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ZUSAMMENFASSUNG/ CONCLUSIO

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 142-175)

ZUSAMMENFASSUNG/ CONCLUSIO

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Bezugnehmend auf die Subforschungsfragen 1 und 3, die sich mit der Erlassung neuer Rechtsvorschriften und Vorgaben seitens der EU seit dem Jahr 2015 und der Prägung der österreichischen Asylpolitik durch EU-Vorgaben sowie die Übernahme dieser in nationales Recht auseinandersetzen, kann folgendes festgehalten werde:

Die EK erließ im Mai 2015 die europäische Migrationsagenda (COM(2015) 240 final).

Dieses Dokument bildet den strategischen Rahmen für die Arbeit der EU. Festgelegt waren darin Vorhaben, die in den darauffolgenden Jahren durchgeführt wurden oder noch durchgeführt werden sollen. Die Schwerpunkte der Agenda bezogen sich auf die Bereiche der irregulären Einreisen, der Sicherung der EU-Außengrenzen inklusive Rettung von Menschenleben und Bekämpfung von Schleuser- und Menschenhandelsorganisationen sowie die Stärkung des GEAS und die Schaffung von neuen legalen Wegen in die EU (vgl.

COM(2015) 240 final). Letzteres sollte wiederum der Bekämpfung von irregulären Einreisen dienen. Nach der Veröffentlichung der Migrationsagenda EP (COM(2015) 240 final) in Form einer Mitteilung der EK an den Rat und das, veröffentlichte die EK noch am selben Tag zwei Pressemeldungen. Diese zeigten auf, dass die Agenda ein wichtiger Teil der politischen Arbeit der EK ist und in ihrem Rahmen Sofortmaßnahmen eingeleitet wurden (vgl. EK 2015c und EK 2015d).

Eine Sofortmaßnahme, die aufgrund der Notfallklausel in Artikel 78 Absatz 3 des AEUV (ABl. 2012 C 326) eingeleitet wurde, war der befristete Umverteilungsmechanismus, dessen verpflichtende Durchführung seitens des Rates mit zwei Beschlüssen (Beschluss (EU) 2015/1523 und (EU) 2015/1601) vom September 2015 festgelegt wurde.

Die Umverteilung diente zur Unterstützung von Mitgliedstaaten wie Griechenland und Italien, die einen besonders hohen Zustrom an Drittstaatsangehörigen zu verzeichnen hatten.

Vorgesehen war die Umverteilung von 120.000 schutzbedürftigen Menschen aus diesen beiden Staaten in andere Mitgliedstaaten (Beschluss (EU) 2015/1523 und (EU) 2015/1601).

Die Regelung war von den Mitgliedstaaten verbindlich durchzuführen, funktionierte in der Praxis aber laut Pressemeldung der EK aus März 2017 nicht wie vorgeschrieben. Der Prozess ging langsam voran, die vorgegebene Zahl an umzusiedelnden Personen wurde nicht erreicht. Österreich hatte einerseits Schwierigkeiten seinen Verpflichtungen nachzukommen, da es stark von Sekundärmigration betroffen war (Durchführungsbeschluss (EU) 2016/408) und verweigerte andererseits zu einem späteren Zeitpunkt, trotz Verpflichtung die Beteiligung an der Umverteilung. Auch Polen und Ungarn beteiligten sich nicht daran (vgl. EK 2017a). Das kann als Widerspruch gegen den EU-Grundsatz der Solidarität und der gerechten Aufteilung unter den Mitgliedstaaten (Artikel 80 AEUV ABl. 2012 C 326/78) angesehen werden. Dies wirft die Frage auf, welche Konsequenzen sich daraus für die genannten Staaten, also auch Österreich ergeben haben könnten, was im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht eruiert wurde. Somit zeigt sich hier ein Forschungsdesiderat, das eine weitere Beschäftigung mit dem Thema interessant erscheinen lässt.

