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U NTERSCHIEDE ZWISCHEN BERUFLICH I NVOLVIERTEN UND E HRENAMTLICHEN

Die Beteiligten wurden befragt, ob sie beruflich, teils beruflich / teils ehrenamtlich oder ehrenamtlich in den Projektgemeinschaften bzw. Steuerungsgruppen tätig sind. Die Fallstudien unterscheiden sich in diesem Merkmal (siehe Kapitel 9.2.1). Während im Kulturlandschaftsprojekt Böheimkirchen alle in ihrer Funktion als Gemeinderäte teilnehmen, sind in der Projektgemeinschaft Maria Anzbach Gemeindevertre- terInnen und BürgerInnen ohne Gemeinderatsamt involviert. Im LIFE-Natur Projekt hingegen waren überwiegend Personen in ihrer beruflichen Tätigkeit beschäftigt, während die Ehrenamtlichen eine Min- derheit darstellten. Die Natura 2000-Steuerungsgruppen setzen sich in etwa zu gleichen Teilen aus beruf- lich Involvierten und Ehrenamtlichen zusammen (siehe Tabelle 22).

9.8.1 Statistische Vergleiche

Gemäß den Angaben in den Fragebögen schätzen sich selbst einige Befragte als Ehrenamtliche ein, ob- wohl sie laut Prozessverantwortlichen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit – etwa als Bürgermeister – involviert sind. Im Kulturlandschaftsprojekt wurde vom Projektverantwortlichen angegeben, dass alle ehrenamtlich involviert sind. Dennoch sind Personen in ihrer Funktion als Gemeinderäte beteiligt und Personen ohne dieser Funktion. Deshalb ist für einen fallübergreifenden Vergleich ein für alle Fälle gleich definiertes Kategoriensystem anzulegen (siehe Tabelle 37).

Tabelle 37: Einteilung nach Voll-Ehrenamtlichen, Teils-Ehrenamtlichen und beruflich Involvierten

Kulturland- schafts- projekt Maria

Anzbach

Kulturland- schafts- projekt Bö- heimkirchen

LIFE-Natur Projekt Weidmoos

Natura 2000- Steuerungs- gruppe Vilsalpsee

Natura 2000- Steuerungs- gruppe Schwemm

Voll-Ehrenamtliche 11 91,7 0 0,0 5 20,0 6 60,0 3 37,5 Teils-Ehrenamtliche 1 8,3 8 100,0 5 20,0 0 0,0 0 0 beruflich Involvierte 0 0,0 0 0,0 15 60,0 4 40,0 5 62,5 Angaben

laut Befra- gung

Summe 12 100,0 8 100,0 25 100,0 10 100,0 8 100

Voll-Ehrenamtliche 6 50,0 0 0,0 6 24,0 5 50,0 3 37,5 Teils-Ehrenamtliche 6 50,0 8 100,0 4 16,0 0 0,0 0 0 beruflich Involvierte 0 0,0 0 0,0 15 60,0 5 50,0 5 62,5 Annahmen

Summe 12 100 8 100 25 100 10 100 8 100

Die Voll-Ehrenamtlichen sind über alle Fallstudien entweder interessierte BürgerInnen (KLP-MA), Land- und Forstwirte und Grundbesitzer, Jäger oder Mitglieder von Naturschutzorganisationen oder der Berg- und Naturwacht. Die Angaben zwischen den drei Gruppen in Bezug auf den wahrgenommenen Gesamtnutzen (unter Annahme gleicher Gewichtung der einzelnen Nutzen- und Risiken-Komponenten), die wahrgenommenen Risiken, das Vertrauen und die Einschätzung des Beitrages zum Naturschutz der Projektgemeinschaft bzw. der Steuerungsgruppe unterscheiden sich signifikant (sieheTabelle 38).

Tabelle 38: Unterschiede zwischen Voll-Ehrenamtlichen, Teils-Ehrenamtlichen und beruflich Involvierten

Voll-Ehrenamtliche Teils- Ehrenamtliche

beruflich

Involvierte Gesamt n

Mit- tel- wert

SD n Mit-

tel- wert

SD n Mit- tel- wert

SD n Mit- tel- wert

SD Signi- fikanz Nutzen (aufsummiert

und in Prozent der möglichen erreichba- ren Einschätzung)

20 33,6 34,8 18 57,7 30,2 25 36,2 29,3 63 41,5 32,6 0,041*

Aufwand gesamt 14 52,6 38,9 16 166,7 319,5 23 192,1 281,2 53 147, 6

258,

3 0,269 Aufwand pro Jahr 14 21,6 18,3 16 46,4 65,2 23 47,4 60,6 53 40,3 54,7 0,333 Risiken (100 minus

Beurteilungen auf- summiert und in Prozent der mögli- chen erreichbaren Einschätzung)

20 57,3 37,3 18 44,8 21,2 23 35,3 18,9 61 45,3 28,0 0,034*

Vertrauen in Behör-

denvertreterInnen 14 0,1 1,0 4 0,8 1,0 23 1,1 0,8 41 0,8 1,0 0,010**

Vertrauen in Grup-

penleitung 14 0,5 1,1 4 1,8 0,5 21 1,5 0,9 39 1,2 1,1 0,008**

Vertrauen in Mitwir-

kende 14 0,1 1,1 4 1,2 0,5 23 1,2 0,9 41 0,8 1,1 0,009**

Einschätzung des Beitrages zum Natur- schutz (Erfolg)

19 1,1 1,1 18 1,4 1,0 23 1,2 0,4 60 1,4 0,9 0,029*

* Unterschiede der Mittelwerte: auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.

