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Natura 2000-Managementgruppen

7.5 B ESCHREIBUNG MÖGLICHER F ALLSTUDIEN

7.5.2 Natura 2000-Managementgruppen

Lokale Steuerungsgruppen in Europaschutzgebieten (Natura 2000-Gebieten) sind weitere partizipative Governance-Formen. Um einen Überblick zur Umsetzung in den anderen österreichischen Bundeslän- dern zu erhalten, wurde im Juli 2008 der Natura 2000-Ländervertreter Österreichs Herr Christian Plöss- nig kontaktiert und zur Praxis möglicher Steuerungs- oder Managementgruppen in den einzelnen Bun- desländern befragt. Daraufhin wurden alle BundesländervertreterInnen der zuständigen Umweltschutzab- teilungen der Länder per Mail und teilweise telefonisch kontaktiert und direkt nach der Umsetzung im jeweiligen Bundesland befragt (siehe Anhang II.2). Aufgrund dieser Befragung konnte ein Überblick gewonnen werden, in welchen Bundesländern zurzeit Steuerungsgruppen oder Managementgruppen existieren. Tabelle 15 bietet eine Übersicht, ob und wie die einzelnen österreichischen Bundesländer diese Natura 2000-Steuerungsgruppen handhaben.

Informationen zur Umsetzung der Schutzgebietsbetreuung in den einzelnen Bundesländern finden sich in Schwann (2007). Allerdings enthält dieses Dokument keine weiteren Hinweise auf bestehende Natura 2000-Steuerungsgruppen im Sinne einer Zusammenarbeit mit lokalen Stakeholdern. Lediglich die Be- deutung des Kontaktes, der Zusammenarbeit zwischen Schutzgebietsbetreuung und lokalen Stakeholdern wird betont. Wie dies geschieht bleibt offen.

Tabelle 15: Umsetzung von Natura 2000-Steuerungsgruppen in Österreich

Land Name Datum Management- oder Steuerungsgruppen Zusammensetzung Aufgaben und Kompetenzen

Burgenland Mag. Dr.

Andreas

Ranner 8. 08.

2008 (Mail)

Teilweise:

• Natura 2000-Gebiet "Parndorfer Platte - Heideboden": Verein "Interessensgemein- schaft Europaschutzgebiet Parndorfer Plat- te - Heideboden"

• "Weideverein Ramsargebiet Lafnitztal"

Evtl. zukünftig IG Hanság im neuen Natura 2000-Gebiet Hanság

Bezug auf die IG Parndorfer Platte:

VertreterInnen der Gemeinden, der Landwirt- schaft, der lokalen Jägerschaft sowie von Naturschutz-NGOs

Sie erhalten keine Aufwandsentschädigung.

Aussagen in Bezug auf die IG Parndorfer Platte:

Umsetzungsmaßnahmen im Natura 2000 - Gebiet im Konsens aller Betroffenen bzw.

InteressensvertreterInnen durchführen, Inter- essens-ausgleich. Gezielte Projekte im Gebiet in der IG besprechen;

Die IG hat keine rechtliche Entscheidungs- kompetenz, wird aber in die Entscheidungen (z.B. Erstellung der Gebietsverordnung) mit- einbezogen.

Kärnten

DI Mag.

Johann Wagner

21. 08.

2008 (Mail)

Managementgruppen oder Fachausschüsse existierten nur im Zusammenhang mit der Erstellung von so genannten Managementplä- nen bzw. Bewirtschaftungsplänen (bis 2005).

GrundbesitzerInnen, BewirtschafterInnen, GemeindevertreterInnen, Tourismusbetreiber, Interessensvertretungen aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, FachexpertIn- nen, Naturschutzabteilung

Sie erhielten keine Aufwandsentschädigung.

Sie brachten sich bzw. ihre Ideen in den Pro- zess ein und seitens der koordinierenden Stelle (Naturschutzabteilung des Landes Kärn- ten) wurde versucht, diesen Wünschen, Anre- gungen so weit als möglich nachzukommen.