Die hohe Belastung, die Griechenland und Italien zu tragen hatten, kann auf die Vorgaben der Dublin-III-Verordnung (Verordnung (EU) 604/2013) zurückgeführt werden. Diese schreibt die Zuständigkeit für die Registrierung von Asylsuchenden und die Durchführung des diesbezüglichen Asylverfahrens den Mitgliedsländern zu, in die Schutzsuchende erstmals einreisen. Da Staaten wie Österreich an Binnengrenzen und nicht an Außengrenzen liegen, können diese demnach keine Zuständigkeit haben. Somit kommt es zwangsläufig zu einer

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ungleichen Verteilung der Last, weshalb diese Regelung nicht zielführend erscheint. Dieser Umstand scheint auch den Verantwortlichen der EU bewusst zu sein, weshalb die EK bereits im Jahr 2016 dem Rat einen Entwurf für eine neue Dublin-IV-Verordnung (COM (2016) 270 final) vorlegte. Diese befindet sich aktuell noch im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren.

Daraus kann geschlossen werden, dass der Rat und das EP zur Erlassung von Rechtsakten im Allgemeinen und insbesondere auch im Bereich des Asylwesens eine verhältnismäßig lange Zeitspanne benötigen, da viele Akteure, wie beispielsweise der AStV. oder die nationalen Parlamente, die formelle Vorbehalte vorbringen können, in den Prozess einbezogen sind.

Weitere Gesetzesinitiativen, die seitens der EK im Rahmen der Migrationsagenda (COM(2015) 240 final) zur Weiterentwicklung des GEAS im Jahr 2016 dem Rat und dem EP vorgelegt wurden, beziehen sich auf Normen und Verfahren in den Bereichen der Anerkennung (Richtlinie 2011/95/EU), des Asylverfahrens (Richtlinie 2013/32/EU) und der Aufnahme (Richtlinie 2013/33/EU) von Asylsuchenden. Die ersten beiden sollen nunmehr als Anerkennungsverordnung (COM(2016) 466 final) und Asylverfahrensverordnung (COM(2016) 467 final) erlassen werden, die letztere hingegen als neu gefasste Richtlinie (Aufnahmerichtlinie COM(2016) 465 final) (vlg. COM(2016) 197 final und COM(2016) 240 final). Mit diesen angedachten Rechtsakten soll innerhalb der EU eine Harmonisierung der diesbezüglichen Normen und Verfahren erreicht und für eine einheitlichere Umsetzung seitens der Mitgliedstaaten gesorgt werden Fraglich ist aber, ob im Bereich der Aufnahmen durch eine Neufassung der Richtlinie 2013/33/EU wirklich mehr Einheitlichkeit bei der Umsetzung erreicht werden kann, da die Mitgliedstaaten bei Übernahme ins nationale Recht wiederum Spielraum haben. Es kann angenommen werden, dass die Aufnahmebedingungen wieder unterschiedlich geregelt sein werden. Die Neuauflage der Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU) und der Anerkennungsrichtlinie (Richtlinie 2011/95/EU) als Verordnungen scheint im Hinblick auf das GEAS zielführender, da so die gleichen Regelungen von allen Mitgliedstaaten in derselben Form verbindlich umzusetzen sind.

Die Erlassung dieser Rechtakte hätte auch Einfluss auf das nationale österreichische Asylwesen. Denn die drei genannten Richtlinien auf denen die neuen Rechtsakte basieren, stellten in den Jahren 2015 bis 2019 die Gründe für die meisten Änderungen in der österreichischen Asylpolitik dar. Welche Änderungen das im genannten Zeitraum konkret waren, wird nachfolgend näher erläutert. Jedenfalls stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese neuen Rechtsakte (Anerkennungsverordnung COM(2016) 466 final, Asylverfahrensverordnung COM(2016) 467 final und Aufnahmerichtlinie COM(2016) 465 final) auf die bereits durchgeführten Änderungen hätten. Die Umsetzungen, die auf nationaler Ebene entsprechend der Vorgaben der EU vollzogen wurden, wären dann größtenteils obsolet. Die Verordnungen müssten von Österreich nicht ins nationale Recht übernommen werden, wohingegen die Umgestaltung der Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU) wiederum erneute Änderungen notwendig machen könnte. Da die genannten Gesetzesentwürfe sich aber alle noch im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren befinden und derzeit nicht absehbar ist, wann diese tatsächlich rechtswirksam sein werden, lässt sich der Einfluss auf das österreichische Rechtssystem noch nicht abschätzen. In diesem Zusammenhang könnte eine weitere Untersuchung zielführend sein, um zu erforschen, welche Auswirkungen es auf nationale Systeme hat, wenn Richtlinien geändert oder als Verordnungen neu erlassen werden.

