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D IMENSION DER N UTZEN -K OMPONENTEN UND M OTIVATIONEN

es rational, im Vorhinein Regeln zu formulieren, die dazu beitragen, die Unsicherheit über die Situation zu bewältigen“ (Feindt und Newig, 2005, 15). Die Wahrnehmung eines klaren zu erwartenden Nutzens um sich zu beteiligen, ist in diversen Literaturquellen dargestellt (Selle, 1996, Birner et al., 2002, Mburu et al., 2003, Freese und Rüffer, 2005, Mitchell, 2005, Hodge, 2007). „Die Betroffenen werden dann teil- nehmen, wenn sie den Nutzen für sich erkennen und mögliche Befürchtungen ausgeräumt werden kön- nen“ (Arbter et al., 2005, 19). Die Relevanz und die Gewichtung dieser Nutzen kann von Person zu Per- son schwanken. Gemäß Selle (1996) sollte der Begriff des Nutzens nicht zu eng gefasst werden. Beweg- gründe zur Partizipation können eine verbesserte Umweltbedingungen, eine höhere Lebensqualität oder soziale Integration durch den Aufbau von Netzwerken sein.

Aufgrund der umfassenden Literatur und zahlreichen qualitativen Studien zu Nutzen-Komponenten der beteiligten Personen in lokalen und Mehr-Ebenen-Entscheidungsfindungsprozessen waren strukturierte Befragungen in den Fallstudien möglich15. Im Folgenden sei ein Überblick gegeben, welche Nutzen- Komponenten relevant für partizipative Entscheidungsfindung in Bezug auf Kulturlandschaftsentwick- lung sind und in die Analyse inkludiert wurden.

Natur schützen, Kulturlandschaft erhalten und gestalten

Individuen verfolgen nicht nur eigennützige Ziele, sondern auch soziale Normen der Fairness und des Wohlbefindens anderer (Feindt und Newig, 2005, Paavola und Adger, 2005). Menschen beabsichtigen, eine gefährdete Art zu schützen, die sie als wertvoll betrachten (Paavola, 2003/2004), oder wollen be- stimmte Folgen, wie einen Verlust an landschaftlicher Diversität verhindern, den sie als negativ beurtei- len. Im vorliegenden Fall der partizipativen Entscheidungsfindung in Fragen der Kulturlandschaftsent- wicklung kann angenommen werden, dass sich Personen engagieren, denen der Naturschutz oder der Erhalt, die Entwicklung einer spezifischen Landschaft oder Landschaftselemente auch für zukünftige Generationen am Herzen liegen (Höppner et al., 2007, Höppner et al., 2008).

Interessensgruppe vertreten

Ein Anliegen der Teilnehmenden kann darin liegen, ihre Interessensgruppe wie Land- und Forstwirt- schaft, Tourismus, Naturschutz, Gemeindeanliegen zu vertreten. Die Teilnehmenden können auch eine Behörde repräsentieren und im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit teilnehmen (Arbter et al., 2005). Sie können ihre eigenen Interesse oder aber mehrere Interessen vertreten, wie etwa ein Landwirt, der auch im Tourismus aktiv ist und dem die Natur und deren Schutz ein Anliegen ist.

Entscheidungen mitbestimmen, Einfluss ausüben

Die Möglichkeit eigene Ideen und Interessen einzubringen und umzusetzen, ist eine wesentliche Motiva- tion für eine Beteiligung (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005, Newig, 2005). Des Weiteren wollen Personen in diesen Prozessen teilnehmen, um Entwicklungen in ihrer Wohnumgebung, ihrer Gemeinde zu beeinflussen (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005), da sie persön- lich von diesen Entwicklungen betroffen sind (Selle, 1996, Mitchell, 2005, Plummer und Arai, 2005, Cheng und Mattor, 2006). „Aus dem Bezug zur eigenen Lebenswelt kommt der Impuls für das Engage-

15 Die Arbeitsblätter der Strategiegruppe Partizipation (2004) enthalten eine umfassende Übersicht der unterschiedlichen Nut- zen-Komponenten aus Sicht mehrerer Akteursgruppen: jene der politischen EntscheidungsträgerInnen, der Verwaltung, der BürgerInnen und Bürgerinitiativen, der InteressensvertreterInnen, der NGOs und ProjektwerberInnen. Die angeführten Argu- mente gliedern sich in Argumente für die eigene Tätigkeit/Position, Argumente für den Umgang mit anderen, Argumente für die Information/den Wissenstransfer und Argumente für die Wahrnehmung durch andere. Die Argumente aus den Arbeitsblät- tern waren eine grundlegende Quelle für die Nutzen-Komponenten im analytischen Rahmen.

ment der Bürger“ (Selle, 1996, 166). Die Art, der Umfang und die subjektive Bedeutung des Problems, das es mittels des partizipativen Prozesses zu lösen gilt, haben wesentlichen Einfluss, ob generell Interes- se besteht sich einzubringen. Die individuelle Betroffenheit ist hier ausschlaggebend. Jedoch kann aus fehlender Beteiligung nicht auf ein Desinteresse geschlossen werden. So können etwa die Anliegen be- reits berücksichtigt sein (Diduck und Sinclair, 2002). Im Hinblick auf die subjektive Bedeutung eines Problems ist die räumliche und zeitliche Dimension entscheidend. Höppner et al. (2008, 605) sprechen vom Einfluss des „place attachement“. Dies bedeutet das Gefühl einer sozialen Zugehörigkeit zu einem Raum, zu einem Gebiet. Demgemäß wird die Mitbestimmung für lokale AkteurInnen besonders wichtig sein, wenn der Fokus auf spezifischen Gebieten oder Landschaftsqualitäten liegt (Selman, 2004). Je weit reichender das Problem und je größer der Kreis potentieller Beteiligter, desto niedriger wird das Interesse sein, teilzunehmen und sich zu engagieren (Newig, 2005).

