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F ALLSTUDIE 3: LIFE-N ATUR P ROJEKT W EIDMOOS

wie etwa im Wanderwegprojekt. Der externe Projektbegleiter und der lokale Projektleiter leiten ge- meinsam das Kulturlandschaftsprojekt. Die Gemeinde fungiert als Projektträgerin und Unterstützerin des Projektes. In der Projektgemeinschaft sind alle Personen im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit in der Gemeindevertretung involviert.

hinweg immer größer. Gemeinsam mit dem benachbarten Ibmer Moor und dem Bürmooser Moor bildete sich der größte zusammenhängende Moorkomplex in Österreich (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Im 18. Jahrhundert begann schließlich die Kultivierung des Weidmooses, das Inte- resse und die Nachfrage nach dem brennbaren Rohstoff Torf stieg. Torf wurde für die Glasindustrie im benachbarten Bürmoos gebraucht. Mit einer Unterbrechung des Torfabbaues 1930 wurde 1947 erneu- ert die großindustrielle Erzeugung von Brenntorf und Torfmull durch die „Österreichische Stickstoff- werke AG Linz“ aufgenommen. Es entstand eine Industrielandschaft (Torferneuerungsverein Weid- moos, 2007). Als schließlich die Torfbestände zu Neige gingen, wurde im Jahr 2000 der Torfabbau eingestellt; erhalten blieb nur ein kleiner Rest des Hochmoores (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Die Ideen zur Flächennutzung waren vielfältig und reichten von einer möglichen Errichtung einer Mülldeponie, über den Bau eines Flugplatzes bis zu einem Golfplatz. Die Natur eroberte jedoch das Moor zurück, und es entstand ein einzigartiger Vogellebensraum.

Im Jahr 2001 wurde schließlich das Weidmoos als Vogelschutzgebiet (SPA) gemeldet und im April 2006 zum Natur- und Europaschutzgebiet erklärt (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Bisher wurden im Weidmoos mehr als 150 Vogelarten festgestellt, unter anderem auch solche, die europaweit vom Aussterben bedroht sind. Das Weidmoos bietet beispielsweise für Weißsternige Blaukehlchen, Rohrweihen, Bekassinen oder Tüpfelsumpfhühner, Bruchwasserläufer einen Lebensraum. Das Gebiet erfüllt für Vögel mehrere Funktionen: es dient als Brut- und Nahrungsgebiet und ist zudem ein bedeu- tendes Rastgebiet für Zugvögel. Weiters ist das Weidmoos Überwinterungsgebiet etwa für die Korn- weihe und den Silberreiher (Stadler, 2008). Mit den im Laufe der Renaturierung neu entstandenen Wasserflächen bietet das Weidmoos auch für viele andere Tier- und Pflanzenarten Lebensraum (Stadler, 2008). Insgesamt acht Amphibienarten (wie Gelbbauchunke, Teichmolche, Gras- und Was- serfrösche), fünf Reptilienarten (z.B. Zauneidechse, Ringelnatter) und 21 Libellenarten leben im Schutzgebiet. Laufend werden neue Tier- und Pflanzenarten festgestellt. Bei botanischen Erhebungen konnten bereits mehr als 300 Pflanzenarten dokumentiert werden, wie etwa Glanzstendel, Gelblichen Zyperngras, Prachtnelke (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007).

Aufgrund einer naturschutzbehördlich vorgeschriebenen Ersatzmaßnahme eines Stadionneubaues in Salzburg konnten im Jahr 2000 etwa 80 ha (rund 59% der Gesamtfläche) des Weidmooses angekauft werden. Die Nutzungswidmung für den Naturschutz wurde im Grundbuch gesichert. Im Jahr 2002 wurde schließlich durch ein Ziviltechnikerbüro unter Beteiligung der Bevölkerung der Gemeinden Lamprechtshausen und St. Georgen und der GrundeigentümerInnen ein Natura 2000-Managementplan erstellt, der die notwendigen Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen enthält. Dieses Habitatmanage- ment umfasst etwa die Wiedervernässung einiger Flächen und die regelmäßige Streuwiesenmahd. Zu diesen Bestrebungen wurde im Jahr 2003 ein LIFE-Natur Projekt gestartet (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Das LIFE-Natur Projekt „Habitatmanagement im Vogelschutzgebiet Weidmoos“

begann mit 1. April 2003 und endete am 30. September 2007 und war das „größte Wiedervernäs- sungsprojekt in Österreich“ (Riehl, 2007).