Nieder- österreich

Mag.

Arno Aschauer

1. 07.

2008 (Tel.)

Nein; Mit der Planung der Managementpläne waren technische Büros beauftragt. In den Projektgruppen waren VertreterInnen der Landesregie- rung, der NGOs und etwa der Landwirtschaftskammer involviert. Die Entwürfe der Managementpläne befanden sich im Sommer 2008 zur Stel- lungnahme bei den zuständigen Gemeinden. Für eine zukünftige Schutzgebietsbetreuung wurde zur Zeit der Befragung ein Konzept erarbeitet.

Ein Pilotprojekt zur Schutzgebietsbetreuung war in Planung (Stand Juli 2008).

Oberösterreich

Dr. Josef

Hartl 24. 06.

2008 (Tel.)

In einigen OÖ-Natura 2000-Gebieten existie- ren „Fachausschüsse“. Bereits im Jahr 2001 wurde in der Naturschutz-Novelle festgehalten, dass in den einzelnen Natura 2000-Gebieten Fachausschüsse gegründet werden können, wenn die Betroffenen das wollen.

In OÖ waren zwei Gebietsbetreuungen (Inn- viertel und Donautal – seit 2007) installiert mit der Aufgabe, Kontakt zu GrundeigentümerIn- nen, InteressensvertreterInnen herzustellen und zu pflegen.

Bezirksbauernkammer, GemeindevertreterIn- nen, PolitikerInnen, LandwirtInnen, Forstwir- tInnen, Tourismus, BehördenvertreterInnen, GebietsbetreuerInnen;

Die Mitglieder erhalten eine finanzielle Auf- wandsentschädigung (etwa in der Höhe eines Gemeinderatgeldes).

Die Aufgabe der Fachausschüsse ist im OÖ Naturschutzgesetz geregelt: Erstellung eines Weißbuches (als Grundlage für den Land- schaftspflegeplan), Erstellung eines Land- schaftspflegeplanes (Managementplan), Aus- weisung der Europaschutzgebiete §24:

Schutzgüter, Richtlinien

Ob die Fachausschüsse nach der Erstellung des Landschaftspflegeplanes weiter bestehen, ist noch offen, da die Landschaftspläne außer in einem Gebiet noch in Bearbeitung waren (Stand Juni 2008).

Land Name Datum Management- oder Steuerungsgruppen Zusammensetzung Aufgaben und Kompetenzen

Steiermark

Dr. Rein-

hold Turk 30. 07.

2008 (Tel.)

Nicht in der Erstellung der Managementpläne, diese wurde an Firmen vergeben, die sich an die Vorgaben des Landes halten mussten. Die Mana- gementpläne sind bereits für die wichtigsten Gebiete abgeschlossen (Stand Juli 2008) und verfügen aber über keinen Rechtscharakter. In der Phase der Erstellung der Managementpläne musste jedoch „Kontakt“ mit lokalen Stakeholdern (etwa Kammer, GrundeigentümerInnen, jeder der von den Maßnahmen betroffen sein könnte) hergestellt werden, jedoch nur informativer Charakter.

Für jedes Europaschutzgebiet ist/wird eine Gebietsbetreuung installiert. Manche Gebietsbetreuungen laufen über Vereine (z.B. Naturparkverein) bzw. über eine Nationalparkorganisation. Die/der GebietsbetreuerIn stellt eine Mittelsperson zwischen den lokalen Stakeholdern und den Verwal- tungseinheiten dar. Über die Zusammensetzung und Agenden dieser Vereine wurden keine Informationen eingeholt.

Tirol

Mag.

Christian

Plössnig 18. 07.

2008 (Tel.)

Ja; Steuerungsgruppen existieren in einigen Natura 2000-Gebieten (z.B. Schwemm, Vils- alpsee, Hohe Tauern, Fließer Sonnenhänge, Engelswand).

BürgermeisterIn, TourismusvertreterInnen, LW-Kammer, Forstinspektion, VertreterInnen der GrundeigentümerInnen, Schutzgebiets- betreuerIn, Landesvertretung.

