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Konversationsanalytische Untersuchung symbolischer Kompetenz in interkulturellen Prüfungsgesprächen

Danksagung

6. Konversationsanalytische Untersuchung symbolischer Kompetenz in interkulturellen Prüfungsgesprächen

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6. Konversationsanalytische Untersuchung symbolischer Kompetenz

177 Prinzipien konversationsanalytischer Forschung an, z.B. Co-Konstruktion, Sequenzialität usw. (siehe Kapitel 4), iii. sie sind für das gegebene Anwendungsfeld charakteristisch (z.B. Intonation der Prüfer), iv. sie sind von der Aufgabentypologie abhängig (z.B. Metapher), v. sie sind anhand empirischer Beobachtung320 wichtig, und iv. sie bilden aufgrund z.B. ihrer Vorkommenshäufigkeit321 normative Muster.

Methodologisch darf man also über die Skizzierung eines Rahmens sprechen, wobei diskursive Phänomene i. aufgrund ihrer bestimmten Funktion, ii. in demjenigen Zeitpunkt, in dem sie in der Prüfungsinteraktion auftauchen, iii. zwischen den bestimmten Interaktankten bzw. sozialen Akteuren, zu einer Facette symbolischer Kompetenz gehören. D.h., dass jedes der im weiteren Verlauf untersuchten Phänomene in die entsprechende Facette, nämlich in symbolische Repräsentation, symbolisches Handeln und symbolische Macht (siehe Unterkapitel 3.3), eingeordnet wird, was schließlich zur Entwicklung eines Rahmens für die Identifizierung spezifischer diskursiver Züge symbolischer Kompetenz. Da die Neudefinition symbolischer Kompetenz nach Kramsch (2011) eher auf theoretischer Basis formuliert ist, erwies sich dieser Versuch zur Kategorisierung als erheblich kompliziert und schwer, und war demzufolge methodologisch mithilfe eines Kategorisierungsschemas zu vervollständigen. Zu diesem Zweck wurden zwei Anschlagbrette benutzt (siehe Anhang 8.): das eine wurde in vier Spalten aufgeteilt: die drei ersten Spalten entsprechen den drei Facetten symbolischer Kompetenz, wobei die Autorin während ihrer Erforschung konversationsanalytischer Prozesse und ihrer detaillierten Analyse der vorhandenen Transkriptionen alle diejenigen diskursive Phänomene einsammelte und entsprechend einordnete. Die vierte Spalte diente dazu, noch nicht eingeordnete diskursive Phänomene aufzunotieren, die zwar in den mündlichen Daten zu finden waren, aber deren Zusammenhang zu symbolischer Kompetenz nicht klar zu sehen

320 Empirische Beobachtung deutet an dieser Stelle auf die schon vorhandene Erfahrung der Autorin als Prüferin/ Beisitzerin bei mündlichen Prüfungen, auf die aktive Rolle der Autorin als Prüferin/

Beisitzerin bei den Prüfungssimulationen, auf die Beobachtung der entsprechenden Videoaufnahmen und schließlich auf die Beobachtung der transkribierten Gespräche hin.

321 Vorkommenshäufigkeit wird zuletzt angewendet, da Häufigkeit kein sehr entscheidendes Kriterium für die Konversationsanalyse ist. „... the conversation analyst is not interested in the frequency with which the practice occurs. ... More instances cannot be taken as ‚proof‘ of an adequate analysis of the machinery; what they can do is provide more examples of the machinery itself in action“ (Lazaraton 2002: 80).

178 war (siehe Anhang 8.1). Das zweite Anschlagbrett war in vier Kategorien aufgeteilt, nämlich Symbolische Kompetenz (Kapitel 3), Analyse (Kapitel 6), Transkriptionen (Kapitel 5 und 6) und Sonstiges322, und hatte die Funktion, Zusammenhänge zwischen Theorie (Kapitel 3) und Praxis (Kapitel 5 und 6) herzustellen (siehe Anhang 8.2). An dieser Stelle soll betont werden, dass die Frage der Generalisierung noch offen bleibt:

ob diejenigen diskursive Phänomene, die im Rahmen der vorliegenden Dissertation als Indizien einer der Facetten symbolischer Kompetenz identifiziert worden sind, auch in anderen Anwendungsfeldern, in anderen Kontexten, mit anderen Interaktanten auf symbolische Kompetenz hinweisen, soll weitererforscht werden und zwar anhang von größeren Datenkorpora. Nach Meinung der Autorin spielt aber die Möglichkeit der Generalisierung keine bedeutende Rolle bei der Untersuchung symbolischer Kompetenz. Die Tatsache allein, dass bestimmte diskursive Phänomene als Indizien symbolischer Kompetenz bezeichnet werden können, darf als hinreichender Beweis angesehen werden.