8.3.2 Aktivitäten der Projektgemeinschaft

Das Hauptziel des LIFE-Projekts war, den Bestand der im Weidmoos vorkommenden gefährdeten Vogelarten zu sichern. Das Weidmoos sollte als Brut-, Durchzugs- und Überwinterungsgebiet für eu- ropaweit selten gewordene Vogelarten erhalten werden. Geplante Maßnahmen hierzu waren Flächen- ankauf, Anstaumaßnahmen und die Optimierung der Streuwiesennutzung. Auch sollte das Weidmoos für Besucher zugänglich und erlebbar werden, was ein Themenweg, eine Info-Stelle und ein Aus-

sichtsturm gewährleisten sollten (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007, Naturschutzabteilung Land Salzburg, 2008).

Im Rahmen des LIFE-Natur Projektes Weidmoos wurden folgende Hauptmaßnahmen umgesetzt: ins- gesamt konnten weitere 46 ha von mehr als 20 GrundeigentümerInnen angekauft oder angepachtet werden. Das Gebiet umfasst nun insgesamt 136 ha. Die Gemeinden Lamprechtshausen und St.

Georgen wurden Eigentümerinnen dieser Flächen und die Nutzungsrechte für den Naturschutz gesi- chert (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Weiters wurden 50 Tondämme mit einer Gesamtlän- ge von 2,5 km errichtet, wodurch mehr als 30 ha neue Wasser- und Feuchtflächen geschaffen werden konnten. Die Mahd von 30 ha Streuwiesen wurde für den Schutz der Vogelwelt optimiert und langfris- tig sichergestellt (Naturschutzabteilung Land Salzburg, 2008). Die rund 30 ha Streuwiesen bewirt- schaften zehn LandwirtInnen aus den umliegenden Gemeinden. Weitere wiederkehrende Pflegemaß- nahmen sind die Schaffung von vegetationsfreien Flächen mit den ehemals für den Torfabbau genutz- ten Moorraupen und Gehölzpflegemaßnahmen. Begleitende Maßnahmen waren und sind das Monito- ring, um die Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen zu überprüfen. Hierzu zählt das Habitatmoni- toring, Vogelmonitoring, Hydrologisches Monitoring und eine Luftbilddokumentation (Naturschutzabteilung Land Salzburg, 2008). Das Gesamtbudget betrug 1,2 Mio. €, wovon von der EU 50% kofinanziert wurden. Das Land Salzburg (Naturschutz) trug 44% der Kosten, das Bundesministe- rium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 3%, die Gemeinden Lamprechts- hausen, St. Georgen und der Torferneuerungsverein jeweils 1% der Kosten (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007).

Abbildung 20: Weidmoos aus der Vogelperspektive Quelle: Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007

Abbildung 20 zeigt das neu geschaffene Weidmoos – einen Lebensraum aus zweiter Hand – aus der Vogelperspektive. Neben diesen Maßnahmen für das Weidmoos wurden Besuchereinrichtungen ge- schaffen. Neben einem Themenweg zu den Lebensräumen, den Vogelarten und der Geschichte des Weidmooses, können BesucherInnen von einem Aussichtsturm und von einem „Hide“ aus das Weid- moos betrachten. Bei der Informationsstelle mit einer Ausstellung und einer Filmpräsentation und den geführten Exkursionen erfahren BesucherInnen viel Wissenswertes über das Weidmoos

bungen zeigen, nehmen viele gefährdete Vogelarten das Weidmoos als Lebensraum an. Aus der ehe- maligen Industriebrache wurde ein abwechslungsreicher Lebensraum mit Gewässern, Schilfflächen und einer vielfältigen Pflanzenwelt geschaffen (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Im Rahmen des LIFE-Natur Projektes wurden insgesamt 30 Projektteamsitzungen, sechs Beiratssitzungen und mehr als 75 Informationsveranstaltungen (inkl. Exkursionen und Vorträge) abgehalten (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007).

