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Priorität 1: Regulierung und Bekämpfung irregulärer Migration

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 48-68)

4. METHODISCHES VORGEHEN

5.1. Änderungen in der Asylpolitik der Europäische Union seit 2015

5.1.2. Priorität 1: Regulierung und Bekämpfung irregulärer Migration

Die Gründe für Migration können, wie bereits in dieser Arbeit aufgezeigt, verschieden sein. Bürgerkriege, Verfolgung und Armut zwingen viele Menschen dazu, ihre Heimat oftmals fluchtartig zu verlassen. Auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben treten viele von ihnen oft auch mit Hilfe von Schleuser- und Menschenhandelsorganisationen eine lebensgefährliche Reise an. Die EU versuchte bereits vor 2015 gegen die Ursachen für Flucht, die ihren Ursprung teilweise in globalen Problemen hat, anzukämpfen. Um gegen Migration im Allgemeinen und gegen die irreguläre Migration im Besonderen vorzugehen, ist eine aktive und engagierte europäische Außenpolitik notwendig. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit Migration spielt daher die Eindämmung und Bekämpfung der Ursachen für die EU eine wesentliche Rolle. Dabei setzte sie auch auf die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Drittstaaten im Allgemeinen sowie im Bereich der Rückkehr/Rückführung von Personen, die keinen internationalen Schutz benötigen (vgl.

COM(2015) 240 final, S. 10).

Bekämpfung der Ursachen irregulärer Migration durch Unterstützung der und Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitländern

Seit dem Aufkommen der Migrationskrise 2015 ist die EU noch mehr darum bemüht, bei der Ursachenbehebung für Migration Hilfe zu leisten und diese, laut Bericht der EK zur Umsetzung der Migrationsagenda (COM(2015) 240) aus dem Jahr 2016, mit den verfügbaren Mitteln einzudämmen. Aus diesem Grund setzte sie in den letzten Jahren Maßnahmen (vgl.

COM(2016) 85 final, S. 7), um eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit den Herkunfts- und Transitländern zu erreichen. Dazu rief sie die (vgl. COM(2015) 240 final, S. 10) „EU- Unterstützung für auswärtige Zusammenarbeit“ (COM(2015) 240 final, S. 10) ins Leben, die für den Zeitraum 2014 bis 2020 mit Mitteln in der Höhe von 96,8 Mrd. Euro ausgestattet wurde. Die Initiative diente der Bekämpfung von Problemen auf globaler Ebene und sollte dazu beitragen, den Hauptgründen für Krisen und somit für Fluchtbewegungen, wie Arbeitslosigkeit, Armut oder auch Ungleichheit und ebenso Unsicherheit entgegenzuwirken.

Zudem leistete die EU in diesem Kontext auch Hilfe, um die Folgen, die aus den Krisen resultieren, zu lindern. Die Mittel waren primär für die Zusammenarbeit mit jenen Ländern vorgesehen, aus denen die meisten Menschen in die EU flüchteten. Das umfasst in erster

1 Rubrik drei: Sicherheit und Unionsbürgerschaft

2 Rubrik vier: Globales Europa

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Linie Regionen in den Ländern Afrika, Asien und Osteuropa (vgl. COM(2015) 240 final, S.

10). Zudem stellte die EU Mittel aus ihrem Haushalt bereit, um humanitäre Hilfe sowie Entwicklungs- und Stabilisierungshilfe zu leisten. Als Instrument für diese Mittel wurde (vgl.

COM(2016) 85 final, S. 8) der im Jahr 2014 eingerichtete „Regionale Treuhandfonds der EU als Reaktion auf die Syrien-Krise (Madad-Fonds)“3 genutzt. Die EU und 22 ihrer Mitgliedstaaten wendeten für diesen in den Jahren 2014 bis 2019 rund 1,6 Mrd. Euro auf, mit denen in erste Linie Programme zur humanitären Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Lebensgrundlagen sowie im Bereich der sozioökonomischen Unterstützung finanziert wurden. Im deren Rahmen wurden mehr als 75 Projekte durchgeführt. Zugute kamen die Mittel sowohl den Menschen in Syrien als auch den Aufnahmegemeinschaften und Flüchtlingen in Jordanien, dem Libanon, der Türkei und dem Irak. Ferner wurde für Maßnahmen im Bereich des Schutzes, der Resilienz und der Hochschulbildung Mitte 2019 ein weiteres Paket mit 100 Mio. Euro für den Libanon, Jordanien und den Irak vereinbart (vgl.

