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F ALLSTUDIE 5: N ATURA 2000-S TEUERUNGSGRUPPE S CHWEMM

dermoore und Moorwälder (Schober et al., 2002). Eine Besonderheit ist das Vorkommen von Glanz- kraut. Weiters konnte etwa die Gelbbauchunke und der Skabiosen-Scheckenfalter nachgewiesen wer- den, und Zugvögel wie die Bekassine und der Kiebitz verleihen dem Hochmoor eine besondere Be- deutung (Abt. Umweltschutz des Amtes der Tiroler Landesregierung, 2006).

Landwirtschaftliches Intensivgrünland umgibt die Schwemm, und im Süden gehen die angrenzenden Flächen direkt in einen steilen Fichten-Tannen-Buchen-Mischwald über (Schober et al., 2002). Einige Bauernhöfe und eine Wohnsiedlung grenzen an das Moorgebiet. Im Norden der Schwemm befindet sich ein Golfplatz mit einem Hotel und dazugehörenden Parkplätzen, und im Süden des Gebiets liegt ein Kieswerk. Um die Schwemm führt eine Asphaltstraße, die teilweise nahe an die Grenzen des Natu- ra 2000-Gebietes heranreicht (Schober et al., 2002). Da das zentrale Hochmoor schwer bis kaum zu- gänglich ist, sind anthropogene Störeinflüsse noch kaum zu erkennen. Anders im Übergangsmoor, das vor allem in den Randzonen bereits deutliche Spuren menschlichen Einflusses aufweist. Hier breitet sich der Schilfgürtel immer mehr in Richtung Hochmoor aus, und im Randbereich zu den angrenzen- den Wirtschaftswiesen nehmen nitrophile Hochstaudenfluren und Verbuschung zu, was teilweise auf den Stickstoffeintrag aus dem Umgebungsbereich zurückzuführen sein dürfte. Andererseits steht die Verbuschung im Zusammenhang damit, dass die früher betriebene Schilfmahd seit etwa 35 Jahren ausgesetzt wurde (Schober et al., 2002, Land Tirol, s.a.-a). Die Flächen der Schwemm sind in Privat- besitz (Land Tirol, s.a.-a).

Um unerwünschten Veränderungen in der Schwemm zu begegnen, wurde im Jahr 2002 im Auftrag der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz ein Managementplan für das Natura 2000-Gebiet erstellt. Neben einer Gebietsbeschreibung enthält dieses Dokument eine Beschreibung der zu schüt- zenden Lebensräume und Arten sowie Einschätzungen der jeweiligen Gefährdungen. Der Manage- mentplan empfiehlt für große Bereiche der Schwemm eine periodische Mahd im Drei-Jahres- Rhythmus auf verschilften Flächen und die Entnahme des Schnittgutes, um frühere Niedermoorbe- stände wiederherzustellen (siehe Abbildung 27). Hierzu wurde ein Pflegeplan erstellt.

Abbildung 27: Natura 2000-Gebiet Schwemm - Schilfmahd

Quelle: Abt. Umweltschutz des Amtes der Tiroler Landesregierung (2006)

Weiters soll eine 30m-Pufferzone eingeführt werden mit einer 5m-Freihaltezone und einer 25m- Sorgfaltszone, um einer Eutrophierung durch Nährstoffe aus den umliegenden landwirtschaftlich ge- nutzten Flächen entgegenzuwirken. Seit dem Jahr 1993 bestehen mit einigen GrundeigentümerInnen der Schwemm Verträge zur ökologischen Bewirtschaftung der Schwemm und der Randbereiche, die eine extensive Bewirtschaftung (einmalige Mahd, keine Beweidung) vorsehen. Diese Verträge haben

der GrundeigentümerInnen verlängert (Land Tirol, s.a.-a). Des Weiteren sieht der Managementplan zum Schutz der Wasservögel den ganzjährigen Verzicht der Jagd auf Entenvögel vor. Neben Vorrich- tungen zur Ableitung von Abwässern sollte der angrenzende Bach in sein ursprüngliches Bett zurück- geleitet werden. Ferner gilt es, Besucherlenkungs- und Informationseinrichtungen zu schaffen, da das Interesse an der Schwemm als Naturjuwel und international bedeutende Moorlandschaft groß ist (Abt.

