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F ALLSTUDIE 2: K ULTURLANDSCHAFTSPROJEKT B ÖHEIMKIRCHEN

Abbildung 16: Zusammensetzung der Projektgemeinschaft Maria Anzbach (grau schattiert sind die aktuell Teilnehmenden; weiß unterlegt sind frühere Teilnehmende; *Fragebogenerhebung; **problemzentriertes Inter- view)

Quelle: Eigene Darstellung

Die folgenden Erläuterungen zur Projektgemeinschaft stützen sich auf Angaben aus dem Face-to-Face Interview mit dem externen Projektbegleiter. Der externe Projektbegleiter und die lokale Projektleite- rin leiten gemeinsam das Kulturlandschaftsprojekt. Die grundsätzliche Zusammensetzung der Projekt- gemeinschaft ist in Abbildung 16 dargestellt. Bei den einzelnen Treffen und Entscheidungen sind je- doch nicht immer alle hier aufgelisteten Personen anwesend. Die Gruppengröße liegt zwischen 6 und 10 Personen, wobei die Kerngruppe mit etwa fünf Personen kleiner ist. Gemäß dem externen Projekt- begleiter ist mit der breiten Zusammensetzung der Projektgemeinschaft gewährleistet, dass nur jene Projektvorhaben durchgeführt werden, die auf einem breiten Konsens basieren. Die Gemeinde ist in Kulturlandschaftsprojekten auch meist Projektträgerin und somit an der Umsetzung der Entscheidun- gen sehr interessiert.

8.2.1 Gebietsbeschreibung

Die Marktgemeinde Böheimkirchen im Bezirk St. Pölten Land in Niederösterreich (siehe Abbildung 17) umfasst 4.922 EinwohnerInnen (Stand 2008) und eine Gemeindefläche von 45,6 km² (Land Nie- derösterreich, 2009). Die Gemeinde verzeichnet eine starke Zunahme der Wohnbevölkerung seit den 1990er Jahren. Die Folge ist eine dynamische Siedlungsentwicklung, besonders im Gebiet des Haupt- ortes Böheimkirchen (AVL, 2007).

Abbildung 17: Die Gemeinde Böheimkirchen Quelle: NÖ Atlas (2009)

8.2.2 Aktivitäten der Projektgemeinschaft

Ausschlaggebend für dieses Projekt war ein starkes Hochwasser im Jahr 1997, weshalb ein Hochwas- serschutzprojekt geplant werden sollte. In diesem Hochwasserschutzprojekt sollte die Ökologie mitbe- rücksichtigt werden. Basierend auf einer Erstinformation zu Kulturlandschaftsprojekten durch ein Landschaftsplanungsbüro, war das Hauptziel des Böheimkirchner Kulturlandschaftsprojektes, einen Landschaftsplan zu erstellen. Das Büro AVL (ARGE Vegetationsökologie und Landschaftsplanung GmbH, Wien) wurde in einer Ausschreibung an Planungsbüros mit dem Projekt beauftragt.

Im Vorprojekt von April bis August 2005 fanden zwei Treffen mit der Projektgemeinschaft statt, in denen die Module für die Hauptphase erarbeitet wurden. Aus der Orientierungsphase heraus wurden folgende Module initiiert: ein Landschaftsplan, eine Begleitplanung für Hochwasserschutzplanungen, Informationen zu ÖPUL, Erholungsnutzung und die „Naturschätze Böheimkirchen“. Im Rahmen des Hauptprojektes mit Start im Jahr 2005 wurde ein Landschaftsplan erstellt, der naturschutzfachlich wertvolle Flächen, Ziele und Maßnahmen des Projektes aufzeigt. Ziel war eine integrierte Planung zu erstellen, in der die Hochwasserschutzplanung, das Kulturlandschaftsprojekt und die Raumplanung mit dem örtlichen Raumplanungskonzept integriert waren. Ein Raumplaner fügte die Planungen zu- sammen23. Wie dem Endbericht zum Vorprojekt entnommen, sollte der Landschaftsplan unter ande- rem die naturschutzfachlichen Positionierungen hinsichtlich einzelner Teilräume im Gemeindegebiet beinhalten, und die Grundlage für weitere Planungen und Umsetzungen auf landschaftlicher Ebene