COM(2019) 481 final, S.8).

Im Jahr 2015 richtete sich der Fokus der diplomatischen Bemühungen vor allem auf Syrien und Libyen. Ziel der Unterstützungsleistungen für diese beiden Länder war und ist es, die dortigen Krisen sowie die vorherrschende Bedrohung durch den Islamischen Staat zu verringern. Die Maßnahmen dienten dem Zweck, ein stabiles Umfeld zu erreichen, damit die syrischen und libyschen Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren können (vgl.

COM(2016) 85 final, S. 7).

Im Jahr 2015 waren es rund 13,5 Mio. Syrer*innen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen waren, rund 6 Mio. davon waren Kinder (vgl. COM(2016) 85 final, S. 22). Die EU stellte für ca. 1,5 Mio. dieser syrischen Flüchtlinge 160 Mio. Euro und für die Aufnahmegemeinschaften im Libanon, der Türkei, in Jordanien und dem Irak rund 190 Mio. Euro aus dem regionalen EU-Treuhandfonds zur Verfügung (vgl. COM(2016) 85 final, S. 8). Zusätzlich entwickelte die EK gemeinsam mit der hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik4„Elemente einer EU-Regionalstrategie für Syrien und Irak sowie zur Bewältigung der Bedrohung durch

„he Da’esh“5 (JOIN(2015) 2 final, S. 1). Das Interesse der EU an der Stabilisierung der Krisenregionen war hoch, da die Befürchtung bestand, dass die staatlichen Strukturen in den betroffenen Ländern gänzlich zusammenbrechen könnten (vgl. JOIN(2015) 2 final, S. 3).

Zudem erhöhte die Situation auch den Druck auf umliegende Länder, wie den Libanon und Jordanien und es entstand das Risiko, dass die Krisen auf diese Länder übergreifen. Deshalb setzte sich die EU das Ziel, gegen die Bedrohungen, die von den „he Da’esh“ und auch anderen Terror-Gruppen ausgeht, vorzugehen. Zweck war es, eine dauerhafte Stabilität in Syrien und dem Irak zu schaffen. Erreicht werden sollte dieses Ziel einerseits durch diplomatisches Engagement auf politischer Ebene sowie Kommunikationsarbeit und andererseits durch Maßnahmen zur Unterstützung auf praktischer Ebene (vgl. JOIN(2015) 2 final, S. 6f).

In Libyen unternahmen die Vereinten Nationen einige Anstrengungen um die bestehende Krise zu bewältigen, wobei sie von der EU sowohl finanziell als auch politisch und logistisch

3 Die Kurzbezeichnung für den regionalen Treuhandfonds der EU als Reaktion auf die Syrien-Krise lautet

„Madad“, was die arabische Bezeichnung für „gemeinsam mit anderen Hilfe leisten“ ist.

4 Von 1. Dezember 2014 bis 30. November 2019 war das die Italienerin Federica Mogherini

5 „he Da’esh“ ist die arabische Abkürzung für den Islamischen Staat im Irak und der Levante

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unterstützt wurden. Im Dezember 2015 wurde ein politisches Abkommen unterzeichnet, das den Zweck hatte, Libyen zu helfen, eine „Regierung der nationalen Einheit“ zu bilden, um die sicherheitspolitische Krise zu beenden. Zudem erhielt Libyen ein Hilfspaket von der EU, das mit Mitteln in der Höhe von 100 Mio. Euro ausgestattet wurde, um der zukünftigen Regierung Hilfestellung zu geben (vgl. COM(2016) 85 final, S. 7). Weitere Unterstützungsmaßnahmen der EU erfolgten durch die Einrichtung von Entwicklungs- und Schutzprogrammen auf regionaler Ebene am Horn von Afrika und in Nordafrika, die die Entwicklung der Länder fördern und zu ihrem Schutz beitragen sollten. Für Länder im Nahen und Mittleren Osten gab es bereits Programme, die ausgebaut wurden. Für die Einrichtung bzw. Erweiterung der verschiedenen Programme stellte die EU für die Jahre 2015 und 2016 rund 30 Mio. Euro zur Verfügung (vgl. COM(2015) 240 final, S. 7f).