Die Befunde der Analyse der oben erwähnten diskursiven Phänomene, die schließlich das Aufkommen symbolischer Kompetenz in den vorliegenden Prüfungsinteraktionen nachweisen, wurden dann anhand ökolinguistischer Prinzipien (siehe Kapitel 3) interpretiert; d.h. es wurde versucht den Befunden auf solche Weise anzunähern und interpretieren, dass man Rückschlüsse über die Natur einer interkulturellen Prüfungsinteraktion als eine Mikroökologie ziehen kann. Zum Erreichen dieses zweiten Zieles wurde die Vorgehensweise bevorzugt, das vorliegende Kapitel nicht in zwei gesonderte Unterkapitel aufzuteilen, die jeweils der Analyse und der Interpretation dienen würden, sondern die kommenden Unterkapitel je nach präsentiertem Phänomen aufzuteilen, wobei es anhand konkreter Segmente bezüglich der Facetten symbolischer Kompetenz analysiert sowie laut ökolinguistischen Prinzipien interpretiert wird. Ein weiterer wissenschaftlicher Grund, warum diese Vorgehensweise bevorzugt wurde, ist, dass sowohl die symbolische Kompetenz (Neudefinition 2011) als auch die ökolinguistischen Konventionen die Standpunkte poststrukturalistischer Theorien reflektiert. Hierdurch wird also versucht, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen, d.h. die Schnittstellen zwischen dem theoretischen Konstrukt der symbolischen Kompetenz und deren Erscheinung und

322 Auf Englisch aufnotiert: SC review, analysis, transcripts, misc..

179 Funktion auf der mikro- als auch auf der makroökologische Ebene des Sprachgebrauchs bzw. der Sprachproduktion unter den gewissen Bedingungen, die von der untersuchten Gesprächsart geprägt sind, zu verdeutlichen. Im weiteren Verlauf werden also die in den Prüfungsinteraktionen auftauchende diskursive Phänomene präsentiert, bezüglich der Facetten symbolischer Kompetenz analysiert und ökolinguistisch valide interpretiert.

6.1 Metaphorizität als Erzeugungsfaktor symbolischer Kompetenz

Als erstes untersuchtes Phänomen wird Metaphorizität präsentiert. „Im Allgemeinen befasst sich Metapher damit, einen Inhaltsbereich in Form eines anderen zu beschreiben. ... Relevante Studien haben gezeigt, dass Metapher wie folgt funktionieren können: als Einschätzungssignale, ..., als Abschwächung- und Humormechanismen, als Fachsprache, als Referenz für gemeinsames Wissen, und als Mittel zum Themawechsel (vgl. Semino 2008)323“ (Littlemore/ Krennmayr/ Turner/

Turner 2012: 14). Obwohl der Terminus Metapher zahlreihe Unterkategorien umfasst, wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit eine nähere Differenzierung zwischen den Kategorien figurativer Rede nicht als notwendig betrachtet, da der Kernpunkt der vorliegender Forschung in Bezug auf Metaphorizität vielmehr auf deren Einfluss auf die Sinnesverarbeitung und -verhandlung seitens unterschiedlicher Sprecher (vgl.

Habscheid 2007) bezieht324. Aus diesem Grund wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit der Begriff Metaphorizität und nicht einfach Metapher verwendet;

Metaphorizität deutet auf einen dynamischen Prozess der Verhandlung symbolischer, sprachlicher usw. Konstrukte. Nach Jensen (2017) ist Metaphorizität unter dem ökolinguistischen Ansatz als die Performanz der Metapher (metaphor performance, doing metaphor) gesehen, die, wie alle Sinneskonstrukte, zwischen den Interaktanten verhandelt wird. Der Metaphorizität wird ein emergenter Charakter verliehen, der mit zentralen Begriffen der vorliegenden Arbeit zusammenhängt, wie Verkörperung, Co-

323 „In very broad terms, metaphor involves describing one thing in terms of another. ... Studies of metaphor have shown that they perform key functions, such as: the signaling of evaluation; ...;

mitigation and humour; technical language; reference to shared knowledge; and topic change (Semino 2008)“ (Littlemore/ Krennmayr/ Turner/ Turner 2012: 14) (übers. von E. V.).

324 Enge Grenzen zwischen Metapher und z.B. Metonymie zu adoptieren, würde eher formalistischen Zwecken dienen, d.h. zu einer formalistischen Erklärung in Bezug auf Sinneskonstruktion, - verarbeitung und -verhandlung führen.