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E XKURS : N ATURA 2000-S TEUERUNGSGRUPPEN IN F RANKREICH

5 Untersuchungsdesign

Dieses Kapitel zeigt das Untersuchungsdesign der Dissertation und gleichzeitig die Abfolge und die we- sentlichen Schritte auf, wie das Thema behandelt und die Forschungsfragen beantwortet werden. Diese Darstellung soll Einblick geben, welche Informationen integriert werden und wie neues Wissen gemäß den Ansprüchen einer Dissertation generiert wird.

Die Dissertation folgt den Prinzipien qualitativer Forschung, auf die hier kurz eingegangen werden soll.

Die Dissertation bezieht sich auf einzelne Untersuchungsfälle gemäß dem Prinzip der Einzelfallbezogen- heit (Lamnek, 2005). Demnach werden komplexe, vieldeutige Felder beforscht. Auf die Komplexität des Themas nimmt Kapitel Zwei Bezug. Entsprechend der Subjektbezogenheit sind weiters die von der For- schungsfrage betroffenen Menschen der Ausgangspunkt der Untersuchung. Die Erhebung richtet sich an Personen, die in partizipativen Entscheidungsprozessen, in partizipativen Projekten des Naturschutzes oder der Kulturlandschaftsentwicklung beteiligt sind. Des Weiteren wird angestrebt, den Gegenstandsbe- reich möglichst genau, vollständig und aspektreich darzustellen (Ganzheitlichkeit, Historizität) und setzt dabei am einzelnen Fall an. Die einzelnen Fälle der Untersuchung – die Fallbeispiele – werden in Kapitel Acht charakterisiert. Neben der Einzelfallbezogenheit orientiert sich die Dissertation am Prinzip der All- tagsnähe, wonach Gegenstände und Strukturen immer möglichst in ihrem natürlichen, alltäglichen Um- feld zu untersuchen sind. Sie setzt an praktischen Problemstellungen an, bezieht ihre Ergebnisse auf die Praxis und achtet bei der Wahl des Untersuchungsdesigns und der Methoden auf eine Gegenstandsange- messenheit. Diesem Prinzip der Alltagsnähe widmet sich Kapitel 14.1 und beleuchtet die Aspekte der Transdisziplinarität der Dissertation, die wohl sehr eng mit der Perspektive der Alltagswelt verbunden sind. Das dritte Prinzip ist die Kommunikation im Forschungsprozess. Kommunikation ist als konstituti- ves und reflexionsbedürftiges Element des Verstehensprozesses zu betrachten und geht dabei von einem gleichberechtigten Verhältnis zwischen Forscherin und den Beforschten aus. In dieser Interaktion können sich sowohl die Forscherin und der beforschte Gegenstand ändern. Das Prinzip der Deskription und In- terpretation trachtet danach, die subjektive Sicht der Beforschten nachzuvollziehen, einen verstehenden Zugang zu entwickeln und demgemäß die Regeln, Muster, Strukturen erkennen zu können, insbesondere auch dann, wenn sie den Beforschten nicht unmittelbar bewusst sind. Offenheit als weiteres Prinzip einer qualitativen Forschung meint, offene, wenig vorstrukturierte Methoden der Datengewinnung zu verwen- den.

Tabelle 12 skizziert die einzelnen Untersuchungsphasen und zeigt überblicksmäßig auf, welche Metho- den zur Umsetzung der einzelnen Arbeitsschritte eingesetzt werden. Obwohl die Darstellung linear ange- ordnet ist, sind die rekursiven Schleifen im Untersuchungsprozess in der Übersicht eingetragen und wer- den in den jeweiligen Kapiteln verdeutlicht. Dies bezieht sich insbesondere auf die explorativen Inter- views, die Adaptierung der Fragebögen und die Chancen- und Restriktionsanalyse. Im Folgenden sei kurz auf die einzelnen Arbeitsschritte eingegangen.

