Zeit aber bereits 1,2 Mio. Menschen. Laut UNHCR sollte die EU entsprechend der New Yorker Erklärung für Flüchtlinge auf die bei der Neuansiedelung erreichten Fortschritte aufbauen und bis 31. Oktober 2019 mindestens 50.000 Neuansiedelungsplätze anbieten (Ziffer 15 und 16 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22).

Daraufhin rief die EK zur Erhöhung der Neuansiedlungszusagen auf. Sie bat die Mitgliedstaaten bis zum 31. Oktober 2019 mindestens 50.000 Plätze für Neuansiedelungen für Schutzbedürftige aus Drittstaaten zuzusagen (Absatz 1 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl.

L 259/23). Zudem wurde den Mitgliedstaaten, die für den am 4. Juli 2017 eigeleiteten Zyklus noch keine Zusagen getätigt hatten, angeraten, dies bis zum 31. Oktober 2017 nachzuholen.

Die übrigen sollten erwägen, ihre Zusagen zu erhöhen (Absatz 2 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/23). Diese Zusagen sollten auf die Neuansiedelung von Syrer*innen sowie Personen aus Jordanien und Libanon ausgerichtet werden (Absatz 3 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/23). Die EK ersuchte die Mitgliedstaaten, ihr monatlich über die Neuansiedlungen, aufgeschlüsselt nach Herkunftsländern, zu berichten (Absatz 5 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22).

Aus dem Haushalt der EU wurden 500 Mio. Euro bereitgestellt, um die Mitgliedstaaten zu unterstützen. Diese konnten pro neuangesiedelter Person aus einer Prioritären-Region um einen Pauschalbetrag von 10.000 Euro ansuchen, falls die Bedingungen laut AMIF erfüllt sind. (Ziffer 6 und 7 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22).

Die Empfehlung (EU) 2017/1803 richtete sich an die Mitgliedsstaaten (Absatz 8 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/24), lud aber auch die assoziierten Staaten dazu ein, sich an den gemeinsamen europäischen Neuansiedlungsmaßnahmen zu beteiligen (Ziffer 23 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/23).

Um von den eben genannten Ad-hoc-Regelungen für die Neuansiedelung wegzukommen, legte die EK im Jahr 2017 einen Vorschlag zur Schaffung eines EU- Neuansiedlungsrahmens vor. Eine baldige Verabschiedung dieses würde einen Beitrag zu einer effizienteren, gerechteren und stabileren Asyl- und Migrationspolitik beitragen (Ziffer 10 und 11 Empfehlung (EU) 2017/1803 ABl. L 259/22).

5.1.6. Zusammenarbeit zwischen der EU und der Türkei - Maßnahmen außerhalb der

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