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Ein ebenfalls bereits mehrmals genannter Schwerpunkt der Migrationsagenda (COM(2016) 240 final) bezieht sich auf die Regulierung der illegalen Einreisen. Dabei richtet sich der Fokus vor allem auf die Zusammenarbeit mit Drittstaaten, die beispielsweise durch das „Konzept des Partnerschaftsrahmes für die Zusammenarbeit mit Drittländern im Kontext der Europäischen Migrationsagenda“ (COM(2016) 385 final) intensiviert wurde. Im Zuge dessen wurden von 2015 bis 2019 insgesamt 16 Migrationspakte mit Drittstaaten abgeschlossen, um Fluchtursachen zu reduzieren. In Bezug auf die Fluchtursachen hat die EU zudem Ländern wie Syrien, Libyen oder auch jenen am Horn von Afrika Unterstützung in Form von humanitärer Hilfe geleistet, um die Lage in diesen Ländern zu stabilisieren.

Diese Hilfestellung könnte zur Verminderung von Push-Faktoren (Scherr; Scherschel 2019 und Luft 2016) – also politisch oder wirtschaftlich bedingten Krisen – beitragen, welche die Menschen dort zur Flucht veranlassen. Damit wären auch Pull-Faktoren, wie der hohe Lebensstandard in Aufnahmeländern, weniger stark wirksam. Zudem könnte ein effektiverer Schutz der Außengrenzen illegal Einreisende abschrecken und so die innere Sicherheit erhöhen. Dies wurde zum Teil durch die Erweiterung des Tätigkeitsfeldes von Frontex erreicht (Verordnung (EU) 2016/1624 und (EU) 2019/1896), durch die den Mitgliedstaaten beim Grenzschutz und Grenzmanagement sowie im Bereich Rückkehr/Rückführung unter die Arme gegriffen wird. Österreich betrifft diese angedachte Unterstützung vor allem im Bereich der Rückkehr/Rückführung, wobei vorgesehen ist, dass Einsatzkräfte seitens Österreich gestellt werden sollen. Dies wird voraussichtlich nur in geringem Maße nötig sein, da Österreich nur Binnengrenzen zu betreuen hat und für diese aufgrund des Rechtssatzes des freien Personenverkehrs Kontrollen nicht vorgesehen sind. Sollte aber Gefahr für die öffentliche Sicherheit bestehen, werden die Überwachungen für den Zeitraum bis zu sechs Monaten wieder eingeführt (Verordnung (EU) 2016/399 über den Schengener Grenzkodex).

Diese Regelung wurde seitens Österreich und weiterer von Sekundärmigration betroffenen Mitgliedstaaten, wie Deutschland, aufgrund des Durchführungsbeschlusses (EU) 2016/894 des Rates in Anspruch genommen. So war es möglich, Kontrollen an den Staatsgrenzen zu Ungarn, Slowenien und Deutschland in der Einreiserichtung zu etablieren (Durchführungsbeschlusses (EU) 2016/894).

Im Bereich der Bekämpfung von irregulären Einreisen wurde seitens der EU auch auf den Ausbau des Bereichs der Rückkehr/Rückführung bzw. Rückübernahme gesetzt. Deshalb veröffentlichte die EK zwischen 2015 und 2017 sowohl zwei Aktionspläne (COM(2016) 345 final und COM(2017) 200 final) als auch ein „Rückkehr-Handbuch“ (Empfehlung (EU) 2017/2338) zu diesem Problemfeld. Hier finden sich Empfehlungen für Maßnahmen in den genannten Bereichen, um die Quote (seit 2014 bei durchschnittlich 30%) der freiwilligen Rückkehrer*innen bzw. bei angewiesenen Rückführungen von Drittstaatenangehörigen, die kein Anrecht auf Asyl haben, zu erhöhen. Der Bereich der Rückkehr/Rückführung ist in Österreich aufgrund der verbindlichen Vorgaben der Rückführungsrichtlinie (Richtlinie 2008/115/EG) bereits in der nationalen Gesetzgebung geregelt. Rückkehrentscheidungen sind damit verpflichtend auf nationaler Ebene durchzuführen. Österreich hat bei Rückführungen zudem die Möglichkeit, auf die Unterstützung von Frontex zurückzugreifen, die auch koordinierte gemeinsame Rückführungen aus mehreren Mitgliedstaaten durchführt.