Tabelle 12: Untersuchungsdesign

Arbeitsschritte Methoden Kriterien zur Auswahl der Fallstudien festlegen

Mögliche Fallbeispiele sammeln

• Literatur- und Internetrecherche

• Ergebnisse der explorativen Interviews

• Befragung von Wissenschaftlern (per E-Mail)

• Befragung der Natura 2000-Verantwortlichen der Bundesländer per Mail;

• Face-to-face-Interviews mit Projektverantwortlichen Fallstudien auswählen und mit

den jeweiligen Prozessverantwort- lichen abklären

• Entsprechend den Kriterien und dem Forschungsdesign;

• Gespräche (persönlich, telefonisch, per Mail) mit den Prozessverant- wortlichen

Fragebogen und Leitfaden erstellen

• Forschungskonzept

• Literatur

• wissenschaftliche Begleitung Fragebögen fallspezifisch

adaptieren

• Face-to-Face Interview mit den einzelnen Prozessverantwortlichen der Fallstudien

Stakeholder befragen Schriftliche Befragung aller Teilnehmenden

Problemzentrierte Interviews mit früheren Teilnehmenden Befragungen auswerten • Qualitative Rückfragen bei Prozessverantwortlichen

• Komparative Analyse der Daten Triangulation

• Schriftliche Befragung

• problemzentrierte Interviews

• Dokumentenanalysen

• offene Beobachtung Internationale Praxisbeispiele

aufzeigen • Literatur

Schlussfolgerungen und Hand- lungsoptionen formulieren und diskutieren

• Chancen- und Restriktionsanalyse Endergebnisse darstellen und kommunizieren Quelle: Eigene Darstellung

Kriterien zur Auswahl der Fallstudien festlegen

Im Rahmen der Arbeit wurden fünf Fallstudien durchgeführt, die Einblick in die Praxis der partizipativen Entscheidungsfindung in Fragen der Kulturlandschaftsentwicklung und des Naturschutzes boten und andererseits zur Beantwortung der Forschungsfragen dienten. Partizipative Ansätze sind ein relativ neues Phänomen im Bereich der Kulturlandschaftsentwicklung und des Naturschutzes, insbesondere das Zu- sammentreffen und Abstimmen mehrerer Interessensgruppen. Die Fallstudien sind das Herzstück der Dissertation. Die Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen sollen im Wesentlichen auf diesen Fallstudien basieren. In Kapitel 7.3 sind die gewählten Kriterien zur Auswahl der Fallstudien im Detail dargelegt.

Mögliche Fallbeispiele sammeln

Mittels Fallstudien wurden bestehende Governance-Formen der Kulturlandschaftsentwicklung und des Naturschutzes – deren AkteurInnen, Organisationen, Transaktionskosten, Ziele – im Detail erhoben.

Ausgehend von den im Forschungskonzept vorgesehenen niederösterreichischen Kulturlandschaftspro- jekten und deren Projektablauf nannten einzelne GesprächspartnerInnen in den explorativen Interviews

Formen. Um einen Überblick zur Umsetzung in den anderen österreichischen Bundesländern zu erhalten, wurde im Juli 2008 der Natura 2000-Ländervertreter Österreichs Herr Christian Plössnig kontaktiert und zur Praxis möglicher Steuerungs- oder Managementgruppen in den einzelnen Bundesländern befragt.

Daraufhin wurden alle BundesländervertreterInnen per Mail und teilweise telefonisch kontaktiert. Auf- grund dieser Recherche ließ sich ein Überblick gewinnen, in welchen Bundesländern Steuerungsgruppen oder Managementgruppen existieren. Darüber hinaus werden LIFE-Natur Projekte zum Teil von lokalen Organisationen in Zusammenarbeit mit Behörden getragen. Alle drei Formen entsprechen einer partizipa- tiven Landschafts-Governance, die im Zentrum des Interesses der vorliegenden Arbeit steht. Neben die- sen drei Projektformen existieren aber noch mehrere Praxisbeispiele, die sich in unterschiedlichem Aus- maß mit partizipativen Prozessen in Verbindung mit Naturschutz und Kulturlandschaft auseinanderset- zen. Kapitel 7.4 skizziert die Bandbreite der praktizierten Formen.