Umweltschutz des Amtes der Tiroler Landesregierung, 2006). Zur Koordination dieser Maßnahmen wurde eine Schutzgebietsbetreuung eingerichtet, die als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht und die Maßnahmen überprüft und evaluiert (Schober et al., 2002).

8.5.2 Schutzgebietsbetreuung und Aktivitäten der Steuerungsgruppe

Für das Natura 2000-Gebiet Schwemm besteht seit dem Jahr 2006 eine Schutzgebietsbetreuung. Der Schutzgebietsbetreuer ist gleichzeitig für das Naturschutzgebiet Kaisergebirge zuständig. Eine Steue- rungsgruppe besteht jedoch nur für das Natura 2000-Gebiet Schwemm. Für die Schutzgebietsbetreu- ung sieht der Managementplan folgende Aufgabenbereiche vor (Schober et al., 2002):

• Festlegung der Pufferzonen mit den Grundbesitzern

• Überprüfung der Einhaltung der Auflagen

• Festsetzung des Mahdzeitpunkts und zeitlich-örtliche Organisation der Landschaftspflege

• Überprüfung bei der Durchführung der Mahd

• Einrichtung und Betreuung einer Koordinationsstelle

• Erarbeitung von ökologischen Managementplänen

• Anpassung des Maßnahmenplans nach den ersten fünf Jahren.

Der Schutzgebietsbetreuer leitet die Natura 2000-Steuerungsgruppe, die auf Initiative des Natura 2000-Ländervertreter von der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol zurückgeht, der die Steue- rungsgruppe im Jahr 2002 als Pilotprojekt initiierte, als absehbar war, dass die Schwemm als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen werden sollte (Plössnig, 2008, Schober, 2008). Die Idee zu einer Natura 2000-Steuerungsgruppe stammte aus Gesprächen mit Vertretern anderer Bundesländer sowie der Europäischen Kommission zu Natura 2000.

Die Steuerungsgruppe trifft sich etwa zwei bis drei Mal pro Jahr, wobei die Treffen jeweils nachmit- tags am Gemeindeamt stattfinden. Die Sitzungen dauern etwa 1,5 bis 2 Stunden. Grundsätzlich bringt bei den Treffen der Steuerungsgruppe der Schutzgebietsbetreuer Vorschläge für Projekte oder Maß- nahmen ein und bereitet Konzepte vor, die dann in der Gruppe diskutiert werden. Laut Schutzgebiets- betreuer bringen die Teilnehmenden der Steuerungsgruppe kaum selber Ideen ein. Ziel der Steue- rungsgruppe ist, sämtliche Maßnahmen für das Gebiet mit den Verantwortlichen vor Ort abzuspre- chen. Maßnahmen und Lösungen sollen gemeinsam entwickelt werden, um die Akzeptanz und Umset- zung der getroffenen Maßnahmen zu gewährleisten. Es gilt, Projekte in einer Gemeinschaftlichkeit abzuwickeln, Überlegungen und Planungen offen zu legen und transparent zu machen. Allerdings werden keine Entscheidungen entgegen den Meinungen der Steuerungsgruppenmitglieder getroffen.

Die Treffen könnten zukünftig intensiver werden, da zur Zeit der Befragung (Frühjahr 2009) ein Inter- reg-Projekt für das Natura 2000-Gebiet in Begutachtung war30. Im Rahmen dieses Interreg-Projektes soll unter anderem ein Aussichtsturm neben dem Moorgebiet errichtet werden. Die Idee für diesen Turm brachte der Tourismusvertreter in der Steuerungsgruppe ein (Plössnig, 2008). Des Weiteren sollen im Interreg-Projekt gemeinsam mit anderen ProjektpartnerInnen Hinweisschilder zum Natur- schutzgebiet erstellt und organisatorische Schritte zu einer Bewirtschaftungsgemeinschaft für die im Managementplan vorgesehene periodische Schilfmahd in der Schwemm gesetzt werden. Bislang be- standen Widerstände von Seiten der angrenzenden Grundbesitzer, die eine entsprechende Abgeltung der Maßnahmen verlangen. Die drei in der Steuerungsgruppe vertretenen Landwirte grenzen mit ihren Flächen direkt an das Natura 2000-Gebiet an.