und hiermit das Kernstück des Kulturlandschaftsprojektes darstellen (AVL, 2005). Das übergeordnete Ziel des Landschaftsplanes war die Erhaltung und Entwicklung ökologisch wertvoller und die regiona- le Eigenart unterstützender landschaftlicher Ressourcen. Der Landschaftsplan dient als Entschei- dungsgrundlage für örtliche und überörtliche Planungsvorhaben (AVL, 2007). Mit dem Landschafts- plan sollten folgende Ziele und Bearbeitungsschwerpunkte gesetzt und erreicht werden (AVL, 2005):

• Zusammenführung, Ergänzung, Aufarbeitung und Präsentation naturschutz- und landschaftsre- levanter Grundlagendaten und Ergebnisse

• Teilraumbildung und Erarbeitung der landschaftlichen Eigenart als Basis für naturschutzfach- liche Zieldefinitionen

• Naturschutzfachliche Positionierungen für einzelne Teilräume

• Erstellung eines Maßnahmenkatalogs und von Handlungsanleitungen

• Intensive Kommunikation mit Verantwortlichen und der Bevölkerung als Basis für transparen- te Planung und Bewusstseinsbildung

• Enge Kooperation und Koordination mit anderen Planungsvorhaben (örtliche Raumplanung und Hochwasserschutzplanung).

Der fertige Landschaftsplan sieht folgende Handlungsanleitungen für die Gemeinde vor (AVL, 2007):

• Einbeziehung von naturschutzfachlichen („ökologischen“) Kriterien bei den Hochwasser- schutzmaßnahmen und im Rahmen der regelmäßigen Gewässerpflege

• Forcierung der Vertrags-Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des ÖPUL (insbesondere „WF- Flächen“ – Wertvolle Flächen)

• Naturnahe Waldbewirtschaftung in den einzelnen Waldbeständen und Belassen der wildnishaf- ten Struktur von einzelnen Auwaldbeständen

• Belassen von Altholz bei Einzelbäumen, Streuobstbeständen, Alleen, Parkbäumen, Hecken, Ufergehölzsäumen und anderen Kleingehölzen

• Behutsamer Umgang mit traditionellen Kellergassen und dörflichen „Hintausstrukturen“

(Streuobstwiesen, Nutzgärten, Weiden) und Erhalt der Strukturvielfalt

• Berücksichtigung des Landschaftscharakters im Zuge von Widmungsentscheidungen und Bau- vorhaben sowie der Durchgängigkeit der ökologischen Achsen

• Berücksichtigung der spezifischen Eigenart von bestimmten Landschaftsräumen bei Infrastruk- turmaßnahmen im Bereich der Erholungsnutzung

• Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zum Thema Natur und Landschaft Im Rahmen des zweiten Moduls, der Begleitplanung für Hochwasserschutzmaßnahmen, erfolgt eine ökologische Begleitplanung, die vom Büro AVL gefertigt wurde. Die Planungen umfassen etwa die Erhebung naturschutzrelevanter Strukturen in den Planungsräumen, eine den Planungsprozess begleitende Bewusstseinsbildung im Hinblick auf die Bedeutung der Fließgewässer und die Erstellung eines Pflegekonzeptes für die laufende Gewässerpflege (AVL, 2005). Ein erster Bericht zur ökologi- schen Begleitplanung wurde Ende 2006 vorgelegt (Sorgner, 2007). Die erforderlichen Retensionsräu- me wurden aber noch nicht angelegt.