* * Unterschiede der Mittelwerte: auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.

Da signifikante Unterschiede in den Nutzen- und Risikenbeurteilungen festzustellen sind, sind in den beiden folgenden Abbildungen entsprechend den einzelnen Komponenten der Befragung die Unterschie- de im Detail dargestellt.

Abbildung 41: Unterschiede in den Nutzen-Komponenten zwischen Voll-Ehrenamtlichen, Teils- Ehrenamtlichen und beruflich Involvierten

Die Teils-Ehrenamtlichen ziehen insgesamt den größten Nutzen aus ihrer Beteiligung. Im Vergleich zu den Voll-Ehrenamtlichen und beruflich Involvierten geben sie am stärksten an, einen Beitrag zur Erhal- tung und Gestaltung der Kulturlandschaft und zum Naturschutz leisten zu können. Vor allem können sie Entscheidungen in ihrem Lebensumfeld mitbestimmen und die für den Prozess zur Verfügung gestellten Ressourcen nutzen. Die Beteiligung wirkt sich ferner positiv auf ihr Selbstbewusstsein aus. Die beruflich Involvierten wiederum können Entscheidungen in ihrem Lebensumfeld eher nicht mitbestimmen, da sie meist nicht in der betroffenen Gemeinde wohnen. Die Voll-Ehrenamtlichen hingegen ziehen den relativ geringsten Nutzen aus ihrer Teilnahme. Obwohl sie wie die Teils-Ehrenamtlichen überwiegend Einwoh- nerInnen der betroffenen Gemeinden sind, können sie Entscheidungen weniger mitbestimmen, Ressour- cen weniger nutzen.

Abbildung 42 veranschaulicht die Unterschiede in der Risiken-Bewertung. Die Voll-Ehrenamtlichen beurteilen die vorhandenen Ressourcen relativ geringer als etwa die beruflich Involvierten. Sie schätzen die Offenheit für Projektabänderungen, die Umsetzung der getroffenen Entscheidungen und die Verein- barungen zur Gruppentätigkeit relativ schwächer ein. Festzuhalten ist aber, dass die meisten Einschät- zungen im positiven Bereich liegen.

* inverses Statement

Abbildung 42: Unterschiede in den Risiken-Komponenten zwischen Voll-Ehrenamtlichen, Teils- Ehrenamtlichen und beruflich Involvierten

9.8.2 Diskussion der ungleichen Bedingungen der Beteiligung

Resümierend zeigen sich in den Fallstudien ungleiche Bedingungen der Beteiligung. In den Natura 2000- Steuerungsgruppen und im LIFE-Natur Projekt arbeiten Personen, die diese Tätigkeit in ihrer Arbeitszeit (entgeltlich) ausführen und Ehrenamtliche zusammen. Daraus leiten sich einige Spezifika für die Zu- sammenarbeit ab. Die beruflich Involvierten unterscheiden sich teilweise von den ehrenamtlich Invol- vierten in ihrer Einstellung zur Projektarbeit. Die Ehrenamtlichen erhalten keine Entschädigung für ihre Teilnahme und ziehen tendenziell einen niedrigeren Nutzen aus ihrer Teilnahme. Zusätzlich finden Be- sprechungen nachmittags statt, was für einzelne ehrenamtliche Mitglieder ein Problem in der zeitlichen Verfügbarkeit bedeutet. Zum Teil werden die von den Ehrenamtlichen genannten Ziele – meist die der Interessensvertretung – nicht erreicht. Einige fordern mehr Mitsprachemöglichkeiten und eine Beteili- gung bereits in der Planungsphase eines derartigen Projektes. Die meisten Ehrenamtlichen (4 von 5 im Weidmoos) hätten nicht zusätzliche Zeit für das Projekt oder die Tätigkeit investieren wollen. Demge- genüber sind die Teils-Ehrenamtlichen des LIFE-Natur Projektes sehr viel positiver eingestellt und be- werten das Projekt als äußerst positiv und gelungen. Die Unzufriedenheit einzelner Ehrenamtlicher könn- te mit der unfairen Verteilung der Opportunitätskosten der Partizipation erklärt werden: sie arbeiten un- entgeltlich in ihrer Freizeit im Vergleich zu den nicht-existierenden individuellen Opportunitätskosten der beruflich Involvierten. Unabhängig davon, ob man den hypothetischen Stundenlohn bei €15,- oder