Eigenes Wissen und Fähigkeiten einbringen und erweitern und bereitgestellte Ressourcen nut- zen

Durch eine Beteiligung können Teilnehmende Einblick in den Entscheidungsfindungsprozess erhalten, diesen besser verstehen und Informationen erhalten (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005, Plummer und Arai, 2005). Das eigene Wissen kann durch den Austausch der Argumente und Per- spektiven der anderen Beteiligten erweitert werden (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005). Die Beteiligung kann dazu beitragen, Schlüsselqualifikationen zu erweitern. Diese Qualifikatio- nen umfassen die Fähigkeit zur gemeinsamen Entscheidungsfindung, soziale und politische Partizipation, Kommunikation, Lobbying, Organisation, kritisches Denken und Problemlösen (Strategiegruppe Partizi- pation, 2004a, Mitchell, 2005). Eine Kultur der Selbstorganisation wird gefördert (Strategiegruppe Parti- zipation, 2004a). Damit in Verbindung steht die Möglichkeit, Ressourcen, die für den Prozess zur Verfü- gung gestellt wurden, zu nutzen. Diese Ressourcen können Fördergelder, Bildungsangebote, Informatio- nen und infrastrukturelle Ressourcen umfassen. Die Ressourcen sind entscheidend, ob eine Gruppe ihre Ziele erreichen kann und ob Entscheidungen Wirkungskraft erhalten (Mitchell, 2005, Koehler und Koontz, 2008).

Kontakte, Netzwerke knüpfen und festigen; gemeinsam etwas bewirken

Ein wichtiger Nutzen in Partizipationsprozesse ist die Möglichkeit, Kontakte und Netzwerke zu knüpfen.

Die Beteiligten werden durch die gemeinsame Arbeit, das Ziehen an einem gemeinsamen Strang in ein soziales Netz eingebettet (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Koehler und Koontz, 2008). Persönliche Beziehungen werden aufgebaut (Strategiegruppe Partizipation, 2004a). Auch gemeinsame Aktivitäten per se, wie soziale Interaktionen und Beziehungen können ein Nutzen einer Partizipation sein (Selle, 1996, Plummer und Arai, 2005).

Anerkennung erhalten, Selbstvertrauen stärken

Empowerment ist charakterisiert durch eine Stärkung des Selbstvertrauens, einer positiven Selbstwahr- nehmung und der Möglichkeit, effektiv im öffentlichen Partizipationskontext mitzuwirken (Mitchell, 2005, Cheng und Mattor, 2006). Daher kann das Streben nach Anerkennung und dessen Befriedigung durch die Kommunikation mit anderen ein weiteres Motiv einer Beteiligung sein (Newig, 2005). Akteu- rInnen können ihre Fähigkeiten, ihr Alltagswissen und lokal-spezifisches Wissen einbringen und als lo- kale Expertinnen und Experten geschätzt werden (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005, Plummer und Arai, 2005). „Jede(r) Beteiligte kann sowohl als TrägerIn einer Rolle als auch als Mensch Anerkennung, Sympathie […] gewinnen“ (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, 7).

Akzeptanz der Entscheidungen erhöhen, Vertrauen stärken

Durch Partizipationsprozesse kann Vertrauen aufgebaut und die Akzeptanz der Entscheidungen erhöht werden (Strategiegruppe Partizipation, 2004a, Arbter et al., 2005). Die Akzeptanz der Entscheidungen ist wesentlich für den gesamten Projektverlauf, kann aber auch aus individueller Perspektive der Beteiligten ein Anliegen sein. Eng verwoben mit der Akzeptanz von Entscheidungen ist der Aufbau von Vertrauen im Entscheidungsfindungsprozess. Die Stärkung des Vertrauens wird als wesentlicher Nutzen von parti- zipativen Prozessen betrachtet, obwohl das Vertrauensbildungspotential nicht systematisch getestet wur- de (Höppner et al., 2007).

Die erläuterten Nutzen-Komponenten sind stets in Relation zum damit einhergehenden Aufwand zu se- hen: “…es ist von wesentlicher Bedeutung, ob dieser Nutzen mit angemessenen Aufwand erreicht wer- den kann. Die lakonische Bewohnerantwort ‚Dafür habe ich keine Zeit’ drückt eben diese Relation aus.

Nutzen wie Aufwand werden jeweils vor dem Hintergrund der eigenen Lebenssituation, dem zur Verfü- gung stehenden Zeitbudget und der Kraft, die andere Aufgaben binden, beurteilt. Dabei entwickelt sich die Relation von Aufwand und Nutzen sozusagen spiralförmig: Je höher der erwartete Nutzen, umso höher die mögliche Intensität des Einsatzes“ (Selle, 1996, 177).