Im Jahr 2015 wurde zudem der EU-Treuhandfonds für Afrika eingerichtet, der bis 2019 mit Mitteln von insgesamt 4,5 Mrd. Euro befüllt wurde. 528 Mio. Euro davon kamen von den EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen und der Schweiz, die übrigen rund 4 Mrd. Euro stammten aus dem EU-Haushalt. Mit Hilfe des Treuhandfonds konnte rasch auf vorhandenen Bedarf reagiert werden. Insgesamt wurden im Rahmen dieses Fonds im genannten Zeitraum 210 Projekte, zumeist in Form von Mittelpaketen und Programme beschlossen, die in den Bereichen Rückkehr/Rückführung, Bekämpfung der irreguläreren Migration, Migrationssteuerung, humanitäre Hilfe und Grundversorgung sowie Beschäftigung von Migrant*innen wirksam wurden (vgl. COM(2019) 481 final, S. 15).

Der Treuhandfonds für Afrika spielte auch in Bezug auf den (vgl. COM(2016) 385 final, S. 2) „Partnerschaftsrahmen für die Zusammenarbeit mit Drittländern im Kontext der Europäischen Migrationsagenda“ (COM(2016) 385 final) eine wichtige Rolle. Der Partnerschaftsrahmen, der im Juni 2016 veröffentlicht wurde, ist ein Rahmenkonzept, das zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit Drittstaaten beitragen soll. Um Fluchtbewegungen entgegenzuwirken, wurde es für die EU notwendig, dass ihre Mitgliedstaaten und Institutionen sowie die wichtigsten Drittstaaten noch enger zusammenarbeiten. Bestehende Prozesse und Programme mussten besser nutzbar gemacht werden, um die Ursachen der irregulären Migration und Flucht zu bekämpfen. Dazu bedurfte es mittel- und langfristiger Strategien. Entwicklungs- und nachbarschaftspolitische Instrumente mussten für den verstärkten Aufbau lokaler Kapazitäten genutzt werden, u. a. in den Bereichen Grenzkontrolle, Asyl, Bekämpfung der Schleuserkriminalität sowie Wiedereingliederung (vgl. COM(2016) 385 final, S. 2).

Der Partnerschaftsrahmen (COM(2016) 385 final) bot den Ansatz der Migrationspakte für die Zusammenarbeit mit Drittstaaten und Herkunfts- und Transitländern, der bei allen Aspekten der Migration angewendet werden sollte (vgl. COM(2017) 558 final, S. 6f). Um den bestmöglichen Nutzen herauszuholen, mussten die Migrationspakte stärker koordiniert, systematisch und strukturiert werden, um sowohl den EU-Interessen als auch jenen ihrer Partner zu entsprechen. Das oberste Ziel war es, das Engagement der EU und ihrer Mitgliedstaaten kohärent und aneinander angepasst zu gestalten. Wichtig war dabei auch, die Erreichung einer koordinierten Handlungsweise, um umfangreiche Partnerschaften abschließen zu können. Hauptelement der Beziehungen zwischen der EU und den Herkunfts- und Transitländer war es somit, Migrationspakte zu schaffen, die in bestehenden Partnerschaften und Prozessen verankert und in zukünftige integriert werden konnten (vgl.

COM(2016) 385 final, S. 6f).

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Als Grundlage für die Migrationspakte vereinbarte die EU gemeinsam mit ihren Mitgliedstaaten Länderpakete für insgesamt 16 Schwerpunktländer6. Diese Pakete enthielten Darstellungen von Interessen sowie eine Aufzählung von Instrumenten und Anreizen, die dazu beitragen sollten, die Zusammenarbeit mit den Drittstaaten zu fördern. Die Pakete wurden den Drittstaaten kommuniziert, ebenso wie die damit in Verbindung stehenden eventuellen Chancen und möglichen Folgen (vgl. COM(2016) 385 final, S. 9). Zu Beginn wurden Migrationspakte mit fünf westafrikanischen und östlich gelegenen Ländern – Niger, Nigeria, Senegal, Mali und Äthiopien – geschlossen (vgl. COM(2017) 558 final, S. 6f). Später kamen Pakistan und Afghanistan sowie Guinea und Gambia dazu. Des Weiteren wurden Pakte mit Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko sowie Jordanien und Libanon vereinbart (vgl. COM(2017) 471 final, S. 3).