Diese Hilfeleistung wird seitens Österreich bei Rückführungen von Drittstaatsangehörigen aus afrikanische Länder genutzt.

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In Bezug auf den Bereich der Rückführung und den des Grenzmanagements wurden im Jahr 2018 zwei Verordnungen ((EU) 2018/186 und (EU) 2018/1861) in Bezug auf die Nutzung des SIS (Verordnung (EU) 2018/1860) erlassen, was zu einem besseren Austausch zwischen den zuständigen nationalen Behörden und den EU-Institutionen Sorge tragen soll. In diesem Zusammenhang wurden die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, nationale N.SIS Systeme zu schaffen, die gewährleisten, dass die zuständigen Behörden jederzeit auf die für die genannten Bereiche relevanten Informationen (z.B. Rückführungsentscheidungen oder auch Fingerabdruckdaten) zugreifen können. Seitens Österreich wurde eine solche N.SIS Stelle im Bundesministerium für Inneres eingerichtet und damit der Umsetzungsverpflichtung entsprochen.

Den vierten prioritären Bereich der Migrationsagenda (COM(2016) 240 final) stellt die Schaffung neuer legaler Wege in die EU dar, mit der die Reduktion der irregulären Einreisen erzielt werden soll. Um einen legalen Weg in die EU zu bieten, wurde aufgrund des hohen Zustroms an Drittstaatsangehörigen im Jahr 2015 die Adhoc-Neuansiedlungsregelung (Empfehlung (EU) 2015/914 und (EU) 2017/1803) beschlossen, die den Mitgliedstaaten die Möglichkeit bietet, Personen, die internationalen Schutz benötigen, in ihrem Hoheitsgebiet anzusiedeln. Die Umsetzung der Neuansiedlung, die in den Mitgliedstaaten im Rahmen der nationalen AMIF Programme erfolgte, bewährte sich in der Praxis nicht, da sich einige Mitgliedstaaten, wie z.B. Polen und Ungarn, nicht daran beteiligten. Dass die Regelung nur mäßig erfolgreich war, könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie nur mittels Empfehlung festgelegt wurde, wodurch eine Beteiligung daran für die Mitgliedstaaten nicht verpflichtend war, sondern auf Freiwilligkeit beruhte. Aus diesem Grund legte die EK im Jahr 2016 einen diesbezüglichen Gesetzesentwurf (COM(2016) 468 final) vor, um von der Adhoc-Regelung wegzukommen und eine verbindliche Verordnung zu erlassen, was bis dato noch nicht geschah. Österreich setzte die freiwillige Neuansiedlungsregelung im Rahmen des nationalen AMIF Programms (BMI 2014) um, im Wege dessen es bis 2020 die Neuansiedlung von 1.229 Personen plante. Dafür erhielt Österreich EU-Unterstützungsleistungen in der Höhe von 10.000 Euro pro neuangesiedelte Person.

In Bezug auf die oben dargelegten Rechtsvorschriften, vor allem mit Blick auf die in Bezug zur Reform des GEAS genannten älteren Rechtsakte (Anerkennungs- richtlinie 2011/95/EU, Verfahrensrichtlinie 2013/32/EU und Aufnahmerichtlinie 2013/33/EU) wird aufgezeigt, welche Änderungen aufgrund dieser und anderer Rechtsakte der EU (Status- Richtlinie 2011/95/EU, Dublin-III-Verordnung (EU) 604/2013) in der nationalen österreichischen Gesetzgebung im Bereich des Asylwesens erfolgt sind. Viele der in österreichisches Recht übernommenen EU-Vorgaben standen im Zusammenhang mit dem Vorhaben, die europäischen Asylverfahren zu harmonisieren.

Im Falle der erläuterten Rechtsakte dauerte es mehrere Jahre bis die Umsetzung erfolgte. Dies könnte auf die Komplexität der österreichischen Legislatur im Asylbereich, die mehrere Gesetze umfasst, in denen aufgrund der EU-Vorgaben Änderungen nötig werden, zurückzuführen sein.

Österreich führte die ersten Gesetzesänderungen im Juni 2015 durch, um ein Vertragsverletzungsverfahren durch die EK zu vermeiden. Diese können zusammenfassend wie folgt dargestellt werden: Im BFA-VG (BGBl. I Nr. 87/2012) wurden mittels FrÄG 2015 (BGBl. I Nr. 70/2015) einige Anpassungen im Zusammenhang mit der Dublin-Verordnung (EU) 604/2013 vorgenommen, weil laut §61 Abs. 1 Z 2 FPG (BGBl. I Nr. 100/2005)

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Anordnungen zur Außerlandesbringung mittels Überstellungsentscheidung im Sinne von Art.