Fallstudien auswählen und mit den jeweiligen Prozessverantwortlichen abklären

Aus den möglichen Untersuchungsbeispielen waren einzelne Fallstudien auszuwählen, die zum einen im Rahmen einer Dissertation machbar sind und zum anderen eine entsprechende Vergleichsbasis bilden und gleichzeitig ein differenziertes Bild der Umsetzungspraxis aufzeigen können. In den Fallstudien sind die betrachteten Menschen der Ausgangspunkt, ohne deren Zustimmung sind keine Untersuchungen möglich. Demgemäß ist die Zusammenarbeit mit den Prozessverantwortlichen und mit den einzelnen Projektteilnehmenden von grundlegender Bedeutung. Im Rahmen der Arbeit galt es, diese Personen um- fassend über die Erhebung zu informieren, deren Bereitschaft zur Teilnahme an Erhebungen zu wecken und schließlich eine Untersuchung mit ihrer Zustimmung durchzuführen. Diese Phase der Dissertation nahm einen geraumen Zeitraum in Anspruch, da von Seiten einiger für das Forschungsthema interessan- ter Praxisbeispiele einige Bedenken gegen eine Erhebung geäußert wurden. Eine detaillierte Beschrei- bung des Auswahlprozesses findet sich in Kapitel Sieben. Schließlich wurden jeweils zwei Kulturland- schaftsprojekte, ein LIFE-Natur Projekt und zwei Natura 2000-Steuerungsgruppen als Fallstudien aus- gewählt.

Fragebogen und Leitfaden erstellen

Aufgrund der Anzahl der befragten Personen, den Zielen und den Forschungsfragen der Dissertation wurde die Form einer schriftlichen Befragung der Stakeholder der einzelnen Fallstudien gewählt. Die Grundstruktur des Fragebogens mit den einzelnen Fragen orientiert sich an den Forschungsfragen, am analytischen Rahmen, der verwendeten Literatur und Theorien. Das Forschungsdesign und der Fragebo- gen wurde neben dem Betreuungsteam mit Professor Volker Beckmann, einem Wissenschaftler im Be- reich der Transaktionskostenökonomik und der Landnutzungsforschung, im „Institutional Analysis Workshops – Applying Theories and Practicing Methodologies“ im Rahmen des Marie Curie Projektes

„MACE – Modern Agriculture in Central and Eastern Europe: Tools for the analysis and management of rural change“ in Nitra im November 2008 diskutiert und entsprechend präzisiert. Kapitel 7.7.3 widmet sich dem Fragebogen-Design und zeigt die Verknüpfungen mit den Forschungsfragen auf. Wie sich in den Fallstudien gezeigt hat, waren Personen aus den analysierten Prozessen ausgeschieden. Um diese früheren Teilnehmenden zu deren Perspektive zu befragen, wurden problemzentrierte Interviews geführt.

Hierzu wurde ein Leitfaden vorbereitet (siehe Kapitel 7.9.3).

Fragebögen fallspezifisch adaptieren

Obwohl die Fallstudien nach bestimmten Kriterien ausgewählt wurden, unterscheiden sie sich in einigen Merkmalen, sei dies in den involvierten Akteuren, deren Organisation, Projektzielen und Projektphase.

Aufgrund dieser Charakteristika waren die einzelnen Fragebögen zu adaptieren, um den jeweiligen Pro- jekteigenschaften und -eigenheiten gerecht zu werden. Weiters waren einzelne Adaptierungen notwen-

dig, um überhaupt die Einwilligung der einzelnen Prozessverantwortlichen für eine Untersuchung zu erhalten. Diese Adaptierung fand im Rahmen von Gesprächen mit Prozessverantwortlichen statt. Neben der Verständlichkeit der einzelnen Fragen wurde darauf geachtet, ob die Fragen für die einzelne Fallstu- die angemessen sind. Einzelne Fragen wurden in Abstimmung mit den Prozessverantwortlichen gelöscht, abgeändert oder hinzugefügt. Die Grundstruktur mit dem Hauptteil an gleichen Fragen für alle Fallstu- dien blieb jedoch erhalten. Kapitel 7.8 beschreibt diese Adaptierungsphase.

Stakeholder befragen

Die Datenerhebung im Rahmen der Stakeholder-Befragung fand einerseits in Form der schriftlichen Be- fragung statt und richtete sich an alle Personen, die aktiv in den untersuchten Projekten in der Entschei- dungsfindung beteiligt waren. Dies waren neben den Prozessverantwortlichen etwa LandwirtInnen, ForstwirtInnen, Naturschutzinteressierte, GemeindevertreterInnen, BehördenvertreterInnen und Bürge- rInnen. Die Befragung fand schriftlich per Mail oder per Post statt. Nähere Erläuterungen zur Stakehol- der-Befragung finden sich in Kapitel 7.7.4. Andererseits wurden problemzentrierte Interviews mit ausge- schiedenen Teilnehmenden geführt (siehe Kapitel 7.9).