Um die Ziele, die hinter den Migrationspakten standen, zu erreichen, war es notwendig, eine Mobilisierung aller Instrumente der EU und ihrer Mitgliedstaaten, die im Bereich der Finanzierung (z.B. EU-Treuhandfonds für Afrika und andere regionale Fonds) vorhanden waren, vorzunehmen (vgl. COM(2016) 385 final, S. 10f). Zur Bekämpfung der irregulären Einreisen im Wege der Entwicklungshilfe stellten die EU und ihre Mitgliedsstaaten im Jahr 2016 rund 75,5 Mrd. Euro zur Verfügung. Zudem wurden Mittel in der Höhe von 3,1 Mrd. Euro aus dem EU-Treuhandfonds für Afrika, zur Unterstützung von Initiativen, bereitgestellt. Davon stammten 227,7 Mio. Euro von den Mitgliedsstaaten und der Rest aus dem EU-Haushalt.

Aufgewendet wurden diese Mittel für Initiativen in insgesamt 26 Ländern in der Sahel-Region (Ost-West-Afrika) und am Tschadsee (West-Zentral-Afrika), am Horn von Afrika (östliches Afrika) und in Nordafrika. Dadurch konnten 117 Projekte anlaufen, die mit einem Gesamtvolumen von 2 Mrd. Euro ausgestattet waren (vgl. COM(2017) 558 final, S. 6f).

Im September 2017 erließ die EK im Zuge des Partnerschaftsrahmens (COM(2016) 385 final) eine Sondermaßnahme für Asien, die mit 196 Mio. Euro dotiert wurde, um Herausforderungen in Bezug auf Vertreibung und Migration in Asien und dem Nahen Osten zu bewältigen. In Bezug auf Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak und Bangladesch wurde ein Migrationsdialog geführt. Es wurden Maßnahmen gesetzt, mithilfe deren die Widerstandsfähigkeit und Eigenständigkeit der Länder sowie der Aufnahmegemeinschaften gestärkt werden sollten. Ziel war es, dadurch die Rechte der Flüchtlinge zu verbessern, deren dauerhafte Eingliederung zu sichern und für sie eine nachhaltige Existenzsicherung zu erreichen. So startete am 28. September 2017 eine Investitionsoffensive für Drittländer, mit der langfristige Vorhaben zur Bekämpfung der Fluchtursachen unterstützt wurden. Diese Initiative förderte innovative finanzielle Partnerschaften in Afrika und den EU- Nachbarländern. Damit sollten Arbeitsplätze beschafft, integratives Wachstum gefördert und eine nachhaltige Entwicklung in diesen Regionen erreicht werden (vgl. COM(2017) 669 final, S. 15). Solche Projekte im Rahmen des Treuhandfonds liefen beispielsweise im November 2017 am Horn von Afrika. Mit diesen Projekten wurden 44.000 Arbeitsplätze in Äthiopien, Kenia und Somalia geschaffen und weitere 30.000 Arbeitsplätze im Südsudan finanziert sowie über 1,6 Mio. Menschen durch grundlegende sozialer Dienstleistungen unterstützt.

114.000 Arbeitsplätze entstanden damit auch in Westafrika und der Sahelzone. Zusätzlich

6 Äthiopien, Eritrea, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Somalia, Sudan, Côte d’Ivoire, Ghana, Marokko, Tunesien, Algerien, Afghanistan, Bangladesch und Pakistan.

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wurden ca. 10.000 Kleinstunternehmen sowie Klein- und Mittelunternehmen gefördert (vgl.

COM(2017) 669 final, S. 14f).