€50,- ansetzt (Schätzungen aus der Befragung), sind die Opportunitätskosten der Ehrenamtlichen vergli- Mittelwerte

-2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 +0,5 +1,0 +1,5 +2,0

ANOVA Signifikanz 0,006**

0,396 0,029*

0,046*

0,019*

0,240 0,959 0,274 0,732 trifft über-

haupt nicht zu

trifft eher nicht

zu

mittel / weiß nicht

trifft eher zu

trifft voll und ganz

zu

heit dagegen nicht, wo mit Ausnahme des externen Projektbegleiters niemand im Rahmen der berufli- chen Tätigkeit teilnimmt. Demnach dreht es sich nicht um den absoluten Aufwand, sondern vielmehr um den relativen Aufwand im Verhältnis zu den anderen Teilnehmenden. Diese Folgerungen gehen konform mit Maruyama (2003), wonach nicht die faktischen Kosten und Nutzen einer gemeinsamen Aktivität, sondern die wahrgenommenen Kosten und Nutzen ausschlaggebend sind (zitiert nach Isihara und Pascu- al, 2009). Problematisch wird dies, wie auch im Beispiel des LIFE-Natur Projektes, wenn die höheren Kosten nicht durch zusätzliche Nutzen oder niedrigere Risiken kompensiert werden.

Zu überlegen ist, wie ein kooperatives Projektdesign gleiche Bedingungen schaffen könnte. Ein Befrag- ter aus dem LIFE-Natur Projekt empfiehlt eine monetäre Kompensation für sämtliche Projektaktivitäten und finanzielle Abgeltungen etwa für Vereinsmitglieder, um die Teilnahme attraktiver gestalten zu kön- nen. Auch Arbter et al. (2005) und Diduck und Sinclair (2002) schlagen finanzielle Abgeltungen neben anderweitigen Anerkennungen und Auszeichnungen vor. Die Argumentation ist ähnlich zu jener von Hodge (2007, 427): „transaction costs should be seen as a means of raising the value of the activities that are undertaken in parallel with other inputs and so should be funded as such. There is no clear logic in excluding them from public support“. Ähnliche Argumentationen finden sich in Plummer und Arai (2005) und Adhikari und Lovett (2006). Es stellt sich die Frage, wer die Transaktionskosten zu tragen hat (Mburu et al., 2003). Argumentiert werden kann, dass die Verteilung der Transaktionskosten zwischen privaten und öffentlichen AkteurInnen balanciert sein soll. Zusätzlich oder alternativ zu einer finanziel- len Abgeltung des privaten Aufwandes sollte eine sonstige immaterielle Anerkennung und positives Feedback – etwa in Form einer persönlichen oder öffentlichen Anerkennung – ausgesprochen werden.

Denn anzunehmen ist, dass finanzielle Abgeltungen alleine wenig motivieren können. Vielmehr sind ein persönlicher Nutzen, eine Effektivität und entsprechende Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche aus- schlaggebend: „das hat mit dem nichts zu tun, ob da einer freiwillig oder […] ohne Entgelt drinnen ist.

[…] Das kann ja auch nicht anders sein, kann ja nicht jeder gezahlt werden. Nein, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ist ja Recht wenn die Bevölkerung gefragt wird. Nur, […] es muss […] der Rahmen dazu geschaffen sein“ (Natura-V-PI 1). Mit diesem Ergebnis lässt sich die Bedeutung der Anerkennung als lokaler Experte unterstreichen, wie dies durch die Strategiegruppe Partizipation (2004a), Arbter et al.(2005) und Plummer und Arai (2005) betont wurde.

Die relative Unzufriedenheit der Voll-Ehrenamtlichen hängt weiters mit deren Zielvorstellungen und Motivationen der Beteiligung zusammen, die teils nicht mit den Zielen der Projektgemeinschaft, der Steuerungsgruppe übereinstimmen. Jene Personen, deren Zielvorstellungen von den Naturschutzzielen teilweise abweichen – wie etwa mehr Rundwanderwege, eine stärkere Begehbarkeit des Gebietes oder jagdliche Interessen (LIFE-W-SB) oder eine finanzielle Abgeltung für die Bewirtschaftung und eine bessere Absprache mit den Landwirten (Natura-V-SB, Natura-S-SB) – können ihre Ziele aus ihrer Sicht nicht in ausreichendem Maße erreichen. Somit ziehen sie auch relativ weniger Nutzen aus ihrer Beteili- gung und schätzten die Risiken-Komponenten höher ein. Diese Unzufriedenheit verdeutlicht sich auch im mangelnden Vertrauen in die Gruppenleitung und die anderen Mitwirkenden. In Folge hätten sie sich ein stärkeres Mitspracherecht bereits in der Planungsphase gewünscht.