Befragungen auswerten

Die Auswertung der schriftlichen Befragung orientierte sich an den forschungsleitenden Fragen und be- schreibt die analysierten Fallstudien, deren Charakteristika im Hinblick auf die Kosten-Nutzen-Risiken- Relationen der Teilnahme an den jeweiligen Projekten. Bei Ungereimtheiten, Widersprüchen und Un- klarheiten wurden die Teilnehmenden noch einmal persönlich kontaktiert und nach möglichen Ursachen für diese Phänomene gefragt. Ein weiterer Analyseschritt vergleicht die Fallstudien im Hinblick auf die forschungsrelevanten Themen. Die auf diese Weise identifizierten Struktur- und Entwicklungsunter- schiede lassen unter Umständen Verbesserungspotenziale, wie etwa in der Vertrags- und Organisations- ausgestaltung, Mitbestimmung lokaler Bevölkerungsgruppen, erkennen. Die Auswertung der Befragung ist in Kapitel Neun zusammengefasst.

Triangulation

Um einen möglichst umfassenden Einblick in die Fallstudien zu erhalten, wurden neben den Befragungs- ergebnissen weitere Datengrundlagen hinzugezogen. Hierzu zählen Dokumentenanalysen (siehe Kapitel 7.10) zu den Fallstudien und eine offene Beobachtung (siehe Kapitel 7.11). Gemäß Flick (2007) lassen sich qualitative und quantitative Methoden auf unterschiedliche Weise in einer Studie verknüpfen. Dies kann bei einer Triangulation umgesetzt werden, die darin besteht, dass von einer wechselseitigen Ergän- zung im methodischen Blick auf einen Gegenstand ausgegangen wird. Diese Ergänzung besteht in einer komplementären Kompensation der Schwächen der jeweiligen Einzelmethode. Der Schnittpunkt der Methoden ist der jeweilige Gegenstand. Quantitative Daten lassen sich etwa mit ergänzenden Interviews mit einem Teil der Befragten in qualitative Daten überführen (Flick, 2007). „Während die Analyse der Häufigkeit bestimmter vorhandener Antworten aus Interviews zusätzliche Aufschlüsse für die Interpreta- tion dieser Interviews liefern kann, müssen zur zusätzlichen Erklärung dafür, warum bestimmte Ant- wortmuster sich in Fragebögen gehäuft finden lassen, neue Datensorten […] erhoben und hinzugefügt werden“ (Flick, 2007, 47f).

Internationale Praxisbeispiele aufzeigen

Wie sich sowohl im Rahmen der Literatur- und Internetrecherche und in den explorativen Interviews herausstellte, existieren international Best-Practice-Beispiele zu Fragen der Partizipation in landschafts- relevanten Entwicklungen. Besonders seien hier die Natura 2000-Managementgruppen in Frankreich

Erkenntnissen auf überregionaler Ebene, konnten Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für die österreichischen Praxisbeispiele abgeleitet werden.

Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen formulieren und diskutieren

Die Untersuchungsergebnisse unterschiedlicher Partizipationsformen dienten als Grundlage, um zukünf- tige Handlungsoptionen im Hinblick auf adaptive Governanceformen aufzuzeigen und Empfehlungen an die AkteurInnen der einzelnen Fallbeispiele zu formulieren. Die Diskussion der Handlungsempfehlungen erfolgte in Form einer Chancen- und Restriktionsanalyse. Darüber hinaus wurden Ergebnisse und Folge- rungen für die Transaktionskostentheorie in Verbindung zu partizipativen Formen der Entscheidungsfin- dung in Fragen der Kulturlandschaftsentwicklung, des Naturschutzes dargestellt. Die Dissertation konnte hier sowohl einen methodischen (prozeduralen) und einen theoretischen Beitrag leisten.

Im Folgenden werden die Methoden erläutert, die zur Triangulation in der vorliegenden Arbeit herange- zogen werden.

6 Explorative Interviews

In der explorativen Phase der Dissertation kamen Vorstudien in Form von leitfadengestützten ExpertIn- neninterviews zum Einsatz. Gemäß Gläser und Laudel (2006, 104) bezeichnen Vorstudien im Umfang begrenzte empirische Untersuchungen, die für die eigentliche Untersuchung notwendiges Wissen be- schaffen sollen. Vorstudien können die Offenheit der Untersuchung fördern und die Methodenanwen- dung qualifizieren (Gläser und Laudel, 2008). In der Dissertation diente die Vorstudie dazu, Informatio- nen über den Untersuchungsgegenstand zu akkumulieren.