Von 2015 bis 2019 wurden viele Projekte im Wege des Partnerschaftsrahmens (COM(2016) 385 final) initiiert, um zu einer Regulierung und Bekämpfung von Migrationsbewegungen beizutragen. Zudem war es in diesem Zusammenhang auch ein Ziel, mit möglichst vielen der genannten Länder Rückübernahmeabkommen zu vereinbaren, um die Rückkehr/Rückübernahmequote erhöhen zu können. Die EU unternahm in diesem auch noch andere Schritte im Rahmen der Migrationsagenda (COM(2016) 240 final), um die Rückkehr-/Rückführungspolitik zu verbessern und den hohen Migrationsbewegungen entgegenzutreten

Rückkehr/Rückführungs- und Rückübernahmepolitik der EU

Für die EU ist es wichtig, dass Menschen, die Schutz benötigen, diesen auch gewährt bekommen. Menschen, von denen angenommen wird, dass sie keines besonderen Schutzes bedürfen und die irregulär in die EU einreisten, sollten dagegen so rasch als möglich in ihr Heimatland oder ein Transitland rückgeführt werden. Die Rückführungsmaßnahmen sollen abschreckend wirken und dadurch den irregulären Einreisen entgegensteuern. Bedeutend sind diese Maßnahmen auch, weil so die vorhandenen Ressourcen gezielter für schutzbedürftige Menschen eingesetzt werden können (vgl. COM(2016) 85 final, S. 19). Die Schwierigkeiten im Bereich der Rückkehr/Rückführungen bestehen darin, dass häufig keine Reisedokumente vorhanden sind oder nationalen Verfahren in den Mitgliedstaaten lange dauerten bzw. teilweise nur in geringen Maße effektiv waren. Zusätzlich kam es immer wieder vor, dass Herkunftsländer sich weigerten, Rückübernahmen durchzuführen (vgl. COM(2015) 240 final, S. 12).

Im Zuge der Agenda (COM(2016) 240 final) wurden die Bestimmungen betreffend die Rückkehr-/Rückführungspolitik weiterentwickelt, um vorhandene Schwachstellen zu eliminieren und daraus resultierende Anreize für irreguläre Einreisen zu verringern. Einen solchen Anreiz stellte z.B. der Umstand dar, dass frühere Rückführungsentscheidungen nur in einem eher geringen Ausmaß durchgeführt wurden. Im Jahr 2013 lag der Anteil an tatsächlich ausgeführten Rückführungsentscheidungen bei nur 39,2% (vgl. COM(2015) 240 final, S. 13). Der Wert sank in den darauffolgenden Jahren sogar ab und lag 2014 nur noch bei 36,6% und 2015 bei gerade einmal 36,4% (vgl. COM(2017) 200 final, S. 2). Die sinkenden Werte bestätigten der EU, dass das System dringend einer Überarbeitung bedurfte (vgl.

COM(2018) 798 final, S. 11), vor allem auch mit Blick auf den hohen Zustrom an Flüchtlingen im Jahr 2015 (vgl. COM(2017) 200 final, S. 2). Um eine Verbesserung zu erreichen und die Effektivität bei Rückführungen zu steigern, mussten Maßnahmen gesetzt werden, die Schlupflöcher in den nationalen Rückführungssystemen beseitigen und für bessere Anwendung der geltenden Rechtsvorschriften sorgen (vgl. COM(2018) 798 final, S. 11). Da die Herausforderungen im Bereich der Rückkehrpolitik nicht nur in der EU, sondern auch außerhalb von ihr lagen (vgl. COM(2017) 200 final, S. 2), war es erforderlich, Maßnahmen zu setzen, um die bestehenden Kooperationen mit Drittstaaten auszubauen und weitere einzugehen (vgl. COM(2016) 85 final, S. 19).

Aus diesem Grund erstellte die EK als einen ersten Schritt im September 2015 den (vgl.

COM(2016) 85 final, S. 19) „Aktionsplan für die Rückkehr“ (COM(2016) 453 final), der national und europäisch wirksam sein sollte (vgl. COM(2016) 85 final, S. 19). Er wurde entwickelt, um eine Stärkung bereits bestehender Maßnahmen zu erwirken und zeitgleich

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weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten. Ziel war es, die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und den unterstützenden EU-Agenturen zu kräftigen (vgl. COM(2015) 453 final, S. 2).