Die / der SchutzgebietsbetreuerIn ruft die Sitzungen ein und leitet diese auch. Insgesamt 12-15 Personen.

Die Beteiligten erhalten keine Aufwandsent- schädigung.

Verordnungen besprechen, Managementpläne besprechen, alle Maßnahmen in den Gebieten besprechen.

Vorarlberg

DI Max

Albrecht 18. 07.

2008 (Tel.)

Ja in einigen Gebieten; auch über die Erstel- lung der Managementpläne hinaus; In den zwei Gebieten (Verwall und Bangs-Matschels) wurden partizipative Planungen in Mediations- verfahren umgesetzt. In kleineren Gebieten wurden Arbeitsgruppen installiert (z.B. Bre- genzerachschlucht).

Umweltausschuss, Landwirtschaftsausschuss, GebietsbetreuerIn, Gebietsverantwortliche (VertreterInnen der Landesregierung), Bür- germeisterIn, Jägerschaft

Die Beteiligten erhalten keine Aufwandsent- schädigung.

Konfliktentschärfung und Inwertsetzung loka- len Wissens.

Ziel der Arbeitsgruppen ist ein Informations- austausch, ein Diskussionsforum. So werden in der Arbeitsgruppe Managementmaßnahmen diskutiert, Beschilderungsstandorte abgespro- chen und der alle 6 Jahre fällige Bericht über den Erhaltungszustand diskutiert. Bspw. wird ein geplanter Weg durch ein Moorgebiet be- sprochen. Die Managementpläne wurden bereits für alle Natura 2000-Gebiete erstellt.

Viele Stakeholder sind ehrenamtlich involviert.

Wien

DI Betti- na Scheider- bauer

11. 05.

2009 (Tel.)

„Institutionalisierte“ Managementgruppen existieren nicht. Nur im Gebiet Bisamberg (LIFE-Natur Projekt) wurde ein Managementplan gemeinsam mit der Gemeinde entwickelt. Es gibt keine Schutzgebietsbetreuungen – die Magistratsabteilungen sind für das Management zuständig. Der Kon- takt zu Stakeholdern läuft über direkten Kontakt mit den GrundeigentümerInnen / BewirtschafterInnen. Viele Flächen sind im Besitz der Stadt Wien – deshalb gibt es etwa im Nationalpark keine „lokalen Stakeholder“.

Wie aus den explorativen ExpertInneninterviews zu Beginn des Dissertationsprojektes hervorgegangen ist, wurden in Oberösterreich in den Natura 2000-Gebieten Steuerungsgruppen eingerichtet. Diese Grup- pen setzen sich aus unterschiedlichen Interessensvertretungen zusammen und entscheiden, was im jewei- ligen Natura 2000-Gebiet passieren soll und erarbeiten einen Managementplan. In Oberösterreich sind diese Gruppen rechtlich festgehalten und mit einem sehr hohen Entscheidungsspielraum ausgestattet. In Frankreich sind ebenfalls derartige Steuerungsgruppen eingesetzt und mit Budget ausgestattet worden (Suske, 2008). Aufgrund dessen, dass die oberösterreichischen Steuerungsgruppen-Teilnehmenden eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhalten, und den Auswahlkriterien der Fallstudien entsprechen, wurde der Verantwortliche am Land Oberösterreich telefonisch kontaktiert, und zu näheren Informatio- nen über diese Gruppen befragt.

So wurde mit der Novelle im Jahr 2001 im Oberösterreichischen Naturschutzgesetz festgehalten, in den einzelnen oberösterreichischen Natura 2000-Gebieten Fachausschüsse zu gründen, wenn die Betroffenen dies wollen. Ziel dieser Fachausschüsse ist der Vertragsnaturschutz und die Einhaltung von Förderver- einbarungen im weitesten Sinne. Das Naturschutzgesetz regelt die Aufgabe eines Fachausschusses (Hartl, 2008): (i) der Fachausschuss erstellt ein Weißbuch, das besagt, ob Maßnahmen im Gebiet „weiß“

bleiben, oder weiterhin durchgeführt werden dürfen. Das Weißbuch bietet die Grundlage für einen Land- schaftspflegeplan und regelt im Wesentlichen die menschliche Tätigkeit in den jeweiligen Gebieten:

Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus, Gewerbe, Wirtschaft, Hubschrauberrundflüge, Schiff- fahrt; (ii) die Erstellung eines Landschaftspflegeplanes. Dies ist derzeit noch in Bearbeitung (Stand Juni 2008), wobei vereinzelt diese Pläne bereits fertig gestellt wurden. (iii) die Ausweisung der Europa- schutzgebiete (§24). Die Fachausschüsse setzen sich aus VertreterInnen der Bezirksbauernkammern, der Gemeinden, der Land- und Forstwirtschaft, des Tourismus und der Behörden zusammen. Auch jeweils ein(e) GebietsbetreuerIn ist in diesem Ausschuss. Die Mitglieder der Fachausschüsse erhalten eine finan- zielle Entschädigung in der Summe von etwa dem Betrag, den Gemeinderäte für die Teilnahme an Ge- meindesitzungen bekommen.

Trotz des relativ frühen Kontakts mit dem oberösterreichischen Natura 2000-Ländervertreter und den kommunizierten potentiellen Nutzens einer Befragung auch für die Fachausschüsse wurde eine Befra- gung von einem oder zwei Fachausschüssen in Oberösterreich von Seiten des Landes schließlich abge- lehnt. Das Angebot, den Fragebogen gemeinsam an für die Fachausschüsse etwaigen kritischen Stellen im Fragebogen zu verändern, konnte nicht überzeugen. Die Gründe dafür dürften vielseitig sein. Neben den fehlenden zeitlichen Ressourcen von Seiten des Landes wurde die schwierige Zusammenarbeit mit und in den bestehenden Fachausschüssen, die in einigen Regionen stark emotionalisierten Diskussionen (Strauß-Wachsenegger, 2008) in Verbindung mit den Natura 2000-Gebieten genannt. Auch in jenem Gebiet wo bereits ein Landschaftspflegeplan vorlag, wurde keine Befragung von Seiten der Landesver- waltung gestattet. Ein weiteres Argument bezog sich darauf, dass die Fachausschüsse wohl nur für die Zeit der Erstellung der Landschaftspflegepläne bestehen dürften. Die Ergebnisse aus der wissenschaftli- chen Erhebung wären somit nicht mehr relevant für die Naturschutzabteilung und die einzelnen Fachaus- schüsse. Diese Ablehnung ist bedauerlich, deutet aber auf die problematische Umsetzung von Natura 2000-Steuerungsgruppen und auf eine schwierige Zusammenarbeit und damit auf die Relevanz der vor- liegenden Studie hin.

Aufgrund des Ausscheidens der oberösterreichischen Fallstudien und anknüpfend an die bereits erfolgte Erhebung der Natura 2000-Praxis in den Bundesländern wurden zwei Tiroler Steuerungsgruppen in Ab- sprache mit dem Tiroler Natura 2000-Ländervertreter und mit den jeweiligen SchutzgebietsbetreuerInnen als Fallstudien aufgenommen: die Steuerungsgruppe des Tiroler Natura 2000-Gebietes Schwemm und die Steuerungsgruppe des Natura 2000-Gebietes Vilsalpsee. Die Aufgaben dieser Gruppen umfassen

etwa die Umsetzung von Verordnungen besprechen, Managementpläne und alle Maßnahmen in den Ge- bieten besprechen. Die Steuerungsgruppen treffen sich etwa alle 2-3 Monate, jeweils einen Nachmittag (3 Stunden), um aktuelle Probleme zu besprechen (Plössnig, 2008). Die Steuerungsgruppen setzen sich meist aus dem BürgermeisterIn, Tourismusvertretung, Landwirtschaftskammer, Forstinspektion, Vertre- terInnen der GrundeigentümerInnen und Schutzgebietsbetreuung zusammen (Plössnig, 2008).