Die Steuerungsgruppe war auch in die Erstellung des Managementplanes eingebunden, wobei bei den Treffen jeweils Ausschnitte aus dem Managementplan diskutiert wurden. Auf diese Weise konnten mögliche Schwierigkeiten direkt besprochen und im Entwicklungsprozess behoben werden. Jeder Steuerungsgruppenteilnehmer konnte zu den einzelnen Maßnahmen Stellung nehmen. Neben der Er- stellung des Managementplanes war die Steuerungsgruppe auch in die Planung von Veranstaltungen eingebunden. So fand etwa im Juni 2006 der Geotag der Artenvielfalt in der Schwemm statt31. Bei der Veranstaltung wurde Augenmerk auf die Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit gelegt. Zusätzlich fanden Exkursionen und Begehungen für das Aussichtsturm-Projekt statt, die aus dem Gemeindebud- get bezahlt wurden.

8.5.3 Adaption des Fragebogens und Interview mit dem Schutzgebietsbetreuer Bei einem Interview in Walchsee und einer persönlichen Besichtigung des Natura 2000-Gebietes am 28.01.2009 führte mich der Schutzgebietsbetreuer durch die Schwemm. Dabei wurde auch die Vor- gangsweise zur Befragung der Teilnehmenden festgelegt. Zur Befragung der Mitglieder der Steue- rungsgruppe Schwemm wurde der Basisfragebogen herangezogen. Außer der Anpassung der Aktivitä- ten und einer Ergänzung des Zeitraumes waren keine Änderungen nötig.

8.5.4 Schriftliche Befragung

Die Befragung der Teilnehmenden der Natura 2000-Steuerungsgruppe Schwemm fand in der Zeit von Anfang April bis Mitte Juni 2009 statt. Da im vorgesehenen Zeitraum der Befragung keine Sitzung der Steuerungsgruppe angesetzt war, diese wurde aufgrund der Verzögerung der Genehmigung des Inter- reg-Projektes verschoben, erklärte sich der Schutzgebietsbetreuer bereit, die Fragebögen an die Teil- nehmenden der Steuerungsgruppe persönlich auszuteilen. Anhand eines Informationsschreibens zu Inhalt und Zielen der Dissertation konnte die Bereitschaft zum Ausfüllen des schriftlichen Fragebo- gens erhöht werden. Von den zehn ausgeschickten Fragebögen retournierten alle Befragten ihren Fra- gebogen per Mail oder per Post. Somit konnte eine Vollerhebung der Steuerungsgruppe erzielt wer- den.

30 Die weiteren Angaben in diesem Unterkapitel stammen aus dem leitfaden-gestützten Interview mit dem Schutzgebietsbe- treuer.

Wie sich in den Erhebungen zur Fallstudie zeigt, sind bisher vier Personen aus der Gruppe ausge- schieden. Zwei Aussteiger (in Abbildung 28 grau schattiert) retournierten jedoch auch einen Fragebo- gen. Der frühere WWF-Geschäftsführer war kurz vor der Erhebung aufgrund beruflicher Veränderun- gen nicht mehr für den WWF tätig, und deshalb aus der Steuerungsgruppe ausgetreten. Der Natur- schutzbeauftragte der Gemeinde, der ehrenamtlich tätig war, konnte angesichts familiärer Umstände nicht mehr in der Steuerungsgruppe teilnehmen. Beide Gründe für ein Ausscheiden – berufliche Ver- änderungen und schwerwiegende private Umstände – können das Austreten ausreichend erklären, weshalb keine weiterführenden leitfadengestützten Interviews wie im Fall der Natura 2000- Steuerungsgruppe Vilsalpsee geführt wurden. Somit retournierten alle Personen (n=10) der Kontaktlis- te einen Fragebogen, was einer Vollerhebung entspricht.