Als Bekenntnis zum Aktionsplan 2015 (COM(2016) 453 final), verabschiedete die EK im März 2017 einen neuen Aktionsplan (COM(2017) 200 final) und veröffentlichte diesen in Form einer Mitteilung. Der Aktionsplan 2017 enthält 36 Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz des Rückkehr-/Rückführungssystems. Die Aktionspläne laufen parallel und richten sich an die EU-Organe und Einrichtungen sowie an die Mitgliedstaaten (vgl. COM(2017) 200 final, S.2f). Mit dem Aktionsplan 2017 (COM(2017) 200 final) sollten entschlossenere Maßnahmen, als Ergänzung zum vorhergehenden gesetzt und messbare Ergebnisse erzielt werden. Die Herausforderungen im Bereich der Rückkehr-/Rückführungspolitik waren durch steigende Zahlen bei Asylanträgen angewachsen, weshalb die Aspekte der diesbezüglichen Migrationspolitik in den Vordergrund wanderten (vgl. COM(2017) 200 final, S.2). In den Jahren 2015 und 2016 wurden von 2,6 Mio. Asylanträgen rund 1 Mio. abgelehnt, da die Antragsstellenden nicht die erforderlichen Kriterien für eine Aufnahme erfüllten. Diese Personen mussten, nach Abschluss der Asylverfahren, in ihre Heimatländer zurückgeführt werden (vgl. COM(2017) 558 final, S. 22).

Allgemein betrachtet wird im Rückkehr-/Rückführungssystem die freiwillige Rückkehr von irregulär eingereisten Personen bevorzugt, weil diese kombiniert mit Wiedereingliederungsmaßnahmen dazu beiträgt, die Position dieser Personen in ihren Heimatländern zu stärken. Ferner sind sie kostengünstiger als Rückführungen (vgl.

COM(2015) 453 final, S. 3f). Die freiwillige Rückkehr liegt in ihrer Ausgestaltung und Abwicklung in der Verantwortung der Mitgliedstaaten, die dafür von der EU finanzielle Unterstützung erhalten. Weiters bietet die EU den Mitgliedstaaten ein Forum, durch das die operative Zusammenarbeit gestärkt wird, da die Möglichkeit besteht, sich untereinander über Rückkehrverfahren auszutauschen (vgl. COM(2015) 453 final, S. 3f).

Im Rahmen der genannten Aktionspläne (COM(2016) 453 final und (COM(2017) 200 final), ermutigte die EK die Mitgliedstaaten, die Zugänglichkeit ihrer Programme für Personen, die sich irregulär in der EU befinden, zu verbessern, um Anreiz zur freiwilligen Rückreise zu schaffen. Bei der Gestaltung ihrer nationalen Programme sollten darauf achten, keine Anreize für neue irreguläre Einreisen zu bieten. Würden Programme so konzipiert, dass freiwillige Rückkehrer*innen daraus Vorteile ziehen, so könnten dadurch weitere Personen irregulär ins Land kommen, um ebenso zu profitieren (vgl. COM(2015) 453 final, S. 3f). Wichtig wäre es, korrekt über Möglichkeiten zur der freiwilligen Rückkehr zu informieren. So erhielten rückkehrwillige Personen das notwendige Wissen und eventuellem Misstrauen gegenüber Behörden würde entgegengewirkt (vgl. COM(2017) 200 final, S. 8). Zudem ist es für die tatsächliche Rückkehr von irregulär eingereisten Personen unumgänglich, diese zu identifizieren, zu beobachten und wenn nötig festzusetzen (vgl. COM(2017) 200 final, S. 5f).

Dazu müssen die Mitgliedstaaten für einen systematischen Informationsaustausch ihrer Behörden untereinander und mit jenen der EU sorgen. Nur durch zeitnahe Aktionen können Rückführungsmaßnahmen möglichst gezielt, geplant und durchgesetzt werden. Oft liegen aber keine Informationen über erfolgreiche Rückführentscheidungen vor (vgl. COM(2017) 200 final, S. 6). Um dem entgegenzuwirken, wurde eine Änderung des Schengener Informationssystem (Verordnung (EU) 2018/1860) angedacht, um den Mitgliedstaaten eine Möglichkeit zur besseren Verknüpfung zu bieten. Ergänzend wurde angedacht die

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Mitgliedstaaten zu verpflichten, ihre Rückkehrentscheidungen in das SIS einzutragen, damit Rückführungen künftig EU-weit durchgesetzt werden können (vgl. COM(2015) 453 final, S.

