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Danksagung

5. Zum experimentellen Vorgehen

5.2 Aufbereitung der mündlichen Daten

Damit die Handlungen, die sich in den visuell aufgenommenen mündlichen Daten aufzeigen lassen, rekonstruiert werden können, sollen sie auf ein schriftliches Medium übertragen werden. Die Transkription gesprochener Daten ist der erste Schritt zur Interpretation und soll daher sehr sorgfältig erledigt werden. Eine präzise und systematische Transkription dient auch zur Bewahrung der Natürlichkeit, da dadurch der Analyst von seinen eigenen Erwartungen und Annahmen geschützt bleibt und von den eigentlichen Daten geleitet wird. Deppermann (2008) unterstreicht die wichtige und schwere Aufgabe der Transkribierung: „Transkribenten dürfen auf keinen Fall

‚Ordnung in das Gespräch bringen‘, indem sie Versprecher bereinigen, Korrekturen weglassen, Abbrüche ergänzen, Ungrammatisches berichtigen, Pausen eliminieren, Überlappungen entzerren etc.“ (Deppermann 2008: 40).

305 Die Forscherin ist seit 2007 als Prüfer- und Bewertertrainerin, Beobachterin und Prüferin mündlichen Ausdrucks für die KPG-Prüfung.

156 Die Auswahl eines Transkriptionssystems stellte eine weitere Herausforderung dar.

Da es in Griechenland keine entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, hat die Autorin an extensiven Online-Workshops in Deutschland teilgenommen. Zuerst einmal spielte bei der Entscheidung zwischen den verschiedenen Transkriptionssystemen die Praktikabilität und die Präsentation bzw.

Lesbarkeit eine Rolle. Die mündlichen Daten waren mithilfe des EXMARaLDA Transkriptions- und Annotationseditors (Universität Hamburg, Hamburger Zentrum für Sprachkorpora) nach den HIAT306-Konventionen307 (Ehlich/Rehbein 1976, 1979, 1979b, 1981; Ehlich 1992; Rehbein/Schmidt/Meyer/Watzke/Herkenrath 2004) transkribiert. Was die Präsentation der Daten angeht, bietet EXMARaLDA im Gegensatz zu anderen Transkriptionssystemen (z.B. FOLKER) eine leserfreundlichere Darstellungsweise in Form einer Partitur. Auf der Partiturfläche308 können Sprechereignisse309 (events in EXMARaLDA), ob verbale oder nicht, gleichzeitig für mehrere Sprecher annotiert werden. Die EXMARaLDA-Partitur lässt sich also bidirektional lesen: Waagerecht, nach zeitlicher Abfolge, und senkrecht, nach gleichzeitiger Darstellung der Ereignisse. Dabei ist die Dauer eines event von den entsprechenden Segmentierungszeiten abzulesen. Ein event beginnt an der Stelle, wo die Zahl des Segments und dessen Anfangszeit zu sehen ist, und endet an der Stelle, wo das nächste Segment310 beginnt (siehe Abb. 1 u. 2). SG 158 in PF 56 z.B.

beginnt am Zeitpunkt 22:14.3 und endet am Beginn des nächsten Segments, nämlich am Zeitpunkt 22:16.8, d.h. die Äußerung des Wortes „(Kern)entwicklung“ dauert ca. 2s, während der Prüfling dabei den Prüfer anblickt. Hierfür ein Beispiel der Partiturschreibweise und -notation nach HIAT und der entsprechenden Partiturflächen in .rt-Format311:

306 Halbinterpretative Arbeitstranskriptionen (Ehlich/Rehbein 1976).

307 Die Transkriptionskonventionen, die bei dieser Arbeit verwendet waren, sind im Anhang zu finden.

308 Im Folgenden mit der Abkürzung PF bezeichnet.

309 In Anlehnung an Dell Hymes' (1972) speech events.

310 Im Folgenden mit der Abkürzung SG bezeichnet.

311 Rich Text Format.

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Abbildung 1 - EXMARaLDA Interface

Abbildung 2 - EXMARaLDA Partitur

Was die Praktikabilität betrifft, hat EXMARaLDA den großen Vorteil, Videos abspielen zu können. Dieser Aspekt ist wichtig für die Beantwortung der Forschungsfragen der vorliegenden Untersuchung, da eine Tonaufnahme die besonderen Charakteristika von Prüfungsinteraktionen auf keinen Fall zum Vorschein bringen könnte. Entscheidend für die Praktikabilität waren auch die verschiedenen Spuren der Partitur, in denen die Transkribentin wichtige Aspekte für die untersuchte Gesprächsart annotieren könnte. Im Hinblick darauf waren für die Untersuchung von