Das dritte Projektmodul „Offensiv-Strategie naturschonende Landwirtschaft“ hat das Spannungs- feld Landwirtschaft – Naturschutz zum Gegenstand. Neben einer Verbrachung der traditionellen Kul- turlandschaften mit kleinstrukturierten Weingartenanlagen ist die Erhaltung der noch recht zahlreich vorkommenden Extensivwiesen ein Problem. Mit ÖPUL steht ein Instrument zur Förderung der Na- turschutzleistungen zur Verfügung. Im Rahmen des Kulturlandschaftsprojektes sollen Landwirtinnen und LandwirtInnen zur Teilnahme an diesem Programm, speziell am Programm „wertvolle Flächen“

motiviert werden. Hierzu fanden zwei Informationsveranstaltungen statt (Sorgner, 2007). Zudem sol- len ein Erosionsschutzprojekt und der Themenkomplex Streuobst als Lebensraum Themen- und Bear- beitungsschwerpunkte bilden.

Zur Erholungsnutzung im Gemeindegebiet wurde ein Wanderwegprojekt angedacht. Der Land- schaftsplan beinhaltet die Eignung unterschiedlicher Räume für die Erholungsnutzung. Auf dieser Basis sollen „Optimierungen insbesondere hinsichtlich Erreichbarkeit von kulturlandschaftlich wert- vollen Gebieten und Informationsbereitstellung zu Natur und Landschaft (Lehrpfade) möglich sein“

(AVL, 2005,14). Die Überlegung ist, das Wanderwegprojekt als LEADER-Projekt einzureichen24. Das fünfte Projektmodul „Naturschätze Böheimkirchen“ fokussiert auf die Dokumentation und Informa- tion zum Thema Natur und Landschaft in Böheimkirchen. Neben Veranstaltungen rund um den Land- schaftsplan sind weiterführende Informationen und Veranstaltungen denkbar, um der lokalen Bevölke- rung und BesucherInnen die Thematik näher zu bringen. Seit dem Frühjahr 2008 ist das Modul zur Bewusstseinsbildung in Gang. Hierzu befinden sich Broschüren für die Gemeinde und ein Kinder- Ferienspiel in Planung.

Durch den NÖ Landschaftsfonds wurden neben dem Vorprojekt auch Module im Hauptprojekt geför- dert. Die Erstellung des Landschaftsplanes wurde etwa in den Jahren 2005 und 2006 (Der Land- schaftsfonds, 2005) und die ökologische Begleitplanung im Jahr 2006 gefördert (Der Landschafts- fonds, 2006). Von Seite des Niederösterreichischen Landschaftsfonds wurden für das Vorprojekt

€ 3.500,- zur Verfügung gestellt.

Der externe Projektbegleiter betonte, dass lokale AkteurInnen das Projekt vor Ort tragen sollen, denn

„sonst geschieht es schnell, dass es einfach eine Planung ist“. Der Befragte, der auch das Kulturland- schaftsprojekt Maria Anzbach sehr gut kennt und dort involviert ist, beschreibt die Projektgemein- schaft in Maria Anzbach als eine vergleichsweise aktivere, was partiell auf stärkere Interessens- und Nutzungskonflikte innerhalb der GemeindebürgerInnen zurückzuführen ist, und eine lebendigere Dis- kussion bedingt.

8.2.3 Adaption des Fragebogens und Interview mit dem Projektbegleiter Bei einem Treffen am 20. November 2008 in Wien wurde mit dem externen Projektleiter die Befra- gung der Projektgemeinschaft im Rahmen der Dissertation besprochen und nähere Informationen zum Kulturlandschaftsprojekt Böheimkirchen (siehe Kapitel 8.2.2) eingeholt. Der Basisfragebogen wurde mit dem Projektbegleiter vor Ort angepasst. Auf Wunsch wurden die gleichen Änderungen im Frage- bogen wie beim Kulturlandschaftsprojekt Maria Anzbach vorgenommen, unter anderem deshalb, weil der externe Projektbegleiter als Teilnehmer im Kulturlandschaftsprojekt Maria Anzbach vertreten ist und den dortigen Projektbegleiter kennt. Der lokale Projektleiter begrüßte die Erhebungen und moti- vierte die Mitglieder zur Teilnahme an der Befragung. Alle Mitglieder der Projektgemeinschaft nah-