7). In diesem Kontext brachte die EK im Laufe des Jahres 2016 Vorschläge ein, die eine Weiterentwicklung von bestehenden Informationssystemen (das SIS, das Eurodac-System und das VISA-Informationssystem – VIS) sowie die Einrichtung neuer Systeme (z.B. ein europäisches Reiseinformations- und Reisegenehmigungssystem), zur Behebung von Informationsdefizite zum Ziel hatten (vgl. COM(2017) 200 final, S. 6f).

Ein weiterer in den Aktionsplänen (COM(2016) 345 final und COM(2017) 200 final) festgelegter Punkt war die Stärkung der Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitländern.

(vgl. COM(2015) 453 final, S. 12). Bereits bei Erstellung der Migrationsagenda (COM(2015) 240 final) wurde die Notwendigkeit deutlich, dass Drittstaaten ihren völkerrechtlichen Verpflichtung zur Rückübernahme nachkommen müssen, damit die Durchführungsquote erhöht werden kann (vgl. COM(2015) 240 final, S. 12). Bis zum März 2017 schloss die EU 17 Rückübernahmeabkommen mit Drittländern, vorwiegend mit Nachbarstaaten im Osten ab, um Rückführungen zu erleichtern (vgl. COM(2017) 200 final, S. 14 und COM(2015)453 final, S. 13f). Aber nicht in allen Ländern wurden bzw. werden die Abkommen zur Gänze umgesetzt. Bei einigen fehlt es zudem allgemein an Kooperationsbereitschaft (vgl. COM(2017) 200 final, S. 14). Bis zum Jahr 2019 wurden aber noch sechs neue Vereinbarungen in Bezug auf die Rückkehr/Rückführung erzielt. Damit wurden Schritte gesetzt, die zu Ergebnissen in den Bereichen Identifizierung, Bereitstellung von Dokumenten und geordnete Rückkehr/Rückführung führten (vgl. COM(2019) 126 final, S 12f).

Um Partnerländern zusätzliche Anreize für die Rückübernahme ihrer Staatsangehörigen zu bieten, wurde ebenso festgelegt, dass Unterstützungspakete für diese Länder geschaffen werden können (vgl. COM(2015) 453 final, S. 16). Zudem wurde geregelt, dass diese sogenannten Wiedereingliederungspakete, die aus Geld- oder Sachleistungen bestehen, in allen Mitgliedstaaten einheitlich gestaltet sein sollen (vgl. COM(2017) 200 final, S. 8). Zu diesem Zweck wurden umfassende und maßgeschneiderte Pakete erstellt, die direkte und indirekte Anreize für die Rückübernahme enthalten. Ein solcher Anreiz sind z.B.

Handelspräferenzen. Drittstaaten, die eine besonders niedrige Quote bei der Rückübernahme hatten oder in denen diese nicht korrekt umgesetzt wurde, standen dabei im Fokus, ebenso jene Drittstaaten, mit denen es noch kein Rückübernahmeabkommen (z.B.

Algerien und Marokko) gab (vgl. COM(2016) 85 final, S. 20).

Das wichtigste Instrument der EK zur Unterstützung der Mitgliedstaaten im Bereich der Rückkehr/Rückführung und Rückübernahme stellt aber der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF)7 dar. Die Mitgliedstaaten selbst haben im Zuge der nationalen AMIF-Programme für die Jahre 2014 bis 2020 Mittel in der Höhe von rund 806 Mio. Euro bereitgestellt, die für Rückkehr/Rückführungs- und Wiedereingliederungsmaßnahmen genutzt wurden. Die EU hat von 2014 bis 2017 Soforthilfe in Höhe von 6,2 Mio. zur Unterstützung von dringenden Maßnahmen in diesem Bereich gewährt. Ferner wurden im Rahmen der EU-Maßnahmen von 2015 bis 2016 rund 12 Mio. Euro aus dem AMIF

7 Der AMIF wurde bereits im Jahr 2014, mit dem Ziel die die gemeinsame Einwanderung- und Asylpolitik weiterzuentwickeln, gegründet. Ebenso stand die Absicht dahinter eine effizientere Steuerung der Migrationsströme zu erreichen. Die Einrichtung erfolgte mit Verordnung (EU) 516/2014

No documento Asylpolitik im Wandel: (páginas 48-68)