27 Abs. 3 lit. b der Verordnung (EU) 604/2013 erfolgen. Die Änderungen wurden mit der Absicht durchgeführt, den davon betroffenen Personenkreis zu erweitern.

Die auf Grundlage der Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU) und der Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU) durchgeführten Anpassungen im BFA-VG (BGBl.

I Nr. 87/2012) mittels FrÄG 2015 (BGBl. I Nr. 70/2015) führten zu Änderungen in Bezug auf Zulassungsverfahren für Asylwerbende und Drittstaatsangehörige, die dazu führten das künftig beschleunigte Verfahren durchführbar sind. Viele dieser Änderungen bezogen sich auch auf die Frist, die Antragssteller*innen zur Einlegung einer Beschwerde haben, wenn ein Asylantrag abgelehnt oder eine Anordnung zur Außerlandesbringung ergangen ist sowie auf die Aberkennung der aufschiebenden Wirkung dieser Beschwerde. Die Beschwerdefrist wurde, aufgrund der EU-Vorgaben im Zusammenhang mit dem beschleunigtem Asylverfahren, von vier auf zwei Wochen verkürzt. Der Verfassungsgerichtshof sah diese Änderung nicht als verfassungskonform an, weshalb im Rahmen der Novellierung 2016 und des FrÄG 2018 (BGBl. I Nr. 56/2018) weitere diesbezügliche Anpassungen im BFA-VG (BGBl. I Nr. 87/2012) vorgenommen wurden. Damit ist wieder die ursprüngliche vierwöchige Frist gültig. Es wurde zur Wahrung der unionsrechtlichen Verpflichtungen und der seitens der EU vorgesehenen kurzen Entscheidungsfristen mittels einer weiteren Änderung im BFA-VG (BGBl. I Nr. 87/2012) die Notwendigkeit eines vorhergehenden mündlichen Verfahrens im Bereich der Anerkennung des internationalen Schutzes ausgeschlossen.

Zudem steht Asylwerbenden und Drittstaatenangehörigen im Rahmen von (beschleunigten) Asylverfahren Rechtsberatung zu. Diese wurde mittels Änderung im BFA- VG (BGBl. I Nr. 87/2012), entsprechend der Vorgaben der Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU) und der Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU), erweitert, wodurch Asylwerbende im Zuge der genannten Verfahrensarten jetzt nicht mehr nur bei Beschwerdeeinreichung, sondern ebenso bei einer mündlichen Verhandlung das Anrecht auf eine solche Beratung haben. Die Behörden haben nun die Möglichkeit, Personen, für die eine Rückkehrentscheidung vorliegt, zu verpflichten, sich rechtlich beraten zu lassen. Über die Zuständigkeit für diese Beratung konnte sich der Nationalrat im Jahr 2015 nicht einigen. So erfolgte sie weiterhin durch private Organisationen. Dies änderte sich im Jahr 2019, als mit dem BBU-G (BGBl. I Nr. 53/2019) die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen GmbH (BBU) eingerichtet wurde. Dieser wurde - ab dem Jahr 2021 - sowohl die kostenlose Rechtsberatung als auch Beratung und Hilfeleistung im Bereich der Rückkehr übertragen. Anstoß für die Einrichtung der BBU war, abgesehen von nationalen Überlegungen auch EU-rechtliche Vorgaben wie z.B. jene in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Damit ist Asylwerbenden und Drittstaatenangehörigen in Zukunft gewährleistet, dass sie ihren Anspruch auf Rechtsberatung auch tatsächlich wahrnehmen können oder, im Falle einer Rückkehrentscheidung, auch müssen.