men an der Befragung teil, was einer Vollerhebung entspricht. Des Weiteren wurden in der Fragebo- genadaption gemeinsam die Ziele des Projektes für den Fragebogen formuliert. Den Befragten obliegt es, die Zielerreichung zu beurteilen.

8.2.4 Schriftliche Befragung

Die Befragung der Teilnehmenden der Projektgemeinschaft fand in der Zeit von Mitte Dezember 2008 bis Anfang Juni 2009 statt. Im Rahmen der schriftlichen Befragung erhielten alle in Abbildung 18 angeführten Personen einen Fragebogen. Um die Projektgemeinschaft über die Erhebung im Rahmen der Dissertation zu informieren und damit die Bereitschaft zum Ausfüllen des Fragebogens zu erhö- hen, konnte der lokale Projektleiter (der Umweltgemeinderat) dazu gewonnen werden, mit Hilfe eines Informationsschreibens den Zweck der Erhebung der Projektgemeinschaft darzulegen und die Gruppe zum Mitmachen zu motivieren. Die Gruppenmitglieder erhielten die Fragebögen per Post bzw. auch per Mail. Ebenso wie im Kulturlandschaftsprojekt Maria Anzbach wurde der Fragebogen als elektro- nisches Formular gestaltet, um ein schnelleres Ausfüllen und Retournieren zu ermöglichen. Mit Hilfe einer Kontaktliste der Teilnehmenden der Projektgemeinschaft konnten die Teilnehmenden an die Befragung erinnert werden, was mehrmals notwendig war und telefonisch bzw. per Mail durchgeführt wurde. Gemäß den Angaben des externen Projektbegleiters nehmen acht Personen in der Projektge- meinschaft teil. Alle acht ausgegebenen Fragebögen wurden retourniert, womit eine Vollerhebung erzielt werden konnte. Im Kulturlandschaftsprojekt Böheimkirchen konnten keine AussteigerInnen aus der Projektgemeinschaft identifiziert werden, weshalb zu dieser Fallstudie keine problemzentrierten Interviews geführt wurden.

8.2.5 Projektträger und Projektgemeinschaft Gruppenzusammensetzung

Das Kulturlandschaftsprojekt war nach Angaben des externen Projektbegleiters als „Projekt für die Gemeinde“ geplant, die breite Partizipation äußerte sich meist nur in Informationsveranstaltungen für die Bauernschaft.

Abbildung 18: Zusammensetzung der Projektgemeinschaft Böheimkirchen Quelle: Eigene Darstellung

Im Umweltausschuss, der der vorgeschriebenen Projektgemeinschaft entspricht (siehe Abbildung 18), sind acht Personen der Gemeinde vertreten; unter anderem ist auch die Bauernschaft vertreten.

Von der Seite des Tourismus vertritt eine Person aus dem Wanderverein die touristischen Anliegen,

Umweltausschuss- Mitglied Umweltausschuss-

Mitglied

Umweltausschuss- Mitglied

Umweltausschuss- Mitglied

Umweltausschuss- Mitglied

Umweltgemeinderat Bürger- meister Externer Betreuer

(AVL) Umweltausschuss-

Mitglied

Projekt- gemeinschaft Böheimkirchen

wie etwa im Wanderwegprojekt. Der externe Projektbegleiter und der lokale Projektleiter leiten ge- meinsam das Kulturlandschaftsprojekt. Die Gemeinde fungiert als Projektträgerin und Unterstützerin des Projektes. In der Projektgemeinschaft sind alle Personen im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit in der Gemeindevertretung involviert.