8.5.5 Gruppenleitung und -zusammensetzung

Der Natura 2000-Vertreter der Umweltschutzabteilung des Landes Tirols initiierte die Natura 2000- Steuerungsgruppe, überlegte gemeinsam mit dem Bürgermeister mögliche Mitglieder und lud sie in die Steuerungsgruppe ein. Gefragt danach, wie die einzelnen Personen auf die Steuerungsgruppe auf- merksam wurden, gaben sie denselben Grund an. Die Gruppenzusammensetzung erfolgte damit ge- zielt auf Einladung und Ansprache der als relevant erachteter Personen und Interessen und trifft auch auf die beiden früheren Gruppenmitglieder zu.

WWF- Geschäfts-

führer (1)

Naturschutz- Beauftragter der Gemeinde

(1)

Landwirte und

Grundbesitzer (3) Vertreter der Umweltschutz-

abteilung Land Tirol (1)

Schutzgebiets- betreuer (1)

Vertreter der Landwirtschafts-

kammer (1) Tourismus-

verband- Geschäftsführer

(1) Bürger-

meister (1)

Natura 2000 Natura 2000-- Steuerungs Steuerungs--

Gruppe Gruppe Schwemm Schwemm

Abbildung 28: Zusammensetzung der Natura 2000-Steuerungsgruppe Schwemm (Aussteiger sind grau hinterlegt)

Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 28 veranschaulicht die Zusammensetzung der Natura 2000-Steuerungsgruppe Schwemm.

Der Schutzgebietsbetreuer leitet die Steuerungsgruppe, und neben einem Vertreter der Umweltschutz- abteilung des Landes Tirol ist der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Walchsee involviert. Wei- ters sind drei lokale Grundbesitzer in Stellvertretung für etwa 23 GrundbesitzerInnen vertreten, die mit ihren Flächen an die Schwemm angrenzen. Die Landwirte in der Steuerungsgruppe wurden von den Grundeigentümern der Schwemm bestellt. Weitere Teilnehmende sind ein Vertreter der Landwirt- schaftskammer und der Geschäftsführer des lokalen Tourismusverbandes. Teilweise nimmt zusätzlich eine Juristin der Umweltschutzabteilung an den Steuerungsgruppensitzungen teil.

Nach diesen fallspezifischen Charakterisierungen der Fallstudien widmet sich das folgende Kapitel dem Vergleich und der Diskussion der Fallstudienergebnisse.

9 Vergleich und Diskussion der Fallstudienergebnisse

Nachdem in den vorigen Kapiteln die einzelnen Fallstudien vorgestellt wurden und sich die fallspezi- fischen Ergebnisse im Anhang befinden, werden in diesem Kapitel die einzelnen Fallstudien einander gegenübergestellt. Der erste Teil dieses Kapitels stellt das Datenmaterial vor, das die Ausgangsbasis für die fallübergreifenden Vergleiche bietet. Nachdem die einzelnen Projektgemeinschaften und betei- ligten Personen charakterisiert wurden, zeigt ein Unterkapitel eine Einschätzung der Befragten zu Er- folgen und Zufriedenheit mit den einzelnen partizipativen Prozessen. Im Weiteren behandeln drei Un- terkapitel die drei Analysedimensionen – Kosten, Nutzen und Risiken – entsprechend des analytischen Rahmens. Daran schließen Darstellungen der Zusammenhänge zwischen diesen Dimensionen an. Als weiteren Schritt werden Unterschiede in den Beurteilungen zu Kosten, Nutzen und Risiken zwischen beruflich Involvierten und Ehrenamtlichen und anschließend zwischen aktiv Beteiligten und ausge- schiedenen Personen aufgezeigt. Aufbauend auf der Darstellung der Kosten-Nutzen-Risiken- Relationen widmet sich ein weiteres Unterkapitel einer Zuordnung zu Partizipationsstufen und einer Typisierung der befragten AkteurInnen. Diese Typisierung enthält wiederum die drei Analysedimen- sionen und wird aus den Ergebnissen abgeleitet.