Aufgrund der Richtlinie 2013/33/EU des EP und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung von Normen für die Aufnahme von Personen, die internationalen Schutz beantragen wurden im BFA-VG im Bereich der Anordnungsbefugnis des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in Bezug auf die weitere Vorgehensweise Anpassungen vorgenommen. Festgelegt wurde, dass mittels Anordnung durch das BFA bestimmt werden kann, dass Fremden empfohlen wird, sich in Erstaufnahmezentren oder bei Regionaldirektionen Rat bezüglich ihres weiteren Verfahrensverlaufes zu suchen. Dazu wird

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die Anreise kostenfrei ermöglicht. Damit soll die Aufnahme beschleunigt und der Zugang zur Grundversorgung sichergestellt werden. Handelt es sich um Fremde, die sich nicht in Österreich aufhalten dürfen, werden dort auch Maßnahmen zur Beendigung des Aufenthaltes durchgeführt. Bezüglich der Grundversorgung wurden zudem auch Anpassungen mittels FrÄG 2015 (BGBl. I Nr. 70/2015) im GVG-B 2005 (BGBl. I Nr. 405/1991) vorgenommen, um festzulegen, dass eine eventuelle besondere Schutzbedürftigkeit von Personen zu berücksichtigen ist. Solche Personen sind z.B. Schwangere oder auch Minderjährige ohne Begleitung. Daraus ergibt sich die Annahme, dass diese Bestimmung in der Praxis dazu beiträgt, dass alle Fremden in der Grundversorgung gleichermaßen betreut und versorgt werden.

Der Verfahrensrichtlinie (Richtlinie 2013/32/EU) entsprechend, wurden auch im Bereich der Asylverfahren Änderungen eingeführt, die mittels FrÄG 2015 (BGBl. I Nr. 70/2015) im AsylG 2005 (BGBl. I Nr. 100/2005) geregelt sind. Die Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen des Asylverfahrens haben zur Folge, dass Antragssteller*innen künftig, kommen sie den ihnen auferlegten Pflichten, wie die Einhaltung von vorgeschriebenen Terminen, nicht nach, sie vom laufenden Verfahren ausgeschlossen werden können. Angenommen wird, dass dadurch Termine in der Praxis eher eingehalten und Verzögerungen im Verfahren vermieden werden. In Bezug auf das beschleunigte Verfahren wurde zudem eine Maximaldauer von fünf Monaten festgelegt. Die FPÖ und das Team Stronach hätten eine noch kürzere Frist als sinnvoll erachtet, konnten dieses aber aufgrund der Gegenstimmen anderer Parteien nicht durchsetzen. In der Praxis hätte eine noch kürzere Maximaldauer für das beschleunigte Verfahren wohl zu einer Überlastung der dafür zuständigen Stellen geführt, somit erscheint die fünf-Monatsfrist als zielführender.

Im Jahr 2016 wurden im Rahmen einer Novellierung aufgrund der Status-Richtlinie (Richtlinie 2011/95/EU) weitere Abänderungen im AsylG 2005 (BGBl. I Nr. 100/2005) nötig.

So wurde bestimmt, dass Personen, die über den Flüchtlingsstatus verfügen, kein dauerhafter Aufenthaltstitel mehr zugesprochen wird, sondern ein drei Jahre gültiger mit Verlängerungs-Option. Auch soll überprüft werden, ob noch Asylgründe bestehen, die z.B.

wegfallen, wird das Herkunftsland als sicher eingestuft. Daraus ist ersichtlich, wie wichtig die Einschätzung des Status von Herkunftsländern ist, wenn es darum geht, Personen Schutz zu gewähren.

Auch im AsylG 2005 (BGBl. I Nr. 100/2005) fand im Jahr 2018 mittels FrÄG 2018 (BGBl.

I Nr. 56/2018) eine weitere Anpassung aufgrund der Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU) statt. Diese bezieht sich auf eine Klarstellung betreffend den Bereich der Schubhaft. Damit wurde es möglich, Menschen in Schubhaft zu nehmen, stellen sie eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar, was bislang nur bei akuter Fluchtgefahr vorgesehen war.

Aufgrund der oben angeführten Tatsachen, kann festgehalten werden, dass die Vorgaben der EU durchaus prägend für die nationale Asylpolitik Österreichs sind. Im Zusammenhang mit den zuvor erläuterten Regulierungen und Maßnahmensetzungen der EU in den Jahre 2015 bis 2019 kann davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Jahren nicht viele Änderungen in den österreichischen Gesetzen in Bezug auf das Asylwesen erfolgen werden, da in diesem Zeitraum keine Richtlinien erlassen wurden, die in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Abzuwarten ist jedoch, wie sich die zuvor genannten geplanten Verordnungen (Anerkennungsverordnung COM(2016) 466 final,

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Asylverfahrensverordnung COM(2016) 467 final, Dublin-IV-Verordnung (EU) 604/2013 und Eurodac- Verordnung (EU) 603/2013) sowie die angedachte Neufassung der Aufnahmerichtlinie (COM(2016) 465 final), sobald diese erlassen wurden, auf die österreichische Gesetzgebung auswirken.