8.3.3 Adaption des Fragebogens und Interview mit dem lokalen Ansprech- partner

Bei einem ersten Treffen am 28. Oktober 2008 in Lamprechtshausen im Rahmen eines Follow-up- Workshops der Projektgemeinschaft stellte ich das Ziel der Dissertation und die geplante Erhebung der Projektgemeinschaft vor. Der Obmann des Torferneuerungsvereines forderte in der Sitzung die acht Anwesenden zur Unterstützung der Erhebung auf. Gemeinsam mit dem lokalen Projektverant- wortlichen, dem Bürgermeister der Gemeinde Lamprechtshausen, wurde die Befragung der Projekt- gemeinschaft im Rahmen der Dissertation besprochen, der Fragebogen durchgegangen und nähere Informationen zum LIFE-Natur Projekt (siehe Kapitel 8.1.2) eingeholt.

Abbildung 21: Projektteam-Sitzung am 28. 10.2008 (sechs der acht Anwesenden im Bild) Quelle: Eigenes Foto

Die Anwesenden (siehe Abbildung 21) bekräftigten die Bedeutung einer derartigen Erhebung und waren einer Befragung sehr offen gegenüber eingestellt. Der Basisfragebogen wurde mit dem lokalen Projektverantwortlichem und dem Projektleiter (Land Salzburg) angepasst. Auf Wunsch der genann- ten Personen wurden die Aktivitäten zur Aufwandserhebung festgelegt und einige wenige Änderungen im Fragebogen vorgenommen. Die vorgesehene Frage nach dem subjektiv wahrgenommenen Erfolg wurde dahingehend abgeändert, dass jede/r Befragte einerseits das Ziel selbst formulierte und schließ- lich dieses Ziel evaluierte. Die bei dem Treffen Anwesenden drückten weiters ihr Interesse an den Ergebnissen der Dissertation aus. Im Anschluss an die Projektteamsitzung führte mich der Obmann des Torferneuerungsvereines durch das Moor und erläuterte die Besonderheiten im Weidmoos wie etwa den neu errichteten Aussichtsturm, den Lehrpfad und die landschaftlichen Besonderheiten.

8.3.4 Schriftliche Befragung

Die Befragung der Beteiligten der Projektgemeinschaft Weidmoos fand in der Zeit von Ende Novem- ber 2008 bis Juni 2009 statt. Im Rahmen der schriftlichen Befragung erhielten alle in Abbildung 22 angeführten Personen ein Fragebogen per Mail oder per Post. Die Aussendung des Fragebogens ent- hielt ein Informationsschreiben zur Erhebung im Rahmen der Dissertation (siehe Anhang II.5) und ein Begleitschreiben des Projektleiters (siehe Anhang II.6). Damit konnte der Rücklauf der Fragebögen wesentlich gefördert werden. Mit Hilfe einer Kontaktliste der Beteiligten der Projektgemeinschaft konnten die Teilnehmenden an die Befragung erinnert werden. Dies war mehrmals notwendig und wurde telefonisch bzw. per Mail durchgeführt. Zusätzlich appellierte der Projektleiter an die „Säumi- gen“, den Fragebogen zu retournieren.

Von 32 ausgegebenen Fragebögen retournierten 25 Personen einen Fragebogen. Die restlichen sieben Personen gaben in den Erinnerungsanrufen an, keinen Fragebogen retournieren zu wollen. Die Gründe dafür waren, nur sporadisch am Projekt beteiligt gewesen zu sein oder (in einem Fall) keine Zeit für das Ausfüllen des Fragebogens aufbringen zu können. Die weiteren Ergebnisdarstellungen in diesem Abschnitt beziehen sich auf die 25 retournierten Fragebögen.