158 Prüfungsinteraktionen folgende Spuren, die jedem Sprecher zugeordnet sind (siehe Abb. 1 u. 2): (i) die v-Spur, in der verbales Verhalten beschrieben wird, (ii) die nv- Spur, wo die Transkribentin z.B. Gestik annotierte, (iii) die sup-Spur, wo die Transkribentin paralinguale Phänomene annotierte, wie z.B. Lachen, Lächeln, tiefes Atmen, Räuspern, Flüstern usw.. Paralinguale Phänomene wie das Lächeln oder tiefe Atmen können uns einen Einblick in die psychische Situation von Prüflingen gewähren, was dann auch bei der Interpretation verbaler Auswahlen in Bezug auf die symbolische Kompetenz dienen könnte. (iv) Die k-Spur, bei der die Transkribentin Auffälliges annotierte. Ein Beispiel dafür sind Pausen zwischen den verschiedenen Äußerungen, die auch zu interpretieren sind. Außer der oben beschriebenen k-Spur sind auch k-Spuren jedem Sprecher zugeordnet, wobei auch auffällige Aussprache bzw. phonetische Transkriptionen, alternative Vorschläge der Transkribentin zu einem gegebenen Wort, etc. annotiert war. (v) Die de-Spur bzw. die Übersetzungsspur, wobei Äußerungen auf Griechisch in die Zielsprache der Untersuchung, Deutsch, übersetzt waren. Dies passierte zwar in sehr wenigen, eher unbewussten Instanzen, da es sich hier um Prüfungsgespräche auf C-Niveau handelt, aber es ist trotzdem zu annotieren und interpretieren.

Erschwerend beim Transkribierungsprozess war die Segmentierung der Sprecheräußerungen, d.h. die Unterteilung verschiedener sinnzusammenhängender Einheiten einer Äußerung. Eine Äußerung kann und in manchen Fällen muss in mehreren Segmenten unterteilt werden, besonders wenn für dasselbe Element an zwei unterschiedlichen Spuren annotiert werden muss (siehe Abb. 1 u. 2), z.B. wenn der Sprecher etwas sagt und dabei Gestik verwendet. Weitere wichtige Phänomene, wie Betonungen, Überlappungen, Interjektionen usw. sind auf die Partituren in der v- Spur des entsprechenden Sprechers annotiert (siehe Anhang Seite II - Transkriptionskonventionen). Was die SprecherInnenspuren angeht, ist jedem Sprecher ein Kürzel verliehen, das folgende Charakteristika beschreibt: (i) Die Eigenschaft (Pr: Prüfer und Ka: Kandidat). Im Falle der Prüfer: (ii) Die Teilnahme an der Experimental -oder der Kontrollgruppe (siehe Unterkapitel 3.2.5.1, Tabelle 2) basierend auf deren Herkunft (PrA: Prüfer deutscher Herkunft und PrB: Prüferin griechischer Herkunft). Im Falle der Prüflinge: (iii) Die Reihenfolge, an der sie im Gespräch vorkommen (KaA: kommt in Aufgabe 1 als erster dran, KaB: kommt in

159 Aufgabe 1 als zweiter dran) und schließlich (iv) die Reihenfolge, an der sie an den Simulationen teilnehmen (siehe Tabelle 1 u. Anhand 1.2 und 2.). Weitere Informationen zu den SprecherInnenkürzeln auch im Anhang zu finden (siehe Anhang 1.2 und 2.). In Bezug auf die SprecherInnen ist auch zu erwähnen, dass Namen abgeändert und durch Kodenamen mit derselben Buchstabenanzahl ersetzt waren, um die Anonymität der Probanden zu gewährleisten.

Simulation1 Simulation2 Simulation3 Simulation4 Simulation5 Simulation6

Prüfer PrA PrA PrA PrB PrB PrB

Prüflinge KaA_1 KaA_2 KaA_3 KaA_4 KaA_5 KaA_6

KaB_7 KaB_8 KaB_9 KaB_10 KaB_11 KaB_12

Tabelle 1 - Sprecherkürzel

Zuletzt ist anzuwenden, dass es nicht nur anhand eines Trankripts für jede Simulation gearbeitet wurde; für jede Simulation wurde ein Basistranskript und im Durchschnitt bis zu drei Feintranskripte angefertigt. Im Anhang sind die Endfeintranskripte der zweiten Aufgabe (siehe Unterkapitel 4.2.3) jeder Simulation zu finden, was auch Gegenstand der Analyse ist. Wichtig ist auch, dass die Transkribentin bei der Interpretation nicht nur anhand der Transkripte sondern auch anhand der Videoaufnahmen arbeitete, da das eine das andere nicht überflüssig macht. Dies zielte darauf ab, die Validität der Untersuchung zu erhöhen.

5.3 Beschreibung der Phase 4 - ‚Mündlicher Ausdruck und