Bezugnehmend auf Forschungsfrage 4, die sich mit dem Wissensstand und der Einstellung der Österreicher*innen in Bezug auf die EU-Asylpolitik und die dazu verfügbaren Informationen beschäftigt, kann unter Einbeziehung der Subforschungsfrage 2: „Inwieweit bietet die EU einen transparenten Einblick in ihre Maßnahmen und Tätigkeiten bei der Weiterentwicklung der gemeinsamen europäischen Asylpolitik?“, folgendes festgehalten werden:

Anhand der Analyse der Online-Umfrageergebnisse, die eine Stichprobe von n=374 umfasst, wurde in Bezug auf den Wissenstand der Teilnehmenden festgestellt, dass nur ein geringer Anteil, rund ein Drittel der Befragten, konkretes Wissen zu den Handlungsfeldern und Vorhaben der EU-Asylpolitik hat. Erhoben wurde, ob die laufende Weiterentwicklung der EU-Asylpolitik des GEAS, die Migrationsagenda (COM(2016) 240 final) inklusive der enthaltenen Schwerpunkte sowie Frontex und die diesbezüglichen Verordnungen (Verordnung (EU) 2016/16/24 und (EU) 2019/1896), die auch in zwei Pressemeldungen der EK und des Rats (EK 2015c und Rat 2019d) erläutert wurden, ein Begriff sind. Das Ergebnis zeigt, dass das Wissen innerhalb der Stichprobe nicht sehr ausgeprägt ist.

Das könnte damit im Zusammenhang stehen, dass die Teilnehmenden ihre Information in erster Linie aus nationalen oder internationalen Medien, wie. Rundfunk oder Fernsehen, also aus Nachrichtensendungen beziehen und nicht von den Internetseiten der EU- Institutionen. Ansonsten nutzen alle Altersklassen der Stichprobe soziale Medien wie Facebook oder tauschen sich mit der Familie oder Freunden zu der Thematik aus. Demnach kann jedenfalls festgehalten werden, dass Informationen tendenziell passiv bezogen werden.

Proaktive Recherche dazu betreiben die wenigsten der Teilnehmenden, was wiederum darauf schließen lässt, dass viele der Befragten die Pressemeldungen der EU vermutlich nicht kennen, da in Bezug auf diese eine aktive Recherche notwendig wäre.

Bezugnehmend auf die Einstellung der Befragten zur gemeinsamen europäischen Asylpolitik (GEAS) zeigte sich klar eine Tendenz in Richtung der gemeinsamen Lösung.

Hierbei wurde auch das Wahlverhalten der Teilnehmenden anlässlich der Nationalratswahl im Jahr 2019 in die Analyse miteinbezogen. Die Ergebnisse zeigten, dass hier durchaus einen Zusammenhang mit der Einstellung zum GEAS besteht. Personen, die FPÖ wählten, lehnen das GEAS vorwiegend ab, wohingegen die Wähler*innen der SPÖ und der Grünen sich vorwiegend für das GEAS aussprachen. Lediglich bei Wähler*innen der ÖVP konnte keine Tendenz in eine Richtung erkannt werden. Es zeigt sich im Rahmen der Online- Umfrage klar, dass bei dem Großteil der Befragten hohes Interesse daran bestünde, mehr in EU-Entscheidungsprozesse, z.B. in Form einer Volksabstimmung, miteinbezogen zu werden.

In Bezug auf die Einstellung der Befragten zu den verfügbaren Informationen der EU zu deren Asylpolitik kristallisierte sich heraus, dass sie die Transparenz und den Kommunikationsgehalt eher gering einschätzen. Nur 154 der Befragten wussten, dass die EU-Institutionen (EK, EP, ER und Rat) Informationen auf ihren Internetseiten zur Verfügung stellen und nur 52% davon sahen diese als hilfreich an. Zudem wird die Transparenz der Handlungen und der Gesetzgebung der EU in Bezug auf die EU-Asylpolitik von über der Hälfte der Befragten innerhalb der Stichprobe, als nicht ausreichend bewertet.

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