8.3.5 Projektträger und Projektgemeinschaft Gruppenzusammensetzung

Der im Jahr 2000 gegründete Torferneuerungsverein Weidmoos hat die Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft im Weidmoos zum Ziel. Im Torferneuerungsverein sind GrundeigentümerInnen, Nutzungsberechtigte wie JägerInnen, VertreterInnen der Gemeinden Lamprechtshausen und St.

Georgen sowie naturinteressierte BürgerInnen vertreten. Die Gemeinden Lamprechtshausen und St.

Georgen unterstützen den Verein in seiner Tätigkeit (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007). Der Torferneuerungsverein betreibt die Informationsstelle Weidmoos, organisiert Informationsveranstal- tungen, veranstaltet Exkursionen im Weidmoos (Torferneuerungsverein Weidmoos, 2007) und betreut nach Abschluss des LIFE-Natur Projektes das Weidmoos. Auf Initiative dieses Torferneuerungsverei- nes Weidmoos wurde in Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Naturschutzabteilung des Landes Salzburg und einem Angestellten des Eco-Consulters REVITAL das LIFE-Natur Projekt Weidmoos erfunden und gestartet. VertreterInnen dieser Organisationen luden die weiteren Mitglieder des Pro- jektteams und des Projektbeirates zur Mitarbeit im LIFE-Natur Projekt ein. Der Obmann des Torfer- neuerungsvereines – und gleichzeitig Bürgermeister von Lamprechtshausen – lud auf Gemeindeebene weitere lokale InteressensvertreterInnen in die Projektgemeinschaft ein. Die Öffentlichkeitsarbeit er- folgte über Informationsveranstaltungen, in Zeitschriften und durch mündliche Kommunikation. Eini- ge der Projektteilnehmenden hatten bereits vor Start des LIFE-Natur Projektes mit dem Weidmoos beruflich zu tun, wie etwa im Rahmen der Ausweisung als Natura 2000-Gebiet, den Ersatzankäufen der Grundstücke im Weidmoos (Stadionbau in Salzburg) oder später in der Erstellung des Manage- mentplanes.

Projektteam Projekt- Beirat gemeinschaft

Projektassistenz (Eco-Consulter)

Ornithologin Bauamt

Landwirtschaftskammer

Birdlife Salzburg Moorexperte

Jägerschaft Gebietsbetreuung

Oberösterreich

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,

Umwelt und Wasserwirtschaft

Fischerei

Bürgermeister (2) („Torferneuerungsverein“)

Landeslabor Projektleiter (Landesregierung)

Ortsbauern- obmänner

Naturschutz- beauftragter Naturschutzbund Berg- und Naturwacht

Landesumweltanwaltschaft

Bezirkshaupt- mannschaften

Regionalverband Oberndorf Naturschutzabteilung

beim Amt der OÖ Landesregierung

Abbildung 22: Zusammensetzung der Projektgemeinschaft Weidmoos Quelle: Eigene Darstellung

Die Zusammensetzung der Projektgemeinschaft Weidmoos ist in Abbildung 22 dargestellt. Die Pro- jektleitung oblag Herrn Bernhard Riehl von der Naturschutzabteilung beim Amt der Salzburger Lan- desregierung. Die extern vergebene Projektassistenz wurde vom Büro REVITAL Ziviltechniker GmbH übernommen. Neben den beiden erwähnten Personen waren im Projektteam die Bürgermeister der beiden involvierten Gemeinden Lamprechtshausen und St. Georgen (und somit der Torferneue- rungsverein), die Amtsleiter der beiden Gemeinden, sowie eine Ornithologin der Naturschutzabtei- lung, der Bauamtsleiter von Lamprechtshausen und eine Person vom Landeslabor vertreten. Zusätzlich wurde ein Projektbeirat eingerichtet, indem insbesondere lokale und regionale AkteurInnen vertreten waren (Ragger und Riehl, 2007). Dies war die grundsätzliche Gruppenzusammensetzung, wobei bei den einzelnen Treffen und Entscheidungen jedoch nicht immer alle hier aufgelisteten Personen anwe- send waren.